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Youtube videos, ZAPP: Christchurch - Medien als Verbündete des Terrors?

ZAPP: Christchurch - Medien als Verbündete des Terrors?

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (20.03.2019)

Diese Bilder kennt jeder.

Die Anschläge auf New Yorks Twin-Towers vom 11. September.

Sie stehen für Terror.

Damit haben die Bilder ihren Zweck erfüllt.

Warum zeigen wir sie heute?

Die Bilder vom 11. September sind ein Sinnbild für das,

was wieder passiert ist.

Herzlich willkommen zu Zapp.

Bilder als Waffe,

wie vergangenen Freitag im neuseeländischen Christchurch.

Ein Attentäter filmte, wie er 50 Menschen ermordete.

Soziale Medien ermöglichen die Live-Übertragung des Grauens.

Für Journalisten eine neue Herausforderung:

Wie umgehen mit Videos, die Terror-PR sind?

Erst hat er einen Livestream auf Facebook gestartet.

Dann hat er einen Helm mit Kamera aufgesetzt und 50 Menschen getötet.

Ein Anschlag, live auf Facebook.

Hochgeladen auf YouTube, diskutiert auf Reddit

und auf der ganzen Welt geteilt.

Der Attentäter von Christchurch hat alles daran gesetzt,

seine grausamen Taten zu verbreiten.

Darum zeigen wir weder sein Video noch nennen wir seinen Namen.

Medien reagieren unterschiedlich:

Mit einer schwarzen Titelseite wie die "Hamburger Morgenpost"

oder wie die "B.Z.":

Die zeigt Screenshots des Livestreams,

auf denen Opfer zu sehen sind.

Wir haben die Bilder unkenntlich gemacht.

Die "Bild" veröffentlicht gar Ausschnitte aus dem Video.

Chef Julian Reichelt argumentiert:

Brauchen wir die Bilder, um das Grauen zu begreifen?

Medienwissenschaftler Stephan Weichert

sieht darin keinen Mehrwert.

Es ist eine Sensationslust, die bedient wird.

Man bedient eine Pornografie des Terrors,

sich daran aufzugeilen, solche Bilder zu sehen.

Man muss verstehen:

Die Tat der Terroristen zielt auf maximale Aufmerksamkeit ab.

Medien dürfen sich nicht zu Helfershelfern machen lassen,

die die Propaganda verbreiten.

Viele Attentäter setzen darauf,

dass Medien Angst und Schrecken weiterverbreiten.

Ob Anders Breivik, ...

... der Islamische Staat ...

... oder der Terrorist vom Breitscheidplatz, Anis Amri.

Im Fokus stehen diesmal die sozialen Netzwerke.

Auf Facebook und YouTube wurde das Video in Stunden hochgeladen,

geklickt und verbreitet.

Forderungen nach mehr Kontrolle werden laut.

Doch Facebook erklärt:

In den ersten 24 Stunden haben wir über 1,5 Mio. Videos entfernt -

über 1,2 Mio. beim Upload.

Trotzdem wird das Video ständig neu hochgeladen.

Kleine Änderungen reichen, um die Filter auszutricksen.

Welches Erkennungsmerkmal ich einem solchen Video zuweise,

Tonerkennung, Bilderkennung:

Schon durch ein leichtes Manöver, kann es verändert werden,

indem ich es vom Bildschirm abfilme oder andere Sequenzen reinschneide.

Dann rutscht es durch die Filter der Algorithmen.

Bei Plattformen wie 8chan fehlt jegliche Kontrolle.

8chan ist ein Image-Board, ein Forum für Bilder und Gespräche.

Nutzer sind hier anonym.

Nichts wird gelöscht,

sofern es nicht gegen Urheberrechte verstößt.

Eine Mischung aus radikalem Gedankengut,

Grenzüberschreitungen, Frauenfeindlichkeit.

Die Nutzer: hauptsächlich junge weiße Männer.

Auf dieser Plattform verbreitet der Attentäter sein Manifest –

und kündigt seine Taten an.

Man weiß oft nicht, wer die Betreiber sind.

Man kann die Firmen oder Angebote selten zur Verantwortung ziehen,

weil sie die Domains wechseln, sich auf die freie Rede berufen.

Wer es darauf anlegt,

kann das Material noch heute im Netz finden.

Die klassischen Medien können nur eine Richtschnur vorgeben,

indem sie sich den Bildern verweigern.

Je mehr Leute soziale Medien nutzen,

desto unwichtiger werden klassische Medien im Nutzungssinne.

Im inhaltlichen Sinne werden sie umso wichtiger,

weil sie Dinge einordnen können.

Sie gehen ihrer Chronistenpflicht nach,

üben einen professionellen Beruf in der Auswahl der Inhalte aus.

Fern der Debatte trauert Neuseeland um die Opfer.

Es geht mit der Inszenierung des Täters um,

wie Regierungschefin Jacinda Ardern bei einer Rede klarstellt:

Der Attentäter wollte mit dem Terror vieles erreichen.

Eines war Bekanntheit.

Deswegen werde ich niemals seinen Namen erwähnen.

Er ist ein Terrorist, ein Krimineller, ein Extremist.

Aber wenn ich spreche, wird er namenlos bleiben.

Und andere flehe ich an:

Sprecht die Namen derer aus, die gestorben sind,

nicht den Namen des Mannes, der sie getötet hat.

Den Kontext erzählen –

aber den Täter nicht zum Helden stilisieren.

An die erinnern, um die es wirklich geht.

Mehr als 10.000 Personen waren Anfang 2019 in Deutschland

laut BKA als vermisst gemeldet.

Die Hälfte Kinder und Jugendliche.

V.a. ein Fall begegnet uns fast jeden Tag:

Der der 15-jährigen Rebecca.

Dieses Instagram-Bild von ihr ist inzwischen so etwas

wie das Logo einer Krimiserie.

Dabei ist das Foto wegen seiner Verfremdung fragwürdig.

Wie die Berichterstattung zu dem Fall.

Carsten Pilger und Sebastian Asmus haben sich das genauer angesehen.

Wo ist Rebecca Reusch aus Berlin?

... Rebbeca, Rebecca, Rebecca ...

Immer wieder dieses Foto.

Seit vier Wochen - jeden Tag.

Ein Mädchen wird vermisst.

Seit einem Monat sucht die Polizei nach der 15-jährigen Rebecca.

Inzwischen geht die Kripo davon aus, dass die Vermisste getötet wurde.

Ihr Schwager sitzt in U-Haft.

Mit diesem Foto sucht die Polizei nach Rebecca.

Das Mädchen hatte es selbst digital nachbearbeitet.

Wie es Millionen Teenager jeden Tag im Netz tun.

Aber kann man mit einem solchen Bild eine Vermisste finden?

Mit einem verfälschten, ikonographisch überhöhten Bild?

Marlis Prinzing ist Professorin für Journalistik in Köln.

Ein bearbeitetes Foto von Instagram ist überhaupt nicht nützlich,

um nach einer Vermissten zu suchen.

Weil es nicht die Realität abbildet.

Hinzu kommt im Fall von Rebecca, dass das Bild auf eine Art

bearbeitet worden ist, dass so ein Subtext entsteht.

Der liest sich, als handle es sich um eine Lolita-Geschichte.

Und noch ein Foto sorgt für Aufsehen, das vom Schwager.

Nach seiner Verhaftung veröffentlicht die Polizei diese Ermittlungsfotos.

Sie tut es unverfremdet, ZAPP hat die Bilder verpixelt.

Die Medien verbreiten das Bild wieder und wieder.

Und immer war der Schwager zu erkennen.

Nun gibt's ja einige Spuren ... Die 15-jährige Rebecca ...

... aus der U-Haft freikommen.

Die Vereinigung Berliner Strafverteidiger

hat einen Offenen Brief geschrieben.

Spricht davon, dass rechtsstaatliche Prinzipien

"auf dem Altar sich aufschaukelnder Sensationslust geopfert werden".

Strafverteidiger Stefan Conen kritisiert

die Vorverurteilung des Verdächtigen.

Die Unschuldsvermutung gilt ungeteilt für jeden,

der von einem Strafverfahren betroffen ist.

Mich interessiert weniger, wie die Medien dastehen.

Mich interessiert, wie der junge Mann dasteht.

Und wie das Verfahren dasteht.

Was da angerichtet wird, lässt sich auch

mit späterer Berichterstattung nicht mehr gutmachen.

Trotz der Vorverurteilung zeigen viele Medien den Schwager

bis heute unverpixelt.

Auch RTL, Sat.1 und die anderen Privatsender berichten unentwegt.

Auch dann, wenn es nichts zu berichten gibt.

Dann werden sogar Instagram-Fotos zur Nachricht.

Rebeccas Familie gibt die Hoffnung nicht auf.

Ihre ältere Schwester Vivien teilt ihren Schmerz jetzt öffentlich

auf Instagram und hat dort Fotos von sich mit Rebecca gepostet.

Immer mehr Boulevard-Medien setzen das Leid v.a. der Mutter in Szene.

Wo ist Rebecca?

Ich frage mich jeden Tag: Wann wache ich aus diesem Albtraum auf?

Auf Anfrage rechtfertigt Sat.1 die tränenreiche Berichterstattung.

Man würde ...

... berichten.

Die "Bunte" macht eine Homestory über Angst, Trauer und Hoffnung.

Tanja May aus der Chefredaktion hat ein Exklusiv-Interview

mit den Eltern geführt und liefert reichlich Emotionen.

Man kann sich nicht vorstellen,

wie es den Eltern der 15-jährigen Rebecca aus Berlin geht.

Es sind viele Tränen geflossen, aber es wurde auch gelacht.

Nutzt man mit diesen Interviews nicht die Notlage der Familie aus?

Die "Bunte" teilt ZAPP schriftlich mit:

Und RTL antwortet:

Die Eltern öffnen den Journalisten zwar die Türen.

Aber ist es auch richtig, zu berichten?

Oder nutzen die Medien den Ausnahmezustand der Familie aus?

Die Familie befindet sich in einer Extremsituation.

Ein geliebter Mensch ist seit Wochen nicht auffindbar.

Da kann man auf ganz unterschiedliche,

vielleicht auch irrationale Ideen kommen.

Etwa, dass man sagt:

Jetzt lade ich einfach die Medienleute zu mir nach Hause ein.

In seiner Verzweiflung redet auch der Vater immer wieder mit Reportern.

Und Rebeccas Schwester.

Die emotionale Not als Einfallstor für Tragödienjournalismus.

Michael Lietz ist freier Reporter für den öffentlich-rechtlichen RBB.

Auch für Brisant hat er schon über die Suche nach Rebecca berichtet.

Zurückhaltender als manche Boulevard-Journalisten.

Die Kollegen sind mehr unter Druck.

Spekulationen beginnen:

Liegt sie da hinten? Kommt sie da lang?

Es finden sich welche, die darüber spekulieren,

ob durch die Meute der Leichenwagen geführt wird oder nicht.

Ich weiß nicht, ob das noch unser Auftrag ist.

Vielen Medien geht es längst nicht mehr darum, zu informieren

oder Rebecca zu finden.

Wenn es je zu einem Prozess kommt, werden alle Beteiligten

von vornherein voreingenommen sein durch diese Berichterstattung.

Diesen Beitrag, und alle anderen, können Sie übrigens Online sehen,

unter www.ndr.de/zapp.

Da isser wieder: Thomas Gottschalk.

Diese Woche jagt eine Schlagzeile die nächste:

Trennung von Ehefrau Thea, neue Literatursendung beim BR.

Und heute dann die Nachricht:

Thomas Gottschalk wird wieder "Wetten, dass..?" moderieren.

Einmalig im kommenden Jahr.

Nach dem Unfall des Wettkandidaten Samuel Koch hatte Gottschalk

die Sendung vor acht Jahren zum letzten Mal moderiert.

Jetzt die Chance für alle,

mal was Verrücktes zu machen.

Kommen wir zu weiteren medialen Highlights der Woche.

Die hat Kathrin Drehkopf rausgesucht.

Früher war das mit Partys unkompliziert.

Hauptsache: Geschenk,

ein paar Blumen - und ab ans Buffet.

Man blieb unter sich.

In Zeiten von Facebook & Co. ist das anders, wissen jetzt auch die Gäste von Matthias Matussek.

Der nach rechts gedriftete Journalist ...

Merkel muss weg! Merkel muss weg!

... hatte zum 65. eingeladen.

Er zeigte auf Facebook stolz, wer alles kam:

Ex-"Spiegel"-Kollegen wie Jan Fleischhauer,

aber auch seine neuen Freunde:

AfD-Fan Erika Steinbach oder der rechtsextreme Mario Müller.

Huch, das ist doch ARD-Mann Reinhold Beckmann?

# Ein trauriger Mann mit traurigem Geist

Niemand mehr da, alle längst abgereist

Eine Frau sitzt auf meinem Schoß #

Schon zog der Shitstorm auf.

#mitrechtenfeiern? Geht gar nicht, fanden viele.

Jan Böhmermann forderte ein Statement

der "Spiegel"-Chefredaktion:

Die Antwort:

Tja, privat ist eben privat.

Auch wenn sich Matussek offenbar mit seiner Party profilieren will –

aber deshalb vorher nach der Gästeliste fragen?

Na ja.

Anders hier:

Wer diese Einladung kriegt,

weiß spätestens jetzt genau, wer kommt.

Die bekam nämlich auch der türkische Präsident Erdogan:

Eine Einladung zur Hochzeit von Ex-Nationalspieler Özil

und seiner Verlobten Amine Gülse.

Angeblich soll Erdogan sogar ihr Trauzeuge werden.

Dass die beiden ganz dicke sind, haben sie ja schon gezeigt.

Nun die neue PR-Nummer der beiden.

Das Foto postete sogleich Erdogans Partei AKP.

Wir sind gespannt, wer sich noch zur Hochzeit traut.

Werden wir bald auf Instragram erfahren.

Deutsche Journalisten sind eher nicht dabei,

die hat Erdogan nicht so gerne.

Dreimal dürfen Sie raten, wer das ist: Reinhard Grindel.

Der sieht heute so aus – und ist DFB-Präsident!

In den Achtzigern war der mal beim Radio,

später beim ZDF Studioleiter in Berlin und Brüssel.

Mit Journalismus kennt der sich aus.

Hätte ihm später auch geholfen, sagt er:

Als CDU-Bundestagsabgeordneter.

* (O-Ton) Vor den Kameras gefragt bin ich als Sprecher der CDU/CSU-Fraktion

im Gorleben-Untersuchungsausschuss. *

* Gute Politik muss gut kommuniziert werden. *

Genau.

Aber damit hakte es letzte Woche

beim Interview mit der Deutschen Welle.

Ging um ein Reizthema: die neuen Wettbewerbe im Fußball.

Interviewer Florian Bauer wollte viele Fragen abarbeiten:

Fangen wir an in der Abarbeitung.

Okay, arbeiten wir das ab.

Das sind drei wichtige Punkte, arbeiten wir die ab.

Grindel antwortete ruhig.

Der Reporter hakte kritisch nach, ist schließlich sein Job.

Doch dann:

Jetzt machen Sie doch vernünftige Fragen,

auf die ich vernünftig antworten kann.

Ich glaube, das mache ich.

Ich schließe ab mit dem 25-Milliarden-Deal ...

Der 25-Milliarden-Deal und die geheimen Geldgeber der Klub-WM.

Da wurde es Grindel zu bunt:

Ich beantworte noch drei Fragen zu Katar.

Dann ist das Interview beendet.

Herr Bauer, komm ...

Herr Grindel, warten Sie doch.

Können wir nicht zu Katar zu Ende fragen?

Herr Grindel, so eine Reaktion auf unangenehme Fragen?

Ein Interview ist kein "Wünsch dir was".

Was hätte ZDF-Studioleiter Grindel wohl damals dazu gesagt?

Während ich hier moderiere,

moderiert eine Kollegin von mir oben in der ZAPP-Redaktion.

Und zwar im Netz.

Soziale Medien gehören für die meisten Sendungen

selbstverständlich dazu.

Sie bieten die Möglichkeit, mit Zuschauern in Kontakt zu treten

über die Interaktionsmöglichkeiten bei Facebook oder YouTube.

Das ist aber nur die eine Seite.

Die andere Seite ist Hatespeech: Hassbotschaften.

Kommentare, die beleidigend sind und andere verunglimpfen.

Manchmal sind sie auch strafbar.

Der Umgang damit ist leider inzwischen Alltag.

Immer wieder steht deswegen Facebook in der Kritik.

Aber welche Verantwortung haben die Redaktionen,

die ihr Publikum bei Facebook diskutieren lassen?

Melanie Boeff berichtet.

Beispiele aus Kommentarspalten deutscher Medien auf Facebook.

Wir treffen einen, der gegen diesen Hass kämpft:

Florian Röder von der Initiative #ichbinhier.

Er fordert mehr Sorgfalt von den Redaktionen.

Sie haben gern eine Community, die diskutiert.

Dass Leute, die unterschiedlicher Meinung sind,

nicht beleidigt werden und so vertrieben werden.

Es ist Interesse der Redaktion, ihre User zu schützen.

Wir erfahren, welche Medien auf ihren Seiten viel Hass zulassen.

Vorne mit dabei Klassiker wie "Bild" und "Focus".

"ZDF heute" bekleckert sich auch selten mit Ruhm.

Bei "Focus" und "Bild" findet man solche Kommentare:

"Bild" und "Focus" gehen auf ZAPP-Anfrage darauf nicht ein.

Sie meinen aber beide, dem Problem angemessen zu begegnen.

Und auf der Seite von "ZDF heute":

Auf Anfrage erklärt das ZDF:

Man habe diese Kommentare inzwischen gelöscht.

Wir zahlen alle Gebühren und die meisten zahlen sie gerne.

Aber dafür erwarten wir,

dass sie uns schützen davor, bedroht oder beleidigt zu werden.

In Hamburg bei Gruner + Jahr kümmern sich bei Stern Digital

zehn Mitarbeiter um den Social-Media-Auftritt.

Bis zu 10.000 Kommentare landen hier täglich.

Viel Hass bleibt stehen.

Wir haben ein dickes Fell, was das angeht.

Wir lassen viele Diskussionen auf unseren Kommentarspalten zu.

Auch eine breite Palette an Themen und Meinungen.

Aber wenn es hinausgeht über die Meinungsfreiheit,

dann schauen wir genau drauf und es wird gelöscht.

Wir zeigen Tolgay Azman Kommentare auf Facebook.

" 'Deutsche IS-Kämpfer sollen offenbar den Kopf verlieren'

würde mir anders besser gefallen."

Lasst ihr das stehen, weil ihr euren Usern Freiraum lassen wollt?

Wir wollen nicht in unserer Community nur haben,

dass es eine gute Atmosphäre gibt.

Wir lassen etwas stehen, wenn es von der Meinungsfreiheit gedeckt ist.

Der Anspruch ist hier ein anderer.

Wenn Redaktionen Hasskommentare anzeigen,

werden daraus solche Akten wie in der Staatsanwaltschaft Köln.

Mit dem Projekt "Verfolgen statt nur löschen"

arbeitet Christoph Hebbecker eng mit Redaktionen zusammen:

Von WDR, RTL und "Rheinischer Post".

Hass-Postings können sie bei ihm melden.

Das Projekt gibt es bis jetzt nur für einige Medienpartner.

Für andere Redaktionen ist es kompliziert, Hetze anzuzeigen.

Das Erstatten einer Strafanzeige bedeutet Arbeit.

Wenn ich mich auch noch damit beschäftigen muss,

wo werde ich meine Strafanzeige los?

Es ist gut nachvollziehbar,

dass viele Medienunternehmen Abstand davon nehmen.

Sondern sich damit begnügen, das Posting zu löschen.

Verfolgen statt nur löschen: Die Hater sollen vor Gericht.

Bis jetzt gibt es mehr als 100 Strafverfahren.

So etwas gehört bestraft.

Dass es eine Abschreckungswirkung bei den Beschuldigten haben kann.

Aber nur, wenn die Redaktionen mehr Verantwortung übernehmen.

Es muss Personal da sein, das sich darum kümmern kann.

Da reicht nicht eine Person, wenn man die Social-Media-Kanäle

und die Frequenz sieht, in der gepostet wird.

Manchmal wird alle 20 Minuten etwas veröffentlicht.

Das im Blick zu haben,

kostet Personal und ist zeitintensiv.

Man muss Geld in die Hand nehmen.

Social Media ist kein rechtsfreier Raum.

Wenn das allen Usern klar ist, werden die Hater verschwinden.

Die Antworten der Medien können Sie nachlesen unter www.ndr.de/zapp.

Der Film, den sie gleich sehen, existiert nur,

weil der Korrespondent in der Türkei eine gültige Pressekarte hat.

Nur damit dürfen ausländische Journalisten in der Türkei arbeiten.

Das heißt auch:

Keine Pressekarte, keine Arbeit ausländischer Korrespondenten.

Und damit auch keine kritischen Berichte aus der Türkei.

Weil Behörden das verstanden haben, nutzen sie ihre Macht.

Sie verzögern die Ausgabe von Pressekarten

oder stellen sie gar nicht aus.

Betroffen sind auch Korrespondenten von "Tagesspiegel" und ZDF.

Oliver Meyer-Rüth berichtet.

Flughafen Istanbul, Sonntagnachmittag.

ZDF-Türkei-Korrespondent Jörg Brase

ist nach einer Woche Zwangspause wieder da.

Der türkische Staat hat einen Rückzieher gemacht.

Brase wird die Akkreditierung als Journalist doch nicht entzogen.

Thomas Seibert, Türkei-Korrespondent des "Tagesspiegel",

musste zusammen mit Brase vor zwei Wochen Istanbul verlassen.

Bei ihm bleibt Ankara bei der Entscheidung,

seine Akkreditierung nach 22 Jahren zu entziehen.

Die Entscheidung der türkischen Regierung kam für alle überraschend.

Ich musste innerhalb von zehn Tagen das Land verlassen.

Ich habe das Nötigste gepackt - und raus.

Nach mehr als 20 Jahren in der Türkei fällt das schwer.

Seiberts Ehefrau ist in Istanbul geblieben.

Auch sie ist seit 1998 "Tagesspiegel"-Korrespondentin.

Sie hat vor wenigen Tagen die Akkreditierung bekommen.

Bisher wurde die Arbeitserlaubnis im Dezember ausgestellt,

sodass ab dem 1.1. das Arbeiten möglich war.

Diesmal mussten Dutzende internationale Korrespondenten

auf ihre Presseausweise warten - teilweise immer noch.

Wenn man diese Karte nicht hat, bedeutet das eigentlich,

dass man nicht reisen und fast nicht recherchieren kann.

Ich hab meine Karte Mitte März bekommen,

andere haben sie noch gar nicht.

'n Großteil der internationalen Presse

kann über weite Teile des Landes überhaupt nicht berichten.

Wir, die Kollegen des ARD Fernsehstudios,

haben unsere Pressekarten seit dem 7. Januar.

Zuvor haben wir dem Staat mündlich und schriftlich deutlich gemacht,

dass wir sonst aus einem anderen Land berichten müssten.

Journalisten ohne Akkreditierung dürfen in der Türkei nicht arbeiten.

Das eine hängt vom anderen ab.

Ist die Akkreditierung abgelaufen, ist es auch das Aufenthaltsrecht.

Wir befanden uns in der Situation,

dass die Akkreditierung abgelaufen war.

Man lebt hier monatelang in dem Bewusstsein,

dass man aufgegriffen werden und in die Deportationszelle kommen kann.

Am 10.3. verabschiedet sich Seibert von Susanne Güsten

und der gemeinsamen Tochter am Flughafen.

Zusammen mit ZDF-Korrespondent Brase verlässt er das Land.

Zuvor geben beide im ZDF-Studio

internationalen Medienvertretern Interviews.

Die Solidarität ist groß.

Die Chefredaktion des "Tagesspiegel" hat dem freien Mitarbeiter

die Weiterbeschäftigung als Türkei-Korrespondent zugesagt.

Die Türkei hat nie einen Grund für die Ablehnung Seiberts genannt.

Stattdessen hat der Presse-Attache der türkischen Botschaft

dem "Tagesspiegel" einen schmutzigen Deal vorgeschlagen.

Er kam mit dem Angebot, wir könnten jemand anderes akkreditieren,

weil es ginge ja nicht gegen den "Tagesspiegel".

Wir haben gesagt, dass wir uns nicht darauf einlassen.

Dass aus Gründen, die niemand nachvollziehen kann,

wir einen Wechsel vornehmen sollen.

Und dass wir uns nicht vorschreiben lassen,

wer über was berichtet.

Die türkische Seite lädt nach.

"Sind Seibert und Brase Journalisten?"

Das fragt eine regierungsnahe Zeitung nach deren Ausreise.

"Oder eher Terrorsympathisanten?"

Hinter dem Vorgehen steckt laut Medienberichten Fahrettin Altun.

Er ist Kommunikationsdirektor des türkischen Staatspräsidenten Erdogan.

Offenbar erzählte ein Mitarbeiter dem Kommunikationsdirektor,

Seibert schreibe für die Nachrichtenplattform "Ahval".

Diese gehöre zu der Gülen-Sekte,

die hier als Terrororganisation eingestuft wird.

So eine regierungsnahe Zeitung.

Da bin ich leider zum Opfer von Fake News geworden.

Das ist eine reine Propagandakiste, die da verbreitet wurde.

Meine Artikel für ein anderes Medium wurden von "Ahval" übernommen,

ohne mein Wissen.

Das wurde als Vorwand genommen, mir die Akkreditierung zu entziehen.

Nach mehr als 20 Jahren Journalismus in der Türkei.

Schon 1999 saß er bei einer Pressekonferenz neben Erdogan.

20 Jahre später wird ihm die Pressekarte entzogen.

Es gibt eine weitgehende Gleichschaltung nationaler Medien.

Viel spricht, dass Ankara versucht,

internationale Korrespondenten auf Linie zu bringen.

Wenn das klappt, wenn die türkische Regierung sich durchsetzt:

Wenn sie selbst die Korrespondenten aussuchen,

dann wird die Selbstzensur stark zunehmen.

Dann muss man Nachrichten aus der Türkei mit Vorsicht genießen.

Thomas Seibert und Jörg Brase in Istanbul,

bevor sie die Türkei verlassen mussten.

Brase kann wieder für das ZDF aus Istanbul berichten.

Auch Seibert hofft noch auf Einsicht in Ankara.

Bei der wechselhaften Politik der türkischen Regierung

ist viel möglich.

So weit ZAPP für heute.

Nächste Woche sind wir wieder für Sie da.

Bis dahin finden Sie Informationen auf unserer Website.

Bleiben Sie dran zu "7 Tage ... in der Studentenverbindung".


ZAPP: Christchurch - Medien als Verbündete des Terrors? ZAPP: Christchurch - Media as Allies of Terror? ZAPP: Christchurch - Os media como aliados do terror?

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (20.03.2019)

Diese Bilder kennt jeder.

Die Anschläge auf New Yorks Twin-Towers vom 11. September.

Sie stehen für Terror.

Damit haben die Bilder ihren Zweck erfüllt.

Warum zeigen wir sie heute?

Die Bilder vom 11. September sind ein Sinnbild für das,

was wieder passiert ist.

Herzlich willkommen zu Zapp.

Bilder als Waffe,

wie vergangenen Freitag im neuseeländischen Christchurch.

Ein Attentäter filmte, wie er 50 Menschen ermordete.

Soziale Medien ermöglichen die Live-Übertragung des Grauens.

Für Journalisten eine neue Herausforderung:

Wie umgehen mit Videos, die Terror-PR sind?

Erst hat er einen Livestream auf Facebook gestartet.

Dann hat er einen Helm mit Kamera aufgesetzt und 50 Menschen getötet.

Ein Anschlag, live auf Facebook.

Hochgeladen auf YouTube, diskutiert auf Reddit

und auf der ganzen Welt geteilt.

Der Attentäter von Christchurch hat alles daran gesetzt,

seine grausamen Taten zu verbreiten.

Darum zeigen wir weder sein Video noch nennen wir seinen Namen.

Medien reagieren unterschiedlich:

Mit einer schwarzen Titelseite wie die "Hamburger Morgenpost"

oder wie die "B.Z.":

Die zeigt Screenshots des Livestreams,

auf denen Opfer zu sehen sind.

Wir haben die Bilder unkenntlich gemacht.

Die "Bild" veröffentlicht gar Ausschnitte aus dem Video.

Chef Julian Reichelt argumentiert:

Brauchen wir die Bilder, um das Grauen zu begreifen?

Medienwissenschaftler Stephan Weichert

sieht darin keinen Mehrwert.

Es ist eine Sensationslust, die bedient wird.

Man bedient eine Pornografie des Terrors,

sich daran aufzugeilen, solche Bilder zu sehen.

Man muss verstehen:

Die Tat der Terroristen zielt auf maximale Aufmerksamkeit ab.

Medien dürfen sich nicht zu Helfershelfern machen lassen,

die die Propaganda verbreiten.

Viele Attentäter setzen darauf,

dass Medien Angst und Schrecken weiterverbreiten.

Ob Anders Breivik, ...

... der Islamische Staat ...

... oder der Terrorist vom Breitscheidplatz, Anis Amri.

Im Fokus stehen diesmal die sozialen Netzwerke.

Auf Facebook und YouTube wurde das Video in Stunden hochgeladen,

geklickt und verbreitet.

Forderungen nach mehr Kontrolle werden laut.

Doch Facebook erklärt:

In den ersten 24 Stunden haben wir über 1,5 Mio. Videos entfernt -

über 1,2 Mio. beim Upload.

Trotzdem wird das Video ständig neu hochgeladen.

Kleine Änderungen reichen, um die Filter auszutricksen.

Welches Erkennungsmerkmal ich einem solchen Video zuweise,

Tonerkennung, Bilderkennung:

Schon durch ein leichtes Manöver, kann es verändert werden,

indem ich es vom Bildschirm abfilme oder andere Sequenzen reinschneide.

Dann rutscht es durch die Filter der Algorithmen.

Bei Plattformen wie 8chan fehlt jegliche Kontrolle.

8chan ist ein Image-Board, ein Forum für Bilder und Gespräche.

Nutzer sind hier anonym.

Nichts wird gelöscht,

sofern es nicht gegen Urheberrechte verstößt.

Eine Mischung aus radikalem Gedankengut,

Grenzüberschreitungen, Frauenfeindlichkeit.

Die Nutzer: hauptsächlich junge weiße Männer.

Auf dieser Plattform verbreitet der Attentäter sein Manifest –

und kündigt seine Taten an.

Man weiß oft nicht, wer die Betreiber sind.

Man kann die Firmen oder Angebote selten zur Verantwortung ziehen,

weil sie die Domains wechseln, sich auf die freie Rede berufen.

Wer es darauf anlegt,

kann das Material noch heute im Netz finden.

Die klassischen Medien können nur eine Richtschnur vorgeben,

indem sie sich den Bildern verweigern.

Je mehr Leute soziale Medien nutzen,

desto unwichtiger werden klassische Medien im Nutzungssinne.

Im inhaltlichen Sinne werden sie umso wichtiger,

weil sie Dinge einordnen können.

Sie gehen ihrer Chronistenpflicht nach,

üben einen professionellen Beruf in der Auswahl der Inhalte aus.

Fern der Debatte trauert Neuseeland um die Opfer.

Es geht mit der Inszenierung des Täters um,

wie Regierungschefin Jacinda Ardern bei einer Rede klarstellt:

Der Attentäter wollte mit dem Terror vieles erreichen.

Eines war Bekanntheit.

Deswegen werde ich niemals seinen Namen erwähnen.

Er ist ein Terrorist, ein Krimineller, ein Extremist.

Aber wenn ich spreche, wird er namenlos bleiben.

Und andere flehe ich an:

Sprecht die Namen derer aus, die gestorben sind,

nicht den Namen des Mannes, der sie getötet hat.

Den Kontext erzählen –

aber den Täter nicht zum Helden stilisieren.

An die erinnern, um die es wirklich geht.

Mehr als 10.000 Personen waren Anfang 2019 in Deutschland

laut BKA als vermisst gemeldet.

Die Hälfte Kinder und Jugendliche.

V.a. ein Fall begegnet uns fast jeden Tag:

Der der 15-jährigen Rebecca.

Dieses Instagram-Bild von ihr ist inzwischen so etwas

wie das Logo einer Krimiserie.

Dabei ist das Foto wegen seiner Verfremdung fragwürdig.

Wie die Berichterstattung zu dem Fall.

Carsten Pilger und Sebastian Asmus haben sich das genauer angesehen.

Wo ist Rebecca Reusch aus Berlin?

... Rebbeca, Rebecca, Rebecca ...

Immer wieder dieses Foto.

Seit vier Wochen - jeden Tag.

Ein Mädchen wird vermisst.

Seit einem Monat sucht die Polizei nach der 15-jährigen Rebecca.

Inzwischen geht die Kripo davon aus, dass die Vermisste getötet wurde.

Ihr Schwager sitzt in U-Haft.

Mit diesem Foto sucht die Polizei nach Rebecca.

Das Mädchen hatte es selbst digital nachbearbeitet.

Wie es Millionen Teenager jeden Tag im Netz tun.

Aber kann man mit einem solchen Bild eine Vermisste finden?

Mit einem verfälschten, ikonographisch überhöhten Bild?

Marlis Prinzing ist Professorin für Journalistik in Köln.

Ein bearbeitetes Foto von Instagram ist überhaupt nicht nützlich,

um nach einer Vermissten zu suchen.

Weil es nicht die Realität abbildet.

Hinzu kommt im Fall von Rebecca, dass das Bild auf eine Art

bearbeitet worden ist, dass so ein Subtext entsteht.

Der liest sich, als handle es sich um eine Lolita-Geschichte.

Und noch ein Foto sorgt für Aufsehen, das vom Schwager.

Nach seiner Verhaftung veröffentlicht die Polizei diese Ermittlungsfotos.

Sie tut es unverfremdet, ZAPP hat die Bilder verpixelt.

Die Medien verbreiten das Bild wieder und wieder.

Und immer war der Schwager zu erkennen.

Nun gibt's ja einige Spuren ... Die 15-jährige Rebecca ...

... aus der U-Haft freikommen.

Die Vereinigung Berliner Strafverteidiger

hat einen Offenen Brief geschrieben.

Spricht davon, dass rechtsstaatliche Prinzipien

"auf dem Altar sich aufschaukelnder Sensationslust geopfert werden".

Strafverteidiger Stefan Conen kritisiert

die Vorverurteilung des Verdächtigen.

Die Unschuldsvermutung gilt ungeteilt für jeden,

der von einem Strafverfahren betroffen ist.

Mich interessiert weniger, wie die Medien dastehen.

Mich interessiert, wie der junge Mann dasteht.

Und wie das Verfahren dasteht.

Was da angerichtet wird, lässt sich auch

mit späterer Berichterstattung nicht mehr gutmachen.

Trotz der Vorverurteilung zeigen viele Medien den Schwager

bis heute unverpixelt.

Auch RTL, Sat.1 und die anderen Privatsender berichten unentwegt.

Auch dann, wenn es nichts zu berichten gibt.

Dann werden sogar Instagram-Fotos zur Nachricht.

Rebeccas Familie gibt die Hoffnung nicht auf.

Ihre ältere Schwester Vivien teilt ihren Schmerz jetzt öffentlich

auf Instagram und hat dort Fotos von sich mit Rebecca gepostet.

Immer mehr Boulevard-Medien setzen das Leid v.a. der Mutter in Szene.

Wo ist Rebecca?

Ich frage mich jeden Tag: Wann wache ich aus diesem Albtraum auf?

Auf Anfrage rechtfertigt Sat.1 die tränenreiche Berichterstattung.

Man würde ...

... berichten.

Die "Bunte" macht eine Homestory über Angst, Trauer und Hoffnung.

Tanja May aus der Chefredaktion hat ein Exklusiv-Interview

mit den Eltern geführt und liefert reichlich Emotionen.

Man kann sich nicht vorstellen,

wie es den Eltern der 15-jährigen Rebecca aus Berlin geht.

Es sind viele Tränen geflossen, aber es wurde auch gelacht.

Nutzt man mit diesen Interviews nicht die Notlage der Familie aus?

Die "Bunte" teilt ZAPP schriftlich mit:

Und RTL antwortet:

Die Eltern öffnen den Journalisten zwar die Türen.

Aber ist es auch richtig, zu berichten?

Oder nutzen die Medien den Ausnahmezustand der Familie aus?

Die Familie befindet sich in einer Extremsituation.

Ein geliebter Mensch ist seit Wochen nicht auffindbar.

Da kann man auf ganz unterschiedliche,

vielleicht auch irrationale Ideen kommen.

Etwa, dass man sagt:

Jetzt lade ich einfach die Medienleute zu mir nach Hause ein.

In seiner Verzweiflung redet auch der Vater immer wieder mit Reportern.

Und Rebeccas Schwester.

Die emotionale Not als Einfallstor für Tragödienjournalismus.

Michael Lietz ist freier Reporter für den öffentlich-rechtlichen RBB.

Auch für Brisant hat er schon über die Suche nach Rebecca berichtet.

Zurückhaltender als manche Boulevard-Journalisten.

Die Kollegen sind mehr unter Druck.

Spekulationen beginnen:

Liegt sie da hinten? Kommt sie da lang?

Es finden sich welche, die darüber spekulieren,

ob durch die Meute der Leichenwagen geführt wird oder nicht.

Ich weiß nicht, ob das noch unser Auftrag ist.

Vielen Medien geht es längst nicht mehr darum, zu informieren

oder Rebecca zu finden.

Wenn es je zu einem Prozess kommt, werden alle Beteiligten

von vornherein voreingenommen sein durch diese Berichterstattung.

Diesen Beitrag, und alle anderen, können Sie übrigens Online sehen,

unter www.ndr.de/zapp.

Da isser wieder: Thomas Gottschalk.

Diese Woche jagt eine Schlagzeile die nächste:

Trennung von Ehefrau Thea, neue Literatursendung beim BR.

Und heute dann die Nachricht:

Thomas Gottschalk wird wieder "Wetten, dass..?" moderieren.

Einmalig im kommenden Jahr.

Nach dem Unfall des Wettkandidaten Samuel Koch hatte Gottschalk

die Sendung vor acht Jahren zum letzten Mal moderiert.

Jetzt die Chance für alle,

mal was Verrücktes zu machen.

Kommen wir zu weiteren medialen Highlights der Woche.

Die hat Kathrin Drehkopf rausgesucht.

Früher war das mit Partys unkompliziert.

Hauptsache: Geschenk,

ein paar Blumen - und ab ans Buffet.

Man blieb unter sich.

In Zeiten von Facebook & Co. ist das anders, wissen jetzt auch die Gäste von Matthias Matussek.

Der nach rechts gedriftete Journalist ...

Merkel muss weg! Merkel muss weg!

... hatte zum 65. eingeladen.

Er zeigte auf Facebook stolz, wer alles kam:

Ex-"Spiegel"-Kollegen wie Jan Fleischhauer,

aber auch seine neuen Freunde:

AfD-Fan Erika Steinbach oder der rechtsextreme Mario Müller.

Huch, das ist doch ARD-Mann Reinhold Beckmann?

# Ein trauriger Mann mit traurigem Geist

Niemand mehr da, alle längst abgereist

Eine Frau sitzt auf meinem Schoß #

Schon zog der Shitstorm auf.

#mitrechtenfeiern? Geht gar nicht, fanden viele.

Jan Böhmermann forderte ein Statement

der "Spiegel"-Chefredaktion:

Die Antwort:

Tja, privat ist eben privat.

Auch wenn sich Matussek offenbar mit seiner Party profilieren will –

aber deshalb vorher nach der Gästeliste fragen?

Na ja.

Anders hier:

Wer diese Einladung kriegt,

weiß spätestens jetzt genau, wer kommt.

Die bekam nämlich auch der türkische Präsident Erdogan:

Eine Einladung zur Hochzeit von Ex-Nationalspieler Özil

und seiner Verlobten Amine Gülse.

Angeblich soll Erdogan sogar ihr Trauzeuge werden.

Dass die beiden ganz dicke sind, haben sie ja schon gezeigt.

Nun die neue PR-Nummer der beiden.

Das Foto postete sogleich Erdogans Partei AKP.

Wir sind gespannt, wer sich noch zur Hochzeit traut.

Werden wir bald auf Instragram erfahren.

Deutsche Journalisten sind eher nicht dabei,

die hat Erdogan nicht so gerne.

Dreimal dürfen Sie raten, wer das ist: Reinhard Grindel.

Der sieht heute so aus – und ist DFB-Präsident!

In den Achtzigern war der mal beim Radio,

später beim ZDF Studioleiter in Berlin und Brüssel.

Mit Journalismus kennt der sich aus.

Hätte ihm später auch geholfen, sagt er:

Als CDU-Bundestagsabgeordneter.

* (O-Ton) Vor den Kameras gefragt bin ich als Sprecher der CDU/CSU-Fraktion

im Gorleben-Untersuchungsausschuss. *

* Gute Politik muss gut kommuniziert werden. *

Genau.

Aber damit hakte es letzte Woche

beim Interview mit der Deutschen Welle.

Ging um ein Reizthema: die neuen Wettbewerbe im Fußball.

Interviewer Florian Bauer wollte viele Fragen abarbeiten:

Fangen wir an in der Abarbeitung.

Okay, arbeiten wir das ab.

Das sind drei wichtige Punkte, arbeiten wir die ab.

Grindel antwortete ruhig.

Der Reporter hakte kritisch nach, ist schließlich sein Job.

Doch dann:

Jetzt machen Sie doch vernünftige Fragen,

auf die ich vernünftig antworten kann.

Ich glaube, das mache ich.

Ich schließe ab mit dem 25-Milliarden-Deal ...

Der 25-Milliarden-Deal und die geheimen Geldgeber der Klub-WM.

Da wurde es Grindel zu bunt:

Ich beantworte noch drei Fragen zu Katar.

Dann ist das Interview beendet.

Herr Bauer, komm ...

Herr Grindel, warten Sie doch.

Können wir nicht zu Katar zu Ende fragen?

Herr Grindel, so eine Reaktion auf unangenehme Fragen?

Ein Interview ist kein "Wünsch dir was".

Was hätte ZDF-Studioleiter Grindel wohl damals dazu gesagt?

Während ich hier moderiere,

moderiert eine Kollegin von mir oben in der ZAPP-Redaktion.

Und zwar im Netz.

Soziale Medien gehören für die meisten Sendungen

selbstverständlich dazu.

Sie bieten die Möglichkeit, mit Zuschauern in Kontakt zu treten

über die Interaktionsmöglichkeiten bei Facebook oder YouTube.

Das ist aber nur die eine Seite.

Die andere Seite ist Hatespeech: Hassbotschaften.

Kommentare, die beleidigend sind und andere verunglimpfen.

Manchmal sind sie auch strafbar.

Der Umgang damit ist leider inzwischen Alltag.

Immer wieder steht deswegen Facebook in der Kritik.

Aber welche Verantwortung haben die Redaktionen,

die ihr Publikum bei Facebook diskutieren lassen?

Melanie Boeff berichtet.

Beispiele aus Kommentarspalten deutscher Medien auf Facebook.

Wir treffen einen, der gegen diesen Hass kämpft:

Florian Röder von der Initiative #ichbinhier.

Er fordert mehr Sorgfalt von den Redaktionen.

Sie haben gern eine Community, die diskutiert.

Dass Leute, die unterschiedlicher Meinung sind,

nicht beleidigt werden und so vertrieben werden.

Es ist Interesse der Redaktion, ihre User zu schützen.

Wir erfahren, welche Medien auf ihren Seiten viel Hass zulassen.

Vorne mit dabei Klassiker wie "Bild" und "Focus".

"ZDF heute" bekleckert sich auch selten mit Ruhm.

Bei "Focus" und "Bild" findet man solche Kommentare:

"Bild" und "Focus" gehen auf ZAPP-Anfrage darauf nicht ein.

Sie meinen aber beide, dem Problem angemessen zu begegnen.

Und auf der Seite von "ZDF heute":

Auf Anfrage erklärt das ZDF:

Man habe diese Kommentare inzwischen gelöscht.

Wir zahlen alle Gebühren und die meisten zahlen sie gerne.

Aber dafür erwarten wir,

dass sie uns schützen davor, bedroht oder beleidigt zu werden.

In Hamburg bei Gruner + Jahr kümmern sich bei Stern Digital

zehn Mitarbeiter um den Social-Media-Auftritt.

Bis zu 10.000 Kommentare landen hier täglich.

Viel Hass bleibt stehen.

Wir haben ein dickes Fell, was das angeht.

Wir lassen viele Diskussionen auf unseren Kommentarspalten zu.

Auch eine breite Palette an Themen und Meinungen.

Aber wenn es hinausgeht über die Meinungsfreiheit,

dann schauen wir genau drauf und es wird gelöscht.

Wir zeigen Tolgay Azman Kommentare auf Facebook.

" 'Deutsche IS-Kämpfer sollen offenbar den Kopf verlieren'

würde mir anders besser gefallen."

Lasst ihr das stehen, weil ihr euren Usern Freiraum lassen wollt?

Wir wollen nicht in unserer Community nur haben,

dass es eine gute Atmosphäre gibt.

Wir lassen etwas stehen, wenn es von der Meinungsfreiheit gedeckt ist.

Der Anspruch ist hier ein anderer.

Wenn Redaktionen Hasskommentare anzeigen,

werden daraus solche Akten wie in der Staatsanwaltschaft Köln.

Mit dem Projekt "Verfolgen statt nur löschen"

arbeitet Christoph Hebbecker eng mit Redaktionen zusammen:

Von WDR, RTL und "Rheinischer Post".

Hass-Postings können sie bei ihm melden.

Das Projekt gibt es bis jetzt nur für einige Medienpartner.

Für andere Redaktionen ist es kompliziert, Hetze anzuzeigen.

Das Erstatten einer Strafanzeige bedeutet Arbeit.

Wenn ich mich auch noch damit beschäftigen muss,

wo werde ich meine Strafanzeige los?

Es ist gut nachvollziehbar,

dass viele Medienunternehmen Abstand davon nehmen.

Sondern sich damit begnügen, das Posting zu löschen.

Verfolgen statt nur löschen: Die Hater sollen vor Gericht.

Bis jetzt gibt es mehr als 100 Strafverfahren.

So etwas gehört bestraft.

Dass es eine Abschreckungswirkung bei den Beschuldigten haben kann.

Aber nur, wenn die Redaktionen mehr Verantwortung übernehmen.

Es muss Personal da sein, das sich darum kümmern kann.

Da reicht nicht eine Person, wenn man die Social-Media-Kanäle

und die Frequenz sieht, in der gepostet wird.

Manchmal wird alle 20 Minuten etwas veröffentlicht.

Das im Blick zu haben,

kostet Personal und ist zeitintensiv.

Man muss Geld in die Hand nehmen.

Social Media ist kein rechtsfreier Raum.

Wenn das allen Usern klar ist, werden die Hater verschwinden.

Die Antworten der Medien können Sie nachlesen unter www.ndr.de/zapp.

Der Film, den sie gleich sehen, existiert nur,

weil der Korrespondent in der Türkei eine gültige Pressekarte hat.

Nur damit dürfen ausländische Journalisten in der Türkei arbeiten.

Das heißt auch:

Keine Pressekarte, keine Arbeit ausländischer Korrespondenten.

Und damit auch keine kritischen Berichte aus der Türkei.

Weil Behörden das verstanden haben, nutzen sie ihre Macht.

Sie verzögern die Ausgabe von Pressekarten

oder stellen sie gar nicht aus.

Betroffen sind auch Korrespondenten von "Tagesspiegel" und ZDF.

Oliver Meyer-Rüth berichtet.

Flughafen Istanbul, Sonntagnachmittag.

ZDF-Türkei-Korrespondent Jörg Brase

ist nach einer Woche Zwangspause wieder da.

Der türkische Staat hat einen Rückzieher gemacht.

Brase wird die Akkreditierung als Journalist doch nicht entzogen.

Thomas Seibert, Türkei-Korrespondent des "Tagesspiegel",

musste zusammen mit Brase vor zwei Wochen Istanbul verlassen.

Bei ihm bleibt Ankara bei der Entscheidung,

seine Akkreditierung nach 22 Jahren zu entziehen.

Die Entscheidung der türkischen Regierung kam für alle überraschend.

Ich musste innerhalb von zehn Tagen das Land verlassen.

Ich habe das Nötigste gepackt - und raus.

Nach mehr als 20 Jahren in der Türkei fällt das schwer.

Seiberts Ehefrau ist in Istanbul geblieben.

Auch sie ist seit 1998 "Tagesspiegel"-Korrespondentin.

Sie hat vor wenigen Tagen die Akkreditierung bekommen.

Bisher wurde die Arbeitserlaubnis im Dezember ausgestellt,

sodass ab dem 1.1. das Arbeiten möglich war.

Diesmal mussten Dutzende internationale Korrespondenten

auf ihre Presseausweise warten - teilweise immer noch.

Wenn man diese Karte nicht hat, bedeutet das eigentlich,

dass man nicht reisen und fast nicht recherchieren kann.

Ich hab meine Karte Mitte März bekommen,

andere haben sie noch gar nicht.

'n Großteil der internationalen Presse

kann über weite Teile des Landes überhaupt nicht berichten.

Wir, die Kollegen des ARD Fernsehstudios,

haben unsere Pressekarten seit dem 7. Januar.

Zuvor haben wir dem Staat mündlich und schriftlich deutlich gemacht,

dass wir sonst aus einem anderen Land berichten müssten.

Journalisten ohne Akkreditierung dürfen in der Türkei nicht arbeiten.

Das eine hängt vom anderen ab.

Ist die Akkreditierung abgelaufen, ist es auch das Aufenthaltsrecht.

Wir befanden uns in der Situation,

dass die Akkreditierung abgelaufen war.

Man lebt hier monatelang in dem Bewusstsein,

dass man aufgegriffen werden und in die Deportationszelle kommen kann.

Am 10.3. verabschiedet sich Seibert von Susanne Güsten

und der gemeinsamen Tochter am Flughafen.

Zusammen mit ZDF-Korrespondent Brase verlässt er das Land.

Zuvor geben beide im ZDF-Studio

internationalen Medienvertretern Interviews.

Die Solidarität ist groß.

Die Chefredaktion des "Tagesspiegel" hat dem freien Mitarbeiter

die Weiterbeschäftigung als Türkei-Korrespondent zugesagt.

Die Türkei hat nie einen Grund für die Ablehnung Seiberts genannt.

Stattdessen hat der Presse-Attache der türkischen Botschaft

dem "Tagesspiegel" einen schmutzigen Deal vorgeschlagen.

Er kam mit dem Angebot, wir könnten jemand anderes akkreditieren,

weil es ginge ja nicht gegen den "Tagesspiegel".

Wir haben gesagt, dass wir uns nicht darauf einlassen.

Dass aus Gründen, die niemand nachvollziehen kann,

wir einen Wechsel vornehmen sollen.

Und dass wir uns nicht vorschreiben lassen,

wer über was berichtet.

Die türkische Seite lädt nach.

"Sind Seibert und Brase Journalisten?"

Das fragt eine regierungsnahe Zeitung nach deren Ausreise.

"Oder eher Terrorsympathisanten?"

Hinter dem Vorgehen steckt laut Medienberichten Fahrettin Altun.

Er ist Kommunikationsdirektor des türkischen Staatspräsidenten Erdogan.

Offenbar erzählte ein Mitarbeiter dem Kommunikationsdirektor,

Seibert schreibe für die Nachrichtenplattform "Ahval".

Diese gehöre zu der Gülen-Sekte,

die hier als Terrororganisation eingestuft wird.

So eine regierungsnahe Zeitung.

Da bin ich leider zum Opfer von Fake News geworden.

Das ist eine reine Propagandakiste, die da verbreitet wurde.

Meine Artikel für ein anderes Medium wurden von "Ahval" übernommen,

ohne mein Wissen.

Das wurde als Vorwand genommen, mir die Akkreditierung zu entziehen.

Nach mehr als 20 Jahren Journalismus in der Türkei.

Schon 1999 saß er bei einer Pressekonferenz neben Erdogan.

20 Jahre später wird ihm die Pressekarte entzogen.

Es gibt eine weitgehende Gleichschaltung nationaler Medien.

Viel spricht, dass Ankara versucht,

internationale Korrespondenten auf Linie zu bringen.

Wenn das klappt, wenn die türkische Regierung sich durchsetzt:

Wenn sie selbst die Korrespondenten aussuchen,

dann wird die Selbstzensur stark zunehmen.

Dann muss man Nachrichten aus der Türkei mit Vorsicht genießen.

Thomas Seibert und Jörg Brase in Istanbul,

bevor sie die Türkei verlassen mussten.

Brase kann wieder für das ZDF aus Istanbul berichten.

Auch Seibert hofft noch auf Einsicht in Ankara.

Bei der wechselhaften Politik der türkischen Regierung

ist viel möglich.

So weit ZAPP für heute.

Nächste Woche sind wir wieder für Sie da.

Bis dahin finden Sie Informationen auf unserer Website.

Bleiben Sie dran zu "7 Tage ... in der Studentenverbindung".