Klinik-Horror: So schlimm ist es im Krankenhaus wirklich!
. Als ich aus dem Krankenhaus nach Hause rausgekommen bin und zu Hause ankam,
habe ich mir eine richtig fette Portion Pommes gegönnt.
Hi, ich heiße Marlon und aufgrund einer schweren Erkrankung,
bin ich immer wieder in Krankenhäusern.
Hi, ich bin die Ellis, bin 24 Jahre alt.
Ich habe dissoziative Bewegungsstörung
und war deshalb einen Monat lang in einer neurologischen Klinik.
Da war ich die einzige Person in meinem Alter.
Ich bin insgesamt um die zwei Jahre stationär in Krankenhäusern gewesen.
Mythos 1: Es gibt immer nur schlechtes Essen.
Es ist wahr und es ist falsch, weil es immer darauf ankommt,
wo man im Krankenhaus gerade liegt.
Wenn man Vegetarier ist, dann ist das auch so bisschen blöd.
Falsch, weil im Vergleich zu Studentenessen
war es auf jeden Fall sehr, sehr gut.
Das einzige an Essen, was ein bisschen gefehlt hat,
waren die Süßigkeiten.
Es ist so banal, aber es macht ein super glücklich,
wenn man abends in seinem Bett liegt
und sich noch einmal mit Schokolade vollstopfen kann.
Wenn man ins Krankenhaus kommt, reißt es einen total aus dem Leben.
Ich würde sagen, das ist wahr.
Man kann nicht mehr essen und schalfen, wenn man möchte.
Es ist auch alles wieder wahr und falsch.
Es kommt immer darauf an, weshalb man ins Krankenhaus kommt.
Es war sehr plötzlich, ich war voll beim Lernen.
Dann kam der Anruf und dann ging es auch schon ziemlich fix.
Ich bin dafür gewappnet, es ist irgendwie mein Alltag.
Damals saß ich nur mit einer gepackten Taste zu Hause,
weil ich nur tageweise nach Hause entlassen werden konnte.
Ich wusste, es wird wieder akut
und ich muss dann sofort wieder ins Krankenhaus.
Inzwischen habe ich keine gepackte Tasche mehr,
weil ich relativ stabil bin.
Meine Must-have im Krankenhaus:
Für mich ist es eigentlich eine Multisteckdose,
weil die Steckdosen im Krankenhaus nie reichen für Multimedia-Kram.
Vor einer OP ist Panik vorprogrammiert.
Das ist schon schon wieder wahr und falsch.
Ich hatte keine Operation.
Ich bin in die Klinik gegangen, weil diese Art von Bewegungsstörungen,
die ich eben habe, man konnte dafür keinen organischen Ursprung finden.
bis jetzt.
Meine Bewegungsstörungen äußern sich am deutlichsten
in einem Kopf-Tremor, das ist ein Zittern.
Ich hatte auch einmal ein Tremor in der Hand.
Das bedeutet, meine Hand hat gezittert.
Die Klinik war dazu da,
diese Bewegungsstörungen näher zu analysieren.
Ich selber habe genug Erfahrung, weil ich sehr oft operiert wurde.
Für mich war das eher so,
dass der OP von Anfang an ein interessanter Ort war.
Man muss sich eine Narkose auch eher so vorstellen:
Es ist der sicherste Moment, den man erleben kann,
weil man inmitten eines medizinischen Teams ist,
was nur solche Sachen macht.
Im Krankenhaus bist du ständig high von starken Medikamenten.
Das ist falsch.
Die Medikamente, die ich nehme, sorgen dafür,
dass ich in Ruhe durchschlafen kann.
Man bekommt starke Schmerzmedikamente,
wenn man eine sehr große OP hatte.
Oder wenn man eine Krankheit hat, die sehr schmerzhaft ist.
Es wird auch häufig so dosiert, dass man nicht davon high wird,
dass man z.B. noch in der Krankengymnastik teilnehmen kann.
So, dass man auch selber an seiner Genesung arbeiten kann,
man liegt jetzt nicht high im Bett herum.
Die ZimmernachbarIn sind alt und hat sich nicht zu sagen.
Das ist in jedem Fall falsch.
Auch mal so und mal so, weil es darauf ankommt, wo man liegt.
Die Klinik, in der ich war, da waren sehr viele Parkinson-Patienten.
Ich war mit Anfang 20 die Jüngste, der Zweitjüngste war Mitte 50.
Am Anfang hatte ich das Gefühl,
dass ich schon öfter den älteren Herrschaften noch helfen möchte.
Das hat sich im Krankenhaus ziemlich schnell geändert.
Man war irgendwie auf gleicher Ebene mit den anderen Patienten.
Das Alter hat dann irgendwann keine Rolle mehr gespielt.
Ich hatte auch schon einmal ältere Menschen in meinem Zimmer,
aber die waren immer super lieb.
Letztendlich gibt es da auch leider Menschen,
mit denen man tatsächlich nicht reden kann,
weil sie sich vielleicht selber nicht gut fühlen.
Oder dass sich Menschen durch Krankheiten anders verhalten
und nicht mehr so sind,
dass man mit ihnen zusammenhängenden Gespräche führen kann.
Du wirst ständig gefragt, ob du schon Stuhlgang hattest.
Das ist sehr, sehr klar wahr.
Das ist wahr.
Es ist ziemlich absurd, wenn man eigentlich einen Stoma hat.
Dazu hattet ihr ja wahrscheinlich schon ein Video bei Auf Klo gesehen,
mit der Saskia.
Das kann man gar nicht, je nach Stoma, beurteilen,
wann man jetzt Stuhlgang hatte, weil es teilweise ein Dauerläufer ist.
Das sorgt dann dafür, wenn ich gefragt werde, für ein Schmunzeln,
weil die Pflegekräfte dann doch denken, ach, da war ja was.
Oder ich gebe eine passende Antwort, so nach dem Motto: Läuft bei mir.
Dann ist das Thema vom Tisch.
Ich finde, dass das überhaupt nichts tragisches ist,
darüber zu reden.
In erster Linie war es natürlich wichtig, es zu wissen.
In zweiter Linie war es eine Auflockerung der Situation.
Es gibt nichts zu tun außer Fernsehen,
das ist in jedem Fall falsch.
Ich hatte ein ziemlich durchstrukturierten Tagesablauf.
Der Fokus lag darauf,
dass ich wieder ein bisschen meine Motorik beherrschen kann.
Dementsprechend hat man sehr viel Physiotherapie gemacht,
Ergotherapie, Psychotherapie.
Ich hatte auch mein Drumpad im Krankenhaus mit dabei.
Ich spiele Schlagzeug.
Das war sehr schön, weil ich mich dadurch nicht ganz so
von meinem Alltag entfernt habe.
Ich konnte zumindest ein bisschen üben.
Auch richtig und falsch.
Teilweise ist es aber auch richtig langweilig, z.B. am Wochenende,
da ist in der Regel nichts los.
Wenn man keinen Besuch hat, dann gibt es nicht so viel,
was man machen kann.
Außer im Park rumlaufen, wenn man das überhaupt kann
Deshalb habe ich immer meinen Computer dabei.
Man sollte immer frische Unterwäsche tragen,
falls man im Krankenhaus landet.
Es wäre schon ein bisschen peinlich, wenn man einen Unfall hat und
plötzlich einen süßen Unfallsanitäter hat,
der einem plötzlich ausziehen muss und dann ist da nichts.
Falsch.
Wenn man wirklich im Krankenhaus landet,
dann ist es egal, was man für Unterwäsche anhat.
Da spielen dann wichtigere Dinge eine Rolle.
Frische Unterwäsche ist ansonsten auch Self-care.
Tut es, zieht euch frische Unterwäsche an.
Die MedizinerIn reden in unverständlicher Fachsprache.
Ja und nein.
Ich selber interessiere mich halt dafür und habe keine Probleme,
einen Arztbrief zu entschlüsseln
oder mich mit MedizinerIn zu unterhalten.
Anderen geht es eben nicht so und ich habe die Erfahrung gemacht,
dass viele, die im Krankenhaus arbeiten, das dann vergessen.
Mit mir würde ich sagen, das ist falsch.
Ich hab keine Ahnung, wie mein Gehirn so richtig funktioniert.
Deswegen habe ich auch mal Fragen doppelt oder dreifach gestellt.
Wenn wir die Antwort immer noch nicht klar war,
dann auch noch einmal ein viertes Mal.
Für meinen Heilungsprozess war super wichtig,
dass ich so viel nachgefragt habe.
Oder ich musste erst verstehen, was die Hintergründe sind,
um sozusagen anzufangen zu heilen.
Im Krankenhaus wird man nur noch kränker.
Ja und nein.
Es ist wahr, weil es so etwas wie Krankenhauskeime gibt.
Man muss sehr darauf aufpassen, dass man sich so etwas nicht holt.
Falsch ist es eben auch,
weil Krankenhäuser eben den Heilungsauftrag haben.
In der Regel tut das medizinische Personal nichts,
was einem bewusst schädigen soll.
Es ist meiner Meinung nach falsch.
Ich glaube schon, dass es einen gewissen Punkt gibt,
ab dem es zu viel ist.
Bei mir war es so, dass ich die letzten vier Tage
echt auf heißen Kohlen gesessen habe mir dachte,
wann komme ich jetzt raus und was mach ich zuerst,
wenn du nach Hause fährst?
Als ich aus dem Krankenhaus herausgekommen bin
und zu Hause angekommen bin, habe ich mir zurerst
eine richtig fette Portion Pommes gegönnt.
Ich habe nicht das Gefühl, dass ich dadurch kränker geworden bin.
Ich habe eher das Gefühl, dass ich dadurch
eine viel klarere Sicht habe auf gewisse Dinge und Zusammenhänge.
Niemand kommt dich besuchen war in meinem Fall zum Glück falsch.
Für mich persönlich falsch, weil ich eben Familie habe und Menschen,
die ich einfach gerne in meinem Umfeld habe
und die mich auch besuchen kommen.
Besuch spielt für mich eine große Rolle,
weil es gerade die Freunde sind, die Abwechslung
in den häufig langweiligen Krankenhausaufenthalt bringen.
Die wissen, wie ich ticke und welchen Humor ich habe,
und welche Knöpfe sie drücken müssen,
damit wir dann zusammen lachen können.
Meine beste Freundin kam ich einmal in der Woche besuchen.
Zwischenzeitlich hatte ich auch Besuch von anderen Freunden.
Bei mir war es auch so, dass mich viele Freunde nicht besucht haben.
Viele Leute in mein Umfeld haben gesagt,
ich kann damit nicht umgehen
und ich muss mich jetzt von dir differenzieren,
was ich auch in jedem Fall nachvollziehen kann.
Du wirst tagtäglich mit dem Tod konfrontiert,
ist in meinem Fall falsch.
Für normal Kranke ist es falsch, für mich ist es richtig.
In meinem Fall ist es so, wenn man schwer krank ist,
dann ist man eben doch so krank,
dass man relativ leicht an der Krankheit sterben kann.
Ich habe selber schon einige kritische Gesamtsituation gehabt,
wo man natürlich im Hinterkopf hat,
ja, das ist jetzt wirklich lebensbedrohlich.
Das ist jetzt eher nebenbei, aber nicht so nach dem Motto,
hey, ich gehe jetzt ins Krankenhaus und da sind irgendwie Tote
und alles ist hier irgendwie tot.
Ich glaube, wenn man im neurologischen Bereich erkrankt,
wird man schon mit ganz viel Tod konfrontiert.
Bei mir war es eher das Gegenteil, ich hatte das Gefühl,
dass sich mit ganz viel Leben konfrontiert wurde.
Ich hoffe, ich konnte ein paar Mythen mit euch klären.
Rechts in der Videobox seht ihr ein Video von 100percentme.
Außerdem haben wir hier für euch eine Mental-Help-Playlist verlinkt.
Wir freuen uns, wenn ihr dem Video einen Daumen hoch gibt.
Bis dann, tschüss.
Untertitel: ARD Text im Auftrag von Funk 2019