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GERMANIA, Ah Nice | GERMANIA

Ah Nice | GERMANIA

Alle Afrikaner sind so.

Die waren halt noch nie in Europa, die sehen halt im Fernsehen,

es ist so cool da und denken,

wenn man da lebt, dass man automatisch reich ist.

Dass man da ankommt und von den Bäumen Geld pflückt oder so.

* Titelmusik *

Mein Name ist Anaice, ich mache Comedy,

Unterhaltung, Musik auf YouTube.

Ich bin mit 12 nach Deutschland gezogen,

genauer gesagt, nach St. Tönis.

Geboren bin ich in Kamerun.

Sankt Tönis ist ein Stadtteil von Tönis-Forst

und Tönis-Forst ist eine kleine Stadt in Nordrhein-Westfalen

in der Nähe von Krefeld und Düsseldorf.

Als mein Vater 2002 nach Deutschland ging,

hab ich das gar nicht gemerkt, also ich habe das gar nicht wahrgenommen.

Ich war fünf Jahre alt, ein Kind.

Man hat mir das gar nicht erklärt.

Aber wir blieben in Kontakt, er hat oft angerufen zu Hause.

Er hat gesagt, er ist in Deutschland und

ich habe in Kamerun immer Serien geguckt,

die man auch hier guckt, so wie Hannah Montana, Zack und Cody,

da habe ich einen Eindruck bekommen, wie es da aussieht,

weil, bei uns war es komplett anders.

Das, was wir hatten, war nicht viel, aber ich war zufrieden.

Ich wusste, o. K., man kann noch mehr haben.

In den Serien sah alles sauber aus.

Große Gebäude, gute neue Klamotten, tolle Klamotten.

Da sieht es sauber aus, man hat viel Geld, man hat keine Sorgen,

denn man hat ja gute Sachen in den Serien gesehen.

Als ich erfahren habe, dass wir nach Deutschland ziehen,

war ich übertrieben glücklich.

Ich dachte, endlich kann ich dieses Leben,

was ich im Fernsehen sehe, leben.

Ich dachte, mein Vater hat wahrscheinlich

ein richtig großes Haus

und ich werde draußen in meinem Segway die ganze Zeit rumcruisen.

Ich war richtig glücklich.

Wir sind in Frankfurt gelandet, es war kalt, Winter,

und ich war glücklich.

Ich wusste, bald wird es schneien denn es ist kalt,

und im Winter schneit es.

Ich wollte unbedingt mal Schnee sehen,

ich hatte noch nie Schnee gesehen. Ich fand das übertrieben cool.

Im Flughafen war alles neu und glänzend.

Wir gingen raus, da waren Autos, die Straßen waren sauber,

alles war clean.

Wir sind nach Hause gefahren. Alles war so schön, wow, wow, wow.

Dann kamen wir an und ich dachte so: Oh, das ist doch was anderes.

Die Wohnung war ziemlich klein und ich dachte:

Oh, Hannah Montana und Zack und Cody, das sind zwei verschiedene Welten.

Realität und Film halt.

Ich war ein bisschen traurig, aber ich war glücklich,

dass es meinem Vater gut geht und dass wir wieder zusammen sind.

Mein Bruder und ich haben innerhalb von sechs Monaten die Sprache gelernt

und haben auch unser Abi geschafft.

Sprache ist der Weg zu allem.

Du musst kommunizieren können, wenn du jemanden kennenlernen willst,

wenn du etwas sagen willst, wenn du etwas auf dem Herzen hast,

dann musst du halt die Sprache können.

Das wollte ich so schnell wie möglich machen.

Meine Art und Weise ist afrikanisch würde ich sagen.

Ich rede auf Deutsch, aber manchmal, meine Art und Weise,

wie ich Sachen mache, wie ich manchmal auf Sachen reagiere,

als Afrikaner ist man energisch.

Ich tanze auch afrikanisch.

Man hat das Tanzen im Blut.

Man tanzt afrikanisch, in Afrika habe ich genauso getanzt.

Man muss da tanzen können.

Man tanzt komplett anders.

Wenn man in Afrika in 'nen Club geht...

* schnaubt anerkennend *

Man denkt, man macht Sport. Alle können krass tanzen.

In der Kirche ist das genauso.

Wenn man zu 'ner afrikanischen Kirche geht, ist es so,

dass man singt, tanzt und schreit.

In einer deutschen Kirche ist es so ruhig und man schläft fast ein.

Als ich 17 war habe ich einen Song gemacht der hieß: "Ich bin schwarz".

Ich war eingelebt in Deutschland,

ich war auch einer von den Deutschen sozusagen.

Als ich nach Deutschland kam, haben Leute immer wieder gefragt,

Hey, nice, warum ist deine Handfläche hier braun und hier heller,

warum hast du so dicke Lippen, warum ist deine Nase so breit?

Leute haben meine Haare immer angefasst.

"Boah, das fühlt sich voll gut an."

Das sind so Sachen, die mich dazu inspiriert haben,

dieses Lied zu machen.

Ich alle Sachen zusammengeklatscht, die ich erlebe.

Sachen, die Schwarze alles erleben. Alle Klischees.

Ich wollte nicht damit zeigen, Yo, ich bin schwarz, ich bin cooler,

nein, ich wollte zeigen, ich bin schwarz,

ich bin einfach so, wie ich bin.

Man ist ein Mensch, und sucht sich ja nicht aus,

ob man als Weißer oder Schwarzer geboren wird.

Viele Schwarze schrieben mir,

Ey Anaice, nach dem Song wurde ich selbstbewusster,

ich habe mich gemocht, weil ich schwarz bin.

Ich wollte lustig sein, aber ich habe mehr als das erreicht.

Wenn ich merke, ich habe das erreicht,

dann bin ich noch mehr stolz auf mich.

* Titelmusik *

Untertitel: ARD Text im Auftrag von Funk (2018)

Ah Nice | GERMANIA Ah Nice | GERMANIA Ah Nice | ALEMANIA Ah Nice | ALEMANHA Ah Nice | ALMANYA

Alle Afrikaner sind so.

Die waren halt noch nie in Europa, die sehen halt im Fernsehen,

es ist so cool da und denken,

wenn man da lebt, dass man automatisch reich ist.

Dass man da ankommt und von den Bäumen Geld pflückt oder so.

* Titelmusik *

Mein Name ist Anaice, ich mache Comedy,

Unterhaltung, Musik auf YouTube.

Ich bin mit 12 nach Deutschland gezogen,

genauer gesagt, nach St. Tönis.

Geboren bin ich in Kamerun.

Sankt Tönis ist ein Stadtteil von Tönis-Forst

und Tönis-Forst ist eine kleine Stadt in Nordrhein-Westfalen

in der Nähe von Krefeld und Düsseldorf.

Als mein Vater 2002 nach Deutschland ging,

hab ich das gar nicht gemerkt, also ich habe das gar nicht wahrgenommen.

Ich war fünf Jahre alt, ein Kind.

Man hat mir das gar nicht erklärt.

Aber wir blieben in Kontakt, er hat oft angerufen zu Hause.

Er hat gesagt, er ist in Deutschland und

ich habe in Kamerun immer Serien geguckt,

die man auch hier guckt, so wie Hannah Montana, Zack und Cody,

da habe ich einen Eindruck bekommen, wie es da aussieht,

weil, bei uns war es komplett anders.

Das, was wir hatten, war nicht viel, aber ich war zufrieden.

Ich wusste, o. K., man kann noch mehr haben.

In den Serien sah alles sauber aus.

Große Gebäude, gute neue Klamotten, tolle Klamotten.

Da sieht es sauber aus, man hat viel Geld, man hat keine Sorgen,

denn man hat ja gute Sachen in den Serien gesehen.

Als ich erfahren habe, dass wir nach Deutschland ziehen,

war ich übertrieben glücklich.

Ich dachte, endlich kann ich dieses Leben,

was ich im Fernsehen sehe, leben.

Ich dachte, mein Vater hat wahrscheinlich

ein richtig großes Haus

und ich werde draußen in meinem Segway die ganze Zeit rumcruisen.

Ich war richtig glücklich.

Wir sind in Frankfurt gelandet, es war kalt, Winter,

und ich war glücklich.

Ich wusste, bald wird es schneien denn es ist kalt,

und im Winter schneit es.

Ich wollte unbedingt mal Schnee sehen,

ich hatte noch nie Schnee gesehen. Ich fand das übertrieben cool.

Im Flughafen war alles neu und glänzend.

Wir gingen raus, da waren Autos, die Straßen waren sauber,

alles war clean.

Wir sind nach Hause gefahren. Alles war so schön, wow, wow, wow.

Dann kamen wir an und ich dachte so: Oh, das ist doch was anderes.

Die Wohnung war ziemlich klein und ich dachte:

Oh, Hannah Montana und Zack und Cody, das sind zwei verschiedene Welten.

Realität und Film halt.

Ich war ein bisschen traurig, aber ich war glücklich,

dass es meinem Vater gut geht und dass wir wieder zusammen sind.

Mein Bruder und ich haben innerhalb von sechs Monaten die Sprache gelernt

und haben auch unser Abi geschafft.

Sprache ist der Weg zu allem.

Du musst kommunizieren können, wenn du jemanden kennenlernen willst,

wenn du etwas sagen willst, wenn du etwas auf dem Herzen hast,

dann musst du halt die Sprache können.

Das wollte ich so schnell wie möglich machen.

Meine Art und Weise ist afrikanisch würde ich sagen.

Ich rede auf Deutsch, aber manchmal, meine Art und Weise,

wie ich Sachen mache, wie ich manchmal auf Sachen reagiere,

als Afrikaner ist man energisch.

Ich tanze auch afrikanisch.

Man hat das Tanzen im Blut.

Man tanzt afrikanisch, in Afrika habe ich genauso getanzt.

Man muss da tanzen können.

Man tanzt komplett anders.

Wenn man in Afrika in 'nen Club geht...

* schnaubt anerkennend *

Man denkt, man macht Sport. Alle können krass tanzen.

In der Kirche ist das genauso.

Wenn man zu 'ner afrikanischen Kirche geht, ist es so,

dass man singt, tanzt und schreit.

In einer deutschen Kirche ist es so ruhig und man schläft fast ein.

Als ich 17 war habe ich einen Song gemacht der hieß: "Ich bin schwarz".

Ich war eingelebt in Deutschland,

ich war auch einer von den Deutschen sozusagen.

Als ich nach Deutschland kam, haben Leute immer wieder gefragt,

Hey, nice, warum ist deine Handfläche hier braun und hier heller,

warum hast du so dicke Lippen, warum ist deine Nase so breit?

Leute haben meine Haare immer angefasst.

"Boah, das fühlt sich voll gut an."

Das sind so Sachen, die mich dazu inspiriert haben,

dieses Lied zu machen.

Ich alle Sachen zusammengeklatscht, die ich erlebe.

Sachen, die Schwarze alles erleben. Alle Klischees.

Ich wollte nicht damit zeigen, Yo, ich bin schwarz, ich bin cooler,

nein, ich wollte zeigen, ich bin schwarz,

ich bin einfach so, wie ich bin.

Man ist ein Mensch, und sucht sich ja nicht aus,

ob man als Weißer oder Schwarzer geboren wird.

Viele Schwarze schrieben mir,

Ey Anaice, nach dem Song wurde ich selbstbewusster,

ich habe mich gemocht, weil ich schwarz bin.

Ich wollte lustig sein, aber ich habe mehr als das erreicht.

Wenn ich merke, ich habe das erreicht,

dann bin ich noch mehr stolz auf mich.

* Titelmusik *

Untertitel: ARD Text im Auftrag von Funk (2018)