Teil 10: Metapher in biblischer Poesie - YouTube
Wir lernen also, wie man biblische Poesie liest.
Sie macht über 30% der Bibel aus.
Ja, Poesie ist eine Art des Schreibens, die nicht nur Informationen vermittelt.
Wir sind eingeladen, Ideen mit unserer Vorstellungskraft zu erleben; indem kreative Bilder verwendet
werden, oder das, was wir als metaphorische Sprache bezeichnen würden.
Na gut, sprechen wir über Bilder und Metaphern in der biblischen Poesie.
Manche Dinge im Leben sind leicht zu verstehen, weil es sich um greifbare, körperliche Erfahrungen
handelt.
Wenn einem kalt ist zum Beispiel.
Ja, frieren macht keinen Spaß.
Aber andere Erfahrungen sind nicht so konkret.
Zum Beispiel wenn dich jemand nicht mag.
Auch das macht keinen Spaß.
Also zwei sehr unterschiedliche Dinge.
Aber du merkst, wie dein Verstand sie unbewusst miteinander verbunden hat.
Wenn wir also Dinge sagen wie: „Sie hat mir die kalte Schulter gezeigt" oder „Sei
nicht so kalt".
Man könnte es auch umdrehen und Zuneigung als Wärme betrachten.
„Sie brauchten eine Weile, um mit mir warm zu werden“ oder „Sie ist eine warmherzige
Person".
Genau.
Wir nehmen also einen Grundbegriff wie „Wärme“ und ordnen ihn dann einem abstrakten Begriff
wie „Zuneigung“ zu.
Das gibt uns eine bildreichere Möglichkeit, über unsere Erfahrungen zu sprechen.
Wir denken in Metaphern.
Ja, sie bilden den Rahmen dafür, wie unser Verstand die Welt versteht.
Metaphern bestimmen unser gesamtes Denken und unsere Sprache.
Genau wir hier: Metaphern bestimmen.
Das ist eine Metapher für sich; und dafür, dass Vorstellungen Herrscher sind.
Oder denk an eine damit verbundene Metapher, dass sich konkurrierende Vorstellungen wie
im Krieg gegenüberstehen.
Ja - In einer Debatte muss ich meine Position verteidigen und starke Argumente haben, damit
ich das Wortgefecht gewinnen kann.
Und du siehst, Metaphern sind nicht nur eine kunstvolle Schreibweise.
Sie sind überall in unserer Sprache.
Und die Metaphern, die wir verwenden, prägen unsere Vorstellungskraft und unser Verhalten.
Deshalb überrascht es nicht, dass die biblischen Dichter ständig metaphorische Bilder verwenden.
(Nun,) einige Metaphern in der Bibel sind leicht verständlich.
Zum Beispiel: Licht ist gut und Dunkelheit ist schlecht.
Aber denk daran, dass die biblischen Dichter in einer antiken Kultur lebten.
Das bedeutet, einige ihrer Metaphern erscheinen uns vielleicht etwas seltsam.
Welche zum Beispiel?
Stell dir tosendes Wasser vor, wie zum Beispiel einen tiefen, stürmischen Ozean.
Okay.
Denk jetzt an eine Zeit, in der du in Gefahr warst, und ordne dann diese beiden einander
zu.
Und… ?
Gefahr ist wie stürmische Wasser.
Genau.
Und dann gehen die biblischen Autoren noch weiter.
Sie sprechen auch von gefährlichen Menschen als stürmische Wasser.
Wie in Psalm 69: „Rette mich, Gott, denn das Wasser steht mir bis zum Hals.
Die mich ohne Grund hassen, sind zahlreicher als die Haare auf meinem Kopf.“
Ah, die Feinde sind gefährliche Wellen.
Ja.
Genau wie viele feindliche Nationen.
Wie in Jesaja 17: „Die Völker wüten wie tosende Wellen, sie brausen wie donnerndes
Wasser.“
Oder in Psalm 89: „Du hast das Seeungeheuer besiegt und zerschmettert.
Du hast deine Feinde mit deinem starken Arm zerstreut.“
Das ist also eine Grundmetapher für Gefahr und Chaos in unserer Welt.
Aber Gott hat die Macht über stürmische Wasser?
Genau.
Und dieses grundlegende Bild ist so wichtig, dass es auf Seite 1 der Bibel eingeführt
wird.
Stimmt.
Die unerschaffene Welt in Genesis 1 ist ein dunkler, stürmischer Ozean, in den Gott Ordnung
bringt.
Genau.
Das Bild beginnt dort und entwickelt sich dann durch den Rest der Bibel weiter; genau
wie sein Gegensatz.
Wenn stürmisches Wasser ein wesentliches Bild für Gefahr ist, überlege, was trockenes
Land darstellen würde.
Trockenes Land wäre Sicherheit, Geborgenheit, Stabilität.
Ganz genau.
Einige der grundlegendsten, menschlichen Sehnsüchte.
Und so stellt Gott das trockene Land zur Verfügung.
So wird es auf den ersten Seiten von Genesis beschrieben.
Und hier pflanzt Gott auch den Garten Eden.
Und das ist kein durchschnittlicher Garten.
Er wird mit Bildern eines antiken Tempels beschreiben; der hoch über diesen gefährlichen
Wassern thront.
Und dann fließt aus diesem Gartentempel ein Fluss, der alles bewässert.
Die Idealvorstellung der Menschen ist also, mit Gott in einem Berg-Garten-Tempel zu sein.
Ja.
Dieses Bild durchdringt die biblische Poesie.
Wie zum Beispiel als David in Psalm 65 die Gegenwart Gottes im Tempel feiert.
„Große Freude erwartet uns in deinem heiligen Tempel.
Du hast die Ozeane mit ihren tosenden Wellen besänftigt und die Völker zum Verstummen
gebracht.
Gottes Fluss führt Wasser im Überfluss.“
Jetzt pass auf.
Da der Tempel mit der Nähe zu Gottes Gegenwart in Verbindung gebracht wurde, konnte dieser
Felsen zu einer Metapher für Gott selbst werden.
Wie in Psalm 18: „Der Herr ist mein Fels, meine Burg und mein Retter".
Dieses Bild zeichnet Jesus, wenn er sagt, auf ihn zu hören ist, als ob man sein Haus
auf den Felsen baut.
Genau.
Achte darauf, wie diese reichhaltigen Metaphern in der biblischen Poesie in Bildern aus früheren
biblischen Erzählungen verwurzelt sind.
So funktionieren Metaphern in der Bibel.
Man braucht die Erzählungen, um die poetischen Bilder zu verstehen.
Und die Bilder offenbaren eine tiefere Bedeutung in diesen Erzählungen.
Cool.
Die größte Sammlung von Gedichten in der Bibel ist das Buch der Psalmen.
Und als Nächstes sprechen wir darüber, wie man das Buch der Psalmen lesen kann.