heute journal vom 27.08.2021 - Rückkehr aus Afghanistan - Bundeswehr wieder in Deutschland; Nach Anschlägen in Kabul
Diese Untertitel sind live produziert.
Und jetzt das "heute journal" mit Gundula Gause und Claus Kleber.
Fliegerhorst Wunstorf, früher Abend heute.
Eine nach der anderen schweben die Transportmaschinen
der Bundesluftwaffe ein, aus Kabul und Taschkent.
Bringen die Soldaten zurück,
die tausende Menschen aus Kabul rausgeholt haben
bis es nicht mehr ging.
Die allermeisten von ihnen afghanische Helfer.
Ein eindrucksvoll erfolgreicher humanitärer Einsatz.
Dieses letzte Kapitel.
Guten Abend,
so geht Deutschlands Teil einer historischen Mission zu Ende.
Historisch, denn es war das erste Mal, dass die NATO
den Verteidigungsfall für das Bündnis ausrief.
Das größte Militärbündnis der Geschichte.
Er endete in einer Niederlage.
Aber so sollte es nicht aussehen heute Abend, diesmal nicht.
Die Verantwortlichen hatten die Chance,
Soldatinnen und Soldaten zu danken, hier schon einmal peinlich verpasst.
Da war was wiedergutzumachen.
Thomas Reichart berichtet.
Es ist ein bittersüßer Abend, als die Militärmaschinen
heute um kurz vor zwanzig Uhr aus Afghanistan zurückkehren.
Zurück von einer höchst gefährlichen Mission,
bei der sie viele gerettet haben und noch mehr zurücklassen mussten.
Die Verteidigungsministerin spricht vom großen Vertrauen
in die Evakuierungstruppe und ihren Kommandeur,
die diese voll erfüllt hätten.
Dafür bin ich Ihnen persönlich zutiefst dankbar.
Und wir alle in Deutschland
stehen Ihnen und den Männer und Frauen der Bundeswehr,
Ihres Einsatzverbandes gegenüber in einer ganz tiefen Schuld.
Es ist ein großer Empfang, ganz anders als vor zwei Monaten.
Damals, Ende Juni, waren in Wunstorf weder die Verteidigungsministerin,
noch die Kanzlerin da.
Als nach zwanzig Jahren Einsatz
das letzte deutsche Afghanistankontingent zurückkehrte.
So darf ich doch als ihr Kommandeur für Sie feststellen:
Mission accomplished.
Aber: Die Mission war gerade noch nicht erfüllt.
Die vielleicht gefährlichste sollte erst noch kommen.
Die Rettung von Menschen aus den Händen der Taliban.
Stand heute hat die Bundeswehr 5.347 Menschen
aus mindestens 45 Ländern ausgeflogen,
darunter rund 500 Deutsche und mehr als 4.000 Afghanen.
Doch das Bittere dieses Tages ist, viele wurden nicht gerettet,
wurden zurückgelassen.
Wir gehen im Moment davon aus,
dass etwas 300 Deutsche sich im Moment noch in Afghanistan befinden.
Und wir hatten, Stand gestern,
über 10.000 afghanische Staatsangehörige erfasst,
die zur Teilnahme an der Evakuierung identifiziert worden waren.
Die Frage in Berlin ist nun:
Hätten noch mehr Menschen gerettet werden können?
Hat die Bundesregierung zu spät reagiert?
Im Auswärtigen Amt geht am 6.8.,
zehn Tage vor dem ersten Evakuierungsflug,
ein Drahtbericht der deutschen Botschafterin in Washington ein.
Eine Kopie geht auch ans Verteidigungsministerium.
Der Bericht ist vertraulich, doch einige Abgeordnete wissen mehr.
Es gibt ernsthafte Hinweise darauf,
dass dieser Bericht über Planungen der Vereinigten Staaten spricht,
mehrere tausend Soldaten an den Flughafen nach Kabul zu verlegen.
Also ganz deutliche Indizien, dass die Vereinigten Staaten
eine Evakuierungsoperation vorbereitet haben.
In Deutschland beginnen laut einem Papier des Verteidigungsministeriums
erst am 12.8. die ersten Planungen zur Evakuierung,
der erste Flug ist dann am 16.8.
Die Ministerin hat letztlich den Befehl erst letzten Sonntag gegeben,
also vor neun Tagen und wir sagen eben,
er hätte drei Tage vorher gegeben werden können.
Drei kostbare Tage, die verloren gegangen sind
und die unter Umständen Ortskräften, die gewartet haben,
und deutsche Staatsbürger, die nicht rauskommen,
schwerst gefährden, wenn nicht sogar das Leben kosten.
Auswärtiges Amt und Verteidigungsministerium
dementieren gegenüber dem ZDF die Vorwürfe, erklären,
es habe "keine konkreten Operations- ankündigungen der USA" gegeben.
Der Einsatz ist heute zwar zu Ende gegangen,
die Fragen aber beginnen nun.
Der Bundeswehr ist es gelungen, alle ihre verbliebenen Soldaten
und mehr als 4.000 afghanische Helfer
ohne Verluste aus dem Land zu bringen.
Das ist eine beachtliche Leistung.
Aber die etwa 150.000, die, z.T.
mehrfach in Afghanistan gedient haben,
sind dort ja nicht hingegangen, um unversehrt nach Hause zu kommen
und das Land ansonsten den Taliban zu überlassen.
Viele haben sich immer wieder von Parlament, Regierung
und Öffentlichkeit im Stich gelassen gefühlt.
Das ist in den letzten Tagen deutlich geworden.
Der CDU-Abgeordnete Roderich Kiesewetter
kennt Afghanistan von innen und diese Probleme von beiden Seiten.
Als ehemaliger Oberst im Generalstab
und als Obmann der Union im Auswärtigen Ausschuss.
Guten Abend,
wie viel Wut und Enttäuschung steckt in Ihnen heute Abend?
Es steckt schon Bitterkeit in mir,
weil ich die Lage vor Ort viele Jahre begleitet habe.
Ich habe auch immer mahnend
auf verschiedene Veränderungen hingewiesen.
Ich bin aber auch sehr froh, dass unsere Soldatinnen und Soldaten
ihren parlamentarischen Auftrag sehr gut erfüllt haben.
Dennoch, das Ende hätte anders sein können.
Die Amerikaner haben uns zu spät über ihren Abzug informiert.
Das ist eine Bündnisfrage, denn die NATO war dort im Einsatz.
Es hieß aber, dass immer wieder darauf hingewiesen wurde,
dass es nicht das richtige Mandat gebe.
Und es gab eine beschränkte Ausstattung mit Waffen.
Das ist eine Geschichte von 20 Jahren, die nie zu Ende gegangen ist.
Ich habe es nicht nur als Abgeordnete mitbekommen,
sondern auch vor Ort.
In einer schwierigen Lage vor Ort, in Kundus.
Und ich habe auch erlebt, wie die deutsche Generalität moniert hat,
aber das war erfolglos.
Wir müssen eine nüchterne Analyse der deutschen Interessen führen.
Wir müssen die Soldaten und Soldatinnen ausstatten,
mit dem, was sie brauchen.
All das war die ganzen Jahre noch nicht gewünscht,
erst in den letzten Jahren - dann war es zu spät.
Wir haben zu spät auf die Stimmen der Soldaten gehört.
Es ging vielleicht oft nur darum, den Wiederaufbau zu verteidigen
und nicht die Interessen der Bevölkerung
im Sinne eines militärischen Schutzes.
Man hat sich im wesentlichen an Ausbildung beteiligt,
sodass afghanische Soldaten in der Lage sind,
ihr Land selbst verteidigen.
Wie kann es sein, dass die Ausbilder nicht mitbekommen haben,
dass viele dieser Leute nicht gewillt sind,
ihr Land wirklich zu verteidigen.
Zum einen durften die deutschen Soldaten
die afghanischen Kameraden nie im Einsatz begleiten.
Sie wurden auf die Einsätze vorbereitet,
aber das Mandat sah keine Begleitung vor.
Im Gesamtwiederaufbau fehlte die Bewertung,
ob die Regierung den Rückhalt in der Bevölkerung hat.
Deshalb ist es sehr entscheidend,
dass wir für künftige Mandate eine Evaluierung der Einsätze machen.
Dies fand zwar immer wieder in der Debatte als Forderung statt,
aber wir müssen uns als Parlament stärken.
Und wir brauchen dafür eine jährliche Evaluierung.
Bei den Anschlägen vor den Toren des Flughafens
hat der amerikanische General
zwölf seiner Soldatinnen und Soldaten verloren - er ist da geblieben.
Die deutsche Bundesluftwaffe
hat den Abbruch der Mission verkündet
und ist schnell zurückgeflogen.
Die Amerikaner sagen,
wir hatten von Anfang an eine Evakuierung geplant,
die unter militärischer Bedrohung stattfindet.
Und es war klar, dass sie auf jeden Fall weitermachen.
Ein Bündnispartner, der frühzeitig seine Bündnispartner informiert,
ist das, was ich will.
Das, was die Soldaten dort geleistet haben,
verdient höchsten Respekt und Anerkennung.
Die Bundeswehr war nicht dafür ausgestattet,
diesen Flughafen zu sichern.
Wir müssen künftig in der Lage sein, uns selbst zu schützen.
Wir brauchen aber auch bessere Einbindungen
in den Entscheidungsprozess der Bündnispartner.
Wenn gemeinsame Interessen vor Ort sind,
muss man diese Interessen auch gemeinsam besprechen.
Die Aufgabe, den aussichtslos gewordenen Krieg zu beenden,
landet bei US-Präsident Joe Biden.
Sie bringt ihm die schwierigsten Tage seiner Amtszeit bisher.
Und er kann nur beten, dass nicht noch schwierigere kommen.
Vielleicht schon morgen.
Das rüttelt an den Fundamenten seiner Präsidentschaft.
Claudia Bates verfolgt das in Washington.
Schweigen für die Toten.
Der Präsident, angeschlagen in jeder Hinsicht.
Er betont sein Mitgefühl
mit den Familien der gefallenen Soldaten,
doch in der Sache bleibt Biden klar:
Die Mission läuft weiter wie geplant.
Der Krieg muss beendet werden, trotzdem wird es Vergeltung geben.
An die, die diesen Angriff ausgeführt haben,
und alle, die Amerika schaden wollen:
Wir werden nicht vergeben, wir werden nicht vergessen.
Wir werden euch jagen und ihr werdet dafür bezahlen.
Doch zunächst drohen weitere Terrorakte,
sagen Bidens Sicherheitsberater hier in Kabul am Flughafen,
wo heute am Ort des Anschlags eine gespenstische Leere herrschte.
Die Taliban schieben die Schuld für den Terror
den USA und ihren Verbündeten zu.
Sie haben die Menschen zur Ausreise ermuntert
und sie bewachen den gesperrten Flughafen.
Für uns ist es sehr schwer, zehntausend Menschen
vor dem Flughafen zu kontrollieren, das ist ein großes Problem.
Vor den Krankenhäusern hoffen verzweifelte Angehörige,
dass ihre Lieben drin überleben,
während den ganzen Tag über Särge transportiert werden.
Die Afghanen begraben ihre Toten, die USA trauern um die ihren.
Und während in der Washingtoner Sonne
die Flaggen auf Halbmast wehen, werden im Pentagon
Pläne entworfen für den von Biden beschworenen Gegenschlag.
Amerika kämpft also wieder gegen den Terrorismus aus Afghanistan,
wie vor 20 Jahren.
Wir werden wieder reingehen müssen, um den IS zu kriegen.
Und auch, wenn sich Al Kaida in Afghanistan wieder formiert,
und das werden sie.
Wir können ein Schlachtfeld verlassen,
aber nicht den Krieg gegen den Terrorismus.
Die Opposition im Parlament ruft leise "Rücktritt".
Laut ruft sie erst mal, der Präsident habe versagt,
die Abrechnung dafür werde noch folgen.
Das ist nicht die Führungsstärke, die der Präsident versprochen hat.
Es ist Schwäche und Unfähigkeit.
Um Oberbefehlshaber zu sein, braucht man das Zutrauen,
das Vertrauen und den Glauben an ihn in der amerikanischen Bevölkerung.
Präsident Biden hat gestern alle drei verloren.
Aber vor der Abrechnung kommt die Mission
und die geht weiter.
Während fast alle Verbündeten
ihre Rettungsflüge eingestellt haben,
bringen die US-Flieger
weiter täglich Tausende aus dem zerrütteten Land.
Jetzt Nachrichten mit Gundula Gause.
Mehr Investitionen in Afrika v.a. im Bereich erneuerbarer Energien
und einen Ausbau der Impfstoff- produktion auf dem Kontinent,
darum ging es bei einer Konferenz einer Afrikainitiative
der Deutschen Wirtschaft.
Dazu empfing Bundeskanzlerin Merkel in Berlin
rund ein Dutzend afrikanischer Staats- und Regierungschefs.
Ihnen sagte sie weiterhin deutsche Unterstützung zu,
auch um die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie
auf dem Kontinent abzufedern.
Die Konferenz heute war zugleich eine Art Abschied Merkels
als Kanzlerin von Afrika.
Angesichts steigender Corona-Zahlen prüft die Bundesregierung
die Anwendung der 3G-Regeln für den Fernverkehr.
Damit könnten künftig nur noch
Geimpfte, Genesene oder negativ Getestete
Fernzüge und Inlandsflüge nutzen.
Spanien und Portugals Hauptstadt Lissabon werden ab Sonntag
von der Hochrisikoliste gestrichen.
Damit entfallen die Quarantänevorschriften
für von dort Rückkehrende.
Das Robert Koch-Institut registrierte 12.029 Neuinfektionen
binnen eines Tages,
2.749 mehr als vor einer Woche.
14 Todesfälle kamen hinzu.
Die Sieben-Tage-Inzidenz ist auf 70,3 gestiegen.
Der frühere Vizekanzler Österreichs, Strache, ist wegen Bestechlichkeit
zu 15 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden.
Der frühere FPÖ-Chef hat laut Urteil zugunsten einer Privatklinik
Einfluss auf ein Gesetz genommen.
Im Gegenzug seien Parteispenden an die rechte FPÖ geflossen.
Strache bestritt die Vorwürfe bis zuletzt.
Seine Verteidiger kündigten Berufung an.
Die Linkspartei hat in Rostock ihre bundesweite Wahlkampftour begonnen.
Bei der Auftaktveranstaltung warb das Spitzenduo
Janine Wissler und Dietmar Bartsch
für eine mögliche Regierungs- beteiligung der Linken.
Kernforderungen der Partei sind u.a. höhere Steuern für Wohlhabende
und eine Mindestrente.
Nach aktuellen Prognosen müssen die Linken aber
um ihren Einzug in den Bundestag bangen.
Im aktuellen ZDF-Politbarometer liegt die Partei nur knapp über
der Fünf-Prozent-Hürde.
In vier Wochen und zwei Tagen werden Wählerinnen und Wähler
über die Besetzung von Bundestag und Kanzleramt entscheiden.
Bis dahin wird nun wöchentlich ein ZDF-Politbarometer
die Stimmung im Land messen.
Sonderlich heiß fühlt sich dieser Wahlkampf noch nicht an,
aber die Temperatur hat immerhin dazu geführt, dass der Vorsprung
des Kandidaten Laschet und seiner CDU weggeschmolzen ist.
"Wie ein Eisbecher an der Sonne", so hat Horst Seehofer
mal ein ähnliches Schicksal eines anderen CDU-Mannes kommentiert.
Parteilich gesehen hat die SPD bei uns jetzt erstmals
mit der Union gleichgezogen.
Persönlich gesehen, als erste Wahl fürs Kanzleramt,
ragt SPD-Mann Scholz schon beinahe turmhoch mit 49 % heraus
gegenüber den 17 für Laschet und 16 für Baerbock.
Das ist kein Wahlergebnis, das ist Stimmung in Zahlen.
Zahlen, die die Stimmung an der CDU-Basis verhageln könnten.
Dort ist Dorthe Ferber unterwegs
in Laschets Bundesland Nordrhein-Westfalen.
Es ist der Wahlkampfauftakt der CDU in Wuppertal.
Das Wetter ist trübe und die Stimmung irgendwie auch.
CDU und SPD gleichauf, man spricht sich selbst Mut zu.
Das ist eine Momentaufnahme.
Das kann sich innerhalb von wenigen Tagen
ganz anders wieder entwickeln.
Da braucht bloß mal irgendwas bei der SPD nicht optimal laufen.
Ein Wahlkampf ist ein Auf und Ab und wir haben noch viel Zeit,
das Blatt wieder zu drehen.
Aber die Zeit läuft und es gibt hier manche Zweifel
am eigenen Spitzenkandidaten - der habe Fehler gemacht.
Mit dem Lachen,
das war nicht besonders bei der Flutkatastrophe.
Weiß ich nicht, so was darf nicht mehr passieren.
Das sind dann halt Sachen,
die kommen bei jungen Leuten ganz komisch an.
Im Internet wird das dann halt zu Memes weiterentwickelt.
Es sind in letzter Zeit ein paar Sachen schiefgegangen.
Man hat keine klaren Inhalte vermitteln können.
Es war alles so ein bisschen wacklig.
Auch grad die Performance die Hochwasserkatastrophe.
Von Umfragewerten unbeirrt zeigt sich Armin Laschet heute.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident
stellt seine Fluthilfepläne vor.
Sein Krisenmanagement -
in der öffentlichen Wahrnehmung hat ihm das nicht geholfen.
Ich weiß nicht, wie die Öffentlichkeit mich wahrnimmt.
Die Menschen vor Ort, bei denen ich bin, nehmen wahr,
dass die Landesregierung handelt, und zwar entschlossen handelt.
Entschlossenes Handeln,
das erwarten sie in der Union jetzt von ihrem Kanzlerkandidaten.
Der Wahlkampf hat schließlich begonnen, auch im CSU-Land Bayern.
Hier wäre der Wunschkandidat Söder gewesen, nun ist es Laschet –
was tun also?
Das Problem ist einfach,
dass der sich wirklich unbeliebt gemacht hat in der Bevölkerung.
Ich weiß nicht, ob man das so schnell jetzt
innerhalb von einem Monat wieder hinkriegen könnte.
Er müsste mehr im Wahlkampf aktiver werden
und entsprechende Statements bringen.
Der Ministerpräsident Söder hat auch gesagt,
dass er Schulter an Schulter mit Laschet kämpft.
Da muss auch mehr getan werden.
Zurück nach Wuppertal -
hier ist inzwischen ein populärer Wahlkämpfer eingetroffen:
Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul.
Auch Reul setzt auf ein Team für Laschet.
Das Ruder reißt nie einer alleine rum,
sondern es kommt drauf an,
was in den nächsten Tagen für die Menschen wichtig ist.
Ob sie jetzt weiter drüber diskutieren,
ob ein Ministerpräsident lacht oder nicht lacht.
Oder ob sie darüber reden,
wie die Gesellschaft von morgen aussehen soll.
Es ist ihre Hoffnung hier:
Es müsse mehr um die Inhalte gehen und weniger um die Person.
Wie soll man diese Zahlen verstehen?
Herr Korte, da hat sich viel verschoben in diesem Wahlkampf.
Warum?
Keine der Parteien oder Kandidaten hat etwas revolutionär Neues gesagt?
Die Dringlichkeit, sich zu entscheiden, nimmt zu.
Und das Bewusstsein,
dass keine Kanzlerkandidatin zur Verfügung steht.
Die drei Parteien haben Kanzlerkandidaten benannt,
aber es ist anders.
Aber dann gab es ja diese enorme Verschiebung.
49 % für Olaf Scholz - wie ist es dazu gekommen?
Die Orientierung auf die Frage, wem man das Vertrauen,
das vorher Merkel hatte, wem man das geben kann.
Das meiste Vertrauen wird in dieser Hinsicht
Olaf Scholz entgegengebracht.
Er hat auch die richtige Regierungserfahrung.
Es liegt gar nicht so sehr an den einzelnen Fehlern,
es liegt bei der Union v.a. daran,
dass sich bestimmte Kurven des Regierens auch verändern.
Nach 16 Jahren merkt man das.
Was sind das für besondere Mechanismen?
Nach 16 Jahren fragt man sich, warum man noch gebraucht wird.
Da geht es um eine Selbsterneuerung.
Man muss auch das Neue dokumentieren.
Und eine Agenda des Vorsorgestaates, um den wir alle ringen.
Man braucht ein Thema, mit dem man sich beschäftigt,
um damit anzugreifen.
Durchaus mit einem Angebot ein Thema setzen.
Das ist für die Parteien in den letzten Tagen extrem wichtig.
Der Vorsprung für Olaf Scholz ist kein Vorsprung für die SPD.
Auf dem Wahlzettel steht aber die SPD.
Kann das am Ende sich noch ändern,
wenn die Leute in der Wahlkabine stehen?
Die meisten Wähler sind Parteienwähler,
aber die meisten Leute bleiben in der Richtung,
in der sie sich im Moment verorten.
Das Thema an den internationalen Finanzmärkten
war zu diesem Wochenschluss
die US-Notenbank-Konferenz von Jackson Hole,
von der wichtige Signale für die Geldpolitik in den USA und Europa
erwartet wurden.
Ein Signal, das Fed-Chef Powell gab, war das der Beruhigung.
Stephanie Barrett, ist das nicht aber irritierend,
angesichts der hohen Inflation in den USA?
Die erhitzte US-Konjunktur lässt die Preise steigen.
Die Inflation ist in den USA fast doppelt so hoch wie in der EU.
Es heißt aber, man liege mit der Geldpolitik im Plan.
Frühestens Ende des Jahres
kündigte er einen Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik an.
Aber noch gibt es ein paar Corona-Sorgen.
Der DAX legte zu.
Für Sparer bedeutet der heutige Tag, die Zinsen bleiben vorerst bei Null.
Fußball-Superstar Ronaldo steht vor einem spektakulären "Wechsel zurück":
Der 36 Jahre alte Portugiese
geht von Juventus Turin zurück zu Manchester United,
wo er schon von 2003 an sechs Jahre lang spielte.
Als Ablöse wird die Summe von rund 25 Mio. Euro gehandelt.
Nach Medizincheck und anderen Formalitäten
soll der Vertrag unterzeichnet werden.
Auch in diesem Jahr beklagen die Bauern
eine überwiegend enttäuschende Ernte:
Nässe, Hagel und zu wenig Sonne haben v.a. dem Getreideanbau zugesetzt.
2 % weniger Korn als 2020 wurde eingefahren,
und auch die Getreidequalität leidet unter der Sommernässe,
die Pilzkrankheiten begünstigt.
Dagegen profitierten Mais, Zuckerrüben und Gemüse
von den Niederschlägen und stünden gut da.
Ein weiterer Lichtblick für die Bauern sind die Preise,
die deutlich gestiegen sind.
Guten Abend, willkommen zum Politbarometer.
Bei den Deutschen hat sich in den letzten Wochen und Monaten
viel Unmut angestaut:
Erst fehlten Masken, dann Impfstoff.
Warnsysteme für Katastrophenlagen funktionierten nicht.
Und jetzt das bittere Ende des Afghanistaneinsatzes.
Und die Unfähigkeit, den örtlichen Helfern Sicherheit zu garantieren.
Der ganze Politikbetrieb büßt deutlich an Ansehen ein.
Auch die Wahrnehmung der wichtigsten Probleme ändert sich:
Monatelang war es Corona, jetzt rückt der Klimawandel wieder nach vorn.
Wer soll angesichts dieser Herausforderungen das Steuer
im Kanzleramt übernehmen?
Dass sich Armin Laschet dafür eignet,
glaubt nur noch ein Viertel der Befragten.
71 % glauben das nicht.
Über weiteren Auftrieb darf sich Olaf Scholz freuen:
Knapp zwei Drittel halten ihn inzwischen für kanzlertauglich,
30 % nicht.
22 % trauen es Annalena Baerbock zu.
74 % nicht.
Vor den ersten TV-Triellen
ist Scholz also der klare Umfrage-Champion.
Das zeigt sich auch deutlich beim direkten Vergleich
mit der Konkurrenz:
Vor die Wahl gestellt, ob Laschet, Scholz oder Baerbock
Merkel politisch beerben sollten, sagen nur noch 17 % der Befragten:
am liebsten Laschet,
minus 4 Prozentpunkte
im Vergleich zur letzten Umfrage.
49 % entscheiden sich für Scholz,
plus 5.
Für Baerbock sind es unverändert 16 %.
18 % wissen es nicht.
Die Befragten stellen den meisten Politikerinnen und Politikern
ein schlechtes Zeugnis aus.
Fast alle verlieren an Zustimmung, manche sehr deutlich.
Hier unsere "Top Ten" sortiert nach Sympathie und Leistung
auf der Skala von plus 5 bis minus 5:
Schlusslicht: Armin Laschet,
minus 0,8, deutlich verschlechtert.
Davor Annalena Baerbock, minus 0,5,
etwas schlechter.
Platz 8 für Jens Spahn, -0,2,
deutlich schlechter.
Dann Heiko Maas, -0,2,
dramatisch verschlechtert.
Auf Platz 6 Horst Seehofer, -0,1,
deutliche Verluste.
Davor Christian Lindner, 0,0,
auch er verliert.
Robert Habeck, 1,0.
Markus Söder, 1,2,
beide etwas schlechter.
Auf Platz 2: Olaf Scholz, 1,5,
etwas besser.
Ganz vorn Angela Merkel, 2,3,
verschlechtert.
Reichlich Bewegung gibt's auch in der Projektion.
Es zeichnet sich ein offener Kampf darum ab,
wer am Ende stärkste Kraft werden wird.
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre,
dann könnte die Union nur noch
mit 22 % rechnen, minus 4.
Ihr schlechtester Wert jemals im Politbarometer.
Die SPD läge bei 22 %, plus 3,
ihr bester Wert seit fast vier Jahren.
Die AfD unverändert bei 11 %.
FDP 10, Linke 6 %, beide minus 1,
die Grünen kämen auf 20 %, plus 1.
Und die Freien Wähler auf 3 %.
Damit hätten nur Dreierbündnisse eine Regierungsmehrheit:
Etwa die SPD-geführte Ampel, Rot-Grün-Rot,
die Deutschland-Koalition oder auch Jamaika.
Der Endspurt zur Wahl also so spannend wie seit langem nicht.
Fast neun von zehn Deutschen sagen, es ist nicht klar,
wer die Wahl gewinnen wird.
Ob in Afghanistan Wahlen, Freiheit und Gleichberechtigung
noch eine Zukunft haben - es sieht düster aus.
Der Westen hat sein Ziel verfehlt,
das Land demokratisch zu stabilisieren.
Die Taliban haben im Handstreich die Macht übernommen.
Das Erreichte von 20 Jahren steht jetzt auf dem Spiel.
Dass der Militäreinsatz seit 2001 trotzdem grundsätzlich richtig war,
sagen 43 %.
Genauso viele sehen das anders.
Bei den Anhängern von AfD, Linken und Freien Wählern
finden klare Mehrheiten den Einsatz rückblickend falsch.
Durch die Evakuierungsmission der Bundeswehr
konnten tausende Menschen aus Afghanistan gerettet werden.
Es blieben aber auch tausende zurück.
Wie und ob ihnen in Zukunft noch geholfen werden kann,
ist derzeit völlig offen.
7 % sagen:
Deutschland tut für die Rettung dieser Kräfte zu viel.
57 % meinen, das ist zu wenig.
27 % finden die Hilfe
so gerade richtig.
Beim Thema "Corona" zeigt sich momentan eine gewisse Gelassenheit.
Die deutliche Mehrheit der Deutschen
ist mit den geltenden Maßnahmen einverstanden
und blickt mit Zuversicht nach vorne, trotz steigender Infektionszahlen.
Nur 31 % glauben, dass die Krankenhäuser wieder
ähnlich stark belastet sein werden.
63 % sind da optimistischer und befürchten,
das auch bei hohen Infektionszahlen nicht.
Das war unser Bericht über die Stimmung im Land.
Die Grafiken und alle Informationen zu unseren Umfragen
finden Sie wie immer im ZDFtext ab Seite 165
in der ZDFheute-App und auf ZDFheute.de.
Wie die repräsentativen Umfragen der Forschungsgruppe Wahlen
zustande kommen,
Informationen zur Methodik und zu den Qualitätsstandards,
finden Sie unter politbarometer.zdf.de.
Vielen Dank für Ihr Interesse.
Das nächste Politbarometer gibt's schon am 3. September -
bis zur Bundestagswahl im wöchentlichen Rhythmus.
Nach dem Wetter geht's hier heiter weiter mit "Queens of Comedy".
Ihnen noch einen entspannten Abend, auf Wiedersehen.
Das Tief bewegt sich über Polen und Tschechien
und bringt immer wieder Regen mit.
Aber wenn der meteorologische Herbst anfängt,
wird sich dieses Tief verabschieden.
Dann haben wir es mit einem Hoch zu tun
und wir bekommen mehr Sonnenschein und Wärme.
Morgen bleibt es kühl bei uns.
Morgen fällt häufig Regen.
Dieser Regen ist meist mit Gewittern durchsetzt.
Sehr wechselhaft geht das auch am Sonntag und am Montag weiter.
Viel wärmer wird das aber ab dem meteorologischen Herbstbeginn.