Webcam-Sex: Paradies für Sexualstraftäter | MrWissen2go Exklusiv
. Hallo! Na?
Alles gut bei dir?
Schön, dass du mich besuchen kommst.
Hattest du eine schöne Woche?
Auf was hast du denn heute Lust?
Ich hoffe, auf was Geiles.
Halt, keine Sorge,
ihr seid nicht auf irgend einer dubiosen Webseite gelandet.
Sondern immer noch auf dem Kanal MrWissen2go.
Natürlich ist der Kanal auch noch jugendfrei,
aber es geht um genau so Frauen, wie die, die wir gerade sahen.
Cat Coxx.
Ein Webcam-Girl.
Oder Webcam-Model.
Webcam-Models sind Frauen, manchmal auch Männer,
die ihren Kunden vor der Kamera sexuelle Wünsche erfüllen,
in ganz verschiedene Art, die Webcam-Branche ist riesig.
Und wächst immer weiter.
Eine Branche, die allerdings mit großen Problemen zu kämpfen hat,
und die Verlierer hat.
Genauer gesagt ganz kleine Verlierer. Kinder.
Was es damit genau auf sich hat,
darum geht es jetzt in einer neuen Folge von MrWissen2go exklusiv.
Wer von euch war bislang noch nie auf einer Pornoseite?
Ich denke mal, die wenigsten von euch haben sich gemeldet.
deckt sich gut mit einer Studie der Uniklinik Hamburg Eppendorf
laut der 96 % aller Männer und 76 % aller Frauen in ihrem Leben
mindestens einmal eine Pornoseite besucht haben im Internet.
Inzwischen soll jede vierte Suchanfrage bei Google
in Verbindung mit Pornographie stehen.
Auch, wenn Google das offiziell nicht zugibt,
verschiedene Untersuchungen legen das nahe.
Innerhalb dieser großen Pornobranche gibt es einen Bereich,
der seit Jahren immer weiter wächst.
Nämlich Webcam-Sex.
Webcam-Sex bedeutet,
dass man sich nicht vorher aufgezeichnete Videos anschaut,
sondern sozusagen Live-Sex-Videos.
Da sitzt eine Frau, manchmal auch ein Mann, vor einer Kamera,
man kann dann in einen Chatroom kommen, verschiedene Anforderungen,
Aufforderungen schicken, kann sagen, macht dieses, mach jenes,
es gibt auch die Möglichkeit in einen privaten 1:1-Chatroom zu gehen
und dann die Frau oder den Mann exklusiv für sich zu haben.
Wie funktioniert die Branche, wie hart ist es, darin zu arbeiten?
Um das zu erfahren treffe ich Cat Cox. Sie ist der Webcam-Model.
Und steht seit rund anderthalb Jahren für ihre Fans vor der Kamera.
Cat ist 41 Jahre alt
und bezeichnet sich selbst als eine der älteren in dem Geschäft.
Angefangen hat sie vor 15 Jahren als Domina. Und als Pornodarstellerin.
Aus einem kleinen Ankleidenzimmer in ihrem Haus in NRW,
sendet sie jeden Tag 8 Stunden, oder sogar mehr live vor der Webcam.
Kannst du ganz grundsätzlich erklären, was du da machst,
du sitzt vor der Kamera? - Man zieht sich aus.
Man macht eine Show, indem man sich mit dem Dildo sozusagen befriedigt.
Man verkauft eine Illusion,
man verkauft Sex, in der Art, virtuell.
Er befriedigt sich daran, in dem du etwas von dir zeigst.
Ich finde das überhaupt nicht schlimm, das zu machen, was ich tue,
es macht auch Spaß, alles das, was ich selbst vereinbaren kann,
ich finde es auch total gut, Wünsche zu erfüllen, die ungewöhnlich sind.
Ich habe einen Typen, der steht darauf, wenn ich so tue,
als suchte ich in einem Radio einen Sender.
Das könnt ihr euch jetzt vielleicht nicht vorstellen, ich auch nicht,
dass das einen erregt, aber dann sitze ich vor der Cam,
drehe am Radio, rauche eine Zigarette, mehr mache ich nicht.
Warum soll ich den Wunsch nicht erfüllen?
Der kann das vielleicht seiner Frau nicht sagen, weil die denkt,
er hätte einen Schaden, und darum kommen die in die Cam,
und warum soll man das dann nicht machen? Ist ja nicht verwerflich.
Ich möchte eine Dienstleistung abgeben, ich möchte deinen Wunsch
erfüllen, du bezahlst mich dafür, dass ich das gut mache,
gut rüberbringe, wir verstehen uns und wir mögen uns auch,
aber ich verkaufe dir keine Lüge,
dass ich mich hier mit jemandem treffe,jemanden liebe oder sonstwas.
Man merkt Cat an, ihr Job macht ihr Spaß.
Sie fühlt sich wieder ausgenutzt, noch irgendwie zu etwas gedrängt.
Im Gegenteil, diese Cam-Shows sind für sie eine Möglichkeit, sagt sie,
in der sogenannten Sexarbeit selbstbestimmt zu sein.
Auch, was die Arbeitszeiten und den Arbeitsplatz angeht.
Außerdem ist es online wesentlich sicherer
und in den meisten Fällen auch angenehmer,
als sich auf der Straße oder in einem Stripclub anzubieten.
Und von dieser Verlagerung ins Internet profitieren nicht nur
Darstellerinnen wie Cat Coxx, sondern die gesamte Branche.
Und zwar täglich.
Und ein großer Anteil davon geht auf das Konto der Webcambranche.
Die großen Betreiber, wie LIVEJASMIN oder VISITEXX
verdienen Unmengen an Geld, sie stellen den Webcam-Models
die komplette Infrastruktur zur Verfügung, die sie brauchen.
Und nicht nur das, es gibt auch Beratungen, was Social Media angeht,
was das Rechtliche angeht, und vieles mehr.
Einige Anbieter haben sogar eigene Studios, in denen es alles gibt,
vom Sexspielzeug über die entsprechende Technik,
sodass sie einfach nur reingehen müssen, loslegen können,
das alles ist natürlich nicht kostenlos,
sondern kostet die Beteiligten jede Menge Geld.
Und da sind wir auch schon beim ersten Problem:
In vielen Bereichen werden sowohl Kunden als auch die Models
ordentlich über den Tisch gezogen.
Webcam-Sex ist für diejenigen, die sich das anschauen,
nicht gerade billig, aber auch für diejenigen, die es machen,
ist es nicht unbedingt lukrativ.
Zumindest teilweise.
Cat Coxx hat mir erzählt,
dass einige Betreiber bis 75 % der Einnahmen behalten.
Für die Infrastruktur und andere Dinge. Das grenzt an Ausbeutung.
Insgesamt muss man sein, in der Webcambranche gibt es
nicht nur ein schwarzes Schaf, sondern viele.
Diese schwarzen Schafe sind oft auch miteinander vernetzt,
das sind dubiose Firmen-Geflechte, über die ganze Welt gespannt,
die Hauptsitze der Firma sind in Ländern,
in denen die Gesetze lasch sind,
in denen wenige Steuern gezahlt werden müssen.
Wir haben versucht, verschiedene dieser Firmen anzuschreiben,
wir haben um Interviews gebeten, immer wieder wurden diese abgelehnt.
Transparenz sieht anders aus.
Aber, wie auch immer, die Mischung aus Porno und realem Sex,
gefällt dem Publikum auf jeden Fall.
Die Seite LIVEJASMIN kommt auf knapp 10 Millionen Aufrufe pro Tag.
Und ist unter den top 50 der meistbesuchten Websites weltweit.
Bei den Seiten mit pornographischen Inhalt verdient die Hälfte
der zehn beliebtesten ihr Geld mit Webcam.
Aber warum sind die Chat-Portale so beliebt?
Warum sind viele der Nutzer bereit, für Liveshow zu zahlen,
wenn es doch im Netz Tausende kostenlose Videos gibt.
Genau diese Fragen will ich mit Richard Lemke
von der Johannes Gutenberg Universität in Mainz besprechen,
er forscht zu den Themen Kommunikation und Mediennutzung
und beschäftigt sich u.a. mit Pornographie und Internetsexualität.
Ich verknüpfe hier Virtuelles und Reales, weil ich weiß,
hier gibt es einen anderen Nutzer, das Webcam-Model,
das jetzt gerade an einem Ort, der manchmal auch genannt wird,
genau das tut, was ich möchte,
wenn ich genug zahle und mit mir in diesem Augenblick interagiert.
Das bringt eine viel höhere Erlebensqualität mit sich,
als Videos, die vorproduziert sind, von denen ich eben weiß,
das ist etwas sehr Fiktionales.
Und es kommt natürlich auch eine narzisstische Komponente hinzu,
also die Person da gegenüber, die machen das, was ich möchte,
und sind in diesem Augenblick nur für mich da,
das hat etwas ganz Auserwähltes,
ich sehe darin die große Bereitschaft, dafür zu zahlen,
weil das den Nutzern klar ist, dass das eben nicht Masse ist,
die da passiert, klar in manchen Angeboten oder Channels gibt es
mehrere Zuschauer, aber trotzdem bleibt es was sehr Individuelles,
und da ist klar, dass das auch Geld kostet, und außerdem entsteht
mit der Zeit, wenn ich dabei bin auch immer mehr Lust,
dass dieses Webcam-Model immer mehr macht, oder auch individuell
das macht, was ich möchte, und das setzt die Bereitschaft dafür
auch Geld zu zahlen... das bringt das mit.
D.h. also, Live-Cam-Webshows bieten für beide Seiten große Vorteile.
Zum einen für die Kunden, die bekommen ganz individuelle
sexuelle Wünsche erfüllen, zum anderen für die Models,
die können von jedem Ort arbeiten,
sind nicht gebunden an Arbeitszeiten, Arbeitsplätze,
und vieles mehr.
Aber das gleichzeitig ist auch ein großes Problem,
da sind wir bei der zweiten Schwierigkeit,
nämlich dieser Distanz und Kunde und Anbieter auf der anderen Seite,
das Ganze kann weltweit funktionieren,
es ist schwer zu überwachen, und vor allen Dingen bietet es
eine große Gefahr für Missbrauch.
Zu jedem Zeitpunkt, egal, wann am Tag, sind nach Angaben der UN
und und des FBI rund 750.000 Sexualstraftäter im Netz unterwegs
auf der Suche nach minderjährigen Opfern.
Und für sie ist dieser ganze Webcam-Bereich ein Paradies,
kann man schon sagen, sie finden dort genau das, was sie suchen,
mit vergleichsweise geringem Aufwand,
man spricht von Online-Kindersextourismus,
reiche Männer aus dem Westen suchen sich ihre Opfer in ärmeren Ländern.
Besonders betroffen ist die Region Südostasien, v.a. die Philippinen,
dort werden nach Angaben von Hilfsorganisationen
mehr als 10.000 Kinder regelmäßig zum Webcam-Sex gezwungen.
Kinder, wie Sweetie.
Sweetie wurde vor ungefähr 4 Jahren entwickelt.
Von der Menschenrechtsorganisation Terre des Hommes in den Niederlanden
die Leute von TDH waren im Netz unterwegs, haben in Chatrooms
Informationen gesammelt, über Sexualstraftäter, die dafür sorgen,
dass Kinder für Webcam-Sex vor die Kamera gezerrt werden.
Über Skype habe ich mich mit dem Pressesprecher von TDH unterhalten.
Jos de Voogd, habe ihn gefragt, wie die Leute von TDH genau vorgingen.
- 2013 ging es los,
wir haben diesen Avatar entwickelt,
der aussieht wie ein elfjähriges Mädchen von den Philippinen.
Am Anfang lief noch alles manuell.
D.h., wir hatten vier Operatoren, vier Männer,
die online so getan haben, als seien sie ein kleines Mädchen.
Sie waren in vielen Chatrooms unterwegs, das ging für 6-8 Wochen,
sie haben eine Menge an Namen und Kontaktdaten gesammelt,
ich glaube insgesamt waren es rund 20.000.
Von dieser Gruppe konnten wir 1000 Täter identifizieren,
die Informationen wurden Ende 2013 den Polizeibehörden übergeben.
Jetzt haben wir eine Software entwickelt,
der Bot kann in 30 Chatrooms gleichzeitig kommunizieren.
- Habt ihr versucht von diesen Leuten, diesen 1000 Tätern,
jemanden zu kontaktieren, sie mit dem zu konfrontieren,
was ihr herausgefunden habt? - Ja, natürlich,
wir sind nach wie vor in den Chatrooms unterwegs.
Wir identifizieren die Täter, nehmen Kontakt mit ihnen auf,
weil sie uns ihre Skype Namen oder ihre E-Mailadressen schicken.
Wir schicken ihnen Warnungen, in denen steht, wir haben dich gesehen,
wir haben dich erwischt, wenn du weiter machst,
machst du dich strafbar.
Wir brauchen eine Möglichkeit,
die Täter abzuschrecken, genau das ist inzwischen das Ziel von Sweetie,
für Abschreckung sorgen.
Das Projekt Sweetie hat einiges erreicht,
aber trotzdem sind immer noch Zehntausende Sexualstraftäter
im Netz unterwegs, und versuchen, Kinder vor die Kamera zu locken.
Wie läuft das ab? Was machen diese Männer da genau?
Um das herauszufinden, mache ich einen Selbstversuch,
auf einer beliebten englischsprachigen Chat-Seite
melde ich mich als elfjähriges Mädchen "Sweet Girl 07" an.
Schon nach wenigen Minuten geht es los,
gleich mehrere User melden sich per Privatnachricht bei mir.
Sie fragen mich, wie alt ich bin. 11 Jahre antworte ich.
Das ist für sie anscheinend das Stichwort.
Was sich dann anhaben würde, fragt einer.
Ein anderer geht direkt zur Sache,
und sagt, ich solle mich ausziehen und ihm Fotos schicken.
Schon nach wenigen Minuten bekomme ich Aufforderung
von denen jede einzelne eine klare Straftat ist.
Und dann passiert es, nach nicht mal 15 Minuten schickt mir
ein angeblich 27-Jähriger einen Link zu einem Video-Chat.
Ich klicke drauf und für ganz kurze Zeit
bekomme ich das Gesicht des Mannes zu sehen, dann schöpft er Verdacht,
weil meine Kamera aus ist, und ist wieder weg.
Was, wenn ich wirklich ein elfjähriges Mädchen gewesen wäre?
Ich will es mir ehrlich gesagt gar nicht vorstellen.
Das heißt, obwohl Organisationen wie TDH schon vor Jahren
auf das Problem aufmerksam gemacht haben, gibt es immer noch jede Menge
Straftäter im Netz, die Kinder für Webcam-Sex missbrauchen.
Die großen Seiten, ein paar habe ich vorhin genannt,
haben effektive Schutzmechanismen, bei denen gibt es so etwas nicht,
aber es gibt jede Menge illegale Seiten im Netz,
und die bestehen weiterhin.
Was unternehmen deutsche Strafverfolgungsbehörden dagegen?
Was macht das zuständige Bundeskriminalamt,
das wollte ich dort wissen, habe eine Mail geschrieben,
eine ziemlich knappe Antwort bekommen:
Ich würde sagen eine effektive Strafverfolgung in diesem Bereich,
sieht anders aus, und das, obwohl es auch in Deutschland,
sehr viele Täter gibt.
Unterm Strich kann man sagen, Webcam-Sex ist eine Sache,
die momentan sehr beliebt ist
und dagegen ist auch grundsätzlich nichts einzuwenden.
Wenn alles legal läuft, dann hat es Vorteile für alle, für die Kunden,
die Darstellerinnen und Darsteller und für die Betreiber.
Aber dann, wenn es illegal wird,
wenn es strafrechtlich relevant wird, dann ist es schwierig.
Da gibt es sehr viele Dinge, die nicht ausreichend geregelt sind,
ich habe euch dazu noch mal was in der Infobox verlinkt.
Mich würde interessieren, was denkt ihr über dieses Thema?
Was denkt ihr generell über Webcam-Sex?
Habt ihr euch sowas vielleicht schon mal reingezogen, sozusagen?
Habt ihr auch dafür bezahlt?
Schreibt das gern in die Kommentare, ihr seid ja zum Großteil anonym,
da könnt ihr sowas auch loswerden, apropos anonym, wenn es Themen gibt,
wo ihr sagt, darüber müsste mal gesprochen werden,
das ist ganz wichtig, oder ich habe Informationen dazu,
die ich gerne weitergeben möchte, schreibt sie per Mail,
die Adresse ist hier eingeblendet, dann gibt es dazu vielleicht
demnächst eine Folge MrWissen2go exklusiv.
An dieser Stelle vielen Dank an euch, ein großen Dank an Aline,
die redaktionell hier sehr viel gemacht hat für dieses Video,
ich bin sehr dankbar dafür, dass sie mich unterstützt hat.
Zum Thema Webcam-Sex gibt es auch ganz gutes Video von "Die Frage".
Könnt ihr euch hier anschauen,
hier neben mir gibt es ein aktuelles Video von mir auf diesem Kanal,
danke euch fürs Zuschauen. Tschüss.
Untertitel: ARD Text im Auftrag von Funk (2019)