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2020-7 Imported from YouTube, Was Sprache mit unserem Gehirn anstellt | Mai & Lisa

Was Sprache mit unserem Gehirn anstellt | Mai & Lisa

Wer ist denn da?

* Titelmelodie *

Untertitel: ARD Text im Auftrag von Funk (2017)

Freunde der Sonne, heute habe ich einen besonderen Gast bei mir.

Das ist Lisa.

Lisa ist Deutsch-Expertin.

Wir kennen uns eigentlich schon.

Wir machen nämlich zusammen das Nachhilfeformat "Musste wissen".

Da macht Mai Chemie und ich mach Deutsch.

Heute schauen wir uns an, was Sprache mit unserem Gehirn macht.

Und aus aktuellem Anlass auch,

mit welchen sprachlichen Tricks uns Politiker beeinflussen.

Okay, gerade als Naturwissenschaftler denkt man sich gerne:

Sprache, bla bla, bla blubb. Fachbegriffe sind ja schön und gut.

Aber jeder weiß: echte Wissenschaft macht man nur mit Zahlen.

Das ist natürlich Quatsch.

Bzw. es ist naiv zu glauben, dass man den Großteil der Menschen

mit trockenen Zahlen überzeugen kann.

Ich kann da nur auf unser Video zu den Fake-News verweisen.

Was Menschen vielmehr beeinflusst, wenn auch viel subtiler, ist Sprache.

Das fängt schon an, wenn wir Babys sind.

Also dann, wenn wir noch gar keine Sprache verstehen außer Babysprache.

Ah, wer ist denn da?

Ja wer ist denn da?

Kennt ihr doch, oder?

Unerträglich hohe Stimme, melodischer Singsang, absurde Gestik.

(sehr hoch) Ja wer ist denn da?

Diese Baby- oder Ammensprache ist überall auf der Welt gleich.

Es geht eigentlich nicht um die Worte, sondern um die Art und Weise,

wie das Ganze übermittelt wird.

Diese Babysprache dient zur sozialen Bindung. Aber mehr noch:

Ohne diese übertriebene, emotional aufgeladene Sprache

würden wir als Kinder die Sprache erst gar nicht erlernen,

glauben manche Linguisten.

Wir würden unser Leben lang sprachlos bleiben.

Ja, das ist ganz wichtig, was wir hier machen! Ganz wichtig!

Sprache ist also viel mehr als nur Wörter.

Das merkt man v.a. dann,

wenn Wörter keine konkrete, sondern symbolische Bedeutung bekommen.

Bei Metaphern z.B.

Metaphern sind bildhafte Sprachausdrücke,

wo Wörter oder Begriffe aus ihrem eigentlichen Zusammenhang

in einen anderen Sinnbereich übertragen werden.

Beispiel für eine Metapher: jemandem das Herz brechen.

Natürlich kann man ein Herz nicht brechen, man könnte es zerstechen,

zerdrücken oder in einem Vakuum ...

Ja, jetzt reichts!

Anderes Beispiel: jemandem das Wasser reichen.

Ich weiß nicht, ob Mark der Richtige für mich ist.

Du, ich glaub, der kann dir nicht das Wasser reichen,

Oder: den Nagel auf den Kopf treffen.

Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen!

Und jetzt das Unglaubliche:

Linguisten und Neurologen fanden heraus, dass unser Gehirn

auf Metaphern, also auf übertragene Bedeutung, anders reagiert

als auf wörtlich Gemeintes.

Man steckte Probanden in einen MRT, also eine Art Hirnscanner,

und beobachtete, welche Gehirnsregionen

bei bestimmten Sätzen aktiv werden.

Z.B. sie beißt in einen Apfel oder sie beißt ins Gras.

Bei Sätzen mit übertragener Bedeutung wurde nicht nur

der präfrontalen Kortex aktiv, also der Teil des Gehirns,

der für komplexe Bedeutungs- verarbeitung zuständig ist,

sondern auch der Motorkortex,

der für Bewegung von Arm und Bein zuständig ist.

Also kann man sagen, Metaphern bewegen uns.

Übertragen und buchstäblich.

Aber das ist noch nicht alles.

Habt ihr euch schon mal gefragt,

warum ein abweisender Mensch kalt ist?

Und ein liebevoller Mensch warm?

Neuropsychiater erklären das damit, dass zwischenmenschliche Interaktion

dieselben Gehirnsregionen aktiviert wie physische Erlebnisse.

Z.B. das Empfinden von Wärme oder Kälte.

Nach dieser Theorie sind Metaphern

nicht willkürliche oder gesellschaftliche Konstrukte,

sondern sie haben ihre Wurzeln im Gehirn.

So erklärt sich dann auch die Metapher gebrochenes Herz.

Bei Liebeskummer und auch bei sozialer Ausgrenzung

werden dieselben Gehirnsregionen aktiviert wie bei physischem Schmerz.

Deswegen ist der Vergleich zwischen einem gebrochenen Bein

und gebrochenem Herzen eigentlich nur logisch.

Der Linguist George Lakoff sagt dazu:

"Wir reden nicht in Metaphern, wir denken in Metaphern".

Okay, wir reden also, wie wir denken.

Das leuchtet erst mal ein.

Einige Forscher gehen aber noch einen Schritt weiter.

Die behaupten, dass die Sprache unser Denken beeinflusst.

Wer von euch könnte jetzt spontan nach Norden zeigen?

Also ich jetzt nicht.

Norden, warte mal ...

Nee, warte, der Pfeil ... nee.

Aborigines z.B. gebrauchen in ihrer Sprache keine relativen Raumangaben

wie rechts und links, sondern Himmelsrichtungen.

Infolge fällt es den Aborigines

ziemlich leicht, sich nach Himmelsrichtungen zu orientieren,

während bei uns manche Schwierigkeiten damit haben,

Google Maps zu folgen.

Hier, oder? ... Nee.

Wenn wir denken wie wir sprechen, dann kann man behaupten,

dass die Deutschen viel schadenfreudiger sind

als z.B. die Amerikaner.

Im Englischen gibt es nämlich gar kein Wort für Schadenfreude.

Manche benutzen da einfach das deutsche Wort.

(mit engl. Akzent) Schadenfreude.

Klar, es ist nicht so, dass man keine Schadenfreude empfinden kann,

wenn man kein Wort dafür hat.

Aber Wissenschaftler sind sich einig,

dass Sprache unser Denken in gewisse Bahnen lenkt.

Jetzt kommen wir zum interessanten Teil:

Wenn Sprache unser Denken beeinflusst, wie kann man sie nutzen,

um andere zu überzeugen oder zu manipulieren?

Wie setzen Politiker Sprache ein, um uns zu gewinnen?

Das erfahrt ihr in Teil 2.

Den gibt es bei Lisas Kanal. Link dazu in der Info-Card.

Und in der Videobeschreibung.

Und gleich in der End-Card.

Schadenfreude. - End-Card. - Klick it!

1,2,3: Schönschlau. Du musst schon mitsagen! - Ach so.

Schönschlau!

Wenn ihr uns kitzeln wollt:

klickt hier für Deutsch, da für Schönschlau

und hier oben für Chemie.

Ich möchte nicht, dass ihr mich anfasst.

Was Sprache mit unserem Gehirn anstellt | Mai & Lisa What language does to our brain | Mai & Lisa Che cosa fa il linguaggio al nostro cervello O que a linguagem faz ao nosso cérebro | Mai & Lisa

Wer ist denn da? Who is there?

* Titelmelodie *

Untertitel: ARD Text im Auftrag von Funk (2017) Subtitle: ARD Text on behalf of Funk (2017)

Freunde der Sonne, heute habe ich einen besonderen Gast bei mir. Friends of the sun, today I have a special guest with me.

Das ist Lisa.

Lisa ist Deutsch-Expertin.

Wir kennen uns eigentlich schon.

Wir machen nämlich zusammen das Nachhilfeformat "Musste wissen". We do the tutoring format "Must know" together.

Da macht Mai Chemie und ich mach Deutsch. Mai is doing chemistry and I'm doing German.

Heute schauen wir uns an, was Sprache mit unserem Gehirn macht. Today we're looking at what language does to our brain.

Und aus aktuellem Anlass auch, And on the current occasion too,

mit welchen sprachlichen Tricks uns Politiker beeinflussen. What linguistic tricks politicians use to influence us.

Okay, gerade als Naturwissenschaftler denkt man sich gerne: Okay, especially as a scientist you like to think to yourself:

Sprache, bla bla, bla blubb. Fachbegriffe sind ja schön und gut. Language, blah blah, blah blubb. Technical terms are all well and good.

Aber jeder weiß: echte Wissenschaft macht man nur mit Zahlen. But everyone knows: real science is only done with numbers.

Das ist natürlich Quatsch. This is nonsense, of course.

Bzw. es ist naiv zu glauben, dass man den Großteil der Menschen Or. it is naive to believe that you can get the bulk of people

mit trockenen Zahlen überzeugen kann. can convince with dry numbers.

Ich kann da nur auf unser Video zu den Fake-News verweisen. I can only refer you to our video on the fake news.

Was Menschen vielmehr beeinflusst, wenn auch viel subtiler, ist Sprache.

Das fängt schon an, wenn wir Babys sind. It starts when we are babies.

Also dann, wenn wir noch gar keine Sprache verstehen außer Babysprache.

Ah, wer ist denn da?

Ja wer ist denn da? Yes who is there?

Kennt ihr doch, oder? You know, don't you?

Unerträglich hohe Stimme, melodischer Singsang, absurde Gestik. Unbearably high voice, melodic singsong, absurd gestures.

(sehr hoch) Ja wer ist denn da? (very high) Yes who is there?

Diese Baby- oder Ammensprache ist überall auf der Welt gleich. This baby or nurse language is the same all over the world.

Es geht eigentlich nicht um die Worte, sondern um die Art und Weise, It's not really about the words, it's about the way

wie das Ganze übermittelt wird. how the whole thing is conveyed.

Diese Babysprache dient zur sozialen Bindung. Aber mehr noch:

Ohne diese übertriebene, emotional aufgeladene Sprache Without this exaggerated, emotionally charged language

würden wir als Kinder die Sprache erst gar nicht erlernen, we wouldn't even learn the language as children

glauben manche Linguisten.

Wir würden unser Leben lang sprachlos bleiben.

Ja, das ist ganz wichtig, was wir hier machen! Ganz wichtig!

Sprache ist also viel mehr als nur Wörter.

Das merkt man v.a. dann, One notices that especially

wenn Wörter keine konkrete, sondern symbolische Bedeutung bekommen. when words get symbolic rather than concrete meaning.

Bei Metaphern z.B.

Metaphern sind bildhafte Sprachausdrücke, Metaphors are pictorial language expressions

wo Wörter oder Begriffe aus ihrem eigentlichen Zusammenhang where words or concepts from their actual context

in einen anderen Sinnbereich übertragen werden. be transferred to another area of meaning.

Beispiel für eine Metapher: jemandem das Herz brechen. Example of a metaphor: breaking someone's heart.

Natürlich kann man ein Herz nicht brechen, man könnte es zerstechen,

zerdrücken oder in einem Vakuum ...

Ja, jetzt reichts!

Anderes Beispiel: jemandem das Wasser reichen. Another example: holding hands to someone.

Ich weiß nicht, ob Mark der Richtige für mich ist. I don't know if Mark is right for me.

Du, ich glaub, der kann dir nicht das Wasser reichen, You, I think he can't hold a candle to you,

Oder: den Nagel auf den Kopf treffen. Or: hit the nail on the head.

Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen!

Und jetzt das Unglaubliche:

Linguisten und Neurologen fanden heraus, dass unser Gehirn Linguists and neurologists found that our brains

auf Metaphern, also auf übertragene Bedeutung, anders reagiert reacts differently to metaphors, i.e. to transferred meaning

als auf wörtlich Gemeintes.

Man steckte Probanden in einen MRT, also eine Art Hirnscanner,

und beobachtete, welche Gehirnsregionen

bei bestimmten Sätzen aktiv werden.

Z.B. sie beißt in einen Apfel oder sie beißt ins Gras. Eg she bites an apple or she bites the grass.

Bei Sätzen mit übertragener Bedeutung wurde nicht nur

der präfrontalen Kortex aktiv, also der Teil des Gehirns, the prefrontal cortex active, i.e. the part of the brain

der für komplexe Bedeutungs- verarbeitung zuständig ist, who is responsible for complex meaning processing,

sondern auch der Motorkortex,

der für Bewegung von Arm und Bein zuständig ist.

Also kann man sagen, Metaphern bewegen uns. So you can say that metaphors move us.

Übertragen und buchstäblich. Transferred and literally.

Aber das ist noch nicht alles.

Habt ihr euch schon mal gefragt, Have you ever wondered

warum ein abweisender Mensch kalt ist? why a rejecting person is cold?

Und ein liebevoller Mensch warm?

Neuropsychiater erklären das damit, dass zwischenmenschliche Interaktion

dieselben Gehirnsregionen aktiviert wie physische Erlebnisse. activates the same brain regions as physical experiences.

Z.B. das Empfinden von Wärme oder Kälte.

Nach dieser Theorie sind Metaphern

nicht willkürliche oder gesellschaftliche Konstrukte, not arbitrary or social constructs,

sondern sie haben ihre Wurzeln im Gehirn.

So erklärt sich dann auch die Metapher gebrochenes Herz. This explains the broken heart metaphor.

Bei Liebeskummer und auch bei sozialer Ausgrenzung In case of lovesickness and social exclusion

werden dieselben Gehirnsregionen aktiviert wie bei physischem Schmerz.

Deswegen ist der Vergleich zwischen einem gebrochenen Bein

und gebrochenem Herzen eigentlich nur logisch.

Der Linguist George Lakoff sagt dazu:

"Wir reden nicht in Metaphern, wir denken in Metaphern".

Okay, wir reden also, wie wir denken.

Das leuchtet erst mal ein. That makes sense at first.

Einige Forscher gehen aber noch einen Schritt weiter.

Die behaupten, dass die Sprache unser Denken beeinflusst. They claim that language influences our thinking.

Wer von euch könnte jetzt spontan nach Norden zeigen? Who of you could now spontaneously point north?

Also ich jetzt nicht.

Norden, warte mal ...

Nee, warte, der Pfeil ... nee.

Aborigines z.B. gebrauchen in ihrer Sprache keine relativen Raumangaben Aborigines, for example, do not use relative spatial information in their language

wie rechts und links, sondern Himmelsrichtungen. like right and left, but cardinal points.

Infolge fällt es den Aborigines As a result, it falls to the Aborigines

ziemlich leicht, sich nach Himmelsrichtungen zu orientieren, fairly easy to orientate yourself according to cardinal points,

während bei uns manche Schwierigkeiten damit haben, while with us some have difficulties

Google Maps zu folgen. Follow Google Maps.

Hier, oder? ... Nee.

Wenn wir denken wie wir sprechen, dann kann man behaupten, If we think as we speak, then one can say

dass die Deutschen viel schadenfreudiger sind that the Germans are much more malicious

als z.B. die Amerikaner. than, for example, the Americans.

Im Englischen gibt es nämlich gar kein Wort für Schadenfreude. In English there is no word for schadenfreude.

Manche benutzen da einfach das deutsche Wort. Some just use the German word.

(mit engl. Akzent) Schadenfreude.

Klar, es ist nicht so, dass man keine Schadenfreude empfinden kann,

wenn man kein Wort dafür hat.

Aber Wissenschaftler sind sich einig,

dass Sprache unser Denken in gewisse Bahnen lenkt. that language guides our thinking in certain ways

Jetzt kommen wir zum interessanten Teil:

Wenn Sprache unser Denken beeinflusst, wie kann man sie nutzen, If language influences our thinking, how can it be used

um andere zu überzeugen oder zu manipulieren? to convince or manipulate others?

Wie setzen Politiker Sprache ein, um uns zu gewinnen?

Das erfahrt ihr in Teil 2.

Den gibt es bei Lisas Kanal. Link dazu in der Info-Card.

Und in der Videobeschreibung.

Und gleich in der End-Card.

Schadenfreude. - End-Card. - Klick it!

1,2,3: Schönschlau. Du musst schon mitsagen! - Ach so.

Schönschlau!

Wenn ihr uns kitzeln wollt:

klickt hier für Deutsch, da für Schönschlau click here for German, there for clever

und hier oben für Chemie.

Ich möchte nicht, dass ihr mich anfasst. I don't want you to touch me.