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Funkkreis. Podcast der Bundeswehr, Podcast #54: Hubschraubertausch am Hindukusch | Bundeswehr (3)

Podcast #54: Hubschraubertausch am Hindukusch | Bundeswehr (3)

und das ist ein engeres Zusammenspiel.

Weil plötzlich sind sie ja in einer ungewohnten Lage, im Extremfall

setzen Sie ab und ihnen kommt die afghanischen Truppen entgegen.

Spricht nicht ihre Sprache, ist mit den NATO Abläufen des AirMedEvacs nicht vertraut und dann ist es schon wichtig, dass sie wenigstensals Vier-Mann-Team abgesessen

da gut agieren können.

Denn der Hubschrauber, wenn der merkt, dass es bisschen länger dauert

und wir es mit ihm absprechen ist der ratzfatz wieder Luft

und dann sind wir vier Mann, vier Deutschen da alleine auf dem Boden

mit einer Truppe, die wir nicht kennen.

A: Das heißt, Sie arbeiten und der Hubschrauber ist in einer Entfernung über Ihnen,

bis Sie das Signal geben, dass Sie den

Verletzten oder Verwundeten einladen möchte?

E: Ja genau, exakt so ist eigentlich der Ablauf,

denn auf dem Boden ist der Hubschrauber eine lame Duck, der kann sich dort nicht verteidigen

und ja so spannend wie es klingt, dass der Hubschrauber dann einfach weg ist bzw.

so erschreckend wie der Gedanke ist, dass er einfach erstmal weg ist,

der Hubschrauber ist ja letztlich unsere Lebensversicherung, weil wir wollen,

wenn es kritisch wird, wollen wir ja auch wieder rauskommen und wir kommen nicht mehr raus,

wenn der Hubschrauber erst mal angeschossen worden ist.

A: Absolut, da haben Sie vollkommen recht. Die Alarmzeiten, wie ist das für Sie als Arzt?

Müssen Sie 24/7 zur Verfügung stehen und innerhalb von welcher

Alarmzeit müssen sie jetzt hier sein und aufsitzen?

Ich bin ja nicht alleine, ich habe ja noch einen Teamkollegen und wir

wechseln uns regelmäßig ab, alle paar Tage.

Dann allerdings sind wir in der Bereitschaft,

dann quasi über mehrere Tage und müssen das Funkgerät immer mit uns schleifen

und müssen dann auch immer verfügbar sein.

Das heißt, ob sie joggen gehen, ja oder ob sie beim Training sind, sollten Sie das Ding dabeihaben.

Wenn wir wirklich Forward Air MedEvac fliegenwollen,

dann sind max. diese 15 Minuten, die sind einzuhalten,

denn die Amerikaner, die schaffen es auch.

A: Das heißt dann also auch mitten in der Nacht haben sie immer alles griffbereit auf Stube liegen?

E: Ja auf Stube oder eben dort wo sie dann quasi die meiste Zeit verbringen oder

oder je nachdem wo Sie die Befehle entgegennehmen.

Wenn Sie dort einen Container haben, dann haben sie direkt das Material bereitgelegt

und dann fahren sie ja einfach in ihren Klamotten runter und legen Weste, Helm und so dorthin.

A: Verstehe.

Und ist das für sie schöner, mal in der Luft aus der Luft verbracht zu werden und

oben zu arbeiten oder fühlen Sie sich grundsätzlich

am Boden wohler, weil sie da einfach mehr Möglichkeiten haben?

E: Die Abwechslung macht es.

Definitiv, die Abwechslung macht's.

Bodengebunden ist es auch schön.

Sie sind mit der Truppe draußen, das ist für einen Arzt, ich glaube so die einzige

Möglichkeit sich mal wie ein echter Soldat zu fühlen.

Sonst sind Sie als der Arzt in der Klinik immer im Feldlager.

Sie verlassen das Feldlager kaum.

Sie sehen kaum was von außerhalb und dann mal mehrere Wochen

draußen unterwegs zu sein, in so einem Fahrzeug, sich die Landschaft anzusehen,

mit den Leuten vor Ort in Kontakt zu kommen

und dann sind es ja häufig die Herausforderungen, nicht die große

Schusswunde oder im schlimmsten Fall die AID

sondern es sind die kleineren Sachen, ein kleinerer Abszess,

die Erkrankungen, die Malaria Erkrankung, die Durchfallerkrankung

und dann sind es vielleicht nicht ein Patient oder zwei Patienten,

sondern sind 10, 15, 20.

A: Verstehe ja.

E: Und dann... Man ist quasi auch eher manchmal der Truppenarzt,

wenn Sie mit 120 anderen Soldaten rausfahren, über drei Wochen, dann sind Sie da der Truppenarzt.

A: Das kann ich mir vorstellen. Ja klar. Wie ist denn das jetzt mit Corona?

Erschwert Ihnen diese Pandemie Situation die Arbeit?

E: Ja definitiv!

Wir müssen im Hubschrauber extrem darauf achten, dass wir diese Hygienekonzepte umsetzen.

Wir müssen mit ffp2 Masken fliegen.

Das erschwert die Kommunikation erheblich mit den Helmfunkgeräten.

Das muss man vorher ein- zweimal geübt haben, ja.

Auch haben wir die Hygiene-Schutzkittel und so ein Zeugs an.

Die muss man gut abkleben, nicht, dass sie vom Downwash

irgendwo die Kittel hoch geweht werden, ja oder dass sie sich im Flug

mit dem Steh-Haltegurt-System den Kittel zerreißen.

Ja, dann müssen Sie auch schauen, dass alle anderen Crewmitglieder sich dieser Gefahr bewusst werden

und alle, die diesen Patienten während des Fluges nahe kommen,

müssen ja auch diese Schutzausrüstung tragen.

A: Ja das ist natürlich richtig, richtig erschwerend.

Ich kann mir gut vorstellen, wenn Sie jetzt einen Patienten transportiert haben

und nicht wissen können, ob der infiziert ist oder nicht,

dass man nachher ja auch alles hinten im Flugzeug desinfizieren muss.

Haben Sie da auch besondere Vorgaben?

Also ich stelle mir vor, wenn jetzt einer beatmet wird, zum Beispiel,

oder auch nur Sauerstoff bekommt, da ist man ja dann direkt mit dem Menschen in Kontakt.

Wie gehen Sie damit um?

Also müssen Sie quasi dann nach jedem Einsatz alles komplett desinfizieren?

E: Also wir desinfizieren ja eh alle Medizinprodukte

nach jedem Einsatz. Das ist ähnlich wie im zivilen Rettungsdienst.

Wir machen uns dann halt unseren Arbeitsplatz sauber

aber zum Glück haben wir hier noch einen SanHygTrupp,

der uns ja dann im Falle eines Falles zu Seite springen kann

und uns dabei helfen kann. Da sind Fachleute dabei,

die wissen was sie dazu tun haben und die können uns da unter die Arme greifen.

A: Na recht herzlichen Dank! Ja, das war der Podcast.

Heute aus Afghanistan, aus dem Camp Marmal mit der Crew des NH90 und ich

hoffe für Sie war es auch interessant.

Ich habe viele neue Informationen bekommen, viele

ganz interessante Einblicke erhalten und den nächsten Podcast,

den können Sie wie gewohnt wieder aus Deutschland hören

und zwar am kommenden Donnerstag. Ich melde mich ab aus dem Funkkreis.

Machen Sie es gut.

Tschüss!


Podcast #54: Hubschraubertausch am Hindukusch | Bundeswehr (3) Podcast #54: Helicopter exchange in the Hindu Kush | Bundeswehr (3)

und das ist ein engeres Zusammenspiel.

Weil plötzlich sind sie ja in einer ungewohnten Lage, im Extremfall

setzen Sie ab und ihnen kommt die afghanischen Truppen entgegen.

Spricht nicht ihre Sprache, ist mit den NATO Abläufen des AirMedEvacs nicht vertraut und dann ist es schon wichtig, dass sie wenigstensals Vier-Mann-Team abgesessen

da gut agieren können.

Denn der Hubschrauber, wenn der merkt, dass es bisschen länger dauert

und wir es mit ihm absprechen ist der ratzfatz wieder Luft

und dann sind wir vier Mann, vier Deutschen da alleine auf dem Boden

mit einer Truppe, die wir nicht kennen.

A: Das heißt, Sie arbeiten und der Hubschrauber ist in einer Entfernung über Ihnen,

bis Sie das Signal geben, dass Sie den

Verletzten oder Verwundeten einladen möchte?

E: Ja genau, exakt so ist eigentlich der Ablauf,

denn auf dem Boden ist der Hubschrauber eine lame Duck, der kann sich dort nicht verteidigen

und ja so spannend wie es klingt, dass der Hubschrauber dann einfach weg ist bzw.

so erschreckend wie der Gedanke ist, dass er einfach erstmal weg ist,

der Hubschrauber ist ja letztlich unsere Lebensversicherung, weil wir wollen,

wenn es kritisch wird, wollen wir ja auch wieder rauskommen und wir kommen nicht mehr raus,

wenn der Hubschrauber erst mal angeschossen worden ist.

A: Absolut, da haben Sie vollkommen recht. Die Alarmzeiten, wie ist das für Sie als Arzt?

Müssen Sie 24/7 zur Verfügung stehen und innerhalb von welcher

Alarmzeit müssen sie jetzt hier sein und aufsitzen?

Ich bin ja nicht alleine, ich habe ja noch einen Teamkollegen und wir

wechseln uns regelmäßig ab, alle paar Tage.

Dann allerdings sind wir in der Bereitschaft,

dann quasi über mehrere Tage und müssen das Funkgerät immer mit uns schleifen

und müssen dann auch immer verfügbar sein.

Das heißt, ob sie joggen gehen, ja oder ob sie beim Training sind, sollten Sie das Ding dabeihaben.

Wenn wir wirklich Forward Air MedEvac fliegenwollen,

dann sind max. diese 15 Minuten, die sind einzuhalten,

denn die Amerikaner, die schaffen es auch.

A: Das heißt dann also auch mitten in der Nacht haben sie immer alles griffbereit auf Stube liegen?

E: Ja auf Stube oder eben dort wo sie dann quasi die meiste Zeit verbringen oder

oder je nachdem wo Sie die Befehle entgegennehmen.

Wenn Sie dort einen Container haben, dann haben sie direkt das Material bereitgelegt

und dann fahren sie ja einfach in ihren Klamotten runter und legen Weste, Helm und so dorthin.

A: Verstehe.

Und ist das für sie schöner, mal in der Luft aus der Luft verbracht zu werden und

oben zu arbeiten oder fühlen Sie sich grundsätzlich

am Boden wohler, weil sie da einfach mehr Möglichkeiten haben?

E: Die Abwechslung macht es.

Definitiv, die Abwechslung macht's.

Bodengebunden ist es auch schön.

Sie sind mit der Truppe draußen, das ist für einen Arzt, ich glaube so die einzige

Möglichkeit sich mal wie ein echter Soldat zu fühlen.

Sonst sind Sie als der Arzt in der Klinik immer im Feldlager.

Sie verlassen das Feldlager kaum.

Sie sehen kaum was von außerhalb und dann mal mehrere Wochen

draußen unterwegs zu sein, in so einem Fahrzeug, sich die Landschaft anzusehen,

mit den Leuten vor Ort in Kontakt zu kommen

und dann sind es ja häufig die Herausforderungen, nicht die große

Schusswunde oder im schlimmsten Fall die AID

sondern es sind die kleineren Sachen, ein kleinerer Abszess,

die Erkrankungen, die Malaria Erkrankung, die Durchfallerkrankung

und dann sind es vielleicht nicht ein Patient oder zwei Patienten,

sondern sind 10, 15, 20.

A: Verstehe ja.

E: Und dann... Man ist quasi auch eher manchmal der Truppenarzt,

wenn Sie mit 120 anderen Soldaten rausfahren, über drei Wochen, dann sind Sie da der Truppenarzt.

A: Das kann ich mir vorstellen. Ja klar. Wie ist denn das jetzt mit Corona?

Erschwert Ihnen diese Pandemie Situation die Arbeit?

E: Ja definitiv!

Wir müssen im Hubschrauber extrem darauf achten, dass wir diese Hygienekonzepte umsetzen.

Wir müssen mit ffp2 Masken fliegen.

Das erschwert die Kommunikation erheblich mit den Helmfunkgeräten.

Das muss man vorher ein- zweimal geübt haben, ja.

Auch haben wir die Hygiene-Schutzkittel und so ein Zeugs an.

Die muss man gut abkleben, nicht, dass sie vom Downwash

irgendwo die Kittel hoch geweht werden, ja oder dass sie sich im Flug

mit dem Steh-Haltegurt-System den Kittel zerreißen.

Ja, dann müssen Sie auch schauen, dass alle anderen Crewmitglieder sich dieser Gefahr bewusst werden

und alle, die diesen Patienten während des Fluges nahe kommen,

müssen ja auch diese Schutzausrüstung tragen.

A: Ja das ist natürlich richtig, richtig erschwerend.

Ich kann mir gut vorstellen, wenn Sie jetzt einen Patienten transportiert haben

und nicht wissen können, ob der infiziert ist oder nicht,

dass man nachher ja auch alles hinten im Flugzeug desinfizieren muss.

Haben Sie da auch besondere Vorgaben?

Also ich stelle mir vor, wenn jetzt einer beatmet wird, zum Beispiel,

oder auch nur Sauerstoff bekommt, da ist man ja dann direkt mit dem Menschen in Kontakt.

Wie gehen Sie damit um?

Also müssen Sie quasi dann nach jedem Einsatz alles komplett desinfizieren?

E: Also wir desinfizieren ja eh alle Medizinprodukte

nach jedem Einsatz. Das ist ähnlich wie im zivilen Rettungsdienst.

Wir machen uns dann halt unseren Arbeitsplatz sauber

aber zum Glück haben wir hier noch einen SanHygTrupp,

der uns ja dann im Falle eines Falles zu Seite springen kann

und uns dabei helfen kann. Da sind Fachleute dabei,

die wissen was sie dazu tun haben und die können uns da unter die Arme greifen.

A: Na recht herzlichen Dank! Ja, das war der Podcast.

Heute aus Afghanistan, aus dem Camp Marmal mit der Crew des NH90 und ich

hoffe für Sie war es auch interessant.

Ich habe viele neue Informationen bekommen, viele

ganz interessante Einblicke erhalten und den nächsten Podcast,

den können Sie wie gewohnt wieder aus Deutschland hören

und zwar am kommenden Donnerstag. Ich melde mich ab aus dem Funkkreis.

Machen Sie es gut.

Tschüss!