Das Geheimnis um Planet 9 | Harald Lesch
Gerade haben wir ihn abgeschafft; jetzt kommt er wieder ins Spiel.
Der 9. Planet. Gibt's ihn tatsächlich?
[Intro]
Ja früher war ja alles klar. Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, Pluto.
Der berühmte Satz: "[M]ein [V]ater [E]rklärt [M]ir [J]eden [S]onntag [U]nsere [N]eun [P]laneten."
Dann wurde Pluto abgeschafft. Ja, auf einmal war er weg. Wurde zum Zwergplaneten erklärt, weil die Astronomie
sich weiterentwickelt hatte. Weil sie mit ihren Geräten auf einmal in den Bahnen weit außerhalb der Neptun-Bahn noch jede Menge
neue Körper festgestellt hatte, von denen der Pluto eben nur einer war. Und er war bei weitem nicht der größte.
Es gibt noch andere Planeten oder Zwergplaneten. Und so musste eben Pluto... wurde praktisch degradiert vom Planet zum Zwergplanet.
Ja und seit einiger Zeit gibt's auf einmal wieder das Rumoren, ja Gerüchte in den Fachzeitschriften und in den Journalen der Astronomen,
dass davon gesprochen wird, es könnte vielleicht doch einen 9. Planeten geben.
Ja, wie jetzt? Wird Pluto jetzt wieder zurückgeholt werden? Nein, es geht um einen anderen Planeten, dessen
Anwesenheit im äußeren Sonnensystem eine ganze Menge erklären könnte. Vor allen Dingen die Bahnen dieser ganzen Zwergplaneten,
die man da draußen entdeckt hat. Weil die sind ganz anders als die Bahnen der Planeten im Innern. Deren Planeten also von
Merkur, Venus, Erde, Mars usw... Das sind fast kreisrunde Bahnen. Fast. Also die sind elliptisch, ich weiß. Aber sie sind fast
kreisrund. Aber die Bahnen dieser Zwergplaneten, die sind enorm elliptisch. D.h. die sind mal relativ nah an der Sonne dran
aber dann wieder ewig weit weg. So als hätten sie es versucht wegzukommen, es aber dann doch immer wieder nicht geschafft.
Immer wieder... Also. Es mag offenbar etwas geben... Den Grund dafür den kennen wir noch nicht. Mag etwas geben, was sie
am Sonnensystem hält, sie aber in einen bestimmten Himmelsbereich immer und immer wieder hineinzieht. Und jetzt ist natürlich klar...
Da fängt der Astronom an sofort zu überlegen, denn nur Massen können Massen bewegen. Nur Massen können andere Massen auf
bestimmte Bahnen zwingen. So kam man auf die Idee: Es könnte sein, sagen wir mal nur um ein paar Zahlen zu nennen,
dass da draußen ein Brocken, 10 Mal so schwer wie die Erde, 2-4 Mal so groß, bei ungefähr 700-fachem Erde-Sonne-Abstand
sich befinden könnte auf einer ebenfalls sehr elliptischen also sehr exzentrischen Bahn. Und dessen Anwesenheit würde dafür sorgen,
dass diese Brocken da draußen genau diese Bahnen haben, wie wir sie beobachten. Und das hat man am Computer simuliert.
Also überhaupt, der Computer spielt hier eine wichtige Rolle, denn in der Himmelsmechanik kann man ja die Bahnen von etwas
sehr genau berechnen und kann dann praktisch den Computer mithilfe von durchaus komplizierten Rechnungen ausrechnen lassen:
Welche Massen müssten denn wo sein, damit die Massen, die wir sehen können auch sich so bewegen, wie wir sie sehen können?
Und dieses Verfahren hat ja in der Physik und der Astronomie durchaus schon seine großen Erfolge gefeiert.
Der beste Fall ist sicherlich die Entdeckung des Neptun; eines dieser Eisriesen im äußeren Sonnensystem.
Im 18. Jhd. hat William Herschel, Wilhelm Herschel hieß er eigentlich, hat sich dann aber William Herschel genannt,
mithilfe seines phantastischen Spiegelteleskops einen Planeten entdeckt, der dann Uranus genannt wurde.
Und die Bewegungen des Uranus haben dazu geführt, dass man nach Neptun gesucht hat. Denn die Bewegungen des Uranus waren
nicht erklärbar alleine nur durch die Anwesenheit von Saturn, Jupiter, die 4 inneren Planeten können wir vergessen
und der Sonne. Sondern die Bewegungen des Uranus wiesen darauf hin, dass irgendetwas seine Bahn stört.
Und die Himmelsmechanik, also die Mechanik der Bewegungen am und im Himmel, die erlaubt die Möglichkeit auszurechnen
und zwar ohne Computer. Damals gab es noch keine Computer. Also wirklich auf dem Papier auszurechnen:
Was für eine Masse muss wo sein, damit sich die Masse, die ich beobachten kann, so verhält wie ich sie beobachte?
So hat man tatsächlich erstmal ausgerechnet: Wo müsste denn der Planet sein? Wie groß müsste er sein?
Und später auch seine physikalischen Eigenschaften. Und dann hat man ihn entdeckt.
Das war so eine Vorhersage und die hat sich bestätigt. Die Physik, die mathematische Physik macht eine Vorhersage
und in der Beobachtung wird sie bestätigt. Dasi ist natürlich großartig.
Jetzt war also die Hypothese, es gäbe einen 9. Planeten, der die Bewegungen dieser Zwergplaneten erklärt
in der Fachwelt. Und siehe da, kaum dass dieser 9. Planet, den man ja noch nicht entdeckt hat, in der Fachwelt
diskutiert wird, kommen auf einmal immer mehr und mehr Indizien, die vielleicht den Schluss nahelegen, dass da
noch mehr dran ist an diesem 9. Planeten als einfach nur: Er erklärt wie die Zwergplaneten da zustande kommen.
Es gibt nämlich ein Problem, dass die Rotationsachse der Sonne eben nicht perfekt senkrecht auf der Ekliptik steht,
wie man es eigentlich denken würde, denn die Sonne hat mit 333.000 Erdmassen schließlich die dominante Masse weit und breit.
Der nächstschwere Planet ist da der Jupiter. Der hat 317 Erdmassen. Der hat schon doppelt so viel Masse wie alle anderen Planeten zusammen.
Aber das ist ja ein Winzling im Vergleich zur Sonne. Also warum sollte, wie es sich eben zeigt, die Rotationsachse der Sonne
eigentlich gekippt sein? Nicht um viel aber doch um etwas. Wo man sich fragt: Wie ist denn das passiert?
Es ist ja gerade so als wäre an ihr mal irgendetwas... hätte an ihr etwas geschubst.
Vielleicht wie auf so einer Wippe. Also auch ein ganz leichtes Etwas könnte dieser schweren Sonne, wenn sie nur weit genug entfernt ist,
könnte dieses leichte Etwas dieser Sonne so ein bisschen aus der Lage gebracht haben.
In der Tat hat man jetzt ausgerechnet, dass ein 9. Planet bei 700-fachem astronomischem Abstand, also 700-fachem Abstand
Erde-Sonne, der könnte da draußen tatsächlich ebenfalls für diesen Effekt verantwortlich gemacht werden,
dass die Sonnenachse so leicht gekippt ist.
Das heißt man hat jetzt 2 Phänomene, die man damit erklären kann. 2! Und dann hat man, jetzt wiederum in Computersimulationen, festgestellt,
das geht ja gar nicht anders. Wie will man diese Abläufe denn live beobachten? Das dauert ja alles viel zu lange.
Der wäre nämlich einige 20.000 Jahre unterwegs bei seiner Umdrehung um die Sonne.
Da hat man in Computersimulationen festgestellt, dass mit diesem 9. Planeten,
wenn er noch in dem Planetensystem drin wäre, sich ein stabileres Planetensystem ergäbe
als wir das heute vor uns haben. Heute stehen wir durchaus vor der interessanten Frage:
Wieso gibt es eigentlich diese 4 kleinen, winzigen Felsenplaneten im Inneren? Wieso sind die da noch?
Also die Stabilität dieser 4 Bahnen oder dieser 4 Planeten ist wirklich gefährdet.
Denn... Jupiter und Saturn? Festgemauert im Sonnensystem. Da kann nichts passieren. Also da kann man das System
wirklich stören. Aber diese 4 hier, die sind durchaus instabil.
Die sind ja nun auch schon seit 4,567 Mrd. Jahren unterwegs. Und wenn man jetzt mal fragt nach der Stabilität des
Sonnensystems, dann stellt sich heraus, dass ein Sonnensystem durch einen weiteren Eisriesen, also 10 Erdmassen,
2-4 Mal so groß wie die Erde usw... durch einen weiteren Eisriesen stabilisiert worden wäre.
Aber diese Stabilisierung ist nur am Anfang notwendig. Später muss dieser Eisriese aus dem Sonnensystem
heraus geschleudert worden sein. Und hat dann dazu geführt, dass die äußeren Bahnen der Zwergplaneten sich so
exzentrisch entwickelt haben, hat aufgrund seines weiten Abstandes die Sonne leicht gekippt
aber trägt insgesamt zur Stabilität des Sonnensystems bei.
Warum hat man in noch nicht gefunden? Nun, dieser 9. Planet ist natürlich weit weg.
D.h. nicht natürlich weit weg. Er ist weit weg und wenn er weit weg ist, dann ist es natürlich kalt
auf dem Planeten. Das ist natürlich. Also wenn er weit weg ist von der
Wärmequelle, dann ist es natürlich, dass es kalt ist. Und er ist so kalt, dass er nur im Infraroten zu beobachten
ist. Der ist aber nur 2-4 Mal so groß wie die Erde. D.h. es ist ein winziges Scheibchen an Infrarotstrahlung
und das zu entdecken wird die Aufgabe der nächsten Jahre sein. Also mit Infrarotkameras so empfindlich zu werden
den 9. Planeten zu entdecken. Die Jagd ist losgegangen. Die Astronomen sind auf der Suche nach einem 9. Planeten.
Sie suchen also nicht mehr nur. Sie suchen also nicht mehr nur in anderen Systemen nach Planeten, sondern sogar
hier bei uns zu Hause und das finde ich ehrlich gesagt herrlich, dass die Astronomie sich mal wieder auf ihre,
wie soll man sagen, Ursprünge zurückerinnert. Also nicht immer nur Kosmologie, Dunkle Energie
ganz weit draußen und Dunkle Materie... Sondern hier. Hic Rhodus, hic salta. Jetzt sind wir mal wieder
zu Hause bei uns. Dass man selbst in der Nähe der Sonne und in der Nähe des Sonnensystems immer noch
was neues entdecken kann, das finde ich wunderbar und mag vielleicht auch ein kleiner Hinweis darauf
sein, dass wir Menschen uns nicht nur mit dem Rand der erkennbaren Wirklichkeit beschäftigen sollten,
sondern auch mit dem, was direkt um uns herum ist bis hin zu unserer Mit- und Umwelt.
Ein schöner, kleiner, himmlischer Hinweis.