Das Fliegende Spaghettimonster - Moderne Religionskritik
Fliegendes Spaghettimonster, dass Du bist im Himmel,
Geheiligt werden Deine Anhängsel, Deine Piraten kommen,
Deine Soße geschehe, Wie im Himmel so auch auf hoher See,
Unser täglich Pasta gib uns heute, Und vergib uns unsere Reiskugeln,
Wie auch wir vergeben unseren ... *hust*, Und führe uns nicht nach Kansas,
Sondern erlöse uns von den Kreationisten, Denn dein ist die Soße,
Und der Käse, Und die Fleischklößchen,
In Ewigkeit. RAmen!
So oder so ähnlich müsste es wohl aussehen, wenn ein Gläubiger des Pastafarianismus zum
Fliegenden Spaghetti Monster betet. Ja Fliegendes Spaghetti Monster. Wie man auf so eine bescheuerte
Idee kommt und was es genau damit auf sich hat, erfahrt ihr jetzt! Herzlich Willkommen bei Anthropos.
Die Religion des Fliegenden Spaghetti Monsters
ist natürlich keine alte traditionelle Glaubensrichtung, sondern wurde erst im Jahre 2005 gegründet.
Damals gab es in den USA eine heftige Diskussion in der man Kreationismus bzw. Intelligent
Design, also nichts anderes als die Schöpfungslehre, im naturwissenschaftlichen Unterricht parallel
zur Evolutionstheorie unterrichten wollte. Der Physiker Bobby Henderson, der unter den
Anhänger des Pastafarianismus inzwischen als Prophet gefeiert wird, kritisierte damals
in einem öffentlichen Brief diese Forderungen. Dazu argumentierte er, wenn die Lehren der
Kreationisten im Schulunterricht behandelt werden, dann sollte man auch seine Lehren
vom Fliegenden Spaghetti Monster lehren. Diese Satire diente besonders der Kritik und sollte
verdeutlichen, dass religiöse Inhalte unabhängig vom persönlichen Glauben, nichts im naturwissenschaftlichen
Unterricht zu suchen haben. Ganz unverhofft entstand aus dem einstigen
Brief eine ganze Religions- bzw. Weltanschauungsgemeinschaft. Die Religion des Fliegenden Spaghetti Monsters
ist also mehr eine Religionsparodie und moderne Religionskritik, als eine echte Glaubensrichtung.
Dennoch bzw. gerade deshalb wächst die Zahl der Anhänger rasant an. Inzwischen gibt es
über 10 Millionen Gläubige weltweit und in vielen Ländern gibt es kirchliche Strukturen,
Vereine, Gemeinden, die teilweise staatlich bereits als Religionsgemeinschaft anerkannt
sind bzw. darum kämpfen. Doch wozu das Ganze, wenn es sich doch eigentlich nur um etwas
Satire handelt? Um das zu verstehen muss man sich mit den
Inhalten der Pastafaris beschäftigen. In dem Evangelium des FSM von Henderson steht
beispielsweise, dass der Schöpfer der Welt, das nicht nachweisbare Fliegende Spaghetti
Monster, absichtlich die Belege und Hinweise für die Evolution verstreut hat, um uns Menschen
zu verwirren. Hier beziehen die Anhänger Position gegen die Pseudowissenschaft des
Intelligent Design und Kreationismus. Ihr fragt euch jetzt vielleicht wieso Pseudowissenschaft?
Ihre Thesen werden ausschließlich mit der Bibel begründet und nicht durch empirische
Beweise. Sie können also dem wissenschaftlichen Modell einer Theorie nicht standhalten. Ihrer
Meinung nach wurde die Welt vor 6000 Jahren von Gott erschaffen, ohne Urknall, ohne Evolution
und die Menschen haben zeitgleich mit Dinosauriern gelebt, wie man im Creation Museum lernen
kann. Die Gläubigen des Pastafarianismus parodieren die Intelligent-Design-Anhänger
auf unterschiedlichste Art und Weise. Im Himmel erwartet sie ein Biervulkan und
eine Stripper-Fabrik, der Spruch „What would Jesus do?“ wird zu „What would a pirate
do?“, Amen zu RAmen und statt Gravitation gibt es Intelligent Falling - das FSM drückt
uns mit seinen Anhängseln zu Boden. Als Ursache für die Globale Erderwärmung sehen die Gläubigen
der Satirereligion die sinkende Anzahl der Piraten auf dem Weltmeer. Oder glaubt ihr
es ist Zufall, dass Somalia die meisten Piraten und gleichzeitig den niedrigsten CO²Ausstoß
hat? In ihrer sogenannten Religion gibt es keine
Gesetze, Dogmen, Sakramente oder Rituale, die jeder machen muss, um sich zur Religion
bekennen zu können. Und genau das ist der Punkt und das Ziel der Kritik. Wir sollten
politische und gesellschaftliche Haltungen nicht deshalb haben, weil es uns unsere Religion
vorschreibt, sondern weil es Argumente dafür gibt.
"Im Namen des Vater und des Sohnes...Gott ist erfunden wir woll'n nur eure Kohle!"
In den 8 „Mir wär's wirklich lieber, du würdest nicht …“, eine Parodie auf die 10 Gebote, positionieren sie sich gegen
Vorurteile, Stigmatisierung, Dogmen, Diskriminierung und Frauen- und Schwulenfeindlichkeit. Den
genauen Inhalt findet ihr auch nochmal in den Kommentaren.
Um Menschen mit ihrer Meinung zu konfrontieren versuchen sie durch provokante Aktionen Aufmerksamkeit
in der Öffentlichkeit zu bekommen. In Deutschland lud man per Straßenschild zur Nudelmesse
ein, in den USA legte ein Gemeinderatsmitglied seinen Amtseid mit einem Nudelsieb auf dem
Kopf ab und in Australien wurde von der staatlich anerkannten Religionsgemeinschaft sogar ein
Paar getraut. Doch die Königsdisziplin unter Pastafaris bleibt immer noch ein Passbild mit Nudelsieb als religiöse Kopfbedeckung.
Man kann die Aktionen der Pastafaris natürlich
als geschmacklose Beleidigung seiner Religion auffassen und zeigen, dass man gar nichts
verstanden hat. Oder aber man beschäftigt sich ernsthaft mit der Kritik und zweifelt
seine religiöse Gesinnung an, die man vielleicht schon seit der Kindheit hat. Also wenn du
das nächste Mal Überzeugungen mit deiner Religion begründen willst, dann denk an das
FSM und bilde dir doch einfach einfach mal selbst eine Meinung, anstatt sie aus einem tausende Jahre alten Buch zu nehmen.
Zum Abschluss noch ein Zitat von Galileo Galilei:
„Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft
und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen.“
In diesem Sinne: „RAmen“