tagesthemen 18.12.2021, 23:35 Uhr - Omikron breitet sich in Europa aus: Staaten versuchen auf Welle zu reagieren
Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.
Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (18.12.2021)
Heute im Studio: Caren Miosga
Guten Abend.
Wenn wir aus der Wissenschaft hören, Delta ist eine Welle,
aber Omikron ist eine Wand, meinen sie das hier:
Diese Kurve zeigt, wie viele Menschen sich in London
mit der Delta-Variante neu infiziert haben seit Oktober.
Seit Mitte November Omikron.
Das Virus verbreitet sich in einem schwindelerregenden Tempo.
Deshalb hat der Bürgermeister von London den Notstand ausgerufen.
Ihm geht das gesunde Personal aus auch bei Polizei und Feuerwehr.
Da viele in Europa das fürchten, was Großbritannien erlebt,
versuchen alle Länder, die biologische Gefahr zu bannen:
Mit mehr Impfungen, Boostern,
auch mit strengeren Regeln für alle:
Die Niederlande gehen ab morgen in einen neuen harten Lockdown.
Christian Blenker über einen Kontinent mit dem Rücken zur Wand.
Die Nachricht war noch gar nicht raus, da war der Weihnachtsmann
im niederländischen Breda schon mächtig unter der Decke.
Die Leute können sich doch anpassen, mit Regeln und Abstand.
Aber dieser Lockdown?
Wir müssen doch Geld verdienen.
Schnell machte die Runde, dass die Niederlande wieder dichtmachen.
Viele versuchten in letzter Minute,
Geschenke zu kaufen oder zum Friseur zu gehen.
Ministerpräsident Rütte verkündete am Abend harte Maßnahmen.
Fast alle Geschäfte, Gaststätten und Schulen
müssen von morgen an schließen.
Jeder Haushalt darf nur zwei Besucher empfangen.
Eine Ausnahme sind Heiligabend, die Weihnachtsfeiertage und Silvester.
An diesen Tagen sind pro Haushalt maximal vier Gäste erlaubt.
Drinnen wie draußen.
Seit Tagen breitet sich Omikron auch in Großbritannien aus.
Mit schnellen Booster-Impfungen
wollen sie die Lage in den Griff bekommen.
Londons Bürgermeister Khan sieht sich angesichts der Lage
auf den Intensivstation gezwungen, drastische Schritte einzuleiten.
In den letzten 24 Stunden hatten wir in London 26.000 neue Fälle,
die höchste Zahl seit Pandemiebeginn.
Die Zahl der Krankenhauseinweisungen geht hoch,
immer mehr Personal fällt aus.
Ich habe den Katastrophenfall ausgerufen.
Schon gestern reagierte Dänemark auf die steigenden Zahlen.
Immer öfter wird Omikron auch hier nachgewiesen.
Deshalb lässt Ministerpräsidentin Frederiksen
ab morgen Theater, Kinos und Freizeitparks schließen.
Es schmerzt mich, die Kultur ist hart getroffen.
Ihr lebt davon, uns Dänen zu versammeln.
Aber wir brauchen nun das Gegenteil:
Wir müssen wieder weniger Menschen sehen und mehr Abstand halten.
Erst im September hatte Dänemark mit dem Freedom Day
das Ende der Restriktionen gefeiert.
Konzerte mit 50.000 Menschen waren wieder erlaubt.
Wie vor der Pandemie.
Doch dann kam Omikron.
Besonders unter jungen Menschen
scheint sich das Virus zu verbreiten.
In Dänemark testen sie viel und genau, jede Probe wird sequenziert.
Sie glauben, dass die Variante sich nicht nur hier ausbreitet.
Ich glaube, dass es eine Dunkelziffer in Europa gibt.
In vielen Länder wird nur jede zehnte Probe untersucht.
Da hilft nur, schnell nachzuimpfen, sagen sie in Dänemark.
Zur Not mit medizinisch ungeschultem Personal.
Diese Mitarbeitenden des Zivilschutzes
üben noch an der Hühnchenbrust.
Bald sollen sie beim Boostern helfen.
Und unter diesen Eindrücken hat die Bundesregierung gerade entschieden:
Ab Montag ist Großbritannien Virusvariantengebiet.
Wer von dort einreist nach Deutschland,
muss für zwei Wochen in Quarantäne - auch Geimpfte und Genesene.
Für Dänemark und Frankreich
gilt ab morgen die etwas weichere Regel bei der Einreise:
Zehn Tage Quarantäne für alle, die nicht geimpft sind oder genesen.
Damit sind alle Nachbarländer Deutschlands Hochrisikogebiete -
mit Ausnahme von Luxemburg.
In Deutschland gingen heute wieder Tausende auf die Straße,
um gegen Politik und mögliche Impfpflicht zu protestieren.
Wer auf die Straße geht, ist sichtbar
und bekommt Platz in den Nachrichtensendungen wie dieser.
Doch das heißt nicht,
dass dieser Protest einen breiten Platz in der Gesellschaft hat.
Viele stört, dass eine Minderheit so laut ist.
So beginnen sie, selbst den Ton anzugeben.
♪ Ode an die Freude ♪
Peter Schmidt ist zufrieden.
Die Ode an die Freude hallt über die Dächer im thüringischen Greiz.
Das ist auch sein Werk:
Eine Stimme für die, die der Hass und die Gewalt
vieler Gegner der Corona-Maßnahmen Angst machen.
Ich hoffe, dass es ankommt.
Vor allem bei denen, die nicht draußen sind.
Dass sie merken, es gibt viel mehr Leute,
die so denken und sagen würden:
Wir wollen keinen offenen Nahkampf auf der Straße haben,
nicht in unserer Stadt.
Offenen Nahkampf gibt es vergangen Samstag in Greiz.
Bis zu 1000 Menschen wollen entgegen aller Auflagen
einen Protestzug gegen Corona-Maßnahmen durchsetzen.
14 Beamte werden verletzt,
zwei so schwer, dass sie vorübergehend dienstunfähig sind.
Diesen Samstag ist es anders:
Schon am Nachmittag wappnet sich die Polizei.
Peter Schmidt und seine Mitstreiter bereiten ihre Aktion vor:
Greiz dreht auf!
Ein Bündnis von Kulturvereinen und -einrichtungen der Stadt,
der evangelischen Kirche und aktiven Bürgern.
Das hat sich nach der Gewalt
vom vergangen Wochenende spontan zusammengefunden.
An einem Kreisverkehr haben sie Pappfiguren aufgestellt.
Eine Demo, in Einklang
mit den thüringischen Infektionsschutz-Auflagen.
Symbol für die stille Mehrheit der Stadt,
die auch Sorgen und Nöte hat wegen der Pandemie, so Martina Högger.
Sie hat heute alles koordiniert.
Wir wollen alle erreichen, innezuhalten und sich zu überlegen,
dass wir am Ende der Pandemie hier leben.
Uns immer noch in die Augen schauen sollen.
Und wenn alle einen Gang runterschalten ...
Dass man sich nicht beschimpfen muss.
An diesem Samstag bleibt es friedlich in Greiz.
Demonstranten hätten stattdessen zu Protesten in Plauen aufgerufen.
Wir sind inzwischen bei einer Impfquote von 70 Prozent,
über 30 Prozent haben sich schon den Booster abgeholt.
Das RKI schreibt dazu, dass die Quote höher liegen könnte,
da die Erfassung nicht ganz präzise ist.
So erleben wir die Diskussion um ein Impf-Register.
Der Nachrichtenüberblick mit Susanne Daubner:
Bundestagspräsidentin Bas
hat sich für ein solches Register ausgesprochen.
Mit Blick auf die geplante Impfpflicht für Personal
im Gesundheitswesen beklagte Bas in der "Welt am Sonntag":
Exakte Zahlen fehlten.
Es gebe nur Schätzungen,
wonach 90 Prozent der Pflegekräfte geimpft seien.
Bislang melden Impfzentren und Arztpraxen die Zahl der Impfungen
an das RKI, die Daten werden aber nicht weiter aufgeschlüsselt.
Der britische Brexit-Minister Frost ist zurückgetreten.
Er bestätigte am Abend Medienberichte,
dass er die Regierung verlässt.
Hintergrund ist ein Konflikt mit Premier Johnson.
Frost kritisierte in einem Brief dessen Plan, Steuern zu erhöhen.
Frost hatte das Brexit-Abkommen mit der EU ausgehandelt
und versuchte, es nachträglich zu ändern.
Die Türkei will ihre Beziehungen zu Ländern in Afrika weiter ausbauen.
In Istanbul empfing Präsident Erdogan Staats- und Regierungschefs
zum dritten Türkei-Afrika-Gipfel.
Seit Erdogans Amtsantritt
hat das Land seinen Einfluss dort deutlich ausgebaut.
So steht die Türkei in direkter Konkurrenz etwa zu China und Europa.
Auf den Philippinen starben durch einen Taifun
mindestens 31 Menschen.
Laut Katastrophenschutzbehörde
mussten 300.000 Menschen ihre Häuser verlassen.
Inseln und Städte wurden isoliert,
Strom- und Kommunikationsleitungen für Millionen Menschen unterbrochen.
Der Sturm hatte zwei Tage gewütet
und war der bisher schwerste Taifun dieses Jahres auf den Philippinen.
Morgen jährt er sich zum fünften Mal,
der folgenschwerste islamistische Anschlag in Deutschland:
Auf dem Berliner Breitscheidplatz.
Das Schlimmste: Er hätte verhindert werden können.
Anis Amri war den Behörden bekannt als militanter Islamist.
Sie hätten ihn vielleicht stoppen können,
wäre er unter Beobachtung geblieben.
Zwölf Menschen kamen damals brutal ums Leben.
Ein weiterer
starb vor wenigen Wochen an den Folgen seiner Verletzung.
Die Überlebenden tragen die Narben bis heute an Leib und Seele.
Auch die Sanitäter, Polizistinnen und Feuerwehrleute.
Kerstin Breinig.
Das schlimmste Erlebnis in all meinen Jahren.
Die ersten Bilder kommen wieder hoch.
Sehr beklemmend, die Namen zu lesen.
Die wollten nur die Vorweihnachtszeit genießen.
Unschuldige Opfer.
Einfach nur grausam.
Fast fünf Jahre sind seit dem Anschlag vergangen.
Losgelassen hat der Einsatz Frank Hoedt bis heute nicht.
Um 20.11 Uhr traf er auf dem Breitscheidplatz ein.
Er war der damals Einsatzleiter Rettungsdienst.
Seine Aufgabe: Verletzte sichten, die Rettung koordinieren.
Und im zweiten Schritt mit der Mordkommission
die Verstorbenen unter dem Lkw und an den Weihnachtsständen ... ja ...
Zwölf Tote bergen sie damals.
Hoedt erinnert sich an die Stille am Einsatzort,
obwohl so viele Menschen dort waren.
Alle funktionieren -
dass es ein Anschlag war, realisiert Hoedt erst später.
Es hat für ihn Folgen:
Posttraumatische Belastungsstörung.
Ein Dienstunfall, der Jahre später anerkannt wird.
Der Einsatz bewegt mich immer wieder.
Es gibt immer wieder Situationen, wo Gedanken hochkommen.
Aufgrund 'ner Szene im Fernsehen, oder man wird drauf angesprochen.
Etwas anderes machen wollte er nie.
Inzwischen arbeitet Frank Hoedt in der Leitstelle.
Der Job macht mir immer noch Spaß.
Es ist schön, wenn man Leuten helfen kann.
Den Breitscheidplatz meidet er seitdem.
Weihnachtsmärkte besucht er nicht mehr.
Diese Vorweihnachtszeit ist für mich vorbei.
Umso beeindruckender,
dass Frank Hoedt für uns an diesen Ort zurückgekehrt ist.
Die ruhige Zeit hat er erwähnt, nach der sich viele sehnen.
Wohl auch die Profis der Fußball-Bundesliga.
Der letzte Spieltag läuft vor der Winterpause.
Dann ist Beine hochlegen angesagt für zwei Wochen.
Und das auch verdient.
Die Spieler von Eintracht Frankfurt
gehen mit einem breiten Grinsen in die Weihnachtspause.
Sie gehören zur Mannschaft der Stunde.
Vor ein paar Wochen war Frankfurt unten in der Tabelle.
Dann schafften die Mannschaft mit Trainer Glasner die Wende.
Seit November startet Frankfurt richtig durch.
Sammelt jede Menge Siege
und gewinnt auch heute mit 1:0 gegen Mainz.
Ein gelungener Jahresabschluss.
Eintracht-Trainer Glasner begeistert:
Auch gegen Mainz hält Frankfurts Serie an.
Nun sechs Siege aus sieben BL-Spielen.
Wir haben wahnsinnig viel investiert,
damit wir aus diesem Rumpelstart rauskommen.
Dafür sind wir belohnt worden.
Frankfurt in Schwarz die überlegene Mannschaft.
Nach 35 Minuten das verdiente 1:0 durch Lindström.
Kein Abseits - das Tor korrekt.
Von den Gästen aus Mainz kommt zu wenig.
Burkardts Schuss kein Problem für Keeper Trapp.
Auch nach dem Wechsel Frankfurt zunächst aktiver.
Rustic schießt an die Latte.
In der Schlussphase wird Mainz besser.
Zwingende Aktionen bleiben aber Mangelware.
Die Eintracht gewinnt 1:0.
Trainer Glasner ist mit seinem Spielstil angekommen.
Uns war klar, dass es dauert, bis sich die Automatismen einspielen,
bis die Jungs die Idee von Oliver Glasner verinnerlichen.
Das haben sie in den letzten Wochen sehr gut gemacht.
Nach dem Stotterstart fliegt der Eintracht-Adler auf Platz fünf.
Platz fünf - da wäre Frankfurts Ex-Trainer Hütter
mit seinem neuen Verein gerne.
Doch er steckt mit Gladbach in der Krise.
Statt sich zu entspannen
wird er sich über die Feiertage viele Gedanken machen.
18 Gegentore in fünf Spielen.
Auch, wenn der Sieg gegen Hoffenheim heute zum Greifen nah war:
Am Ende hat es nicht gereicht.
Nach vier Spielen ohne Sieg
holte Gladbach-Trainer Hütter mit seinem Team einen Punkt.
Die Diskussionen im Vorfeld - kein Thema.
Ich konzentriere mich auf meinen Job
und auf das, was ich beeinflussen kann.
Das Rundherum interessiert mich nicht.
Interessiert haben ihn aber die Chancen seines Teams.
Die besten Gladbacher Möglichkeiten hatten Embolo und Thuram.
Embolo macht es in der 35. Minute besser.
1:0, die Führung für Gladbach.
Vorerst ein Befreiungsschlag.
Bis zur Nachspielzeit, dann traf Akpoguma,
der späte Ausgleich für Hoffenheim.
Der Treffer regulär, der Torschütze nicht im Abseits.
Ich beurteile Leistungen, die war heute nicht gut.
Wenn man so auf die Fresse bekam wie wir, ist es schwer, zu spielen.
Der Punkt war wichtig.
Aber bei vielen Sachen müssen wir ansetzen.
Anders bei Hoffenheim, sie überwintern auf Platz vier.
Die weiteren Ergebnisse:
Bob-Pilot Francesco Friedrich bleibt im Olympia-Winter ungeschlagen.
Auch im Zweier-Bob.
Heute gewinnt er auf seiner Heimbahn in Altenberg.
Sein Teamkollege Christoph Hafer jubelt über Platz zwei.
Auch beim Rennrodeln sind die Deutschen top.
Rodler Johannes Ludwig ist nicht zu stoppen.
Beim Weltcup in Innsbruck-Igls holte er den dritten Saisonsieg.
Der Oberhofer glänzte schon am Start mit Bestzeiten,
fuhr im ersten Lauf Bahnrekord.
Den Vorsprung baute er im zweiten Lauf aus
und verteidigte die Weltcup-Führung.
Zweiter wurde Wolfgang Kindl (Österreich)
vor Dominik Fischnaller (Italien).
Max Langenhan war zur Halbzeit Vierter,
stürzte aber im zweiten Lauf.
Die schönste Pflicht des Skisprungtages:
Präsentation des Siegers.
Karl Geiger gewinnt in Engelberg (Schweiz).
Der Oberstdorfer ist nach dem ersten Durchgang Zweiter.
Mit diesem 140-Meter-Flug lässt er alle hinter sich
und baut seinen Vorsprung im Weltcup aus.
Der vierte Podestplatz der Saison, zum zweiten Mal die Nationalhymne.
Noch sechs Tage.
Claudia, die Fragen häufen sich, wie wohl das Weihnachtswetter wird.
Es war selten so schwer wie in diesem Jahr,
zu sagen, was genau passiert.
Es kommt warme Luft aus Südwesten.
Kalte Luft liegt über den Weihnachtsfeiertagen
über dem Nordosten.
Die Frage ist, was passiert dazwischen?
Große Temperaturunterschiede hängt zusammen mit den Luftmassen.
Es ist nicht sicher, wo genau die Grenze liegt.
An der Luftmassengrenze kann es kräftig schneien.
Wettermodelle werden alle Stunden neu ausgerechnet.
Die haben immer neue Ergebnisse.
In der Nacht Hochnebel.
Am Nordrand vom Mittelgebirge leichter Regen.
Morgen gibt es im Süden etwas Sonne.
Im Laufe des Tages bleibt es trüb und grau.
Im Nordosten Sonne.
Die nächsten Tage mehr Sonne, aber kälter.
Hier folgt das Wort zum vierten Sonntag im Advent
mit einer besonderen Krippenfigur.
Uns gibt's morgen wieder an gleicher Stelle.
Bis dahin, schönes Wochenende.
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