heute journal vom 21.07.2021 - Grünes Licht für Nord Stream 2 - Einigung über Ostseepipeline
Diese Untertitel sind live produziert.
Guten Abend.
Dass unsere Erde, ihr Wetter und ihr Klima
uns gerade ganz deutlich zeigen,
wie viel da aus dem Gleichgewicht geraten ist,
dieses mulmige Gefühl wird immer wieder neu bestätigt.
Das sind Bilder aus der Provinz Henan in China,
wo es soviel und so heftig geregnet hat wie seit Jahrzehnten nicht mehr.
Das Problem kommt uns Deutschen gerade sehr bekannt vor.
In China steht eine Neun-Millionen-Metropole unter Wasser
Der Strom fällt aus, die Straßen werden zu reißenden Flüssen.
Und auch das:
Albtraumhafte Bilder aus der überfluteten U-Bahn.
Nach offiziellen Berichten gab es allein hier unten zwölf Tote.
"Solche Regenfälle gibt es normaler- weise nur einmal in 100 Jahren.
Die Lage ist düster", sagt der lokale Krisenstab.
Bei uns werden Tief "Bernd" und seine Folgen
wohl zur teuersten Naturkatastrophe dieses Jahrhunderts.
Schätzen die Versicherungen.
Der Staat will jetzt mit mindestens 400 Mio. Euro sofort helfen.
Und gleichzeitig ist allen klar:
Das wird nur der absolute Anfang sein.
Peter Boehmer.
Das Rathaus von Schleiden liegt höher, keine Schäden,
aber unten liegt nun ein Autofriedhof.
In diesen Wagen starben Menschen,
das Wasser stürzte meterhoch runter zum Kreisverkehr.
Wer nicht aus dem Auto kam, hatte keine Chance.
Das Flüsschen Olef nun wieder ein plätschernder Bach.
Vor einer Woche dutzende Meter breit.
Dazu kam Hangwasser, was von oben runtergeströmt ist.
Das Ganze hat einen Strudel gebildet,
vorn am Kreisverkehr, der gefährlich war wegen einer reißenden Strömung
und hoher Wassertiefe, sodass wir irgendwann
da keine Rettungskräfte mehr reinschicken konnten.
Der Bürgermeister plötzlich Krisenmanager.
Drei Stunden Schlaf, ansonsten auf Trab.
Schleiden in der Eifel, 18 Ortsteile, 12.000 Einwohner
und Berge von Müll.
Bei Andrea di Fraia sieht es aus wie nach einem Bombenangriff.
Draußen trocknet,
was sonst in den Kleiderschränken seiner Familie hängt.
Er hat Angst vom nächsten Regen, sein Wunsch:
Zeit - Zeit, wo es noch warm ist,
um das Ganze im Trockenen noch so hinzubekommen.
An diesem Supermarkt stand das Wasser bis zur roten Dachkante,
und auf dem Dach standen Kunden und Angestellte.
Nebenan Taxiunternehmer Gerd Faber, zwölf Fahrer, zwölf Autos,
aber fünf sind kaputt - da droht fünfmal Arbeitslosigkeit.
Ja, ich müsste dringend neue Fahrzeuge haben,
weil die da alle stehen, ich habe zwar einen,
der läuft zwar noch, der hat aber 76 Fehlermeldungen.
Er war eben in der Werkstatt.
Eigentlich kannst du das Ding verschrotten.
Geldsorgen allerorten, abgesoffene Erdgeschosse,
zerstörte Küchen und die Ungewissheit.
Aber dieses Wiederaufbauen, das sind einfach Kosten,
unsere Vermietern ist 70, die sagt auch: Ich weiß nicht,
ob sich das für mich lohnt, wie soll ich das stemmen?
Aus Berlin heute deutliche Ansagen: Soforthilfen für Betroffene,
400 Mio. Euro zunächst von Bund und Ländern,
bei Bedarf mehr, versprechen sie,
das Geld soll schnell über die Länder organisiert werden.
Deshalb ist es gut, dass man diesen Menschen jetzt
in den nächsten Tagen hilft, dass dies unbürokratischer erfolgt.
Das scheint mir ganz wichtig.
Dass da jetzt nicht große Vermögens- überprüfungen stattfinden,
sondern die Hilfe schnell stattfindet.
Und auch zerstörte Gebäude
sollen mit Staatsgeld wiederaufgebaut werden.
Wenn jemand von einem solchen Ereignis betroffen ist,
dann kann er nichts dafür.
Das muss man doch ausdrücklich sagen.
Die Bürgerinnen und Bürger sind doch nicht schuld an dem Unglück,
das ihnen passiert ist.
Ja, es ist so, dass dazu die Mittel bereitgestellt werden.
Für die kaputte städtische Infrastruktur
soll ein Aufbaufonds gebildet werden.
Beratungen Ende Juli, Finanzrahmen noch unklar.
Wir müssen gucken, dass unsere Verkehrswege intakt bleiben
und dass unsere Schulen und Kindergärten,
die massiv betroffen sind, möglichst nah wieder ans Netz kommen.
Sie sehen die Müllthematiken hier.
Wir müssen gucken, dass die Leute nicht krank werden.
Geld ausgeben können wir hier mit vollen Händen.
Dann blickt er auf die Schuttmassen
und weiß, dass die Arbeit noch sehr lange dauern wird.
Die großen blauen Lkw und deren Besatzungen sind in den letzten Tagen
überall auf deutschen Autobahnen zu sehen, auf dem Weg dorthin,
wo geholfen und aufgeräumt werden muss.
Sabine Lackner ist Vizepräsidentin des Technischen Hilfswerks,
einer Bundesbehörde, auf die es jetzt ankommt vor Ort.
Guten Abend. Guten Abend.
Können Sie uns denn einen Überblick geben:
Wo stehen Sie gerade bei diesen Hilfsarbeiten,
es gibt ja z.B. immer noch Vermisste: Können Sie da Entwarnung geben?
Oder wird die Zahl der Toten tatsäch- lich noch mal deutlich steigen?
Das Technische Hilfswerk ist derzeit
mit ca. 3.500 ehrenamtlichen Einsatzkräften
in den Schadensgebieten unterwegs.
Das ist prioritär Nordrhein- Westfalen und Rheinland-Pfalz.
Aber ich möchte auch erinnern an das Berchtesgadener Land
und auch an die Sächsische Schweiz.
Der sehr stark betroffene Raum Ahrweiler, da haben wir leider
immer noch nach unserem Kenntnisstand 155 Vermisste.
Leider, wir sind mittlerweile an Tag 5, schwindet die Hoffnung,
dass wir Menschen noch werden retten können.
Wunder gibt es natürlich immer wieder.
Allerdings ist es bei dieser Schadenslage,
wir sprechen hier von Schlamm, von Wasser, das geht in Nischen.
Aus Erdbebengebieten kennen wir, dass sich manche Menschen noch
in eingestürzten Gebäuden in Nischen befunden haben.
Davon ist wahrscheinlich nicht mehr auszugehen.
Was man aber momentan hoffen könnte,
ist, dass die sich bisher nicht gemeldet haben
oder doppelt gemeldet waren und es Personen sind,
die am Leben sind, aber auf der falschen Liste sozusagen stehen?
Ganz genau, und da drücken wir auch fest die Daumen,
dass das für die meisten wirklich auch der Fall ist.
Von Bund und Ländern kommen heute 400 Mio. Euro an Soforthilfe.
Das wird ja nicht mal ansatzweise reichen.
Was ist denn aus THW-Sicht jetzt das Nötigste,
das der Staat jetzt tun muss?
Diese Soforthilfen, aus Perspektiven gesprochen von Betroffenen,
müssen direkt jetzt bei den Menschen ankommen.
Für uns als Hilfsorganisation ist es auch ganz wichtig,
dass wir mit den Mitteln, mit denen wir schon gut ausgestattet sind,
dass wir da weiter vorangehen.
Beispiel: Telekommunikation ist ausgefallen.
Hier brauchen wir künftig auch weitere Redundanzen.
Wir konnten uns jetzt behelfen mit Satellitentelefonen.
Wir müssen da weitergehen und uns redundant aufstellen,
damit auch die Kommunikation unter den Einsatzkräften zur Koordinierung
der Hilfeleistung weiter aufrechterhalten werden kann.
Jetzt haben Sie mitbekommen, es läuft ja im Moment bereits
eine große Diskussion über rechtzeitige Warnungen,
weil das ja aktuell an vielen Orten offenbar schlecht bzw. gar nicht lief
Was ist denn Ihre Empfehlung aus dieser Katastrophe jetzt?
Sirenen, SMS für alle in einem bestimmten Gebiet,
Lautsprecherwagen vor Ort - was wäre Ihre Idee?
Alles - wir brauchen den gesamten Mix an Möglichkeiten.
Denn wenn wir z.B. das Thema Cell Broadcasting haben,
wenn kein Handy, kein Telefon, kein Internet funktioniert,
kann ich auch auf keine Warn-App schauen.
Es haben Warnungen durchaus funktioniert.
Wir dürfen uns nur nicht
auf die hochspezialisierten Dinge allein verlassen.
Wir brauchen den gesamten Mix der Möglichkeiten,
also alles, was Sie gerade aufgezählt haben.
Jetzt kommt auch von Ihnen, also aus dem THW, von Helfer*innen
doch einiges an Kritik auch auf die Einsatz-, die Krisenstäbe vor Ort zu.
Die seien heillos überfordert gewesen.
Man hört z.B. von einem THW- Zugführer, der mit 18 Fahrzeugen
13 Booten, 67 Helfern unterwegs war,
und nach stundenlanger Anfahrt sofort wieder nach Hause geschickt wurde.
Wie kann denn so was sein?
Ich möchte zunächst daran erinnern, dass bei jeder Katastrophe
wir immer eine Chaosphase haben, das wird man nie beseitigen.
Dann möchte ich auch in Erinnerung rufen,
dass Entscheidungsträger*innen vor Ort, also Bürgermeister*in,
Landrat, Landrätin, selbst betroffen waren, auch wir beim THW.
Der ehrenamtliche Ortsverband Ahrweiler ist überflutet worden.
Ehrenamtliche Kräfte haben ihre Privatfahrzeuge,
mit denen sie zur Unterkunft gefahren sind, verloren.
Und unter dieser Voraussetzung immer noch zu funktionieren,
da möchte ich auch mal sagen: Hoch- achtung, dass Menschen gesagt haben,
auch wenn bei mir z.B. das Haus abgesoffen ist,
ich weiß meine Lieben in Sicherheit, ich gehe jetzt und mache meinen Job.
Das möchte ich an der Stelle wirklich noch mal vorausschicken.
Es ist so, dass wir uns auch koordinieren mussten.
Das läuft mittlerweile deutlich besser.
Ich möchte nicht sagen, dass es nicht auch Fehler gegeben hat.
Das Bessere ist bekanntlich Feind des Guten
und von daher daraus lernen wir.
Wir merken jetzt, es läuft deutlich koordinierter ab.
Man hat sich gefunden,
wir z.B. als THW entsenden sehr viel Fachberatung in einzelne Stäbe,
um auch zu zeigen: Das können wir, hier können wir Hilfe leisten.
Also viele Lektionen aus dieser Katastrophe für das THW,
für uns alle natürlich auch.
Sabine Lackner, die Vizepräsidentin des Technischen Hilfswerks,
vielen Dank. Danke Ihnen, Herr Sievers.
Den Klimaschutz haben jetzt fast alle Politiker für sich entdeckt,
als gesellschaftliches Ziel und als Wahlkampfthema.
Manche von ihnen mehr oder weniger plötzlich.
Und andere gleich mit einem griffigen Schlagwort,
womit wir bei Markus Söder wären,
der heute für Bayern den "Klimaruck" ausrief.
Und damit bei der eigenen Schwesterpartei CDU
schon mal genervtes Augenrollen auslöste und bei der Opposition
die Forderung, er müsse liefern und nicht nur ankündigen.
Aus München: Stefan Leifert.
Die Erinnerung daran, dass die Pegel der Flüsse aus den Fugen sind,
fließt mit der Isar direkt am Münchner Landtag vorbei.
Dort tritt heute ein Ministerpräsident auf,
der nach dem Hochwasser zum ganz großen Klimarundumschlag ausholt.
Eine Regierungserklärung als politisches Echo
auf die Katastrophe der letzten Tage.
Wir stehen, das ist wissenschaftlich belegt,
an der Schwelle epochaler Veränderungen.
Entweder wir verstehen es und handeln,
oder wir werden mit dramatischen Folgen
langfristig konfrontiert werden.
Mit dem bayerischen Klimagesetz will Söder Deutschland und EU
beim Klimaziel überholen, verspricht Klimaneutralität bis 2040.
Die CO2-Emissionen sollen bis 2030 um 65 % sinken.
Maßnahmen, die sich Bayern 22 Mrd. Euro kosten lassen will.
Söder will das Klimamomentum nutzen,
stellt sich an die Spitze einer Union,
in der solche Töne nicht alle beklatschen.
Es ist notwendig, dass wir uns der Verantwortung stellen,
es holt uns sonst ein.
Wir alle müssen ein Stück weit aus der Komfortzone raus.
Söder lässt dem großen Klimapathos
ein kleinteiliges Maßnahmenbündel folgen.
Eine Solardachpflicht aber soll es nicht geben,
auch der Ausbau der Windenergie stockt in Bayern,
zu groß die Widerstände, auch in Söders eigenen Reihen.
Die Opposition traut ihm nicht.
Söder ist einer, der nach Überschriften Politik macht.
Wenn das Thema gerade medial interessant ist,
gibt es eine Regierungserklärung, dann wird angekündigt.
Wenn das Thema aus den Schlagzeilen verschwindet,
ist das Thema wieder weg.
Er macht viele Ankündigung, setzt Ziele.
Allerdings hat Bayern seit 15 Jahren keinerlei Fortschritte erzielt
beim Klimaschutz, die Treibhaus- emissionen sind sogar gestiegen.
Söder weiß: Diese Flut setzt Deutschlands Politiker
und Kandidaten unter besondere Beobachtung.
Ein Moment ähnlich wie Fukushima.
Die Flutkatastrophe ist eine Stunde der Wahrheit.
Es richtet sich jetzt das Augenmerk auf die Ernsthaftigkeit
politischer Akteure in Sachen Klimaschutz.
Klimaschutz ist die Zukunftsaufgabe unserer Generation.
Doch Söders Wandlungen zum Klima- retter nerven in der Union viele.
Auch mit seinem Vorpreschen heute hat er Ärger bei der CDU entfacht.
Die Forderung, noch schneller als vereinbart
aus der Kohle auszusteigen, stößt dort auf heftigen Widerspruch.
Es ist enttäuschend, wir haben diesen Kompromiss geschlossen,
um Ökologie und Ökonomie zusammenzubringen, zu versöhnen.
Viele haben dazu einen Beitrag geleistet.
Das Entscheidende bei einem Kompromiss ist,
dass man dann auch dazu steht.
Es ist mächtig Bewegung in Deutschlands Klimapolitik:
Wahljahr trifft auf Flutkatastrophe.
Dass München dabei nur Nebenschauplatz ist,
kann man seit heute nicht mehr behaupten.
Was bei uns nicht funktioniert, wie unvorbereitet wir sind,
in diesem Land, das so viel gibt auf sein Organisationstalent,
das haben ja jetzt gleich mehrere Katastrophen gezeigt.
Heute ein Schritt, um etwas zu ändern für die Zukunft.
Kay-Sölve hat mehr.
Die Bundesregierung will eine nationale Reserve
für Gesundheitsgüter anlegen.
Für künftige Notsituationen sollen bestimmte Medikamente
eingelagert werden,
ebenso wie Schutzkleidung und mehr als eine Milliarde Masken.
Laut Gesundheitsminister Spahn soll die Reserve
für ein halbes Jahr ausreichen.
Als weitere Konsequenz aus der Corona-Pandemie will sich der Bund
Produktionskapazitäten für Impfstoffe sichern.
Mit Blick auf die aktuelle Pandemie hat die Bundesregierung
die Einreiseregeln verlängert, bis zum 10. September.
Allerdings gibt es Änderungen für Geimpfte:
Sie können künftig ihre Quarantäne auch dann vorzeitig beenden,
wenn sie aus einem Virusvarianten-Gebiet kommen.
Voraussetzung ist, dass ihre Impfung
gegen die dortige Mutation wirksam ist.
In Frankreich liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei über 100
und die Infektionszahlen steigen rasant.
Deshalb wurden dort die Corona-Regeln wieder verschärft.
So muss man auf dem Pariser Eiffelturm eine vollständige Impfung,
Genesung oder einen Negativ-Test nachweisen.
Das gleiche gilt in Kinos und Museen.
Präsident Macron plant eine Ausweitung dieser Regel
auf Restaurants und Fernzüge.
Was Experten schon länger befürchten, hat das Statistische Bundesamt
nun bestätigt:
Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen
ist während der Corona-Pandemie auf einen Höchststand gestiegen.
2020 verzeichneten Deutschlands Jugendämter fast 60.600 Fälle
und damit 9 % mehr, als im Vorjahr.
58 % der betroffenen Kinder zeigten Zeichen von Vernachlässigung,
bei rund einem Drittel gab es Hinweise auf psychische
und bei einem Viertel auf körperliche Misshandlungen.
In 5 % der Fälle gab es Anzeichen für sexuelle Gewalt.
Der Streit zwischen der EU und Großbritannien
über das "Nordirland-Protokoll" spitzt sich zu:
London hat gefordert, das Abkommen auszusetzen
und neue Zollregelungen zu verhandeln.
Aus Brüssel kam umgehend eine Absage.
Einer Neuverhandlung werde man nicht zustimmen.
Das Nordirland-Protokoll sieht vor, dass die britische Provinz
weiterhin den Regeln des EU-Binnenmarkts folgt.
Die Zollkontrollen finden deshalb
nicht zwischen Nordirland und Irland statt,
sondern zwischen Nordirland und dem Rest des Vereinigten Königreichs.
Die EU hat ja ein Vertrags- verletzungsverfahren
gegen Ungarn eingeleitet, wegen des LGBTQ-Gesetzes.
Nun hat Ministerpräsident Orban reagiert.
Er kündigte ein Referendum über das umstrittene Gesetz an.
Die Bürger sollen darin mehrere Fragen beantworten,
u.a., ob Kindern Medienberichte zugänglich sein sollen,
die ihre sexuelle Entwicklung beeinflussen können.
Gegen das Gesetz hatte es heftige Proteste gegeben.
Es verbietet zum Beispiel Bücher, die Homo- oder Transsexualität
als Teil der Normalität darstellen.
Und dann heute Abend die folgende Nachricht, und die hat es in sich.
Auf den ersten Blick betrifft sie schlicht eine Pipeline für Erdgas.
Tatsächlich aber ist "Nord Stream 2" eine Geschichte,
bei der es um knallharte Interessen geht, um politischen Druck.
Und um Milliardensummen - Politik mit harten Bandagen.
Der Konflikt schwelt seit Jahren, jetzt gibt es einen Kompromiss.
Zwischen Deutschland und den USA.
Die hatten Sorge, dass sich mit dieser Pipeline
von Russland nach Mecklenburg-Vorpommern
Deutschland und Europa zu sehr abhängig machen
von russischen Energielieferungen,
dass die Ukraine als Transitland abgeschnitten werde.
Ein Streit mit weltpolitischen Dimensionen,
bei dessen Lösung es Verlierer geben könnte,
auch wenn sich alle Seiten jetzt als Sieger sehen.
Andreas Kynast mit den Details.
Dafür, dass es drei US-Präsidenten waren,
die Nord Stream 2 verhindern wollten,
zehn Jahre Streit, Sanktionen und Sanktionsdrohungen,
kommt die Versöhnung ziemlich unspektakulär.
Nur eine schriftliche Mitteilung der Bundesregierung
informiert vor gut einer Stunde Berlin.
Und nur ein mittelbekannter Diplomat des US-Außenministeriums
informiert am Nachmittag Warschau und Kiew.
Was wir verhindert haben, ist der schlimmste Fall.
Eine Nord-Stream-2-Pipeline, gegen die wir lange waren,
gegen die Präsident Biden schon als Vizepräsident war,
die fertiggestellt ist und Gas transportiert.
Ohne Ausgleich für die Ukraine
und mit einer transatlantischen Partnerschaft in Aufruhr.
Zuletzt war es noch eine Glaubensfrage,
die zwischen Deutschland und den USA stand.
Kann man Präsident Putin glauben?
Es waren Deutschland und die EU, die Russland abverhandelt haben,
dass es noch über Jahre Gas durch die Ukraine transportieren wird.
Aber die USA glauben Putin nicht und verlangen
einen Pipeline-Notausschalter für den Fall der Fälle.
Merkel verspricht vergangene Woche, sich etwas einfallen zu lassen.
Ich will hier jetzt nicht spekulieren, ich will nur sagen,
dass wir, gerade auch unsere Fachbeamten, darüber sprechen,
welche Möglichkeiten der Reaktion wir haben.
Wir sind da auch mit unseren europäischen Freunden im Gespräch,
aber das wird sich im entscheidenden Zeitpunkt rausstellen,
von dem ich hoffe, dass er nicht kommt.
Dass es nie dazu kommt, dass Russland den Gastransit
durch die Ukraine stoppt - für Kiew überlebenswichtig.
Die Ukraine fürchtet, dass Russland den Konflikt militärisch eskaliert,
falls es nicht mehr auf seine Gasleitungen Rücksicht nehmen muss.
Falls Russland in ungerechtfertigter Art und Weise
Druck auf die Ukraine ausüben sollte, falls Russland sich
an Destabilisierungsversuchen beteiligen sollte -
das ist nicht akzeptabel und das würden wir auch nicht hinnehmen.
Deutschland wird mit Russland verhandeln, um den Gastransit
durch die Ukraine für das nächste Jahrzehnt zu verlängern,
wird das Land bei der Produktion von Wasserstoff fördern
und notfalls Sanktionen gegen Russland unterstützen.
Sanktionen, so soll es Merkel Putin
am Abend telefonisch mitgeteilt haben, für den Fall,
dass Russland die Ukraine doch vom Gastransit trennt.
Es ist wichtig zu sagen, dass nach allem, was ich bisher weiß,
diese Möglichkeit bei einer politischen Erpressung der Ukraine,
die Pipeline abzuschalten, für mich windelweich erscheint.
Tatsächlich ist Biden Merkel weit entgegengekommen,
weiter als Merkel ihm.
Die Republikaner im Kongress und die Vorgängerregierung
sind außer sich.
Dieser Deal untergräbt die Ukraine, Polen, die USA, die NATO.
Jetzt bekommen die Russen enormen Einfluss
auf Deutschlands Energieversorgung.
Politisch steht Nord Stream 2 nichts mehr im Weg,
technisch nur noch wenig.
Bereits Ende August
soll die umstrittenste Pipeline der Welt fertig sein.
Wulf Schmiese hat Fragen an den Bundeswirtschaftsminister
nachher im "heute journal up:date".
Jetzt nochmal Kay-Sölve.
Der Bundesgerichtshof hat sich heute mit dem Abgasskandal
bei VW beschäftigt.
Dabei ging es um die Frage, ob Käufer eines betroffenen Neuwagens
ein Recht auf ein neuwertiges Ersatzfahrzeug haben.
Nun haben die Richter entschieden:
Um einen Austauschwagen zu bekommen, müssen die Käufer ihren Anspruch
innerhalb von zwei Jahren nach Vertragsabschluss geltend machen.
Sonst müssen sie sich mit einem Software-Update begnügen.
Noch ist nicht abzusehen, was die Flutkatastrophe am Ende kosten wird.
Aber schon jetzt sprechen die Versicherer
von der teuersten Naturkatastrophe in Deutschland des Jahrtausends.
Für viele Schäden werden die Steuerzahler aufkommen müssen,
auch, weil viele Betroffene nicht versichert waren.
Deshalb wird jetzt über eine Pflichtversicherung diskutiert.
Eine Forderung, Sina Mainitz an der Börse, die durchaus umstritten ist?
Ja, zu dem Thema gibt es in den vergangenen Tagen
viel Pro und Contra - wenig verwunderlich,
denn die jetzige Flut gilt ja als größter Versicherungsfall
in der Geschichte der Bundesrepublik.
Derzeit wird mit Schäden von rund 5 Mrd. Euro gerechnet.
Doch nur knapp die Hälfte der Bevölkerung
ist gegen Elementarschäden versichert.
Die normale Hausrat- und Gebäudeversicherung
reicht bei Hochwasser nicht aus.
Nun gibt es eine Debatte über das Für und Wider einer Versicherungspflicht.
Monika Schnitzer, Mitglied der Wirtschaftsweisen,
begrüßt den Vorstoß:
Dagegen spricht sich die Versicherungsbranche,
allen voran Jörg Asmussen, aus:
Eine Pflichtversicherung würde auf der einen Seite natürlich
für eine erhebliche Erhöhung der Versicherungsdichte sorgen,
dass im Wesentlichen alle Häuser abgesichert wären.
Auf der anderen Seite ist natürlich eine Pflichtversicherung
ein erheblicher Eingriff in Grundrechte.
Das muss gut begründet werden.
Egal, wie diese Diskussion am Ende ausgeht: Die Prämien dürften steigen.
Und die Diskussion, wie Häuser in Gewässernähe künftig
überhaupt versichert werden, ist in vollem Gange.
Die Olympischen Sommerspiele 2032 finden in Brisbane statt.
Das hat das Internationale Olympische Komitee entschieden.
Die Stadt im Osten von Australien feierte den Zuschlag
mit einem Feuerwerk.
Viele Einwohner hatten sich hoff- nungsvoll auf den Straßen versammelt.
Für den Rest der Welt geht es erstmal um die aktuellen Sommerspiele:
Die beginnen ja offiziell übermorgen.
Aber die ersten Sportlerinnen haben schon heute begonnen
und dabei gleich ein Zeichen gesetzt.
Mit dem Anti-Rassismus-Kniefall, nun auch vom IOC geduldet,
beginnt heute schon das olympische Fußballturnier.
Und wie, denn die Schwedinnen
narren nicht nur in dieser Szene das US-Team und besiegeln
durch den herrlichen Lauf von Hanna Glas, Bayern München,
und den Kopfball von Lina Hurtig zum 3:0 ihren Überraschungserfolg
gegen die Weltmeisterinnen, deren Star Megan Rapinoe
als Einwechselspielerin auch nichts an der deftigen Niederlage ändert.
Marta dagegen, weltbeste Fußballerin aus Brasilien,
gewohnt treffsicher beim 5:0-Erfolg gegen China.
Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes
äußert sich zwei Tage vor Beginn der Spiele optimistisch:
Die Vorfreude in unserem Team wächst von Tag zu Tag
und wir hoffen, dass von diesen Spielen
ein weltweit sehr positives Signal für den Sport und vom Sport ausgeht.
Die Botschaft des britischen Teams: Aus Angst vor Corona
werden nur 30 der 376 Athleten bei der Eröffnungsfeier einmarschieren.
Und dann haben wir noch kurz die Lottozahlen, wie immer ohne Gewähr:
Gleich nach uns nehmen wir Sie mit in ein Land,
in dem es gerade um alles geht.
In Afghanistan rücken auf der einen Seite die Taliban vor.
Auf der anderen Seite all die Afghaninnen und Afghanen,
die für ein freies, modernes Land einstehen.
Junge, weltoffene Frauen und Männer,
die sich nicht den selbsternannten Gotteskriegern unterwerfen wollen.
Katrin Eigendorf und Nesar Fayzi jetzt gleich
in der "auslandsjournal"-Doku
"Die Rückkehr der Taliban – wohin steuert Afghanistan?"
Das ist sehenswert.
Vom "heute journal"-Team, danke fürs Interesse, tschüss.
Das Tief, das jetzt kommt, ist ein ganz anderes Kaliber
als das Tief "Bernd".
Dieses neue Tief zieht nämlich relativ schnell
vom Atlantik weiter in Richtung Dänemark.
Es bringt zwar feuchte und gewittrige Luft mit,
aber es zieht so schnell über uns hinweg,
dass die Gewitter nur punktuell kräftigen Regen bringen können.
Schauen wir in die Nacht:
Da gibt es nämlich wenige Wolkenfelder in Norddeutschland
und im Süden ist es häufig klar.
Das Wetter morgen kennen wir schon, das ist ganz ähnlich wie heute:
In Norddeutschland sind viele Wolken unterwegs, nachmittags scheint
die Sonne häufiger und vereinzelt kann es etwas Nieselregen geben.
In Süddeutschland gibt es deutlich mehr Sonne,
allerdings könnte sich morgen über der Schwäbischen Alb
oder auch am Schwarzwald nachmittags ein kleiner Schauer bilden.
An diesem Wetter ändert sich am Freitag nichts,
am Samstag kommen die Schauer und Gewitter von Westen heran.
Die können Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland
Westhessen und Baden-Württemberg treffen.
Im Laufe des Sonntags ziehen die Schauer und Gewitter weiter.
Wie am Temperaturen- und Wettertrend für Köln zu erkennen ist,
geht es danach wechselhaft weiter - es bleibt aber warm.