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YouTube | GERMANIA, MefYou über das Lehrer-Dasein, Kriminalität und seine zweite Chance

MefYou über das Lehrer-Dasein, Kriminalität und seine zweite Chance

.

Ich bin in jedem Fall kein Vorbild im Sinne von:

Geht genau den Weg, den ich gegangen bin.

Ich sage z.B. nicht: werdet kleinkriminell, macht Sozialstunden.

Und werdet Lehrer.

Aber ich habe gelernt,

an meine Stärken und an die Anderer zu glauben.

Daran darf man sich gerne ein Beispiel nehmen.

*Intro*

Ich bin MefYou und komme aus Hamburg-Jenfeld.

Ich arbeite als Model, YouTubeer, Influencer, Musiker

und habe auch als Lehrer gearbeitet.

Meine Mutter kommt ursprünglich aus Ghana

und mein Vater kommt aus Deutschland.

Ich bin in Hamburg-Jenfeld aufgewachsen,

ist ein sozialer Brennpunkt, viele verschiedenen Nationen,

viele Plattenbauten, wenig Geld und auch sehr viel Perspektivlosigkeit.

Wobei, ich habe es als Kind nicht als sozialen Brennpunkt empfunden,

es war für mich der Mittelpunkt der Welt, sage ich mal.

Ich wollte immer Fußballprofi werden.

Ich habe auch sehr hoch gespielt, hatte einen Semi-Profi-Vertrag.

Leider habe ich es ein bisschen versaut.

Ich und mein Kumpel, wir haben uns geschlagen,

gegen die Gegenspieler auf dem Fußballfeld,

in einem sehr wichtigen Fußballspiel.

Wir wurden auch suspendiert.

Die Möglichkeit war da, die Chancen waren da,

bloß das Mindset war nicht da.

Danach wusste ich nie genau, was ich machen wollte.

Ich würde schon sagen,

dass es eine Chancengleichheit in Deutschland gibt,

aber es ist an bestimmten Orten in Deutschland viel schwerer,

diese Chancen zu nutzen.

Wenn du als Jugendlicher im sozialen Brennpunkt kein genaues Ziel hast,

also nicht genau weißt, was du machen möchtest,

dann wirst du von überall eingesammelt.

Als es mit Fußball nicht so gut geklappt hat,

kann man halt auf eine andere Bahn, auf die kriminelle Schiene.

Da ging es dann halt ums Geld, wir haben Einbrüche gemacht.

Wir haben ein bisschen Dope vercheckt.

Wir haben Navis aus dem Auto geklaut.

Wir haben Autos geklaut.

Man hatte dann auch schon einige Sozialstunden

und war dann auch schon mal in der Zelle,

oder so etwas.

Ich habe auch zu Hause zum Beispiel die Einkäufe bezahlt

oder Sonstiges.

Das Geld, dass ich damit verdient habe,

habe ich auch zu Hause wiedergegeben.

Meine Mutter wusste davon natürlich nichts.

Irgendwann hat sie einen etwas größeren Beutel Gras

bei mir zu Hause gefunden.

Das war der Moment, da habe ich gesehen, dass meine Mutter weint.

Dass ich eigentlich nur Stress nach Hause gebracht habe,

durch eine Sache, bei der ich eigentlich nur helfen sollte.

Dann bin ich auch von zu Hause rausgeflogen.

Ich habe ein Jahr in einem Heim gewohnt.

Das war ein wichtiger Knackpunkt in meinem Leben.

Das war der Knackpunkt, wo mir bewusst geworden ist,

okay, jetzt muss ich die Schule machen.

Jetzt muss ich meiner Mom auch irgendwie zeigen,

dass ich nicht verloren bin, dass ich es noch schaffe,

was ordentliches aus mir zu machen.

Es war immer so, der macht seine Hauptschule oder wenn der Glück hat,

sich ein bisschen zusammenreißt, dann macht er halt seinen Real.

Aber in diesem Moment haben Sie mir eine zweite Chance gegeben

und ich habe sie auf jeden Fall genutzt.

Ich konnte mein Abitur machen

und muss auch meinen Lehrern dafür danken,

dass sie so an mir festgehalten haben, auf jeden Fall.

Es ist irgendwie schon verrückt,

aber durch meine Sozialstunden bin ich in den sozialen Bereich gekommen.

Da habe ich in vielen Jugendeinrichtungen gearbeitet.

Da habe ich schnell gemerkt,

irgendwie liegt mir die Arbeit mit Kindern.

Ich muss in einem Beruf arbeiten, wo ich spreche.

Das war der erste Moment, wo ich dachte, okay,

wieso werde ich eigentlich nicht Lehrer?

Letztendlich habe ich 2,5 Jahre auf Lehramt studiert

und zwei Jahre als Aushilfslehrer gearbeitet.

Wenn ich zurückdenke, war es mir immer wichtig irgendwie,

dass ich mehr wie ein Motivator agiere

und nicht als typischer Lehrer.

Die haben mich dann auch immer Möller-Bruder genannt.

Die Lehrer waren einfach nicht cool für uns.

Die Lehrer waren nicht Leute, wo wir dachten, okay,

so möchte ich mal sein.

Aber wenn da jemand sitzt, der aus der gleichen Gegend kommt

oder gleiche Erfahrungen hat, oder ein ähnliches Leben gelebt hat,

nimmt man das schon ernster.

Die haben sich auch mehr Mühe gegeben.

Wenn ich die Schüler heute treffe, dann sagen die immer,

es war die beste Zeit.

Viele haben sich mich als Lehrer zurückgewünscht.

Ich habe Videos im Internet gedreht,

da haben wir den Schulalltag parodiert.

Mit mir als Lehrer, die bei den Kollegen und bei den Eltern

vielleicht nicht so gut ankamen.

Dann war es für mich so eine Entscheidung, okay,

entweder mache ich jetzt dieses Internet-Ding

oder ich gehe in die Schule und unterrichtet dort.

Zu diesem Zeitpunkt war es das Internet-Ding.

Mir war es immer wichtig, dass mich die Kids nicht als Vorbild sehen,

weil ich war kein Vorbild, aber ich habe den schon immer versucht,

gute Werte zu vermitteln und denen zu zeigen,

dass es wichtigere Dinge gibt, als sich zu streiten, zu klauen

oder irgendeinen Mist zu bauen.

Denn heute weiß ich, dass Anerkennung nicht durch schnelles Geld kommt.

Sondern dadurch, sich selbst zu verwirklichen.

Wenn man anfängt, an sich selbst zu glauben, fangen andere auch an,

an einen zu glauben.

Untertitel: ARD Text im Auftrag von Funk 2019


MefYou über das Lehrer-Dasein, Kriminalität und seine zweite Chance MefYou about being a teacher, crime and his second chance MefYou: l'insegnante, il crimine e la sua seconda opportunità MefYou sobre ser professor, o crime e a sua segunda oportunidade

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Ich bin in jedem Fall kein Vorbild im Sinne von:

Geht genau den Weg, den ich gegangen bin.

Ich sage z.B. nicht: werdet kleinkriminell, macht Sozialstunden.

Und werdet Lehrer.

Aber ich habe gelernt,

an meine Stärken und an die Anderer zu glauben.

Daran darf man sich gerne ein Beispiel nehmen.

*Intro*

Ich bin MefYou und komme aus Hamburg-Jenfeld.

Ich arbeite als Model, YouTubeer, Influencer, Musiker

und habe auch als Lehrer gearbeitet.

Meine Mutter kommt ursprünglich aus Ghana

und mein Vater kommt aus Deutschland.

Ich bin in Hamburg-Jenfeld aufgewachsen,

ist ein sozialer Brennpunkt, viele verschiedenen Nationen,

viele Plattenbauten, wenig Geld und auch sehr viel Perspektivlosigkeit.

Wobei, ich habe es als Kind nicht als sozialen Brennpunkt empfunden,

es war für mich der Mittelpunkt der Welt, sage ich mal.

Ich wollte immer Fußballprofi werden.

Ich habe auch sehr hoch gespielt, hatte einen Semi-Profi-Vertrag.

Leider habe ich es ein bisschen versaut.

Ich und mein Kumpel, wir haben uns geschlagen,

gegen die Gegenspieler auf dem Fußballfeld,

in einem sehr wichtigen Fußballspiel.

Wir wurden auch suspendiert.

Die Möglichkeit war da, die Chancen waren da,

bloß das Mindset war nicht da.

Danach wusste ich nie genau, was ich machen wollte.

Ich würde schon sagen,

dass es eine Chancengleichheit in Deutschland gibt,

aber es ist an bestimmten Orten in Deutschland viel schwerer,

diese Chancen zu nutzen.

Wenn du als Jugendlicher im sozialen Brennpunkt kein genaues Ziel hast,

also nicht genau weißt, was du machen möchtest,

dann wirst du von überall eingesammelt.

Als es mit Fußball nicht so gut geklappt hat,

kann man halt auf eine andere Bahn, auf die kriminelle Schiene.

Da ging es dann halt ums Geld, wir haben Einbrüche gemacht.

Wir haben ein bisschen Dope vercheckt.

Wir haben Navis aus dem Auto geklaut.

Wir haben Autos geklaut.

Man hatte dann auch schon einige Sozialstunden

und war dann auch schon mal in der Zelle,

oder so etwas.

Ich habe auch zu Hause zum Beispiel die Einkäufe bezahlt

oder Sonstiges.

Das Geld, dass ich damit verdient habe,

habe ich auch zu Hause wiedergegeben.

Meine Mutter wusste davon natürlich nichts.

Irgendwann hat sie einen etwas größeren Beutel Gras

bei mir zu Hause gefunden.

Das war der Moment, da habe ich gesehen, dass meine Mutter weint.

Dass ich eigentlich nur Stress nach Hause gebracht habe,

durch eine Sache, bei der ich eigentlich nur helfen sollte.

Dann bin ich auch von zu Hause rausgeflogen.

Ich habe ein Jahr in einem Heim gewohnt.

Das war ein wichtiger Knackpunkt in meinem Leben.

Das war der Knackpunkt, wo mir bewusst geworden ist,

okay, jetzt muss ich die Schule machen.

Jetzt muss ich meiner Mom auch irgendwie zeigen,

dass ich nicht verloren bin, dass ich es noch schaffe,

was ordentliches aus mir zu machen.

Es war immer so, der macht seine Hauptschule oder wenn der Glück hat,

sich ein bisschen zusammenreißt, dann macht er halt seinen Real.

Aber in diesem Moment haben Sie mir eine zweite Chance gegeben

und ich habe sie auf jeden Fall genutzt.

Ich konnte mein Abitur machen

und muss auch meinen Lehrern dafür danken,

dass sie so an mir festgehalten haben, auf jeden Fall.

Es ist irgendwie schon verrückt,

aber durch meine Sozialstunden bin ich in den sozialen Bereich gekommen.

Da habe ich in vielen Jugendeinrichtungen gearbeitet.

Da habe ich schnell gemerkt,

irgendwie liegt mir die Arbeit mit Kindern.

Ich muss in einem Beruf arbeiten, wo ich spreche.

Das war der erste Moment, wo ich dachte, okay,

wieso werde ich eigentlich nicht Lehrer?

Letztendlich habe ich 2,5 Jahre auf Lehramt studiert

und zwei Jahre als Aushilfslehrer gearbeitet.

Wenn ich zurückdenke, war es mir immer wichtig irgendwie,

dass ich mehr wie ein Motivator agiere

und nicht als typischer Lehrer.

Die haben mich dann auch immer Möller-Bruder genannt.

Die Lehrer waren einfach nicht cool für uns.

Die Lehrer waren nicht Leute, wo wir dachten, okay,

so möchte ich mal sein.

Aber wenn da jemand sitzt, der aus der gleichen Gegend kommt

oder gleiche Erfahrungen hat, oder ein ähnliches Leben gelebt hat,

nimmt man das schon ernster.

Die haben sich auch mehr Mühe gegeben.

Wenn ich die Schüler heute treffe, dann sagen die immer,

es war die beste Zeit.

Viele haben sich mich als Lehrer zurückgewünscht.

Ich habe Videos im Internet gedreht,

da haben wir den Schulalltag parodiert.

Mit mir als Lehrer, die bei den Kollegen und bei den Eltern

vielleicht nicht so gut ankamen.

Dann war es für mich so eine Entscheidung, okay,

entweder mache ich jetzt dieses Internet-Ding

oder ich gehe in die Schule und unterrichtet dort.

Zu diesem Zeitpunkt war es das Internet-Ding.

Mir war es immer wichtig, dass mich die Kids nicht als Vorbild sehen,

weil ich war kein Vorbild, aber ich habe den schon immer versucht,

gute Werte zu vermitteln und denen zu zeigen,

dass es wichtigere Dinge gibt, als sich zu streiten, zu klauen

oder irgendeinen Mist zu bauen.

Denn heute weiß ich, dass Anerkennung nicht durch schnelles Geld kommt.

Sondern dadurch, sich selbst zu verwirklichen.

Wenn man anfängt, an sich selbst zu glauben, fangen andere auch an,

an einen zu glauben.

Untertitel: ARD Text im Auftrag von Funk 2019