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Emil und die Detektive von Erich Kästner, 17. Frau Tischbein ist so aufgeregt

17. Frau Tischbein ist so aufgeregt

Siebzehntes Kapitel - Frau Tischbein ist so aufgeregt

Am nächsten Morgen klingelte Frau Bäckermeister Wirth in Neustadt an der Tür von Frau Friseuse Tischbein. "Tag, Frau Tischbein", sagte sie dann. "Wie geht's?" "Morgen, Frau Wirth. Ich bin so sehr in Sorge! Mein Junge hat noch nicht eine Zeile geschrieben. Immer, wenn es klingelt, denke ich, es ist der Briefträger. Soll ich Sie frisieren?" "Nein. Ich wollte nur mal herkommen, und... weil ich Ihnen etwas ausrichten soll." "Bitteschön", sagte die Friseuse. "Viele Grüße von Emil und..." "Um Himmelswillen! Was ist ihm passiert? Wo ist er? Was wissen Sie?" rief Frau Tischbein. Sie war furchtbar aufgeregt und hob ängstlich beide Hände hoch. "Aber es geht ihm doch gut, meine Liebe. Sehr gut sogar. Er hat einen Dieb erwischt. Denken Sie nur! Und die Polizei hat ihm eine Belohnung von tausend Mark geschickt. Was sagen Sie nun? Hm? Und da sollen Sie, mit dem Mittagszug, nach Berlin kommen." "Aber woher wissen Sie das denn alles?" "Ihre Schwester, Frau Heimbold, hat eben aus Berlin bei mir im Geschäft angerufen. Emil hat auch ein paar Worte gesagt. Und Sie sollten doch ja kommen! Wo Sie jetzt soviel Geld hätten, wäre das doch zu machen." "So, so... Ja freilich", murmelte Frau Tischbein verstört. "Tausend Mark? Weil er einen Dieb erwischt hat? Wie ist er bloß auf die Idee gekommen? Nichts als Dummheiten macht er!" "Aber es hat sich doch gelohnt! Tausend Mark sind doch eine Menge Geld!" "Gehen Sie mir ja mit den tausend Mark!" "Na, na, es kann einem Schlimmeres passieren. Also, werden Sie fahren?" "Natürlich! Ich habe keinen Augenblick Ruhe, bis ich den Jungen gesehen habe." "Also, gute Reise. Und viel Vergnügen!" "Danke schön, Frau Wirth", sagte die Friseuse und schloß kopfschüttelnd die Tür. Als sie, nachmittags, im Berliner Zug saß, erlebte sie eine noch größere Überraschung. Ihr gegenüber las ein Herr Zeitung. Frau Tischbein blickte nervös aus einer Ecke in die andere, zählte die Telegraphenmasten, die vorm Fenster vorbeizogen, und wäre am liebsten hinter den Zug gerannt, um zu schieben. Es ging ihr zu langsam. Während sie so herumrutschte und den Kopf hin und her drehte, fiel ihr Blick auf die Zeitung gegenüber. "Allmächtiger!" rief sie und riß dem Herrn das Blatt aus der Hand. Der Herr dachte, die Frau sei plötzlich verrückt geworden, und kriegte Angst. "Da! Da!" stammelte sie. "Das hier... das ist mein Junge!" Und sie stieß mit dem Finger nach einer Photo-graphie, die auf der ersten Zeitungsseite zu sehen war. "Was Sie nicht sagen!" meinte der Mann erfreut. "Sie sind die Mutter von Emil Tischbein? Das ist ja ein Prachtkerl. Hut ab, Frau Tischbein, Hut ab!" "So, so", sagte die Friseuse. "Behalten Sie den Hut ruhig auf, mein Herr!" Und dann begann sie den Artikel zu lesen. Darüber stand in Riesenbuchstaben: Ein kleiner Junge als Detektiv! Hundert Berliner Kinder auf der Verbrecherjagd Und dann folgte ein ausführlich spannender Bericht über Emils Erlebnisse vom Bahnhof in Neustadt bis ins Berliner Polizeipräsidium. Frau Tischbein wurde richtig blaß. Und die Zeitung raschelte, als wäre es windig. Und dabei waren die Fenster verschlossen. Der Herr konnte es kaum erwarten, daß sie den Artikel zu Ende las. Doch der war sehr lang und füllte fast die ganze erste Seite aus. Und mittendrin saß Emils Bild. Endlich legte sie das Blatt beiseite, sah ihn an und sagte: "Kaum ist er allein, macht er solche Geschichten. Und ich hatte ihm so eingeschärft, auf die hundertvierzig Mark aufzupassen! Wie konnte er nur so nachlässig sein! Als ob er nicht wüßte, daß wir kein Geld zum Stehlenlassen übrig haben!" "Er ist eben müde geworden. Vielleicht hat ihn der Dieb sogar hypnotisiert. Das soll vorkommen", meinte der Herr. "Aber finden Sie es denn nicht einfach bewundernswert, wie sich die Jungen aus der Affäre gezogen haben? Das war doch genial! Das war doch einfach großartig! Einfach großartig war doch das!" "Das schon", sagte Frau Tischbein geschmeichelt. "Er ist schon ein kluger Junge, mein Junge. Immer der Beste in der Klasse. Und fleißig dazu. Aber bedenken Sie doch, wenn ihm was zugestoßen wäre! Mir stehen die Haare zu Berge, obwohl ja alles längst vorüber ist. Nein, ich kann ihn nie mehr allein fahren lassen. Ich stürbe vor Angst." "Sieht er genau so aus wie auf dem Bild?" fragte der Herr. Frau Tischbein betrachtete das Photo wieder und sagte: "Ja. Genau so. Gefällt er Ihnen?" "Großartig!" rief der Mann. "So ein richtiger Kerl, aus dem später mal was werden wird." "Nur ein bißchen ordentlicher hinsetzen hätte er sich sollen", zankte die Mutter. "Das Jackett schlägt lauter Falten. Er soll es stets aufknöpfen, bevor er sich setzt. Aber er hört ja nicht!" "Wenn er keine größeren Fehler hat!" lachte der Herr. "Nein, Fehler hat er eigentlich keine, mein Emil", sagte Frau Tischbein und putzte sich vor Rührung die Nase... Dann stieg der Herr aus. Sie durfte die Zeitung behalten und las Emils Erlebnisse bis BerlinFriedrichstraße immer wieder. Insgesamt elf mal. Als sie in Berlin ankam, stand Emil schon auf dem Bahnsteig. Er hatte der Mutter zu Ehren den guten Anzug an, fiel ihr um den Hals und rief: "Na, was sagst du nun?" "Sei nur nicht auch noch eingebildet, du Lümmel!" "Ach, Frau Tischbein", sagte er und hakte sich bei ihr unter, "ich freue mich ja enorm, daß du hier bist." "Besser ist dein Anzug bei der Verbrecherjagd auch nicht geworden", meinte die Mutter. Aber es klang nicht etwa böse. "Wenn du willst, krieg ich einen neuen Anzug." "Von wem denn?" "Ein Kaufhaus will mir und dem Professor und Gustav neue Anzüge schenken und in den Zeitungen annoncieren, daß wir Detektive nur bei ihnen neue Anzüge kaufen. Das ist Reklame, verstehst du?" "Ja, ich versteh." "Aber wir werden wahrscheinlich ablehnen, obwohl wir statt der langweiligen Anzüge auch jeder 'nen Fußball kriegen könnten", erzählte Emil großspurig. "Denn weißt du, wir finden den Rummel, den man um uns macht, reichlich albern. Die Erwachsenen können so was, von uns aus, ja ruhig tun. Die sind nun mal so komisch. Aber Kinder sollten es bleiben lassen." "Bravo!" sagte die Mutter. "Das Geld hat Onkel Heimbold eingeschlossen. Tausend Mark. Ist das nicht herrlich? Vor allen Dingen kaufen wir dir eine elektrische Haartrockenanlage. Und einen Wintermantel, innen mit Pelz gefüttert. Und mir? Das muß ich mir erst überlegen. Vielleicht doch einen Fußball. Oder einen Photographenapparat. Mal sehn." "Ich dachte schon, wir sollten das Geld lieber aufheben und zur Bank bringen. Später kannst du es sicher mal sehr gut brauchen." "Nein, du kriegst den Trockenapparat und den warmen Mantel. Was übrig bleibt, können wir ja wegbringen, wenn du willst." "Wir sprechen noch darüber", sagte die Mutter und drückte seinen Arm. "Weißt du schon, daß in allen Zeitungen Photos von mir sind? Und lange Artikel über mich?" "Einen hab ich schon im Zug gelesen. Ich war erst sehr unruhig, Emil! Ist dir gar nichts geschehen?" "Keine Spur. Es war wunderbar! Na, ich erzähle dir alles noch ganz genau. Erst mußt du aber meine Freunde begrüßen." "Wo sind sie denn?" "In der Schumannstraße. Bei Tante Martha. Sie hat gleich gestern Apfelkuchen gebacken. Und dann haben wir die ganze Bande eingeladen. Sie sitzen jetzt zu Hause und machen Krach." Bei Heimbolds war wirklich ein toller Betrieb. Alle waren sie da: Gustav, der Professor, Krummbiegel, die Gebrüder Mittenzwey, Gerold, Friedrich der Erste, Traugott, der kleine Dienstag, und wie sie hießen. Die Stühle reichten kaum. Pony Hütchen rannte mit einer großen Kanne von einem zum ändern und schenkte heiße Schokolade ein. Und Tante Marthas Apfelkuchen war ein Gedicht! Die Großmutter saß auf dem Sofa, lachte und schien zehn Jahre jünger. Als Emil mit seiner Mutter kam, gab's eine große Begrüßung. Jeder Junge gab Frau Tischbein die Hand. Und sie bedankte sich bei allen, daß sie ihrem Emil so geholfen hatten. "Also", sagte der dann, "die Anzüge oder die Fußbälle, die nehmen wir nicht. Wir lassen mit uns keine Reklame machen. Einverstanden?" "Einverstanden!" rief Gustav und hupte, daß Tante Marthas Blumentöpfe klapperten. Dann klopfte die Großmutter mit dem Löffel an ihre goldne Tasse, stand auf und sagte: "Nun hört mal gut zu, ihr Kadetten. Ich will nämlich eine Rede halten. Also, bildet euch bloß nichts ein! Ich lobe euch nicht. Die andern haben euch schon ganz verrückt gemacht. Da tu ich nicht mit. Nein, da tu ich nicht mit!" Die Kinder waren ganz still geworden und wagten nicht einmal, weiterzukauen. "Hinter einem Dieb herschleichen", fuhr die Großmutter fort, "und ihn mit hundert Jungen einfangen - na, das ist keine große Kunst. Kränkt euch das, ihr Genossen? Aber es sitzt einer unter euch, der wäre auch gerne auf den Zehenspitzen hinter Herrn Grundeis hergestiegen. Der hätte auch gerne als grüner Liftboy im Hotel rumspioniert. Aber er blieb zu Hause, weil er das einmal übernommen hatte, jawohl, weil er das einmal übernommen hatte." Alle blickten den kleinen Dienstag an. Der hatte einen himbeerroten Kopf und schämte sich. "Ganz recht. Den kleinen Dienstag meine ich. Ganz recht!" sagte die Großmutter. "Er hat zwei Tage am Telefon gesessen. Er hat gewußt, was seine Pflicht war. Und er hat sie getan, obwohl sie ihm nicht gefiel. Das war großartig, verstanden? Das war großartig! Nehmt euch an ihm ein Beispiel! Und nun wollen wir alle aufstehen und rufen: Der kleine Dienstag, er lebe hoch!" Die Jungen sprangen auf. Pony Hütchen hielt die Hände wie eine Trompete vor den Mund. Tante Martha und Emils Mutter kamen aus der Küche. Und alle riefen: "Er lebe hoch! Hoch! Hoch!" Dann setzten sie sich wieder. Und der kleine Dienstag holte tief Atem und sagte: "Danke schön. Doch das ist übertrieben. Ihr hättet das auch getan. Klar! Ein richtiger Junge tut, was er soll. Basta!" Pony Hütchen hielt die große Kanne hoch und rief: "Wer will noch was zu trinken, ihr Leute? Jetzt wollen wir mal auf Emil anstoßen!"

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Siebzehntes Kapitel - Frau Tischbein ist so aufgeregt

Am nächsten Morgen klingelte Frau Bäckermeister Wirth in Neustadt an der Tür von Frau Friseuse Tischbein. "Tag, Frau Tischbein", sagte sie dann. "Wie geht's?" "Morgen, Frau Wirth. Ich bin so sehr in Sorge! Mein Junge hat noch nicht eine Zeile geschrieben. Immer, wenn es klingelt, denke ich, es ist der Briefträger. Soll ich Sie frisieren?" "Nein. Ich wollte nur mal herkommen, und... weil ich Ihnen etwas ausrichten soll." "Bitteschön", sagte die Friseuse. "Viele Grüße von Emil und..." "Um Himmelswillen! Was ist ihm passiert? Wo ist er? Was wissen Sie?" rief Frau Tischbein. Sie war furchtbar aufgeregt und hob ängstlich beide Hände hoch. She was terribly excited and raised both hands in fear. "Aber es geht ihm doch gut, meine Liebe. Sehr gut sogar. Er hat einen Dieb erwischt. Denken Sie nur! Und die Polizei hat ihm eine Belohnung von tausend Mark geschickt. Was sagen Sie nun? Hm? Und da sollen Sie, mit dem Mittagszug, nach Berlin kommen." "Aber woher wissen Sie das denn alles?" "Ihre Schwester, Frau Heimbold, hat eben aus Berlin bei mir im Geschäft angerufen. "Your sister, Ms. Heimbold, just called my shop from Berlin. Emil hat auch ein paar Worte gesagt. Und Sie sollten doch ja kommen! Wo Sie jetzt soviel Geld hätten, wäre das doch zu machen." Now that you had so much money, that could be done. " "So, so... Ja freilich", murmelte Frau Tischbein verstört. "Tausend Mark? Weil er einen Dieb erwischt hat? Wie ist er bloß auf die Idee gekommen? How did he get the idea? Nichts als Dummheiten macht er!" He does nothing but stupid things! " "Aber es hat sich doch gelohnt! "But it was worth it! Tausend Mark sind doch eine Menge Geld!" "Gehen Sie mir ja mit den tausend Mark!" "Go with the thousand marks for me!" "Na, na, es kann einem Schlimmeres passieren. Also, werden Sie fahren?" So, are you going to drive? " "Natürlich! Ich habe keinen Augenblick Ruhe, bis ich den Jungen gesehen habe." "Also, gute Reise. Und viel Vergnügen!" And have fun! " "Danke schön, Frau Wirth", sagte die Friseuse und schloß kopfschüttelnd die Tür. "Thank you, Frau Wirth," said the hairdresser and, shaking her head, closed the door. Als sie, nachmittags, im Berliner Zug saß, erlebte sie eine noch größere Überraschung. When she was sitting on the Berlin train that afternoon, she experienced an even bigger surprise. Ihr gegenüber las ein Herr Zeitung. Across from her a gentleman was reading the newspaper. Frau Tischbein blickte nervös aus einer Ecke in die andere, zählte die Telegraphenmasten, die vorm Fenster vorbeizogen, und wäre am liebsten hinter den Zug gerannt, um zu schieben. Frau Tischbein looked nervously from one corner to the other, counted the telegraph poles that passed in front of the window, and would have liked to run behind the train to push. Es ging ihr zu langsam. Während sie so herumrutschte und den Kopf hin und her drehte, fiel ihr Blick auf die Zeitung gegenüber. As she squirmed around and turned her head, her eyes fell on the newspaper opposite. "Allmächtiger!" "Almighty!" rief sie und riß dem Herrn das Blatt aus der Hand. she cried, and tore the paper from the hand of the gentleman. Der Herr dachte, die Frau sei plötzlich verrückt geworden, und kriegte Angst. The gentleman thought the woman had suddenly gone mad and was frightened. "Da! Da!" stammelte sie. "Das hier... das ist mein Junge!" Und sie stieß mit dem Finger nach einer Photo-graphie, die auf der ersten Zeitungsseite zu sehen war. And she poked her finger at a photograph that appeared on the first page of the newspaper. "Was Sie nicht sagen!" "What they do not say!" meinte der Mann erfreut. "Sie sind die Mutter von Emil Tischbein? Das ist ja ein Prachtkerl. Hut ab, Frau Tischbein, Hut ab!" Hats off, Frau Tischbein, hats off! " "So, so", sagte die Friseuse. "Behalten Sie den Hut ruhig auf, mein Herr!" "Keep your hat on, sir!" Und dann begann sie den Artikel zu lesen. Darüber stand in Riesenbuchstaben: Ein kleiner Junge als Detektiv! Hundert Berliner Kinder auf der Verbrecherjagd Und dann folgte ein ausführlich spannender Bericht über Emils Erlebnisse vom Bahnhof in Neustadt bis ins Berliner Polizeipräsidium. Hundreds of Berlin children on the hunt for criminals And then followed a detailed, exciting report about Emil's experiences from the train station in Neustadt to the Berlin police headquarters. Frau Tischbein wurde richtig blaß. Und die Zeitung raschelte, als wäre es windig. Und dabei waren die Fenster verschlossen. Der Herr konnte es kaum erwarten, daß sie den Artikel zu Ende las. Doch der war sehr lang und füllte fast die ganze erste Seite aus. Und mittendrin saß Emils Bild. Endlich legte sie das Blatt beiseite, sah ihn an und sagte: "Kaum ist er allein, macht er solche Geschichten. Finally she put the paper aside, looked at him and said: "He's hardly alone when he makes such stories. Und ich hatte ihm so eingeschärft, auf die hundertvierzig Mark aufzupassen! And I had told him to watch out for the hundred and forty marks! Wie konnte er nur so nachlässig sein! How could he be so negligent! Als ob er nicht wüßte, daß wir kein Geld zum Stehlenlassen übrig haben!" As if he didn't know that we have no money left to steal! " "Er ist eben müde geworden. "He just got tired. Vielleicht hat ihn der Dieb sogar hypnotisiert. Das soll vorkommen", meinte der Herr. It's supposed to happen," said the Lord. "Aber finden Sie es denn nicht einfach bewundernswert, wie sich die Jungen aus der Affäre gezogen haben? "But don't you think it's just admirable how the boys pulled themselves out of the affair? Das war doch genial! That was awesome! Das war doch einfach großartig! That was just great! Einfach großartig war doch das!" "Das schon", sagte Frau Tischbein geschmeichelt. "Er ist schon ein kluger Junge, mein Junge. Immer der Beste in der Klasse. Und fleißig dazu. And hard at it. Aber bedenken Sie doch, wenn ihm was zugestoßen wäre! But think about it if something had happened to him! Mir stehen die Haare zu Berge, obwohl ja alles längst vorüber ist. My hair stands on end, although it is long over. Nein, ich kann ihn nie mehr allein fahren lassen. No, I can never let him drive alone again. Ich stürbe vor Angst." "Sieht er genau so aus wie auf dem Bild?" "Does it look exactly like in the picture?" fragte der Herr. Frau Tischbein betrachtete das Photo wieder und sagte: "Ja. Genau so. Gefällt er Ihnen?" Do you like it? " "Großartig!" rief der Mann. "So ein richtiger Kerl, aus dem später mal was werden wird." "Such a real guy who will become something later." "Nur ein bißchen ordentlicher hinsetzen hätte er sich sollen", zankte die Mutter. "He should have just sat down a little more properly," the mother quarreled. "Das Jackett schlägt lauter Falten. "The jacket is wrinkled. Er soll es stets aufknöpfen, bevor er sich setzt. He should always unbutton it before he sits down. Aber er hört ja nicht!" But he doesn't hear! " "Wenn er keine größeren Fehler hat!" "If he doesn't have any major faults!" lachte der Herr. laughed the Lord. "Nein, Fehler hat er eigentlich keine, mein Emil", sagte Frau Tischbein und putzte sich vor Rührung die Nase... Dann stieg der Herr aus. "No, he doesn't really have any faults, my Emil," said Frau Tischbein and blew her nose with emotion ... Then the gentleman got out. Sie durfte die Zeitung behalten und las Emils Erlebnisse bis BerlinFriedrichstraße immer wieder. She was allowed to keep the newspaper and read Emil's experiences as far as Berlin Friedrichstrasse over and over again. Insgesamt elf mal. Als sie in Berlin ankam, stand Emil schon auf dem Bahnsteig. Er hatte der Mutter zu Ehren den guten Anzug an, fiel ihr um den Hals und rief: "Na, was sagst du nun?" He wore the good suit in honor of his mother, fell around her neck and called: "Well, what do you say now?" "Sei nur nicht auch noch eingebildet, du Lümmel!" "Just don't be cocky too, you lout!" "Ach, Frau Tischbein", sagte er und hakte sich bei ihr unter, "ich freue mich ja enorm, daß du hier bist." "Oh, Ms. Tischbein," he said, hooking himself under her, "I'm really happy that you are here." "Besser ist dein Anzug bei der Verbrecherjagd auch nicht geworden", meinte die Mutter. "Your suit didn't get any better in the hunt for criminals," said the mother. Aber es klang nicht etwa böse. But it didn't sound angry. "Wenn du willst, krieg ich einen neuen Anzug." "If you want, I can get a new suit." "Von wem denn?" "From who?" "Ein Kaufhaus will mir und dem Professor und Gustav neue Anzüge schenken und in den Zeitungen annoncieren, daß wir Detektive nur bei ihnen neue Anzüge kaufen. "A department store wants to give me and the professor and Gustav new suits and advertise in the newspapers that we detectives will only buy new suits from them. Das ist Reklame, verstehst du?" It's advertising, you know?" "Ja, ich versteh." "Aber wir werden wahrscheinlich ablehnen, obwohl wir statt der langweiligen Anzüge auch jeder 'nen Fußball kriegen könnten", erzählte Emil großspurig. "But we will probably decline, although we could each get a soccer ball instead of the boring suits," said Emil cockily. "Denn weißt du, wir finden den Rummel, den man um uns macht, reichlich albern. "Because you know, we think the hype that is being made about us is really silly. Die Erwachsenen können so was, von uns aus, ja ruhig tun. The adults can do something like that, of our own accord. Die sind nun mal so komisch. They are just so weird. Aber Kinder sollten es bleiben lassen." But children should let it go. " "Bravo!" sagte die Mutter. "Das Geld hat Onkel Heimbold eingeschlossen. "Uncle Heimbold locked the money. Tausend Mark. Ist das nicht herrlich? Vor allen Dingen kaufen wir dir eine elektrische Haartrockenanlage. Above all, we will buy you an electric hair dryer. Und einen Wintermantel, innen mit Pelz gefüttert. And a winter coat lined with fur on the inside. Und mir? Das muß ich mir erst überlegen. I have to think about that first. Vielleicht doch einen Fußball. Oder einen Photographenapparat. Mal sehn." Let's see." "Ich dachte schon, wir sollten das Geld lieber aufheben und zur Bank bringen. "I thought we'd better save the money and take it to the bank. Später kannst du es sicher mal sehr gut brauchen." You can certainly use it very well later. " "Nein, du kriegst den Trockenapparat und den warmen Mantel. Was übrig bleibt, können wir ja wegbringen, wenn du willst." We can take away what is left if you want. " "Wir sprechen noch darüber", sagte die Mutter und drückte seinen Arm. "We're still talking about it," said the mother, giving his arm a squeeze. "Weißt du schon, daß in allen Zeitungen Photos von mir sind? "Do you already know that there are photos of me in all the newspapers? Und lange Artikel über mich?" "Einen hab ich schon im Zug gelesen. "I already read one on the train. Ich war erst sehr unruhig, Emil! At first I was very restless, Emil! Ist dir gar nichts geschehen?" Has nothing happened to you? " "Keine Spur. "Not a trace. Es war wunderbar! Na, ich erzähle dir alles noch ganz genau. Well, I'll tell you everything exactly. Erst mußt du aber meine Freunde begrüßen." "Wo sind sie denn?" "In der Schumannstraße. Bei Tante Martha. Sie hat gleich gestern Apfelkuchen gebacken. Und dann haben wir die ganze Bande eingeladen. Sie sitzen jetzt zu Hause und machen Krach." You're at home now, making a noise. " Bei Heimbolds war wirklich ein toller Betrieb. Heimbolds was really a great company. Alle waren sie da: Gustav, der Professor, Krummbiegel, die Gebrüder Mittenzwey, Gerold, Friedrich der Erste, Traugott, der kleine Dienstag, und wie sie hießen. They were all there: Gustav the professor, Krummbiegel, the Mittenzwey brothers, Gerold, Friedrich the First, Traugott, little Tuesday, and whatever their names were. Die Stühle reichten kaum. The chairs were barely enough. Pony Hütchen rannte mit einer großen Kanne von einem zum ändern und schenkte heiße Schokolade ein. Und Tante Marthas Apfelkuchen war ein Gedicht! And Aunt Martha's apple pie was a poem! Die Großmutter saß auf dem Sofa, lachte und schien zehn Jahre jünger. Als Emil mit seiner Mutter kam, gab's eine große Begrüßung. Jeder Junge gab Frau Tischbein die Hand. Und sie bedankte sich bei allen, daß sie ihrem Emil so geholfen hatten. And she thanked everyone for helping her Emil so much. "Also", sagte der dann, "die Anzüge oder die Fußbälle, die nehmen wir nicht. “Well,” he said, “we don't take the suits or the soccer balls. Wir lassen mit uns keine Reklame machen. We don't let ourselves be advertised. Einverstanden?" Agreed?" "Einverstanden!" rief Gustav und hupte, daß Tante Marthas Blumentöpfe klapperten. Gustav called and sounded the horn so that Aunt Martha's flowerpots rattled. Dann klopfte die Großmutter mit dem Löffel an ihre goldne Tasse, stand auf und sagte: "Nun hört mal gut zu, ihr Kadetten. Then Grandmother tapped her golden cup with the spoon, got up and said: "Now listen carefully, you cadets. Ich will nämlich eine Rede halten. Because I want to give a speech. Also, bildet euch bloß nichts ein! So don't just imagine anything! Ich lobe euch nicht. Die andern haben euch schon ganz verrückt gemacht. The others have already made you crazy. Da tu ich nicht mit. I'm not doing that. Nein, da tu ich nicht mit!" No, I'm not doing that! " Die Kinder waren ganz still geworden und wagten nicht einmal, weiterzukauen. The children had become very still and did not even dare to go on chewing. "Hinter einem Dieb herschleichen", fuhr die Großmutter fort, "und ihn mit hundert Jungen einfangen - na, das ist keine große Kunst. “Sneaking behind a thief,” continued Grandmother, “and catching him with a hundred boys - well, that's no great art. Kränkt euch das, ihr Genossen? Does that offend you, comrades? Aber es sitzt einer unter euch, der wäre auch gerne auf den Zehenspitzen hinter Herrn Grundeis hergestiegen. But there is one of you who would have liked to tiptoe behind Mr. Grundis. Der hätte auch gerne als grüner Liftboy im Hotel rumspioniert. He would also have liked to spy on the hotel as a green elevator boy. Aber er blieb zu Hause, weil er das einmal übernommen hatte, jawohl, weil er das einmal übernommen hatte." But he stayed home because he had taken it over once, yes, because he had taken it over once. " Alle blickten den kleinen Dienstag an. Der hatte einen himbeerroten Kopf und schämte sich. His face was raspberry red and he was ashamed. "Ganz recht. Den kleinen Dienstag meine ich. Ganz recht!" sagte die Großmutter. "Er hat zwei Tage am Telefon gesessen. Er hat gewußt, was seine Pflicht war. He knew what his duty was. Und er hat sie getan, obwohl sie ihm nicht gefiel. And he did it even though he didn't like it. Das war großartig, verstanden? Das war großartig! Nehmt euch an ihm ein Beispiel! Take an example from him! Und nun wollen wir alle aufstehen und rufen: Der kleine Dienstag, er lebe hoch!" And now we all want to get up and shout: Little Tuesday, long live! " Die Jungen sprangen auf. Pony Hütchen hielt die Hände wie eine Trompete vor den Mund. Tante Martha und Emils Mutter kamen aus der Küche. Und alle riefen: "Er lebe hoch! Hoch! Hoch!" Dann setzten sie sich wieder. Und der kleine Dienstag holte tief Atem und sagte: "Danke schön. Doch das ist übertrieben. But that's an exaggeration. Ihr hättet das auch getan. You would have done that too. Klar! Ein richtiger Junge tut, was er soll. A real boy does what he should. Basta!" Pony Hütchen hielt die große Kanne hoch und rief: "Wer will noch was zu trinken, ihr Leute? Jetzt wollen wir mal auf Emil anstoßen!" Now let's toast Emil! "