tagesthemen 21.01.2022, 21:45 Uhr - Bundeskabinett kommt zu erster Klausurtagung zusammen, Vorbereitungen
Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.
Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (21.01.2022)
Guten Abend.
Ob alte Zöpfe, die abgeschnitten, Fesseln, die abgelegt
oder Fahrt, die aufgenommen werden müsse:
Die Bilder, die heute die Ampel-Koalitionäre bemühten,
sollten das Signal geben: Es muss Tempo gemacht werden.
Ob bei Wohnungsbau, Energiewende oder der Digitalisierung.
Wie das gelingen soll, darum ging es bei der ersten Kabinettsklausur
der neuen Bundesregierung.
Kanzler Scholz trat zuletzt nicht forsch in der Öffentlichkeit auf,
aber die ersten Ergebnisse soll's schon im Laufe des Halbjahrs geben.
Auch die größte Oppositions-Partei bereitet ihre neue Rolle vor.
Beim morgigen Parteitag kürt die CDU Friedrich Merz zum Vorsitzenden
und will weitere Weichen stellen.
Kirsten Girschick.
Monitorgrüppchen statt Stehempfang, Technikproben statt Delegiertenabend
und Kabel verlegen statt Strippen ziehen.
Bei einem virtuellen Parteitag entfällt viel,
was sonst Parteitage ausmacht - die Abstimmungsgespräche am Rande.
Ist auch nicht nötig, könnte man meinen.
Der neue CDU Chef steht ja fest.
Doch auch Parteivorstand und Präsidium werden neu gewählt
Wenn es so kommt, wie ich vermute,
werden zwei Drittel der Parteiführung neu gewählt.
Das ist ein personeller Neuanfang.
Man muss auch in den Themen den Neuanfang setzen.
Da liegt die Arbeit.
Er soll diese Arbeit leisten:
Carsten Linnemann, vorher Chef der Mittelstandsunion.
Zuständig für das neue Grundsatzprogramm.
Für manche der Beweis,
dass mit Personen auch Richtung vorgegeben wird.
Er betont:
Wir dürfen nicht den Fehler machen, und meinen,
wir müssen rechter oder linker werden.
Wir müssen profilierter werden.
Die Menschen müssen wissen, wofür wir stehen.
Dass Merz den Wirtschaftsflügel fördert, freut viele Konservative.
Verstört hat er sie dagegen mit dieser Personalie: Karin Prien.
Die Bildungsministerin aus Schleswig Holstein,
gesellschaftspolitisch eher liberal, baut vorsorglich schon Brücken:
Wahlen werden am Ende in der Mitte gewonnen.
Dennoch ist es Aufgabe der Union,
auch das konservative Spektrum abzudecken.
Und konservativen Menschen eine Heimat zu bieten.
Etwas ruppiger wird es bei den Kampfkandidaturen -
auf sieben Plätze im Präsidium bewerben sich acht Kandidaten.
Gegen die Vorsitzende der Frauenunion Annette Widmann-Mauz
bringt die Junge Union Ronja Kemmer in Stellung.
Und streut Zweifel an der Frauenquote.
Ich sehe viele Frauen, die sagen, sie wollen nach oben,
weil sie gut sind - nicht, weil sie eine Frau sind.
Am Ende muss das ein Bundesparteitag entscheiden.
Die Chefin der Frauenunion kontert:
Morgen kandidieren zwar so viele Frauen wie noch nie
für die Führungsgremien der Partei, aber:
Wir müssen die Voraussetzungen dafür schaffen,
dass dies kein einmaliges Ereignis ist.
Es muss nachhaltig, von der Basis in die Parteispitze,
das Prinzip werden.
Nichts mit Frauen oder Quote, sondern nur mit Macht,
hat noch eine Personalie zu tun, die auf dem Parteitag nicht geklärt wird:
Wer führt in Zukunft die CDU-Fraktion -
Ralph Brinkhaus oder Friedrich Merz?
Aus Berlin ist mir Julia Reuschenbach zugeschaltet,
Politikwissenschaftlerin an der Uni Bonn.
Guten Abend. Guten Abend.
Alle Augen sind auf den neuen Parteichef gerichtet.
Aber es wird ja praktisch die Parteispitze ausgetauscht.
Was spricht dafür, dass der Neuanfang gelingen könnte?
Friedrich Merz alleine
ist nicht das Symbol für den Aufbruch in der Partei.
Aber die tatsache, dass man die gesamte Führungsriege
fast komplett neu aufstellt.
Und auch das Team, mit dem der Parteivorsitzende antritt.
Wir sehen einen etwas gewandelten Friedrich Merz.
In seinen ersten beiden Anläufen zum Vorsitzenden
hat er sich nicht so als Teamplayer präsentiert wie jetzt.
Friedrich Merz hat das Soziale zuletzt besonders betont.
Aber wünschen sich seine Anhänger nicht gerade,
dass er das konservative Profil der CDU wieder schärft?
Ja, Friedrich Merz hat einen klaren Auftrag bekommen
durch das Mitgliedervotum.
Aber es wird für ihn jetzt eben darauf ankommen,
eine integrative Wirkung zu haben.
Für die Mitglieder, die einen konservativeren Kurs wünschen.
Aber auf der anderen Seite muss er auch das Wählerpotenzial abrufen,
das in der politischen Mitte liegt.
Die CDU hat bei der letzten Wahl in der Breite verloren.
Der erste Streit ist programmiert,
wenn es um den Fraktionsvorsitz im Bundestag geht.
Der bisherige Chef, Ralph Brinkhaus, will bleiben.
Merz hat sich noch nicht öffentlich entschieden,
war aber immer dafür, dass das in einer Hand liegen solle.
Das ist jetzt die erste Bewährungsprobe
für den neuen Parteichef.
Ich würde Merz so einschätzen,
dass er nach dem Fraktionsvorsitz greifen wird.
Aber die Partei kann sich nach den endlosen Personaldebatten
nicht leisten, direkt wieder in eine solche Diskussion zu gehen.
Friedrich Merz kann also
seine Führungsqualitäten unter Beweis stellen.
Man wird auch darauf schauen, wie er jemanden wie Brinkhaus
aktiv in die Parteiarbeit einbindet.
Um solche Diskussionen zu vermeiden.
Unklar ist auch,
wie das Verhältnis zwischen CDU und CSU aussehen wird.
Schauen wir noch kurz auf die Bundesregierung,
die heute ihre erste Klausur hatte.
Ist es noch zu früh für eine erste Bewertung des Ampel-Starts?
Wenn eine neue Regierung antritt,
gibt man ihnen eine 100-tägige Schonfrist.
Bis auf Hubertus Heil wurden alle Ressorts neu besetzt.
Dieser Start der Ampel war de facto ein Kaltstart,
ein Start im Krisenmodus.
Dieser Aufbruchsmoment, den man zu Anfang der Koalitionsarbeit
zelebriert hat, wurde von der politischen Realität eingeholt.
Und man muss jetzt die Grundlagen schaffen,
damit wir in 60 Tagen eine Hunderttagebilanz ziehen können.
Ein zentrales Wahlversprechen war die Erhöhung des Mindestlohns.
Aber viele andere Themen liegen auch auf der Agenda.
In den nächsten Monaten wird man da wohl genau hinschauen.
Julia Reuschenbach, vielen Dank.
Auch sie sind in der neuen Legislaturperiode dabei
und spielen im Parlament eine Rolle.
Das haben sie dem Umstand zu verdanken,
dass sie drei Direktmandate gewannen.
Diese Sonderregelung hebelte die 5 %-Hürde aus.
Bei der Bundestagswahl war Die Linke von 9,2 auf 4,9 % abgerauscht.
Das linke Selbstverständnis stand Kopf.
Doch welchen Kurs will die Fraktion im Rahmen der Möglichkeiten fahren?
Wie die Trendwende schaffen?
Das wollte sie in einer zweitägigen Klausur abstecken,
aber es gab nach diesem Wahldesaster viel aufzuarbeiten.
Das verlief nicht gerade harmonisch.
Kerstin Palzer.
"Vielstimmigkeit".
So nennen es die Linken, wenn sie nicht einer Meinung sind.
Zwischen Fraktions- und Parteispitze harmoniert es nicht,
das ist ein offenes Geheimnis.
Via Twitter streiten sich die Linken, wer Schuld ist an der Wahlniederlage.
Ex-Parteichef Klaus Ernst fordert Neuwahlen für die Parteiführung.
Das Echo kommt sofort.
So würde man das Projekt "Linke unter 5 %" voranbringen,
twittert eine Fraktionskollegin.
Klaus Ernst, der Porsche-Fahrer,
wurde von seiner Fraktion zum Klimaausschussvorsitzenden ernannt.
Für viele Klimaaktivisten, auch bei den Linken, ein Ärgernis.
Bei seiner Kritik an der Parteiführung bleibt er:
Es ist die gleiche Situation wie in der CDU.
Bei uns ist das Debakel noch größer,
denn es ging um den Einzug in den Bundestag.
Da finde ich es gut, wenn man die Mitglieder mitreden lässt.
Die Parteichefin wäre von so einer Wahl betroffen - und sieht es anders:
Ich halte es für sinnvoller, das auf Parteitagen zu klären.
Eine gespaltene Partei,
so twittert auch der linke Abgeordnete Korte.
Der Fraktionschef bringt es dann auf den Punkt:
Wenn wir die Auseinandersetzungen fortführen
wie in den letzten vier Jahren, ist das die letzte Fraktion.
Das Ende der Linken im Bundestag?
Dabei gäbe es ja Aufgaben.
Soziale Opposition will man sein.
Sich kümmern um Industriearbeiter,
wenn es ihre Branchen nicht mehr gibt.
Sich einsetzen für Menschen mit kleinen Einkommen.
Bei steigenden Preisen,
niedrigen Renten, hohen Energiekosten.
Klimapolitik wird vorwiegend gemacht über Verbrauchspreise.
Das halten wir für den falschen Weg.
Es ist ineffektiv und unsozial.
Es trifft und belastet immer besonders die Menschen,
die jetzt schon Schwierigkeiten haben.
Jetzt will man um das politische Comeback kämpfen,
sich wieder auf Ostdeutschland konzentrieren.
Wir wollen Interessenwahrnahme.
Auch in der Form, dass Gehälter in Ostdeutschland steigen.
Dass man sich Klimawandel auch leisten kann.
Die Fraktion ist auf 39 Abgeordnete geschrumpft.
Doch der interne Streit überschattet die Sachpolitik bei den Linken.
Zur Situation bei der Linken hat Tim Herden (MDR) folgende Meinung.
Wozu braucht man noch die Linkspartei?
Der Wähler gab mit 4,9 % eine klare Antwort.
Hätte man sich nicht mit drei Direktmandaten gerettet,
gäbe es im Bundestag keine Linksfraktion mehr.
Die Partei hat einen Unterhaltungswert.
Statt nach der Wahlniederlage zusammenzurücken,
fetzt man sich auf der offenen Bühne der sozialen Netzwerke.
Dazu kommen ein Ex-Parteivorsitzender,
der zum Wahlboykott der eigenen Partei aufruft.
Eine Ex-Fraktionsvorsitzende, die die Impfverweigerin gibt
und eine hilflose Parteiführung.
Mit den neuen Vorsitzenden Hennig-Wellsow und Wissler
sollte alles besser werden - wurde aber schlechter.
Beiden fehlt die Führungsstärke.
Dann nimmt die Ampel-Koalition der Partei die Themen weg
mit höherem Mindestlohn und einer Kindergrundsicherung.
Zurück zu den Wurzeln und eine Neuauflage als Ostpartei?
Auch der Zug ist abgefahren.
Das zeigen die Wahlergebnisse
bei Landtags- und Bundestagswahlen zwischen Ostsee und Erzgebirge.
Dabei könnte die Linke einen hohen Gebrauchswert haben
als soziale Opposition.
Wenn es um die finanziellen Folgen
von Klimaschutz, Energiewende und Inflation geht.
Doch der Lärm des permanenten parteiinternen Familienkrachs
übertönt durchaus sinnvolle Vorschläge.
Und nur zur Unterhaltung braucht man die Linkspartei nicht.
Die Meinung von Tim Herden.
Eine Diplomatie-intensive Woche neigt sich dem Ende zu.
Die Bemühungen um einen Ausweg aus der Krise
an der russisch-ukrainischen Grenze liefen auf Hochtouren.
Was sie gebracht haben, ist nicht so ganz einzuschätzen.
Nach dem Treffen von US-Außenminster Blinken
und Russlands Außenminister Lawrow heute in Genf:
Auf der Habenseite gibt es jetzt offenbar ein klareres Verständnis
der gegenseitigen Anliegen und Positionen.
Und die Vereinbarung, weitere Gespräche zu führen.
Auf der Sollseite steht die Befürchtung des Westens
vor einem russischen Einmarsch in der Ukraine.
Claudia Buckenmaier.
Geschäftsmäßig sei man miteinander umgegangen,
direkt und nicht polemisch.
US-Außenminister Blinken und sein russischer Kollege Lawrow
sind sich einig:
Es geht in Genf nicht um einen Durchbruch,
sondern darum, einander besser zu verstehen.
Die Fronten im Ukraine-Konflikt sind geblieben.
Wir und unsere Partner wollen Russland klarmachen:
Wir werden schnell, heftig und geeint reagieren,
auf jede Form eines Angriffs gegen die Ukraine.
Russland streitet ab, einen Einmarsch zu planen.
Russland hat zu keinem Zeitpunkt das ukrainische Volk bedroht.
Doch die Übungen der russischen Truppen
in der Grenzregion zur Ukraine sprechen eine andere Sprache.
An die 100.000 Soldaten sind vor Ort.
Auf der anderen Seite liefern Nato- Mitglieder Waffen an die Ukraine,
hier Bilder von britischen Panzerabwehrraketen.
Aus den USA kommt mehr militärisches Gerät als je zuvor,
heißt es aus dem Weißen Haus.
Blinkens Strategie: Abschreckung und Diplomatie.
Sein Ziel:
Ein Rückzug der russischen Soldaten aus dem Grenzgebiet.
Russland dagegen will eine Garantie,
dass die Ukraine kein Mitglied der NATO wird.
Bisher keine Annäherung, aber man will weiter reden.
Das ist wünschenswert und vernünftig,
aber das hängt auch von Russland ab.
Blinken stimmt zu, der Dialog sollte vernünftiger sein.
Ich hoffe, das wird alles weniger emotional,
aber eine Garantie gibt es nicht.
Als nächstes: schriftliche Diplomatie.
Die USA wollen einen Brief der russischen Seite beantworten.
Schon nächste Woche.
Es geht um russische Sicherheitsbedenken.
Dann könnten sich auch die Präsidenten wieder treffen.
Beide sind dafür wohl offen.
Dieser Ort ist nicht gerade die Gegend für feine Gerüche.
Kläranlagen sind nichts für sensible Nasen.
Doch sie könnten in der Pandemie eine wichtige Rolle übernehmen
und ein Frühwarnsystem für die nächste Corona-Welle sein.
Der Mensch scheidet schon winzige Virenteile aus,
bevor er sich krank fühlt und testen lässt.
So können mehrere Tage vorab
Spuren des Coronavirus im Abwasser nachgewiesen werden.
Ole Hilgert war am Rande der Aufbereitungsbecken in Berlin,
um dort zu erfahren, wie das funktioniert.
Das Klärwerk Berlin-Ruhleben.
Hier landet das Abwasser von mehr als einer Million Menschen.
Pro Sekunde kommen etwa 4000 Liter hinzu.
Diese stinkende Brühe
kann Aufschluss geben über das Corona-Infektionsgeschehen.
Mit den Ausscheidungen gelangen Viruspartikel ins Abwasser.
Routinemäßig entnehmen die Wasserbetriebe Stichproben.
Vollautomatisch und rund um die Uhr.
Der zieht aus dieser Hauptleitung alle zwei Stunden.
Die Flüssigkeit läuft hier durch
und alle zwei Stunden probt er Fläschchen für Fläschchen.
Das betriebseigene Labor überprüft das Abwasser auf Schadstoffe.
Und auf das Coronavirus.
Ein Teil der Proben wird umgefüllt und mit Etiketten versehen.
Damit stellen wir sicher,
dass die Proben genommen und rausgeschickt werden.
Wir packen sie dann ein.
Es ist wichtig, dass die Proben immer gekühlt sind.
Dann geht es auf den Weg - quer durch die Stadt.
In Empfang genommen werden die Abwasserproben von Emanuel Wyler.
Molekularbiologe am Max-Delbrück-Centrum.
Das Forschungslabor arbeitet mit den Wasserbetrieben zusammen.
Die Wissenschaftler isolieren die Viruspartikel aus den Proben.
Abwasser ist ein Sammelsurium von Bakterien,
aber auch ganz anderer Viren.
Also pflanzliche Viren, Durchfallviren.
Was wir verwenden, um Covid nachzuweisen, ist die PCR.
Das ist die selbe Methode wie bei der Diagnostik.
Damit können wir nachweisen: Haben wir Covid drin?
Und wenn ja, wie viel.
Die Daten wertet die Forschungsgruppe aus.
Ein Programm errechnet,
welche Virusvarianten wie oft gefunden werden.
Zum Beispiel Delta oder Omikron.
Wir wissen, wie das ursprüngliche Virus aussieht.
Dann nehmen wir die Abwasser-Teile, bauen es so wieder zusammen.
So können wir auch sehen,
welche Teile sich systematisch verändert haben.
Das deklarieren wir dann als Mutation.
Die Daten zeigen den Anstieg der Omikron-Variante in Berlin.
Und das vor den Meldezahlen der Gesundheitsbehörden.
Abwasser als Frühwarnsystem?
Laut Laborleiter Markus Landthaler kann das funktionieren.
Es gibt viele Arbeiten von einem US-amerikanischen Labor,
anderen europäischen Labors, die darauf hindeuten:
Die Beprobung von Abwasser kann darauf hindeuten:
Früher als durch diagnostische Tests erkennbar
Aufschluss über die Inzidenzrate zu bekommen.
Ein Vorsprung, der helfen könnte,
Maßnahmen früher und gezielter einzuleiten.
Die Berliner Wasserbetriebe kooperieren mit weiteren Laboren.
Von systematischer Corona-Suche im Abwasser
sei Deutschland aber noch weit entfernt.
Berlin ist schon relativ gut mit dabei,
weil wir seit dem Sommer 2021 eine reguläre Analytik fahren.
Man müsste aber, um international mitzukommen, mehr tun.
Da gibt es Karten, die sind schon etwas ernüchternd.
Da ist Deutschland hintendran.
Ein groß angelegtes Abwasser-Monitoring
müsste von der Politik beschlossen werden.
Da sind sich alle Beteiligten einig.
Vor allem mit Blick auf künftige Pandemien.
Vor der nächsten Bund-Länder-Runde
wird über den Umgang mit PCR-Tests diskutiert.
Die Nachrichten mit Judith Rakers.
Die Corona-Infektionszahlen steigen rasant.
Nun bereitet die Bundesregierung Regelungen vor,
die Beschäftigten in der kritischen Infrastruktur Vorrang geben sollen.
Diese Pläne betreffen sowohl knappe PCR-Testkapazitäten
als auch die Kontaktnachverfolgung.
Priorität sollen Beschäftigte
aus gesellschaftlich wichtigen Bereichen haben.
Etwa aus dem Gesundheitswesen,
der Polizei, Feuerwehr und Energieversorgung.
Das Bundesarbeitsministerium hat einen Gesetzentwurf
für die Erhöhung des Mindestlohns ausgearbeitet.
Er soll zum 1. Oktober auf 12 Euro pro Stunde steigen -
bislang liegt er bei 9,82 Euro.
Die Erhöhung war zentrales Wahlkampf-Thema der SPD.
Normalerweise wird der Mindestlohn
von einer Kommission aus Arbeitgebern und Gewerkschaften festgelegt.
Er gilt für 6,2 Mio. Beschäftigte.
Nach der Veröffentlichung des Gutachtens
über sexualisierte Gewalt im Erzbistum München und Freising:
Die Bundesregierung fordert die katholische Kirche
zu einer umfassenden und transparenten Aufarbeitung auf.
Eine Sprecherin sagte,
der Missbrauch und der Umgang damit mache fassungslos.
Die vollständige Aufklärung sei dringend.
Die Präsidentin des Zentralkomitees der Katholiken, Stetter-Karp,
sieht auch die Politik in der Pflicht.
Eine Woche nach dem Vulkanausbruch in Tonga
zeigen Videos die massiven Schäden.
In Küstennähe hat ein Tsunami mit bis zu 15 Meter hohen Wellen
Gebäude zerstört und Bäume umgerissen.
Ganze Landstriche wurden verwüstet.
Viele Inseln sind von Asche bedeckt.
Peru kämpft mit einer Ölpest.
Die hohen Wellen in Folge des Ausbruchs
führten zu einem Unfall beim Entladen eines Öl-Tankers.
Dass er im Hamburger Thalia-Theater die Proben zum Tschechow-Stück
"Der schwarze Mönch" direkt aus dem Parkettsaal leiten kann:
Das hätte Kirill Serebrennikow vor kurzem nicht für möglich gehalten.
In seiner russischen Heimat hat er erlebt,
dass die Freiheit der Kunst dort sehr schnell enden kann.
2017 wurde der systemkritische Künstler
wegen angeblicher Veruntreuung von Geldern verhaftet.
Nach jahrelangem Hausarrest
wurde er 2020 zu einer dreijährigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt.
Er durfte für die Inszenierung nach Hamburg ausreisen,
muss nach der Premiere aber sofort nach Moskau zurück.
Jan Peter Gehrckens.
Umsturz, Chaos, Veränderung - die ganze Welt in Aufruhr.
Ein Mensch darin, der nach Wahrheit und Freiheit sucht.
Je klüger ein Mensch ist und je weiter
in seiner moralischen Entwicklung, desto freier ist er!
Regisseur Kirill Serebrennikov
inszeniert seine Bearbeitung einer Tschechow-Novelle in Hamburg.
Den Punk unter den Regisseuren nannten sie ihn.
Ihn, der keinen Konflikt mit der russischen Obrigkeit scheute
und dafür mit Hausarrest büßen musste.
Es geht um einen Mann, der einen Ausweg sucht.
Die richtige Tür, um seiner düsteren Situation zu entkommen.
Ein bisschen wie Serebrennikov selbst:
Dass er das Festival der Lessingtage eröffnen wird - ein kleines Wunder.
In dieser Zeit der Dunkelheit und der schlechten Nachrichten
kämpfen wir uns hier seit Jahren an diese Produktion heran.
Gegen politische Probleme und Schwierigkeiten.
Wenn das rauskommt am Samstag,
ist das ein Sieg unserer Lebenskraft.
September 2017:
"Lasst ihn frei", rufen Anhänger des Regisseurs
vor einem Moskauer Bezirksgericht.
Serebrennikov war verhaftet worden, weil er staatliche Gelder
für sein Theater unterschlagen haben soll.
Ein von ihm inszeniertes Stück, das etliche Male gespielt wurde,
sei nie entstanden, so die Anklage.
Im Hausarrest arbeitet er für internationale Bühnen weiter.
Per Video und mit seinem Team.
Die Aufführungen wurden zur Demonstration für seine Befreiung.
Jetzt darf er endlich wieder reisen.
Es war eine gewaltige Überraschung, die beste Nachricht dieses Jahr.
Ich möchte aber keinem aus Dankbarkeit um den Hals fallen
und grübeln, warum ich jetzt hier sein darf.
Sie haben es mir erlaubt und ich werde zurückkehren.
Premiere des Bühnenspektakels
mit Licht, Klang und tieferer Bedeutung morgen Abend.
Ein Stück Hoffnung in unsicheren Zeiten.
Bei der Handball-EM hat die deutsche Mannschaft vor wenigen Minuten
ihr zweites Hauptrundenspiel verloren.
Gegen Norwegen hieß es am Ende 23:28.
Damit sind die Chancen auf das Erreichen des Halbfinales
auf ein Minimum gesunken.
Enttäuschung bei den deutschen Handballern.
Die Chance aufs Halbfinale - fast vertan.
Der Start dank einer guten Abwehr noch erfolgreich.
Viele schnelle Gegentore und eine 5:3-Führung nach 10 Minuten.
Bitter im deutschen Tor mit sechs Paraden -
eine starke erste Viertelstunde.
Dann häufen sich die Flüchtigkeitsfehler
in der durch elf Corona-Fälle geschwächten deutschen Mannschaft.
Zur Pause liegt sie mit 12:14 zurück.
Dann kommt auch noch Pech hinzu.
Vier Tore Rückstand.
Die deutsche Mannschaft beweist aber Moral, Kämpft sich wieder heran.
2000 Fans in Bratislava sehen danach
einen souverän spielenden EM-Dritten Norwegen.
Norwegen gewinnt mit 28:23.
Das hier war wohl sein größter Hit:
♪ Meat Loaf: "I'd Do Anything For Love" ♪
Aber Meat Loaf war nicht nur ein begnadeter Sänger,
sondern wirkte auch in vielen Filmen mit.
Wie hier etwa der Rocky Horror Picture Show.
Nun ist der Schauspieler und Sänger legendärer Rock-Hymnen
mit 74 Jahren gestorben.
Wir schauen mit Claudia noch auf das Wochenendwetter.
Wie sind die Aussichten?
Es wird in der Nacht noch mal ziemlich winterlich.
Vor allem im Süden.
Das Hoch sieht man hier schön.
Westlich von uns.
Diese Warmfront zieht über uns hinweg.
Sie bringt auch kräftigen Schneefall im Süden.
Auch spannend:
Vom Mittelmeerraum über die Türkei reicht eine Kaltfront,
die im Norden der Türkei für heftigen Schnee sorgen wird.
Auch hier in Deutschland wird es schneien.
Morgen geht das weiter mit dem Schnee.
Vor allem im Süden.
Direkt an den Alpen können das bis zu 15 Zentimeter werden.
Bei uns geht es in der Nacht weiter mit Regen.
Im Süden mehr Schnee.
Die Schneefallgrenze liegt bei etwa 300 Metern.
Die Temperaturen:
Die nächsten Tage: Hochdruck, das heißt Nebelfelder.
Am Montag ist häufiger mal die Sonne dabei.
Das waren die tagesthemen.
Hier im Ersten geht es weiter mit einem Tatort aus Ludwigshafen.
Wir sehen uns morgen wieder, wenn Sie mögen.
Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.
Tschüss, bleiben Sie zuversichtlich.
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