Sendung: tagesschau 13.04.2020 16:00 Uhr - Forschung nach Corona-Impfstoff
Themen der Sendung: Wissenschaftler der Forschungsgemeinschaft Leopoldina legen Gutachten zur Lockerung der Corona-Einschränkungen vor, Laut Robert Koch-Institut immer mehr Genesungen nach Corona-Infektion, Die meisten Bundesbürger haben auf Osterreisen verzichtet, In Spanien nehmen erste Betriebe wieder ihre Arbeit auf, Mehr als eine halbe Millionen gemeldete Corona-Infizierte in den USA, Forschung nach Corona-Impfstoff, OPEC-Staaten drosseln Ölförderung, 150-jähriges Jübiläum der New Yorker MET - ohne Festakt, Einstand des neuen Hertha-Chefcoachs Bruno Labbadia, Das Wetter
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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen
mit der tagesschau.
Heute im Studio: Michail Paweletz
Guten Tag, willkommen zur tagesschau.
Überlegungen für eine Lockerung
der Corona-Schutzmaßnahmen
und eine Normalisierung des
öffentlichen Lebens werden konkreter.
Wissenschaftler der
Forschungsgemeinschaft Leopoldina
gaben heute ihre Empfehlung:
Man solle bald den Schulbetrieb
für jüngere Kinder wieder aufnehmen,
sowie Gaststätten und Läden öffnen.
Bedingung sei, dass sich Infektionen
auf niedrigem Niveau stabilisieren
und Schutzmaßnahmen
eingehalten werden.
Kanzlerin Merkel kündigte
Vorschläge der Leopoldina
als Entscheidungsgrundlage an.
Am Mittwoch berät sie
mit den Ministerpräsidenten.
Sven Knobloch in Leipzig:
Wie stellen sich die Experten
eine Wiederöffnung
von Schulen und Kitas vor?
Die Experten empfehlen zunächst
die Schüler der Grundschulen
und der Sekundarstufe eins
wieder in den Unterricht zu bringen.
Man sollte das mit Kleingruppen
mit 15 Schülern machen.
Die Schwerpunkte
sollen Mathe und Deutsch sein.
Sie benötigen stärker
die persönliche Anleitung,
um zu lernen.
Ältere und Studierende
könnten besser online lernen.
Die Experten
äußern sich auch zu Kitas.
Dort empfehlen sie den Notbetrieb
bis zu den Sommerferien.
Die kleinen Kinder können
mit Hygiene und Distanzregeln
nicht so gut umgehen.
Wie beschreiben die Wissenschaftler
die Mindestvoraussetzungen?
Bedingung sei,
dass sich die Neuinfektionen
auf niedrigem Niveau stabilisieren.
Testkapazitäten
und Nachverfolgbarkeit
sollten ausgebaut werden.
Hygieneregeln sollen weiter
konsequent eingehalten werden.
Zusätzlich soll es Maßnahmen
wie die Schutzmaskenpflicht geben.
Die Kanzlerin bezeichnete die
Empfehlung als wichtige Grundlage
für ihre Entscheidungen.
Es soll in Gesprächen darum gehen,
wie man den Alltag
wieder normalisieren kann.
Immer mehr Menschen in Deutschland
werden nach einer Corona-Infektion
als genesen gemeldet.
Die Zahl der Infektionen
wird mit 123.016 angegeben.
Die meisten Bürger haben offenbar
an Ostern wegen der Corona-Pandemie
auf Reisen verzichtet.
Auf den Autobahnen
blieben die Staus aus.
Die Bahn verkaufte nur ein Fünftel
der Tickets des Vorjahres.
Auch in Bundesländern
ohne ausdrückliche Verbote
waren deutlich weniger Menschen
unterwegs als sonst.
Die Tourismusbranche
verzeichnet spürbare Einbußen.
Die Hamburger Landungsbrücken:
Sonst beliebtes Ausflugsziel
besonders an Feiertagen -
heute Leere.
Kurztrips und Reisen haben
die Deutschen in diesem Jahr
über Ostern größtenteils unterlassen.
Ostern 2020 war für uns auch
eine andere Welt.
Die Züge waren spärlich gefüllt -
nur etwa 20 % der sonst
üblichen Fahrgäste.
Nur 300.000 Buchungen
hat die Bahn über Ostern verzeichnet.
2019 waren es mehr als 1,5 Millionen.
Die Auswirkungen der Pandemie
sind auch auf den Straßen sichtbar.
Wir haben
eine Ausnahmesituation erlebt,
mit Rückgängen von Staus
von teilweise 90 %.
Der ADAC beobachtet
die Verkehrslage genau.
Das war ein Blick auf ruhige und
fast leere Straßen und Autobahnen.
Reisen sind fast ganz unterblieben
und der Radius der Menschen,
in dem sie sich bewegen,
hat sich extrem verringert.
Die Reisebeschränkungen sorgen
für verlassene Strände an den Küsten
wie hier in Kühlungsborn.
Auch nur wenige Einheimische
machen sich auf den Weg ans Meer.
Die Menschen haben Verzicht geübt.
Sie haben auf Ausflüge verzichtet.
Selbst an den Grenzen
und klassischen Ausflugsstrecken
war wenig Verkehr.
Wenn es überhaupt zu Staus kam,
dann lag das an Unfällen.
Trotz des Kaiserwetters mancherorts:
Die Mehrheit der Deutschen scheint
die Beschränkungen wegen Corona
ernstgenommen zu haben.
Nach zweiwöchiger Schließung
haben in Spanien heute
die ersten Betriebe
die Arbeit wieder aufgenommen.
Zuvor war die Zahl der Neuinfektionen
und der Todesfälle zurückgegangen.
In Regionen, in denen Ostermontag
kein Feiertag ist,
durften Hunderttausende
an ihre Arbeitsplätze zurückkehren:
Besonders in Baugewerbe
und Industrie.
In Madrid verteilte die Polizei
Schutzmasken an die Fahrgäste
im öffentlichen Nahverkehr.
Die landesweite Ausgangssperre
bleibt aber in Kraft,
bis mindestens zum 25. April.
Im US-Bundesstaat New York
ist die Zahl der Corona-Toten
auf mehr als 9300 gestiegen.
Allein gestern hätten
758 Menschen ihr Leben verloren,
so Gouverneur Cuomo.
Er bremste Hoffnungen
auf eine schnelle Öffnung
von Betrieben und Geschäften.
In den USA gibt es
laut Johns-Hopkins-Universität
mehr als 500.000 Corona-Fälle.
Seit Ausbruch der Corona-Pandemie
wird weltweit fieberhaft geforscht.
Es geht um Medikamente,
aber vor allem um einen Impfstoff.
Normalerweise
dauert so eine Entwicklung Jahre.
Nun gibt es einen Wettbewerb unter
Biotech-Firmen und Forschungslaboren.
Die Politik stellte in Aussicht,
Zulassungen zu vereinfachen.
In dieser Flüssigkeit könnte die
Lösung für die Corona-Krise stecken.
Darin sind Bakterien,
die einen Impfstoff gegen
das Corona-Virus produzieren.
Erste Tests an Mäusen verliefen
laut Forschern vielversprechend.
Seit Jahresbeginn forscht ein Team
um den Immunologen Martin Bachmann
von der Universität Bern
an einem Impfstoff.
Vereinfacht stellen sie
vom Corona-Virus
ungefährliche Attrappen her.
Sie veranlassen den Körper,
Antikörper zu produzieren,
die das Virus bekämpfen können.
Jeder dieser Kreise
ist eine Virus-Attrappe.
Die sehen alle gleich aus.
Das ist wichtig
für eine Impfstoffherstellung.
Einen anderen Weg gehen
die Forscher eines Biotech-Start-ups
nahe Zürich.
Mit Blut geheilter Covid-19-Patienten
wollen sie ein Medikament herstellen.
Denn darin sind Antikörper,
die das Virus neutralisieren.
Diese zu finden ist aufwendig.
Jeder weiße Punkt ist ein Antikörper,
hier stark vergrößert.
Im Blut sind Millionen.
Doch nicht alle
sind gegen das Corona-Virus wirksam.
Wir suchen die Nadel im Heuhaufen.
Wir haben heute zwei Millionen
antikörperproduzierende Zellen
aus den Patienten bekommen.
Vielleicht jede Hunderttausendste
ist eventuell
gegen das Virus gerichtet.
Weltweit arbeiten
mehr als 50 Forscherteams
an Impfstoffen und Medikamenten.
Sie hoffen auf stark abgekürzte
Zulassungsverfahren,
um Impfstoffe
rasch auf den Markt zu bringen.
Wichtige Förderländer drosseln
die Ölproduktion so stark wie nie.
Die Staaten des Öl-Kartells OPEC und
ihre Partner einigten sich darauf,
im Mai und Juni pro Tag fast 10 Mio.
Barrel weniger zu produzieren.
Das sind etwa zehn Prozent
der weltweiten Fördermenge.
Die Vereinbarung
soll den Ölmarkt stabilisieren.
Die sinkende Nachfrage
löste einen Preisrutsch aus.
Mit einem dringenden Appell wandte
sich OPEC-Generalsekretär Barkindo
zu Beginn der Videokonferenz
an die Mitgliedstaaten.
Man müsse trotz aller Unterschiede
einen Konsens finden.
Gelinge das nicht, wolle er sich
die Konsequenzen nicht vorstellen.
Gestern der Durchbruch:
13 OPEC-Mitgliedsstaaten
und zehn weitere Länder,
darunter Russland und Mexiko, einigen
sich nach Tagen der Verhandlungen:
Die 23 Staaten reduzieren im Mai
und Juni ihre Erdölproduktion.
9,7 Mio. Barrel weniger pro Tag,
das entspricht 1,4 Mrd. Litern.
Eine gute Entscheidung,
sagt der Mineralölwirtschaftsverband
Deutschland.
Jedes beteiligte Land
sei über seinen Schatten gesprungen.
Die durch die OPEC
beschlossene Ölförderung
reicht nicht aus, um den
Nachfragerückgang zu kompensieren.
Aber wir haben ein wichtiges Signal
der Stabilisierung am Ölmarkt.
Das ist gut für die Finanzen
von Ölförderländern.
Das ist gut auch
für ölfördernde Unternehmen -
und das ist in den schwierigen
Zeiten das richtige Signal.
Vor allem Mexiko
verwehrte sich der Forderung,
täglich 400.000 Barrel Öl weniger
zu produzieren.
Den Durchbruch
brachte ein Vorschlag der USA:
Sie fahren ihre Produktion
massiv zurück,
Mexiko muss nur um 100.000 Barrel
täglich verringern.
Der Ölpreis fiel dennoch
leicht ins Minus.
Aus Expertensicht aber
habe er sich stabilisiert.
Für die Verbraucher
wird sich so schnell nichts ändern,
Benzin an der Zapfsäule
bleibt günstig.
Das Metropolitan Museum of Art
in New York begeht heute
sein 150-jähriges Jubiläum
ohne die geplanten Feierlichkeiten.
Das MET gilt
mit seinen 1,5 Millionen Exponaten
als eines der bedeutendsten Museen
der Welt.
Wegen der Corona-Pandemie
ist es seit einem Monat geschlossen.
Im Bundesstaat New York
sind bislang fast 10.000 Menschen
an einer Corona-Infektion gestorben.
So kennen Menschen aus aller Welt
das Metropolitan Museum -
immer gut besucht.
Spektakuläre Ausstellungen
oder die pompöse MET-Gala.
Nun sind die Stufen
vor dem Museum verwaist.
Jubiläumsveranstaltungen, Events -
abgesagt.
Im Inneren Leere.
Einen kurzen Fußweg vom Museum
im Central Park
behandeln Ärzte Corona-Patienten.
Wenn es ein Lazarett gibt
im Central Park,
gibt es keinen Grund,
dass wir uns feiern.
Es geht jetzt darum:
Was können wir tun?
Was können wir
der Gesellschaft zurückgeben?
Das Ergebnis von Videokonferenzen:
das digitale Museum für zu Hause.
Virtuelle Rundgänge
durch 5000 Jahre Kunstgeschichte.
Statt Lesestunden für Schüler -
Bilderbuchvideos.
Mitmachaktionen in sozialen Medien
für die Besucher,
die zu Hause Kunstwerke nachstellen.
Aktionen aus einer Branche
in der Krise.
Hier sind in der Regel
alle private Stiftungen.
Privat finanziert.
Das MET
ist eine wohlhabende Institution
umgeben von vielen Förderern,
die uns jetzt unterstützen.
Wenn das MET für viele Monate
geschlossen sein wird,
wird es für uns unmöglich sein, den
ganzen Mitarbeiterstab zu tragen.
Die Gehälter
der über 2000 Mitarbeiter
sind nur bis Anfang Mai sicher.
Die Hoffnung ist, dass das Museum
im Juli wieder öffnen kann.
Das ist noch ungewiss.
Kein Handschlag, keine Umarmung.
Die Rückkehr
in die Fußball-Bundesliga
hat sich Herthas neuer Cheftrainer
Bruno Labbadia anders vorgestellt.
Die Umstände der Corona-Pandemie
beschäftigten ihn extrem,
sagte der 54-Jährige heute
bei seiner Vorstellung in Berlin.
Jetzt müsse man aus der Situation
das Beste machen.
Labbadia führte letzte Saison den
VfL Wolfsburg in die Europa-League
und war seitdem ohne Job.
Ostermontag in Berlin:
Bruno Labbadia leitet
das Training bei Hertha BSC.
Wegen der Spielpause
entschieden die Verantwortlichen,
schon jetzt den geplanten
Trainerwechsel vorzunehmen.
Es ist eine ungewöhnliche Situation.
In drei Achtergruppen
ist der Profikader aufgeteilt.
Erschwerte Bedingungen
für den neuen Trainer,
der die Mannschaft erst kennenlernt.
Ich kann keinem die Hand geben.
Ich kann keinen Körperkontakt suchen
auf dem Platz.
Der ist auch wichtig,
um Nähe aufzubauen.
Labbadia ist in dieser Saison
bereits der vierte Hertha-Trainer.
Unter dem unerfahrenen Ante Covic
rutschte der Hauptstadtklub
in den Abstiegskampf.
Jürgen Klinsmann brachte Glanz
und sportliche Stabilität.
Doch es gab Streit um Kompetenzen
und einen peinlichen Abgang
durch die Hintertür.
Klinsmanns Assistent Nouri übernahm.
Doch er blieb eine Notlösung,
auch wegen Nähe zu Klinsmann.
Bruno Labbadia hatte zuletzt
den VfL Wolfsburg trainiert,
davor in der Bundesliga Leverkusen,
Stuttgart und zweimal den HSV.
Wir haben ein gutes Gefühl.
Wir hatten gute Gespräche und
kennen ihn lange aus der Bundesliga.
In den Gesprächen überzeugte Labbadia
auch mit diesem Angebot:
Solange der Spielbetrieb ruht,
wird er auf einen großen Teil
seines Gehalts verzichten.
Hier noch die Wetteraussichten:
Morgen im Südwesten viel Sonne,
auch im Nordosten teils länger schön.
Sonst teils dichte Wolken
und meist trocken.
Die tagesschau
meldet sich wieder um 20 Uhr.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.
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