Gibt es Orte, die wir nie erreichen können?
Gibt es eine Grenze, die wir niemals überschreiten werden?
Orte, die wir nie erreichen können, egal, wie sehr wir uns anstrengen?
Ja, die gibt es.
Selbst mit Science-Fiction-Technologie
werden wir immer in einer Ecke des Universums
und dem begrenzten Kram, der sich darin befindet, gefangen bleiben.
Aber wie viel Universum haben wir zur Verfügung?
Und wie weit könnten wir darin kommen?
(Neugierige Musik)
Wenn du in die Sterne blickst, denkst du vielleicht,
dass es sie immer geben wird.
Ein scheinbar ewiger Kreislauf des Entstehens und Vergehens.
So ewig ist der aber gar nicht.
Zum Beispiel die Milchstraße.
Sie hat einen Durchmesser von bis zu 200.000 Lichtjahren
und enthält zwischen 100 und 400 Milliarden Sterne.
Was glaubst du, wie viele Sterne hier jedes Jahr entstehen?
Tausende? Millionen?
Die richtige Antwort lautet: etwa drei.
Drei neue Sterne pro Jahr.
95 Prozent aller Sterne, die es im Universum je geben wird,
wurden bereits geboren.
Wir befinden uns am Ende der Ära der Sternentstehung.
Am Anfang vom Ende des Universums, wie wir es kennen.
Denn es entstehen immer weniger neue Sterne.
Und noch was:
Offenbar bewegt sich das Universum auch mit Vollgas von uns weg.
Die Milchstraße ist nicht allein.
Mit der Andromeda-Galaxie und mehr als 50 Zwerggalaxien
bildet sie die Lokale Gruppe, eine Region im All,
die etwa zehn Millionen Lichtjahre durchmisst.
Unsere galaktische Nachbarschaft.
Hunderte Galaxiengruppen wie die Lokale Gruppe
bilden den Laniakea Supergalaxienhaufen,
der selbst nur einer von unzähligen solchen Superhaufen ist.
Insgesamt bilden etwa zwei Billionen Galaxien
das aktuell beobachtbare Universum.
Allerdings sind 94 Prozent der Galaxien, die wir sehen können,
für uns bereits für immer unerreichbar.
Selbst wenn wir mit Lichtgeschwindigkeit reisen könnten.
Lassen wir das mal kurz wirken.
Die einfache Tatsache, dass es überhaupt eine Grenze für uns gibt,
dass es so viel Universum gibt, das wohl kein Mensch je berühren wird,
ist irgendwie beängstigend.
Aber warum sind all diese Galaxien bereits außer Reichweite?
Tja, das hat etwas mit dem Grund zu tun,
wieso es Galaxien überhaupt gibt.
Dem Urknall.
Das ist jetzt ziemlich vereinfacht.
Aber kurz gesagt war das junge Universum
zehn hoch minus 36 Sekunden nach dem Urknall
nur eine sehr kleine Energieblase,
allerdings keine komplett einheitliche.
Manche Bereiche waren ein winzig kleines bisschen dichter als andere,
was massive Auswirkungen hatte.
In einem Vorgang namens "kosmologische Inflation"
dehnte sich das beobachtbare Universum sehr schnell aus,
von der Größe einer Murmel auf Billionen Kilometer
in einem Billionstel einer Sekunde.
So schnell, dass es all die winzigen Dichteunterschiede
von subatomischen zu galaktischen Distanzen auseinanderzog.
Und deshalb gibt es im Universum dichtere und weniger dichte Regionen.
Eine Art Universumsnischen,
in denen etwas mehr drin ist als im All darum herum.
Nach dieser kurzen, aber heftigen Ausdehnung
begann die Schwerkraft, alles wieder zusammenzuziehen.
In den dichteren Nischen gewann sie.
Und mit der Zeit wurden daraus Gruppen von Galaxien
wie die, in der wir heute leben.
Die Lokale Gruppe ist unsere Nische im Universum.
Außerhalb dieser dichteren Nischen
hat die Ausbreitung des Alls aber nie aufgehört.
Unsere Lokale Gruppe
ist zwar von jeder Menge Strukturen und Galaxien umgeben,
aber nichts davon ist durch Schwerkraft an uns gebunden.
Je weiter sich das Universum ausdehnt,
umso größer werden die Distanzen zwischen uns und den anderen Nischen.
Und noch schlimmer: Die Ausdehnung wird auch immer schneller.
Wir wissen nicht, wieso.
Also haben wir uns Dunkle Energie ausgedacht.
Stell dir das vor wie einen unsichtbaren Effekt,
der die Ausdehnung des Universums beschleunigt.
Diese Konzepte werden wir in einem anderen Video noch genauer erklären.
Zunächst musst du nur wissen,
dass sich das Universum immer schneller ausdehnt.
Durch diese Ausdehnung gibt es um uns herum einen kosmologischen Horizont.
Was sich dahinter befindet,
bewegt sich in Relation zu uns schneller als Lichtgeschwindigkeit.
Also ist alles hinter diesem Horizont
unwiederbringlich aus unserer Reichweite.
Und wir werden niemals wieder damit interagieren können.
Gewissermaßen wie der Ereignis- horizont eines Schwarzen Lochs,
aber um uns herum.
94 Prozent der heute sichtbaren Galaxien
haben diesen Horizont bereits überschritten
und sind für uns für immer verloren.
Aber halt. Wenn wir nicht mehr mit ihnen interagieren können,
wieso können wir sie dann immer noch sehen?
Tja, wir sehen Dinge nur dank Licht.
Lichtgeschwindigkeit ist zwar die schnellste Art,
durchs Universum zu reisen,
trotzdem dauert es einfach, von A nach B zu kommen.
Jede Sekunde erreicht uns Licht von Billionen Galaxien,
die den Horizont bereits überschritten haben.
Als sie dieses Licht abstrahlten, waren sie noch viel näher bei uns.
Wir sehen also ihre Vergangenheit und ihre damalige Position.
Das beobachtbare Universum ist also viel größer als der Teil davon,
mit dem wir tatsächlich interagieren können.
Das Universum zieht sozusagen eine Riesenshow für uns ab
und lässt uns Orte sehen, die wir niemals erreichen werden.
Wir wissen nicht, wie diese Galaxien heute aussehen,
und werden das auch nie.
Wir werden sie aber noch lange betrachten können.
So lange, wie ihr Licht unsere Teleskope erreicht.
Interessanterweise bedeutet das auch, dass das beobachtbare Universum
heute immer noch den Anschein erweckt,
als würde es sich weiter ausbreiten.
Denn nach wie vor kommt Licht, das vor Milliarden Jahren
von superweit entfernten Galaxien ausging, bei uns an.
Aber eines Tages werden alle Universumsnischen
außerhalb der Lokalen Gruppe
hinter unseren kosmologischen Horizont rutschen.
Dann wird uns von ihnen kein Licht mehr erreichen.
Und aus unserer Perspektive
werden sie langsam in der Dunkelheit verschwinden.
Jede Sekunde deines Lebens rutschen 60.000 Sterne hinter den Horizont.
In der Zeit, die dieses Video jetzt schon läuft,
sind circa 23 Millionen Sterne
für immer aus unserer Reichweite verschwunden.
Na gut. Aber wenn 94 Prozent des beobachtbaren Universums
hinter dem kosmischen Horizont und für immer unerreichbar sind,
bleiben uns immer noch theoretisch erreichbare sechs Prozent.
Das ist immer noch jede Menge.
Sämtliche Galaxienischen,
die weniger als 18 Milliarden Lichtjahre entfernt sind.
Sie bewegen sich zwar auch von uns weg,
aber so langsam, dass wir sie theoretisch erreichen könnten,
auch wenn die Chancen mit jeder Sekunde sinken.
Alles, was mehr als etwa fünf Millionen Lichtjahre weg liegt,
entfernt sich von uns.
Aber die nächstgelegenen Galaxiengruppen
entfernen sich am langsamsten,
also bleibt noch Zeit, um zu ihnen zu gelangen.
Allerdings ist das eine riesige Herausforderung.
Selbst für Typ-3-Zivilisationen.
Selbst mit Lichtgeschwindigkeit würde eine Reise zur Maffei-Gruppe,
der nächstgelegenen Galaxienische außerhalb der Lokalen Gruppe,
elf Millionen Jahre dauern.
Wenn irgendeine hochmotivierte, weitentwickelte Zivilisation
sich dieser Aufgabe annimmt,
könnte sich ihr Einflusskreis
auf Hunderte oder sogar Tausende Galaxien erweitern.
Mit der Zeit dehnt sich das Universum allerdings immer weiter aus,
und irgendwann wären diese Galaxiengruppen
für immer voneinander getrennt.
Die Menschheit wird diese Reise also ziemlich sicher niemals unternehmen.
Jedenfalls nicht mit den Technologien,
die bis jetzt irgendwie in Aussicht sind.
Wahrscheinlich ist die Lokale Gruppe die größte Struktur,
der wir je angehören werden.
Schon einfach zu anderen Sternen zu reisen,
wäre eine unglaubliche Leistung.
Es wäre schon ein Riesenerfolg,
wenn wir unseren kosmischen Hinterhof besiedeln könnten.
Und der macht gerade mal 0,00000000001 Prozent
des beobachtbaren Universums aus.
Während die Dunkle Energie
den Rest des Universums immer weiter wegschiebt,
wird die Lokale Gruppe immer dichter.
Alle ihre Galaxien, groß und klein,
werden in den nächsten paar Milliarden Jahren
nach und nach zu einer enormen elliptischen Galaxie
mit dem langweiligen Namen "Milchdromeda" verschmelzen.
Dieser Prozess könnte sogar riesige Gaswolken zusammenpressen
und vorübergehend eine neue Ära der Sternentstehung entzünden.
Dieses neue Licht kommt dann gerade recht.
Denn irgendwann sind die Galaxien außerhalb der Milchdromeda
so weit weg, dass ihr Licht nicht mehr erkennbar ist.
Ist es erst so weit, wird uns nie wieder irgendeine Information
von außerhalb der Lokalen Gruppe erreichen.
Das Universum wird ganz außer Sichtweite geraten.
Weit in der Zukunft werden Wesen in der Milchdromeda wohl denken,
dass das Universum nur aus ihrer eigenen Galaxie besteht.
Wie weit sie auch ins All blicken,
sie sehen nur noch mehr Leere und Dunkelheit.
Da ist keine kosmische Hintergrundstrahlung,
und sie werden nichts über den Urknall erfahren können.
Vielleicht wissen sie nichts von den Dingen, die wir heute wissen.
Wie sich das Universum ausdehnt, wann das anfing und wie es enden wird.
Sie denken vielleicht, das Universum sei statisch und unendlich.
Die Milchdromeda, eine Insel inmitten der Dunkelheit.
Wo es auch immer dunkler und dunkler wird.
Mit ihren Billionen Sternen
ist die Lokale Gruppe aber immer noch ein großer Spielplatz,
der die Menschheit noch für eine ganze Weile bei Laune halten wird.
Immerhin haben wir noch nicht einmal herausgefunden,
wie wir unser Sonnensystem verlassen können.
Wir haben noch mindestens Dutzende Milliarden Jahre,
um unsere Galaxie zu erforschen.
Und wir haben das unglaubliche Glück, genau zu dem Zeitpunkt zu existieren,
an dem wir am Nachthimmel nicht nur unsere Zukunft,
sondern auch unsere weit entfernte Vergangenheit sehen können.
So isoliert die Lokale Gruppe auch sein mag,
sie ist unser Zuhause,
und sie ist ein absolut spektakuläres Zuhause.
(Vogelzwitschern, ruhige Musik)