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2021 ZDF Sendung, heute journal vom 09.09.2021 - Armin Laschet - Unions-Kandidat stellt sich Bürgerfragen; Stichwort Briefwahl

heute journal vom 09.09.2021 - Armin Laschet - Unions-Kandidat stellt sich Bürgerfragen; Stichwort Briefwahl

Diese Untertitel sind live produziert.

Und jetzt das heute journal mit Heinz Wolf und Christian Sievers.

Guten Abend Ihnen allen.

So ist das, wenn der Kandidat auf die trifft, die jetzt in der Hand haben,

wie es mit ihm weitergeht.

Bei einer Bundestagswahl, bei der es auf jede Stimme ankommt,

und zwar im wahrsten Sinn des Wortes,

denn so eng sieht das Rennen aktuell aus.

Das waren 90 Minuten gerade live im ZDF mit einem,

der in den Umfragen abgestürzt ist, der jetzt alles geben muss,

um seine Chance wahren zu können aufs Kanzleramt.

"Klartext, Armin Laschet!"

Armin Laschets erster Schlagabtausch eben nicht mit der Konkurrenz,

sondern direkt mit Wählerinnen und Wählern vor einem Millionenpublikum.

Wir analysieren das jetzt

und gucken auch nochmal auf die wichtigsten Momente,

mit dem Parteiforscher Prof. Karl-Rudolf Korte.

Guten Abend.

Was war das Überraschendste für Sie?

Es war nicht nur Frage und Antwort.

Es war sehr dialogisch.

Er hat von sich aus nachgefragt.

Die Unentschiedenheit, die ihm immer vorgeworfen wird, hatte abgelegt.

Er war sicherer als sonst.

Ist es die Chance zur Trendwende

oder doch nur die Bestätigung schlechter Umfragen?

Für Armin Laschet geht es um alles.

Und er stellt sich 70 Gästen und zwei Moderatoren zu vier Themen.

Den Klimawandel erlebt der Kandidat

hautnah im eigenen Hinterhof.

Das Sommerhochwasser hat zu Toten,

zu weggeschwemmte Ortschaften und zu Milliardenschäden geführt

und Laschet das Image des Verlierers verpasst.

Heute verteidigt er die schnelle Hilfe, besonders die finanzielle.

Ich war mehrmals dort.

Ich war bei den Menschen.

Die Soforthilfe war sehr wichtig.

Die Leute hatten nichts mehr.

Ich habe mir damals das Formular vom Amt sehen lassen.

Ich wollte, dass das unbürokratisch ist.

Doch klimapolitisch hat sich die Union zurückgehalten,

im Wahlprogramm wohlklingende Worte.

Konkrete Zahlen zur CO2-Steuer, zum Ende des Verbrennungsmotors

sucht man vergebens.

Wir haben das 1,5-Grad-Ziel.

Und wir wollen dieses Ziel erreichen.

Wir können es nur noch nicht exakt betiteln.

Wir brauchen viele Entwicklungen dafür.

Klartext bekommt der Wähler vom Kandidaten zum Thema AfD.

Armin Laschet wiederholt seine Aussagen, ohne Wenn und Aber,

und bekommt dafür Gegenwind.

Wir werden mit der AfD nicht reden und nicht kooperieren.

Das ist eine rechtsradikale Partei

und sie hat bei uns nichts verloren.

Mit dieser Aussage spalten Sie.

Das Ende der Steinkohle, das Ende der Braunkohle -

Laschet nimmt für sich in Anspruch, Strukturwandel begriffen zu haben.

Als Wahlkämpfer verspricht er, jetzt die Zukunft zu erobern.

Ein Besuch in der Tesla-Fabrik in Brandenburg

soll dieses Image untermauern.

Der Wähler im Studio will allerdings wissen,

wie sich Mindestlohn für zwei Millionen Beschäftigte entwickelt.

Laschet will nicht, dass sich die Politik einmischt.

Wenn wir beginnen, Löhne auszuhandeln im Deutschen Bundestag,

wird es am Ende die Gewerkschaften schwächen.

Im Kampf gegen Corona wirkt Laschet oft wie der Luftikus,

ohne klare Linie.

Ein Image, oft nicht von Fakten gedeckt, das wie Pech an ihm klebt.

Auch der ständige Zweikampf mit Söder

über den Preis des besseren Corona-Bekämpfers verliert er,

zumindest in den Umfragen.

Wir haben viele Grundrechtseingriffe bei den Menschen.

Und ich war immer jemand, von dem gesagt wurde, wir öffnen zu schnell.

Laschet steht mit dem Rücken zur Wand.

Und als rheinische Frohnatur

will er sich nicht von schlechten Umfragen verrückt machen lassen.

Wir merken, es wird knapp.

Die Wähler werden das entscheiden.

Armin Laschet stellt sich zur Wahl und den Fragen der Wähler.

Noch hat er 17 Tage Zeit.

Prof. Karl-Rudolf Korte,

welche Strategie konnte man rauslesen?

Er ist konfrontiert mit bestimmten Projektionen und Bildern,

gegen die er anrennt.

Dazu gehört, dass er unklar und nicht präzise ist.

Dass er zu jovial und zu wenig ernst ist.

Heute hat er nicht automatisch jedem Recht gegeben.

Er hat auch Widerspruch artikuliert.

Es wird ihm oft vorgeworfen, dass er Krise nicht kann

und dass er nicht resistent gegen Stress ist.

Im Portrait heißt es: "Laschet kann gut direkt mit Menschen."

War das heute etwas, das ihm geholfen hat?

Ja, denn die meisten haben nur Medien vermittelte Eindrücke von

ihm.

Was für Wahlentscheidungen extrem wichtig ist,

ist zu sehen, wer sich sonst verhält.

Glaubwürdigkeit und Sympathie und die Sachkompetenz ist wichtig.

Damit kann man in so einer Sendung brillieren

oder man geht ein.

Die Zuschauer können sich ihr eigenes Bild machen.

So etwas ist nicht einfach.

Und dieser Eindruck bleibt.

Es wurde über sehr vieles gesprochen,

was Deutschland bewegt.

Für Armin Laschet ist das immer so eine Sache,

wie umgehen mit der Kritik-Punkt

beim Thema Kohleausstieg gab es da eine interessante Situation.

Er hat nicht nur seinen Weg geschildert,

sondern er hat auch gesagt,

dass er zum Teil Sachen anders gemacht hätte als die Kanzlerin.

Das kennen wir in dieser Form noch nicht.

Jede Diskussionsrunde jetzt ist auch deshalb so wichtig und entscheidend,

weil immer mehr Wählerinnen und Wähler schon vor dem Wahltag wählen.

Und sobald sie gewählt haben,

dann natürlich für den Wahlkampf nicht mehr zu erreichen sind.

29 % Briefwahl - so war das vor vier Jahren.

Dieses Mal erwarten alle nochmal deutlich mehr,

vielleicht doppelt so viel, eine Rekord-Wahl per Post.

Und je wichtiger die Briefwahl ist, desto lauter werden die, die warnen,

sie sei nicht sicher.

David Gebhard ist dem nachgegangen.

In 17 Tagen ist Wahltag,

doch eigentlich wird schon jetzt jeden Tag gewählt.

So viel Briefwahlanteil wie noch nie wird erwartet und die Parteien

werben dafür offensiv - alle, bis auf eine.

"Steck ihn selber rein", fordert die AfD,

denn ein Briefkasten sei keine Wahlurne.

Urnenwahl ist die sichere Wahl.

Deswegen fordern wir die Bürger auf,

ihre geheime Stimme im Wahllokal abzugeben.

Auf den Marktplätzen werden AfD-Vertreter mitunter deutlicher,

verbreiten Desinformationen

über einen angeblich drohenden Wahlbetrug,

etwa bei der Auszählung der Briefwahl.

Wir müssen in die Wahllokale

auch als Wahlbeobachter, als Wahlhelfer gehen.

Um aufzupassen, dass wir nicht beschissen werden,

das deutsche Volk nicht verhuntzt wird.

Ihr als Wähler werdet im Wahllokal

unter Umständen nicht fair behandelt,

weil da Kreuze auf den falschen Haufen gelegt werden.

Behauptungen mit dem Ziel, die Briefwahl zu diskreditieren.

Der Bundeswahlleiter weist die Vorwürfe entschieden zurück.

Die Briefwahl ist genauso sicher wie die Urnenwahl.

Lassen Sie sich nicht verunsichern.

Unser Wahlsystem ist seit der Gründung der BRD

ein sehr sicheres.

Die Lüge von der angeblich gestohlenen Wahl,

von Donald Trump verbreitet, damals wie heute

von AfD-Vertretern dankbar aufgegriffen.

Biden als Wahlbetrüger?

Ich bin sicher, dass die Wahlen dort manipuliert worden sind, ja.

Das wird ja immer noch diskutiert, es wird auch noch nachgezählt.

Schon kurz nach der US-Wahl kapern AfD-Vertreter das Trump-Narrativ

und verbreiten Verschwörungserzählungen.

Diese ganze Pandemie ist ein Schwindel,

der aus völlig anderen Gründen verursacht wird.

Weil sie Briefwahl durchführen wollen,

um den größten Wahlbetrug dieses Landes

im nächsten Jahr durchzuführen.

Fake News rund um Wahlen und die Pandemie –

Alltagsgeschäft für den Datenanalysten Josef Holnburger.

Die Narrative, die sich jetzt um eine vermeintlich manipulierte

Bundestagswahl drehen, die kommen v.a.

aus dem verschwörungsideologischen und auch rechtsextremen Milieu.

Alleine dieses Video hat fast 400.000 Klicks:

Macht Druck, macht Druck, macht Druck.

So ein auffälliger Wahlbetrug.

Oliver Janich ist einer der reichweitenstärksten

deutschsprachigen Verschwörungsideologen.

Der hat vermeintlich nach der Sachsen-Anhalt-Wahl entdeckt,

wo manipuliert worden wäre

und warnt auch ganz eindeutig vor der nächsten Bundestagswahl.

Tana de Zulueta hat weltweit über 25 Jahre Wahlen beobachtet,

für die OSZE, auch in Deutschland.

Sie sieht einen erschreckenden Trend:

Leider ist der Ruf vom angeblichen Wahlbetrug

zu einer politischen Taktik geworden, eine abscheuliche.

Die Ansteckung scheint Deutschland erreicht zu haben.

Dabei ist der deutsche Prozess

einer der transparentesten, die ich je gesehen habe.

Ein Prozess der dieses Jahr ganz neu herausgefordert werden könnte.

Durch einen historischen Briefwahlanteil,

mit womöglich mehr als 50 %.

Und durch Kräfte, die Zweifel schüren am demokratischen Verfahren.

Das Bundesverfassungsgericht

hat vor ein paar Jahren sehr schön den Zielkonflikt beschrieben,

zwischen den Grundsätzen einer freien, demokratischen Wahl.

"Geheim" soll sie sein,

das bietet am ehesten natürlich die Wahlkabine im Wahllokal.

Aber "allgemein" soll sie eben auch sein.

Für alle zugänglich, auch für die,

die nur zuhause ihr Kreuz machen wollen oder können.

Heinz hat einen ersten Nachrichtenüberblick.

Zuerst zur Corona-Situation, zu den Zahlen:

Die 7-Tage-Inzidenz ist wieder leicht gestiegen, auf 83,5.

Innerhalb eines Tages

haben sich 15.431 Menschen mit dem Virus infiziert.

606 Menschen kamen neu mit Symptomen ins Krankenhaus.

Damit steigt die "Hospitalisierungsrate"

auf 1,89 Fälle pro 100.000 Einwohner.

Den höchsten Stand gab es an Weihnachten mit 15,75.

Von alarmierenden Folgen der Pandemie für die Gesundheit der Kinder

und Jugendlichen spricht die Krankenkasse DAK Gesundheit

nach der Analyse anonymisierter Krankenhausdaten.

So seien 2020 die Krankenhaus- behandlungen von Mädchen und Jungen

wegen Übergewicht um 60 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.

Bei Essstörungen wie Bulimie und Magersucht

waren es demnach fast 10 % mehr.

Razzien heute im Bundesfinanz- sowie im Bundesjustizministerium.

Die Staatsanwaltschaft Osnabrück

ermittelt gegen die Geldwäsche- Zentralstelle des Zolls.

Der "FIU" wird vorgeworfen, Hinweise von Banken zur Geldwäsche

nicht an Polizei und Justiz weitergeleitet zu haben.

Bei der Durchsuchung der Ministerien ging es um die Kommunikation

mit der FIU und auch um die Frage, inwieweit Verantwortliche

in den Ministerien in Entscheidungen der Geldwäschestelle

mit eingebunden waren.

Bundesaußenminister Maas

hat die deutsche Botschaft in Libyen eröffnet.

Vor sieben Jahren waren alle deutschen Diplomaten

aus dem nordafrikanischen Land abgezogen worden,

wegen des dort herrschenden Bürgerkrieges.

Bei der Wiedereröffnung in der Hauptstadt Tripolis erklärte Maas,

die Fortschritte des Landes seien beeindruckend.

Deutschland wolle den Libyerinnen und Libyern

beim Aufbau einer besseren Zukunft helfen.

Die neue Taliban-Regierung in Afghanistan schlägt einen harten Kurs

gegen Meinungsfreiheit und Frauenrechte ein.

Proteste seien "bis auf Weiteres" verboten, niemand solle es wagen,

welche zu organisieren, hieß es aus dem neuen Innenministerium.

In den letzten Tagen gab es noch Proteste gegen die Taliban-Regierung,

auch von Frauen. Weil keine einzige Frau in der Regierung vertreten ist.

Und weil Frauen zunehmend Freiheiten und Rechte genommen werden,

etwa bei Bildung und Arbeit und/oder der Ausübung von Sport.

Für viele bleibt da nur ein Ausweg, sie versuchen, ihr Land zu verlassen.

Seit heute ist Afghanistan wieder mit der Welt verbunden auf dem Luftweg.

Zehn Tage nach dem Abzug der US-Truppen ist wieder

ein ziviler Evakuierungsflug gestartet, in Kabul Airport.

Qatar Airways mit Ziel Doha, die Hauptstadt von Katar.

Dessen Regierung will den Flughafen

generell für internationale Flüge wieder öffnen.

Heute waren rund 200 Menschen an Bord, darunter auch US-Bürger.

Zehntausende, vielleicht noch mehr, warten auf so eine Chance.

Im Nachbarland Iran,

das mit Afghanistan eine 936 km lange Grenze hat,

leben bereits rund 3 Mio. Afghanen, die meisten illegal.

Und das schon vor der Machtübernahme der Taliban, jetzt kommen immer mehr.

Jörg Brase ist dort.

In ihrer Heimat war Sanam Sadat ein Kinostar.

In ihren Filmen spielte sie starke Frauen,

die sich gegen Traditionen und Zwänge auflehnen.

Sie ließ ihre Ehe scheiden, im Film wie im echten Leben.

Das mochten ihre konservativen Eltern nicht.

Und die neuen Herrscher in Afghanistan, die Taliban,

erst recht nicht.

Sie floh.

Nun sitzt sie hier im Nachbarland Iran, in Sicherheit zwar,

doch sie weiß nicht, wie es weitergehen soll.

Ich habe Angst zurückzugehen, aber hier bleiben geht auch nicht.

Mein Visum läuft bald aus und wird wahrscheinlich nicht verlängert.

Dann wäre ich ein illegaler afghanischer Flüchtling.

Das mache ich nicht.

Dann versuche ich lieber, irgendwie von hier wegzukommen.

In Iran ist sie eine von mittlerweile über 3 Mio. Afghanen,

viele ohne legales Visum.

Ein Slum im Südosten der Hauptstadt Teheran.

Die meisten hier kommen aus Afghanistan.

Staatliche Hilfe bekommen sie nicht,

müssen sogar die Abschiebung fürchten.

Ihr seht, wie wir leben.

Wir haben kein Wasser und keinen Strom.

Das zapfen wir alles illegal irgendwo ab.

Und egal, wohin wir gehen, werden wir niedergemacht.

Die iranisch-afghanische Grenze.

Irans Führung fürchtet Unmut in der eigenen Bevölkerung,

sollten noch mehr Flüchtlinge kommen.

Um das eigene Volk zu beruhigen,

dürfen einige Fernsehteams im Transitzentrum an der Grenze drehen.

Dort sitzen hunderte Afghanen, die, angeblich freiwillig,

Iran wieder Richtung Heimat verlassen wollen.

Meine Eltern haben mir gesagt, dass die Lage im Land

seit dem Einmarsch der Taliban ruhig ist.

Das Leben habe sich normalisiert.

Und ich könnte wieder nach Hause kommen.

Irans Führung drängt die Taliban, sich zu mäßigen,

eine Einheitsregierung zu bilden, um den Flüchtlingsstrom zu stoppen.

Und die Europäer wären wohl bereit, Irans ungeliebtem Präsidenten Raisi

Geld dafür zu zahlen, dass er die afghanischen Flüchtlinge

im Land hält und nicht abschiebt oder durchschleust Richtung Westen.

Denn dorthin wollen Sanam und ihre afghanischen Filmkollegen,

die hier in Teheran gestrandet sind.

Sie suchen Hilfe, um Iran Richtung Europa zu verlassen.

Nicht weil es ihr Wunsch ist, sondern bittere Notwendigkeit.

Schon mein Vater gehörte zu einer Flüchtlingsgeneration.

Was er mir hinterlassen hat, waren Leid, Krieg und Flucht.

Wenn es das ist, was ich meiner Tochter mal hinterlassen werde,

wofür habe ich dann gelebt?

Leid und Flucht bestimmen ihr Leben, auch hier in Iran.

In einem Land, das sie eigentlich nicht will

und das doch zurzeit ihr einziger Zufluchtsort ist.

Über die mutigen Frauen im Land, die sich den Taliban

immer noch entgegenstellen, spricht Nazan Gökdemir später

im heute journal up:date mit Zohre Esmaeli.

Model und Aktivistin, die selbst damals, mit 13 Jahren,

aus Afghanistan fliehen musste.

Wie geht es weiter mit der Inflation?

Zu diesem gerade viel diskutierten Thema hat sich heute auch die Chefin

der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, geäußert.

Valerie Haller, was erwartet sie, wie sich die Inflation entwickelt?

Etwas höher als noch vor ein paar Wochen.

Das ist angesichts der gut laufenden Konjunktur

in Europa keine Überraschung.

Mit der Erholung steigen in der Regel die Preise.

Nun geht's schneller als gedacht.

War die EZB im Sommer für dieses Jahr

noch von einem Wachstum für die Eurozone von 4,6 % ausgegangen,

rechnet sie nun mit 5 %.

Bei der Inflation korrigierte sie

ihre Prognose von 1,9 auf 2,2 % herauf.

Die EZB reagiert darauf,

indem sie ihr Corona-Notfallprogramm ein wenig zurückfährt.

Sie will ihre Anleihekäufe reduzieren.

Zuletzt steckte die Zentralbank monatlich etwa 80 Mrd. Euro

in diese Wertpapiere.

Unterstützung für Unternehmen und Staaten,

die sich so zu günstigeren Bedingungen finanzieren können.

EZB-Chefin Lagarde weicht damit nur ein kleines Stück von ihrem Kurs ab.

Die Zinsen bleiben auf Rekordtief.

Geschäftsbanken müssen weiter Strafzinsen zahlen,

wenn sie Geld bei der Zentralbank parken.

Kritiker werfen der EZB vor, mit dem vielen billigen Geld

die Inflation anzuheizen.

Sie in Schach zu halten, ist Kernaufgabe der Zentralbank.

Da hat sie sich aber vor Kurzem größeren Spielraum verschafft.

Etwas mehr oder weniger als 2 % Inflation

nehmen die Währungshüter eine Zeit lang in Kauf.

Auch bei der aktuell höheren Inflation gehen sie davon aus,

dass diese nur vorübergehend ist.

Eine Meinung, die nicht alle Ökonomen teilen.

Der Europäische Gerichtshof hat sich in einem Urteil mit der Frage

beschäftigt, welche konkreten Angaben in Kreditverträgen stehen müssen.

Demnach gehören dazu etwa genaue Prozentsätze bei Verzugszinsen.

Anlass für die EuGH-Entscheidung waren Rechtsstreitigkeiten

vor einem deutschen Gericht zu Autokreditverträgen.

Und noch ein Urteil, und zwar vom Bundesgerichtshof zur Pflicht

von Influencerinnen und Influencern Beiträge als Werbung zu kennzeichnen:

Nach der Entscheidung

ist allein das Zeigen eines Produkts nicht automatisch Schleichwerbung.

Für das Gericht kommt es auf die jeweiligen Umstände an,

etwa ob es eine Gegenleistung gibt oder wie werblich ein Beitrag ist.

Fünf Jahre lang hat sich der deutsche Astronaut Matthias Maurer

auf seine Reise zur ISS vorbereitet - in sieben Wochen soll es losgehen:

Besonders anstrengend sei das Training unter Wasser

im schweren Raumanzug gewesen,

erklärte Maurer auf einer Pressekonferenz.

Am 31. Oktober startet der 51-jährige Saarländer von den USA aus zur ISS.

Er wird ein halbes Jahr auf der Internationalen Raumstation bleiben.

Und jetzt in diesem heute journal kommt das, was meine Kollegin

Sabine Schultz mit leuchtenden Augen als "eine Zwiebel" ankündigt.

Dabei ist Sabine keine Gastrokritikerin,

sie hat ein Auge auf besondere Kinofilme.

Der heute kommt daher als Thriller, inspiriert vom Fall Amanda Knox,

die selbst darüber allerdings ziemlich entsetzt war,

aber dann tut sich eine Ebene nach der anderen auf.

Welten prallen aufeinander und geben neue Blickwinkel frei.

Zerrissenheit und Zuneigung, Verletzlichkeit und Härte.

Da hat einer sein zementiertes Bild im Kopf und erkennt,

dass er damit nicht weiterkommt.

Bill Baker ist das, was die Amerikaner einen "Roughneck" nennen,

ein Ölbohrarbeiter aus der erzkon- servativen Trump-Hochburg Oklahoma.

Seine Heimatstadt Stillwater verlässt er nur ungern.

Nach Europa, nach Marseille reist Bill nur aus einem Grund:

Ich besuche meine Tochter.

Sind Sie der Vater der jungen Frau, der amerikanischen Studentin?

Ja, Ma'am.

Alison wollte hier studieren

und da hat sie dieses Mädchen kennengelernt, Lena.

Eines Abends fand sie Lena tot und rief die Polizei.

Die hat sich nur dafür interessiert,

dass Allison mit einer Araberin schläft.

Ich habe sie geliebt. - Ja, das weiß ich.

Aber alle glauben, ich hätte sie getötet.

Der Film ist lose inspiriert vom Fall Amanda Knox,

der amerikanischen Studentin, die 2007 in Italien

des Mordes an ihrer Mitbewohnerin angeklagt wurde.

Doch das ist hier nur der Ausgangspunkt

für eine ganz andere Geschichte.

"Stillwater" ist v.a. ein Film über amerikanische Identität.

Ja, es geht darum, wie wir Amerikaner uns sehen

und wie wir von der Welt gesehen werden.

Auch wenn Bill seit Jahren kaum noch Kontakt zu seiner Tochter hatte,

will er nun ihre Unschuld beweisen, um jeden Preis,

auf eigene Faust, in einem fremden Land,

dessen Kultur und Sprache er nicht versteht.

Unterstützung kommt von Virginie, Zufallsbekanntschaft

und alleinerziehende Mutter der kleinen Maya.

Doch die Weltanschauung der zwei ist mitunter recht unterschiedlich.

Ich will nur, dass meine Tochter freigelassen wird.

Der Rest ist mir scheißegal.

Jetzt klingen Sie wie ein Amerikaner.

Gut, das bin ich.

Der amerikanische Held im Ausland, der alles tut für seine Familie,

für sich, für sein Volk, für sein Land.

Auch im Kino wird das immer sehr einseitig dargestellt.

Mein Film eröffnet einen neuen Blickwinkel

und erforscht auch die Konsequenzen dieser "Me first"-Ideologie.

Dabei spielt McCarthy mit den Stereotypen

eines gespaltenen Amerikas und mit unseren Vorurteilen.

Ich gebe nicht auf.

Bill, dieser wortkarge, gläubige Provinzamerikaner,

überzeugter Waffenbesitzer und doch so fürsorglich.

Oder will er wieder gutmachen,

was er bei der eigenen Tochter versäumt hat?

Es ist ein Film

voller subtiler Zwischentöne und überraschender Wendungen.

Es ist gefährlich für Sie, glauben Sie mir.

Packend und doch so viel mehr als ein Thriller.

Ein starker, ein nachdenklicher Film

mit einem faszinierenden Anti-Helden.

Matt Damon: absolut oscar-würdig.

Was, verdammt, hast du getan?

Als Vater, als Roughneck, als Amerikaner in Marseille.

Der Film fordert auch uns, die Zuschauer, ab heute im Kino:

Regisseur Tom McCarthy sagt:

"Vielleicht haben wir zu viel Zeit verbracht, darauf zu schauen, was uns

trennt, anstatt zu sehen, was uns vielleicht doch noch verbindet."

Mit dieser versöhnlichen Einsicht empfehle ich Ihnen

die spannende Runde bei Maybrit Illner, die sich wundert,

wieso Corona im Wahlkampf mittlerweile

eine vergleichsweise kleine Rolle spielt.

Um 0.35 Uhr dann unser heute journal up:date

mit Nazan Gökdemir.

Ihnen allen einen angenehmen Abend.

Ein starker Sturm zieht zz. Richtung Philippinen.

Er hat die Stärke 4, kurz vorher hatte es noch 5

von möglichen fünf Stufen, also beinahe die höchste Stufe.

Der gesamte Bereich des Pazifiks ist ein bis zwei Grad wärmer als normal

und das Mehr an Energie feuert den Sturm an.

Der Sturm zieht weiter nach Taiwan und trifft dort mit Stärke 3 auf.

In Europa haben wir es mit einer Kaltfront zu tun.

Die kommt morgen bei uns an und löst durchaus kräftige Gewitter

mit Starkregen aus.

Im Osten Deutschlands kommt noch warme Luft an.

In der Nacht gibt es Schauer und Gewitter.

Die Gewitter werden allmählich weniger.

Im Osten und Südosten lockert es auf.

Morgen ziehen Schauer und Gewitter von Westen auf.

Am Nachmittag bilden sich auch im Osten Schauer und Gewitter.

Am Samstag gibt es noch kräftige Schauer und Gewitter,

die allmählich abziehen.

Am Sonntag gibt es im Norden Schauer.

Ansonsten wird es allmählich trockener,

am Montag v.a. ruhiges Wetter mit viel Sonnenschein.

heute journal vom 09.09.2021 - Armin Laschet - Unions-Kandidat stellt sich Bürgerfragen; Stichwort Briefwahl heute journal vom 09.09.2021 - Armin Laschet - Union candidate faces citizens' questions; keyword absentee ballot

Diese Untertitel sind live produziert.

Und jetzt das heute journal mit Heinz Wolf und Christian Sievers.

Guten Abend Ihnen allen.

So ist das, wenn der Kandidat auf die trifft, die jetzt in der Hand haben,

wie es mit ihm weitergeht.

Bei einer Bundestagswahl, bei der es auf jede Stimme ankommt,

und zwar im wahrsten Sinn des Wortes,

denn so eng sieht das Rennen aktuell aus.

Das waren 90 Minuten gerade live im ZDF mit einem,

der in den Umfragen abgestürzt ist, der jetzt alles geben muss,

um seine Chance wahren zu können aufs Kanzleramt.

"Klartext, Armin Laschet!"

Armin Laschets erster Schlagabtausch eben nicht mit der Konkurrenz,

sondern direkt mit Wählerinnen und Wählern vor einem Millionenpublikum.

Wir analysieren das jetzt

und gucken auch nochmal auf die wichtigsten Momente,

mit dem Parteiforscher Prof. Karl-Rudolf Korte.

Guten Abend.

Was war das Überraschendste für Sie?

Es war nicht nur Frage und Antwort.

Es war sehr dialogisch.

Er hat von sich aus nachgefragt.

Die Unentschiedenheit, die ihm immer vorgeworfen wird, hatte abgelegt.

Er war sicherer als sonst.

Ist es die Chance zur Trendwende

oder doch nur die Bestätigung schlechter Umfragen?

Für Armin Laschet geht es um alles.

Und er stellt sich 70 Gästen und zwei Moderatoren zu vier Themen.

Den Klimawandel erlebt der Kandidat

hautnah im eigenen Hinterhof.

Das Sommerhochwasser hat zu Toten,

zu weggeschwemmte Ortschaften und zu Milliardenschäden geführt

und Laschet das Image des Verlierers verpasst.

Heute verteidigt er die schnelle Hilfe, besonders die finanzielle.

Ich war mehrmals dort.

Ich war bei den Menschen.

Die Soforthilfe war sehr wichtig.

Die Leute hatten nichts mehr.

Ich habe mir damals das Formular vom Amt sehen lassen.

Ich wollte, dass das unbürokratisch ist.

Doch klimapolitisch hat sich die Union zurückgehalten,

im Wahlprogramm wohlklingende Worte.

Konkrete Zahlen zur CO2-Steuer, zum Ende des Verbrennungsmotors

sucht man vergebens.

Wir haben das 1,5-Grad-Ziel.

Und wir wollen dieses Ziel erreichen.

Wir können es nur noch nicht exakt betiteln.

Wir brauchen viele Entwicklungen dafür.

Klartext bekommt der Wähler vom Kandidaten zum Thema AfD.

Armin Laschet wiederholt seine Aussagen, ohne Wenn und Aber,

und bekommt dafür Gegenwind.

Wir werden mit der AfD nicht reden und nicht kooperieren.

Das ist eine rechtsradikale Partei

und sie hat bei uns nichts verloren.

Mit dieser Aussage spalten Sie.

Das Ende der Steinkohle, das Ende der Braunkohle -

Laschet nimmt für sich in Anspruch, Strukturwandel begriffen zu haben.

Als Wahlkämpfer verspricht er, jetzt die Zukunft zu erobern.

Ein Besuch in der Tesla-Fabrik in Brandenburg

soll dieses Image untermauern.

Der Wähler im Studio will allerdings wissen,

wie sich Mindestlohn für zwei Millionen Beschäftigte entwickelt.

Laschet will nicht, dass sich die Politik einmischt.

Wenn wir beginnen, Löhne auszuhandeln im Deutschen Bundestag,

wird es am Ende die Gewerkschaften schwächen.

Im Kampf gegen Corona wirkt Laschet oft wie der Luftikus,

ohne klare Linie.

Ein Image, oft nicht von Fakten gedeckt, das wie Pech an ihm klebt.

Auch der ständige Zweikampf mit Söder

über den Preis des besseren Corona-Bekämpfers verliert er,

zumindest in den Umfragen.

Wir haben viele Grundrechtseingriffe bei den Menschen.

Und ich war immer jemand, von dem gesagt wurde, wir öffnen zu schnell.

Laschet steht mit dem Rücken zur Wand.

Und als rheinische Frohnatur

will er sich nicht von schlechten Umfragen verrückt machen lassen.

Wir merken, es wird knapp.

Die Wähler werden das entscheiden.

Armin Laschet stellt sich zur Wahl und den Fragen der Wähler.

Noch hat er 17 Tage Zeit.

Prof. Karl-Rudolf Korte,

welche Strategie konnte man rauslesen?

Er ist konfrontiert mit bestimmten Projektionen und Bildern,

gegen die er anrennt.

Dazu gehört, dass er unklar und nicht präzise ist.

Dass er zu jovial und zu wenig ernst ist.

Heute hat er nicht automatisch jedem Recht gegeben.

Er hat auch Widerspruch artikuliert.

Es wird ihm oft vorgeworfen, dass er Krise nicht kann

und dass er nicht resistent gegen Stress ist.

Im Portrait heißt es: "Laschet kann gut direkt mit Menschen."

War das heute etwas, das ihm geholfen hat?

Ja, denn die meisten haben nur Medien vermittelte Eindrücke von

ihm.

Was für Wahlentscheidungen extrem wichtig ist,

ist zu sehen, wer sich sonst verhält.

Glaubwürdigkeit und Sympathie und die Sachkompetenz ist wichtig.

Damit kann man in so einer Sendung brillieren

oder man geht ein.

Die Zuschauer können sich ihr eigenes Bild machen.

So etwas ist nicht einfach.

Und dieser Eindruck bleibt.

Es wurde über sehr vieles gesprochen,

was Deutschland bewegt.

Für Armin Laschet ist das immer so eine Sache,

wie umgehen mit der Kritik-Punkt

beim Thema Kohleausstieg gab es da eine interessante Situation.

Er hat nicht nur seinen Weg geschildert,

sondern er hat auch gesagt,

dass er zum Teil Sachen anders gemacht hätte als die Kanzlerin.

Das kennen wir in dieser Form noch nicht.

Jede Diskussionsrunde jetzt ist auch deshalb so wichtig und entscheidend,

weil immer mehr Wählerinnen und Wähler schon vor dem Wahltag wählen.

Und sobald sie gewählt haben,

dann natürlich für den Wahlkampf nicht mehr zu erreichen sind.

29 % Briefwahl - so war das vor vier Jahren.

Dieses Mal erwarten alle nochmal deutlich mehr,

vielleicht doppelt so viel, eine Rekord-Wahl per Post.

Und je wichtiger die Briefwahl ist, desto lauter werden die, die warnen,

sie sei nicht sicher.

David Gebhard ist dem nachgegangen.

In 17 Tagen ist Wahltag,

doch eigentlich wird schon jetzt jeden Tag gewählt.

So viel Briefwahlanteil wie noch nie wird erwartet und die Parteien

werben dafür offensiv - alle, bis auf eine.

"Steck ihn selber rein", fordert die AfD,

denn ein Briefkasten sei keine Wahlurne.

Urnenwahl ist die sichere Wahl.

Deswegen fordern wir die Bürger auf,

ihre geheime Stimme im Wahllokal abzugeben.

Auf den Marktplätzen werden AfD-Vertreter mitunter deutlicher,

verbreiten Desinformationen

über einen angeblich drohenden Wahlbetrug,

etwa bei der Auszählung der Briefwahl.

Wir müssen in die Wahllokale

auch als Wahlbeobachter, als Wahlhelfer gehen.

Um aufzupassen, dass wir nicht beschissen werden,

das deutsche Volk nicht verhuntzt wird.

Ihr als Wähler werdet im Wahllokal

unter Umständen nicht fair behandelt,

weil da Kreuze auf den falschen Haufen gelegt werden.

Behauptungen mit dem Ziel, die Briefwahl zu diskreditieren.

Der Bundeswahlleiter weist die Vorwürfe entschieden zurück.

Die Briefwahl ist genauso sicher wie die Urnenwahl.

Lassen Sie sich nicht verunsichern.

Unser Wahlsystem ist seit der Gründung der BRD

ein sehr sicheres.

Die Lüge von der angeblich gestohlenen Wahl,

von Donald Trump verbreitet, damals wie heute

von AfD-Vertretern dankbar aufgegriffen.

Biden als Wahlbetrüger?

Ich bin sicher, dass die Wahlen dort manipuliert worden sind, ja.

Das wird ja immer noch diskutiert, es wird auch noch nachgezählt.

Schon kurz nach der US-Wahl kapern AfD-Vertreter das Trump-Narrativ

und verbreiten Verschwörungserzählungen.

Diese ganze Pandemie ist ein Schwindel,

der aus völlig anderen Gründen verursacht wird.

Weil sie Briefwahl durchführen wollen,

um den größten Wahlbetrug dieses Landes

im nächsten Jahr durchzuführen.

Fake News rund um Wahlen und die Pandemie –

Alltagsgeschäft für den Datenanalysten Josef Holnburger.

Die Narrative, die sich jetzt um eine vermeintlich manipulierte

Bundestagswahl drehen, die kommen v.a.

aus dem verschwörungsideologischen und auch rechtsextremen Milieu.

Alleine dieses Video hat fast 400.000 Klicks:

Macht Druck, macht Druck, macht Druck.

So ein auffälliger Wahlbetrug.

Oliver Janich ist einer der reichweitenstärksten

deutschsprachigen Verschwörungsideologen.

Der hat vermeintlich nach der Sachsen-Anhalt-Wahl entdeckt,

wo manipuliert worden wäre

und warnt auch ganz eindeutig vor der nächsten Bundestagswahl.

Tana de Zulueta hat weltweit über 25 Jahre Wahlen beobachtet,

für die OSZE, auch in Deutschland.

Sie sieht einen erschreckenden Trend:

Leider ist der Ruf vom angeblichen Wahlbetrug

zu einer politischen Taktik geworden, eine abscheuliche.

Die Ansteckung scheint Deutschland erreicht zu haben.

Dabei ist der deutsche Prozess

einer der transparentesten, die ich je gesehen habe.

Ein Prozess der dieses Jahr ganz neu herausgefordert werden könnte.

Durch einen historischen Briefwahlanteil,

mit womöglich mehr als 50 %.

Und durch Kräfte, die Zweifel schüren am demokratischen Verfahren.

Das Bundesverfassungsgericht

hat vor ein paar Jahren sehr schön den Zielkonflikt beschrieben,

zwischen den Grundsätzen einer freien, demokratischen Wahl.

"Geheim" soll sie sein,

das bietet am ehesten natürlich die Wahlkabine im Wahllokal.

Aber "allgemein" soll sie eben auch sein.

Für alle zugänglich, auch für die,

die nur zuhause ihr Kreuz machen wollen oder können.

Heinz hat einen ersten Nachrichtenüberblick.

Zuerst zur Corona-Situation, zu den Zahlen:

Die 7-Tage-Inzidenz ist wieder leicht gestiegen, auf 83,5.

Innerhalb eines Tages

haben sich 15.431 Menschen mit dem Virus infiziert.

606 Menschen kamen neu mit Symptomen ins Krankenhaus.

Damit steigt die "Hospitalisierungsrate"

auf 1,89 Fälle pro 100.000 Einwohner.

Den höchsten Stand gab es an Weihnachten mit 15,75.

Von alarmierenden Folgen der Pandemie für die Gesundheit der Kinder

und Jugendlichen spricht die Krankenkasse DAK Gesundheit

nach der Analyse anonymisierter Krankenhausdaten.

So seien 2020 die Krankenhaus- behandlungen von Mädchen und Jungen

wegen Übergewicht um 60 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.

Bei Essstörungen wie Bulimie und Magersucht

waren es demnach fast 10 % mehr.

Razzien heute im Bundesfinanz- sowie im Bundesjustizministerium.

Die Staatsanwaltschaft Osnabrück

ermittelt gegen die Geldwäsche- Zentralstelle des Zolls.

Der "FIU" wird vorgeworfen, Hinweise von Banken zur Geldwäsche

nicht an Polizei und Justiz weitergeleitet zu haben.

Bei der Durchsuchung der Ministerien ging es um die Kommunikation

mit der FIU und auch um die Frage, inwieweit Verantwortliche

in den Ministerien in Entscheidungen der Geldwäschestelle

mit eingebunden waren.

Bundesaußenminister Maas

hat die deutsche Botschaft in Libyen eröffnet.

Vor sieben Jahren waren alle deutschen Diplomaten

aus dem nordafrikanischen Land abgezogen worden,

wegen des dort herrschenden Bürgerkrieges.

Bei der Wiedereröffnung in der Hauptstadt Tripolis erklärte Maas,

die Fortschritte des Landes seien beeindruckend.

Deutschland wolle den Libyerinnen und Libyern

beim Aufbau einer besseren Zukunft helfen.

Die neue Taliban-Regierung in Afghanistan schlägt einen harten Kurs

gegen Meinungsfreiheit und Frauenrechte ein.

Proteste seien "bis auf Weiteres" verboten, niemand solle es wagen,

welche zu organisieren, hieß es aus dem neuen Innenministerium.

In den letzten Tagen gab es noch Proteste gegen die Taliban-Regierung,

auch von Frauen. Weil keine einzige Frau in der Regierung vertreten ist.

Und weil Frauen zunehmend Freiheiten und Rechte genommen werden,

etwa bei Bildung und Arbeit und/oder der Ausübung von Sport.

Für viele bleibt da nur ein Ausweg, sie versuchen, ihr Land zu verlassen.

Seit heute ist Afghanistan wieder mit der Welt verbunden auf dem Luftweg.

Zehn Tage nach dem Abzug der US-Truppen ist wieder

ein ziviler Evakuierungsflug gestartet, in Kabul Airport.

Qatar Airways mit Ziel Doha, die Hauptstadt von Katar.

Dessen Regierung will den Flughafen

generell für internationale Flüge wieder öffnen.

Heute waren rund 200 Menschen an Bord, darunter auch US-Bürger.

Zehntausende, vielleicht noch mehr, warten auf so eine Chance.

Im Nachbarland Iran,

das mit Afghanistan eine 936 km lange Grenze hat,

leben bereits rund 3 Mio. Afghanen, die meisten illegal.

Und das schon vor der Machtübernahme der Taliban, jetzt kommen immer mehr.

Jörg Brase ist dort.

In ihrer Heimat war Sanam Sadat ein Kinostar.

In ihren Filmen spielte sie starke Frauen,

die sich gegen Traditionen und Zwänge auflehnen.

Sie ließ ihre Ehe scheiden, im Film wie im echten Leben.

Das mochten ihre konservativen Eltern nicht.

Und die neuen Herrscher in Afghanistan, die Taliban,

erst recht nicht.

Sie floh.

Nun sitzt sie hier im Nachbarland Iran, in Sicherheit zwar,

doch sie weiß nicht, wie es weitergehen soll.

Ich habe Angst zurückzugehen, aber hier bleiben geht auch nicht.

Mein Visum läuft bald aus und wird wahrscheinlich nicht verlängert.

Dann wäre ich ein illegaler afghanischer Flüchtling.

Das mache ich nicht.

Dann versuche ich lieber, irgendwie von hier wegzukommen.

In Iran ist sie eine von mittlerweile über 3 Mio. Afghanen,

viele ohne legales Visum.

Ein Slum im Südosten der Hauptstadt Teheran.

Die meisten hier kommen aus Afghanistan.

Staatliche Hilfe bekommen sie nicht,

müssen sogar die Abschiebung fürchten.

Ihr seht, wie wir leben.

Wir haben kein Wasser und keinen Strom.

Das zapfen wir alles illegal irgendwo ab.

Und egal, wohin wir gehen, werden wir niedergemacht.

Die iranisch-afghanische Grenze.

Irans Führung fürchtet Unmut in der eigenen Bevölkerung,

sollten noch mehr Flüchtlinge kommen.

Um das eigene Volk zu beruhigen,

dürfen einige Fernsehteams im Transitzentrum an der Grenze drehen.

Dort sitzen hunderte Afghanen, die, angeblich freiwillig,

Iran wieder Richtung Heimat verlassen wollen.

Meine Eltern haben mir gesagt, dass die Lage im Land

seit dem Einmarsch der Taliban ruhig ist.

Das Leben habe sich normalisiert.

Und ich könnte wieder nach Hause kommen.

Irans Führung drängt die Taliban, sich zu mäßigen,

eine Einheitsregierung zu bilden, um den Flüchtlingsstrom zu stoppen.

Und die Europäer wären wohl bereit, Irans ungeliebtem Präsidenten Raisi

Geld dafür zu zahlen, dass er die afghanischen Flüchtlinge

im Land hält und nicht abschiebt oder durchschleust Richtung Westen.

Denn dorthin wollen Sanam und ihre afghanischen Filmkollegen,

die hier in Teheran gestrandet sind.

Sie suchen Hilfe, um Iran Richtung Europa zu verlassen.

Nicht weil es ihr Wunsch ist, sondern bittere Notwendigkeit.

Schon mein Vater gehörte zu einer Flüchtlingsgeneration.

Was er mir hinterlassen hat, waren Leid, Krieg und Flucht.

Wenn es das ist, was ich meiner Tochter mal hinterlassen werde,

wofür habe ich dann gelebt?

Leid und Flucht bestimmen ihr Leben, auch hier in Iran.

In einem Land, das sie eigentlich nicht will

und das doch zurzeit ihr einziger Zufluchtsort ist.

Über die mutigen Frauen im Land, die sich den Taliban

immer noch entgegenstellen, spricht Nazan Gökdemir später

im heute journal up:date mit Zohre Esmaeli.

Model und Aktivistin, die selbst damals, mit 13 Jahren,

aus Afghanistan fliehen musste.

Wie geht es weiter mit der Inflation?

Zu diesem gerade viel diskutierten Thema hat sich heute auch die Chefin

der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, geäußert.

Valerie Haller, was erwartet sie, wie sich die Inflation entwickelt?

Etwas höher als noch vor ein paar Wochen.

Das ist angesichts der gut laufenden Konjunktur

in Europa keine Überraschung.

Mit der Erholung steigen in der Regel die Preise.

Nun geht's schneller als gedacht.

War die EZB im Sommer für dieses Jahr

noch von einem Wachstum für die Eurozone von 4,6 % ausgegangen,

rechnet sie nun mit 5 %.

Bei der Inflation korrigierte sie

ihre Prognose von 1,9 auf 2,2 % herauf.

Die EZB reagiert darauf,

indem sie ihr Corona-Notfallprogramm ein wenig zurückfährt.

Sie will ihre Anleihekäufe reduzieren.

Zuletzt steckte die Zentralbank monatlich etwa 80 Mrd. Euro

in diese Wertpapiere.

Unterstützung für Unternehmen und Staaten,

die sich so zu günstigeren Bedingungen finanzieren können.

EZB-Chefin Lagarde weicht damit nur ein kleines Stück von ihrem Kurs ab.

Die Zinsen bleiben auf Rekordtief.

Geschäftsbanken müssen weiter Strafzinsen zahlen,

wenn sie Geld bei der Zentralbank parken.

Kritiker werfen der EZB vor, mit dem vielen billigen Geld

die Inflation anzuheizen.

Sie in Schach zu halten, ist Kernaufgabe der Zentralbank.

Da hat sie sich aber vor Kurzem größeren Spielraum verschafft.

Etwas mehr oder weniger als 2 % Inflation

nehmen die Währungshüter eine Zeit lang in Kauf.

Auch bei der aktuell höheren Inflation gehen sie davon aus,

dass diese nur vorübergehend ist.

Eine Meinung, die nicht alle Ökonomen teilen.

Der Europäische Gerichtshof hat sich in einem Urteil mit der Frage

beschäftigt, welche konkreten Angaben in Kreditverträgen stehen müssen.

Demnach gehören dazu etwa genaue Prozentsätze bei Verzugszinsen.

Anlass für die EuGH-Entscheidung waren Rechtsstreitigkeiten

vor einem deutschen Gericht zu Autokreditverträgen.

Und noch ein Urteil, und zwar vom Bundesgerichtshof zur Pflicht

von Influencerinnen und Influencern Beiträge als Werbung zu kennzeichnen:

Nach der Entscheidung

ist allein das Zeigen eines Produkts nicht automatisch Schleichwerbung.

Für das Gericht kommt es auf die jeweiligen Umstände an,

etwa ob es eine Gegenleistung gibt oder wie werblich ein Beitrag ist.

Fünf Jahre lang hat sich der deutsche Astronaut Matthias Maurer

auf seine Reise zur ISS vorbereitet - in sieben Wochen soll es losgehen:

Besonders anstrengend sei das Training unter Wasser

im schweren Raumanzug gewesen,

erklärte Maurer auf einer Pressekonferenz.

Am 31. Oktober startet der 51-jährige Saarländer von den USA aus zur ISS.

Er wird ein halbes Jahr auf der Internationalen Raumstation bleiben.

Und jetzt in diesem heute journal kommt das, was meine Kollegin

Sabine Schultz mit leuchtenden Augen als "eine Zwiebel" ankündigt.

Dabei ist Sabine keine Gastrokritikerin,

sie hat ein Auge auf besondere Kinofilme.

Der heute kommt daher als Thriller, inspiriert vom Fall Amanda Knox,

die selbst darüber allerdings ziemlich entsetzt war,

aber dann tut sich eine Ebene nach der anderen auf.

Welten prallen aufeinander und geben neue Blickwinkel frei.

Zerrissenheit und Zuneigung, Verletzlichkeit und Härte.

Da hat einer sein zementiertes Bild im Kopf und erkennt,

dass er damit nicht weiterkommt.

Bill Baker ist das, was die Amerikaner einen "Roughneck" nennen,

ein Ölbohrarbeiter aus der erzkon- servativen Trump-Hochburg Oklahoma.

Seine Heimatstadt Stillwater verlässt er nur ungern.

Nach Europa, nach Marseille reist Bill nur aus einem Grund:

Ich besuche meine Tochter.

Sind Sie der Vater der jungen Frau, der amerikanischen Studentin?

Ja, Ma'am.

Alison wollte hier studieren

und da hat sie dieses Mädchen kennengelernt, Lena.

Eines Abends fand sie Lena tot und rief die Polizei.

Die hat sich nur dafür interessiert,

dass Allison mit einer Araberin schläft.

Ich habe sie geliebt. - Ja, das weiß ich.

Aber alle glauben, ich hätte sie getötet.

Der Film ist lose inspiriert vom Fall Amanda Knox,

der amerikanischen Studentin, die 2007 in Italien

des Mordes an ihrer Mitbewohnerin angeklagt wurde.

Doch das ist hier nur der Ausgangspunkt

für eine ganz andere Geschichte.

"Stillwater" ist v.a. ein Film über amerikanische Identität.

Ja, es geht darum, wie wir Amerikaner uns sehen

und wie wir von der Welt gesehen werden.

Auch wenn Bill seit Jahren kaum noch Kontakt zu seiner Tochter hatte,

will er nun ihre Unschuld beweisen, um jeden Preis,

auf eigene Faust, in einem fremden Land,

dessen Kultur und Sprache er nicht versteht.

Unterstützung kommt von Virginie, Zufallsbekanntschaft

und alleinerziehende Mutter der kleinen Maya.

Doch die Weltanschauung der zwei ist mitunter recht unterschiedlich.

Ich will nur, dass meine Tochter freigelassen wird.

Der Rest ist mir scheißegal.

Jetzt klingen Sie wie ein Amerikaner.

Gut, das bin ich.

Der amerikanische Held im Ausland, der alles tut für seine Familie,

für sich, für sein Volk, für sein Land.

Auch im Kino wird das immer sehr einseitig dargestellt.

Mein Film eröffnet einen neuen Blickwinkel

und erforscht auch die Konsequenzen dieser "Me first"-Ideologie.

Dabei spielt McCarthy mit den Stereotypen

eines gespaltenen Amerikas und mit unseren Vorurteilen.

Ich gebe nicht auf.

Bill, dieser wortkarge, gläubige Provinzamerikaner,

überzeugter Waffenbesitzer und doch so fürsorglich.

Oder will er wieder gutmachen,

was er bei der eigenen Tochter versäumt hat?

Es ist ein Film

voller subtiler Zwischentöne und überraschender Wendungen.

Es ist gefährlich für Sie, glauben Sie mir.

Packend und doch so viel mehr als ein Thriller.

Ein starker, ein nachdenklicher Film

mit einem faszinierenden Anti-Helden.

Matt Damon: absolut oscar-würdig.

Was, verdammt, hast du getan?

Als Vater, als Roughneck, als Amerikaner in Marseille.

Der Film fordert auch uns, die Zuschauer, ab heute im Kino:

Regisseur Tom McCarthy sagt:

"Vielleicht haben wir zu viel Zeit verbracht, darauf zu schauen, was uns

trennt, anstatt zu sehen, was uns vielleicht doch noch verbindet."

Mit dieser versöhnlichen Einsicht empfehle ich Ihnen

die spannende Runde bei Maybrit Illner, die sich wundert,

wieso Corona im Wahlkampf mittlerweile

eine vergleichsweise kleine Rolle spielt.

Um 0.35 Uhr dann unser heute journal up:date

mit Nazan Gökdemir.

Ihnen allen einen angenehmen Abend.

Ein starker Sturm zieht zz. Richtung Philippinen.

Er hat die Stärke 4, kurz vorher hatte es noch 5

von möglichen fünf Stufen, also beinahe die höchste Stufe.

Der gesamte Bereich des Pazifiks ist ein bis zwei Grad wärmer als normal

und das Mehr an Energie feuert den Sturm an.

Der Sturm zieht weiter nach Taiwan und trifft dort mit Stärke 3 auf.

In Europa haben wir es mit einer Kaltfront zu tun.

Die kommt morgen bei uns an und löst durchaus kräftige Gewitter

mit Starkregen aus.

Im Osten Deutschlands kommt noch warme Luft an.

In der Nacht gibt es Schauer und Gewitter.

Die Gewitter werden allmählich weniger.

Im Osten und Südosten lockert es auf.

Morgen ziehen Schauer und Gewitter von Westen auf.

Am Nachmittag bilden sich auch im Osten Schauer und Gewitter.

Am Samstag gibt es noch kräftige Schauer und Gewitter,

die allmählich abziehen.

Am Sonntag gibt es im Norden Schauer.

Ansonsten wird es allmählich trockener,

am Montag v.a. ruhiges Wetter mit viel Sonnenschein.