×

We gebruiken cookies om LingQ beter te maken. Als u de website bezoekt, gaat u akkoord met onze cookiebeleid.


image

2021 Tagesschau, tagesthemen Sendung vom 19.02.2021, 22:00 Uhr - Gedenken an Opfer von Hanau

tagesthemen Sendung vom 19.02.2021, 22:00 Uhr - Gedenken an Opfer von Hanau

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen

mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR

live untertitelt (19.02.2021)

Guten Abend und willkommen

zu den tagesthemen.

Fatih Saracoglu, Vili Viorel Paun,

Kaloyan Velkov, Ferhat Unvar,

Mercedes Kierpacz, Gökhan Gültekin,

Sedat Gürbüz, Hamza Kurtovic,

Said Nessar Hashemi.

Diese neun Menschen

wurden vor einem Jahr Opfer

eines rassistischen

Terroranschlags in Hanau.

Neun Menschen erschoss

der hassgetriebene Mörder,

weil sie nicht

in sein Weltbild passten.

Bei Angehörigen und Überlebenden

mischten sich in diesem Jahr

neben Trauer auch Misstrauen

und Vorwürfe gegen die Behörden.

Etwa, was die Aufklärung

des Verbrechens betrifft.

Die noch offenen Fragen zu klären,

sei eine Bringschuld des Staates,

so der Bundespräsident.

Steinmeier reiste nach Hanau,

um an der zentralen Gedenkfeier

für die Opfer teilzunehmen.

Hanau heute Abend:

Es brennen wieder Kerzen,

wo ein Rassist vor einem Jahr

neun Menschen umbrachte.

Sie passten nicht

in sein rassistisches Weltbild.

Wenige Stunden zuvor:

Glocken läuten in der Stadt.

Angehörige, Freunde,

der Bundespräsident

sind zum Gedenken

an die Opfer zusammengekommen.

Der Ehrenbürger der Stadt

spricht zuerst, Rudi Völler.

Er zitiert die Brüder Grimm -

auch Söhne der Stadt:

Wilhelm Grimm, Anno 1832:

"Hass, der alle

anderen Gefühle überflügelt,

zerstört mehr als alles andere

das ruhige und gedeihliche Leben

eines Staates."

Zerstörerischer Hass

haben sie alle hier erfahren.

Doch das allein ist nicht,

was Angehörige

in diesen Tagen bewegt.

Sie treffen sich fast täglich

in diesem Begegnungsraum.

Voller Fragen ist dieser Raum dann.

Warum der psychisch kranke Täter

Waffen besitzen durfte?

Warum die Polizei

nicht erreichbar war,

als Vili Viorel Paun,

eines der Opfer, den Täter verfolgte.

Seit einem Jahr versuchen wir,

Antworten zu finden.

Da wir bei zuständigen Stellen

kein Gehör finden

und immer wieder abgewiesen werden.

Es ist bitter und tut weh.

Die Behörden in Hessen

mussten durch Strafanzeigen

und offene Fragen gezwungen werden,

sich mit Versäumnissen

auseinanderzusetzen.

Antworten fehlen immer noch.

Hessens Innenminister

verweist auf laufende Ermittlungen

der Hanauer Staatsanwaltschaft

und der Bundesanwaltschaft.

Der Bundespräsident richtet sich

an Angehörige, Polizei und Justiz:

Alle, die Verantwortung tragen,

sind nicht unfehlbar.

Nirgendwo,

auch nicht in Deutschland.

Wo es Fehler

oder Fehleinschätzungen gab,

muss aufgeklärt werden.

Aufklärung und Aufarbeitung

stehen nicht im freien Ermessen.

Sie sind die Bringschuld des Staates

gegenüber der Öffentlichkeit.

Gerade gegenüber den Angehörigen.

Antworten auf ihre Fragen,

darauf hoffen die Angehörigen.

Der Bundespräsident appelliert:

Übersehen wir nicht

die bösen Geister in unserer Mitte.

Nicht Hass, Ausgrenzung,

Gleichgültigkeit.

Aber lasst uns glauben an

den besseren Geist unseres Landes,

an die Kraft zum Miteinander.

Die Erde vom Himmel betrachtet -

so heißt dieses Lied

für die Angehörigen.

Draußen versammeln sich Menschen,

Hanau kommt wieder zusammen.

In Frankfurt begrüße ich

den Publizisten Michel Friedman.

Guten Abend.

Guten Abend.

Wieder wird in Deutschland an

Opfer rassistischer Gewalt erinnert,

wieder ist die Betroffenheit groß.

Die Hoffnung, dass es

das letzte Mal gewesen sein könnte,

ist leider gering, oder?

Sie ist sehr gering.

Seitdem sind sehr viele alltägliche

diskriminierende Tatbestände

geschehen.

Der Mord ist die furchtbarste

sichtbarste Spitze.

Dahinter sind viele Anfänge

der Gewalt an vielen Orten.

Für Minderheiten

in Deutschland leben,

ist schlechter

und nicht besser geworden.

Es sind mehr,

nicht weniger Gefahren entstanden.

Die Morde, über die wir jetzt reden,

sind eher der Beweis:

Es wurde zu wenig getan.

Und wir alle tragen Verantwortung

für den Zustand der Gesellschaft.

Betroffene klagen nicht nur

über einen Alltags-Rassismus,

sondern einen strukturellen,

tief verwurzelten Rassismus.

Warum ist das so schwer,

den zu überwinden?

Rassismus ist

das Gegenmodell der Demokratie.

Die freie Gesellschaft lebt

von der Würde des Menschen.

Sie lebt von dem Respekt

und der Gleichheit der Menschen.

Wenn wir diese Demokratie wollen,

egal welcher Gruppe wir angehören,

ist der Angriff auf die Demokratie

der Angriff auf uns alle.

Und Rassismus ist der Angriff

auf die Minderheiten.

Er ist kein Zufall.

Es ist nicht etwas, was sein muss.

Es ist unsere Verantwortung,

dass es so ist wie es ist.

Der Bundespräsident

sprach vom Glauben,

dass wir es besser machen sollten.

Glauben reicht nicht,

handeln ist Pflicht.

Unsere Gesellschaft

wird immer vielfältiger.

Viele hier Geborene tragen

nicht mehr typisch deutsche Namen.

Was muss passieren,

damit diese Menschen wirklich

als Teil der deutschen Gesellschaft

akzeptiert werden, der sie sind?

Deutsch zu sein, ist so bunt

und plural wie noch nie.

Dieser Pluralismus

trägt in toller Weise.

Was geschehen muss:

Es braucht Bildung

zur Menschlichkeit.

Wo sie in den Familien

nicht stattfindet,

muss sie in die formelle Bildung

glaubwürdig hineingetragen werden.

Kinder werden nicht

als Rassisten geboren.

Erwachsene sind Vorbilder.

Wenn sie mit Stereotypisierung

sie in die falsche Richtung bringen,

ist es die Pflicht des Staates

und der Bildungsinstitutionen:

Sich nicht nur

gegen Rassismus stellen,

sondern für die Anerkennung

des Menschen.

Und für den demokratischen Prozess

einzustehen.

Dass wir es nicht schaffen,

es in der Alltagsbildung

deutlich zu machen, beweist leider

wieder der Gewaltakt in Hanau.

Wie reden wir über Menschen?

Wie markieren wir Menschen?

Und wo es passiert,

gerade bei Jugendlichen:

Wie reagieren die anderen darauf?

Wer nicht reagiert,

macht sich mitschuldig.

Der Mord an Lübcke, Hanau,

Skandale bei der hessischen Polizei:

Täuscht das oder

gibt es ein besonderes Problem

mit Rechtsextremismus

bei Ihnen in Hessen?

In Hessen gibt es nicht nur

ein Problem mit Rechtsextremismus

in der Gesellschaft.

Sondern auch in der Polizei und

anderen staatlichen Institutionen.

In Hessen ist die Frage

des NSU-Verfahrens ein Hinweis,

dass des Bundespräsident

Selbstverständliches betonen muss:

Der Staat habe

eine Bringschuld zur Aufklärung.

Natürlich gibt es

eine Pflicht zur Aufklärung.

Beim Verfassungsschutz unter Maaßen

haben wir erlebt,

die Institutionen funktionieren

nicht immer so wie wir es erwarten.

Auch hier ist Handeln

und keine Sonntagsrede angesagt.

Danke.

Ich danke Ihnen.

Es gab wohl noch nie

einen außenpolitisch erfahreneren

US-Präsidenten als Biden.

Als langjähriger Senator war er Chef

des Auswärtigen Ausschusses.

Als Vize-Präsident traf er

die Regierungschefs dieser Welt.

Von Merkel spricht er

bis heute in höchsten Tönen.

Dass er seinen

ersten Auslandsauftritt

bei der Münchner

Sicherheitskonferenz erfolgen ließ:

Ein Versprechen, dass er

vor zwei Jahren dort gegeben hatte:

"Wir kommen zurück."

Doch mit welcher Botschaft

kommen die USA

als Verbündeter und Partner zurück?

Der Ton allein wird

im transatlantischen Verhältnis

noch nicht die Musik machen.

Auf den ersten Blick

wirkt die große Bühne der Weltpolitik

ziemlich ausgestorben.

Auch auf den Gängen

und in den Verhandlungszimmern

herrscht gähnende Leere.

Eigentlich hätten Hunderte

Hinterzimmer-Gespräche stattgefunden.

Weil das wegen Corona nicht geht,

bleibt am Ende die digitale Bühne.

Dort spricht zum ersten Mal

ein amtierender US-Präsident.

Joe Biden wendet sich direkt

an seine europäischen Partner.

Nach vier Jahren Eiszeit unter Trump

will er die transatlantischen

Beziehungen erneuern.

Und macht konkrete Zusagen.

Ich habe angeordnet,

den Abzug der amerikanischen Truppen

aus Deutschland zu stoppen.

Ich habe die Obergrenze

für die Anzahl der Truppen,

die in Deutschland stationiert

werden können, aufgehoben.

Die letzten Jahre waren hart

und haben unsere transatlantischen

Beziehungen auf die Probe gestellt.

Aber die USA sind entschlossen,

sich wieder gemeinsam

mit Europa zu engagieren.

Biden betont

die globalen Herausforderungen:

China und Russland

sieht er als Bedrohung,

der sich die Demokratien des Westens

gemeinsam stellen müssen.

Es ist für den Kreml viel einfacher,

einzelne Staaten zu mobben,

als mit einer starken Gemeinschaft

zu verhandeln.

Bestehende Konflikte mit

den Europäern erwähnt Biden nicht -

etwa den Streit mit Deutschland

um Nord Stream 2.

Mit Meinungsverschiedenheiten

im transatlantischen Verhältnis

ist aber weiterhin zu rechnen,

weiß auch die Kanzlerin.

Das wird nicht immer

Interessengleichheit sein.

Ich mach mir keine Illusion.

Da muss man auch

offen über Differenzen sprechen,

aber wir haben ein gutes Fundament:

Die Wertebasis,

die Überzeugung von Demokratie.

Merkel stellt den USA

mehr Engagement in Aussicht -

auch militärisch.

So sei Deutschland bereit,

mehr in Verteidigung zu investieren -

und auch länger

in Afghanistan zu bleiben.

Mehr europäisches Engagement

wünscht sich auch

der französische Präsident.

Ich glaube, dass Europa sich

am besten in der NATO engagiert,

wenn es mehr Verantwortung übernimmt

und um seine Autonomie kümmert.

Mehr Verantwortung, ein neues

transatlantisches Verhältnis:

Darin sind sich alle

weitgehend einig.

Auch bei Themen wie der Pandemie

und dem Klimawandel.

Die Botschaft

der Sicherheitskonferenz ist klar:

Amerika ist wieder da.

Verena Bünten in Washington.

Der US-Präsident will

demonstrativ die Risse kitten.

Er meldet die USA

als internationale Führungsmacht an.

Können sie das

noch einfach so ohne Weiteres?

Ganz so leicht wird das nicht.

Biden ist bewusst, dass viel

verloren gegangen ist an Vertrauen.

Er will es reparieren.

Er will das Vertrauen erarbeiten.

Er hat heute starke Signale gesetzt.

Er denkt in Allianzen,

nicht in Alleingängen.

Die Frage ist, wie aktiv die USA

die außenpolitische Führungsrolle

überhaupt spielen wollen.

Biden hat innenpolitische Baustellen

zu meistern:

Corona, Wirtschaftskrise,

soziale Ungleichheit,

Energiewende, Migration.

Dazu gibt es

eine große Spaltung im Land.

An den innenpolitischen Aufgaben

wird er gemessen werden.

Ihm steht auch nur ein Zeitfenster

von zwei Jahren zur Verfügung,

dann gibt es

eine Zwischenwahl im Kongress.

Da könnte er seine

parlamentarische Mehrheit verlieren.

Deshalb wird die Regierung

erst mal die Priorität

auf Innenpolitik setzt.

Der Ton mag freundlicher sein.

Es bleiben aber auch

unter Biden Konflikte,

wie etwa Nord Stream 2.

Wie schnell

endet da die Freundschaft?

Biden ist ein Kritiker

von Nord Stream 2.

Er sieht das

als Abhängigkeit von Russland.

Man muss auch wissen:

Es geht ihm auch darum,

das eigene Flüssiggas zu verkaufen.

Er will Außenpolitik

für die Mittelschicht machen,

zum Beispiel durch Arbeitsplätze.

Er könnte eigentlich

Sanktionen verhängen,

doch nach einer Rede wie heute:

Er will den Deutschen

auch nicht in die Parade fahren.

Er wird Rücksprache suchen.

Dann kommen schwierige Verhandlungen

auf Deutschland zu.

Man müsste wohl

eine Gegenleistung anbieten,

zum Beispiel die Übernahme

von militärischer Verantwortung.

Danke.

Wie sollten Europa und Deutschland

auf die Signale

aus den USA reagieren?

Dazu hat Tina Hassel,

Leiterin unseres Hauptstadt-Studios,

diese Meinung.

"Die reinste Form des Wahnsinns ist,

alles beim Alten zu belassen

und zu hoffen,

dass sich dennoch etwas ändert."

Das wusste schon Einstein.

Hoffentlich wissen es auch

die europäischen Bündnispartner

und reden nicht nur vom Neustart,

sondern leisten ihren Beitrag dazu.

Nur erleichtert abzuwarten,

ist zu wenig.

Wo sind konkrete Initiativen?

Wo will Europa, wo will Deutschland

mehr Verantwortung übernehmen?

Was haben sie anzubieten,

damit Biden nicht

mit leeren Händen dasteht.

Davon hat man heute wenig gehört.

Nüchtern im Ton,

fast wie ein Sparkassenangestellte,

hat die Kanzlerin aufgezählt,

was geleistet wird.

Wissend, dass es zu wenig ist.

Ein längeres Afghanistan-Mandat,

mehr Engagement im Sahel,

für Deutschland im Superwahljahr

könnte das die Schmerzgrenze sein.

Zumindest wurden heikle Themen

wie der künftige Umgang

mit China angesprochen.

Denn die neue US-Regierung

ist frustriert.

Weder Merkel noch Macron

lassen derzeit Interesse

an einer gemeinsamen

China-Initiative erkennen.

Und Biden hat es

als Affront gewertet:

Die Kanzlerin hat zum Ende

der deutschen Ratspräsidentschaft

ein umstrittenes Investitionsabkommen

mit China durchgedrückt.

Dabei ist es in unserem Interesse,

für gemeinsame Erfolge zu sorgen,

auch wenn Porzellan zerschlagen wurde

in den letzten vier Jahren.

Eins sollte klar sein:

Scheitert Biden mit dem Beweis,

dass Bündnisse und der Respekt

internationaler Regeln stärker sind,

als die Politik von America First:

Dann triumphiert nicht nur Trump,

sondern Nationalisten

und Populisten in der ganzen Welt.

Der Westen gewinnt

oder scheitert gemeinsam.

Viele Chancen haben wir nicht mehr.

Die Meinung von Tina Hassel.

Noch ein bedeutendes Treffen heute

fand als Video-Konferenz statt:

Der Gipfel der sieben

größten Wirtschaftsnationen, G7.

Damit beginnen weitere Nachrichten

mit Susanne Daubner:

Die Staats- und Regierungschefs

der G7 kündigten an,

sie wollten wieder

besser zusammenarbeiten.

Nach dem Wechsel im Weißen Haus

soll 2021 zu einem Wendepunkt

für den Multilateralismus werden,

heißt es in der Abschlusserklärung.

Außerdem erhöhten die G7 ihre Zusagen

für die globale Corona-Impfkampagne

in ärmeren Ländern

um mehr als 4 Mrd. US-Dollar.

In Deutschland sinken

die Corona-Infektionszahlen langsam.

Das sind etwa 750 weniger

als vor einer Woche.

Die Sieben-Tage-Inzidenz

liegt unverändert bei 57.

Dass sie nicht mehr sinkt,

könnte darauf hindeuten,

dass sich

ansteckendere Virus-Mutationen

trotz Lockdowns schneller ausbreiten.

RKI-Chef Wieler sagte heute:

Der Anteil der ansteckenderen

britischen Virus-Variante

steige rasant.

Deutschland stehe

möglicherweise erneut

an einem Wendepunkt

in der Pandemie.

Er rechne damit,

dass mehr Jüngere erkranken.

Gesundheitsminister Spahn

mahnte zur Vorsicht.

Bei Lockerungen gehe es darum,

behutsam vorzugehen,

um das Erreichte nicht zu gefährden.

In Spanien dauern die Proteste

gegen die Verhaftung und Verurteilung

des katalanischen Rappers

Pablo Hasel an.

Wie in Barcelona zogen viele Menschen

zunächst friedlich durch die Straßen.

Im Anschluss kam es

erneut zu Ausschreitungen.

Demonstranten

setzten Container in Brand.

Hasel soll wegen Verunglimpfung

staatlicher Institutionen

und Beleidigung des Königshauses

für neun Monate ins Gefängnis.

Gestern wurde er zu einer

weiteren Haftstrafe verurteilt.

Italiens neuer Regierungschef

Draghi bekam auch

in der zweiten Parlamentskammer

eine Mehrheit.

Mit 535 von knapp 600 Stimmen

erzielte der Ex-Chef der EZB

das drittbeste Ergebnis

in der Geschichte Italiens.

Allerdings kamen 16 Gegenstimmen

aus der größten Regierungsfraktion,

der Fünf-Sterne-Bewegung.

Die Parteiführung kündigte an,

diese Abgeordneten

aus der Fraktion auszuschließen.

Im 19. Jahrhundert

war das ein Skandal:

Diese Frau hat

auf offener Straße geraucht,

trug Männerkleidung,

machte ihren Mund auf,

forderte lautstark

Geschlechter-Gerechtigkeit.

Louise Aston wurde eine Vorkämpferin

der Frauenbewegung.

In Magdeburg erinnert

eine Straße an sie.

Dass Straßen nach weiblichen

Vorbildern benannt werden,

ist in der Hauptstadt

von Sachsen-Anhalt die Ausnahme.

Der Versuch, das zu ändern,

führte zu einer Kontroverse

mit einem emotionalen Showdown

im Stadtrat.

Sven Knobloch über die Hintergründe

und wie der Streit ausgegangen ist.

Wir befinden uns

im Wissenschaftshafen in Magdeburg.

Der Name sagt schon:

Viele Straßen sind

nach Wissenschaftlern benannt.

Mit Werner Heisenberg,

Josef Frauenhofer.

Niels Bohr wäre etwas weiter weg.

Gibt's hier eine Straße,

die nach einer Wissenschaftlerin

benannt wurde?

Bisher leider nicht.

Julia Brandt will das ändern,

nicht nur hier - in der ganzen Stadt.

Die Sozialdemokratin ist

mit den anderen Ratsfrauen

auf eine Statistik gestoßen:

Mehr als 500 Straßen in Magdeburg

sind nach Personen benannt.

Nur 46 davon nach Frauen.

Frauen sollten im Straßenbild

genauso vorkommen.

Mit ihren Leistungen,

die sie für die Gesellschaft

gebracht haben wie Männer.

Das ist unser Antrieb.

Die Forderung:

Neue Straßen sollen so lange

nach Frauen benannt werden,

bis Gleichstand hergestellt ist.

Dagegen gibt es Widerstand

von Männern im Stadtrat,

aus den Fraktionen von AfD,

von der Gartenpartei und der CDU.

Die Magdeburger Verwaltung

hat festgestellt:

Das würde dazu führen,

dass für 100 Jahre Straßen,

Plätze nur noch nach Frauen

benannt werden dürfen.

Das ist für uns unverhältnismäßig.

Eine Ungleichheit

mit einer anderen aufzuwiegen,

das hat noch nie gut funktioniert.

Die Magdeburger Stadtpolitik

ist sich uneins.

Aber was denken die, die jeden Tag

auf den Straßen unterwegs sind?

Bei den Namen sind stellenweise

Künstler und Dichter hinterlegt.

Das ist sehr facettenreich,

die Straßennamensgebung.

Haben Sie Künstlerinnen

und Dichterinnen mal gesehen?

Da muss ich passen.

Wir sind für Gleichberechtigung.

Warum sollte man nicht

dafür kämpfen?

Es sind nur Straßen.

Dann sollen sie lieber

was anderes für Frauen machen,

was besser geeignet ist.

Das sind Straßennamen.

Gestern Abend -

entscheidende Sitzung im Stadtrat.

Im nach einem Mann benannten Saal.

Julia Brandt wirbt

für einen Kompromiss,

eine Quotenregel.

Auf einen männlichen Straßennamen

sollen drei weibliche folgen.

Die Debatte wird emotional.

Bei 240.000 Einwohnern

schütteln 239.000 mit dem Kopf,

wenn Sie das Problem besprechen.

Sie stellen die Frage:

Haben wir nicht

schwerwiegendere Probleme?

Ich glaube,

dass es für den ein oder anderen

noch keine Problematik ist,

dass Frauen um Sichtbarkeit kämpfen.

Am Ende die Abstimmung:

Der Stadtrat entscheidet sich

für die Quotenregelung.

Für Julia Brandt

ein wichtiger Schritt.

Eine Straße würde sie gerne

nach Dorothea Erxleben benennen,

der ersten promovierten Ärztin

in Deutschland.

Und das hier, im Wissenschaftshafen.

Spaß im Wasser

sieht in China oft so aus.

Weil viele nicht schwimmen können,

gehören für Groß und Klein

Schwimmreifen aller Art dazu.

Doch immer mehr Chinesen

ist die Planscherei zu lahm,

sie drücken aufs Tempo -

buchstäblich.

Sie genießen beim Wellenreiten

ein Gefühl von Freiheit,

das gezielt gefördert wird

von der kommunistischen Führung.

Surfen ist nämlich

olympische Disziplin geworden.

Also will Peking auch da

auf der Weltbühne mitmischen.

Das hat Daniel Satra erlebt

auf der Tropeninsel Hainan.

Auf ihrem Longboard hat Darci Lui

Surf-Geschichte geschrieben.

Sie war die erste Frau

der Volksrepublik

bei einem

internationalen Profi-Wettkampf.

Ein Leben ohne Wellen

ist für sie unvorstellbar.

Hier ist es am besten.

Es ist kaum jemand da,

das Wasser ist warm.

Die Dünung ist prima.

Eine abgelegene Traumbucht

auf Hainan.

Auf die Insel kam Darci Lui

vor 15 Jahren,

1300 Kilometer

von ihrer Heimatsprovinz entfernt.

Es hat für mich alles verändert.

Ohne das Surfen würde ich wohl

ein normales Leben führen,

verheiratet, Kinder,

in irgendeiner Kleinstadt.

Einige Kilometer südlich.

Das Leben dieser Kinder

dreht sich nur um das Surfen.

Chinesische Meisterschaft:

Für Yang Siqi (11)

der wichtigste Wettkampf des Jahres.

Jubel bei ihrem Team.

Yang holt den 1. Platz

in der Gruppe bis 18 Jahre.

Vor drei Jahren kam sie hierher.

Sie trainiert jetzt im Olympia-Team.

Ich will zuerst in China

gut abschneiden, dann Olympia,

dann zu internationalen

Profi-Wettkämpfen.

Viele Provinzen schicken Kinder

nach Hainan.

Chinas Führung

hat vor vier Jahren beschlossen,

dass sie Surfer

für olympische Erfolge braucht.

21 Kinder trainieren in diesem Team.

Wie Zhou Huaxin kommen sie meist

aus armen Familien.

Surfen bedeutet für sie eine Chance

auf eine bessere Zukunft.

Rin (9) und Zhou (13)

wohnen in einem Zimmer.

Ihre Trainer seien für sie

wie Vater und Mutter.

Seine Eltern hat Zhou nicht mehr

gesehen seitdem er hier wohnt.

Sie haben kein Geld,

um anzureisen.

Es ist das vierte Jahr.

Immer sonntags bekommen wir

vom Trainer ein Handy.

Wir können unsere Familien

per Videochat anrufen.

Wir treffen Darci Lui wieder.

Links entsteht ihre Skateboard-Bahn.

Im Schuppen daneben

hat sie Surfbretter zum Verleihen.

Und drinnen hat sie

ihr eigenes Inselcafe.

Lässiger Lifestyle,

den Behörden tolerieren.

Solange es Touristen bringt und

niemand was gegen die Führung sagt,

können sie hier

ihren Surfer-Traum verwirklichen.

Mein Lebensstil ist gesund,

heilsam und stärkend.

Ich wünsche mir, dass jeder,

der zum Surfen kommt,

all das mitnimmt.

Nicht nur auf dem Surfbrett stehen.

Auf Hainan entdecken Sie das Surfen:

Als Selbstverwirklichung

oder als Leistungssport

im Dienste der Volksrepublik.

Vom Badewetter träumen vielleicht

einige bei uns in Deutschland,

so mild ist es plötzlich geworden.

Sven, wie sind die Aussichten?

Es geht mit den Temperaturen

ruppig nach oben.

Aber baden kann ich nicht empfehlen.

Wir schauen auf die Druckverteilung.

Aus Südwesten kommt warme Luft.

Sie ist nicht nur warm,

sondern enthält auch Sahara-Staub.

Das ist im Senegal.

Das sind Bilder von heute.

Dieser Staub verteilt sich

und sorgt dafür,

dass die Sonne kaum noch durchkommt.

Das ist die Entwicklung.

Montag nähert sich uns das Ganze.

Im Norden gibt es Regentropfen

an der dänischen Grenze.

Ansonsten gibt es abgesehen

von Nebelfeldern nur leichte Wolken.

Abgesehen von Frühnebel

scheint meist die Sonne.

Der Staub ist da,

20 Grad können wir sehen -

also FF, Februar-Frühling.

Kein Badewetter,

aber zumindest Sonnenwetter.

Danke, Sven Plöger.

Das war's für heute von uns.

Hier folgt ein Tatort aus Kiel.

Wir sind morgen wieder für Sie da.

Einen schönen Start

ins Wochenende wünschen wir.

Tschüss. Bleiben Sie zuversichtlich.

Copyright Untertitel: NDR 2021

tagesthemen Sendung vom 19.02.2021, 22:00 Uhr - Gedenken an Opfer von Hanau tagesthemen broadcast from 19.02.2021, 22:00 - Commemoration of victims of Hanau tagesthemenprogramma van 19.02.2021, 22:00 - Herdenking van de slachtoffers van Hanau программа tagesthemen от 19.02.2021, 22:00 - Память о жертвах Ханау tagesthemen program av den 19.02.2021, 22:00 - Minnesstund för offren i Hanau

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen

mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR

live untertitelt (19.02.2021)

Guten Abend und willkommen

zu den tagesthemen.

Fatih Saracoglu, Vili Viorel Paun,

Kaloyan Velkov, Ferhat Unvar,

Mercedes Kierpacz, Gökhan Gültekin,

Sedat Gürbüz, Hamza Kurtovic,

Said Nessar Hashemi.

Diese neun Menschen

wurden vor einem Jahr Opfer

eines rassistischen

Terroranschlags in Hanau.

Neun Menschen erschoss

der hassgetriebene Mörder,

weil sie nicht

in sein Weltbild passten.

Bei Angehörigen und Überlebenden

mischten sich in diesem Jahr si mescolarono||||

neben Trauer auch Misstrauen

und Vorwürfe gegen die Behörden.

Etwa, was die Aufklärung

des Verbrechens betrifft.

Die noch offenen Fragen zu klären,

sei eine Bringschuld des Staates, ||obbligo del governo||

so der Bundespräsident.

Steinmeier reiste nach Hanau,

um an der zentralen Gedenkfeier

für die Opfer teilzunehmen. |||partecipare per le vittime

Hanau heute Abend:

Es brennen wieder Kerzen,

wo ein Rassist vor einem Jahr

neun Menschen umbrachte.

Sie passten nicht

in sein rassistisches Weltbild.

Wenige Stunden zuvor:

Glocken läuten in der Stadt. Campane suonano in città.||||

Angehörige, Freunde,

der Bundespräsident

sind zum Gedenken

an die Opfer zusammengekommen. |||raccolti per le vittime

Der Ehrenbürger der Stadt |Cittadino onorario della città||

spricht zuerst, Rudi Völler.

Er zitiert die Brüder Grimm - |cita|||

auch Söhne der Stadt:

Wilhelm Grimm, Anno 1832:

"Hass, der alle

anderen Gefühle überflügelt, ||superato da altri sentimenti

zerstört mehr als alles andere

das ruhige und gedeihliche Leben |||prospero|

eines Staates."

Zerstörerischer Hass Odio distruttivo|

haben sie alle hier erfahren.

Doch das allein ist nicht,

was Angehörige

in diesen Tagen bewegt.

Sie treffen sich fast täglich

in diesem Begegnungsraum. ||in questo spazio

Voller Fragen ist dieser Raum dann.

Warum der psychisch kranke Täter

Waffen besitzen durfte?

Warum die Polizei

nicht erreichbar war,

als Vili Viorel Paun,

eines der Opfer, den Täter verfolgte.

Seit einem Jahr versuchen wir,

Antworten zu finden.

Da wir bei zuständigen Stellen

kein Gehör finden

und immer wieder abgewiesen werden. |||respinti di nuovo|

Es ist bitter und tut weh.

Die Behörden in Hessen

mussten durch Strafanzeigen

und offene Fragen gezwungen werden,

sich mit Versäumnissen

auseinanderzusetzen. confrontarsi con

Antworten fehlen immer noch.

Hessens Innenminister Ministro dell'interno dell'Assia|

verweist auf laufende Ermittlungen ||indagini in corso|

der Hanauer Staatsanwaltschaft |della procura di Hanau|

und der Bundesanwaltschaft. ||procura federale

Der Bundespräsident richtet sich

an Angehörige, Polizei und Justiz:

Alle, die Verantwortung tragen,

sind nicht unfehlbar.

Nirgendwo,

auch nicht in Deutschland.

Wo es Fehler

oder Fehleinschätzungen gab, |valutazioni errate|

muss aufgeklärt werden.

Aufklärung und Aufarbeitung ||Elaborazione

stehen nicht im freien Ermessen.

Sie sind die Bringschuld des Staates

gegenüber der Öffentlichkeit.

Gerade gegenüber den Angehörigen.

Antworten auf ihre Fragen,

darauf hoffen die Angehörigen.

Der Bundespräsident appelliert:

Übersehen wir nicht

die bösen Geister in unserer Mitte.

Nicht Hass, Ausgrenzung,

Gleichgültigkeit.

Aber lasst uns glauben an

den besseren Geist unseres Landes,

an die Kraft zum Miteinander.

Die Erde vom Himmel betrachtet - ||||vista dal cielo

so heißt dieses Lied

für die Angehörigen.

Draußen versammeln sich Menschen,

Hanau kommt wieder zusammen.

In Frankfurt begrüße ich

den Publizisten Michel Friedman.

Guten Abend.

Guten Abend.

Wieder wird in Deutschland an

Opfer rassistischer Gewalt erinnert,

wieder ist die Betroffenheit groß. |||costernazione|

Die Hoffnung, dass es

das letzte Mal gewesen sein könnte,

ist leider gering, oder?

Sie ist sehr gering.

Seitdem sind sehr viele alltägliche

diskriminierende Tatbestände |Fatti discriminatori

geschehen.

Der Mord ist die furchtbarste

sichtbarste Spitze.

Dahinter sind viele Anfänge

der Gewalt an vielen Orten.

Für Minderheiten |Per minoranze

in Deutschland leben,

ist schlechter

und nicht besser geworden.

Es sind mehr,

nicht weniger Gefahren entstanden.

Die Morde, über die wir jetzt reden,

sind eher der Beweis:

Es wurde zu wenig getan.

Und wir alle tragen Verantwortung

für den Zustand der Gesellschaft.

Betroffene klagen nicht nur

über einen Alltags-Rassismus,

sondern einen strukturellen,

tief verwurzelten Rassismus. |razzismo profondamente radicato|

Warum ist das so schwer,

den zu überwinden?

Rassismus ist

das Gegenmodell der Demokratie. |modello alternativo della democrazia||

Die freie Gesellschaft lebt

von der Würde des Menschen.

Sie lebt von dem Respekt

und der Gleichheit der Menschen.

Wenn wir diese Demokratie wollen,

egal welcher Gruppe wir angehören,

ist der Angriff auf die Demokratie

der Angriff auf uns alle.

Und Rassismus ist der Angriff

auf die Minderheiten.

Er ist kein Zufall.

Es ist nicht etwas, was sein muss.

Es ist unsere Verantwortung,

dass es so ist wie es ist.

Der Bundespräsident

sprach vom Glauben,

dass wir es besser machen sollten.

Glauben reicht nicht,

handeln ist Pflicht.

Unsere Gesellschaft

wird immer vielfältiger.

Viele hier Geborene tragen

nicht mehr typisch deutsche Namen.

Was muss passieren,

damit diese Menschen wirklich

als Teil der deutschen Gesellschaft

akzeptiert werden, der sie sind?

Deutsch zu sein, ist so bunt

und plural wie noch nie.

Dieser Pluralismus

trägt in toller Weise.

Was geschehen muss:

Es braucht Bildung

zur Menschlichkeit.

Wo sie in den Familien

nicht stattfindet,

muss sie in die formelle Bildung

glaubwürdig hineingetragen werden.

Kinder werden nicht

als Rassisten geboren.

Erwachsene sind Vorbilder.

Wenn sie mit Stereotypisierung

sie in die falsche Richtung bringen,

ist es die Pflicht des Staates

und der Bildungsinstitutionen:

Sich nicht nur

gegen Rassismus stellen,

sondern für die Anerkennung

des Menschen.

Und für den demokratischen Prozess

einzustehen.

Dass wir es nicht schaffen,

es in der Alltagsbildung

deutlich zu machen, beweist leider

wieder der Gewaltakt in Hanau.

Wie reden wir über Menschen?

Wie markieren wir Menschen?

Und wo es passiert,

gerade bei Jugendlichen:

Wie reagieren die anderen darauf?

Wer nicht reagiert,

macht sich mitschuldig.

Der Mord an Lübcke, Hanau,

Skandale bei der hessischen Polizei:

Täuscht das oder

gibt es ein besonderes Problem

mit Rechtsextremismus

bei Ihnen in Hessen?

In Hessen gibt es nicht nur

ein Problem mit Rechtsextremismus

in der Gesellschaft.

Sondern auch in der Polizei und

anderen staatlichen Institutionen.

In Hessen ist die Frage

des NSU-Verfahrens ein Hinweis,

dass des Bundespräsident

Selbstverständliches betonen muss:

Der Staat habe

eine Bringschuld zur Aufklärung.

Natürlich gibt es

eine Pflicht zur Aufklärung.

Beim Verfassungsschutz unter Maaßen

haben wir erlebt,

die Institutionen funktionieren

nicht immer so wie wir es erwarten.

Auch hier ist Handeln

und keine Sonntagsrede angesagt.

Danke.

Ich danke Ihnen.

Es gab wohl noch nie

einen außenpolitisch erfahreneren

US-Präsidenten als Biden.

Als langjähriger Senator war er Chef

des Auswärtigen Ausschusses.

Als Vize-Präsident traf er

die Regierungschefs dieser Welt.

Von Merkel spricht er

bis heute in höchsten Tönen.

Dass er seinen

ersten Auslandsauftritt

bei der Münchner

Sicherheitskonferenz erfolgen ließ:

Ein Versprechen, dass er

vor zwei Jahren dort gegeben hatte:

"Wir kommen zurück."

Doch mit welcher Botschaft

kommen die USA

als Verbündeter und Partner zurück?

Der Ton allein wird

im transatlantischen Verhältnis

noch nicht die Musik machen.

Auf den ersten Blick

wirkt die große Bühne der Weltpolitik

ziemlich ausgestorben.

Auch auf den Gängen

und in den Verhandlungszimmern

herrscht gähnende Leere.

Eigentlich hätten Hunderte

Hinterzimmer-Gespräche stattgefunden.

Weil das wegen Corona nicht geht,

bleibt am Ende die digitale Bühne.

Dort spricht zum ersten Mal

ein amtierender US-Präsident.

Joe Biden wendet sich direkt

an seine europäischen Partner.

Nach vier Jahren Eiszeit unter Trump

will er die transatlantischen

Beziehungen erneuern.

Und macht konkrete Zusagen.

Ich habe angeordnet,

den Abzug der amerikanischen Truppen

aus Deutschland zu stoppen.

Ich habe die Obergrenze

für die Anzahl der Truppen,

die in Deutschland stationiert

werden können, aufgehoben.

Die letzten Jahre waren hart

und haben unsere transatlantischen

Beziehungen auf die Probe gestellt.

Aber die USA sind entschlossen,

sich wieder gemeinsam

mit Europa zu engagieren.

Biden betont

die globalen Herausforderungen:

China und Russland

sieht er als Bedrohung,

der sich die Demokratien des Westens

gemeinsam stellen müssen.

Es ist für den Kreml viel einfacher,

einzelne Staaten zu mobben,

als mit einer starken Gemeinschaft

zu verhandeln.

Bestehende Konflikte mit

den Europäern erwähnt Biden nicht -

etwa den Streit mit Deutschland

um Nord Stream 2.

Mit Meinungsverschiedenheiten

im transatlantischen Verhältnis

ist aber weiterhin zu rechnen,

weiß auch die Kanzlerin.

Das wird nicht immer

Interessengleichheit sein.

Ich mach mir keine Illusion.

Da muss man auch

offen über Differenzen sprechen,

aber wir haben ein gutes Fundament:

Die Wertebasis,

die Überzeugung von Demokratie.

Merkel stellt den USA

mehr Engagement in Aussicht -

auch militärisch.

So sei Deutschland bereit,

mehr in Verteidigung zu investieren -

und auch länger

in Afghanistan zu bleiben.

Mehr europäisches Engagement

wünscht sich auch

der französische Präsident.

Ich glaube, dass Europa sich

am besten in der NATO engagiert,

wenn es mehr Verantwortung übernimmt

und um seine Autonomie kümmert.

Mehr Verantwortung, ein neues

transatlantisches Verhältnis:

Darin sind sich alle

weitgehend einig.

Auch bei Themen wie der Pandemie

und dem Klimawandel.

Die Botschaft

der Sicherheitskonferenz ist klar:

Amerika ist wieder da.

Verena Bünten in Washington.

Der US-Präsident will

demonstrativ die Risse kitten.

Er meldet die USA

als internationale Führungsmacht an.

Können sie das

noch einfach so ohne Weiteres?

Ganz so leicht wird das nicht.

Biden ist bewusst, dass viel

verloren gegangen ist an Vertrauen.

Er will es reparieren.

Er will das Vertrauen erarbeiten.

Er hat heute starke Signale gesetzt.

Er denkt in Allianzen,

nicht in Alleingängen.

Die Frage ist, wie aktiv die USA

die außenpolitische Führungsrolle

überhaupt spielen wollen.

Biden hat innenpolitische Baustellen

zu meistern:

Corona, Wirtschaftskrise,

soziale Ungleichheit,

Energiewende, Migration.

Dazu gibt es

eine große Spaltung im Land.

An den innenpolitischen Aufgaben

wird er gemessen werden.

Ihm steht auch nur ein Zeitfenster

von zwei Jahren zur Verfügung,

dann gibt es

eine Zwischenwahl im Kongress.

Da könnte er seine

parlamentarische Mehrheit verlieren.

Deshalb wird die Regierung

erst mal die Priorität

auf Innenpolitik setzt.

Der Ton mag freundlicher sein.

Es bleiben aber auch

unter Biden Konflikte,

wie etwa Nord Stream 2.

Wie schnell

endet da die Freundschaft?

Biden ist ein Kritiker

von Nord Stream 2.

Er sieht das

als Abhängigkeit von Russland.

Man muss auch wissen:

Es geht ihm auch darum,

das eigene Flüssiggas zu verkaufen.

Er will Außenpolitik

für die Mittelschicht machen,

zum Beispiel durch Arbeitsplätze.

Er könnte eigentlich

Sanktionen verhängen,

doch nach einer Rede wie heute:

Er will den Deutschen

auch nicht in die Parade fahren.

Er wird Rücksprache suchen.

Dann kommen schwierige Verhandlungen

auf Deutschland zu.

Man müsste wohl

eine Gegenleistung anbieten,

zum Beispiel die Übernahme

von militärischer Verantwortung.

Danke.

Wie sollten Europa und Deutschland

auf die Signale

aus den USA reagieren?

Dazu hat Tina Hassel,

Leiterin unseres Hauptstadt-Studios,

diese Meinung.

"Die reinste Form des Wahnsinns ist,

alles beim Alten zu belassen

und zu hoffen,

dass sich dennoch etwas ändert."

Das wusste schon Einstein.

Hoffentlich wissen es auch

die europäischen Bündnispartner

und reden nicht nur vom Neustart,

sondern leisten ihren Beitrag dazu.

Nur erleichtert abzuwarten,

ist zu wenig.

Wo sind konkrete Initiativen?

Wo will Europa, wo will Deutschland

mehr Verantwortung übernehmen?

Was haben sie anzubieten,

damit Biden nicht

mit leeren Händen dasteht.

Davon hat man heute wenig gehört.

Nüchtern im Ton,

fast wie ein Sparkassenangestellte,

hat die Kanzlerin aufgezählt,

was geleistet wird.

Wissend, dass es zu wenig ist.

Ein längeres Afghanistan-Mandat,

mehr Engagement im Sahel,

für Deutschland im Superwahljahr

könnte das die Schmerzgrenze sein.

Zumindest wurden heikle Themen

wie der künftige Umgang

mit China angesprochen.

Denn die neue US-Regierung

ist frustriert.

Weder Merkel noch Macron

lassen derzeit Interesse

an einer gemeinsamen

China-Initiative erkennen.

Und Biden hat es

als Affront gewertet:

Die Kanzlerin hat zum Ende

der deutschen Ratspräsidentschaft

ein umstrittenes Investitionsabkommen

mit China durchgedrückt.

Dabei ist es in unserem Interesse,

für gemeinsame Erfolge zu sorgen,

auch wenn Porzellan zerschlagen wurde

in den letzten vier Jahren.

Eins sollte klar sein:

Scheitert Biden mit dem Beweis,

dass Bündnisse und der Respekt

internationaler Regeln stärker sind,

als die Politik von America First:

Dann triumphiert nicht nur Trump,

sondern Nationalisten

und Populisten in der ganzen Welt.

Der Westen gewinnt

oder scheitert gemeinsam.

Viele Chancen haben wir nicht mehr.

Die Meinung von Tina Hassel.

Noch ein bedeutendes Treffen heute

fand als Video-Konferenz statt:

Der Gipfel der sieben

größten Wirtschaftsnationen, G7.

Damit beginnen weitere Nachrichten

mit Susanne Daubner:

Die Staats- und Regierungschefs

der G7 kündigten an,

sie wollten wieder

besser zusammenarbeiten.

Nach dem Wechsel im Weißen Haus

soll 2021 zu einem Wendepunkt

für den Multilateralismus werden,

heißt es in der Abschlusserklärung.

Außerdem erhöhten die G7 ihre Zusagen

für die globale Corona-Impfkampagne

in ärmeren Ländern

um mehr als 4 Mrd. US-Dollar.

In Deutschland sinken

die Corona-Infektionszahlen langsam.

Das sind etwa 750 weniger

als vor einer Woche.

Die Sieben-Tage-Inzidenz

liegt unverändert bei 57.

Dass sie nicht mehr sinkt,

könnte darauf hindeuten,

dass sich

ansteckendere Virus-Mutationen

trotz Lockdowns schneller ausbreiten.

RKI-Chef Wieler sagte heute:

Der Anteil der ansteckenderen

britischen Virus-Variante

steige rasant.

Deutschland stehe

möglicherweise erneut

an einem Wendepunkt

in der Pandemie.

Er rechne damit,

dass mehr Jüngere erkranken.

Gesundheitsminister Spahn

mahnte zur Vorsicht.

Bei Lockerungen gehe es darum,

behutsam vorzugehen,

um das Erreichte nicht zu gefährden.

In Spanien dauern die Proteste

gegen die Verhaftung und Verurteilung

des katalanischen Rappers

Pablo Hasel an.

Wie in Barcelona zogen viele Menschen

zunächst friedlich durch die Straßen.

Im Anschluss kam es

erneut zu Ausschreitungen.

Demonstranten

setzten Container in Brand.

Hasel soll wegen Verunglimpfung

staatlicher Institutionen

und Beleidigung des Königshauses

für neun Monate ins Gefängnis.

Gestern wurde er zu einer

weiteren Haftstrafe verurteilt.

Italiens neuer Regierungschef

Draghi bekam auch

in der zweiten Parlamentskammer

eine Mehrheit.

Mit 535 von knapp 600 Stimmen

erzielte der Ex-Chef der EZB

das drittbeste Ergebnis

in der Geschichte Italiens.

Allerdings kamen 16 Gegenstimmen

aus der größten Regierungsfraktion,

der Fünf-Sterne-Bewegung.

Die Parteiführung kündigte an,

diese Abgeordneten

aus der Fraktion auszuschließen.

Im 19. Jahrhundert

war das ein Skandal:

Diese Frau hat

auf offener Straße geraucht,

trug Männerkleidung,

machte ihren Mund auf,

forderte lautstark

Geschlechter-Gerechtigkeit.

Louise Aston wurde eine Vorkämpferin

der Frauenbewegung.

In Magdeburg erinnert

eine Straße an sie.

Dass Straßen nach weiblichen

Vorbildern benannt werden,

ist in der Hauptstadt

von Sachsen-Anhalt die Ausnahme.

Der Versuch, das zu ändern,

führte zu einer Kontroverse

mit einem emotionalen Showdown

im Stadtrat.

Sven Knobloch über die Hintergründe

und wie der Streit ausgegangen ist.

Wir befinden uns

im Wissenschaftshafen in Magdeburg.

Der Name sagt schon:

Viele Straßen sind

nach Wissenschaftlern benannt.

Mit Werner Heisenberg,

Josef Frauenhofer.

Niels Bohr wäre etwas weiter weg.

Gibt's hier eine Straße,

die nach einer Wissenschaftlerin

benannt wurde?

Bisher leider nicht.

Julia Brandt will das ändern,

nicht nur hier - in der ganzen Stadt.

Die Sozialdemokratin ist

mit den anderen Ratsfrauen

auf eine Statistik gestoßen:

Mehr als 500 Straßen in Magdeburg

sind nach Personen benannt.

Nur 46 davon nach Frauen.

Frauen sollten im Straßenbild

genauso vorkommen.

Mit ihren Leistungen,

die sie für die Gesellschaft

gebracht haben wie Männer.

Das ist unser Antrieb.

Die Forderung:

Neue Straßen sollen so lange

nach Frauen benannt werden,

bis Gleichstand hergestellt ist.

Dagegen gibt es Widerstand

von Männern im Stadtrat,

aus den Fraktionen von AfD,

von der Gartenpartei und der CDU.

Die Magdeburger Verwaltung

hat festgestellt:

Das würde dazu führen,

dass für 100 Jahre Straßen,

Plätze nur noch nach Frauen

benannt werden dürfen.

Das ist für uns unverhältnismäßig.

Eine Ungleichheit

mit einer anderen aufzuwiegen,

das hat noch nie gut funktioniert.

Die Magdeburger Stadtpolitik

ist sich uneins.

Aber was denken die, die jeden Tag

auf den Straßen unterwegs sind?

Bei den Namen sind stellenweise

Künstler und Dichter hinterlegt.

Das ist sehr facettenreich,

die Straßennamensgebung.

Haben Sie Künstlerinnen

und Dichterinnen mal gesehen?

Da muss ich passen.

Wir sind für Gleichberechtigung.

Warum sollte man nicht

dafür kämpfen?

Es sind nur Straßen.

Dann sollen sie lieber

was anderes für Frauen machen,

was besser geeignet ist.

Das sind Straßennamen.

Gestern Abend -

entscheidende Sitzung im Stadtrat.

Im nach einem Mann benannten Saal.

Julia Brandt wirbt

für einen Kompromiss,

eine Quotenregel.

Auf einen männlichen Straßennamen

sollen drei weibliche folgen.

Die Debatte wird emotional.

Bei 240.000 Einwohnern

schütteln 239.000 mit dem Kopf,

wenn Sie das Problem besprechen.

Sie stellen die Frage:

Haben wir nicht

schwerwiegendere Probleme?

Ich glaube,

dass es für den ein oder anderen

noch keine Problematik ist,

dass Frauen um Sichtbarkeit kämpfen.

Am Ende die Abstimmung:

Der Stadtrat entscheidet sich

für die Quotenregelung.

Für Julia Brandt

ein wichtiger Schritt.

Eine Straße würde sie gerne

nach Dorothea Erxleben benennen,

der ersten promovierten Ärztin

in Deutschland.

Und das hier, im Wissenschaftshafen.

Spaß im Wasser

sieht in China oft so aus.

Weil viele nicht schwimmen können,

gehören für Groß und Klein

Schwimmreifen aller Art dazu.

Doch immer mehr Chinesen

ist die Planscherei zu lahm,

sie drücken aufs Tempo -

buchstäblich.

Sie genießen beim Wellenreiten

ein Gefühl von Freiheit,

das gezielt gefördert wird

von der kommunistischen Führung.

Surfen ist nämlich

olympische Disziplin geworden.

Also will Peking auch da

auf der Weltbühne mitmischen.

Das hat Daniel Satra erlebt

auf der Tropeninsel Hainan.

Auf ihrem Longboard hat Darci Lui

Surf-Geschichte geschrieben.

Sie war die erste Frau

der Volksrepublik

bei einem

internationalen Profi-Wettkampf.

Ein Leben ohne Wellen

ist für sie unvorstellbar.

Hier ist es am besten.

Es ist kaum jemand da,

das Wasser ist warm.

Die Dünung ist prima.

Eine abgelegene Traumbucht

auf Hainan.

Auf die Insel kam Darci Lui

vor 15 Jahren,

1300 Kilometer

von ihrer Heimatsprovinz entfernt.

Es hat für mich alles verändert.

Ohne das Surfen würde ich wohl

ein normales Leben führen,

verheiratet, Kinder,

in irgendeiner Kleinstadt.

Einige Kilometer südlich.

Das Leben dieser Kinder

dreht sich nur um das Surfen.

Chinesische Meisterschaft:

Für Yang Siqi (11)

der wichtigste Wettkampf des Jahres.

Jubel bei ihrem Team.

Yang holt den 1. Platz

in der Gruppe bis 18 Jahre.

Vor drei Jahren kam sie hierher.

Sie trainiert jetzt im Olympia-Team.

Ich will zuerst in China

gut abschneiden, dann Olympia,

dann zu internationalen

Profi-Wettkämpfen.

Viele Provinzen schicken Kinder

nach Hainan.

Chinas Führung

hat vor vier Jahren beschlossen,

dass sie Surfer

für olympische Erfolge braucht.

21 Kinder trainieren in diesem Team.

Wie Zhou Huaxin kommen sie meist

aus armen Familien.

Surfen bedeutet für sie eine Chance

auf eine bessere Zukunft.

Rin (9) und Zhou (13)

wohnen in einem Zimmer.

Ihre Trainer seien für sie

wie Vater und Mutter.

Seine Eltern hat Zhou nicht mehr

gesehen seitdem er hier wohnt.

Sie haben kein Geld,

um anzureisen.

Es ist das vierte Jahr.

Immer sonntags bekommen wir

vom Trainer ein Handy.

Wir können unsere Familien

per Videochat anrufen.

Wir treffen Darci Lui wieder.

Links entsteht ihre Skateboard-Bahn.

Im Schuppen daneben

hat sie Surfbretter zum Verleihen.

Und drinnen hat sie

ihr eigenes Inselcafe.

Lässiger Lifestyle,

den Behörden tolerieren.

Solange es Touristen bringt und

niemand was gegen die Führung sagt,

können sie hier

ihren Surfer-Traum verwirklichen.

Mein Lebensstil ist gesund,

heilsam und stärkend.

Ich wünsche mir, dass jeder,

der zum Surfen kommt,

all das mitnimmt.

Nicht nur auf dem Surfbrett stehen.

Auf Hainan entdecken Sie das Surfen:

Als Selbstverwirklichung

oder als Leistungssport

im Dienste der Volksrepublik.

Vom Badewetter träumen vielleicht

einige bei uns in Deutschland,

so mild ist es plötzlich geworden.

Sven, wie sind die Aussichten?

Es geht mit den Temperaturen

ruppig nach oben.

Aber baden kann ich nicht empfehlen.

Wir schauen auf die Druckverteilung.

Aus Südwesten kommt warme Luft.

Sie ist nicht nur warm,

sondern enthält auch Sahara-Staub.

Das ist im Senegal.

Das sind Bilder von heute.

Dieser Staub verteilt sich

und sorgt dafür,

dass die Sonne kaum noch durchkommt.

Das ist die Entwicklung.

Montag nähert sich uns das Ganze.

Im Norden gibt es Regentropfen

an der dänischen Grenze.

Ansonsten gibt es abgesehen

von Nebelfeldern nur leichte Wolken.

Abgesehen von Frühnebel

scheint meist die Sonne.

Der Staub ist da,

20 Grad können wir sehen -

also FF, Februar-Frühling.

Kein Badewetter,

aber zumindest Sonnenwetter.

Danke, Sven Plöger.

Das war's für heute von uns.

Hier folgt ein Tatort aus Kiel.

Wir sind morgen wieder für Sie da.

Einen schönen Start

ins Wochenende wünschen wir.

Tschüss. Bleiben Sie zuversichtlich.

Copyright Untertitel: NDR 2021