Chinas illegale Übersee-Polizei mitten in Deutschland?
[Benachrichtigungston] Ich bring dich um!
Willst du sterben!
[Benachrichtigungston] Wir wissen wo deine Familie lebt.
Solche Nachrichten bekommt man,
wenn man in Deutschland China öffentlich kritisiert.
Dieser Regimekritiker bekommt sie:
Diese Familie bekommt sie: und nach zwei Monaten Recherche an diesem
Film bekommen sie sogar ich. Okay, er hat jetzt fünf Minuten gewartet und hat
jetzt ein Foto gepostet. Und so sieht einer der Männer aus, die die Drohungen
verschicken. Mutmaßlich in offiziellem chinesischen Auftrag.
Wir haben viele von unserer Polizei in Deutschland, die werden dich finden.
Unter Führung von Xi Jinping tritt China so aggressiv auf wie nie zuvor und
duldet keinerlei Kritik mehr. Weder im Inland noch irgendwo sonst.
Ein geheimes Netz an Patrioten terrorisiert Kritiker und soll sie zum Schweigen bringen.
Selbst mitten in Berlin.
Ich denke später werden sie vielleicht
eine Bombendrohung schicken. No Way!
Wer sind diese Menschen?
You know this man? Auf der Spur der illegalen Übersee-Polizei Chinas.
Okay, wünscht mir Glück.
Vor ein paar Wochen kam der Bericht einer NGO raus, der ja ziemlich hohe Wellen
geschlagen hat. Darin wird nämlich belegt, dass China überall auf der Welt ein Netz
sogenannter Übersee-Polizeistationen betreibt.
Und diese Stationen dienen dazu, die chinesische Bevölkerung überall auf der Welt zu
überwachen, zu bedrohen und teilweise zur Rückkehr in die Heimat zu zwingen.
In diesem Film wollen meine Kollegin und ich herausfinden: Wie lebt es sich unter
ständiger Bedrohung? Und wer sind die Täter?
Über Twitter stoßen wir auf einen jungen Dissidenten, der in den Niederlanden lebt.
Er berichtet, dass er seit Monaten von chinesischen Auslands-Polizisten bedroht werde.
Fast täglich bekommt er Morddrohungen von einer deutschen Handynummer.
Deshalb reist er ein paar Wochen später nach Berlin.
Hello.
Hallo Jingyu, ich bin Jan. Nett dich kennenzulernen.
Eine Freundin von Jingyu holt
ihn mit am Bahnsteig ab.
Wie geht es dir?
Mir geht's gut, und dir?
Sehr gut. Du hattest eine lange Reise.
Ja, ein bisschen!
Heute
will er bei der deutschen Polizei Anzeige erstatten.
Als Erstes begleiten wir ihn in sein Hotel.
Ich würde gern verstehen, wie dein Leben im Moment so ist.
In den Niederlanden gehe ich ständig vor die Botschaft,
um für Demokratie zu demonstrieren.
Außerdem gebe ich manchmal einheimischen Medien Interviews.
Das macht die chinesische Botschaft
und die Übersee-Polizei wütend.
Deshalb haben sie mir schon viele schlimme Dinge angetan.
Jingyu musste vor vier Jahren aus China fliehen.
Da war er 17.
Damals unterstützte ich die Demokratiebewegung
in Hongkong.
Das habe ich auch öffentlich gesagt,
auf dem chinesischen Twitter "Weibo".
Und schon hatte ich die dortige Regierung
und Polizei gegen mich.
Wegen zweier systemkritische Tweets wird Jingyu zur Fahndung ausgeschrieben.
Um ihn zu schützen, schickt sein Vater ihn erst nach Hongkong und dann nach Europa.
In den Niederlanden hat Jingyu Dutzende Anzeigen erstattet.
Das sind allein die aus den letzten vier Monaten.
Unter anderem wegen solcher Nachrichten:
Ich verlasse jetzt das Hilton-Hotel in Den Haag.
Morgen bringe ich dich um!
Ich frage den Typ: Wer bist du?
Er sagt: Kümmere dich nicht darum, wer ich bin!
Seit einigen Wochen bekommt er die krassesten Drohungen von einer deutschen Nummer.
Der Mann gibt sich als Mitarbeiter der Übersee-Polizei aus.
Hier eine Sprachnachricht:
[Sprachnachricht]
Der Mann schickt sogar ein Selfie von sich.
Er will den Mann, der ihm diese Nachrichten schickt, anzeigen.
Wir begleiten ihn zur Polizei.
Die Kamera muss draußen bleiben.
Also, die Polizei war sehr, sehr hilfsbereit.
Die haben sich jetzt eine Stunde lang alles angehört, was Jingyu ihnen geschildert hat.
Die haben sich von ihm Beweismittel schicken lassen.
Aber ich kann auch total verstehen, dass das, dass das wahnsinnig kompliziert ist
für ´ne Behörde wie die Polizei. Weil erstens sind alle Beweise auf Chinesisch,
das versteht erstens keiner hier. Dann hat die Polizei in den Niederlanden damit schon
angefangen. Der Täter sitzt aber mutmaßlich in Deutschland.
Es ist auch gar nicht so klar, wer eigentlich zuständig ist.
Also, der Beamte hat uns eigentlich schon klar gemacht, dass wir uns auf wahrscheinlich
Monate der Ermittlungsarbeiten einstellen müssen.
Am nächsten Morgen will Jingyu in ein anderes Hostel wechseln, aus Sicherheitsgründen.
Wir holen ihn im Auto ab. Und dann erhält er plötzlich diese Nachricht:
[Benachrichtigungston] Danke! Ihre Buchung im Ritz-Carlton Berlin ist bestätigt!
Ich habe gerade eine Nachricht von Booking bekommen.
Sie schreiben, dass jemand unter meinem Namen
ein Hotel gebucht hat.
Ich habe den Link gecheckt
Jemand hat meinen Namen genutzt,
um das Ritz-Carlton Berlin zu buchen.
Ich denke, später werden sie vielleicht
eine Bombendrohung schicken.
Nicht dein Ernst!
Ich werde das Ritz-Carlton mal anrufen.
Nein, tu das nicht! Lass uns einfach hingehen!
Lass uns hinfahren und fragen, wer das war.
Okay.
Also: Ein Bedroher von Jingyu weiß, dass er hier ist und hat ihm als Warnung ein Zimmer
in einem der teuersten Hotels der Stadt gebucht.
Does it say how much it is?
Ah, ja hier, krass: 530,25 € hat jemand
schon bezahlt für ein Zimmer
im Ritz-Carlton. Wir melden uns an der Rezeption.
Man bestätigt uns: Die Buchung ist echt.
Die hinterlegte Kreditkarte bekommen wir wegen Datenschutz nicht.
Aber erst ein paar Wochen vorher hat das Hotel auf Jingyus Namen schon eine Buchung
bekommen. Das letzte Mal, dass das passiert ist, gab es ein paar Stunden später eine
Bombendrohung.
Wir gehen also nochmal zur Polizei.
Die zweite Anzeige in 24 Stunden.
Das ist Jingyus Alltag. Ein Leben in permanenter Bedrohung.
Ab sofort leitet Jingyu uns jede Nachricht weiter, die er von seinen Bedrohern bekommt.
Wir lassen alles von Muttersprachlern übersetzen.
Wir wollen herausfinden: Wer steckt dahinter?
[Benachrichtigungston] Jetzt will nicht nur ich dich umbringen!
Ich weiß dass eine Freundin dich zur Polizei begleitet hat!
Sie wird auch umgebracht werden!
Wir werden sie abwechselnd hernehmen
[Link zum Standort]
Hier!! Stehe hier an der Straße, rote Jacke!
Hetz doch die Polizei auf mich!
Jingyu hat grade geschrieben.
Sein Bedroher hat sich bei ihm gemeldet.
Der ist wohl extra nach Berlin gefahren und will sich jetzt hier mit ihm treffen.
Der hat ihm ´ne Live-Location geschickt.
Irgendeine Straßenecke in Friedrichshain und die Polizei informiert, fährt
da auch hin. Und wir versuchen jetzt auch möglichst schnell hin zu kommen, um das zu
dokumentieren, was da jetzt passiert.
Wir filmen mit dem Handy. Als wir ankommen, werden wir schon von Blaulicht empfangen.
Okay, also hier ist die letzte Location, die der Verdächtige an Jingyu geschickt hat.
Und hier sind jetzt überall Streifenwagen, in denen keine Beamten sitzen.
Wir warten noch eine Weile ab, aber nichts passiert.
Keine Ahnung. Hat er sich gestellt?
Konnte er entkommen? Wir wissens nicht und die Polizei sagt
uns das jetzt natürlich auch nicht. Ich glaube, wir müssen jetzt einfach mal abwarten,
wies weitergeht. Ein paar Tage später: Wir wissen inzwischen,
wie der Bedroher von Jingyu heißt.
Er heißt Yilisen A. Und wir haben ihm hinterher recherchiert und haben
viel gefunden, was uns ehrlich gesagt ziemlich erstaunt.
Yilisen A. ist in den letzten Jahren aus China nach Europa geflohen
und hat auf Social Media extrem viel von dieser Flucht gepostet.
[Piepton] Auf seiner Flucht hat er extrem viele Menschen um Hilfe gebeten, also NGOs,
uigurische Organisationen, politische Parteien und hat da offenbar auch
oft Hilfe bekommen. Bis er es schließlich nach Deutschland geschafft hat und hier
einen Asylantrag gestellt hat.
Und wir checken das ehrlich gesagt noch nicht, wie es
sein kann, dass jemand, der sich selbst als Opfer der KP ausgibt, hier dann
anfängt, andere chinesische Dissidenten zu bedrohen.
Was ist mit dem passiert? Warum tut er das?
Wird hier ein Geflüchteter benutzt?
Der lange Arm der KP greift nicht nur nach Dissidenten wie Jingyu, sondern vor allem
nach ethnischen Minoritäten, zum Beispiel den Uiguren.
Die muslimische Minderheit in Xinjiang im Nordwesten Chinas wird massiv
unterdrückt. Erst im Frühjahr letzten Jahres dokumentierte ein Datenleck Folter,
Massen-Internierungslager und brutale Polizeiaktionen.
In Europa leben die meisten Uiguren in München.
Da fahren wir hin.
Es ist Sonntag: wir sind bei einer Familie eingeladen.
Asgar Can, der Chef der uigurischen Gemeinde, hat uns den Kontakt vermittelt.
Hi. Ich bin Jan.
Ich bin Shahnura.
Wir setzen uns ins Wohnzimmer. Sie zeigen mir Fotos der Verwandtschaft.
Seit mehr als elf Jahren haben sie kein Lebenszeichen von ihnen.
Darf ich dich fragen, wie du dich fühlst, wenn du solche Fotos siehst?
[Schlürft am Tee].
Sehr schlecht. Ich habe sie nie angeschaut.
Sehr, sehr schwer.
Vater Hasan hat das Foto seit seiner Flucht nach Deutschland nicht mehr angeschaut.
Nachdem er die Heimat verlassen hat, wurde seine Familie dafür bestraft.
Das weiß ich nicht jetzt, lebt mein Bruder?
Da jetzt seit ungefähr elf, zwölf Jahren.
Die Kinder auch.
Vor vielen Jahren telefonierte er einmal kurz mit seiner Schwägerin.
Sie hatte mir erzählt, jede Woche zweimal kommt nachts die Polizei und kontrollieren das ganze Haus.
Jede Woche zweimal.
Weil du in Deutschland bist?
Ja, ja. Weil ich nicht mit der chinesischen Polizei arbeite.
Also, jeder Uigure im Ausland ist halt ein Dorn im Auge der Regierung,
weil deren Ziel ist halt auch die Uiguren im Ausland unter Kontrolle zu haben.
Und das reicht halt schon, wenn man im Ausland lebt, auf Demonstrationen
aktiv ist, in Frieden lebt und sich halt für sein Volk
einsetzt, weil wir halt auch eben die Freiheit hier dazu haben und die Möglichkeit, das
allein reicht dann schon. Also, mein Papa ist nicht der einzige, der kontaktiert wird.
Nicht alle sind so standhaft wie er.
Innerhalb der uigurischen Gemeinde werden viele Informationen nach China weitergegeben.
Vor ein paar Jahren bekam die Mutter eine Kette von ihrer Schwester aus der Heimat
geschenkt. Daraufhin wurde die Schwester in Xinjiang verhaftet und verurteilt
wegen angeblichen Gold-Schmuggels, zu 17 Jahren Haft.
Und nur weil es meine Mama hier ein paar Uiguren erzählt hat, haben wir dann die
Nachricht bekommen, dass meine Tante wegen Gold verurteilt worden ist.
Das heißt, irgendjemand...
Genau. ...Hat euch auch verraten.
Richtig.
Die Geschichte der Familie Kasim ist nur eine von vielen.
Alles, was sie möchten, ist ein Leben in Frieden.
Doch der Preis dafür ist hoch. Wer nicht spitzeln will, muss in dauernder Angst
um die Verwandten in der Heimat leben.
So geht es fast allen Exil-Uiguren.
Deutschland ist für Tausende Menschen aus China ein sicherer Zufluchtsort.
Aber für das Regime von Xi Jinping gilt einmal Chinese, immer Chinese.
Man will klar machen: wer schlecht über China spricht, wird bestraft.
Egal wo auf der Welt er oder sie lebt.
Wir besuchen das Büro des Weltkongress der Uiguren in München.
Die Exfrau des Chef-Koordinators will uns von einer Erpressung erzählen.
Vielleicht erzählst du erst mal, wie dein Kontakt in die Heimat
so ist. Du hast dann noch Familie?
Genau. Also, der Kontakt zu meiner Heimat besteht jetzt gar nicht.
Das letzte Mal, dass ich mit meiner Familie Kontakt hatte,
war 2017.
Woran liegt das?
2017 war schon der Anfang, dass die
chinesische Regierung die Uiguren gezielt in die Konzentrationslager weggesperrt haben.
Erst mal die, die Kontakt zum Ausland haben oder Verwandte im Ausland haben.
Nach fünf Jahren ohne ein Lebenszeichen bekam Abida vergangenes Jahr einen Anruf
aus der Heimat. Ihre Oma war dran.
Sie zeichnet den Anruf mit einem anderen Handy auf.
Also, ich sage Mama zu meiner Oma, weil sie mich großgezogen hat.
Das ist für mich, deswegen, für mich ist sie nicht nur meine Oma, sondern meine
Mama. Wie gehts euch allen?
Also, du hörst, dass sie sehr abwesend ist.
Sie ist eigentlich, sie muss auch genauso aufgeregt sein wie ich.
Abida und ihre Oma führen ein paar Minuten Smalltalk.
Dann kommt plötzlich ein fremder Mann ans Telefon.
Ah, er sagt dann:
sie sind ja schon alt.
Sie können sich jetzt nicht mehr zurückhalten. Sie sind ein bisschen aufgeregt.
Er fragt mich dann: du weißt, wo wir hier hergekommen sind,
wer wir sind. Ich habe mich dann dumm gestellt und gesagt: Nein, warum?
Der Mann will wissen, ob Abidas Exmann, der Chef-Koordinator des Weltkongresses
der Uiguren sei.
Er lacht so.
Er lacht. Warum lacht er?
Weiß ich nicht. Das ist so, für mich so hinterhältig.
Ja, jetzt haben wir dich, so.
Sag deinem Mann nichts, sag niemandem, dass du mit deiner Familie
telefoniert hast. Es wird nicht gut sein für dich, gut enden.
Für uns mag das Gespräch vielleicht nicht besonders bedrohlich wirken, aber ein Experte
bestätigt uns: In der uigurischen Sprache und Kultur klingt dieser Anruf
wie eine unverhohlene Drohung: Wir haben deine Großeltern, also arbeite lieber mit
uns zusammen. Bei der Verabschiedung sprechen wir kurz mit Abidas Exmann.
Wir erwähnen beiläufig, dass wir nach einem Mann aus Xinjiang suchen, der andere
Exil-Chinesen bedroht.
Der Koordinator wird hellhörig und macht ein paar Anrufe.
Wir erfahren in der uigurischen Gemeinde fiel Yilisen A.
schon während seiner Flucht unangenehm auf.
Mit nationalistischen Sprüchen.
Unser Fazit aus München: Als Chinese im Ausland wird man oft zum Spitzeln
aufgefordert. Ist das der Grund für Yillisen A.´s plötzliche Wandlung?
Wird er erpresst oder hat er sich von Anfang an nur als Geflüchteter ausgegeben?
Zurück in Berlin, eine Woche später.
Video Call mit Jingyu in den Niederlanden.
In der Zwischenzeit ist viel passiert.
Yilisen A. ist weiter auf freiem Fuß.
Seine Nachrichten an Jingyu werden immer aggressiver.
Irgendwann prahlt er damit, wer ihm Aufträge und Geld gibt.
[Benachrichtigungston] Im T. in Köln! Da waren ... und D...Jie!
Sie haben mir Geld gegeben!
Du glaubst mir nicht!
Ich bin reich!
[Screenshot Banküberweisung]
Wir haben jetzt den Namen eines Restaurants, zweier
Kontaktpersonen und den Screenshot einer Crypto-Überweisung über etwa
3400 US Dollar.
Ist das Lokal ein Treffpunkt der Übersee-Polizei?
Wir fahren nach Köln. Wir sind auf der Spur von einem Auftraggeber von Yilisen A.
Ein Mann namens Ran Z.
Und mit dem hat sich Yilisen angeblich mehrmals in einem Chinarestaurant
hier in Köln getroffen. Und zu dem fahren wir jetzt.
Laut Internet hat das Lokal offen.
Aber als wir ankommen, werden wir überrascht: Vorübergehend geschlossen.
Seltsam, also die Öffnungszeiten stimmen so wie im Internet.
Aber es hat zu. Wir fragen den Mitarbeiter eines Marktstands, der auf den Eingang
blickt. Hi.
Hi. Ich habe mal ´ne Frage: Wissen Sie, wann dieser, wann dieser chinesische
Laden offen hat? Das Restaurant?
Und dann plötzlich: Da steht jemand an der Tür.
Ein chinesisch aussehender Mann öffnet uns.
Er telefoniert gerade.
Hello, habt ihr offen?
Geschlossen?
Sprechen Sie Englisch?
Entschuldigung, kann ich mit jemandem sprechen?
Ich habe eine Frage.
Ich zeige ihm ein Foto von Yilizin A.
Gut.
Der Typ konnte kein Wort Englisch oder Deutsch.
Oder hat es zumindest behauptet.
Und er hat das Foto von Yilisen A. angeguckt und hat kurz nochmal mal so
hinterher geguckt. Das kam mir so ein bisschen so vor, als hätte er ihn schon mal gesehen.
, aber kann ich natürlich nicht mit Sicherheit sagen.
Jetzt steht er dahinten, in der Dunkelheit und telefoniert.
Aber so schnell geben wir nicht auf.
Wir finden den Namen und die Nummer des Geschäftsführers: Herr S.
Hallo? Hallo, hier ist Jan Stremmel.
Mit wem spricht denn da? Mein Name ist [Piepton].
Ich war gerade dort und habe gesehen, dass es geschlossen ist.
Ich wollte mal fragen, warum das geschlossen ist?
Ja, wir haben eine Geschäftsänderung.
Und seit wann?
Seit diesem Montag.
Seltsamer Zufall? Genau. Seit gestern, also.
Er erklärt sich bereit, sich mit uns zu treffen.
20 Minuten später auf einem Parkplatz.
Okay, wünscht mir Glück.
Hallo [Piepton] Kennen sie diesen jungen Mann?
Nein.
Ich zeige ihm den Reisepass von Yilisen A.
Wir haben gar keine Mitarbeiter aus der Provinz Xinjiang.
Gar keine.
Sagt Ihnen der Name [Piepton] Ran was?
Wie? [Piepton] Ran.
Nein, ich verstehe nicht.
[Piepton] Ran.
Nein.
Er hat gesagt, er hat sich in Ihrem Laden mit [Piepton] Ran und [Piepton] Jie getroffen.
Und die haben ihm Geld gegeben und den Auftrag,
andere Chinesen zu bedrohen.
Der Geschäftsführer sagt, er wisse von nichts.
Und wir müssen ihm an dieser Stelle glauben.
Übrigens for the record: Dieser Mann ist der Einzige, der jetzt weiß, wem wir
auf der Spur sind. Das wird später noch wichtig.
Zurück in Berlin. Wir lassen die Krypto-Überweisung von einem Experten auswerten.
Wir finden heraus Yilisen A.
hat insgesamt knapp 30.000 € bekommen von einem gewissen Ran Z.
Und dieser Herr Z. überweist genau acht Personen regelmäßig hohe Beträge.
Yilisen A. ist also offenbar Teil eines Teams.
Eines bleibt uns noch zu tun: Wir wollen Yilisen A.
einmal, bevor der Film rauskommt, die Gelegenheit geben, sich zu erklären uns gegenüber.
Und ich hoffe, er nimmt die Möglichkeit an.
Abends bekomme ich Nachrichten von Yilisen A.
Wir haben viele von unserer Polizei in Deutschland, die werden dich finden!
Ab sofort bekomme ich rund um die Uhr Morddrohungen.
[Benachrichtigungston] Ich bring dich um!
Du darfst nicht über mich berichten!
Wenn du berichtest! Bringt mich Boss dich um
Die chinesische Botschaft reagiert auf unsere Interviewanfrage übrigens mit einer Mail.
Darin schreibt sie, die sogenannte Übersee-Polizei gebe es nicht
- nur, Zitat, „engagierte Gruppen von Auslandschinesen”, die einander während der Pandemie,
Zitat, “Hilfsdienste auf freiwilliger Basis” angeboten hätten.
Man bitte seine Bürger stets, Zitat, „die Gesetze und Vorschriften des Gastlands einzuhalten”.
Anfang Dezember ist der Tag der Menschenrechte.
In Berlin treffen sich Kritiker der Kommunistischen Partei Chinas aus ganz Deutschland,
darunter auch die Uiguren aus München.
Hallo Asgar.
Grüß dich! Morgen, Hi. Aber auch Taiwanesen und Hongkonger sowie Tibeter und Kasachen.
Bei -5 Grad ziehen Hunderte Menschen durch die Hauptstadt.
[Demonstration]
Was sie vereint? Sie wollen Demokratie und Menschenrechte für ihre Heimat und nutzen
dafür tausende Kilometer entfernt ein Grundrecht, das ihren Landsleuten zu Hause versagt
bleibt und das China hier in Deutschland auch versucht einzuschränken.
Das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung.
Wenn China mit seinen Erpressungen und Drohungen erreichen will, dass die Kritik an
seinem totalitären System verstummt, dann klappt das an
diesem Tag in Berlin zumindest nicht.
Die Menschenrechtsverletzungen der Kommunistischen Partei müssen
endlich Konsequenzen haben!
PS: Erinnert ihr euch noch an den Restaurantbesitzer?
Ein paar Tage nach unserem Besuch in Köln passiert das: Ein gewisser Herr
Z. stellt sich der Polizei und Yilisen A.
schickt diese Nachrichten:
[Benachrichtigungston] Ihr habt mich fertig gemacht!
Mein Geld ist weg. Alles weggenommen!
Sie haben mich verprügelt, eingesperrt!
Meine Nase blutet!
Wir empfehlen euch auch dieses Video unserer Kolleg:innen von STRG_F.