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2020 Tagesschau, Sendung: tagesthemen 11.12.2020 22:05 Uhr - härteren Lockdown

Sendung: tagesthemen 11.12.2020 22:05 Uhr - härteren Lockdown

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Guten Abend.

Diese Zahlen haben Wissenschaftler vorhergesehen.

Diese mächtige zweite Welle.

Einige Ministerpräsidenten wirken dennoch überrascht vom Tempo,

mit dem das Virus immer mehr Menschen infiziert.

Heute, 13 Tage vor Weihnachten, sind es fast 30.000 Neuinfektionen.

Die Kurve steigt auf neue Extreme,

seit einer Woche wieder besonders schnell.

Ein harter Lockdown wird immer wahrscheinlicher,

nicht erst nach den Feiertagen:

Nächste Woche schon könnte das Leben in Deutschland wieder still stehen.

Die Leipziger Innenstadt.

Viele gehen noch mal shoppen, bevor am Montag

ein Großteil der Geschäfte in Sachsen schließen muss.

Sachsen setzt bald um, was bundesweit diskutiert wird.

Die Zeit ist doof.

Aber wenn man auf die Zahlen schaut, ist es notwendig.

Weil es uns allen hilft.

Wenn wir uns alle dran halten, haben wir's bald überwunden.

Es ist etwas zu übertrieben.

Ist gut so, es kommt zu spät.

Dass die Strategie eines weichen Lockdowns gescheitert ist,

dafür sprechen die Zahlen.

Immer mehr Covid-19-Patienten werden intensivmedizinisch behandelt,

heute sind es über 4400.

Ein Appell vom Bundespräsidenten.

Wenn sich wie zurzeit jeden Tag Zehntausende infizieren,

wenn täglich Hunderte an ihm sterben, bedeutet das:

Wir müssen unsere Anstrengungen im Kampf gegen die Pandemie

dringend verstärken.

Dieser Erkenntnis schließen sich immer mehr Ministerpräsidenten an.

Viele von ihnen hatten gehofft,

mit weniger strengen Maßnahmen ins neue Jahr zu kommen.

Nun werden die Rufe nach einem harten Lockdown lauter.

Wenn wir zu spät handeln, haben wir zu viele Kranke und Tote.

Wir müssen die Zahl der Neuinfektionen

schnell radikal runterdrücken.

Wir sind für einen Shutdown in Deutschland.

Zu viel Zeit sei verstrichen, sagen Kritiker.

Das Schließen von Gastronomie und Kultur habe nicht ausgereicht.

Es wurde sofort wieder über Lockerungen gesprochen.

Wir haben verkaufsoffene Sonntage diskutiert,

Glühweinstände wurden toleriert.

Kontaktbeschränkungen wurden nicht kontrolliert.

Es zeichnet sich ab:

Es könnte wieder einen regionalen Flickenteppich geben.

Ausgangssperren oder -beschränkungen wie in Bayern oder Baden-Württemberg

sieht man in Schleswig-Holstein skeptisch.

Ich werde bei der Konferenz sagen,

dass wir in Schleswig-Holstein keine Ausgangssperren wollen.

Nur in einem sind sich die Länderchefs einig:

Wir können nicht bis Weihnachten warten.

Wir müssen jetzt handeln.

Laut ARD-Hauptstadtstudio wird die Kanzlerin am Sonntag

mit den Ministerpräsidenten beraten.

Dass ihre mahnenden Worte nun erhört werden,

für Merkel wohl nur ein kleiner Trost.

Mir zugeschaltet ist jetzt NRW-Ministerpräsident Armin Laschet.

Guten Abend. Guten Abend.

Warum musste es erst fast 30.000 Neuinfektionen geben

und täglich 500 Tote, bis Sie so reagieren,

wie es Wissenschaftler früher gefordert hatten?

Die Diskussion geht ja schon lange, aber die Leopoldina

hat eine Ad-hoc-Stellungnahme vor einigen Tagen vorgelegt.

Sie hat vorgeschlagen:

Erst die Phase vor, dann nach Weihnachten.

Die Kanzlerin hat im Bundestag nur einmal sehr eindringlich gesprochen.

Dann haben sich die Zahlen so nach oben entwickelt.

Deshalb dürfen wir jetzt nicht länger warten

und brauchen einen Lockdown noch vor Weihnachten.

Das ist schneller, als Wissenschaftler geraten haben.

Es haben viele Wissenschaftler schon im Herbst

vor einer zweiten Welle gewarnt, etwa Christian Drosten.

Epidemiologe Michael Meyer-Hermann hat am 14.10. im Kanzleramt gesagt:

"Es ist nicht kurz vor 12, es ist 12."

Er hat vor dem gewarnt, was wir jetzt haben.

Haben Sie das Virus unterschätzt?

Ich war bei allen Schalten dabei, auch bei der,

bei der Herr Meyer-Hermann gesprochen hat.

Es hilft uns nicht, immer rückwärts zu gucken.

Niemand hat in diesen Schalten im Oktober einen Lockdown gefordert.

Nein, aber strengere Regeln haben sie gefordert.

Und dem sind Sie nicht nachgekommen.

Doch, dem sind alle Ministerpräsidenten

und die Kanzlerin nachgekommen.

Mit dem Teil-Shutdown.

In der Hoffnung:

Wenn wir runterfahren im November,

besteht die Perspektive auf ein entspanntes Weihnachtsfest.

Und jetzt sehen wir, es hat so nicht funktioniert.

Die exponentielle Wachstumskurve wurde gebrochen,

aber die Zahlen sind zu hoch.

Wenn Sie sagen, es hat nicht funktioniert:

Ist das ein Eingeständnis,

dass das eine politische Fehleinschätzung war?

Ich würde das so sagen, wenn jemand gesagt hätte im Oktober:

"Mach jetzt einen kompletten Lockdown!"

Und wenn die Politik gesagt hätte, wir machen nur einen Teil-Lockdown.

So war es aber nicht.

Wir reagieren auf die Situation.

Zum Teil gingen die Zahlen zurück, zum Teil stiegen sie.

Wir haben regional sehr unterschiedliche Entwicklungen.

In Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern

liegt die Inzidenz immer noch um die 50.

Aber jetzt hat die Leopoldina gesagt:

"Wir machen eine Ad-hoc-Empfehlung für die Tage jetzt."

Und ich sage jetzt mit anderen Kollegen,

das war ein wichtiger Hinweis der Wissenschaftler.

Aber wir müssen schneller sein.

Möglicherweise waren Sie ...

Deshalb hoffe ich auf die Bund-Länder-Konferenz.

Möglicherweise waren Sie nicht schnell genug.

Sie haben viel versprochen, immer in Salami-Taktiken.

Am 28. Oktober sagten Sie:

Ein bisschen runterfahren,

dann haben wir es am 30. November geschafft.

Am 2. Dezember haben Sie vertröstet:

Noch ein bisschen runterfahren, dann geht an Weihnachten mehr.

Verspielen Sie damit ... Wer ist "Sie"?

Sie haben das gesagt. Sie meinen mich persönlich?

Es haben alle Ministerpräsidenten gesagt.

Die Kanzlerin auch. Wir haben alle so entschieden.

Sie haben Hoffnungen geweckt, die Sie enttäuschen müssen.

Verspielen Sie nicht das Vertrauen, dass Sie die Krise managen können?

Man kann nicht der Kanzlerin und 16 Ministerpräsidenten sagen:

"Sie können die Krise nicht managen."

Wir in Deutschland wurden aus ganz Europa gefragt:

"Wie habt ihr das gemacht?"

Eine Antwort war das föderale System,

wo man sehr ortsgenau reagieren konnte.

Andere Länder in Europa haben in der Zeit,

die Sie gerade beschreiben, sehr lange drastische Maßnahmen gemacht.

Sie sind trotzdem wieder in der Krise.

Beispiel Frankreich, da gibt es eine Ausgangssperre.

Es gibt dieses eine Rezept nicht.

Das stimmt,

aber man hätte vielleicht Stellschrauben drehen können.

Man hätte vielleicht verhindern können,

dass so viele Menschen erkranken.

Sie haben es über Wochen nicht geschafft,

Schnelltests zu besorgen oder FFP-Masken für Ältere.

Warum kommen die erst jetzt?

Ich will nicht Verantwortungen wegschieben.

Jeder hat seine Zuständigkeiten.

Bei den Schnelltests hat der Bund uns geholfen,

dass die Tests besorgt wurden.

Die FFP2-Masken sind inzwischen versandt

vom Bundesgesundheitsministerium in die Altenheime.

Alle Dinge sind Stück für Stück beschafft worden,

immer gleich für Millionen von Menschen.

So haben wir unsere Strategien Stück für Stück weiterentwickelt.

Und sagen jetzt: Der Lockdown ist das Richtige.

Prof. Drosten nennt das die Vorquarantäne.

Wir müssen jetzt herunter, damit bei den Millionen Begegnungen

rund um Weihnachten die Zahlen auf niedrigerem Niveau sind als jetzt.

Dem folgen wir jetzt.

Und wenn Sie jetzt fragen: Ist dann am 10. Januar zu Ende?

Dann sage ich Ihnen auch da, die Wissenschaft erklärt uns:

Man kann es schaffen, um die Hälfte zu reduzieren.

Aber wissen tut das keiner genau.

Das liegt an uns allen, wie wir uns jetzt verhalten.

Wenn dann der Impfstoff kommt -

da wurde übrigens ein Riesenkraftakt logistisch geleistet.

Die Impfzentren sind vorbereitet.

Da ist Licht am Ende des Tunnels, dass es 2021 besser werden kann.

Danke, Armin Laschet.

Das Gespräch haben wir vor einer Stunde geführt.

Hier die Meinung von Georg Restle vom WDR

zum Krisenmanagement in der zweiten Welle:

598 Tote an einem Tag.

598 Menschen, die ohne diese Pandemie nicht hätten sterben müssen.

Den Zynikern, die sagen, es treffe vor allem Menschen,

die sowieso bald gestorben wären, sei gesagt:

Jeder Mensch ist wertvoll, an jedem Tag.

Wer das bezweifelt,

bezweifelt die eherne Grundlage menschlichen Miteinanders.

Die Politik will reagieren mit maximaler Härte - jetzt.

Als hätte man das nicht schon im November wissen müssen,

im Sommer ahnen können.

Damals schienen Umfragewerte und Kanzlerkandidaturen

das Handeln eher zu bestimmen als die absehbare Not der Lage.

Maximale Härte also - einige schießen übers Ziel hinaus.

Von "autoritären Maßnahmen" spricht Sachsens Landeschef Kretschmer,

"unverhältnismäßige Maßnahmen"

fordert der Ex-Präsident der Bundesärztekammer, Montgomery.

Es sollten also auch Maßnahmen ergriffen werden,

die nicht unbedingt erforderlich oder geeignet sind.

Und Grundrechte beiseitelassen?

Nein, eben nicht, auch wenn es mühsam ist:

Die Regeln des Rechtsstaats dürfen nicht außer Kraft gesetzt werden,

auch in dieser Lage nicht.

Da ist China eben kein gutes Vorbild, und andere Diktaturen auch nicht.

598 Tote an einem Tag.

Vielleicht lernen wir endlich, zu trauern über die 21.000 Menschen,

die in Deutschland mit oder an Covid-19 gestorben sind.

Und die 1,6 Millionen weltweit.

Warum keine Staatstrauer, die Fahnen nicht dauerhaft auf Halbmast?

Als Zeichen der Erinnerung an die Toten,

der Anteilnahme mit den Hinterbliebenen.

Als Mahnung an Staat und Gesellschaft,

die Krise solidarisch und rechtsstaatlich meistern zu wollen.

Die Meinung von Georg Restle.

Ein Grad plus im globalen Klima

bedeutet 2,5 Meter plus beim Meeresspiegel.

So rechnet's der Weltklimarat, und das bedeutet für Europa:

Venedig würde untergehen,

vielleicht schon Ende dieses Jahrhunderts.

Es ist also eine existenzielle Frage für Millionen Menschen,

ob sich die Erderwärmung noch bremsen lässt.

Die EU fährt seit Jahren die Treibhausgase runter,

mehr als jeder andere Wirtschaftsraum.

Und muss erkennen:

Es reicht nicht, was sie 2015 versprochen hat.

Deshalb haben die 27 entschieden,

sich mehr anzustrengen beim Klimaschutz.

Das wird viel Mühe kosten und Geld.

Gudrun Engel.

Großer Jubel und Erleichterung –

vor fünf Jahren in Paris gab es sogar Tränen:

195 Staaten hatten sich in einem Klimaabkommen verpflichtet,

die Erderwärmung unter 2 Grad zu halten.

Um dieses Ziel zu erreichen, muss die EU nachjustieren.

Den Staats- und Regierungschefs

hat das in Brüssel eine schlaflose Nacht bereitet.

Erst in den Morgenstunden gab es eine Einigung:

Ein gemeinsames Reduktionsziel bis 2030 von 55 Prozent

ist ein ganz wichtiges Ergebnis.

Dafür hat es sich gelohnt, eine Nacht nicht zu schlafen.

Bislang war geplant, die CO2-Emissionen bis 2030

um 40 Prozent zu senken im Vergleich zu 1990.

Jetzt sollen es 55 Prozent werden.

Besonders Polen hatte sich lange gesträubt, dem zuzustimmen,

denn das Land ist stark von der Kohle abhängig.

Am Ende gab es wohl ein schlagendes Argument:

Die Entscheidung für mehr Klimaschutz bedeutet auch,

dass es mehr Geld für die polnische Wirtschaft gibt,

um den Veränderungsprozess zu unterstützen.

Beschlossen ist also, es müssen Änderungen her,

nicht nur für Wirtschaft und Industrie.

Alle Bürger werden ihr Verhalten ändern müssen,

um die EU-Ziele zu erreichen.

Brüssel will eine umfangreiche Verkehrswende einleiten,

energieeffizientere Häuser fordern

und innovative Technologien beim Heizen.

Die Landwirtschaft muss sich umstellen –

und wir vermutlich unsere Ernährungsgewohnheiten ändern.

Die EU will massiv in erneuerbare Energien investieren.

Viele Industriezweige müssen künftig nachhaltiger produzieren.

Kein Beschluss ohne Kritik, diesmal von beiden Seiten:

Für die einen ist es zu viel,

für die anderen zu wenig Einsatz für den Klimaschutz.

Die Europäische Kommission und die europäischen Institutionen

müssen auf die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie achten.

Dieser Deal ist voller Rechentricks und Zahlenspielereien.

Das Ziel ist viel zu niedrig.

Das wird die grüne Agenda der EU nicht voranbringen.

So sehen das auch die Aktivisten von Fridays for Future,

die in Berlin an fünf Jahre Pariser Klimakonferenz erinnern.

Die neuen Klimaziele der EU sind für sie aber immerhin ein Schritt,

um die Erderwärmung aufzuhalten.

Einer der einflussreichsten Männer der römisch-katholischen Kirche

steht im Feuer:

Rainer Maria Woelki, Erzbischof der Diözese Köln

mit fast 2 Millionen Mitgliedern.

Er soll vernebelt haben,

was in der Personalakte stand zu einem seiner Priester:

Ein schwerer Fall sexualisierter Gewalt gegen ein Kind.

In seinem Amtswappen steht der Spruch: "Wir sind Zeugen".

Aber der Kardinal ist genau das nicht gewesen:

Belastungszeuge gegen einen alten Weggefährten.

Rupert Wiederwald über Schuld und Sühne.

Wenn ein Pfarrer an seiner Kirche verzweifelt,

läuft irgendetwas falsch.

Meik Schirpenbach sieht mit Sorge, wie in seiner Gemeinde

sich immer mehr von der Kirche abwenden.

Wegen der Art, wie im Erzbistum Köln mit Problemen umgegangen wird.

V.a. die Missbrauchsskandale und ihre Aufarbeitung.

Man muss klar Stellung beziehen,

sich auf die Seite der Opfer stellen.

Es versteht keiner mehr, was in der Bistumsleitung abgeht.

Dieser Bruch macht mich ratlos.

Die Gläubigen im Erzbistum Köln konnten gerade wieder

von schweren Vorwürfen gegen Kardinal Woelki lesen.

Es geht um die Vertuschung eines Falls schwerster sexueller Gewalt

an einem Kind in den 70ern.

Das Pikante: Woelki war mit dem Beschuldigten offenbar befreundet.

Er schwieg, als er von den Anschuldigungen erfuhr.

Der Kardinal 2011 und 2015, als er im Amt war,

von einer Sexualstraftat eines Freundes gewusst.

Er hat die Akten kommen lassen und hat dann begründet:

Der Freund sei schwer krank.

Er hat den Fall nicht untersucht, das wäre aber seine Pflicht gewesen.

Vertuschung ist eine Straftat.

Schwere Anschuldigungen gegen den Chef des großen Bistums.

Vorwürfe, die in die Anfänge Woelkis als Priester zurückreichen.

In Düsseldorf hatte Woelki seine erste Station als Diakon.

Der verstorbene Johannes O. war hier Pfarrer.

Als 2011 die Vorwürfe gegen O. bekannt wurden,

sei dieser zu krank gewesen, erklärt Woelki sein Schweigen.

Kirchenrechtler wie Schüller halten das für falsch.

Woelki müsse zurücktreten.

Da gibt es kein Spielraum.

Der darf das nicht selber beurteilen.

Ich werfe ihm vor, dass er dem Opfer vorwirft,

er habe sich nicht dem Täter konfrontativ gestellt.

Das ist für traumatisierte Opfer der schlimmste Moment,

sich noch mal dem Täter zeigen zu müssen.

Ein perfider Umgang mit einem Opfer.

Woelki steht schon länger in der Kritik.

Ein Gutachten zum sexuellen Missbrauch hält er unter Verschluss.

Andere Bistümer hatten solche Berichte veröffentlicht.

Der Kardinal will die Flucht nach vorne - der Papst soll entscheiden.

Der Papst ist weit weg.

Schirpenbach wünscht sich nur,

dass der Kirche nicht noch mehr Gläubige davonlaufen.

Gucken wir auf 2021:

Der Staatshaushalt steht, nach vier Tagen Debatte im Bundestag.

Damit beginnen die Nachrichten mit Thorsten Schröder.

Vorgesehen sind Ausgaben von fast 500 Milliarden Euro,

mehr als ein Drittel durch Kredite finanziert.

Hintergrund sind weniger Steuereinnahmen,

aber große Ausgaben für Hilfspakete für Wirtschaft und Familien.

Finanzminister Scholz bezeichnete den Etat dennoch als gelungen.

Wichtig sei solidarisches Handeln.

Grüne und Linke kritisieren, der Staat tue zu wenig gegen Armut.

FDP und AfD erklärten, der Bund müsse auch Ausgaben streichen.

Union und SPD brachten den Etat mit ihren Stimmen durch den Bundestag.

Das BVerfG hat die Nutzung der Anti-Terror-Datei eingeschränkt.

Die Karlsruher Richter beschlossen:

Polizei und Nachrichtendienste dürfen nicht ohne ausreichend Anlass

Daten über eine Person miteinander kombinieren.

Das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung werde so verletzt.

Bei Daten zu internationalen Terror und zur Verhinderung von Anschlägen

darf das Instrument eingesetzt werden.

In der Bundeswehr gibt es rechtsextreme

und organisierte Strukturen.

Das geht hervor aus einem Untersuchungsbericht

des Parlamentarischen Kontrollgremiums des Bundestages.

Es gebe aber keine Organisation in der Armee,

die einen politischen Umsturz plane.

Das Kontrollgremium forderte bessere Zusammenarbeit der Geheimdienste,

um rechtsextreme Strukturen zu bekämpfen.

V.a. beim Militärischen Abschirmdienst

habe es Versäumnisse gegeben.

Reden wir über eine Nebenwirkung der Pandemie:

Sie digitalisiert unseren Alltag,

mit Fernunterricht in der Schule zum Beispiel.

Oder Filme gucken im Netz.

Das ist nicht alles neu.

Wir reden schon lange mit Maschinen, mit Alexas und Siris,

wir arbeiten mit Robotern in vielen Fabriken.

Gerade der deutsche Mittelstand will an die digitale Weltspitze,

mit Ingenieurskunst und künstlicher Intelligenz.

Denn damit sind im nächsten Jahrzehnt

wohl 250 Mrd. Euro mehr zu erwirtschaften.

Die Gesundheitsämter mögen noch Faxe schicken -

viele Maschinenbauer sind schon total digital.

Peter Sonnenberg mit Beispielen aus Rheinland-Pfalz.

Die neue Stanzmaschine zur Auslieferung nach Südostasien.

Nur kommt der Kunde wegen Corona nicht zur Abnahme nach Deutschland.

Der Maschinenbauer Schoen und Sandt aus Pirmasens hatte die Wahl:

Das 1,5-Millionen-Teil hier stehen lassen bis nach Corona

oder einen Schritt in die Zukunft machen.

Abnahme und Einweisung machen sie jetzt digital - mit Datenbrille.

Ein Techniker in Deutschland erklärt dem Kunden die Maschine.

Der sieht und hört alles, was der Techniker sieht und hört,

zu Hause in Asien, am Monitor.

Die Idee dafür lag schon länger in der Schublade,

nur rausholen wollte der Chef sie noch nicht - bis er musste.

Corona hat uns alle in die Digitalisierung getrieben.

Früher hat der Kunde gesagt, der Techniker muss kommen.

Der kann jetzt nicht kommen, man braucht Alternativen.

Alternativen, die bleiben sollen, auch nach der Pandemie.

Dann sollen Maschinen in Übersee auch per Brille gewartet werden.

Fortschritt, den der Maschinenbauverband begrüßt.

Wir werden nicht so viel im Homeoffice sitzen wie jetzt,

nicht so wenig reisen.

Aber es wird nicht ganz zurückfedern.

Vieles wird bleiben und nachhaltig sein.

Auf Firmen, die auch in der Krise in Automatisierung investieren,

setzt der Metallzulieferer Ellenberger aus Kaiserslautern.

Um die eigene Produktion wettbewerbsfähig zu halten,

kaufte die Firma vor 15 Jahren ihren ersten Roboter.

Es wurden immer mehr.

Heute beraten sie andere Firmen

und verkaufen ihnen individuelle Automationskonzepte.

Jetzt in der Krise ein zweites Standbein.

Es sind seit März so viele Anfragen für Automatisierung und Anlagenbau,

so viele hatten wir in den letzten drei Jahren nicht.

Entweder ist der Kunde ...

... gezwungen, in Richtung Automatisierung zu denken,

vielleicht durch die Corona-Krise.

Oder er hat vielleicht jetzt mehr zeitliche Kapazitäten,

um das Thema anzugreifen.

Angst vor Technik und Kosten hatte er anfangs auch.

Heute beruhigt er seine Kunden:

Roboter würden immer billiger, die Programmierung sei halb so wild

und die Zahl der Jobs sei bei ihm stabil geblieben,

obwohl Roboter die meiste Arbeit machen.

Apropos Zukunftsthemen:

Wir schreiben das Jahr 2263.

Es gibt noch Taxis.

Das ist Science-Fiction: Das Fünfte Element.

Und es wird nicht verraten, was die Kisten tanken,

es scheint aber reichlich davon zu geben, wenn sie so rasen können.

Klassische Akkus wohl kaum, die sind zu schwer.

Im realen Leben, hier und heute,

setzt die Flugforschung aufs erste Element: Wasserstoff.

Julia Henninger.

Hoch hinauf, ohne schädliche Abgase zu produzieren:

Die Mission der Forscher von HY4.

Bei diesem Flieger produzieren Wasserstoff-Brennstoffzellen

Energie für den Elektromotor.

Was am Ende rauskommt – ist Wasser.

Wer das Gefühl kennt, in der Luft die Freiheit zu genießen ...

Wenn das noch emissionsfrei geht, das ist ein starker Antrieb.

Die neueste Version von HY4 ist effizienter,

und auch die Flugsicherheit haben sie erhöht.

Sie werden nun regelmäßig Testflüge in Stuttgart machen.

Nächstes Ziel: ein Antrieb für größere Flugzeuge.

Damit hätten wir die Chance, in drei bis fünf Jahren

die Funktionalität in einem 40-Sitzer

mit bis zu 2000 Kilometer Reichweite zu erreichen.

Die große Variante könnte in zehn Jahren an den Start gehen.

An einem klimaschonenden Flugverkehr hat auch die Politik Interesse,

um die Klimaziele zu erreichen.

Lob für die Forscher heute:

Wenn der Kraftstoff grün ist,

ist das ein großartiger Weg in eine klimafreundliche Fliegerei.

Das ist ein großer Schritt in der Technologie,

dass man mit Brennstoffzelle und Wasserstoff fliegen kann.

Doch um Wasserstoff herzustellen, braucht es viel Strom.

Damit der Wasserstoff klimaschonend ist,

muss dieser Strom aus regenerativen Quellen kommen:

Wind, Wasser, Sonne.

Zudem ist Wasserstoffantrieb noch teuer.

Technisch gesehen eine Meisterleistung!

Wirtschaftlich kann sich das heute keiner leisten.

Aber für die Zukunft ist es wichtig.

Wasserstoff wird in vielen Bereichen benötigt,

v.a. im Schwerlastverkehr.

In Niedersachen fährt der weltweit erste Zug

mit Wasserstoffantrieb statt Diesel.

Gibt es keine klimafreundlichen Alternativen,

ist Wasserstoff sinnvoll, so der Experte.

Fliegen mit Wasserstoff ist also möglich.

Die Entwicklung bedeutet Mühe und Kosten.

Dafür gibt es Fördergelder.

Doch irgendwann wird die Frage sein, ob die Industrie einsteigt –

damit die emissionsfreien Flieger keine wolkigen Träume bleiben.

Der Traum vom Fliegen in den kommenden Jahrzehnten.

Karsten Schwanke guckt erst auf die kommenden Stunden:

Welche Startrichtung empfiehlst du?

Ich würde sagen, wir müssten Richtung Südwesten starten.

Von dort kommt gerade der Wind.

Wir sehen, hier kommt ein Tiefdrucksystem Richtung Europa.

In der Höhe gibt es eine massive Strömung.

Es wird wärmer.

Der Winter zieht sich nach Nordosten Europas zurück.

Aber wir haben aktuell noch mit Frost zu tun.

Hier in Lila markiert.

Diese Karte spielt eine wichtige Rolle,

wenn wir uns die Niederschlagsradarbilder anschauen.

Dann können wir sehen, wo es glatte Straßen geben kann.

Überall, wo Regen bei frostigen Temperaturen fällt.

Schalten wir um auf die Vorschau.

Am meisten Sorgen bereitet uns die Gegend im Süden.

Dort wird es morgen Vormittag noch frostig sein und regnen.

Ansonsten wird es wärmer.

Es tröpfelt hier und da.

Am Sonntag ist es eher bewölkt.

Der Montag bringt etwas mehr Sonne, im Westen aber neuen Regen.

Vielen Dank.

Hier folgt der Tatort aus Frankfurt.

Tagesschau.de hält Sie rund um die Uhr auf dem Laufenden.

Wir sind morgen wieder da.

Bis dahin.

Copyright Untertitel: NDR 2020


Sendung: tagesthemen 11.12.2020 22:05 Uhr - härteren Lockdown Broadcast: tagesthemen 11.12.2020 22:05 - harder lockdown Programma: tagesthemen 11.12.2020 22:05 - zwaardere afsluiting Transmissão: tagesthemen 11.12.2020 22:05 - bloqueio mais rígido

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Guten Abend.

Diese Zahlen haben Wissenschaftler vorhergesehen.

Diese mächtige zweite Welle.

Einige Ministerpräsidenten wirken dennoch überrascht vom Tempo,

mit dem das Virus immer mehr Menschen infiziert.

Heute, 13 Tage vor Weihnachten, sind es fast 30.000 Neuinfektionen.

Die Kurve steigt auf neue Extreme,

seit einer Woche wieder besonders schnell.

Ein harter Lockdown wird immer wahrscheinlicher,

nicht erst nach den Feiertagen:

Nächste Woche schon könnte das Leben in Deutschland wieder still stehen.

Die Leipziger Innenstadt.

Viele gehen noch mal shoppen, bevor am Montag

ein Großteil der Geschäfte in Sachsen schließen muss.

Sachsen setzt bald um, was bundesweit diskutiert wird.

Die Zeit ist doof.

Aber wenn man auf die Zahlen schaut, ist es notwendig.

Weil es uns allen hilft.

Wenn wir uns alle dran halten, haben wir's bald überwunden.

Es ist etwas zu übertrieben.

Ist gut so, es kommt zu spät.

Dass die Strategie eines weichen Lockdowns gescheitert ist,

dafür sprechen die Zahlen.

Immer mehr Covid-19-Patienten werden intensivmedizinisch behandelt,

heute sind es über 4400.

Ein Appell vom Bundespräsidenten.

Wenn sich wie zurzeit jeden Tag Zehntausende infizieren,

wenn täglich Hunderte an ihm sterben, bedeutet das:

Wir müssen unsere Anstrengungen im Kampf gegen die Pandemie

dringend verstärken.

Dieser Erkenntnis schließen sich immer mehr Ministerpräsidenten an.

Viele von ihnen hatten gehofft,

mit weniger strengen Maßnahmen ins neue Jahr zu kommen.

Nun werden die Rufe nach einem harten Lockdown lauter.

Wenn wir zu spät handeln, haben wir zu viele Kranke und Tote.

Wir müssen die Zahl der Neuinfektionen

schnell radikal runterdrücken.

Wir sind für einen Shutdown in Deutschland.

Zu viel Zeit sei verstrichen, sagen Kritiker.

Das Schließen von Gastronomie und Kultur habe nicht ausgereicht.

Es wurde sofort wieder über Lockerungen gesprochen.

Wir haben verkaufsoffene Sonntage diskutiert,

Glühweinstände wurden toleriert.

Kontaktbeschränkungen wurden nicht kontrolliert.

Es zeichnet sich ab:

Es könnte wieder einen regionalen Flickenteppich geben.

Ausgangssperren oder -beschränkungen wie in Bayern oder Baden-Württemberg

sieht man in Schleswig-Holstein skeptisch.

Ich werde bei der Konferenz sagen,

dass wir in Schleswig-Holstein keine Ausgangssperren wollen.

Nur in einem sind sich die Länderchefs einig:

Wir können nicht bis Weihnachten warten.

Wir müssen jetzt handeln.

Laut ARD-Hauptstadtstudio wird die Kanzlerin am Sonntag

mit den Ministerpräsidenten beraten.

Dass ihre mahnenden Worte nun erhört werden,

für Merkel wohl nur ein kleiner Trost.

Mir zugeschaltet ist jetzt NRW-Ministerpräsident Armin Laschet.

Guten Abend. Guten Abend.

Warum musste es erst fast 30.000 Neuinfektionen geben

und täglich 500 Tote, bis Sie so reagieren,

wie es Wissenschaftler früher gefordert hatten?

Die Diskussion geht ja schon lange, aber die Leopoldina

hat eine Ad-hoc-Stellungnahme vor einigen Tagen vorgelegt.

Sie hat vorgeschlagen:

Erst die Phase vor, dann nach Weihnachten.

Die Kanzlerin hat im Bundestag nur einmal sehr eindringlich gesprochen.

Dann haben sich die Zahlen so nach oben entwickelt.

Deshalb dürfen wir jetzt nicht länger warten

und brauchen einen Lockdown noch vor Weihnachten.

Das ist schneller, als Wissenschaftler geraten haben.

Es haben viele Wissenschaftler schon im Herbst

vor einer zweiten Welle gewarnt, etwa Christian Drosten.

Epidemiologe Michael Meyer-Hermann hat am 14.10. im Kanzleramt gesagt:

"Es ist nicht kurz vor 12, es ist 12."

Er hat vor dem gewarnt, was wir jetzt haben.

Haben Sie das Virus unterschätzt?

Ich war bei allen Schalten dabei, auch bei der,

bei der Herr Meyer-Hermann gesprochen hat.

Es hilft uns nicht, immer rückwärts zu gucken.

Niemand hat in diesen Schalten im Oktober einen Lockdown gefordert.

Nein, aber strengere Regeln haben sie gefordert.

Und dem sind Sie nicht nachgekommen.

Doch, dem sind alle Ministerpräsidenten

und die Kanzlerin nachgekommen.

Mit dem Teil-Shutdown.

In der Hoffnung:

Wenn wir runterfahren im November,

besteht die Perspektive auf ein entspanntes Weihnachtsfest.

Und jetzt sehen wir, es hat so nicht funktioniert.

Die exponentielle Wachstumskurve wurde gebrochen,

aber die Zahlen sind zu hoch.

Wenn Sie sagen, es hat nicht funktioniert:

Ist das ein Eingeständnis,

dass das eine politische Fehleinschätzung war?

Ich würde das so sagen, wenn jemand gesagt hätte im Oktober:

"Mach jetzt einen kompletten Lockdown!"

Und wenn die Politik gesagt hätte, wir machen nur einen Teil-Lockdown.

So war es aber nicht.

Wir reagieren auf die Situation.

Zum Teil gingen die Zahlen zurück, zum Teil stiegen sie.

Wir haben regional sehr unterschiedliche Entwicklungen.

In Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern

liegt die Inzidenz immer noch um die 50.

Aber jetzt hat die Leopoldina gesagt:

"Wir machen eine Ad-hoc-Empfehlung für die Tage jetzt."

Und ich sage jetzt mit anderen Kollegen,

das war ein wichtiger Hinweis der Wissenschaftler.

Aber wir müssen schneller sein.

Möglicherweise waren Sie ...

Deshalb hoffe ich auf die Bund-Länder-Konferenz.

Möglicherweise waren Sie nicht schnell genug.

Sie haben viel versprochen, immer in Salami-Taktiken.

Am 28. Oktober sagten Sie:

Ein bisschen runterfahren,

dann haben wir es am 30. November geschafft.

Am 2. Dezember haben Sie vertröstet:

Noch ein bisschen runterfahren, dann geht an Weihnachten mehr.

Verspielen Sie damit ... Wer ist "Sie"?

Sie haben das gesagt. Sie meinen mich persönlich?

Es haben alle Ministerpräsidenten gesagt.

Die Kanzlerin auch. Wir haben alle so entschieden.

Sie haben Hoffnungen geweckt, die Sie enttäuschen müssen.

Verspielen Sie nicht das Vertrauen, dass Sie die Krise managen können?

Man kann nicht der Kanzlerin und 16 Ministerpräsidenten sagen:

"Sie können die Krise nicht managen."

Wir in Deutschland wurden aus ganz Europa gefragt:

"Wie habt ihr das gemacht?"

Eine Antwort war das föderale System,

wo man sehr ortsgenau reagieren konnte.

Andere Länder in Europa haben in der Zeit,

die Sie gerade beschreiben, sehr lange drastische Maßnahmen gemacht.

Sie sind trotzdem wieder in der Krise.

Beispiel Frankreich, da gibt es eine Ausgangssperre.

Es gibt dieses eine Rezept nicht.

Das stimmt,

aber man hätte vielleicht Stellschrauben drehen können.

Man hätte vielleicht verhindern können,

dass so viele Menschen erkranken.

Sie haben es über Wochen nicht geschafft,

Schnelltests zu besorgen oder FFP-Masken für Ältere.

Warum kommen die erst jetzt?

Ich will nicht Verantwortungen wegschieben.

Jeder hat seine Zuständigkeiten.

Bei den Schnelltests hat der Bund uns geholfen,

dass die Tests besorgt wurden.

Die FFP2-Masken sind inzwischen versandt

vom Bundesgesundheitsministerium in die Altenheime.

Alle Dinge sind Stück für Stück beschafft worden,

immer gleich für Millionen von Menschen.

So haben wir unsere Strategien Stück für Stück weiterentwickelt.

Und sagen jetzt: Der Lockdown ist das Richtige.

Prof. Drosten nennt das die Vorquarantäne.

Wir müssen jetzt herunter, damit bei den Millionen Begegnungen

rund um Weihnachten die Zahlen auf niedrigerem Niveau sind als jetzt.

Dem folgen wir jetzt.

Und wenn Sie jetzt fragen: Ist dann am 10. Januar zu Ende?

Dann sage ich Ihnen auch da, die Wissenschaft erklärt uns:

Man kann es schaffen, um die Hälfte zu reduzieren.

Aber wissen tut das keiner genau.

Das liegt an uns allen, wie wir uns jetzt verhalten.

Wenn dann der Impfstoff kommt -

da wurde übrigens ein Riesenkraftakt logistisch geleistet.

Die Impfzentren sind vorbereitet.

Da ist Licht am Ende des Tunnels, dass es 2021 besser werden kann.

Danke, Armin Laschet.

Das Gespräch haben wir vor einer Stunde geführt.

Hier die Meinung von Georg Restle vom WDR

zum Krisenmanagement in der zweiten Welle:

598 Tote an einem Tag.

598 Menschen, die ohne diese Pandemie nicht hätten sterben müssen.

Den Zynikern, die sagen, es treffe vor allem Menschen,

die sowieso bald gestorben wären, sei gesagt:

Jeder Mensch ist wertvoll, an jedem Tag.

Wer das bezweifelt,

bezweifelt die eherne Grundlage menschlichen Miteinanders.

Die Politik will reagieren mit maximaler Härte - jetzt.

Als hätte man das nicht schon im November wissen müssen,

im Sommer ahnen können.

Damals schienen Umfragewerte und Kanzlerkandidaturen

das Handeln eher zu bestimmen als die absehbare Not der Lage.

Maximale Härte also - einige schießen übers Ziel hinaus.

Von "autoritären Maßnahmen" spricht Sachsens Landeschef Kretschmer,

"unverhältnismäßige Maßnahmen"

fordert der Ex-Präsident der Bundesärztekammer, Montgomery.

Es sollten also auch Maßnahmen ergriffen werden,

die nicht unbedingt erforderlich oder geeignet sind.

Und Grundrechte beiseitelassen?

Nein, eben nicht, auch wenn es mühsam ist:

Die Regeln des Rechtsstaats dürfen nicht außer Kraft gesetzt werden,

auch in dieser Lage nicht.

Da ist China eben kein gutes Vorbild, und andere Diktaturen auch nicht.

598 Tote an einem Tag.

Vielleicht lernen wir endlich, zu trauern über die 21.000 Menschen,

die in Deutschland mit oder an Covid-19 gestorben sind.

Und die 1,6 Millionen weltweit.

Warum keine Staatstrauer, die Fahnen nicht dauerhaft auf Halbmast?

Als Zeichen der Erinnerung an die Toten,

der Anteilnahme mit den Hinterbliebenen.

Als Mahnung an Staat und Gesellschaft,

die Krise solidarisch und rechtsstaatlich meistern zu wollen.

Die Meinung von Georg Restle.

Ein Grad plus im globalen Klima

bedeutet 2,5 Meter plus beim Meeresspiegel.

So rechnet's der Weltklimarat, und das bedeutet für Europa:

Venedig würde untergehen,

vielleicht schon Ende dieses Jahrhunderts.

Es ist also eine existenzielle Frage für Millionen Menschen,

ob sich die Erderwärmung noch bremsen lässt.

Die EU fährt seit Jahren die Treibhausgase runter,

mehr als jeder andere Wirtschaftsraum.

Und muss erkennen:

Es reicht nicht, was sie 2015 versprochen hat.

Deshalb haben die 27 entschieden,

sich mehr anzustrengen beim Klimaschutz.

Das wird viel Mühe kosten und Geld.

Gudrun Engel.

Großer Jubel und Erleichterung –

vor fünf Jahren in Paris gab es sogar Tränen:

195 Staaten hatten sich in einem Klimaabkommen verpflichtet,

die Erderwärmung unter 2 Grad zu halten.

Um dieses Ziel zu erreichen, muss die EU nachjustieren.

Den Staats- und Regierungschefs

hat das in Brüssel eine schlaflose Nacht bereitet.

Erst in den Morgenstunden gab es eine Einigung:

Ein gemeinsames Reduktionsziel bis 2030 von 55 Prozent

ist ein ganz wichtiges Ergebnis.

Dafür hat es sich gelohnt, eine Nacht nicht zu schlafen.

Bislang war geplant, die CO2-Emissionen bis 2030

um 40 Prozent zu senken im Vergleich zu 1990.

Jetzt sollen es 55 Prozent werden.

Besonders Polen hatte sich lange gesträubt, dem zuzustimmen,

denn das Land ist stark von der Kohle abhängig.

Am Ende gab es wohl ein schlagendes Argument:

Die Entscheidung für mehr Klimaschutz bedeutet auch,

dass es mehr Geld für die polnische Wirtschaft gibt,

um den Veränderungsprozess zu unterstützen.

Beschlossen ist also, es müssen Änderungen her,

nicht nur für Wirtschaft und Industrie.

Alle Bürger werden ihr Verhalten ändern müssen,

um die EU-Ziele zu erreichen.

Brüssel will eine umfangreiche Verkehrswende einleiten,

energieeffizientere Häuser fordern

und innovative Technologien beim Heizen.

Die Landwirtschaft muss sich umstellen –

und wir vermutlich unsere Ernährungsgewohnheiten ändern.

Die EU will massiv in erneuerbare Energien investieren.

Viele Industriezweige müssen künftig nachhaltiger produzieren.

Kein Beschluss ohne Kritik, diesmal von beiden Seiten:

Für die einen ist es zu viel,

für die anderen zu wenig Einsatz für den Klimaschutz.

Die Europäische Kommission und die europäischen Institutionen

müssen auf die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie achten.

Dieser Deal ist voller Rechentricks und Zahlenspielereien.

Das Ziel ist viel zu niedrig.

Das wird die grüne Agenda der EU nicht voranbringen.

So sehen das auch die Aktivisten von Fridays for Future,

die in Berlin an fünf Jahre Pariser Klimakonferenz erinnern.

Die neuen Klimaziele der EU sind für sie aber immerhin ein Schritt,

um die Erderwärmung aufzuhalten.

Einer der einflussreichsten Männer der römisch-katholischen Kirche

steht im Feuer:

Rainer Maria Woelki, Erzbischof der Diözese Köln

mit fast 2 Millionen Mitgliedern.

Er soll vernebelt haben,

was in der Personalakte stand zu einem seiner Priester:

Ein schwerer Fall sexualisierter Gewalt gegen ein Kind.

In seinem Amtswappen steht der Spruch: "Wir sind Zeugen".

Aber der Kardinal ist genau das nicht gewesen:

Belastungszeuge gegen einen alten Weggefährten.

Rupert Wiederwald über Schuld und Sühne.

Wenn ein Pfarrer an seiner Kirche verzweifelt,

läuft irgendetwas falsch.

Meik Schirpenbach sieht mit Sorge, wie in seiner Gemeinde

sich immer mehr von der Kirche abwenden.

Wegen der Art, wie im Erzbistum Köln mit Problemen umgegangen wird.

V.a. die Missbrauchsskandale und ihre Aufarbeitung.

Man muss klar Stellung beziehen,

sich auf die Seite der Opfer stellen.

Es versteht keiner mehr, was in der Bistumsleitung abgeht.

Dieser Bruch macht mich ratlos.

Die Gläubigen im Erzbistum Köln konnten gerade wieder

von schweren Vorwürfen gegen Kardinal Woelki lesen.

Es geht um die Vertuschung eines Falls schwerster sexueller Gewalt

an einem Kind in den 70ern.

Das Pikante: Woelki war mit dem Beschuldigten offenbar befreundet.

Er schwieg, als er von den Anschuldigungen erfuhr.

Der Kardinal 2011 und 2015, als er im Amt war,

von einer Sexualstraftat eines Freundes gewusst.

Er hat die Akten kommen lassen und hat dann begründet:

Der Freund sei schwer krank.

Er hat den Fall nicht untersucht, das wäre aber seine Pflicht gewesen.

Vertuschung ist eine Straftat.

Schwere Anschuldigungen gegen den Chef des großen Bistums.

Vorwürfe, die in die Anfänge Woelkis als Priester zurückreichen.

In Düsseldorf hatte Woelki seine erste Station als Diakon.

Der verstorbene Johannes O. war hier Pfarrer.

Als 2011 die Vorwürfe gegen O. bekannt wurden,

sei dieser zu krank gewesen, erklärt Woelki sein Schweigen.

Kirchenrechtler wie Schüller halten das für falsch.

Woelki müsse zurücktreten.

Da gibt es kein Spielraum.

Der darf das nicht selber beurteilen.

Ich werfe ihm vor, dass er dem Opfer vorwirft,

er habe sich nicht dem Täter konfrontativ gestellt.

Das ist für traumatisierte Opfer der schlimmste Moment,

sich noch mal dem Täter zeigen zu müssen.

Ein perfider Umgang mit einem Opfer.

Woelki steht schon länger in der Kritik.

Ein Gutachten zum sexuellen Missbrauch hält er unter Verschluss.

Andere Bistümer hatten solche Berichte veröffentlicht.

Der Kardinal will die Flucht nach vorne - der Papst soll entscheiden.

Der Papst ist weit weg.

Schirpenbach wünscht sich nur,

dass der Kirche nicht noch mehr Gläubige davonlaufen.

Gucken wir auf 2021:

Der Staatshaushalt steht, nach vier Tagen Debatte im Bundestag.

Damit beginnen die Nachrichten mit Thorsten Schröder.

Vorgesehen sind Ausgaben von fast 500 Milliarden Euro,

mehr als ein Drittel durch Kredite finanziert.

Hintergrund sind weniger Steuereinnahmen,

aber große Ausgaben für Hilfspakete für Wirtschaft und Familien.

Finanzminister Scholz bezeichnete den Etat dennoch als gelungen.

Wichtig sei solidarisches Handeln.

Grüne und Linke kritisieren, der Staat tue zu wenig gegen Armut.

FDP und AfD erklärten, der Bund müsse auch Ausgaben streichen.

Union und SPD brachten den Etat mit ihren Stimmen durch den Bundestag.

Das BVerfG hat die Nutzung der Anti-Terror-Datei eingeschränkt.

Die Karlsruher Richter beschlossen:

Polizei und Nachrichtendienste dürfen nicht ohne ausreichend Anlass

Daten über eine Person miteinander kombinieren.

Das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung werde so verletzt.

Bei Daten zu internationalen Terror und zur Verhinderung von Anschlägen

darf das Instrument eingesetzt werden.

In der Bundeswehr gibt es rechtsextreme

und organisierte Strukturen.

Das geht hervor aus einem Untersuchungsbericht

des Parlamentarischen Kontrollgremiums des Bundestages.

Es gebe aber keine Organisation in der Armee,

die einen politischen Umsturz plane.

Das Kontrollgremium forderte bessere Zusammenarbeit der Geheimdienste,

um rechtsextreme Strukturen zu bekämpfen.

V.a. beim Militärischen Abschirmdienst

habe es Versäumnisse gegeben.

Reden wir über eine Nebenwirkung der Pandemie:

Sie digitalisiert unseren Alltag,

mit Fernunterricht in der Schule zum Beispiel.

Oder Filme gucken im Netz.

Das ist nicht alles neu.

Wir reden schon lange mit Maschinen, mit Alexas und Siris,

wir arbeiten mit Robotern in vielen Fabriken.

Gerade der deutsche Mittelstand will an die digitale Weltspitze,

mit Ingenieurskunst und künstlicher Intelligenz.

Denn damit sind im nächsten Jahrzehnt

wohl 250 Mrd. Euro mehr zu erwirtschaften.

Die Gesundheitsämter mögen noch Faxe schicken -

viele Maschinenbauer sind schon total digital.

Peter Sonnenberg mit Beispielen aus Rheinland-Pfalz.

Die neue Stanzmaschine zur Auslieferung nach Südostasien.

Nur kommt der Kunde wegen Corona nicht zur Abnahme nach Deutschland.

Der Maschinenbauer Schoen und Sandt aus Pirmasens hatte die Wahl:

Das 1,5-Millionen-Teil hier stehen lassen bis nach Corona

oder einen Schritt in die Zukunft machen.

Abnahme und Einweisung machen sie jetzt digital - mit Datenbrille.

Ein Techniker in Deutschland erklärt dem Kunden die Maschine.

Der sieht und hört alles, was der Techniker sieht und hört,

zu Hause in Asien, am Monitor.

Die Idee dafür lag schon länger in der Schublade,

nur rausholen wollte der Chef sie noch nicht - bis er musste.

Corona hat uns alle in die Digitalisierung getrieben.

Früher hat der Kunde gesagt, der Techniker muss kommen.

Der kann jetzt nicht kommen, man braucht Alternativen.

Alternativen, die bleiben sollen, auch nach der Pandemie.

Dann sollen Maschinen in Übersee auch per Brille gewartet werden.

Fortschritt, den der Maschinenbauverband begrüßt.

Wir werden nicht so viel im Homeoffice sitzen wie jetzt,

nicht so wenig reisen.

Aber es wird nicht ganz zurückfedern.

Vieles wird bleiben und nachhaltig sein.

Auf Firmen, die auch in der Krise in Automatisierung investieren,

setzt der Metallzulieferer Ellenberger aus Kaiserslautern.

Um die eigene Produktion wettbewerbsfähig zu halten,

kaufte die Firma vor 15 Jahren ihren ersten Roboter.

Es wurden immer mehr.

Heute beraten sie andere Firmen

und verkaufen ihnen individuelle Automationskonzepte.

Jetzt in der Krise ein zweites Standbein.

Es sind seit März so viele Anfragen für Automatisierung und Anlagenbau,

so viele hatten wir in den letzten drei Jahren nicht.

Entweder ist der Kunde ...

... gezwungen, in Richtung Automatisierung zu denken,

vielleicht durch die Corona-Krise.

Oder er hat vielleicht jetzt mehr zeitliche Kapazitäten,

um das Thema anzugreifen.

Angst vor Technik und Kosten hatte er anfangs auch.

Heute beruhigt er seine Kunden:

Roboter würden immer billiger, die Programmierung sei halb so wild

und die Zahl der Jobs sei bei ihm stabil geblieben,

obwohl Roboter die meiste Arbeit machen.

Apropos Zukunftsthemen:

Wir schreiben das Jahr 2263.

Es gibt noch Taxis.

Das ist Science-Fiction: Das Fünfte Element.

Und es wird nicht verraten, was die Kisten tanken,

es scheint aber reichlich davon zu geben, wenn sie so rasen können.

Klassische Akkus wohl kaum, die sind zu schwer.

Im realen Leben, hier und heute,

setzt die Flugforschung aufs erste Element: Wasserstoff.

Julia Henninger.

Hoch hinauf, ohne schädliche Abgase zu produzieren:

Die Mission der Forscher von HY4.

Bei diesem Flieger produzieren Wasserstoff-Brennstoffzellen

Energie für den Elektromotor.

Was am Ende rauskommt – ist Wasser.

Wer das Gefühl kennt, in der Luft die Freiheit zu genießen ...

Wenn das noch emissionsfrei geht, das ist ein starker Antrieb.

Die neueste Version von HY4 ist effizienter,

und auch die Flugsicherheit haben sie erhöht.

Sie werden nun regelmäßig Testflüge in Stuttgart machen.

Nächstes Ziel: ein Antrieb für größere Flugzeuge.

Damit hätten wir die Chance, in drei bis fünf Jahren

die Funktionalität in einem 40-Sitzer

mit bis zu 2000 Kilometer Reichweite zu erreichen.

Die große Variante könnte in zehn Jahren an den Start gehen.

An einem klimaschonenden Flugverkehr hat auch die Politik Interesse,

um die Klimaziele zu erreichen.

Lob für die Forscher heute:

Wenn der Kraftstoff grün ist,

ist das ein großartiger Weg in eine klimafreundliche Fliegerei.

Das ist ein großer Schritt in der Technologie,

dass man mit Brennstoffzelle und Wasserstoff fliegen kann.

Doch um Wasserstoff herzustellen, braucht es viel Strom.

Damit der Wasserstoff klimaschonend ist,

muss dieser Strom aus regenerativen Quellen kommen:

Wind, Wasser, Sonne.

Zudem ist Wasserstoffantrieb noch teuer.

Technisch gesehen eine Meisterleistung!

Wirtschaftlich kann sich das heute keiner leisten.

Aber für die Zukunft ist es wichtig.

Wasserstoff wird in vielen Bereichen benötigt,

v.a. im Schwerlastverkehr.

In Niedersachen fährt der weltweit erste Zug

mit Wasserstoffantrieb statt Diesel.

Gibt es keine klimafreundlichen Alternativen,

ist Wasserstoff sinnvoll, so der Experte.

Fliegen mit Wasserstoff ist also möglich.

Die Entwicklung bedeutet Mühe und Kosten.

Dafür gibt es Fördergelder.

Doch irgendwann wird die Frage sein, ob die Industrie einsteigt –

damit die emissionsfreien Flieger keine wolkigen Träume bleiben.

Der Traum vom Fliegen in den kommenden Jahrzehnten.

Karsten Schwanke guckt erst auf die kommenden Stunden:

Welche Startrichtung empfiehlst du?

Ich würde sagen, wir müssten Richtung Südwesten starten.

Von dort kommt gerade der Wind.

Wir sehen, hier kommt ein Tiefdrucksystem Richtung Europa.

In der Höhe gibt es eine massive Strömung.

Es wird wärmer.

Der Winter zieht sich nach Nordosten Europas zurück.

Aber wir haben aktuell noch mit Frost zu tun.

Hier in Lila markiert.

Diese Karte spielt eine wichtige Rolle,

wenn wir uns die Niederschlagsradarbilder anschauen.

Dann können wir sehen, wo es glatte Straßen geben kann.

Überall, wo Regen bei frostigen Temperaturen fällt.

Schalten wir um auf die Vorschau.

Am meisten Sorgen bereitet uns die Gegend im Süden.

Dort wird es morgen Vormittag noch frostig sein und regnen.

Ansonsten wird es wärmer.

Es tröpfelt hier und da.

Am Sonntag ist es eher bewölkt.

Der Montag bringt etwas mehr Sonne, im Westen aber neuen Regen.

Vielen Dank.

Hier folgt der Tatort aus Frankfurt.

Tagesschau.de hält Sie rund um die Uhr auf dem Laufenden.

Wir sind morgen wieder da.

Bis dahin.

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