heute journal vom 23.01.2022 - Vorbereitung auf Omikron - Personalausfälle in Kliniken; Bürokratie des Grauens - Wannsee
Diese Untertitel sind live produziert.
Und jetzt das "heute journal" mit Heinz Wolf und Marietta Slomka.
Guten Abend, Omikron rauscht weiter durchs Land,
morgen wird sich wieder
eine Ministerpräsidentenkonferenz damit befassen.
Nach allem, was man bisher hört,
sind keine neuen Maßnahmen geplant,
aber vorerst soll es auch noch keine Lockerungen geben.
Dem Robert-Koch Institut wurden 85.440 Neu-Infektionen gemeldet.
Außerdem kamen innerhalb eines Tages 54 Todesfälle dazu.
Allerdings wissen wir ja, dass die Sonntagszahlen
wegen des Meldeverzugs am Wochenende
in der Regel zu niedrig angegeben sind.
Die Sieben-Tage-Inzidenz hat zum ersten Mal
den Wert von 800 überschritten 806,8 und zeigt damit steil nach oben.
Der Expertenrat der Bundesregierung
warnt vor Belastungen der Krankenhäuser.
Das betrifft auch die Normalstationen,
auf die Patienten aus anderen Gründen eingeliefert werden.
Patricia Schäfer berichtet.
Routinefall in einer Notaufnahme in Regensburg.
Ein Patient mit Verdacht auf eine Corona-Infektion
wird eingeliefert, sofort getestet und es bestätigt sich,
es ist Omikron.
Die neue Welle ist im Anrollen.
Das heißt auch viele Mitarbeiter werden sich krank melden.
Darauf bereitet sich auch das Uniklinikum Regensburg vor.
Wir haben Studenten, z.B., zusätzlich akquirieren können.
Wir haben Menschen, Mitarbeiter, die in Teilzeit gearbeitet haben,
Die haben ihr Pensum erhöht.
Wir haben Teams zusammengestellt,
die fest in den Schichten gearbeitet haben.
Ich darf alle wieder sehr herzlich Grüßen.
Doktor Zimmermann leitet nicht nur die Notaufnahme,
sondern koordiniert auch die Abstimmung mit den anderen Kliniken
und niedergelassenen Ärzten der Region.
Wir sehen nach wie vor steigenden Inzidenzen.
Des spiegelt sich nicht in der Krankenhausbelegung.
Die wöchentliche Videokonferenz der Ärzte und Kliniken,
ein wichtiges Mittel, um Patientenströme zu leiten.
Falls ein Krankenhaus vollläuft, wissen alle sofort,
wo noch Platz ist.
Zum ersten Mal wird berichtet, auch auf den Normalstationen
kommt die neue Welle an.
Da machen wir uns ein bisschen Sorgen,
was auf uns zukommt.
Aber aktuell ist es auch bei uns ruhig.
Seit fünf Tagen sind alle positiv getesteten in Regensburg
mit der Omikron-Variante infiziert.
Doch noch müssen nur wenige Patienten
stationär behandelt werden.
Ein bisschen die Ruhe vor dem Sturm.
Wir erwarten, dass die Krankenhaus-Patienten zunehmen.
Aber ich mache mir mehr Sorgen um das Personal als um die Patienten.
Warum?
Wenn wir dort zunehmende Ausfallraten haben,
dann kann die Versorgung im Krankenhaus
schon an die Grenzen kommen.
Auch Deutschlands zweitgrößtes Klinikum,
dass der Ludwig-Maximilians- Universität in München,
bekommt in den letzten Tagen Personalprobleme wegen Omikron.
Wir hatten noch nie so viele Ausfälle.
Also, in den letzten zwei Wochen haben sich die Zahlen verdreifacht
bei Ausfällen beim Personal.
Um auch mit wenig Personal möglichst viele Patienten versorgen zu können,
hat man hier ein Mittel gefunden, das so schlicht wie effizient ist.
Provisorische Wende im Flur unterteilen zwei Normalstationen.
Wir haben Normalstation so umgebaut, dass es möglich ist,
flexibel in einen Covidbereich zu verwandeln.
Wir können das Hin- und Herschieben.
Je nachdem, wieviel kommen, können wir Bereiche umwidmen,
in einem Covidbereich oder in einem Nicht-Covidbereich.
Viele Strategien mit einem Ziel,
immer alle Patienten versorgen zu können.
Die Regensburger Hubschrauberstaffel z.B. fliegt mit festen Teams,
damit im schlimmsten Fall nur wenige Kräfte ausfallen.
Auch wenn Omikron wirklich zuschlagen sollte.
Ich bin guter Dinge, dass wir das hinbekommen.
Wir sind vorbereitet und haben einen Plan,
wo unsere Patienten hinkommen und mal sehen,
Vielleicht bleibt die große Welle im Krankenhaus auch aus.
Ob die Omikron-Wellen die Kliniken trifft oder nur vorbei schwappt,
das werden wir in zwei bis drei Wochen wissen.
Für den 20.Januar 1942 hatte Gestapo-Chef Reinhard Heydrich
in die Villa am Großen Wannsee eingeladen.
Zu einer "Besprechung mit anschließendem Frühstück".
Was besprochen wurde, hat ein Protokoll festgehalten,
das nach dem Krieg in den Aktendepots des Auswärtigen Amtes gefunden wurde.
Protokolliert hatte Adolf Eichmann,
dem in den 60er Jahren in Jerusalem der Prozess gemacht wurde,
bei dem der SS-Mann weitere historische Details beisteuerte,
bis hin zum Cognac, den man am Kamin zu sich nahm.
Als Prozessbeobachterin prägte Hannah Arend dafür den Begriff
von der "Banalität des Bösen".
Der Spielfilm "Die Wanseekonferenz",
den das ZDF morgen Abend ausstrahlt, lenkt darauf das Hauptaugenmerk:
Dass auf dieser Veranstaltung der Zivilisationsbruch daherkam
wie eine x-beliebige Vorstandskonferenz:
15 Männer, gefall- und karrieresüchtig,
um Zuständigkeiten rangelnd, nach oben buckelnd, zur Seite tretend.
Und die ihre unfassbare Barbarbarei mit Bürokraten-Deutsch ummäntelten.
Dazu gleich noch ein Gespräch.
Zunächst zeigt Claudio Armbruster Auszüge des Films.
Es ist eine Besprechung mit Frühstück.
Wie in einer Firma wie heute.
Die Teilnehmer diskutieren, wie sie eine Aufgabe
effizient, schnell und kostengünstig bearbeiten können.
Es geht um elf Millionen - Morde.
Judenfrage kann nur gelöst betrachtet werden,
nach der vollständigen biologischen Ausmerzung
des gesamten Judentums bis zum Ural.
Das ist die Zielvorgabe, die Aufgabe,
die das Schicksal uns gestellt hat.
Das war mal Gegenwart, das war mal ein Heute.
Und das vor Augen zu führen, hat mich dann auch bewogen,
diesen Film zu drehen, weil diese Leute, die da sitzen.
Das sind sehr intelligente Menschen gewesen.
Intelligente Menschen,
die nach intelligenten Methoden suchen, Tötungsmethoden.
Meine Sorge gilt allein unseren Männern
und der seelischen Belastung, die die Endlösung für sie darstellt.
Das Töten soll menschenfreundlich ablaufen,
menschenfreundlich für die Täter.
Jegliche Nähe und Mitleid erregenden Reize fallen weg,
dass wir hier durch einen angenehm technischen,
effizienten und vollkommen anonym Vorgang erreichen,
der von unseren Männern auf eine sehr distanzierte Art und Weise
durchgeführt werden kann.
Das für mich Erschreckende
an dieser anderthalb- stündigen Unterredung
war die Selbstverständlichkeit des Vorgangs.
Man musste ein Problem lösen und man wusste nicht, wie.
Und es ging natürlich auch um Macht.
Es ist wie beim Kameradschaftsabend, am Ende geht es immer darum,
wer den Hut aufhat, nur ohne Bier.
Schade eigentlich.
Der Film zeigt nicht die Gräueltaten, nicht die Morde.
Er bleibt bei der Konferenz,
hundert Minuten Völkermord- Planung im Beamtendeutsch.
Der Vorgang selber, korrekt durchgeführt,
ist nach zehn bis 15 Minuten erledigt.
Anschließend erfolgt die Belüftung der Räume
sowie Abtransport und Entsorgung.
Vom Zug gleich ins Gas.
Es ist also keine Unterbringung erforderlich?
Das ist sehr effizient.
Dieser Film wird wahrscheinlich aufregend
und das soll er auch.
Und ich finde, es ist richtig,
dass man über diesen Film redet.
Sonst hätten wir einen Fehler gemacht,
sonst hätte ich einen Fehler gemacht.
Dieser Film ist ein eiskaltes Meisterwerk,
eben weil er ausschließlich die grausame Banalität
dieser Konferenz zeigt.
Wenn uns das wirklich die Blutbäder der Erschießungen erspart
und unsere Männer dadurch geschont werden,
dann ist mir das eine große Erleichterung,
zu wissen, dass wir alles getan haben, was Menschen möglich ist.
Eine Besprechung mit Frühstück, in einer Firma wie heute.
Das wars.
Die Wannsee-Konferenz,
darüber wollen wir mit einem der bekanntesten und gewichtigsten
deutschen Politikwissenschaftler sprechen, mit Herfried Münkler
von der Berliner Humboldt-Universität.
Guten Abend, Herr Professor Münkler. Guten Abend, Frau Slomka.
Diese, ja, Bürokratie der Barbarei -
das, was Hannah Arendt "die Banalität des Bösen" nannte, ist es das,
was dieses Protokoll zur Wannsee-Konferenz
für die Nachwelt festgehalten hat, in in ihrer Einschätzung und Einordnung?
Ja, dieses Protokoll, von dem ja nur ein Exemplar auf uns gekommen ist
und im Archiv des Auswärtigen Amtes überlebt hat, ist eine Form,
in der die Organisation des Völkermordes besprochen wird,
in der die verschiedenen Institutionen und Stellen
des Deutschen Reiches miteinander koordiniert werden
und in dem gewissermaßen in einer brutal distanzierten Sachlichkeit
über menschliche Schicksale gesprochen wird.
Das muss man immer im Hinterkopf behalten -
auch im Hinblick auf diesen Film.
Es unterhalten sich hier Leute,
als würden sie einen komplexen Prozess organisieren.
Aber was das Ergebnis dessen ist, ist ein gigantischer Völkermord.
Wobei man da dazu sagen muss,
dass der nicht erst mit dieser Konferenz begann.
Den gab es ja schon längst also,
wenn man an die Massenerschießungen von 33.000 Juden und Jüdinnen
bei bei Kiew z.B. denkt,
also der Holocaust als solcher hatte ja durchaus schon begonnen.
Der Holocaust beginnt im Prinzip mit dem Überfall auf Polen.
Da sind also dann die ersten Massenerschießungen
und setzt sich dann intensiver fort.
Nach dem Angriff, dem Überfall auf die Sowjetunion.
Aber das wird ja auch in diesem Film angesprochen,
das ist sozusagen noch nicht industrialisiert,
noch nicht in großem Stile organisiert
und man denkt darüber nach, wie man das Ganze effektivieren kann.
Und dabei tut sich dann v.a. Dingen Eichmann hervor,
der als dann auch später in der Geschichte
bekannt gewordene Organisator des Völkermordes.
Dieser Film und überhaupt, die Wannsee-Konferenz als solche,
mit den historischen Dokumenten und den Ausführungen von Eichmann,
die konzentriert sich auf die Täter und blickt quasi
und blickt in die in die Abgründe dieser Barbarei.
Aber das sollte ja auch nicht den Blick verstellen
auf die Gesellschaft, die dahinter stand, auf die Mittäter,
die ausführten und auch gerne ausführten.
Ja gut, die bleibt im Film selber außen vor.
Die wird dann teilweise in der Dokumentation thematisiert.
Das ist auch, denke ich wichtig.
Diejenigen, die man im Film vor Augen hat,
sind die eigentlichen Organisatoren, ein paar Bedenkenträger darunter,
aber die Bedenken gelten hier eigentlich nicht dem Völkermord
und seinen Folgen, sondern eher welche Spuren des möglicherweise
an der psychischen Verfassung,
der Erschießungskommandos und Ähnlichem er hinterlässt.
Also man möchte fast sagen,
dass ist in seiner Brutalität kaum steigerbar.
Und Hannah Arendts Äußerung im Eichmann-Prozess in Jerusalem
sei sie der Banalität des Bösen begegnet -
ist natürlich auch immer eine heikle Formulierung -
das ist auch damals so diskutiert worden.
Weil auf der einen Seite die Banalität hervortritt,
aber auf der anderen Seite man gewissermaßen die Spur des Mordes,
des Elends und der Brutalität immer mitdenken muss.
Also es wurde damals auch darüber diskutiert, dass Banalität,
vielleicht auch eher amerikanisch - Hannah Arendt lebte in den USA -
zu verstehen sei als etwas allgemein Gültiges.
Aber was man auf jeden Fall
in dem Protokoll dieser Wannsee-Konferenz
und auch bei der Verfilmung merkt - das Böse, das Unmenschliche,
das Barbarische, das kommt nicht polternd in Springerstiefeln
und mit ordinären Tonfall daher,
sondern das sind promovierte Juristen, Beamte,
die da am Tisch sitzen.
Da werden Häppchen gereicht, da wird der Cognac am Kamin eingenommen,
da ist der Scheitel gerade gezogen und die Krawatte sitzt.
Richtig - sozusagen aus dem Blick bleiben die Sadisten
und die brutalen Figuren,
die mit der unmittelbaren Gewalt befasst sind.
Ja man überlegt im Kontext der Wannsee-Konferenz geradezu,
wie man möglichst das effektiviert, möglichst wenig seelische Folgen
bei den unmittelbaren Täter hinterlässt.
Und wenn man das mit einem gewissen Abstand dann noch einmal
sich durch den Kopf gehen lässt,
dann wird vielleicht gerade in einem Film, der nur die Täter
und nicht die Opfer in den Blick fasst,
das Ungeheuerliche dieses Vorgangs noch sehr viel deutlicher sichtbar.
Aber dafür muss man darüber nachdenken
und das wird nicht im ersten Anschauen einem so deutlich.
Sagt Professor Münkler - ich danke Ihnen sehr für das Gespräch.
Vielen Dank Ihnen.
Das Gespräch haben wir vor einer Stunde geführt.
Den Film "Die Wannseekonferenz" können Sie hier morgen Abend sehen,
mit einer anschließenden ausführlichen Dokumentation.
Oder beides schon jetzt in der Mediathek abrufen.
Und jetzt macht erstmal Heinz Wolf mit den Nachrichten weiter.
Wenige Tage vor den ersten Beratungen im Bundestag
über eine Corona-Impfpflicht
nehmen die Pläne der Befürworter Konturen an.
Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Dirk Wiese,
der zusammen mit anderen Abgeordneten
der Ampel-Koalition Eckpunkte einer Impfpflicht
ab 18 Jahren vorbereitet,
nannte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa Einzelheiten:
Demnach sollte die Pflicht auf ein bis zwei Jahre befristet sein
und für nicht mehr als drei Impfungen gelten.
Aus Protest gegen die Corona-Auflagen
sind in Brüssel zehntausende Menschen auf die Straße gegangen.
Nach Schätzungen der Polizei versammelten sich
etwa 50.000 Demonstranten in der Brüssler Innenstadt.
Einige von ihnen warfen Gegenstände auf Polizisten
und beschädigten Gebäude.
Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein.
Mindestens 70 Personen wurden festgenommen.
In Oslo haben mehrtägige Gespräche
zwischen den militant- islamistischen Taliban
und westlichen Vertretern begonnen.
Hintergrund des Treffens ist die Menschenrechtslage
sowie die humanitäre Krise in Afghanistan.
Die Taliban sollten auch Vertreter der afghanischen Opposition,
Journalisten und Menschenrechtler treffen.
Es ist das erste Mal seit ihrer Machtergreifung,
dass die Taliban mit einer Delegation
in ein westliches Land reisen.
Nach dem Angriff der Terrormiliz IS
auf ein Gefängnis im Nordosten Syriens
dauern die Gefechte weiter an.
Inzwischen wurden mehr als 130 Menschen getötet,
darunter auch Zivilisten.
IS-Kämpfer hatten am Donnerstag den Angriff begonnen,
um inhaftierte Anhänger zu befreien.
Von Kurden angeführte Truppen
versuchen mit Unterstützung der US-Luftwaffe,
das Gefängnis wieder vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen.
Der Ukraine-Konflikt, die Spannungen mit Russland, ziehen weitere Kreise.
Nicht nur im Baltikum schaut man mit Sorge
auf den Truppenaufmarsch der Russen.
Auch in Schweden wird darauf reagiert,
zumindest auf Seiten des schwedischen Militärs, das seine Präsenz
auf der größten schwedischen Ostseeinsel Gotland
sichtbar verstärkt.
Man wolle Russland
seine Verteidigungsbereitschaft demonstrieren,
erklärte der schwedische Verteidigungsminister.
Schweden ist, wie das benachbarte Finnland, nicht Mitglied der NATO.
Henner Hebestreit berichtet.
Stürmisch ist es in diesen Tagen auf Gotland,
dessen pittoreske Hauptstadt Visby schon oft als Kulisse diente -
Pippi Langstrumpf und deutsche Krimis wurden hier verfilmt,
jetzt ist Gotland Kulisse für ein anderes Schauspiel:
Seit Tagen inszeniert sich Schwedens Militär als bereit,
jeden Angreifer von der Insel fernzuhalten.
Wir haben eine Menge militärischer Aktivitäten in Europa,
deshalb ist die Situation ganz klar gespannt,
hier auf Gotland ist es heute aber recht ruhig.
So ruhig, wie eigentlich immer in den letzten 200 Jahren,
in denen Schweden in Frieden lebt –
aus ihren Strandbunkern haben Schwedens Verteidiger schon lange
keine Angreifer mehr beobachtet.
Trotzdem rüsten sie auf,
schicken großzügig eigenes Bildmaterial in die Welt,
wie sie weitere Soldaten und Ausrüstung nach Gotland bringen.
Die Insel könnte nach Meinung von Militärstrategen bedroht sein,
sollte Russland neben der Ukraine auch das Baltikum ins Visier nehmen.
Wenn man irgendetwas
gegen die baltischen Staaten unternehmen möchte,
gerät Gotland in den Fokus, denn Verstärkung für diese NATO-Staaten
käme dann über die Ostsee,
vielleicht auch über Schwedisches Gebiet.
Wenn man die Insel Gotland kontrolliert,
kann man diese Verstärkung verhindern.
Es ist das Szenario, eines dann nicht mehr kalten Krieges,
das sie mit ihrem Schaulaufen hier verhindern sollen.
Es sei ein Ritual, das immer dann aufgeführt werde,
wenn Russland für Schlagzeilen sorge,
unterstellen dagegen Kritiker
wie der Journalist und Buchhautor Mattias Göransson.
Das schwedische Militär und der Rüstungskomplex wollen immer zeigen,
dass sie noch gebraucht werden, der einzige Grund für Schweden
das Militär und Rüstungsindustrie zu brauchen,
ist der Nachweis einer Bedrohung.
Und woher soll die kommen, wenn nicht von Russland?
Damit bezieht er sich auf den Begriff "Rysskräck",
was seit mehr als 100 Jahren die schwedische Angst
vor Russen oder Russland meint
und womit immer wieder auch politisch gespielt wird.
Auf Gotland allerdings verfängt er nicht bei allen.
Ich kann mir nicht vorstellen,
dass die Russen kommen und sich Gotland holen, nee.
Ich weiß nicht, es macht mir Angst.
Das macht mir keine Angst, das kennen wir schon,
ich mache mir keine Sorgen.
Vielleicht ist es ja, ein Schauspiel wie das der Wellen:
Nach jedem Sturm schlagen die auch wieder friedlich an Gotlands Ufer.
Und dann schauen wir noch in den Süden Europas, nach Italien.
Das den Kontinent seit geraumer Zeit überrascht.
Mit positiven Wirtschaftsdaten, einem vielgelobten Pandemie-Management
und stabilen politischen Verhältnissen.
Dass der aktuelle Ministerpräsident Draghi damit viel zu tun hat,
erkennen selbst seine Konkurrenten an.
Insofern blickt nicht nur Italien
jetzt gespannt auf die Präsidentschaftswahlen,
die morgen beginnen.
Wird Draghi seinen Hut in den Ring werfen, um das Amt zu wechseln
und Nachfolger von Präsident Sergio Mattarella zu werden?
Und was kann das für die politische Stabilität Italiens bedeuten?
Andreas Postel berichtet aus Rom.
Der Quirinalspalast in Rom -
Sitz der Päpste bis zum Ende des Kirchenstaates
und seit 1946 Residenz
des Staatspräsidenten der Republik Italiens.
Eine Parallele gibt es dieser Tage, wie bei einem Konklave,
ist auch bei dieser Präsidentschaftswahl zu Beginn
noch vieles ungewiss.
Jeder in Rom weiß, dass die früh genannten,
oftmals nicht die gewählten sind.
Deshalb hält sich auch
der heimliche Favoriten Mario Draghi auffällig zurück.
Er will nicht verbrannt werden - zu viel steht auf dem Spiel.
Der wahrscheinlichste Kandidat ist Ministerpräsident Mario Draghi,
weil er einer Regierung der nationalen Einheit vorsteht
und daher die Mehrheit hat, die die Regierung unterstützt.
Er hat die Zahlen,
um zum Präsidenten der Republik gewählt zu werden.
Doch ein anderer preschte dieser Tage vor -
der 85-jährige Silvio Berlusconi wollte wohl in erster Linie
seinen Machtanspruch im Mitte-Rechts-Lager dokumentieren.
Fraglich, ob er die nötigen Stimmen zusammen hätte.
Seinen Rückzug nun, verbunden mit der Forderung,
Mario Draghi solle Ministerpräsident bleiben, sonst platze die Regierung.
Was folgt, ist ein Drahtseilakt.
Der parteilose Sergio Mattarella
war sieben Jahre Garant der Stabilität -
in einem Land, dass die politischen Turbulenzen
bis zur Selbstbeschädigung treiben kann.
Ich denke, die Voraussetzung dafür, dass Draghi Staatsoberhaupt wird,
ist, das dem Parlament bewusst wird, dass Italien eine Person braucht,
die für sieben Jahre seinen westlichen Verbündeten,
aber auch den Finanzmärkten Stabilität vermittelt.
Denn in Wirklichkeit hat die derzeitige Regierung Draghi
ihre Aufgabe erfüllt.
Diejenigen, die sagen, Draghi solle Regierungschef bleiben,
tun dies also nur,
weil sie ihn nicht als Präsidenten der Republik haben wollen.
Die Frage, ob Draghi Präsident wird, hängt nun maßgeblich davon ab,
wer ihm als Regierungschef oder -chefin folgen könnte.
In einem Jahr sind Parlamentswahlen
und da will sich jede Partei profilieren.
Der parteilose Draghi zog wohl zu viel Glanz auf sich.
Wenn Draghi Präsident wird, müsste die Regierung umgebildet werden,
damit die Parteien mehr Platz haben,
weil sie den zukünftigen Wahlkampf gemeinsam bewältigen müssen.
Doch sollte Draghi in einem Klima der Zerrissenheit
jetzt nicht zum Zuge kommen,
würde die Regierung meiner Meinung nach Stürzen.
Und an diesem Punkt würde ein sehr gefährlicher Moment beginnen,
den Italien und damit auch Europa noch nicht erlebt hat.
Die Aufbauten für diesen italienischen Wahlkrimi
sind vollem Gang.
Corona-bedingt wird es einen Wahlgang pro Tag geben.
Für die derzeit positiv getesteten Parlamentarier
wird sogar ein Drive-In errichtet.
Jede Stimme der 1009 Grande Editori wird gebraucht, um zu entscheiden,
wer für die kommenden sieben Jahre
in den Quirinalspalast in Rom einzieht.
Und jetzt nochmal Heinz mit weiteren Meldungen.
Der Schauspieler Hartmut Becker ist tot.
Er starb bereits gestern im Alter von 83 Jahren
nach schwerer Krankheit in Berlin, wie seine Agentur mitteilte.
Becker spielte in zahlreichen Filmen mit.
U.a. stand er für die ZDF-Serie Soko München oder das Traumschiff
vor der Kamera.
Auch auf der Theaterbühne war Becker zu sehen,
etwa am Residenztheater München.
Zum Sport und zunächst zur Handball-Europameisterschaft.
Da ist nach dem Spiel heute gegen Schweden für das deutsche Team
die Chance auf das Halbfinale weg -
denn am Ende war es eine weitere Niederlage.
Wie es dazu kam: Martin Schneider mit dem Spielbericht.
Mitte der zweiten Hälfte kommt die junge deutsche Mannschaft
gegen den Rekord-Europameister aus Schweden zum Ausgleich.
Die Hoffnung auf das Erreichen des Halbfinals ist da,
auch weil trotz aller Corona-Wirren
mit zwölf positiv Fällen die Moral stimmt.
Lukas Stutzke mit dem Anschlusstreffer zum 18:19.
Letztlich scheitern die Deutschen
aber an einer Vielzahl von "technischen Fehlern".
Das größte Minus im neu formierten Team des Bundestrainers.
Am Ende gewinnen die Schweden mit 25:21,
nicht immer so kunstvoll wie hier -
spielen am Dienstag gegen Norwegen ums Halbfinale.
Das Deutschland
durch die dritte Niederlage nacheinander verpasst hat.
In der Fußball-Bundesliga hat Spitzenreiter Bayern München
bei Hertha BSC Berlin deutlich mit 4:1 gewonnen
und seinen 6-Punkte-Vorsprung in der Tabelle verteidigt.
Zuvor hatte RB Leipzig den VfL Wolfsburg mit 2:0 besiegt
und damit die Krise der Niedersachsen verschärft.
Wolfsburg ist nun seit elf Pflichtspielen sieglos.
Karl Geiger und Markus Eisenbichler haben sich beim Heim-Weltcup
der Skispringer in Titisee-Neustadt in starker Olympia-Form gezeigt.
Geiger, der schon das Springen gestern gewann,
landete auch heute mit Sprüngen auf 131 und 143 Meter
auf Platz 1 ganz oben auf dem Podest.
Eisenbichler belegte, wie am Vortag, den dritten Platz.
Tennis-Olympiasieger Alexander Zverev ist bei den Australien Open
in Melbourne frühzeitig ausgeschieden.
Der 24-jährige Hamburger verlor im Achtelfinale
gegen den Kanadier Denis Shapovalov deutlich mit 3:6, 6:7 und 3:6.
Zverev galt beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres
als Mitfavorit auf den Titel.
Und zu guter Letzt unser Blick auf die nächste Woche.
Zwei Ereignisse haben wir ja in unserer Sendung
ja schon thematisiert:
die Präsidentschaftswahl in Italien und die nächste MPK zur Corona-Lage.
Damit beginnt Laura Barnick ihren Ausblick.
Montag wird erneut in der Ministerpräsidentenkonferenz
wie schon vor gut zwei Wochen über das weitere Vorgehen
in der Corona-Krise beraten.
Aufgrund der steigenden Zahlen sind unter anderem Neuregelungen
bei PCR-Tests geplant.
Ob es weitere Lockerungen oder im Gegenteil
Verschärfungen geben wird, entscheidet sich morgen.
Am Mittwoch wird im Deutschen Bundestag
über die Einführung einer Impfpflicht
gegen das Coronavirus debattiert.
Bundesgesundheitsminister Lauterbach will eine schnelle Umsetzung.
Sollte sich das Parlament für die Impfpflicht entscheiden,
könnte diese bereits ab April oder Mai gelten.
Wie hier im vergangenen Jahr wird der Bundestag am Donnerstag
an die Verbrechen des Holocaust zu erinnern.
In der Gedenkstunde wird die KZ-Überlebende
Inge Auerbacher für die Opfer des Nationalsozialismus sprechen.
Zudem wird Israels Parlamentspräsident Levy
eine Rede halten.
2021 trafen sich die Grünen zu ihrem Parteitag nur digital.
Ab Freitag wird das wieder so sein.
Dann sollen neben einem neuen Bundesvorstand
auch die Co- Vorsitzenden gewählt werden.
Ricarda Lang und Omid Nouripour
gelten als aussichtsreichste Kandidaten.
Und noch der Blick aufs Wetter zum Start in die neue Woche:
Morgen im Westen und Süden ein paar größere Auflockerungen.
Sonst meist stark bewölkt oder neblig-trüb.
Vor allem im Osten auch etwas Sprühregen.
Höchstwerte zwischen 3 und 9 Grad.
Die weiteren Aussichten:
bis Mittwoch ruhiges Wetter mit etwas Sonne, aber auch vielen Wolken,
Nebel und etwas Sprühregen.
Ab Donnerstag stürmisch und deutlich wechselhafter
bei 1 bis 7 Grad.
Das wars von uns, mit Inspektor Barnaby geht's gleich weiter.
Um 00:30 Uhr gibt es dann die nächste "heute express".
Und uns morgen wieder, dann aber erst um 22:45 Uhr.
Bis dahin, auf Wiedersehen.