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Von den Gleichnissen

Von den Gleichnissen

Viele beklagen sich, daß die Worte der Weisen immer wieder nur Gleichnisse seien, aber unverwendbar im täglichen Leben, und nur dieses allein haben wir. Wenn der Weise sagt: »Gehe hinüber«, so meint er nicht, daß man auf die andere Seite hinübergehen solle, was man immerhin noch leisten könnte, wenn das Ergebnis des Weges wert wäre, sondern er meint irgendein sagenhaftes Drüben, etwas, das wir nicht kennen, das auch von ihm nicht näher zu bezeichnen ist und das uns also hier gar nichts helfen kann. Alle diese Gleichnisse wollen eigentlich nur sagen, daß das Unfaßbare unfaßbar ist, und das haben wir gewußt. Aber das, womit wir uns jeden Tag abmühen, sind andere Dinge.

Darauf sagte einer: »Warum wehrt ihr euch? Würdet ihr den Gleichnissen folgen, dann wäret ihr selbst Gleichnisse geworden und damit schon der täglichen Mühe frei.«

Ein anderer sagte: »Ich wette, daß auch das ein Gleichnis ist.« Der erste sagte: »Du hast gewonnen.«

Der zweite sagte: »Aber leider nur im Gleichnis.«

Der erste sagte: »Nein, in Wirklichkeit; im Gleichnis hast du verloren.«

[Kafka: Prosa aus dem Nachlaß, S. 201 ff. Digitale

Bibliothek Band 1: Deutsche Literatur, S. 56969

(vgl. Kafka-GW Bd. 8, S. 72 ff. )]

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Von den Gleichnissen ||parables Από τις παραβολές From the parables De las parábolas Des paraboles たとえ話から Av liknelserna З притч 寓言中

Viele beklagen sich, daß die Worte der Weisen immer wieder nur Gleichnisse seien, aber unverwendbar im täglichen Leben, und nur dieses allein haben wir. |complain||||||||||parables|||unusable||daily||||||| Many complain that the words of the wise are again and again only parables, but of no use in everyday life, and that is the only thing we have. Wenn der Weise sagt: »Gehe hinüber«, so meint er nicht, daß man auf die andere Seite hinübergehen solle, was man immerhin noch leisten könnte, wenn das Ergebnis des Weges wert wäre, sondern er meint irgendein sagenhaftes Drüben, etwas, das wir nicht kennen, das auch von ihm nicht näher zu bezeichnen ist und das uns also hier gar nichts helfen kann. ||wise|||over|||||||||||go over||||||||||||ways||||||any|legendary|||||||||||||||||||||||| When the wise man says, "Go over," he does not mean that one should cross over to the other side, which one could still achieve if the result of the journey were worthwhile, but rather that he means some fabulous over there, something that we do not know, which cannot be specified by him either and which cannot help us here at all. Alle diese Gleichnisse wollen eigentlich nur sagen, daß das Unfaßbare unfaßbar ist, und das haben wir gewußt. |||||||||incomprehensible||||||| All these parables really only want to say that the incomprehensible is incomprehensible, and we knew that. Aber das, womit wir uns jeden Tag abmühen, sind andere Dinge. |||||||struggle||| But what we struggle with every day are different things.

Darauf sagte einer: »Warum wehrt ihr euch? ||||resist|| Then one said: “Why are you fighting back? Würdet ihr den Gleichnissen folgen, dann wäret ihr selbst Gleichnisse geworden und damit schon der täglichen Mühe frei.« would||||||||||||||||| If you were to follow the parables, then you would have become parables yourself and thus free from daily toil. "

Ein anderer sagte: »Ich wette, daß auch das ein Gleichnis ist.« Der erste sagte: »Du hast gewonnen.« ||||bet|||||||||||| Another said, "I'll bet that's a simile too." The first said, "You won."

Der zweite sagte: »Aber leider nur im Gleichnis.« The second said: "But unfortunately only in parable."

Der erste sagte: »Nein, in Wirklichkeit; im Gleichnis hast du verloren.« The first said, “No, really; you have lost in the parable. "

[Kafka: Prosa aus dem Nachlaß, S. |prose|||posthumous writings| [Kafka: Prose from the estate, p. 201 ff. and Digitale

Bibliothek Band 1: Deutsche Literatur, S. 56969

(vgl. see Kafka-GW Bd. |1|Bd 8, S. 72 ff. )]