Geschichte und Experiment zur flachen Erde
Willkommen zurück, mein Name ist Sascha.
Heute wollen wir über die Ideen einer flachen und einer runden Erde reden.
Hier ist ein Blick auf die Geschichte dieser Ideen interessant.
Am Ende des Videos haben wir ein kleines Experiment, mit dem fast jeder prüfen kann, ob die Erde
flach ist oder rund.
In altertümlichen Kulturen waren die Leute davon überzeugt, dass die Erde flach sei.
Mit der Geschichte wollen wir nicht so früh beginnen.
Wir starten bei Aristoteles, der etwa 350 Jahre vor Christus lebte.
Er beobachtete, dass die Masten von Schiffen am Horizont zuerst auftauchen.
Dass in südlichen Ländern die südlichen Sternbilder höher über dem Horizont stehen
als in nördlichen Ländern.
Er beobachtete auch, dass der Erdschatten, der auf den Mond während einer Mondfinsternis
fällt, rund ist.
Mit diesen Beobachtungen kam er zum Ergebnis, dass die Erde rund ist und nicht flach.
Etwa 100 Jahre später berechnete Eratosthenes als erster den Erdradius.
Dafür nutzte er den Einfallswinkel der Sonne in Alexandria und Syene.
Diese Berechnungen schauen wir uns später an.
1517 startete Fernando Magellan seine Erdumsegelung.
Nicht um in die Geschichte als tollkühner Entdecker einzugehen, sondern weil er die
Aufgabe bekommen hat, eine westliche Route nach Ostindien zu finden.
Diese Erdumsegelung zählt als Beweis für eine runde Erde.
Gehen wir nun ein wenig in der Geschichte zurück.
Haben die Leute im Mittelalter wirklich an eine flache Erde geglaubt?
Die Antwort ist einfach: nein.
Besonders die Gelehrten waren von einer runden Erde überzeugt.
Nur um einige Namen von Gelehrten zu nennen, deren Werke Aufmerksamkeit bekamen: natürlich
haben wir Aristoteles.
Plinius der Ältere, der im ersten Jahrhundert lebte, nahm die Ideen von Aristoteles und
fügte seine eigenen Beobachtungen zu seinem Buch „Naturgeschichte“ hinzu.
St.
Isodor von Sevilla, der im siebten Jahrhundert lebte, beschrieb in seinem Buch „De Natura
Rerum“ die Erde als ein rundes Objekt oder Globus.
Das Buch „Lucidarius“ wurde im zwölften Jahrhundert veröffentlich.
Auch wenn die Autoren unbekannt sind, wird darin die Erde als eine Kugel beschrieben.
Einer der einflussreichsten Theologen war Thomas von Aquin.
Er lebte im 13.
Jahrhundert und war ebenfalls von einer runden Erde überzeugt.
Natürlich gibt es noch viel mehr Namen von Päpsten, Priestern, Theologen, Philosophen,
Königen und Politikern, die sagten, dass die Erde rund sei und nicht flach.
Sprechen nun über Nikolaus Kopernikus, geboren im Jahr 1473.
Wie die meisten Gelehrten, war es auch für ihn keine Frage, dass die Erde rund ist.
Doch es gab eine Meinung, der er widersprach.
Die Meinung war, dass die Erde der Mittelpunkt des Universums sei.
Er suchte nach Beweisen, dass die Sonne im Mittelpunkt ist.
Das ist der Heliozentrismus.
Er war nicht der erste mit der Idee.
Etwa 300 Jahre vor Christus hatte schon Aristarchos von Samos die gleiche Idee.
Kopernikus hat seine heliozentrische Idee nicht veröffentlicht, da er Spott von den
anderen Gelehrten befürchtete.
Galileo Galilei knüpfte an Kopernikus‘ Idee an und fand physikalische Beweise.
Dieses heliozentrische Weltbild ist der Grund, warum er Stress mit der Kirche bekam.
Später fand Johannes Keppler das richtige mathematische Modell zu Kopernikus‘ Weltbild.
Isaac Newtons Gravitationsgesetz zählt als Beweis für den Heliozentrismus.
Jetzt wissen wir, dass die Leute im Mittelalter nicht an eine flache Erde glaubten.
Doch woher kommt der Mythos, dass sie daran glaubten?
Der Ursprung ist nicht klar.
Möglicherweise kommt er aus dem 19.
Jahrhundert, um zu betonen, dass die Leute im Mittelalter stark von der Kirche beeinflusst
waren und um zu behaupten, dass sie wissenschaftsfeindlich waren.
Im selben Jahrhundert ist Samuel Rowbotham in London geboren.
Wer war er?
Er war der Gründer der Flat Earth Society.
Er war von einer flachen Erde überzeugt, mit dem Nordpol in der Mitte und dem Südpol
als eine Art Mauer.
Nach seinem Tod gründeten seine Anhänger die Universal Zetetic Society, die das Magazin
„The Earth Not a Globe Review“ veröffentlichte.
Nach dem ersten Weltkrieg gab es einen Rückgang dieser Bewegung.
1956 gründete Samuel Shenton die International Flat Earth Society.
Nach Shentons Tod im Jahr 1971 wurde Charles Johnson Präsident dieser Society.
Er starb 2001.
Nun ist Daniel Shenton Präsident dieser Society.
Seit 2009 werben sie auf ihrer Website um neue Mitglieder.
Irgendwann, niemand weiß, wann genau, gab es einige Videos über die Idee einer flachen
Erde auf YouTube.
Danach scheint es, als gäbe es sehr viele Leute, die diese Idee auf YouTube unterstützen.
Nun hatten wir einen kleinen Blick auf die Geschichte.
Ich versprach dir ein Experiment.
Entschuldigung, doch das wird etwas mathematisch.
Wir brauchen die Geschichte, um zu verstehen, dass selbst Eratosthenes die Idee einer runden
Erde hatte.
Mit dieser Idee war er in der Lage, den Radius der Erde zu berechnen.
Das Prinzip davon ist einfach.
Er brauchte zwei Stöcker oder Brunnen.
Um es noch einfacher zu machen, brauchen wir nur einen Stock und sagen, dass der Schatten
mittags am Äquator am kleinsten ist.
Wir nehmen den Stock und stellen ihn senkrecht auf den Boden und beobachten mittags den Schatten.
Wenn wir nah genug am Äquator, sind, jedoch nicht genau darauf, können wir den Strahlensatz
anwenden, um Ergebnisse zu bekommen, die hier gut genug sind, da der direkte Weg zum Punkt
am Äquator fast der gleiche ist, wie der reale Weg.
Der Strahlensatz sagt, dass die Höhe des Stocks, geteilt durch die Länge des Schattens
gleich ist, wie der Erdradius, geteilt durch den Weg zum Punkt am Äquator.
Führten wir dasselbe Experiment auf einer flachen Erde aus, würde das Ergebnis etwas
anderes bedeuten, da der Erdradius unendlich wäre.
In dem Fall würden wir den Abstand zur Sonne bekommen.
Wenn wir in die Gleichung Zahlen einsetzen, bekommen wir das Ergebnis, dass entweder der
Erdradius 6,4 Mio.
Meter beträgt oder die Sonne einen Abstand von 6,4 Mio.
Meter hat.
Jetzt können wir fragen, wie groß die Sonne bei einer flachen Erde wäre.
Wenn wir die Sonne beobachten, sehen wir einen Winkel von 32,15 Winkelminuten.
Wenn wir den Sinus der Hälfte des Winkels mit dem Abstand multiplizieren, bekommen wir
einen Sonnenradius von etwa 29800 Metern.
Entschuldige den Vergleich, doch wäre die Erde flach und du würdest um die Sonne gehen,
würdest du nur 37 Dratini-Bonbons bekommen und du müsstest mehr als zweimal um die Sonne
laufen, um ein Dragoran zu bekommen.
Das nächste, was wir fragen können ist, wie groß der Mond wäre, bei einer flachen
Erde.
Wie wird der Abstand berechnet?
Wien und Kapstadt liegen fast auf demselben Längengrad.
In beiden Städten richten Astronomen ihre Teleskope auf denselben Punkt auf dem Mond.
Nun brauchen sie die Winkel der Teleskope und den Abstand beider Städte.
Schauen wir auf die flache Erde.
Wir haben drei Winkel, a, b und c.
Mit dem Sinussatz bekommen wir den Abstand zwischen Wien und dem Mond.
Jetzt können wir einfach den Abstand zwischen dem Äquator und dem Mond berechnen.
Bei einer flachen Erde beträgt der Abstand etwa 3,4 Mio.
Meter.
Nur zum Vergleich: der Abstand zur Sonne wäre nur doppelt so groß wie der Abstand zum Mond.
Jetzt haben wir den Radius und den Abstand der Sonne und den Abstand des Mondes.
Von Sonnenfinsternissen wissen wir, dass der Mond die Sonne gerade so überdeckt.
Das bedeutet, wir können wieder den Strahlensatz anwenden.
Also teilen wir den Abstand zum Mond durch den Abstand zur Sonne und multiplizieren das
mit dem Radius der Sonne und bekommen etwa 16000 Meter.
Das bedeutet etwa 20 Dratrini-Bonbons, wenn man um den Mond geht.
Ja, Dratini-Bonbons sind eine internationale Einheit.
Während der Radius des Mondes nur ein wenig Spaß war, brauchen wir für das Experiment
den Abstand zur Sonne.
Wenn du auf dem Äquator bist, könnte es viel einfacher sein.
Um es anschaulich zu halten, haben wir eine sehr vereinfachte Zeichnung.
Zunächst brauchen wir den Winkel der Sonne, den wir sehen.
Die nahe Sonne ist grün, die entferntere ist rot.
Wenn das Experiment das Ergebnis liefert, dass die Sonne weit entfernt ist, ist die
Erde rund.
Ist das Ergebnis, dass die Sonne nah ist, ist die Erde flach.
Jetzt brauchen wir wieder einen Stock.
Je länger er ist, umso besser werden die Ergebnisse.
Stelle ihn senkrecht auf den Boden.
Natürlich kannst du auch ein sehr hohes Gebäude nutzen, was immer für dich am praktischsten
ist.
Wichtig ist, dass du die Höhe davon so gut wie möglich kennst.
Genau zu Mittag sollte der Stock direkt in die Mitte der Sonne zeigen.
Wenn du vom Boden aus über die Spitze des Stocks zum Rand der Sonne schaust, brauchst
du einen gewissen Abstand zum Stock.
Der Abstand sollte so genau wie möglich gemessen werden.
Nun hast du einige Dreiecke.
Um es wieder anschaulich zu machen, schauen wir nur auf die Dreiecke.
Natürlich kann man mit den Dreiecken und den Daten den Abstand zur Sonne berechnen,
doch dafür sind die Messungen nicht gut genug.
A ist der Abstand zur Sonne und B der Abstand zum Stock, während E die Höhe des Stocks
ist.
Wenn E oder B nur ein wenig ungenau sind, würde A sehr stark schwanken.
Wir haben nur zwei Behauptungen.
Die eine ist eine weit entfernte Sonne, die andere ist eine nahe Sonne.
Also wäre es praktisch, B in Abhängigkeit von A zu bekommen.
Dafür brauchen wir nur A, E und c1 bis c3.
Ich will nicht die ganzen Gleichungen vorlesen.
Du kannst das Video pausieren und nachrechnen.
Ich habe die endgültige Gleichung in einen Computer getan und nahm A1 als den Abstand
zur Sonne bei einer flachen Erde und A2 als den Abstand bei einer runden Erde.
E ist die Höhe des Stocks und c2 die Hälfte des Winkels der Sonne.
B1 und B2 sind die Abstände zum Stock.
Bis hier sind alle Einheiten in Meter bzw.
Radiant.
Das letzte Ergebnis ist der Unterschied zwischen den Abständen zum Stock in Millimeter.
Du siehst, wenn dein Stock 20 Meter lang ist, bekommst du Ergebnisse, die relativ gut gemessen
werden können.
Je länger der Stock, umso besser das Ergebnis.
Abschließend gesagt, wenn du den kürzeren Abstand zum Stock bekommst, ist die Sonne
weit entfernt und die Erde ist rund.