Sendung: tagesthemen 05.08.2020 22:25 Uhr - massiver Explosion in Beirut
Themen der Sendung: Nach massiver Explosion in Beirut: Wie hart trifft die Katastrophe die Menschen im Libanon?, Der Kommentar, Hauptangeklagter im Fall Walter Lübcke gesteht Mord, Wie weit ist Deutschland bei der Suche nach dem Corona-Impfstoff?, Weltweiter Wettlauf: Russen wollen beim Impfen die Ersten sein, Weitere Meldungen im Überblick, Maler Sean Scully gibt Karlsruhe einen Korb, Das Wetter
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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen
mit den tagesthemen.
Heute im Studio: Caren Miosga
Guten Abend zu den tagesthemen,
am Tag nach der Explosion in Beirut,
die selbst auf Zypern zu hören war:
240 km entfernt.
Es sieht danach aus,
als könnten die mehr als 130
tödlich Verletzten noch leben.
Als wären über 5000 weitere
unversehrt,
hätten in der Stadt
die Behörden ihren Job gemacht.
Die, die zuständig waren
für Lagerhaus 12 im Hafen,
wo Tonnen einer hochexplosiven
Chemikalie gelagert waren.
Wohl fünf Jahre lang,
ohne besonderen Schutz.
300.000 Menschen in Beirut
sind auf einen Schlag ohne Obdach.
Ramin Sina und Vera Rudolph.
Für Anchal Vohra war es
das schönste Viertel in Beirut.
Jetzt: alles kaputt.
Jeder hat alles verloren.
Wir wissen nicht,
wie viele Tote es gibt.
Seit gestern sind sie
und ihr Mann obdachlos.
Seit vier Jahren leben sie in Beirut.
Die Schritte in ihre Wohnung
kosten sie heute Kraft.
Ihr altes Leben: in Trümmern.
Was haben wir uns Gedanken gemacht,
uns gestritten, wo was hinkommt.
Welche Bilder hängen wir auf?
Dann ist das in einer Sekunde weg,
komplett weg.
Die Druckwelle der Explosion
gestern gegen 18 Uhr:
Wenige Kilometer entfernt.
Auf allen Straßen das gleiche Bild
in der Nähe des Hafens:
Chaos, Suche nach Verwandten,
Verletzten, Toten.
Jeder hilft, wo er kann.
Die Versorgung der Verletzten
ist in der Nacht besonders schwierig:
Immer wieder Stromausfälle.
Das Gesundheitswesen
ist sowieso am Anschlag.
Viele: völlig überfordert.
Der Bürgermeister der Stadt blickt
am Morgen entsetzt auf seine Stadt,
die er kaum wiedererkennt.
Das Ausmaß der Zerstörung
ist sehr groß.
Es sind sicher Milliarden.
Allein der Hafen:
Milliarden von Dollar.
Der Hafen: der wichtigste
Handelshafen des Libanon.
Umschlagplatz für 85 %
der Getreidevorräte des Landes.
2750 Tonnen Ammoniumnitrat
wurden hier jahrelang gelagert,
ohne Sicherheitsvorkehrungen.
Laut Regierung:
Ursache für die Explosion.
Was passiert ist,
wird Folgen nach sich ziehen.
Die Verantwortlichen
werden den Preis bezahlen.
Das ist ein Versprechen
an die Märtyrer und Verwundeten.
Dies ist
eine nationale Verpflichtung.
Anzeichen auf einen Anschlag
haben sich nicht verdichtet.
Die Hauptstadt in Schutt und Staub.
Der Libanon
steht erneut vor dem Wiederaufbau.
Die Menschen planen von Tag zu Tag,
von Nacht zu Nacht.
Anchal Vohra und Tilo Gummel
brauchen eine neue Unterkunft.
Sie haben ihr Zuhause verloren -
wie 300.000 Menschen in Beirut.
Ulrich Wagner arbeitet als
Regionalleiter beim DRK in Beirut
und ist uns jetzt zugeschaltet.
Guten Abend, Herr Wagner.
Guten Abend.
Haben Sie gestern gleich
nach dem Unglück helfen können?
Wir haben leider die Explosion
selber mitbekommen.
Wir waren in unserer Wohnung
und haben die Explosion gesehen.
Die Wohnung verwandelte sich
in Sekunden zur Trümmerstelle.
Der Grundsatz beim Helfen ist,
sich erst selber zu helfen.
Ich habe mich erst um die Familie,
dann um die DRK-Mitarbeiter
gekümmert.
Dann wurde mir das Ausmaß
der Verwüstung klar:
Es wurden Türen aus den Angeln
gerissen, Glassplitter überall.
Das war nicht nur bei mir so
und in der Nachbarwohnung,
sondern auch auf der Straße, überall
waren die Leute traumatisiert.
Voller Glassplitter,
viele schwere Verletzungen,
Leute saßen auf der Straße,
waren schockiert.
Sie haben erste Hilfe geleistet.
Leute mit großen Fleischwunden.
Und wir haben direkt das
libanesische Rote Kreuz unterstützt.
Die sind von der ersten Minute
an rausgefahren,
um den Schwerstverwundeten
zu helfen.
Die Krankenhäuser
sind in schlechtem Zustand.
Finden die vielen Verletzten
da überhaupt medizinische Hilfe?
Das ist immer noch
eines der Kernprobleme:
Die Krankenhäuser
hatten nicht die Kapazitäten,
mit der Anzahl der Verletzten
umzugehen, die auf einmal ankamen.
Sie mussten eine Triage anwenden,
also erst mal nur
die Schwerverletzten aufnehmen.
Heute Mittag wurden immer noch
schwerverletzte Patienten
eingeliefert.
Es gibt einen Rückstau an Leuten,
die nicht behandelt werden konnten.
Und viele Krankenhäuser
wurden stark beschädigt.
Da wurden zum Beispiel
Fensterscheiben zertrümmert.
Sogar Decken sind eingefallen.
Dann mit
so vielen Verletzten umzugehen,
das ist eine Aufgabe,
die noch bewältigt werden muss.
Viele Menschen haben auch
ihr Zuhause verloren.
Wie gehen die Menschen damit um?
Das ist ein Problem,
was oft übersehen wird.
Es gibt die Obdachlosen,
die auf der Straßen sitzen.
Viele versuchen,
sich aus dem Schock zu befreien.
Ihre Wohnungen zu reinigen,
einen Platz zum Schlafen zu haben.
Aber wir haben auf einmal
Hunderttausende Leute,
die ein Dach über dem Kopf brauchen.
Die einfachste lebensnotwendige
Gegenstände brauchen,
Küchenutensilien, Seife.
Da muss schnell geholfen werden,
auch mit Nothilfematerialien.
Viele Staaten haben angeboten,
Hilfsteams zu schicken.
Diese Katastrophe trifft das Land
in der größten Wirtschafts-
und Finanzkrise seiner Geschichte.
Kommt es wieder auf die Beine?
Das ist die Crux:
Wir haben es hier nicht mit
einer einzelnen Katastrophe zu tun,
sondern mit einer Überlappung
von vier Katastrophen:
Die Finanzkrise,
die politische Revolution.
Und die Corona-Krise brachte schon
die Krankenhäuser an ihre Grenzen.
Und jetzt noch diese Explosion.
Ich hoffe, ich glaube, ich wünsche,
dass Libanon auf die Beine kommt.
Aber das geht momentan
nur mit Hilfe von außen.
Danke, dass Sie
von Ihrer Arbeit berichtet haben.
Alles Gute für Sie.
Danke.
Das Gespräch
haben wir am Abend geführt.
Über die Not im Libanon
haben wir schon häufig berichtet.
Das Land kommt nicht mehr
aus der chronischen Finanzkrise.
Zigtausende können nicht mehr leben
ohne Hilfe von Organisationen
wie eben dem Roten Kreuz.
Deshalb gingen im Herbst
so viele auf die Straße
und riefen "Revolution" -
auch in Beirut.
Das war vor der Corona-Krise.
Alexander Stenzel.
Mit der ewigen Müllkrise
wuchsen die Müllberge
und der Unmut der Bevölkerung.
Der Abfall
sammelt sich in den Straßen,
denn der Staat schafft es nicht,
genug Mülldeponien zu bauen.
Dann kam die Bankenkrise.
2019 destabilisierten ein Mangel
an Dollar-Devisen im Bankensystem
und ein Wertverlust des
libanesischen Pfunds die Wirtschaft.
Es folgten Proteste, die sich
auf das ganze Land ausbreiteten.
Die Inflation frisst die Löhne auf,
die Menschen können sich
immer weniger leisten.
Viele verarmen.
Die Wirtschaftskrise wurde
durch härtere US-Sanktionen
gegen die Hisbollah verschärft.
Aus Protest verbrennen Anhänger
die US-Flagge.
Aus Sicht der US-Regierung ist die
Hisbollah eine Terror-Vereinigung,
weil sie
das Existenzrecht Israels bestreitet.
Kürzlich kam es zu Scharmützeln an
der libanesisch-israelischen Grenze.
Die Hisbollah ist mit Waffen
aus dem Iran ausgestattet.
Ein Staat im Staate, der das Land
in einen Krieg ziehen kann,
wie 2006 gegen Israel.
Das Land stolpert von einer
politischen Krise in die nächste.
Ministerpräsident Hariri musste 2019
wegen der Proteste zurücktreten
und Hassan Diab übernahm.
Es gab immer wieder
Regierungswechsel im Libanon.
Die haben nicht
für das Land gearbeitet,
sondern immer
für ihre Klientelinteressen.
Auch Diab
kann die Krisen nicht bewältigen.
Eine nicht zu kontrollierende
Hisbollah im Süden
und im Norden sozialer Sprengstoff.
1,5 Mio.
Flüchtlinge
allein aus Syrien.
Fast ein Viertel
der libanesischen Bevölkerung.
Seit Jahren leben die Syrer
unter erbärmlichen Bedingungen
wie hier im Bekaa-Tal.
Sie müssen mit Lebensmitteln,
Wasser und Strom versorgt werden.
Letzteres funktioniert nicht,
weil der Libanon sich
in einer Stromkrise befindet.
Auch in Beirut liefern die Stadtwerke
nur stundenweise Strom.
Die Katastrophe in Beirut
und die Not eines ganzen Landes.
Dazu die Meinung
von Esther Saoub (SWR),
die seit Jahren für die ARD
über die Region berichtet.
Pray for Lebanon -
dieser Gebetsaufruf geht heute
weltweit durch soziale Netzwerke.
Die Bilder aus Beirut sehen aus
wie Darstellungen der Apokalypse.
Aber es geht nicht
um eine Naturkatastrophe
oder göttliche Strafe.
Die Explosion im Hafen von Beirut
ist ebenso menschengemacht
wie die Bankenkrise
oder die Massenarbeitslosigkeit.
Demonstranten haben es über Wochen
durch die Straßen gerufen.
Eine unfähige Regierung
und Korruption sind verantwortlich
für den Zustand, der dem Libanon
nun um die Ohren geflogen ist.
Mit einem Knall, der die
Staatengemeinschaft aufgerüttelt hat.
Endlich kommt Hilfe.
Aber Feldlazarette aus Katar
oder Medikamente aus Frankreich
helfen nicht gegen die Dauerkrise
des Libanon.
Manche Länder,
die nun Mitgefühl äußern,
sind am desolaten Zustand
des Landes beteiligt.
Saudi-Arabien und Iran
mischen in der Politik mit.
Israel ist mit dem Land
formal im Krieg.
Der Libanon ist eingeklemmt
zwischen den Konflikten der Region
und wird bald wieder aus
der Aufmerksamkeit verschwunden sein.
Wann haben wir Deutschen
uns zuletzt daran erinnert,
dass im Libanon 1,5 Mio.
geflüchtete Syrer leben?
Ein Drittel der Bevölkerung.
Das wunderschöne Land
zwischen Strand und Gebirge
braucht mehr als Gebete.
Damit auf die Explosion
ein Aufbau folgen kann
und kein endgültiger Zusammenbruch.
Die Meinung von Esther Saoub.
Zu Ehren der Menschen in Beirut
strahlen heute Nacht viele Gebäude
weltweit in den Farben des Libanon.
Oder sie werden verdunkelt,
in Paris etwa der Eiffelturm.
Was ist geschehen am 1. Juni 2019
vor diesem Haus,
in dem Walter Lübcke
gelebt hat mit seiner Familie?
Ein Mann allein
könnte das mit Sicherheit sagen.
Er lässt alle im Unklaren,
welches der Geständnisse nun stimmt,
die er schon abgelegt hat
zum Mord am Regierungspräsidenten.
Heute hat das Gericht in Frankfurt
die dritte Variante gehört.
Jakob Schaumann.
"Ich habe geschossen":
Diese Worte lässt Stephan E.
heute in seinem Geständnis
von seinem Verteidiger verlesen.
Mit Markus H.
habe er die Tat durchgeführt.
Es ist die dritte Version
des Hauptangeklagten.
Entsprechend zurückhaltend
ist der Bundesanwalt.
In der ersten Einlassung wollte er
es als Alleintäter gewesen sein.
Später beschuldigte er
den Angeklagten H.,
als Unfall die Schussabgabe
veranlasst zu haben.
Heute sei er es gewesen.
Der Widerspruch
ist nicht aufgeklärt.
Zuvor zeichnet Stephan E.
das Bild einer Jugend voller Gewalt.
Sein Vater Alkoholiker, Rassist,
soll ihn und seine Mutter
regelmäßig geschlagen haben.
Die Tötung Lübckes nennt E. heute
"falsch, feige und grausam".
Für die Familie des Getöteten
ist der Prozesstag kaum zu ertragen.
Der Hauptangeklagte stellt sich als
Opfer der schwierigen Kindheit dar,
als Opfer von Radikalisierung.
Es entsteht der Eindruck,
als wenn so etwas in einer
so furchtbaren Tat enden muss.
Das ist für die Familie schrecklich,
das miterleben zu müssen -
gepaart mit süffisanten Blicken
des weiteren Angeklagten.
Markus H.,
wegen Beihilfe zum Mord angeklagt,
könnte durch das Geständnis erneut
in den Fokus der Ermittler rücken.
E. bezeichnet ihn als Mentor
und väterlichen Freund.
Der habe ihn manipuliert,
radikalisiert und aufgehetzt.
Gemeinsam habe man die Tat
geplant und umgesetzt.
Stephan E. hat Markus H.
sehr stark belastet.
Die Herausforderung
fürs Gericht ist zu checken:
Stimmt das,
passt das zu den Beweismitteln?
Das hat heute
im Gericht schon angefangen.
Stephan E. musste anhand
von Karten des Grundstücks erklären,
wann er wo war,
wie lief das genau ab.
Spannend, wie intensiv
das Gericht nachgefragt hat.
Markus H. schweigt.
Beweismittel fehlen,
dass er am Tatort war.
Am Ende des Verhandlungstages
belastet E.
Ex-Verteidiger Frank Hannig.
Hannig habe ihm geraten zu sagen,
dass Markus H. den tödlichen Schuss
auf Walter Lübcke abgegeben habe.
Für das Gericht geht es darum:
Wie glaubwürdig ist die heutige
dritte Version von Stephan E.?
Rechtsextreme drohten
am Wochenende übrigens wieder:
Nur geht es jetzt
um die Corona-Krise.
Wir sind bei der Hoffnung
eines großen Teils der Deutschen:
Bald einen Impfschutz zu haben,
um nicht an Covid-19 zu erkranken.
Russland steht kurz davor,
Massen zu impfen mit einem Stoff,
der noch nicht ganz erforscht ist.
Vorher: Wie weit
sind Forschende in Deutschland?
Ein kleiner Piks, große Hoffnungen.
Einer nach dem anderen
wird heute geimpft.
In der Spritze:
der Impfstoff der Firma Curevac.
Er täuscht dem Körper
Coronaviren vor,
damit sich eine Immunabwehr bildet.
Grundlage sind genetisch
ungefährliche Infos des Virus.
Etwa 200 Menschen
machen bei dem Test mit, freiwillig.
So kann ich mithelfen,
das Virus zu besiegen.
Covid-19 besiegen:
Zehn Unternehmen in Deutschland
versuchen das aktuell.
Sie entwickeln Impfstoffe.
Zwei testen ihren Impfstoff
am Menschen - auch Curevac.
Der Test am Menschen
besteht aus drei klinischen Phasen.
In Phase eins
geht es u.a. um Verträglichkeit
und eine Reaktion des Immunsystems.
In Phase zwei darum,
wie hoch die Dosierung sein muss,
in Phase drei um Wirksamkeit,
Impfschutz im Alltagsleben.
Normalerweise dauert eine Zulassung
acht bis zehn Jahre.
Jetzt soll es
deutlich schneller gehen.
In Tübingen nähert sich Phase eins,
der Verträglichkeitstest, dem Ende.
Aus den bisherigen Daten sehen wir,
dass die Impfung
gut verträglich und sicher ist.
Es zeichnet sich ab,
dass die ersten Signale
der Immunabwehr positiv sind.
Positiv gestimmt ist auch
die zweite Firma aus Deutschland,
die ihren Impfstoff
schon am Menschen testet.
Biontech aus Mainz
mit US-Konzern Pfizer als Partner.
Sie sind weiter,
verbinden die Phasen zwei und drei.
Sie prüfen, ob ihr Impfstoff
im Alltag vor Coronaviren schützt
an weltweit 30.000 Freiwilligen.
Biontech hofft, am Jahresende einen
zugelassenen Impfstoff zu haben.
Für die Zulassung in Deutschland
ist das Paul-Ehrlich-Institut
zuständig.
Dort sieht man Deutschland
auf gutem Weg.
Deutschlands Impfstoffentwickler,
die weit fortgeschritten sind,
spielen in der obersten Liga
weltweit mit.
Moderne Plattformtechnologien
für Impfstoffe werden eingesetzt.
Ich rechne damit,
dass zwei Impfstoffe
aus Deutschland stammen könnten.
Wenn es mehr werden, um so besser.
Ein Impfstoff für alle
Anfang nächsten Jahres:
Das hält der Präsident
des Instituts für möglich.
Doch dafür dürften
noch einige Pikse nötig sein.
Die Labore im Land sind schnell.
Aber anderswo auf der Welt haben sie
den Ehrgeiz, schneller zu sein:
In China, den USA und Russland.
Wir erleben gerade
ein antivirales Wettrüsten.
Dabei geht's auch ums Prestige
als Weltgesundheitspolizei.
Moskau treibt diesen Wettbewerb
auf die Spitze mit einem Impfstoff,
der noch nicht
vollständig getestet ist.
Wenn alles so liefe, wie es sich
die Regierung dort wünscht,
könnte der Kreml in die Geschichte
eingehen als Corona-Bezwinger.
Moskau-Halbmarathon am Wochenende.
16.000 Menschen, viele ohne Maske,
die meisten ohne Abstand.
Als gäbe es Corona nicht.
Moskau macht wieder auf
und viele vertrauen darauf,
dass es bald
Impfstoffe für alle gibt.
Ich habe davon gehört,
ich finde das sehr positiv.
Ich würde mich impfen lassen.
Hier wurden
die Impfstoffe entwickelt:
Im Moskauer Gamalei-Institut
und am Vector-Forschungszentrum
in Nowosibirsk.
Beides staatliche Einrichtungen.
Im Oktober
soll mit dem Impfen begonnen werden.
Auf dieser Konferenz
mit Präsident Putin
verkündete die stellvertretende
Ministerpräsidentin:
Die beiden Impfstoffe
sind sehr vielversprechend.
Einer soll
im August zugelassen werden.
Getestet wurden beide Impfstoffe
nur an unter 100 Freiwilligen.
Die wichtige Phase 3 der Tests
wird nur mit
einigen Hundert Teilnehmern beginnen.
Unverantwortlich
nennt das Vitali Swerjew,
der am Metschnikow-Institut
viele Impfstoffe erforscht hat.
Man kann einen Impfstoff
in einer Woche entwickeln
oder einem halben Jahr,
wie das jetzt der Fall ist.
Aber man kann in dem Zeitraum
nicht beweisen,
dass er ungefährlich
und effektiv ist.
Trotz vieler Warnungen:
30 Mio. Impfdosen sollen noch 2020
in Russland hergestellt werden,
weitere 170 Mio.
sollen Firmen im Ausland produzieren.
Russland will das erste Land mit
einem Impfstoff auf dem Markt sein.
Dabei gehe man bewusst Risiken ein,
warnen Kritiker.
Was da jetzt geschaffen wird,
ist etwas absolut Neues.
Solche Impfstoffe
gibt es noch nicht.
Wir wissen nicht,
wie es sich verhält
und was passiert,
wenn man sich ansteckt.
Oder wie lange die Immunität anhält.
Moskau kehrt zurück
in Richtung Normalität.
Auch dank der vielleicht
trügerischen Sicherheit,
die die Impfstoffe versprechen.
Manche Moskauer sind skeptisch.
Die Impfungen
werden nicht effektiv sein
und ich habe gehört,
dass es Nebenwirkungen geben soll.
Das geht alles zu schnell.
Man braucht Zeit,
um mehr Untersuchungen zu machen.
Erst dann sollte man
alle russischen Bürger impfen.
Ob die Impfstoffe erfolgreich
sein werden, das ist unklar.
Es wird noch lange dauern,
bis Corona wirklich vorbei ist.
Auch in Russland.
Noch müssen wir uns behelfen
mit klassischen Schutzmaßnahmen:
Abstand, Händewaschen,
Alltagsmasken.
Und die Masken-Pflicht wird in NRW
bald konsequenter durchgesetzt
in Bus und Bahn.
Weitere Nachrichten mit Jan Hofer.
Wer in Bus und Bahn ohne Maske ist,
muss künftig sofort 150 Euro zahlen,
so das Verkehrsministerium
in Düsseldorf.
Das soll
ab Mitte nächster Woche gelten.
Bislang werden in NRW
Bußgelder nur erhoben,
wenn sich Fahrgäste weigern,
die Maske aufzusetzen.
Auch andere Länder erheben Bußen,
in unterschiedlicher Höhe.
Die Post hat in der Corona-Krise
massiv profitiert.
Während die Geschäfte
geschlossen waren,
boomte der Pakethandel.
Anja Kohl.
Corona beschert
der Deutschen Post Hochkonjunktur.
Das Paketvolumen ist so hoch
wie sonst nur zu Weihnachten.
Der Konzern sei besser aufgestellt
als je zuvor, so Post-Chef Appel.
Im zweiten Quartal
stieg der Gewinn um 15 %.
Dank des Paketzuwachses von gut 20 %.
Viel Mehrarbeit für die Zustellenden.
Jeder von ihnen erhält einen
einmaligen Bonus von 300 Euro.
Die Post machte selbst
mit dem Frachtgeschäft Gewinn.
Den Ausfall der Passagiermaschinen,
die sonst Fracht transportieren,
kompensierte sie mit eigenen Fliegern
zu höheren Preisen.
Weihnachten werde
zu einer Herausforderung,
weil die Post
zusätzlich Personal braucht.
Der VfL Wolfsburg verpasst den Einzug
ins Viertelfinale der Europa League.
Die Mannschaft
verlor das Achtelfinal-Rückspiel
gegen Schachtar Donezk mit 0:3.
Vorbildlich immerhin Wolfburgs
Ersatzspieler in Kiew.
Auf dem Platz gelingt dem Team wenig.
Zwei Tore müssen sie schießen,
aber die Gastgeber dominieren
und sind der Führung deutlich näher.
Marlos an den Pfosten
nach 26 Minuten.
Mit viel Glück
steht es 0:0 zur Halbzeit.
In der zweiten Hälfte wird ein Foul
von Khocholava an Victor
nach Videobeweis zu Recht nicht
mit einem Elfmeter bestraft.
Das Foul -
klar außerhalb des Strafraums.
Der Freistoß von Brekalo die beste
und letzte Chance für Wolfsburg.
Donezk entscheidet die Sache
ab der 88. Minute.
Junior Moraes - das 1:0.
Zwei Minuten später
trifft Solomon zum 2:0.
Nach weiteren 60 Sekunden
ist die VfL-Pleite perfekt.
3:0. Moraes, der Endstand.
Raus aus der Europa League.
Die Reise nach Kiew hätte Wolfsburg
sich sparen können.
Die Art zu malen sagt viel
über den Maler selbst.
Sean Scully nennt seine Bilder
Selbstbildnisse.
Mit Linien, die er freihändig malt,
nie mit dem Lineal.
Es geht ihm wohl gegen den Strich,
wie deutsche Behörden so arbeiten.
Scully ist geboren in Irland,
hat einen amerikanischen Pass
und als Heimat hat er sich
Deutschland ausgesucht.
Da wollte er
sein Vermächtnis lassen,
millionenschwere Werke
der Kunsthalle Karlsruhe schenken.
In einem eigens erbauten
Scully-Schrein.
Daraus wird nun nichts.
Badener wie Schwaben
dachten ihm wohl zu kleinkariert,
es wurde ihm zu bunt
und die Kunsthalle geht leer aus.
Stefan Meier.
Was für ein Geschenk.
280 Bilder und Grafiken,
100 Mio. Euro schwer,
die Sean Scully der Staatlichen
Kunsthalle Karlsruhe überlassen will.
Baden-Württemberg
müsste begeistert sein.
Eine bedeutende Sammlung
eines international
bekannten Künstlers.
Das hört sich
auf den ersten Blick fantastisch an.
Offenbar nicht fantastisch genug,
denn heute zog Scully
die Schenkung zurück.
Was ist geschehen?
Die Kunsthalle hatte vor zwei Jahren
Werke von Sean Scully ausgestellt.
Der Künstler war so begeistert,
dass er der Kunsthalle den Vorschlag
mit der Schenkung machte.
Er hat diese Schenkung
mit Anforderungen verbunden,
über die man reden muss.
Anforderungen, von denen
ich nicht sagen kann,
die nehmen wir
ohne Wenn und Aber an.
Scully forderte
die dauerhafte Ausstellung
der Hälfte seiner geschenkten Werke,
auf 1000 Quadratmetern.
Der deutsche Museumsbund rät
von solchen Verpflichtungen ab.
Die Fläche sollte
in einem Neubau geschaffen werden,
der ohnehin geplant war, hier,
wo noch das Amtsgericht steht.
Die Justiz soll weichen,
aber das wird dauern.
Denkmalschutz,
vier Ministerien reden mit.
Baubeginn frühestens 2030,
Scully wäre dann 85.
Er fühlte sich hingehalten.
Bei der Stadt Karlsruhe
hätte man sich mehr Respekt
gegenüber dem Künstler gewünscht.
Jahrelang über
Bedingungen zu verhandeln.
Und zunehmend deutlich zu machen,
dass es nur
ein reduziertes Interesse gibt.
Dann eine Zeitachse vorzugeben,
die für den Künstler
niemals akzeptabel gewesen wäre.
Und dem Künstler damit
eher zu verstehen zu geben:
Wir schätzen das Angebot
doch nicht so richtig.
Das sei die falsche Vorgehensweise -
so sieht es auch der Künstler.
Nun sucht er für seine Werke
ein anderes Domizil.
Wahrscheinlich nicht
in Baden-Württemberg.
Die letzten Bilder dieser Sendung
schenkt uns Claudia Kleinert.
Du hast schon Hitze angesagt.
Werden das dann tropische Nächte?
Ja, das werden es.
Obwohl man noch gut draußen
sitzen kann.
Meine Farben gehen in Richtung rot.
Die kommenden Nächte
werden deutlich wärmer.
Insgesamt bleibt es sonnig
und es wird heißer.
Morgen kaum Wolkenfelder,
nur in der Nacht von der Nordsee
ein paar hohe Wolken.
Tagsüber nur wenige Wolken.
Sonne von früh bis spät.
Die nächsten Tage noch mehr Hitze.
Am heißesten in NRW und Hessen.
Das war's von uns für heute.
Sandra Maischberger macht weiter
hier im Ersten mit ihren Gästen.
Morgen sind wir wieder da
mit neuen tagesthemen.
Tschüss.
Copyright Untertitel: NDR 2020