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2021 Tagesschau, tagesthemen 01.09.2021, 22:15 Uhr - Offener Impfstatus am Arbeitsplatz: Was dafür und was dagegen spricht

tagesthemen 01.09.2021, 22:15 Uhr - Offener Impfstatus am Arbeitsplatz: Was dafür und was dagegen spricht

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (01.09.2021)

Heute im Studio: Ingo Zamperoni

Guten Abend.

Wie hältst du's mit der Impfung?

Das ist die Gretchenfrage dieser Tage.

Ob man geimpft ist oder nicht, darf nicht jeder wissen.

Wir werden derzeit ständig in Klubs, Restaurants, oder im Kino gefragt,

welches der zwei oder drei Gs wir erfüllen, um reinzukommen.

Aber bei der Arbeit darf der Chef das nicht abfragen,

ob man geimpft ist.

Sollte das an den meisten Arbeitsplätzen so bleiben?

Sebastian Deliga.

Bei der Heidelberger Druckmaschinen AG

stehen sie bei der Arbeit oft nahe beieinander.

Bei der Frage, ob sie geimpft sind

und ob ihr Arbeitgeber das wissen darf:

Da haben die Beschäftigten unterschiedliche Ansichten.

Wenn mich mein Arbeitgeber fragen würde,

würde ich antworten, dass ich geimpft bin.

Sonst würde ich sagen, das muss sie nicht interessieren.

Das ist Privatsache, was das betrifft.

Da sollte der nicht fragen dürfen.

Der sieht das anders.

Der Personalchef sagt, genau dieses Wissen wäre wichtig:

Diese Zusammenarbeit in der Fabrik,

in der Montage ist teilweise auch mit körperlicher Nähe verbunden.

Völlig logisch.

Wenn wir den Impfstatus kennen, wenn wir wissen, woran wir sind,

würde das die betrieblichen Abläufe stark erleichtern.

Apple ist schon offensiver.

Nach Medienberichten verlangt das US- Unternehmen von seinen Beschäftigten,

den Impfstatus zu nennen – freiwillig, wie es heißt.

In Deutschland fordert der Bundesdatenschutzbeauftragte

für verpflichtende Auskünfte eine Rechtsgrundlage und gibt zu bedenken:

Weiß der Arbeitgeber, dass man genesen ist an Covid-19,

könnte er später vermuten:

Eine Erkrankung könnte ein Hinweis auf Long Covid sein.

Der würde einen für bestimmte Aufgaben nicht mehr einsetzen

und für Beförderungen nicht voraussehen.

Einer der vielen Gründe, wie Schwangerschaft und anderes,

warum Gesundheitsdaten Arbeitgeber nichts angehen.

So in die Persönlichkeitsrechte eingreifen,

will der Hauptgeschäftsführer nicht:

Wir wollen nur wissen, ob jemand geimpft oder genesen ist.

Es genügt zu wissen, ob jemand erhöhtes Infektionsrisiko hat,

weil er weder geimpft oder genesen ist.

Das genügt, alle anderen sind geschützt.

Nur geimpft und genesen, oder auch getestet?

Was Arbeitgeber wissen dürfen und was nicht, ist rechtlich klar.

Die Frage ist, ob der Arbeitgeber in Pandemiezeiten mehr dürfen soll.

Einfach so ist eine Abfrage durch alle Arbeitgeber nicht zulässig.

Dafür müsste man die gesetzlichen Grundlagen erweitern.

Ob das der Kontrolle in Karlsruhe standhält, Stichwort Datenschutz,

weiß niemand sicher:

Das ist in einer Pandemie rechtliches Neuland.

Einige haben sich eine Meinung gebildet:

Für die einen geht der Schutz vor Ansteckung vor,

für die anderen ihr Persönlichkeitsrecht.

Ich würde gerne wissen, wer geimpft ist.

Ich wäre dafür.

Das ist völlig Freiheitsberaubung.

Jeder ist gleich, ob geimpft oder nicht.

Es sollten alle gleich sein.

Bei der Druckmaschinen AG hofft der Chef auf eine baldige Entscheidung,

ob er seine Beschäftigten nach ihrer Corona-Immunität fragen darf.

Die Bundesregierung gab heute bekannt, das prüfen zu wollen.

Müssen wir am Arbeitsplatz darüber Auskunft geben,

ob wir geimpft sind oder nicht?

Nein, sagt Kerstin Palzer vom MDR.

Justus Kliss vom RBB ist da anderer Meinung.

Dazu ein Pro und Contra.

Muss ich meiner Chefin sagen, ob ich geimpft bin?

Warum nicht?

Nicht überall, aber in Schule, Kita und Pflegeheim ist das sinnvoll.

Dort geht es um den Schutz derer, die sich wegen des Alters

nicht impfen lassen können.

Oder die enge Kontakte nicht vermeiden können.

In Pflegeheimen oder Gefängnissen.

Geimpfte schützen sich und andere.

Selbst wenn sie sich trotz Impfung infizieren.

Klar sind Gesundheitsdaten sensible Daten.

Deswegen muss man klug mit ihnen umgehen.

Wichtig wäre, dass der Arbeitgeber nicht unterscheiden kann,

ob man geimpft oder genesen ist.

Er könnte daraus ableiten, dass ein Arbeitnehmer Long Covid hat

und in seiner Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist.

Die Daten sollten nur für eine bestimmte Zeit erhoben werden.

Was machen die Arbeitgeber mit den Ungeimpften?

Mein Vorschlag: FFP2-Masken am Arbeitsplatz tragen.

Aber dann man sieht auch, wer geimpft ist.

Ich sehe das ganz anders.

Wenn Arbeitgeber intimste gesundheitliche Details

von uns abfragen dürfen, öffnen wir ein Tor, das nicht zu schließen ist.

Dann wäre auch die Frage nach einer Schwangerschaft

beim Vorstellungsgespräch erlaubt.

Oder danach, ob man Alkohol trinkt oder wie viel Sport man macht.

Es ist auch ein Riesenunterschied, ob im Kino oder im Restaurant

gefragt wird, ob jemand geimpft ist, oder ob das im Job passiert.

Das eine ist ein freiwilliges Freizeitvergnügen,

der Beruf jedoch ist Lebensgrundlage.

Da müssen die Hürden für den Staat höher liegen,

sich in die Entscheidung der Bürger einzumischen.

Denken wir es mal vom Ende her:

Was macht man mit denen, die sagen, dass sie nicht geimpft sind?

Dürfen die entlassen werden? Oder ohne Geld beurlaubt?

Solange es keine Impfpflicht gibt, ist es eine freiwillige Entscheidung.

Eine Auskunftspflicht wäre ein Tabubruch,

den ich dem Staat nicht erlauben möchte.

Die Meinungen von Justus Kliss und Kerstin Palzer.

Zu den großen Sorgen in den Gebieten der Flutkatastrophe gehört:

Vergessen werden, wenn nach dem Hochwasser auch das Interesse

an der Katastrophe abebbt.

Die Aufmerksamkeit von Öffentlichkeit und Medien

sich anderen Ereignissen zuwendet.

Auch dagegen richtete sich der heutige Staatsakt,

die Gedenkveranstaltung für die Betroffenen in Rheinland-Pfalz.

Allein im Ahrtal waren 133 Menschen ums Leben gekommen,

drei werden nach wie vor vermisst.

Bundespräsident Steinmeier versicherte den Überlebenden,

dieses Unheil gehe alle an:

Ich bin gekommen, um Ihnen zu sagen:

Wir stehen an Ihrer Seite.

Wir wissen, dass in Ihrem Leben nichts mehr ist wie es war.

Aber Sie sollen wissen:

Auf Ihrem Weg zurück ins Leben lässt Sie Ihr Land nicht allein.

Das Aufräumen nach der Katastrophe, die großen Anstrengungen

der letzten Wochen mögen traumatisch gewesen sein.

Aber es konnte viele auch ein wenig ablenken.

Nach wie vor stehen viele Fragen offen,

denen man nicht ausweichen kann.

Vor allem nicht der nach: Wie weiter?

Stephan Lenhardt hat Menschen in Dernau getroffen,

die sich wie viele andere genau diese Frage stellen.

Vor der Flut hätten wir hier mittendrin gestanden,

im Hotel Kölner Hof.

Familie Schnitzler zeigt uns, was davon noch übrig ist.

Hier vorne war meine Küche.

Da war das Restaurant.

Davor war die Theke.

Das, was hier in Trümmern liegt, war seit 1894 in Familienbesitz.

Lebenswerk und Altersvorsorge mehrerer Generationen.

Als ob du in einen schlechten Horrorilm reinguckst.

Die anderen Katastrophen waren so weit weg, da hast du nie gedacht,

dass dich das mal betreffen würde.

So sah es hier einmal aus.

Das historische Gebäude - nicht mehr zu retten.

Ein Blick zurück:

Der Moment,

als ein Bagger mehr als 100 Jahre Familiengeschichte einreißt.

Die Schnitzlers nehmen Abschied.

Es ist der 31. Juli 2021.

Das war hart, oder?

Es ist immer noch hart, das zu sehen.

Gegen eine Flut waren sie nicht versichert.

Zumindest den Abriss mussten sie nicht selbst bezahlen.

Da kommen mir wieder die Tränen.

Das tut mir leid.

Nur einige 100 Meter weiter.

Hier stand Ihr Haus? Ja, genau.

Er fährt quasi in meinen Keller.

Ich weiß nicht, wer das ist, wer den bestellt hat.

Aber er steht auf Ihrem Grundstück?

Ja, er macht jetzt hier das Loch zu.

Ich rechne mal mit drei Jahren,

bis ich mit meinem Koffer in ein Haus einziehen kann.

Das ist Ihr Ziel, hier wieder was hinzustellen?

Ich muss!

Ich habe 'ne Viertelmillion Schulden auf dem Grundstück.

Ich bin 37.

Ich möchte und kann mich nicht weiter verschulden.

In der Flutnacht hat er gefilmt, mit dem Handy.

Leute, das hat die Welt noch nicht gesehen.

Ich gehe gerade auf der Hauptstraße.

Ich will noch den Bus retten und stehe knietief im Wasser!

Hier kommen Autos vorbeigeschwommen.

Das Auto von meinem Nachbarn.

Seine Schwiegermutter wird wenig später im Haus nebenan ertrinken.

Noch mehr!

Es bricht alles ein!

Ich habe sie ein bisschen begleitet.

Ich konnte am Haus gegenüber sehen,

wie hoch das Wasser steigt und wusste:

Jetzt ist es Oberkante Fenster.

Okay, jetzt sind es noch 20 Zentimeter bis zur Decke.

Dann kamen die letzten Rufe.

Dann hat man nur funktioniert.

Man ist zurückgegangen und hat die Nacht weiter so durchlebt.

Das Hirn macht komische Sachen mit einem.

Posttraumatisches Belastungssyndrom diagnostiziert ihm eine Ärztin.

Er zeigt uns sein neues zu Hause, direkt nebenan.

Gerade erst gekauft.

Weg will er jetzt auf keinen Fall.

Auch der Kölner Hof soll hier wieder hin,

wenn es nach Familie Schnitzler geht.

Es kommt nicht in Frage,

woanders hin zu ziehen und wo anders was auszubauen.

Ob das geht, ist unklar.

Solange müssen sie etwas tun, was ihnen sehr schwer fällt: abwarten.

Es werde keine Einschränkung der Pressefreiheit geben:

Das versicherte der Pressesprecher der Taliban,

nachdem die Islamisten die Macht in Afghanistan übernommen hatten.

Das fällt schwer zu glauben.

Dieses Bild einer Sendung von Afghanistan TV vom Wochenende

nährt den Zweifel noch mal auf eine neue, verstörende Weise.

Trotz der Beteuerungen der Taliban mehren sich die Berichte

von Gewalt und Schikanen, vor allem gegen Journalistinnen.

Wer es nicht geschafft hat, Afghanistan zu verlassen,

harrt aus und versteckt sich.

Sibylle Licht.

Die 24-jährige Journalistin verlässt das Haus nicht mehr,

aus Angst vor den Taliban.

Sie würde am liebsten das Land verlassen, doch das kann sie nicht.

Ich bin die einzige Verdienerin der Familie –

für Vater, Mutter, für die Schwestern und meine Brüder.

Sie hat für einen Nachrichtensender in Kabul gearbeitet.

Jetzt fordern die Taliban, dass Frauen zu Hause bleiben.

Als Reporterin berichtete sie über Anschläge in Afghanistan.

Das frühere Regime hat die Taliban

für alle Terrorakte verantwortlich gemacht.

So haben auch wir Journalisten jedes Mal unsere Stimme erhoben,

wenn Zivilisten ums Leben kamen, nicht nur in Kabul.

Behishta Arghand war die Frontfrau

von Afghanistans größtem Fernsehsender ToloNews.

Als sie am 17. August ins Studio kam, wusste sie nicht, was sie erwartet.

Ein Taliban-Sprecher kam in den Newsroom.

Er wollte sofort interviewt werden.

Die Journalistin machte das Interview, obwohl sie zitterte.

Ich sagte zu mir: Das ist ein Abschied.

Ich will der ganzen Welt zeigen,

dass afghanische Frauen nicht zurück wollen, sondern nach vorn.

Sie wollen eine Zukunft und sie wollen ihre Rechte.

Alle Frauen auf dieser Welt haben Rechte.

Warum sollen afghanische Frauen

keine Rechte in der Gesellschaft haben?

Ihr gelang die Flucht.

Von 12.000 Journalisten arbeiten viele nicht mehr,

halten sich versteckt.

Sie werden an der Arbeit gehindert und angegriffen.

Die Taliban behaupten, sie respektierten die Pressefreiheit.

In diesem "Friedensstudio" ist der Moderator

von schwerbewaffneten Talibankämpfern umstellt.

Ihr Kommandeur verlangt in der Sendung,

die Afghanen sollten das Land nicht verlassen.

Kabuls Journalisten fragen, wer sie aus dem Land bringt.

Reporter ohne Grenzen hat eine Namensliste

an die Bundesregierung übergeben -

mit über 100 besonders gefährdeten Journalisten.

Nur sehr wenige wurden bisher ausgeflogen.

Wir hören fast täglich, stündlich, Hilferufe von Menschen,

die Sorge haben.

Weil sie es in den letzten zwei Wochen nicht rausgeschafft haben.

Sie haben Angst um ihr Leben.

Denn so sieht die neue Realität aus:

Spezialeinheiten der Taliban patrouillieren auf den Straßen.

Reporter ohne Grenzen verlangt eine unbürokratische,

schnelle Visavergabe an gefährdete afghanische Journalisten.

Wem die Flucht aus Afghanistan gelungen ist,

für den beginnen die nächsten Probleme.

Vor allem, wenn die Menschen den Weg in den Iran gewählt haben.

Die Länder haben eine 1000 km lange gemeinsame Grenze,

die sich nur schwer kontrollieren lässt.

Um die 7000 Menschen kommen derzeit täglich hier an.

Das Land will die Schutzsuchenden nicht.

Viele von ihnen wollen meist nicht im Iran bleiben.

Sie fühlen sich dort nicht sicher,

es ist nicht weit genug entfernt von Afghanistan.

Sie sehen den Iran als eine Zwischenstation,

um weiter in die Türkei zu gelangen, weiter Richtung Europa.

Wir sind vor der Visastelle der Deutschen Botschaft in Teheran.

Dutzende Afghanen stehen hier täglich Schlange.

Ihre Hoffnung: Asyl in Deutschland.

Viele sind in illegal in den Iran geflohen.

Auch Mohammad, 40, mit Familie.

Wir sind geflohen, weil ich drei junge Töchter habe und Panik hatte,

dass die Taliban sie uns wegnehmen, um sie mit Kämpfern zu verheiraten.

Das passiert immer wieder.

Die Familie wartet an diesem Tag vergeblich - wie fast alle hier.

Viele sagen, sie wollen so lange wiederkommen,

bis sie angehört werden.

Denn im Iran bleiben sei keine Option.

Im Iran werden wir nie eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen

und somit werden unsere Kinder nie zur Schule gehen können.

Etwa 3 Mio. Afghanen leben im Iran, der Großteil ohne Papiere.

Viele arbeiten als billige Arbeitskräfte,

ohne Rechte, ohne Perspektive.

Die Wirtschaftskrise und Corona haben die prekäre Situation verschärft.

Mohammad ist mit seiner Familie übergangsweise bei Verwandten.

Mit Sorge verfolgen sie die Nachrichten aus Afghanistan -

und fragen sich, wie es weitergehen soll.

Mohammad, der unter chronischen Gelenk-Problemen leidet,

kann nur eingeschränkt als Tagelöhner arbeiten.

Wir können uns hier bald nicht mehr über Wasser halten

und haben Angst, uns mit Corona anzustecken.

Wir können uns nicht impfen lassen.

Falls wir richtig krank werden, was wird aus uns?

Ohne Geld, ohne Krankenversicherung. Wir besitzen nichts mehr.

Die Chancen für die Familie,

Asyl in Deutschland zu erhalten, sind äußerst gering.

Die Bundesregierung setzt darauf,

dass der Iran sich um die Afghanen kümmert.

Auf seiner Nahost-Reise besuchte Außenminister Maas

ausgerechnet den Iran nicht.

Das Auswärtige Amt erklärt auf Nachfrage:

Dazu kann ich ihnen sagen:

Der Afghanistan-Beauftragte der Bundesregierung,

Botschafter Wiek ist am Wochenende nach Teheran geflogen.

Wir sind uns darüber bewusst,

dass der Iran auch eine wichtige Rolle spielt.

Von Hilfsgeldern für die Versorgung von Afghanen ist die Rede.

Doch Irans neuer Präsident Raisi machte zuletzt deutlich,

dass man nicht bereit sei, noch mehr Afghanen aufzunehmen.

Im iranischen Staatsfernsehen laufen Bilder von Auffanglagern

an der Grenze zu Afghanistan.

Dort versorge man Geflüchtete, heißt es,

wolle sie aber so bald wie möglich zurückschicken.

Und sei dafür zur Zusammenarbeit mit den Taliban bereit.

Mohammads Frau Samira macht der Gedanke,

nach Afghanistan zurück zu müssen, große Angst, sagt sie unter Tränen.

Meine Familie wäre auch lieber in unserem Heimatland geblieben.

Doch die Situation ist so schlimm, was haben wir für eine Wahl?

Aber im Iran können wir nicht bleiben.

Hilfe von der EU, darauf hofft die Familie weiterhin.

Auch, weil ihr außer dieser Hoffnung nicht mehr viel geblieben ist.

Und dazu begrüße ich den Soziologen und Migrationsforscher Gerald Knaus.

Guten Abend.

Guten Abend.

Es herrscht Einigkeit, dass alles versucht werden muss,

Zehntausende Ortskräfte rauszuholen.

Die haben mit der Bundeswehr oder deutschen Hilfsorganisationen

und Einrichtungen zusammengearbeitet.

Aber es gibt Millionen andere Menschen, die bedroht sind,

von den Taliban, aber auch vor einer drohenden Versorgungskrise.

Von wie viel potenziellen Schutzsuchenden müssen wir ausgehen?

Das ist natürlich extrem schwierig,

irgendwelche seriösen Zahlen zu nennen.

Wir wissen nicht, wie sich die nächsten Wochen entwickeln.

Wie sich die soziale

und wirtschaftliche Situation entwickelt.

Die UN-Organisationen warnen schon:

18 Millionen Menschen waren vor den Taliban schon

abhängig von humanitären Hilfen.

Die UN will das weiter bereitstellen.

Wie werden sich die Taliban entwickeln?

Wie viele Leute werden verfolgt? Wie viel Repression gibt es?

Zuletzt, die wichtigste Frage: Was machen die Nachbarn?

Der große Unterschied zu 2014 ist:

2015 war die Grenze zwischen Syrien und der Türkei offen.

Die Türken ließen alle ins Land.

Dazu sind diesmal die Nachbarländer nicht bereit.

Die Grenze Türkei-Iran wird von über 20.000 Soldaten bewacht.

Sie sagen es:

Es ist kaum möglich, auf dem Landweg bis nach Deutschland zu kommen.

Trotzdem überbietet sich die Politik fast schon,

vor einer Situation wie 2015 zu warnen.

Wie bewerten Sie das?

"2015 darf sich nicht wiederholen" immer zu sagen, ist irreführend.

Auf zwei Arten.

Die Grenzen heute sind kaum zu überwinden.

Das Zweite: 2015 gab es enorme Empathie.

Das war die positive Geschichte.

Da konnten viele Menschen aufgenommen werden.

Sehen wir dieses Jahr die gleiche Empathie?

Es muss aber diesmal eine sehr viel kleinere Zahl aufgenommen werden.

Journalisten und Homosexuelle, Richter des alten Regimes, Künstler.

Wirklich Gefährdete.

Wenn die aufgenommen werden müssen, dann sehe ich eine Chance,

ein besseres System zu finden.

Dann müssten die meisten Menschen gar keine irregulären Wege gehen.

80 Prozent der Afghanen sind Frauen und Kinder.

Für die meisten ist eine Flucht mit Schmugglern nicht zumutbar.

Mit einem Programm der geordneten Aufnahme, das brauchen wir.

Bundesregierung und EU verfolgen den Ansatz,

Afghanistans Anrainer-Staaten ins Boot zu holen.

Wie aussichtsreich schätzen Sie das ein?

Die Hoffnung muss sein:

Wenn viele das Land verlassen müssen, wenn es möglich ist,

dass die Taliban es zulassen:

Dass dann die Nachbarn die Flüchtlinge nicht zurückstoßen.

Es ist beunruhigend:

Viele reiche Länder zeigen genau das vor,

wie man mit Gewalt Grenzen schließen.

Es stecken ein Paar Dutzend Flüchtlinge aus Afghanistan

zwischen Belarus und Polen fest.

Man muss hoffen, dass die Nachbarländer

eben doch Menschen auch hereinlassen.

2018 hat die Bundesregierung in New York

in der Generalversammlung bestimmte Dokumente angenommen.

Da gibt es einen Flüchtlingskompakt.

Der sagt, man muss die Nachbarländer finanziell unterstützen.

Die Unterstützung für Syrien und die Türkei hat das

in den letzten Jahren gezeigt.

Es muss Resettlement-Programme geben.

Alleine schon aus dem Grund,

damit sich die Nachbarländer nicht allein gelassen fühlen.

Machen die das denn mit?

Wenn wir sagen, wir zahlen euch das? Aber wir wollen niemanden aufnehmen.

Kann ein Resettlement-Programm so funktionieren?

So ein Resettlement-Programm wäre eine gute Antwort.

Die Situation wäre, wie Sie richtig sagen, sonst nicht sehr überzeugend.

Die Erklärung der EU-Innenminister gestern, wer die gelesen hat,

wer das in Pakistan oder Iran liest:

Die große Angst, es soll niemand kommen ...

Wenn die EU dann sagt, sie müssen aber ihre Grenzen öffnen:

Der wird sich wundern.

Resettlement ist möglich, wenn es geordnet ist.

Die Amerikaner, die Engländer, die Schweden, Deutschland,

da gibt es diese Diskussion.

Ich hoffe, die nächste Bundesregierung macht klar,

dass wir Strukturen für Flüchtlinge brauchen.

Wo es Sicherheitsprüfungen gibt.

Verbunden vielleicht mit Patenschaften.

Damit Leute geordnet geholt werden können.

Wenn man 0,05 Prozent der Bevölkerung aufnehmen würde,

wie das Schweden jetzt macht:

Das wären 41.000 im Jahr.

Keine große Zahl für Deutschland.

Wenn das viele machen, wäre das wie mit den Bootsflüchtlingen

zur Zeit der Krise in Südostasien.

Das würde den afghanischen Nachbarn signalisieren:

Es gibt eine Bereitschaft.

Danke, Gerald Knaus.

Im Tarifstreit mit der GDL hat die Bahn ein neues Angebot vorgelegt.

Mehr dazu in den Nachrichten mit Thorsten Schröder.

Das Angebot der Bahn sieht eine Corona-Prämie von 600 Euro vor,

was der Forderung der GDL entspricht.

Als Laufzeit bietet der Konzern 36 Monate an statt bisher 40.

Die GDL fordert 28 Monate.

Heute hatte der Streik der GDL im Güterverkehr begonnen,

in der Nacht folgt der Personenverkehr.

Wirtschaftsverbände warnten vor den Folgen eines fortgesetzten Streiks.

Anja Kohl.

Die Wirtschaft schlägt Alarm.

Ihre Lieferketten sind wegen der Material-Engpässe angespannt:

Es gibt Produktionsausfälle.

Die Chemie-Industrie warnt vor höheren Kosten.

Der Streik verzögere die Auslieferungen.

Auch die Stahl-, und Auto-Industrie leidet,

weil sie Güter benötigt, deren Transport keinen Aufschub dulden.

Lange Ausfälle könnten die Erholung der Wirtschaft ausbremsen.

Den schwer angeschlagenen Staatskonzern Bahn

treffen die Zugausfälle wirtschaftlich schwer.

Ihm bescherte die Corona-Krise einen Verlust von knapp 6 Mrd. Euro.

Das erste Halbjahr lief besser, doch immer noch verlustreich.

Flutschäden in Höhe von einer Milliarde werden dazu belasten.

Die Bahn hat 30 Mrd. Euro Schulden.

Der Bund verabreichte eine 5-Mrd.-Euro-Finanzspritze.

Steuerzahlergeld,

was der Bundesrechnungshof massiv kritisierte.

Eine schnelle Einigung mit der GDL wäre wünschenswert.

Arbeitgeber müssen ihre Beschäftigten

über die Risiken einer Covid-19-Erkrankung informieren.

Das sieht die heute verabschiedete Arbeitsschutzverordnung vor.

Arbeitgeber müssen über Möglichkeiten einer Impfung informieren

und die Betriebsärzte bei Impfangeboten unterstützen.

Wer sich impfen lässt, hat ein Recht, dafür freigestellt zu werden.

Die neue Verordnung tritt am 10.9. in Kraft.

Die Regeln wie Hygienepläne und Testangebotspflicht gelten weiter.

Die Zahl der wetter- oder klimabedingten Katastrophen

ist seit 1970 deutlich gestiegen.

Das geht aus einem Bericht der Welt-Wetter-Organisation hervor.

Zwischen 2010 und 2019 gab es viermal mehr solcher Katastrophen

als in den 70ern, etwa Waldbrände, Dürren oder Überschwemmungen.

Durch den Klimawandel würden wetterbedingte Katastrophen

häufiger auftreten, so die WMO.

Mehr als 4100 Feuerwehrleute kämpfen gegen die Waldbrände

in der kalifornischen Urlaubsregion Lake Tahoe.

Hunderte Häuser wurden bereits zerstört,

mehr als 22.000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht.

Die Flammen waren zuletzt von heftigen Winden angetrieben worden,

zudem leidet die Region unter Trockenheit.

In Kalifornien sind mehr als 15.000 Feuerwehrleute

bei Dutzenden von Waldbränden im Einsatz.

Oft sind es Zehntelsekunden,

Millimeter oder nur wenige Bewertungspunkte,

die über Triumph oder Scheitern entscheiden.

Manchmal dagegen deklassieren Athleten die Konkurrenz bei weitem.

Und so ist das auch diesmal bei den Paralympics in Tokio.

Das erlebte das deutsche Team auf besonders denkwürdige Weise.

In einem Fall war's nur eine unglückliche Berührung,

die den Unterschied machte.

Im anderen ein gewaltiger Satz.

Torsten Winkler.

Alles andere als Gold für Weltrekordler Markus Rehm

wäre eine Überraschung.

Sein Ziel, weiter als der Olympiasieger der Nichtbehinderten

zu springen, verfehlte der Goldgarant.

Mit 8,18 Meter lag der 33-Jährige

satte 79 Zentimeter vor dem Zweitplatzierten.

Die Freude über sein viertes Gold - verdient.

Das war das große Ziel, das hab ich geschafft.

Ich fahre mit einem breiten Grinsen.

Gold auch für Taliso Engel (19).

Der sehbehinderte Nürnberger war über 100 m Brust der Schnellste.

Mit neuem Weltrekord.

Den alten hatte Engel gerade erst aufgestellt -

entsprechend hoch die Erwartungen vor dem Finale.

Da war viel mehr Druck da.

Da musste ich gegenhalten.

Es hat gut geklappt.

Es gab auch einen tragischen Moment.

Im Kugelstoßen gelang dem Cottbuser Schulze

eine Weite von fast 16 Metern.

Das hätte zur Medaille gereicht.

Die Kampfrichter erklärten den Versuch für ungültig,

weil die Lasche des Schuhs den Balken berührte.

Bitter.

Wenn man sieht, wie viele mich unterstützen,

und ich bin so dumm und kleb das nicht zu ...

Mit einem Stück Klebeband wäre es eine Medaille geworden.

So blieb nur Platz fünf.

Die Touristen aus den USA sind noch nicht wieder

so zahlreich da wie vor der Pandemie.

Was damit zu tun haben mag:

Große Kreuzfahrtschiffe dürfen nicht mehr Venedig direkt ansteuern.

Aber die FILME aus den USA,

die sind seit heute so zahlreich und präsent wie lange nicht mehr.

Hollywood gibt sich die Ehre in der Lagunenstadt.

Deutlich präsenter mit deutlich mehr Stars als in Cannes.

Den heutigen Auftakt der 78. Ausgabe des Filmfestivals

machte ein Europäer:

Pedro Almodovar zeigte sein neues Drama "Madres paralelas".

Mit Penelope Cruz in einer Hauptrolle.

Anja Miller.

Warten auf die Ankunft der Stars, die natürlich mit dem Wassertaxi kommen.

Kirsten Dunst wird in einem Western zu sehen sein.

"The Power of the Dog".

Isabelle Huppert lässt sich mit dem Auto bringen.

Glamour und ein hohes Star-Aufgebot.

Die großen Namen - endlich zurück in Venedig.

Roberto Benigni wird für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Regisseur Pedro Almodovar und Penelope Cruz:

Die Spanierin ist seine Muse.

Sie erlangte mit ihm Weltruhm.

Am Abend dann die feierliche Eröffnung

der 78. Filmfestspiele von Venedig.

Der große Augenblick für den Jury-Präsident.

Corona und Covid sind bald vorbei.

Das Kino bleibt immer bei uns.

Weltpremiere: der Film von Pedro Almodovar.

Cruz spielt die Hauptrolle.

Die Frauen entbinden zur gleichen Zeit.

Sie teilen ihr Zimmer und ihr Schicksal.

Unverheiratet, ungewollt schwanger.

Für die eine beginnt das große Glück, für die andere die Lebenskrise.

Eine Verwicklung nach der anderen.

Traditionelle Beziehungen und Geschlechterdefinitionen

lösen sich auf.

Am Ende ist scheinbar alles zerstört, findet sich aber neu zusammen.

Ich kenne viele Mütterfiguren aus meinem eigenen Leben.

In der klassischen Mutterrolle.

Mich interessieren die nicht perfekten.

Ich habe das Drehbuch in einer Nacht gelesen.

Sehr schön, eine große Ehre für mich.

Nicht nur die Mutterrolle interessiert Pedro Almodovar.

Auch die Gräueltaten der Faschisten.

Darin liegt die eigentliche Provokation.

Almodovar hat immer gegen moralische Vorstellungen rebelliert.

Diesmal provoziert er die Politik.

Das hat er vorher noch nie gemacht.

Der erste Löwe wurde schon vergeben: Roberto Benigni.

Venedig feiert das große Kino und seine Stars.

Heute ist meteorologischer Herbstbeginn,

aber es fühlte sich eher wie ein später Sommertag an.

Claudia, bleibt das so?

Ich hab.

Ja.

Das wird noch besser.

In Venedig war bestes Sommerwetter.

Das gab es bei uns nur im äußersten Südwesten.

Ein paar tiefhängende Wolken kamen bis ins Emsland.

Das lockerte sich erst langsam auf.

Ein Tief über Spanien.

Recht unterschiedliche Temperaturen.

Die nächsten Tage werden wärmer.

Nächste Woche gibt es wieder mehrere Sommertage.

In der Nacht gibt es dichtere Wolkenfelder.

Über der Mitte kann sich Nebel bilden.

Der wird morgen Vormittag verschwinden.

Im Laufe des Tages nach Norden Quellwolken.

Dafür eine kalte Nacht.

Das waren die tagesthemen.

Hier geht es weiter mit Sandra Maischberger.

Bei ihr zu Gast ist auch

der ehemalige US-Sicherheitsberater von Präsident Trump, John Bolton.

Das nachtmagazin informiert Sie um 0.05 Uhr.

Wir machen das dann morgen Abend wieder.

Tschüss, bleiben Sie zuversichtlich.

Copyright Untertitel: NDR 2021


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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (01.09.2021)

Heute im Studio: Ingo Zamperoni

Guten Abend.

Wie hältst du's mit der Impfung?

Das ist die Gretchenfrage dieser Tage.

Ob man geimpft ist oder nicht, darf nicht jeder wissen.

Wir werden derzeit ständig in Klubs, Restaurants, oder im Kino gefragt,

welches der zwei oder drei Gs wir erfüllen, um reinzukommen.

Aber bei der Arbeit darf der Chef das nicht abfragen,

ob man geimpft ist.

Sollte das an den meisten Arbeitsplätzen so bleiben?

Sebastian Deliga.

Bei der Heidelberger Druckmaschinen AG

stehen sie bei der Arbeit oft nahe beieinander.

Bei der Frage, ob sie geimpft sind

und ob ihr Arbeitgeber das wissen darf:

Da haben die Beschäftigten unterschiedliche Ansichten.

Wenn mich mein Arbeitgeber fragen würde,

würde ich antworten, dass ich geimpft bin.

Sonst würde ich sagen, das muss sie nicht interessieren.

Das ist Privatsache, was das betrifft.

Da sollte der nicht fragen dürfen.

Der sieht das anders.

Der Personalchef sagt, genau dieses Wissen wäre wichtig:

Diese Zusammenarbeit in der Fabrik,

in der Montage ist teilweise auch mit körperlicher Nähe verbunden.

Völlig logisch.

Wenn wir den Impfstatus kennen, wenn wir wissen, woran wir sind,

würde das die betrieblichen Abläufe stark erleichtern.

Apple ist schon offensiver.

Nach Medienberichten verlangt das US- Unternehmen von seinen Beschäftigten,

den Impfstatus zu nennen – freiwillig, wie es heißt.

In Deutschland fordert der Bundesdatenschutzbeauftragte

für verpflichtende Auskünfte eine Rechtsgrundlage und gibt zu bedenken:

Weiß der Arbeitgeber, dass man genesen ist an Covid-19,

könnte er später vermuten:

Eine Erkrankung könnte ein Hinweis auf Long Covid sein.

Der würde einen für bestimmte Aufgaben nicht mehr einsetzen

und für Beförderungen nicht voraussehen.

Einer der vielen Gründe, wie Schwangerschaft und anderes,

warum Gesundheitsdaten Arbeitgeber nichts angehen.

So in die Persönlichkeitsrechte eingreifen,

will der Hauptgeschäftsführer nicht:

Wir wollen nur wissen, ob jemand geimpft oder genesen ist.

Es genügt zu wissen, ob jemand erhöhtes Infektionsrisiko hat,

weil er weder geimpft oder genesen ist.

Das genügt, alle anderen sind geschützt.

Nur geimpft und genesen, oder auch getestet?

Was Arbeitgeber wissen dürfen und was nicht, ist rechtlich klar.

Die Frage ist, ob der Arbeitgeber in Pandemiezeiten mehr dürfen soll.

Einfach so ist eine Abfrage durch alle Arbeitgeber nicht zulässig.

Dafür müsste man die gesetzlichen Grundlagen erweitern.

Ob das der Kontrolle in Karlsruhe standhält, Stichwort Datenschutz,

weiß niemand sicher:

Das ist in einer Pandemie rechtliches Neuland.

Einige haben sich eine Meinung gebildet:

Für die einen geht der Schutz vor Ansteckung vor,

für die anderen ihr Persönlichkeitsrecht.

Ich würde gerne wissen, wer geimpft ist.

Ich wäre dafür.

Das ist völlig Freiheitsberaubung.

Jeder ist gleich, ob geimpft oder nicht.

Es sollten alle gleich sein.

Bei der Druckmaschinen AG hofft der Chef auf eine baldige Entscheidung,

ob er seine Beschäftigten nach ihrer Corona-Immunität fragen darf.

Die Bundesregierung gab heute bekannt, das prüfen zu wollen.

Müssen wir am Arbeitsplatz darüber Auskunft geben,

ob wir geimpft sind oder nicht?

Nein, sagt Kerstin Palzer vom MDR.

Justus Kliss vom RBB ist da anderer Meinung.

Dazu ein Pro und Contra.

Muss ich meiner Chefin sagen, ob ich geimpft bin?

Warum nicht?

Nicht überall, aber in Schule, Kita und Pflegeheim ist das sinnvoll.

Dort geht es um den Schutz derer, die sich wegen des Alters

nicht impfen lassen können.

Oder die enge Kontakte nicht vermeiden können.

In Pflegeheimen oder Gefängnissen.

Geimpfte schützen sich und andere.

Selbst wenn sie sich trotz Impfung infizieren.

Klar sind Gesundheitsdaten sensible Daten.

Deswegen muss man klug mit ihnen umgehen.

Wichtig wäre, dass der Arbeitgeber nicht unterscheiden kann,

ob man geimpft oder genesen ist.

Er könnte daraus ableiten, dass ein Arbeitnehmer Long Covid hat

und in seiner Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist.

Die Daten sollten nur für eine bestimmte Zeit erhoben werden.

Was machen die Arbeitgeber mit den Ungeimpften?

Mein Vorschlag: FFP2-Masken am Arbeitsplatz tragen.

Aber dann man sieht auch, wer geimpft ist.

Ich sehe das ganz anders.

Wenn Arbeitgeber intimste gesundheitliche Details

von uns abfragen dürfen, öffnen wir ein Tor, das nicht zu schließen ist.

Dann wäre auch die Frage nach einer Schwangerschaft

beim Vorstellungsgespräch erlaubt.

Oder danach, ob man Alkohol trinkt oder wie viel Sport man macht.

Es ist auch ein Riesenunterschied, ob im Kino oder im Restaurant

gefragt wird, ob jemand geimpft ist, oder ob das im Job passiert.

Das eine ist ein freiwilliges Freizeitvergnügen,

der Beruf jedoch ist Lebensgrundlage.

Da müssen die Hürden für den Staat höher liegen,

sich in die Entscheidung der Bürger einzumischen.

Denken wir es mal vom Ende her:

Was macht man mit denen, die sagen, dass sie nicht geimpft sind?

Dürfen die entlassen werden? Oder ohne Geld beurlaubt?

Solange es keine Impfpflicht gibt, ist es eine freiwillige Entscheidung.

Eine Auskunftspflicht wäre ein Tabubruch,

den ich dem Staat nicht erlauben möchte.

Die Meinungen von Justus Kliss und Kerstin Palzer.

Zu den großen Sorgen in den Gebieten der Flutkatastrophe gehört:

Vergessen werden, wenn nach dem Hochwasser auch das Interesse

an der Katastrophe abebbt.

Die Aufmerksamkeit von Öffentlichkeit und Medien

sich anderen Ereignissen zuwendet.

Auch dagegen richtete sich der heutige Staatsakt,

die Gedenkveranstaltung für die Betroffenen in Rheinland-Pfalz.

Allein im Ahrtal waren 133 Menschen ums Leben gekommen,

drei werden nach wie vor vermisst.

Bundespräsident Steinmeier versicherte den Überlebenden,

dieses Unheil gehe alle an:

Ich bin gekommen, um Ihnen zu sagen:

Wir stehen an Ihrer Seite.

Wir wissen, dass in Ihrem Leben nichts mehr ist wie es war.

Aber Sie sollen wissen:

Auf Ihrem Weg zurück ins Leben lässt Sie Ihr Land nicht allein.

Das Aufräumen nach der Katastrophe, die großen Anstrengungen

der letzten Wochen mögen traumatisch gewesen sein.

Aber es konnte viele auch ein wenig ablenken.

Nach wie vor stehen viele Fragen offen,

denen man nicht ausweichen kann.

Vor allem nicht der nach: Wie weiter?

Stephan Lenhardt hat Menschen in Dernau getroffen,

die sich wie viele andere genau diese Frage stellen.

Vor der Flut hätten wir hier mittendrin gestanden,

im Hotel Kölner Hof.

Familie Schnitzler zeigt uns, was davon noch übrig ist.

Hier vorne war meine Küche.

Da war das Restaurant.

Davor war die Theke.

Das, was hier in Trümmern liegt, war seit 1894 in Familienbesitz.

Lebenswerk und Altersvorsorge mehrerer Generationen.

Als ob du in einen schlechten Horrorilm reinguckst.

Die anderen Katastrophen waren so weit weg, da hast du nie gedacht,

dass dich das mal betreffen würde.

So sah es hier einmal aus.

Das historische Gebäude - nicht mehr zu retten.

Ein Blick zurück:

Der Moment,

als ein Bagger mehr als 100 Jahre Familiengeschichte einreißt.

Die Schnitzlers nehmen Abschied.

Es ist der 31. Juli 2021.

Das war hart, oder?

Es ist immer noch hart, das zu sehen.

Gegen eine Flut waren sie nicht versichert.

Zumindest den Abriss mussten sie nicht selbst bezahlen.

Da kommen mir wieder die Tränen.

Das tut mir leid.

Nur einige 100 Meter weiter.

Hier stand Ihr Haus? Ja, genau.

Er fährt quasi in meinen Keller.

Ich weiß nicht, wer das ist, wer den bestellt hat.

Aber er steht auf Ihrem Grundstück?

Ja, er macht jetzt hier das Loch zu.

Ich rechne mal mit drei Jahren,

bis ich mit meinem Koffer in ein Haus einziehen kann.

Das ist Ihr Ziel, hier wieder was hinzustellen?

Ich muss!

Ich habe 'ne Viertelmillion Schulden auf dem Grundstück.

Ich bin 37.

Ich möchte und kann mich nicht weiter verschulden.

In der Flutnacht hat er gefilmt, mit dem Handy.

Leute, das hat die Welt noch nicht gesehen.

Ich gehe gerade auf der Hauptstraße.

Ich will noch den Bus retten und stehe knietief im Wasser!

Hier kommen Autos vorbeigeschwommen.

Das Auto von meinem Nachbarn.

Seine Schwiegermutter wird wenig später im Haus nebenan ertrinken.

Noch mehr!

Es bricht alles ein!

Ich habe sie ein bisschen begleitet.

Ich konnte am Haus gegenüber sehen,

wie hoch das Wasser steigt und wusste:

Jetzt ist es Oberkante Fenster.

Okay, jetzt sind es noch 20 Zentimeter bis zur Decke.

Dann kamen die letzten Rufe.

Dann hat man nur funktioniert.

Man ist zurückgegangen und hat die Nacht weiter so durchlebt.

Das Hirn macht komische Sachen mit einem.

Posttraumatisches Belastungssyndrom diagnostiziert ihm eine Ärztin.

Er zeigt uns sein neues zu Hause, direkt nebenan.

Gerade erst gekauft.

Weg will er jetzt auf keinen Fall.

Auch der Kölner Hof soll hier wieder hin,

wenn es nach Familie Schnitzler geht.

Es kommt nicht in Frage,

woanders hin zu ziehen und wo anders was auszubauen.

Ob das geht, ist unklar.

Solange müssen sie etwas tun, was ihnen sehr schwer fällt: abwarten.

Es werde keine Einschränkung der Pressefreiheit geben:

Das versicherte der Pressesprecher der Taliban,

nachdem die Islamisten die Macht in Afghanistan übernommen hatten.

Das fällt schwer zu glauben.

Dieses Bild einer Sendung von Afghanistan TV vom Wochenende

nährt den Zweifel noch mal auf eine neue, verstörende Weise.

Trotz der Beteuerungen der Taliban mehren sich die Berichte

von Gewalt und Schikanen, vor allem gegen Journalistinnen.

Wer es nicht geschafft hat, Afghanistan zu verlassen,

harrt aus und versteckt sich.

Sibylle Licht.

Die 24-jährige Journalistin verlässt das Haus nicht mehr,

aus Angst vor den Taliban.

Sie würde am liebsten das Land verlassen, doch das kann sie nicht.

Ich bin die einzige Verdienerin der Familie –

für Vater, Mutter, für die Schwestern und meine Brüder.

Sie hat für einen Nachrichtensender in Kabul gearbeitet.

Jetzt fordern die Taliban, dass Frauen zu Hause bleiben.

Als Reporterin berichtete sie über Anschläge in Afghanistan.

Das frühere Regime hat die Taliban

für alle Terrorakte verantwortlich gemacht.

So haben auch wir Journalisten jedes Mal unsere Stimme erhoben,

wenn Zivilisten ums Leben kamen, nicht nur in Kabul.

Behishta Arghand war die Frontfrau

von Afghanistans größtem Fernsehsender ToloNews.

Als sie am 17. August ins Studio kam, wusste sie nicht, was sie erwartet.

Ein Taliban-Sprecher kam in den Newsroom.

Er wollte sofort interviewt werden.

Die Journalistin machte das Interview, obwohl sie zitterte.

Ich sagte zu mir: Das ist ein Abschied.

Ich will der ganzen Welt zeigen,

dass afghanische Frauen nicht zurück wollen, sondern nach vorn.

Sie wollen eine Zukunft und sie wollen ihre Rechte.

Alle Frauen auf dieser Welt haben Rechte.

Warum sollen afghanische Frauen

keine Rechte in der Gesellschaft haben?

Ihr gelang die Flucht.

Von 12.000 Journalisten arbeiten viele nicht mehr,

halten sich versteckt.

Sie werden an der Arbeit gehindert und angegriffen.

Die Taliban behaupten, sie respektierten die Pressefreiheit.

In diesem "Friedensstudio" ist der Moderator

von schwerbewaffneten Talibankämpfern umstellt.

Ihr Kommandeur verlangt in der Sendung,

die Afghanen sollten das Land nicht verlassen.

Kabuls Journalisten fragen, wer sie aus dem Land bringt.

Reporter ohne Grenzen hat eine Namensliste

an die Bundesregierung übergeben -

mit über 100 besonders gefährdeten Journalisten.

Nur sehr wenige wurden bisher ausgeflogen.

Wir hören fast täglich, stündlich, Hilferufe von Menschen,

die Sorge haben.

Weil sie es in den letzten zwei Wochen nicht rausgeschafft haben.

Sie haben Angst um ihr Leben.

Denn so sieht die neue Realität aus:

Spezialeinheiten der Taliban patrouillieren auf den Straßen.

Reporter ohne Grenzen verlangt eine unbürokratische,

schnelle Visavergabe an gefährdete afghanische Journalisten.

Wem die Flucht aus Afghanistan gelungen ist,

für den beginnen die nächsten Probleme.

Vor allem, wenn die Menschen den Weg in den Iran gewählt haben.

Die Länder haben eine 1000 km lange gemeinsame Grenze,

die sich nur schwer kontrollieren lässt.

Um die 7000 Menschen kommen derzeit täglich hier an.

Das Land will die Schutzsuchenden nicht.

Viele von ihnen wollen meist nicht im Iran bleiben.

Sie fühlen sich dort nicht sicher,

es ist nicht weit genug entfernt von Afghanistan.

Sie sehen den Iran als eine Zwischenstation,

um weiter in die Türkei zu gelangen, weiter Richtung Europa.

Wir sind vor der Visastelle der Deutschen Botschaft in Teheran.

Dutzende Afghanen stehen hier täglich Schlange.

Ihre Hoffnung: Asyl in Deutschland.

Viele sind in illegal in den Iran geflohen.

Auch Mohammad, 40, mit Familie.

Wir sind geflohen, weil ich drei junge Töchter habe und Panik hatte,

dass die Taliban sie uns wegnehmen, um sie mit Kämpfern zu verheiraten.

Das passiert immer wieder.

Die Familie wartet an diesem Tag vergeblich - wie fast alle hier.

Viele sagen, sie wollen so lange wiederkommen,

bis sie angehört werden.

Denn im Iran bleiben sei keine Option.

Im Iran werden wir nie eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen

und somit werden unsere Kinder nie zur Schule gehen können.

Etwa 3 Mio. Afghanen leben im Iran, der Großteil ohne Papiere.

Viele arbeiten als billige Arbeitskräfte,

ohne Rechte, ohne Perspektive.

Die Wirtschaftskrise und Corona haben die prekäre Situation verschärft.

Mohammad ist mit seiner Familie übergangsweise bei Verwandten.

Mit Sorge verfolgen sie die Nachrichten aus Afghanistan -

und fragen sich, wie es weitergehen soll.

Mohammad, der unter chronischen Gelenk-Problemen leidet,

kann nur eingeschränkt als Tagelöhner arbeiten.

Wir können uns hier bald nicht mehr über Wasser halten

und haben Angst, uns mit Corona anzustecken.

Wir können uns nicht impfen lassen.

Falls wir richtig krank werden, was wird aus uns?

Ohne Geld, ohne Krankenversicherung. Wir besitzen nichts mehr.

Die Chancen für die Familie,

Asyl in Deutschland zu erhalten, sind äußerst gering.

Die Bundesregierung setzt darauf,

dass der Iran sich um die Afghanen kümmert.

Auf seiner Nahost-Reise besuchte Außenminister Maas

ausgerechnet den Iran nicht.

Das Auswärtige Amt erklärt auf Nachfrage:

Dazu kann ich ihnen sagen:

Der Afghanistan-Beauftragte der Bundesregierung,

Botschafter Wiek ist am Wochenende nach Teheran geflogen.

Wir sind uns darüber bewusst,

dass der Iran auch eine wichtige Rolle spielt.

Von Hilfsgeldern für die Versorgung von Afghanen ist die Rede.

Doch Irans neuer Präsident Raisi machte zuletzt deutlich,

dass man nicht bereit sei, noch mehr Afghanen aufzunehmen.

Im iranischen Staatsfernsehen laufen Bilder von Auffanglagern

an der Grenze zu Afghanistan.

Dort versorge man Geflüchtete, heißt es,

wolle sie aber so bald wie möglich zurückschicken.

Und sei dafür zur Zusammenarbeit mit den Taliban bereit.

Mohammads Frau Samira macht der Gedanke,

nach Afghanistan zurück zu müssen, große Angst, sagt sie unter Tränen.

Meine Familie wäre auch lieber in unserem Heimatland geblieben.

Doch die Situation ist so schlimm, was haben wir für eine Wahl?

Aber im Iran können wir nicht bleiben.

Hilfe von der EU, darauf hofft die Familie weiterhin.

Auch, weil ihr außer dieser Hoffnung nicht mehr viel geblieben ist.

Und dazu begrüße ich den Soziologen und Migrationsforscher Gerald Knaus.

Guten Abend.

Guten Abend.

Es herrscht Einigkeit, dass alles versucht werden muss,

Zehntausende Ortskräfte rauszuholen.

Die haben mit der Bundeswehr oder deutschen Hilfsorganisationen

und Einrichtungen zusammengearbeitet.

Aber es gibt Millionen andere Menschen, die bedroht sind,

von den Taliban, aber auch vor einer drohenden Versorgungskrise.

Von wie viel potenziellen Schutzsuchenden müssen wir ausgehen?

Das ist natürlich extrem schwierig,

irgendwelche seriösen Zahlen zu nennen.

Wir wissen nicht, wie sich die nächsten Wochen entwickeln.

Wie sich die soziale

und wirtschaftliche Situation entwickelt.

Die UN-Organisationen warnen schon:

18 Millionen Menschen waren vor den Taliban schon

abhängig von humanitären Hilfen.

Die UN will das weiter bereitstellen.

Wie werden sich die Taliban entwickeln?

Wie viele Leute werden verfolgt? Wie viel Repression gibt es?

Zuletzt, die wichtigste Frage: Was machen die Nachbarn?

Der große Unterschied zu 2014 ist:

2015 war die Grenze zwischen Syrien und der Türkei offen.

Die Türken ließen alle ins Land.

Dazu sind diesmal die Nachbarländer nicht bereit.

Die Grenze Türkei-Iran wird von über 20.000 Soldaten bewacht.

Sie sagen es:

Es ist kaum möglich, auf dem Landweg bis nach Deutschland zu kommen.

Trotzdem überbietet sich die Politik fast schon,

vor einer Situation wie 2015 zu warnen.

Wie bewerten Sie das?

"2015 darf sich nicht wiederholen" immer zu sagen, ist irreführend.

Auf zwei Arten.

Die Grenzen heute sind kaum zu überwinden.

Das Zweite: 2015 gab es enorme Empathie.

Das war die positive Geschichte.

Da konnten viele Menschen aufgenommen werden.

Sehen wir dieses Jahr die gleiche Empathie?

Es muss aber diesmal eine sehr viel kleinere Zahl aufgenommen werden.

Journalisten und Homosexuelle, Richter des alten Regimes, Künstler.

Wirklich Gefährdete.

Wenn die aufgenommen werden müssen, dann sehe ich eine Chance,

ein besseres System zu finden.

Dann müssten die meisten Menschen gar keine irregulären Wege gehen.

80 Prozent der Afghanen sind Frauen und Kinder.

Für die meisten ist eine Flucht mit Schmugglern nicht zumutbar.

Mit einem Programm der geordneten Aufnahme, das brauchen wir.

Bundesregierung und EU verfolgen den Ansatz,

Afghanistans Anrainer-Staaten ins Boot zu holen.

Wie aussichtsreich schätzen Sie das ein?

Die Hoffnung muss sein:

Wenn viele das Land verlassen müssen, wenn es möglich ist,

dass die Taliban es zulassen:

Dass dann die Nachbarn die Flüchtlinge nicht zurückstoßen.

Es ist beunruhigend:

Viele reiche Länder zeigen genau das vor,

wie man mit Gewalt Grenzen schließen.

Es stecken ein Paar Dutzend Flüchtlinge aus Afghanistan

zwischen Belarus und Polen fest.

Man muss hoffen, dass die Nachbarländer

eben doch Menschen auch hereinlassen.

2018 hat die Bundesregierung in New York

in der Generalversammlung bestimmte Dokumente angenommen.

Da gibt es einen Flüchtlingskompakt.

Der sagt, man muss die Nachbarländer finanziell unterstützen.

Die Unterstützung für Syrien und die Türkei hat das

in den letzten Jahren gezeigt.

Es muss Resettlement-Programme geben.

Alleine schon aus dem Grund,

damit sich die Nachbarländer nicht allein gelassen fühlen.

Machen die das denn mit?

Wenn wir sagen, wir zahlen euch das? Aber wir wollen niemanden aufnehmen.

Kann ein Resettlement-Programm so funktionieren?

So ein Resettlement-Programm wäre eine gute Antwort.

Die Situation wäre, wie Sie richtig sagen, sonst nicht sehr überzeugend.

Die Erklärung der EU-Innenminister gestern, wer die gelesen hat,

wer das in Pakistan oder Iran liest:

Die große Angst, es soll niemand kommen ...

Wenn die EU dann sagt, sie müssen aber ihre Grenzen öffnen:

Der wird sich wundern.

Resettlement ist möglich, wenn es geordnet ist.

Die Amerikaner, die Engländer, die Schweden, Deutschland,

da gibt es diese Diskussion.

Ich hoffe, die nächste Bundesregierung macht klar,

dass wir Strukturen für Flüchtlinge brauchen.

Wo es Sicherheitsprüfungen gibt.

Verbunden vielleicht mit Patenschaften.

Damit Leute geordnet geholt werden können.

Wenn man 0,05 Prozent der Bevölkerung aufnehmen würde,

wie das Schweden jetzt macht:

Das wären 41.000 im Jahr.

Keine große Zahl für Deutschland.

Wenn das viele machen, wäre das wie mit den Bootsflüchtlingen

zur Zeit der Krise in Südostasien.

Das würde den afghanischen Nachbarn signalisieren:

Es gibt eine Bereitschaft.

Danke, Gerald Knaus.

Im Tarifstreit mit der GDL hat die Bahn ein neues Angebot vorgelegt.

Mehr dazu in den Nachrichten mit Thorsten Schröder.

Das Angebot der Bahn sieht eine Corona-Prämie von 600 Euro vor,

was der Forderung der GDL entspricht.

Als Laufzeit bietet der Konzern 36 Monate an statt bisher 40.

Die GDL fordert 28 Monate.

Heute hatte der Streik der GDL im Güterverkehr begonnen,

in der Nacht folgt der Personenverkehr.

Wirtschaftsverbände warnten vor den Folgen eines fortgesetzten Streiks.

Anja Kohl.

Die Wirtschaft schlägt Alarm.

Ihre Lieferketten sind wegen der Material-Engpässe angespannt:

Es gibt Produktionsausfälle.

Die Chemie-Industrie warnt vor höheren Kosten.

Der Streik verzögere die Auslieferungen.

Auch die Stahl-, und Auto-Industrie leidet,

weil sie Güter benötigt, deren Transport keinen Aufschub dulden.

Lange Ausfälle könnten die Erholung der Wirtschaft ausbremsen.

Den schwer angeschlagenen Staatskonzern Bahn

treffen die Zugausfälle wirtschaftlich schwer.

Ihm bescherte die Corona-Krise einen Verlust von knapp 6 Mrd. Euro.

Das erste Halbjahr lief besser, doch immer noch verlustreich.

Flutschäden in Höhe von einer Milliarde werden dazu belasten.

Die Bahn hat 30 Mrd. Euro Schulden.

Der Bund verabreichte eine 5-Mrd.-Euro-Finanzspritze.

Steuerzahlergeld,

was der Bundesrechnungshof massiv kritisierte.

Eine schnelle Einigung mit der GDL wäre wünschenswert.

Arbeitgeber müssen ihre Beschäftigten

über die Risiken einer Covid-19-Erkrankung informieren.

Das sieht die heute verabschiedete Arbeitsschutzverordnung vor.

Arbeitgeber müssen über Möglichkeiten einer Impfung informieren

und die Betriebsärzte bei Impfangeboten unterstützen.

Wer sich impfen lässt, hat ein Recht, dafür freigestellt zu werden.

Die neue Verordnung tritt am 10.9. in Kraft.

Die Regeln wie Hygienepläne und Testangebotspflicht gelten weiter.

Die Zahl der wetter- oder klimabedingten Katastrophen

ist seit 1970 deutlich gestiegen.

Das geht aus einem Bericht der Welt-Wetter-Organisation hervor.

Zwischen 2010 und 2019 gab es viermal mehr solcher Katastrophen

als in den 70ern, etwa Waldbrände, Dürren oder Überschwemmungen.

Durch den Klimawandel würden wetterbedingte Katastrophen

häufiger auftreten, so die WMO.

Mehr als 4100 Feuerwehrleute kämpfen gegen die Waldbrände

in der kalifornischen Urlaubsregion Lake Tahoe.

Hunderte Häuser wurden bereits zerstört,

mehr als 22.000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht.

Die Flammen waren zuletzt von heftigen Winden angetrieben worden,

zudem leidet die Region unter Trockenheit.

In Kalifornien sind mehr als 15.000 Feuerwehrleute

bei Dutzenden von Waldbränden im Einsatz.

Oft sind es Zehntelsekunden,

Millimeter oder nur wenige Bewertungspunkte,

die über Triumph oder Scheitern entscheiden.

Manchmal dagegen deklassieren Athleten die Konkurrenz bei weitem.

Und so ist das auch diesmal bei den Paralympics in Tokio.

Das erlebte das deutsche Team auf besonders denkwürdige Weise.

In einem Fall war's nur eine unglückliche Berührung,

die den Unterschied machte.

Im anderen ein gewaltiger Satz.

Torsten Winkler.

Alles andere als Gold für Weltrekordler Markus Rehm

wäre eine Überraschung.

Sein Ziel, weiter als der Olympiasieger der Nichtbehinderten

zu springen, verfehlte der Goldgarant.

Mit 8,18 Meter lag der 33-Jährige

satte 79 Zentimeter vor dem Zweitplatzierten.

Die Freude über sein viertes Gold - verdient.

Das war das große Ziel, das hab ich geschafft.

Ich fahre mit einem breiten Grinsen.

Gold auch für Taliso Engel (19).

Der sehbehinderte Nürnberger war über 100 m Brust der Schnellste.

Mit neuem Weltrekord.

Den alten hatte Engel gerade erst aufgestellt -

entsprechend hoch die Erwartungen vor dem Finale.

Da war viel mehr Druck da.

Da musste ich gegenhalten.

Es hat gut geklappt.

Es gab auch einen tragischen Moment.

Im Kugelstoßen gelang dem Cottbuser Schulze

eine Weite von fast 16 Metern.

Das hätte zur Medaille gereicht.

Die Kampfrichter erklärten den Versuch für ungültig,

weil die Lasche des Schuhs den Balken berührte.

Bitter.

Wenn man sieht, wie viele mich unterstützen,

und ich bin so dumm und kleb das nicht zu ...

Mit einem Stück Klebeband wäre es eine Medaille geworden.

So blieb nur Platz fünf.

Die Touristen aus den USA sind noch nicht wieder

so zahlreich da wie vor der Pandemie.

Was damit zu tun haben mag:

Große Kreuzfahrtschiffe dürfen nicht mehr Venedig direkt ansteuern.

Aber die FILME aus den USA,

die sind seit heute so zahlreich und präsent wie lange nicht mehr.

Hollywood gibt sich die Ehre in der Lagunenstadt.

Deutlich präsenter mit deutlich mehr Stars als in Cannes.

Den heutigen Auftakt der 78. Ausgabe des Filmfestivals

machte ein Europäer:

Pedro Almodovar zeigte sein neues Drama "Madres paralelas".

Mit Penelope Cruz in einer Hauptrolle.

Anja Miller.

Warten auf die Ankunft der Stars, die natürlich mit dem Wassertaxi kommen.

Kirsten Dunst wird in einem Western zu sehen sein.

"The Power of the Dog".

Isabelle Huppert lässt sich mit dem Auto bringen.

Glamour und ein hohes Star-Aufgebot.

Die großen Namen - endlich zurück in Venedig.

Roberto Benigni wird für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Regisseur Pedro Almodovar und Penelope Cruz:

Die Spanierin ist seine Muse.

Sie erlangte mit ihm Weltruhm.

Am Abend dann die feierliche Eröffnung

der 78. Filmfestspiele von Venedig.

Der große Augenblick für den Jury-Präsident.

Corona und Covid sind bald vorbei.

Das Kino bleibt immer bei uns.

Weltpremiere: der Film von Pedro Almodovar.

Cruz spielt die Hauptrolle.

Die Frauen entbinden zur gleichen Zeit.

Sie teilen ihr Zimmer und ihr Schicksal.

Unverheiratet, ungewollt schwanger.

Für die eine beginnt das große Glück, für die andere die Lebenskrise.

Eine Verwicklung nach der anderen.

Traditionelle Beziehungen und Geschlechterdefinitionen

lösen sich auf.

Am Ende ist scheinbar alles zerstört, findet sich aber neu zusammen.

Ich kenne viele Mütterfiguren aus meinem eigenen Leben.

In der klassischen Mutterrolle.

Mich interessieren die nicht perfekten.

Ich habe das Drehbuch in einer Nacht gelesen.

Sehr schön, eine große Ehre für mich.

Nicht nur die Mutterrolle interessiert Pedro Almodovar.

Auch die Gräueltaten der Faschisten.

Darin liegt die eigentliche Provokation.

Almodovar hat immer gegen moralische Vorstellungen rebelliert.

Diesmal provoziert er die Politik.

Das hat er vorher noch nie gemacht.

Der erste Löwe wurde schon vergeben: Roberto Benigni.

Venedig feiert das große Kino und seine Stars.

Heute ist meteorologischer Herbstbeginn,

aber es fühlte sich eher wie ein später Sommertag an.

Claudia, bleibt das so?

Ich hab.

Ja.

Das wird noch besser.

In Venedig war bestes Sommerwetter.

Das gab es bei uns nur im äußersten Südwesten.

Ein paar tiefhängende Wolken kamen bis ins Emsland.

Das lockerte sich erst langsam auf.

Ein Tief über Spanien.

Recht unterschiedliche Temperaturen.

Die nächsten Tage werden wärmer.

Nächste Woche gibt es wieder mehrere Sommertage.

In der Nacht gibt es dichtere Wolkenfelder.

Über der Mitte kann sich Nebel bilden.

Der wird morgen Vormittag verschwinden.

Im Laufe des Tages nach Norden Quellwolken.

Dafür eine kalte Nacht.

Das waren die tagesthemen.

Hier geht es weiter mit Sandra Maischberger.

Bei ihr zu Gast ist auch

der ehemalige US-Sicherheitsberater von Präsident Trump, John Bolton.

Das nachtmagazin informiert Sie um 0.05 Uhr.

Wir machen das dann morgen Abend wieder.

Tschüss, bleiben Sie zuversichtlich.

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