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Können die Deutschen Revolution? Drei Anläufe in der Geschichte

Revolution – Kampf für Freiheit und Demokratie: dabei denkt man weniger an die Deutschen, sondern eher an die Amerikaner, die 1776 erfolgreich für die Gründung einer Demokratie kämpfen: die USA.

Oder an die Franzosen: 1789 gehen französische Bauern und Bürger auf die Barrikaden. Der König verliert nicht nur seine Macht, sondern schließlich seinen Kopf.

Dagegen haben wir Deutschen den Ruf, angepasst und autoritätshörig zu sein. Revolution, können die Deutschen das überhaupt?

„Lenin soll gesagt haben: ‚Revolution in Deutschland? Das wir nie etwas. Wenn die Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, dann kaufen die sich vorher noch eine Bahnsteigkarte.‘

Bis heute sind wir Deutschen nicht gerade bekannt dafür, auf die Barrikaden zu gehen.

Aber auch in unserer Geschichte haben Menschen für Freiheit und Demokratie gekämpft. Die drei wichtigsten Anläufe prägen unser Land bis heute.“

Der schöne Schein trügt: 1848 brodelt es in Deutschland. Seit Jahrhunderten herrscht der Adel in seinen Burgen und Schlössern über das Volk – wie hier, im badischen Rastatt.

„Ähnlich prunkvoll wie hier im Rastatter Schloss leben damals viele Adlige. Sie wurden aber nicht gewählt, sondern sind nur dank ihrer Geburt in Amt und Würden.“

Deutschland ist damals ein loser Bund aus 39 Königreichen, Fürstentümern und Stadtstaaten – der sogenannte „Deutsche Bund“.

Seit den Kriegen gegen das napoleonische Frankreich träumen auch die Deutschen von Einheit und Freiheit – wie der Bonner Student Carl Schurz.

Er klagt über die alte Ordnung, in der nur die Fürsten das Sagen haben und ihre Macht mit Militär und autoritären Maßnahmen verteidigen – ohne Rücksicht auf das Volk.

Öffentliche Kritik ist strafbar, Zensur verhindert freie Meinungsäußerung.

Während politisch Stillstand herrscht, verändert die industrielle Revolution die Gesellschaft: Dampfkraft treibt nicht nur Eisenbahnen an, sondern auch Maschinen in Fabriken.

Die Mehrheit traditioneller Handwerker kann damit nicht mithalten – zum Beispiel die Weber in Schlesien.

Bevölkerungswachstum und Missernten verschlimmern ihre Lage – mit katastrophalen Folgen:

Allein in Schlesien sterben 18.000 Menschen an Hungertyphus. Im Deutschen Bund gibt es so manches soziale Pulverfass.

Doch erst ein Funke aus dem Ausland führt zur Explosion. Im Februar 1848 begehrt das französische Volk auf und zwingt die zunehmend reaktionäre Regierung zum Rücktritt.

Bald heißt es auch in deutschen Landen: vive la révolution!

Hier werden Schwarz, Rot und Gold zu den Farben des Freiheitskampfes.

Innerhalb weniger Tage kommt es zu Aufständen – überall im Deutschen Bund.

In Preußens Hauptstadt Berlin erreicht der Kampf zwischen Bürgerwehr und Regierungstruppen am 18. März 1848 seinen Höhepunkt.

Nach drei Tagen zieht der preußische König die schlagkräftigste Armee des Kontinents zurück.

Doch der Preis ist hoch: vor dem Deutschen Dom werden die Särge von knapp 300 getöteten Freiheitskämpfern aufgebahrt.

Um dem Volkszorn zu entkommen, gibt sich Preußens König Friedrich Wilhelm IV. demütig.

Demonstrativ tritt er vor die Menge – mit dem verhassten schwarz-rot-goldenen Banner der Revolutionäre.

Der Monarch inszeniert sich nun als Anführer der „nationalen Bewegung“ – und macht den Weg frei für die Wahl des ersten Deutschen Parlaments.

Im ganzen Land sind Bürger aufgerufen, Volksvertreter für die Nationalversammlung in Frankfurt am Main zu wählen – allerdings nur Männer, keine Frauen.

Trotzdem ist der Urnengang ein Meilenstein auf dem Weg zur Demokratie.

„Die Menschen können mitbestimmen, was bei ihnen im Land passiert - zum ersten Mal. Im Herzen der Stadt, in der Paulskirche, entsteht ein Haus des Volkes.

Und Schwarz-rot-gold, wie hier auf dieser Schärpe, eben noch die Farben der Opposition, werden zum Symbol für die Demokratie in Deutschland.“

Am 18. Mai 1848 eröffnen mehr als 300 gewählte Volksvertreter das Parlament in der umgebauten Paulskirche. In nur zehn Monaten formulieren sie eine bahnbrechende Verfassung.

Sie garantiert Grundrechte für alle. Ihre Ideen sind das Fundament aller demokratischen Ordnungen in Deutschland - bis heute. Doch was passiert dann, nachdem sie so weit gekommen waren?

„Es fehlt an Mut, und an Macht, diese Verfassung auch tatsächlich durchzusetzen.

Denn woran es auch fehlt, das sind überzeugte Demokraten. Die überwiegende Mehrheit sucht das Auskommen mit den Fürsten.“

Statt die alte Ordnung gänzlich über den Haufen zu werfen, wollen die Parlamentarier Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. zum Kaiser des geeinten Deutschlands machen.

Doch der widererstarkte Monarch lehnt ab – er sieht sich von Gott berufen, nicht vom Volk.

Die Errungenschaften der Revolution stehen auf dem Spiel. Tausende Freiwillige ziehen in den Kampf – und riskieren Ihr Leben, um die freiheitliche Verfassung zu verteidigen.

Doch unter Preußens Führung werden die Revolutionäre zurückgedrängt.

Die Festung rund um das Rastatter Schloss wird zur letzten Bastion der Freiheit. Über 5.000 Freiheitskämpfer verschanzen sich im Festungsring.

„Einmal waren's Soldaten, also richtige gediente Linientruppen, und dann waren eben auch sehr viele Freiheitskämpfer aus unterschiedlichen Berufen, es waren auch ein paar Adlige dabei –

also ganz unterschiedliche Leute, die einfach wollten, dass sich etwas ändert, ja, dass diese Reichsverfassung mit den Grundrechten in Kraft treten kann.“

Doch der militärischen Übermacht Preußens sind sie nicht gewachsen, nach 3 Wochen strecken die Revolutionäre ihre Waffen.

27 von ihnen werden hingerichtet, ihr Traum von Freiheit und Demokratie scheitert – auch wegen zu wenigen Gleichgesinnten.

1848 hatte die Revolution ganz Deutschland erfasst. Der Tod vieler Freiheitskämpfer war nicht vergebens, ihre Ideale leben weiter – und prägen Deutschlands Demokratie bis heute.

Nach der gescheiterten Revolution von 1848 vereinen die Preußen das deutsche Volk mit „Blut und Eisen“ im Kaiserreich.

Bei Gesetzen hat das Volk Mitspracherecht im Reichstag. Doch die Marschrichtung geben der Kaiser und sein Kanzler vor.

Im August 1914 führt Wilhelm II. das Land in den Ersten Weltkrieg – unter dem Jubel seiner Untertanen.

Auch die Berliner Künstlerin Käthe Kollwitz lässt ihren Sohn Peter in den Krieg ziehen – widerwillig.

Noch glaubt auch sie an einen schnellen Sieg. Doch die Illusion hält nicht lange:

Drei Wochen später, nach zehn Tagen an der Front, fällt Peter im ersten Kriegsherbst – wie viele Freiwillige.

Statt eines schnellen Sieges gibt es jahrelangen Stellungskrieg. Die Lage wird aussichtslos. An der Heimatfront weicht Hurrapatriotismus der Kriegsmüdigkeit.

Der Kampf erscheint zunehmend sinnlos – auch Matrosen in Kiel, die sich im November 1918 weigern in eine letzte, aussichtslose Schlacht zu ziehen.

Statt auf die Meuterer zu schießen, schließen sich weitere Soldaten an.

Der Aufstand löst eine Kettenreaktion aus: überall im Land übernehmen Arbeiter- und Soldatenräte das Kommando.

Am 9. November 1918 erreicht die revolutionäre Welle die Hauptstadt. Auch Käthe Kollwitz ist unter den Demonstranten.

Gemäßigte Sozialdemokraten wollen den Aufruhr in geordnete Bahnen lenken – und nutzen die Gunst der Stunde.

Von einem Balkon des Reichstags verkündet Philipp Scheidemann von der SPD das Ende des Deutschen Kaiserreiches und den Beginn der ersten Deutschen Republik.

Er kommt dem Kommunisten Karl Liebknecht zuvor, der eine sozialistische Republik anstrebt.

So wird der Reichstag in Berlin zum Geburtsort des ersten demokratischen Staates in Deutschland und Philipp Scheidemann zum Geburtshelfer.

„Hier hat er gestanden, der Philipp Scheidemann, hat die Republik ausgerufen. Welche Bedeutung hat denn diese Proklamation bis heute?“

„Wenn man greifen will, was Zeitenwende bedeutet, muss man sich glaube ich diesen Augenblick vergegenwärtigen.

Er hat den Moment ergriffen, verstanden: einerseits der endende Krieg und die Versuche, noch seitens des Kaiserreiches das alte System zu verteidigen;

andererseits das neue, womöglich ein bolschewistisches System.

Er wollte aber Republik und Demokratie und hat hier die deutsche Republik, ohne sich abzusprechen, ausgerufen.

Ein ganz bedeutender Moment und auch voller Pathos und Symbolik. Genau das, was Demokratie eigentlich braucht.“

Die Parlamentarier stehen vor einer doppelten Herausforderung: Sie müssen Frieden schaffen –

mit den alten Kriegsgegnern des Kaiserreiches, aber auch mit den Republikfeinden vom linken und rechten Rand der deutschen Gesellschaft.

Weil in Berlin bürgerkriegsähnliche Zustände herrschen, soll eine Nationalversammlung in der thüringischen Provinz das Fundament der Demokratie legen.

„An diesem deutschen Schicksalsort beginnt im Februar 1919 tatsächlich ein neues Kapitel:

In der Kunst- und Kulturhauptstadt Weimar, bewacht von Goethe und Schiller, bekommt die junge Republik eine Verfassung.“

Schon die Wahl zur Weimarer Nationalversammlung im Januar 1919 gleicht einer Revolution: Erstmals dürfen auch Frauen wählen – und gewählt werden.

„In diesem Saal beschließen die Volksvertreter eine Verfassung, die ungemein modern und ihrer Zeit weit voraus ist:

Eine Verfassung mit garantierten Grundrechten, demokratischer Kontrolle, sozialen Reformen."

Erstmals in der Geschichte ist das ganze Volk der Souverän.

„Die Träume von 1848 werden 70 Jahre später Wirklichkeit.

Und die Deutschen bekommen eine Demokratie, die auch im weltweiten Vergleich enorm fortschrittlich ist. Zweifelsfrei eine Sternstunde der Geschichte.“

Heute steht die Weimarer Republik für das Scheitern der Demokratie in Deutschland. Doch das war nicht zwangsläufig.

„Wenn Sie sich anschauen, wie hoch die Wahlbeteiligung im Januar ist, und wie die Ergebnisse ausgefallen sind,

dann kann man schon sagen, dass die übergroße Mehrheit der Deutschen das demokratische System gewollt haben.“

Von Anfang an belastet die Hypothek des verlorenen Krieges die Demokratie:

Konservative Kräfte machen die neue Regierung für den „Schandfrieden“ von Versailles verantwortlich, der das Ende des Ersten Weltkrieges besiegelt.

Sie verbreiten die „Dolchstoßlegende“ von der im Felde unbesiegten Armee, der demokratische Kräfte in den Rücken gefallen seien. Ein Putschversuch der Nationalsozialisten 1923 scheitert.

Doch zehn Jahre nach Gründung der Weimarer Republik bringt die Weltwirtschaftskrise die Demokratie ins Wanken –

bis sie nach dem Wahlsieg der Nationalsozialisten im Januar 1933 endgültig zu Fall gebracht wird. Auf Freiheit und Demokratie folgen totalitäre Unterdrückung und Krieg.

Auch wenn die Republik gescheitert ist: mit der Revolution von 1918 schufen die Deutschen ihre erste Demokratie – ein Fundament, auf dem sie später aufbauen können.

Nach dem Zweiten Weltkrieg liegt Deutschland in Trümmern – in jeder Hinsicht.

Die Alliierten teilen das Land in vier Besatzungszonen. Während Amerikaner, Briten und Franzosen die Demokratie fördern, setzen die Sowjets auf Sozialismus.

So entsteht im Westen die Bundesrepublik Deutschland – und im Osten die Deutsche Demokratische Republik.

„Deutschland ist damals geteilt. Hier im Osten hat der SED-Parteichef Walter Ulbricht das Sagen, auch genannt der „Spitzbart“.

Er möchte das Land nach sowjetischem Vorbild umbauen. Das Ziel ist es, so heißt es, ein ‚besseres Deutschland‘, ein ‚Arbeiter- und Bauernstaat‘.

Aber jetzt sind es ausgerechnet die Arbeiter, die sich gegen die Arbeiterpartei erheben. Ein schwerer Schlag für die DDR-Führung.“

Der Auslöser: sie sollen mehr arbeiten, ohne mehr zu verdienen. Auf dem Bau der Berliner "Stalinallee", dem Prestigeprojekt der DDR, kommt es zu ersten Streiks.

Am 17. Juni 1953 ziehen die Arbeiter ins Stadtzentrum. Zuerst eine Demonstration gegen die „Arbeitsnorm“, dann ein Volksaufstand gegen das sozialistische Regime.

Die Menschen haben genug von Mangelwirtschaft und fehlender Meinungsfreiheit.

„Und es ging darum, dass wir gesagt haben, mit der Regierung können wir nicht weitermachen, die sorgt nicht für uns, also brauchen wir sie auch nicht.“

Allein in Ost-Berlin ziehen Zigtausende ins Stadtzentrum – und fordern freie Wahlen.

„Unter dem Beifall der Bevölkerung in Ost und West sind nun zwei Jugendliche auf das Brandenburger Tor hinaufgestiegen.

Sie arbeiten nun an den Fahnenschnüren. Nun geht die rote Fahne runter.

Und hier wird sie nun von der Bevölkerung – von der wütenden Bevölkerung kann man sagen – zerrissen.“

Die Streikwelle erfasst nicht nur die Hauptstadt, sondern die ganze DDR. An mehr als 500 Orten kommt es zu Demonstrationen gegen die Staatsmacht.

Auch in Halle an der Saale begehrt das Volk auf.

„Dass am 17. Juni überall in der DDR Menschen auf die Straße gehen und mutig für ihre Freiheit kämpfen, das wird oft vergessen.

Einfach deshalb, weil es kaum Film- oder Fotoaufnahmen davon gibt – außer aus Berlin, wo Reporter aus der ganzen Welt vor Ort sind und ihre Aufnahmen machen.“

In Halle zieht es zehntausende Menschen in die Innenstadt – Arbeiter und Studenten. Einige kapern eine Lautsprecherkabine der Polizei und rufen zu einer Großkundgebung am Abend auf.

In Berlin kippt die Stimmung. Die Machthaber schlagen zurück – mit Volkspolizei und Sowjetpanzern. Im Stadtzentrum wird Günter Dilling Zeuge, wie die Panzer in die Menge fahren.

„Als er denn zurückfuhr, war da der Panzer voll Blut bespritzt und an der Erde lag – ja - eine Menge Fleisch und Klamotten, die er anhatte.

Und da war es dann sehr, sehr unruhig, da flogen dann die ersten Steine und von diesem Brückengeländer,

von der Schlossbrücke über die Spree, wurden dann die Traillen herausgerissen, die Stäbe herausgerissen und dann schlugen sie auf die Panzer ein.

Ich war hilflos, ich habe gedacht, was machst du denn jetzt?“

Der Volksaufstand scheitert letztlich an sowjetischer Militärmacht. Insgesamt sterben 34 Demonstranten.

Der Westen schaut tatenlos nach Osten – zu groß ist die Angst vor einem Konflikt.

Das Regime rächt sich am aufständischen Volk, nach dem 17. Juni 1953 füllen sich die DDR-Gefängnisse.

Bis Anfang Juli werden 10.000 Menschen verhaftet, verhört - und für mehrere Monate bis Jahre weggesperrt.

„Sieben Menschen werden zum Tod verurteilt, zur Abschreckung.

Sie sollen einen ‚faschistischen Putsch‘ angezettelt haben, Handlanger des Westens sein und zum Sturz der Regierung aufgerufen haben, dem ‚Tag X‘.

Eine typische Propagandastrategie, um von eigenen Fehlern abzulenken. Bis zum Ende der DDR wird das die offizielle Version bleiben.“

Der Traum von Freiheit und Einheit bleibt lebendig.

Mit dem Fall der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung wird er 1990 Wirklichkeit – in ganz Deutschland. Vorher sind viele deutsche Freiheitskämpfer gescheitert.

Damals beweisen die Menschen in Deutschland ein weiteres Mal, dass sie Revolution können. Diesmal erfolgreich: für Demokratie und Freiheit!

„Seine Meinung frei äußern zu können, die Möglichkeit zu wählen und gewählt zu werden - für diese und andere Rechte,

die uns heute selbstverständlich erscheinen, haben Menschen in Deutschland ihr Leben aufs Spiel gesetzt.

Unsere Geschichte hat nicht nur gezeigt, wie schwer Freiheit zu erreichen ist, sondern auch, wie schnell man sie wieder verlieren kann.

Würdet ihr für unsere Demokratie auf die Barrikaden gehen? Und wärt Ihr bereit, dafür Eure Freiheit oder sogar Euer Leben zu riskieren? Diskutiert mit!

Und wenn Ihr mehr wissen wollt über Deutschlands Revolutionen und ‚Anläufe zur Demokratie‘, dann schaut in unsere Doku rein ‚Kampf um die Freiheit‘, hier, da kommt Ihr dann in die ZDF-Mediathek.“

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Können die Deutschen Revolution? Drei Anläufe in der Geschichte können||Deutschen|||Versuche||| |||||attempts||| kan|||||försök||| Μπορούν οι Γερμανοί να κάνουν επανάσταση; Τρεις απόπειρες στην ιστορία Can the Germans do revolution? Three attempts in history ¿Pueden los alemanes hacer la revolución? Tres intentos en la historia Les Allemands peuvent-ils faire la révolution ? Trois tentatives dans l'histoire ドイツ人に革命は可能か?歴史における3つの試み Czy Niemcy mogą dokonać rewolucji? Trzy próby w historii Podem os alemães fazer a revolução? Três tentativas na história Могут ли немцы сделать революцию? Три попытки в истории Kan tyskarna göra revolution? Tre försök i historien Almanlar devrim yapabilir mi? Tarihte üç deneme Чи можуть німці зробити революцію? Три спроби в історії 德国人能革命吗?历史上的三次尝试

Revolution – Kampf für Freiheit und Demokratie: dabei denkt man weniger an die Deutschen, sondern eher an die Amerikaner, die 1776 erfolgreich für die Gründung einer Demokratie kämpfen: die USA. |||||||||||||||||||erfolgreich|||Gründung|||kämpfen|| |||||||thinks|||||||rather||||||||||||| ||||||i detta|||||||utan||||||||||||kämpade|| Revolution - fight for freedom and democracy: here one thinks less of the Germans, but rather of the Americans, who successfully fought for the establishment of a democracy in 1776: the USA.

Oder an die Franzosen: 1789 gehen französische Bauern und Bürger auf die Barrikaden. Der König verliert nicht nur seine Macht, sondern schließlich seinen Kopf. ||||||||||||||||||Machtposition||letztendlich|| |||French|||farmers|||||barricades|||||||||finally|| |||fransmän|går|||||||||||||||||| Or to the French: In 1789, French peasants and citizens go to the barricades. The king loses not only his power, but eventually his head.

Dagegen haben wir Deutschen den Ruf, angepasst und autoritätshörig zu sein. Revolution, können die Deutschen das überhaupt? On the other hand|||wir||Ruf|konform||autoritätsgläubig||||||||überhaupt |||||reputation|adapted||authority-subservient||||||||at all emot det|||||rykt|||auktoritetstroget|||||||| In contrast, we Germans have a reputation for being conformist and authoritarian. Revolution, can the Germans do that at all?

„Lenin soll gesagt haben: ‚Revolution in Deutschland? Das wir nie etwas. Wenn die Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, dann kaufen die sich vorher noch eine Bahnsteigkarte.‘ Lenin||||||||||||||||stürmen wollen|||||||||platform ticket Lenin||||||||||||||||storm||||||before|||platform ticket ||||||||||||||||stormar||||||först|||biljett till plattform "Lenin is supposed to have said: 'Revolution in Germany? That will never happen. When the Germans want to storm a train station, they buy a platform ticket first. "Lenin lär ha sagt: 'Revolution i Tyskland? Vi kommer aldrig att få någon. Om tyskarna vill storma en järnvägsstation köper de först en plattformsbiljett.

Bis heute sind wir Deutschen nicht gerade bekannt dafür, auf die Barrikaden zu gehen. ||||||exactly||for it||||| To this day, we Germans are not exactly known for going to the barricades.

Aber auch in unserer Geschichte haben Menschen für Freiheit und Demokratie gekämpft. Die drei wichtigsten Anläufe prägen unser Land bis heute.“ |||||||||||||||Versuche|geprägt|unser||| ||||||||||||||most important|attempts|to shape||||

Der schöne Schein trügt: 1848 brodelt es in Deutschland. Seit Jahrhunderten herrscht der Adel in seinen Burgen und Schlössern über das Volk – wie hier, im badischen Rastatt. |schöne|Schein|täuscht|brodelt||||||||Adel|||Burganlagen||Schlössern|||||||Baden-Württemberg|Rastatt ||appearance|deceives|bubbles|||||centuries|rules||nobility|||||castles|||||||Baden|Rastatt |||bedrar||||||||||||||slott|||||||badiska|Rastatt Skenet bedrar: år 1848 är Tyskland i uppror. I århundraden har adeln styrt över folket i sina slott och palats - som här, i Rastatt i Baden.

„Ähnlich prunkvoll wie hier im Rastatter Schloss leben damals viele Adlige. Sie wurden aber nicht gewählt, sondern sind nur dank ihrer Geburt in Amt und Würden.“ vergleichbar|prachtvoll||||Schloss|||zu jener Zeit||Adelige Personen|||||gewählt worden||||||||Amt und Würde||Würde |ornately||||Rastatt|||||nobles|||||elected||||||||office||offices and ranks liknande|praktfull|||||||||adelsmän|||||||||||||||ämbete och värdighet

Deutschland ist damals ein loser Bund aus 39 Königreichen, Fürstentümern und Stadtstaaten – der sogenannte „Deutsche Bund“. ||||loser|||||||||| ||||losing|bundle||kingdoms|principalities||city-states|||German|federation ||||loser|||kungariken||||||| På den tiden var Tyskland en lös konfederation av 39 kungariken, furstendömen och stadsstater - det så kallade "Tyska förbundet".

Seit den Kriegen gegen das napoleonische Frankreich träumen auch die Deutschen von Einheit und Freiheit – wie der Bonner Student Carl Schurz. |||||Napoleon||||||||||||Bonner|der Bonner Student||Carl Schurz |||||Napoleonic||to dream|||Germans||unit|||||Bonn||Carl Schurz|Schurz |||||||drömmer||||||||||Bonner|||

Er klagt über die alte Ordnung, in der nur die Fürsten das Sagen haben und ihre Macht mit Militär und autoritären Maßnahmen verteidigen – ohne Rücksicht auf das Volk. |beschwert sich||||Ordnung|||||||das Sagen|||||||||Maßnahmen|schützen||Rücksichtnahme||| |complains||||order|||||princes||||and||||||authoritarian|measures|defend||respect||| ||||||||||||bestämmandet|||||||||åtgärder|försvara||hänsyn|||

Öffentliche Kritik ist strafbar, Zensur verhindert freie Meinungsäußerung. |||verboten||||Meinungsfreiheit |||punishable||prevents||expression |||straffbart||||yttrandefrihet

Während politisch Stillstand herrscht, verändert die industrielle Revolution die Gesellschaft: Dampfkraft treibt nicht nur Eisenbahnen an, sondern auch Maschinen in Fabriken. ||Stillstand|||||||Gesellschaft|Dampfkraft|bewegt|||Eisenbahnen||sondern auch||Maschinen in Fabriken||in den Fabriken While||standstill|rules|||industrial|revolution|||steam power||||railways|||||| ||stagnation|||||||||driver|||||||||

Die Mehrheit traditioneller Handwerker kann damit nicht mithalten – zum Beispiel die Weber in Schlesien. ||traditioneller Handwerker|Handwerker||||konkurrenzfähig sein||||Weber in Schlesien|| |majority|traditional|||||keep up||||weavers||Silesia |||||||hålla jämna steg||||vävarna||

Bevölkerungswachstum und Missernten verschlimmern ihre Lage – mit katastrophalen Folgen: Bevölkerungswachstum||crop failures|verschärfen|||||Folgen für sie population growth||poor harvests|worsen||situation||catastrophic|results Befolkningstillväxt||missväxt|förvärrar|||||

Allein in Schlesien sterben 18.000 Menschen an Hungertyphus. Im Deutschen Bund gibt es so manches soziale Pulverfass. ||||||Hungertyphus|||Bundesstaat||||manches||soziales Pulverfass Alone||Silesia|to die|||hunger typhus|||||||||powder keg |||||||||||||något||socialt krutdurk Bara i Schlesien dör 18.000 människor av svälttyfus, och det finns många sociala krutdurkar i Tyska förbundet.

Doch erst ein Funke aus dem Ausland führt zur Explosion. Im Februar 1848 begehrt das französische Volk auf und zwingt die zunehmend reaktionäre Regierung zum Rücktritt. aber|nur||Funke|||||||||rebelliert|||||und|zwingt||immer reaktionärer|reaktionären|||Rücktritt der Regierung |||spark|||abroad||||||rebels||||||forces||increasingly|reactionary|government||to retirement |||gnista||||||explosion|||revolterar||||||tvingar||allt mer|reaktionära||| Men det var en gnista från utlandet som ledde till en explosion: i februari 1848 gjorde det franska folket uppror och tvingade den alltmer reaktionära regeringen att avgå.

Bald heißt es auch in deutschen Landen: vive la révolution! ||||||Ländern||| |||||||live||revolution |kommer||||||länge leve|| Snart kommer mottot i Tyskland att vara: Vive la révolution!

Hier werden Schwarz, Rot und Gold zu den Farben des Freiheitskampfes. ||||||||||Freiheitskampf ||||||||||freedom struggle

Innerhalb weniger Tage kommt es zu Aufständen – überall im Deutschen Bund. In less||||||Unruhen|||| within||||||uprisings|||| |få|||||uppror||||

In Preußens Hauptstadt Berlin erreicht der Kampf zwischen Bürgerwehr und Regierungstruppen am 18. März 1848 seinen Höhepunkt. |Preußen|||erreicht||||citizen militia||government troops|||| |Prussia's|||reaches|||between|citizen militia||government troops||||peak ||||når||||medborgargarde||||||

Nach drei Tagen zieht der preußische König die schlagkräftigste Armee des Kontinents zurück. |||zieht zurück|||||stärkste|||des Kontinents| |||pulls||Prussian|||most powerful|army||| |||drar||||||||| Efter tre dagar drar den preussiske kungen tillbaka den mäktigaste armén på kontinenten.

Doch der Preis ist hoch: vor dem Deutschen Dom werden die Särge von knapp 300 getöteten Freiheitskämpfern aufgebahrt. ||||||||Deutscher Dom|||coffins||||Freiheitskämpfer|aufgebahrt ||||||||German|will||coffins|||killed|freedom fighters|laid ||||||||Tyska Dom|||kistor||||frihetskämparna|uppställda

Um dem Volkszorn zu entkommen, gibt sich Preußens König Friedrich Wilhelm IV. demütig. ||people's anger||entkommen|gibt sich|sich||||||demütig ||people's anger||to escape|||||||IV|humbly ||folkets vrede||undkomma|||||||IV|ödmjuk För att undkomma folkets vrede förnedrar sig Preussens kung Fredrik Vilhelm IV.

Demonstrativ tritt er vor die Menge – mit dem verhassten schwarz-rot-goldenen Banner der Revolutionäre. Demonstrativ tritt|tritt||||Menschenmenge|||verhassten||||Banner|| demonstrative|steps||||crowd|||hated||||banner|| demonstrativ||||||||hatade|||||| Han ställer sig demonstrativt framför folkmassan - med revolutionärernas förhatliga fana i svart, rött och guld.

Der Monarch inszeniert sich nun als Anführer der „nationalen Bewegung“ – und macht den Weg frei für die Wahl des ersten Deutschen Parlaments. ||||||Führer|||Bewegung||||Weg|frei||||||| |monarch|stages||||leader||national|movement||||||||||first|| ||gestaltar||||ledare||||||||||||||| Monarken iscensatte nu sig själv som ledare för den "nationella rörelsen" - och banade väg för valet av det första tyska parlamentet.

Im ganzen Land sind Bürger aufgerufen, Volksvertreter für die Nationalversammlung in Frankfurt am Main zu wählen – allerdings nur Männer, keine Frauen. |||||aufgerufen|people's representatives|||National Assembly|||||||aber|||| |||||called|people's representatives|||national assembly|||||||however||||women |||||uppmanade|folkets representanter||||||||||||||

Trotzdem ist der Urnengang ein Meilenstein auf dem Weg zur Demokratie. Nevertheless|||Wahlurnenprozess||Meilenstein||||| Nevertheless|||ballot||milestone||||| |||valet||milestone||||| Men röstsedeln är ändå en milstolpe på vägen mot demokrati.

„Die Menschen können mitbestimmen, was bei ihnen im Land passiert - zum ersten Mal. Im Herzen der Stadt, in der Paulskirche, entsteht ein Haus des Volkes. |||mitentscheiden|||||||||||||||||entsteht|||| |||to co-determine|||||||||||hearts|||||Paul's church|it emerges||||people ||||||||||till|||||||||||||| "Människor kan för första gången vara med och bestämma vad som ska hända i deras land. I hjärtat av staden, i St Pauls kyrka, byggs ett folkets hus.

Und Schwarz-rot-gold, wie hier auf dieser Schärpe, eben noch die Farben der Opposition, werden zum Symbol für die Demokratie in Deutschland.“ ||||||||Schärpe|||||||||||||| ||||||||sash|just||||||||||||| ||||||||särksnöre|just|just|||||||||||| Och svart, rött och guld, som här på detta skärp, som fortfarande är oppositionens färger, håller på att bli en symbol för demokrati i Tyskland."

Am 18. Mai 1848 eröffnen mehr als 300 gewählte Volksvertreter das Parlament in der umgebauten Paulskirche. In nur zehn Monaten formulieren sie eine bahnbrechende Verfassung. ||||||people's representatives|||||umgebauten Paulskirche|||||||||revolutionäre| ||open|||elected||||||rebuilt||||||formulate|||groundbreaking|constitution ||||||folkvalda representanter|||||ombyggda|||||||||| Den 18 maj 1848 öppnade över 300 valda representanter parlamentet i den återuppbyggda Paulskirche och formulerade en banbrytande konstitution på bara tio månader.

Sie garantiert Grundrechte für alle. Ihre Ideen sind das Fundament aller demokratischen Ordnungen in Deutschland - bis heute. Doch was passiert dann, nachdem sie so weit gekommen waren? ||Grundrechte||||||||||Ordnungssysteme||in Deutschland||||was|||als||so weit|so weit|gekommen sind| ||fundamental rights|||||||foundation|||orders||||||||||||so far|come|were ||||||||||||ordningar|||||||||efter att||||| Den garanterar grundläggande rättigheter för alla och dess idéer ligger till grund för alla demokratiska system i Tyskland - än idag. Men vad händer när de har kommit så långt?

„Es fehlt an Mut, und an Macht, diese Verfassung auch tatsächlich durchzusetzen. |mangelt es||Mut|||Macht||Verfassungsgesetz||wirklich|durchzusetzen |is missing||courage|||||constitution||actually|to implement |||mod||||||||genomdriva "Det saknas mod och kraft att faktiskt genomdriva denna konstitution.

Denn woran es auch fehlt, das sind überzeugte Demokraten. Die überwiegende Mehrheit sucht das Auskommen mit den Fürsten.“ |was|||fehlt an|||überzeugte|||größte||||Zusammenleben||| |to what|||is missing|||convinced|||overwhelming|majority|||to come out|||princes |vad det än||||||övertygade|||största delen||||samarbete||| För det som också saknas är övertygade demokrater. Den överväldigande majoriteten försöker komma överens med furstarna."

Statt die alte Ordnung gänzlich über den Haufen zu werfen, wollen die Parlamentarier Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. zum Kaiser des geeinten Deutschlands machen. ||||vollständig|||Haufen werfen|||||||||||||vereinigten|| ||||completely|||pile|||||parliamentarians|Prussian king|||||||united|| ||||helt och hållet|||||||||Preussens kung|||||||enade|| Instead of completely overthrowing the old order, the parliamentarians want to make the King of Prussia, Friedrich Wilhelm IV, the emperor of a united Germany. I stället för att helt störta den gamla ordningen ville parlamentarikerna göra den preussiske kungen Fredrik Vilhelm IV till kejsare över ett enat Tyskland.

Doch der widererstarkte Monarch lehnt ab – er sieht sich von Gott berufen, nicht vom Volk. ||wiedererstarkte||lehnt ab|||||||berufen||| ||reasserted||rejects|||||||called||| ||återuppvaknande||avvisar|||ser||||utvald||| But the resurgent monarch declines – he believes he is called by God, not by the people. Men den reslige monarken vägrar - han ser sig som kallad av Gud, inte av folket.

Die Errungenschaften der Revolution stehen auf dem Spiel. Tausende Freiwillige ziehen in den Kampf – und riskieren Ihr Leben, um die freiheitliche Verfassung zu verteidigen. |der Revolution|||stehen|||Spiel||Freiwillige|ziehen in||||||||||freiheitlichen|||verteidigen zu verteidigen |achievements||||||game||volunteers||||||risk|||||liberal|constitution||to defend |prestationer|||||||||drar||||||ert|||||||försvara The achievements of the revolution are at stake. Thousands of volunteers go into battle – risking their lives to defend the free constitution.

Doch unter Preußens Führung werden die Revolutionäre zurückgedrängt. |||||||zurückgedrängt |||leadership||||back |||||||tillbakadrivna

Die Festung rund um das Rastatter Schloss wird zur letzten Bastion der Freiheit. Über 5.000 Freiheitskämpfer verschanzen sich im Festungsring. |Bastion||||Schloss|||||||||Freiheitskämpfer|barricade themselves|||Festungsring |fort|around||||||||bastion||||freedom fighters|fortify|||fortress ring |Fästning||||||||||||||barricaderar sig|||fästningsringen

„Einmal waren's Soldaten, also richtige gediente Linientruppen, und dann waren eben auch sehr viele Freiheitskämpfer aus unterschiedlichen Berufen, es waren auch ein paar Adlige dabei – |da|||echte|gediente Linientruppen|line troops||||auch||||Freiheitskämpfer||verschiedenen|Berufen||||||Adelige| |were|||real|served|line troops||||||||freedom fighters||different|||||||nobles| en gång|||||tjänade|linjetrupper||||||||frihetskämpar||||||||||

also ganz unterschiedliche Leute, die einfach wollten, dass sich etwas ändert, ja, dass diese Reichsverfassung mit den Grundrechten in Kraft treten kann.“ ||verschiedene||||||||||||Reichsverfassung|||mit den Grundrechten|||in Kraft treten| ||different||||wanted||||changes||||imperial constitution|||fundamental rights||in|to enter| ||||||||||||||rikskonstitutionen||||||träda i kraft|

Doch der militärischen Übermacht Preußens sind sie nicht gewachsen, nach 3 Wochen strecken die Revolutionäre ihre Waffen. aber|||militärischen Übermacht|||||gewachsen gewachsen|||kapitulieren|||| |||overpower|||||grown|||to stretch||||weapons ||||||||inte i stånd|||lägger ner|||| Men de kan inte mäta sig med Preussens militära överlägsenhet, och efter tre veckor lägger revolutionärerna ner sina vapen.

27 von ihnen werden hingerichtet, ihr Traum von Freiheit und Demokratie scheitert – auch wegen zu wenigen Gleichgesinnten. |||hingerichtet|||||||scheitert daran|||||Verbündeten |||executed||dream|||||fails||because of|||like-minded |||avrättas|||||||misslyckas|||||likasinnade

1848 hatte die Revolution ganz Deutschland erfasst. Der Tod vieler Freiheitskämpfer war nicht vergebens, ihre Ideale leben weiter – und prägen Deutschlands Demokratie bis heute. |||||erfasst|||||||umsonst||Ideale|leben|||prägen|||| |||||has captured||death|||||in vain||||continue||shape|||| |||||fått grepp om|||||||förgäves||||||||||

Nach der gescheiterten Revolution von 1848 vereinen die Preußen das deutsche Volk mit „Blut und Eisen“ im Kaiserreich. ||gescheiterten|||vereinen||||||||||| ||failed|||to unite|||||||||blood and iron||empire |||||||||tyska||||||| Efter den misslyckade revolutionen 1848 förenar preussarna det tyska folket med "blod och järn" i det tyska kejsardömet.

Bei Gesetzen hat das Volk Mitspracherecht im Reichstag. Doch die Marschrichtung geben der Kaiser und sein Kanzler vor. |Gesetzen||||voice in decision|||||Richtung|bestimmen|||||| |laws||||voice||parliament|||march direction||||||chancellor| Vid|lagar||||medbestämmanderätt|||||marschordning||||||| Folket har inflytande över lagarna i riksdagen, men det är kejsaren och hans kansler som bestämmer färdriktningen.

Im August 1914 führt Wilhelm II. das Land in den Ersten Weltkrieg – unter dem Jubel seiner Untertanen. ||führt|||||||||||Jubel seiner Untertanen||Untertanen |||||||||||||cheer||subjects |||||||||||||||undersåtar

Auch die Berliner Künstlerin Käthe Kollwitz lässt ihren Sohn Peter in den Krieg ziehen – widerwillig. |||Künstlerin||||||||||in den Krieg gehen|widerwillig |||artist|Käthe|Kollwitz|lets||||||||reluctantly |||konstnären||Kollwitz|||||||||motvilligt Berlinkonstnären Käthe Kollwitz lät också sin son Peter gå ut i kriget - motvilligt.

Noch glaubt auch sie an einen schnellen Sieg. Doch die Illusion hält nicht lange: |||||||Sieg||||hält nicht|| ||||||quick|victory||||holds||

Drei Wochen später, nach zehn Tagen an der Front, fällt Peter im ersten Kriegsherbst – wie viele Freiwillige. |||||||||||||Kriegsherbst||| |||||||||||||war autumn||| ||senare|||||||||||krigshöst||| Tre veckor senare, efter tio dagar vid fronten, föll Peter i krigets första höst - som så många andra frivilliga.

Statt eines schnellen Sieges gibt es jahrelangen Stellungskrieg. Die Lage wird aussichtslos. An der Heimatfront weicht Hurrapatriotismus der Kriegsmüdigkeit. ||||||jahrelangen|Grabenkrieg||||ohne Hoffnung|||Heimatfront||||Kriegsmüdigkeit |||victory|||years|trench warfare||situation||hopeless|||home front|gives way to|hurry patriotism||war fatigue |||seger|||åratal av|||||hopplös|||hemfronten|viker|||

Der Kampf erscheint zunehmend sinnlos – auch Matrosen in Kiel, die sich im November 1918 weigern in eine letzte, aussichtslose Schlacht zu ziehen. |||immer mehr|vergeblich||Sailors|||||||sich weigern||||ohne Aussicht|||ziehen zu kämpfen ||appears|increasingly|meaningless||sailors||Kiel|||||refuse||||hopeless|battle|| ||verkar|allt mer|||||||||||||||||

Statt auf die Meuterer zu schießen, schließen sich weitere Soldaten an. |||Meuterer||schießen auf|schließen sich|||| Instead|||mutineers||to shoot|join|||| |||myterister||||||| Istället för att skjuta på myteristerna ansluter sig fler soldater till dem.

Der Aufstand löst eine Kettenreaktion aus: überall im Land übernehmen Arbeiter- und Soldatenräte das Kommando. |Aufstand|verursacht||Kettenreaktion|||||übernehmen|||Soldatenräte||Führung |uprising|||chain reaction|||||take over|workers||soldier councils||command ||||||||||||soldatråd||

Am 9. November 1918 erreicht die revolutionäre Welle die Hauptstadt. Auch Käthe Kollwitz ist unter den Demonstranten. |||||Welle||||||||| ||reaches|||wave|||||||||demonstrators ||når|||vågen||||||||| Den 9 november 1918 nådde den revolutionära vågen huvudstaden och Käthe Kollwitz var en av demonstranterna.

Gemäßigte Sozialdemokraten wollen den Aufruhr in geordnete Bahnen lenken – und nutzen die Gunst der Stunde. Moderate||||Aufstand||geordnete Bahnen||steuern||||Gunst||Stunde moderate|social democrats|||uprising||ordered|tracks|to direct||use||favor|| de moderata|socialdemokrater|||oroligheter||ordnade|banor|||||tillfället||

Von einem Balkon des Reichstags verkündet Philipp Scheidemann von der SPD das Ende des Deutschen Kaiserreiches und den Beginn der ersten Deutschen Republik. ||des Reichstags||Reichstagsgebäude|verkündet||||||||||||||||| ||balcony||Reichstag|proclaimed||Scheidemann|||SPD|||||empire||||||| |||||förkunnar|||||||||||||||||

Er kommt dem Kommunisten Karl Liebknecht zuvor, der eine sozialistische Republik anstrebt. |kommt|||||zuvorkommen|||||anstrebt |comes|the|communist||Liebknecht|before|||social||seeks |||||Liebknecht|före||||republik|strävar efter He precedes the communist Karl Liebknecht, who aspires to a socialist republic. Han föregriper kommunisten Karl Liebknecht, som strävar efter en socialistisk republik.

So wird der Reichstag in Berlin zum Geburtsort des ersten demokratischen Staates in Deutschland und Philipp Scheidemann zum Geburtshelfer. |||Reichstag|||||||||||||||Vater |||||||birthplace|||||||||||birth helper ||||||||||||||||||födelsehjälpare Thus, the Reichstag in Berlin becomes the birthplace of the first democratic state in Germany, and Philipp Scheidemann the midwife. Riksdagen i Berlin blev därmed födelseplatsen för den första demokratiska staten i Tyskland och Philipp Scheidemann dess barnmorska.

„Hier hat er gestanden, der Philipp Scheidemann, hat die Republik ausgerufen. Welche Bedeutung hat denn diese Proklamation bis heute?“ |||gestanden|||||||ausgerufen (1)||||||Ausrufung der Republik|| |||stood|||Scheidemann||||declared|Which|meaning||||proclamation|| |||stått|||||||utropat||||||proklamation|| "Here he stood, Philipp Scheidemann, proclaimed the republic. What significance does this proclamation hold to this day?"

„Wenn man greifen will, was Zeitenwende bedeutet, muss man sich glaube ich diesen Augenblick vergegenwärtigen. Wenn||begreifen|||turning point|bedeutet|||||||Moment|vor Augen führen ||grasp|||turning point||||||||moment|visualize ||gripa|||tidsvending|||||||||återkalla sig "Om man vill förstå vad en vändpunkt innebär tror jag att man måste visualisera det här ögonblicket.

Er hat den Moment ergriffen, verstanden: einerseits der endende Krieg und die Versuche, noch seitens des Kaiserreiches das alte System zu verteidigen; ||||ergriffen|verstanden|on one hand||beendende||||||von|||||||verteidigen ||||seized|understood|on one hand||ending||||||from the side|||||||defend ||||greppat||||avslutande||||||||||||| Han grep tag i ögonblicket, förstod det: å ena sidan det avslutade kriget och försöken att försvara det gamla systemet från imperiets sida;

andererseits das neue, womöglich ein bolschewistisches System. on the other hand|||vielleicht||bolschewistische| on the other hand|||possibly||Bolshevik| |||möjligen||| å andra sidan det nya, eventuellt bolsjevikiska systemet.

Er wollte aber Republik und Demokratie und hat hier die deutsche Republik, ohne sich abzusprechen, ausgerufen. ||||||||||||||abzusprechen|ausgerufen ||||||||||||||to agree|declared ||||||||||||||samråda| But he wanted a republic and democracy and here declared the German Republic without consulting anyone. Men han ville ha republik och demokrati och utropade den tyska republiken här utan att rådfråga någon.

Ein ganz bedeutender Moment und auch voller Pathos und Symbolik. Genau das, was Demokratie eigentlich braucht.“ ||wichtiger|||||Gefühlstiefe|||||||| ||significant||||full of|pathos||symbolism|Exactly||||| ||betydande||||||||||||| A very significant moment and also full of pathos and symbolism. Exactly what democracy actually needs.

Die Parlamentarier stehen vor einer doppelten Herausforderung: Sie müssen Frieden schaffen – |||||doppelten Herausforderung|Herausforderung|||| |||||double|challenge|||peace|create |||||dubbel|utmaning|||| The parliamentarians face a double challenge: they must create peace – Parlamentarikerna står inför en dubbel utmaning: de måste skapa fred

mit den alten Kriegsgegnern des Kaiserreiches, aber auch mit den Republikfeinden vom linken und rechten Rand der deutschen Gesellschaft. |||war opponents|||||||Republikfeinden|||||Rand|||Gesellschaft |||war opponents|||||||republic enemies||left|||edge||| |||krigsfienderna|||||||republikens fiender|||||ytterkanterna|||

Weil in Berlin bürgerkriegsähnliche Zustände herrschen, soll eine Nationalversammlung in der thüringischen Provinz das Fundament der Demokratie legen. |||bürgerkriegsähnliche|Zustände|herrschen|||||||||||| |||civil war-like|conditions|prevail|||national assembly|||Thuringian|province|||||lay |||borgarkrigsliknande|tillstånd|||||||thüringiska|||||| Medan inbördeskrigsliknande förhållanden råder i Berlin ska en nationalförsamling lägga grunden för demokrati i provinsen Thüringen.

„An diesem deutschen Schicksalsort beginnt im Februar 1919 tatsächlich ein neues Kapitel: |||Schicksalsort||||||| |||fateful place|||||||chapter |||ödesplats|||||||

In der Kunst- und Kulturhauptstadt Weimar, bewacht von Goethe und Schiller, bekommt die junge Republik eine Verfassung.“ ||||||bewacht von|||||||||| ||art||cultural capital|Weimar|guarded||Goethe||||||||constitution ||||||vaktas av||||||||||

Schon die Wahl zur Weimarer Nationalversammlung im Januar 1919 gleicht einer Revolution: Erstmals dürfen auch Frauen wählen – und gewählt werden. Bereits||Wahl||||||ähnelt|||||||||| ||||Weimar|National Assembly|||resembles|||For the first time|may|||vote||elected| ||||||||liknar|||Första gången||||||| Valet till Weimars nationalförsamling i januari 1919 var redan som en revolution: för första gången fick kvinnor rösta - och bli valda.

„In diesem Saal beschließen die Volksvertreter eine Verfassung, die ungemein modern und ihrer Zeit weit voraus ist: |||verabschieden sich||people's representatives||||äußerst|||||weit voraus|vorauseilend| ||hall|decide||people's representatives||constitution||incredibly|modern|||||ahead| |||||folkets representanter||||otroligt||||||före sin tid| "I denna sal antar folkets representanter en konstitution som är otroligt modern och långt före sin tid:

Eine Verfassung mit garantierten Grundrechten, demokratischer Kontrolle, sozialen Reformen." ||||Grundrechten|||| |constitution||guaranteed|||||

Erstmals in der Geschichte ist das ganze Volk der Souverän. |||||||||Souveränität For the first time|||||||||sovereign Första gången|||||||||souverän

„Die Träume von 1848 werden 70 Jahre später Wirklichkeit. ||||||Realität |dreams|||||reality |drömmarna|||||

Und die Deutschen bekommen eine Demokratie, die auch im weltweiten Vergleich enorm fortschrittlich ist. Zweifelsfrei eine Sternstunde der Geschichte.“ |||||||||globalen|||fortschrittlich||Zweifellos||Sternstunde|| |||||||||global|comparison||progressive||Undoubtedly||star hour||history ||||||||||||framstående||||historisk stund||

Heute steht die Weimarer Republik für das Scheitern der Demokratie in Deutschland. Doch das war nicht zwangsläufig. |||||||Scheitern|||||||||not necessarily |||Weimar||||failure|||||||||inevitably |||||||misslyckandet|||||||||nödvändigtvis Today, the Weimar Republic stands for the failure of democracy in Germany. However, that was not necessarily the case. I dag symboliserar Weimarrepubliken demokratins misslyckande i Tyskland, men det var inte oundvikligt.

„Wenn Sie sich anschauen, wie hoch die Wahlbeteiligung im Januar ist, und wie die Ergebnisse ausgefallen sind, |||anschauen||||Wahlbeteiligung|||||||Ergebnisse|ausgefallen sind| |||look||||voter turnout|||||||results|turned out| |||tittar på||||valdeltagande||||||||har blivit| "If you look at how high voter turnout was in January and how the results turned out," "Om man tittar på hur högt valdeltagandet är i januari och hur resultatet blev,

dann kann man schon sagen, dass die übergroße Mehrheit der Deutschen das demokratische System gewollt haben.“ |||||||überwältigende|||||||gewollt hat| |||||||overwhelming|majority||||||wanted| |||visst||||överväldigande|||||||velat| then one can already say that the vast majority of Germans wanted the democratic system."

Von Anfang an belastet die Hypothek des verlorenen Krieges die Demokratie: |||belastet||||||| |beginning||burdened||mortgage||lost||| Från||från början|tynger||hypotek||||| Bördan av det förlorade kriget har tyngt demokratin från allra första början:

Konservative Kräfte machen die neue Regierung für den „Schandfrieden“ von Versailles verantwortlich, der das Ende des Ersten Weltkrieges besiegelt. ||||||||peace of shame||||||||||besiegelt |forces|||||||shameful peace||Versailles|responsible||||||world war|sealed konservativa||||||||skamfreden||||||||||beseglar Konservativa krafter beskyllde den nya regeringen för den "skamliga freden" i Versailles, som beseglade slutet på första världskriget.

Sie verbreiten die „Dolchstoßlegende“ von der im Felde unbesiegten Armee, der demokratische Kräfte in den Rücken gefallen seien. Ein Putschversuch der Nationalsozialisten 1923 scheitert. |verbreiten||stab-in-the-back myth||||im Felde|unbesiegten Armee|||||||Rücken|gefallen|gefallen sind|||||scheitert gescheitert |spread||stab-in-the-back legend||||field|undefeated||||forces|||back|fallen|have fallen||coup attempt||Nazis|fails |||Dolkstötslegenden||||fältet|obesegrade||||||||svikit|hade fallit||kuppförsök||| De spred "dolkstötslegenden" om en obesegrad armé som dolkstöts i ryggen av demokratiska krafter. 1923 misslyckades ett kuppförsök av nationalsocialisterna.

Doch zehn Jahre nach Gründung der Weimarer Republik bringt die Weltwirtschaftskrise die Demokratie ins Wanken – ||||||||||||Demokratie in Gefahr||ins Wanken ||||||||||world economic crisis||||wobble ||||||||||||||vacklar

bis sie nach dem Wahlsieg der Nationalsozialisten im Januar 1933 endgültig zu Fall gebracht wird. Auf Freiheit und Demokratie folgen totalitäre Unterdrückung und Krieg. |||||||||endgültig zu Fall|||||||||||Herrschaft||Konflikt ||||election victory|||||finally||fall|brought|||||||totalitarian|suppression|| ||||valsegerandet|||||slutgiltigt|||faller||På||||||undertryckning|| tills den slutligen störtades efter nationalsocialisternas valseger i januari 1933. Frihet och demokrati följdes av totalitärt förtryck och krig.

Auch wenn die Republik gescheitert ist: mit der Revolution von 1918 schufen die Deutschen ihre erste Demokratie – ein Fundament, auf dem sie später aufbauen können. ||||gescheitert ist||||||schufen||||||||||||| ||||failed||||||created||||||||||||build|can ||||||||||skapade|||||||||||||

Nach dem Zweiten Weltkrieg liegt Deutschland in Trümmern – in jeder Hinsicht. |||||||Trümmern|||Aspekt ||||lies|||ruins||every|in every respect |||||||ruiner|||avseende

Die Alliierten teilen das Land in vier Besatzungszonen. Während Amerikaner, Briten und Franzosen die Demokratie fördern, setzen die Sowjets auf Sozialismus. |||||||Besatzungszonen|||||||||setzen||||Sozialismus |Allies|to share|||||occupation zones|While|||||||promote|||Soviets||socialism

So entsteht im Westen die Bundesrepublik Deutschland – und im Osten die Deutsche Demokratische Republik. |arises||||federal republic|||||||| |uppstår||||||||||||

„Deutschland ist damals geteilt. Hier im Osten hat der SED-Parteichef Walter Ulbricht das Sagen, auch genannt der „Spitzbart“. ||zu jener Zeit||||||||||||das Sagen||||goatee |||divided||||||SED|party leader||||||called||pointed beard ||||||||||||||makten||||Spitzbart

Er möchte das Land nach sowjetischem Vorbild umbauen. Das Ziel ist es, so heißt es, ein ‚besseres Deutschland‘, ein ‚Arbeiter- und Bauernstaat‘. |||||sowjetischem Vorbild|Modell|umgestalten||||||||||||||Arbeiter- und Bauernstaat |||||Soviet|model|to rebuild||goal|||||||better|||workers||workers' and farmers' state

Aber jetzt sind es ausgerechnet die Arbeiter, die sich gegen die Arbeiterpartei erheben. Ein schwerer Schlag für die DDR-Führung.“ ||||gerade|||||||Arbeiterpartei|||||||| ||||of all people|||||||workers' party|rise|||blow|||GDR|leadership ||||just|||||||Arbetarpartiet|revoltera||||||| Men nu är det arbetarna, av alla människor, som reser sig mot arbetarpartiet - ett allvarligt slag för DDR-ledningen."

Der Auslöser: sie sollen mehr arbeiten, ohne mehr zu verdienen. Auf dem Bau der Berliner "Stalinallee", dem Prestigeprojekt der DDR, kommt es zu ersten Streiks. |Ursache|||||||||||||||||||||||Arbeiterproteste |trigger||||||||to earn|||construction|||Stalin Avenue||prestige project|||||||strikes |utlösare||||||||||||||Stalinallee||prestigeprojekt|||||||strejker Den utlösande faktorn: de förväntas arbeta mer utan att tjäna mer. De första strejkerna äger rum på byggarbetsplatsen för Berlins "Stalinallee", DDR:s prestigeprojekt.

Am 17. Juni 1953 ziehen die Arbeiter ins Stadtzentrum. Zuerst eine Demonstration gegen die „Arbeitsnorm“, dann ein Volksaufstand gegen das sozialistische Regime. |||||||||||||||Volksaufstand|||| ||pull||||city center|||demonstration|||work standard|||people's uprising|||| ||||||||||mot||arbetsnorm|||folkuppror||||

Die Menschen haben genug von Mangelwirtschaft und fehlender Meinungsfreiheit. |||||scarcity economy||fehlender|Meinungsfreiheit |||enough||scarcity economy||missing|freedom of speech |||||bristekonomi||bristande|

„Und es ging darum, dass wir gesagt haben, mit der Regierung können wir nicht weitermachen, die sorgt nicht für uns, also brauchen wir sie auch nicht.“ |||darum|||||||||||fortfahren||||||||||| ||went|therefore|||||||||||to continue||it cares||||||||| |||det handlade om|||||||||||fortsätta|||||||||||

Allein in Ost-Berlin ziehen Zigtausende ins Stadtzentrum – und fordern freie Wahlen. ||||ziehen||||||| ||||pull|tens of thousands||||demand||elections |||||tiotusentals||||||

„Unter dem Beifall der Bevölkerung in Ost und West sind nun zwei Jugendliche auf das Brandenburger Tor hinaufgestiegen. ||Beifall||Öffentlichkeit|||||||||||||to the top ||applause||population||||||||teenagers|||Brandenburg|gate|climbed up ||applåder||||||||||ungdomar|||||upp på "Till applåder från människor i öst och väst har två unga människor nu klättrat upp för Brandenburger Tor.

Sie arbeiten nun an den Fahnenschnüren. Nun geht die rote Fahne runter. |||||flag ropes|||||Flagge| |||||flag ropes|Now||||flag|down |arbetar||||flaggsnören|||||flagga| They are now working on the flag strings. Now the red flag goes down. De arbetar nu på flaggsträngarna. Nu går den röda flaggan ner.

Und hier wird sie nun von der Bevölkerung – von der wütenden Bevölkerung kann man sagen – zerrissen.“ ||||||||||wütenden Bevölkerung|||||zerfetzt ||||||||||angry|population||||torn ||||||||||den arga|||||sönderriven

Die Streikwelle erfasst nicht nur die Hauptstadt, sondern die ganze DDR. An mehr als 500 Orten kommt es zu Demonstrationen gegen die Staatsmacht. |Streikwelle|betroffen sind|||||||||||||||||||Staatsgewalt |strike wave|captures||||||||GDR||||places|||||||state power ||omfattar|||||||||||||||||||

Auch in Halle an der Saale begehrt das Volk auf. |||||Saale|revoltiert||| ||Halle|||Saale|desired||| |||||Saale floden|kräver||| Människorna i Halle an der Saale är också motbjudande.

„Dass am 17. Juni überall in der DDR Menschen auf die Straße gehen und mutig für ihre Freiheit kämpfen, das wird oft vergessen. |||||||||||||tapfer|für|ihre Freiheit||kämpfen|||| ||||||||||street|||bravely||||||||

Einfach deshalb, weil es kaum Film- oder Fotoaufnahmen davon gibt – außer aus Berlin, wo Reporter aus der ganzen Welt vor Ort sind und ihre Aufnahmen machen.“ Einfach nur|darum||||||von dort|||außer in||||||||||||||Bilder| |therefore|||barely|film||photo recordings|of it||except||||||||||on||||recordings| ||||||||||utom||||||||||||||inspelningar|

In Halle zieht es zehntausende Menschen in die Innenstadt – Arbeiter und Studenten. Einige kapern eine Lautsprecherkabine der Polizei und rufen zu einer Großkundgebung am Abend auf. |||||||||||||übernehmen||Lautsprecher der Polizei||||rufen|||große Versammlung||| ||||tens of thousands||||downtown||||Some|hijack||speaker booth||||call|||large rally||| ||||tiotusentals|||||||||kapar||högtalarbås|||||||stor demonstration|||

In Berlin kippt die Stimmung. Die Machthaber schlagen zurück – mit Volkspolizei und Sowjetpanzern. Im Stadtzentrum wird Günter Dilling Zeuge, wie die Panzer in die Menge fahren. ||kippt||Stimmungslage||Machtinhaber|schlagen zurück|||||Sowjetpanzern||||||Augenzeuge||||||| ||tips||mood||rulers||||people's police||Soviet tanks||||Günter|Dilling|witness|||tanks|||crowd| ||vänder||||||||||sovjetiska stridsvagnar||||||åskådare||||||| Stämningen i Berlin förändras och makthavarna slår tillbaka - med folkpolis och sovjetiska stridsvagnar. Günter Dilling blir vittne till hur stridsvagnarna kör in i folkmassan i stadens centrum.

„Als er denn zurückfuhr, war da der Panzer voll Blut bespritzt und an der Erde lag – ja - eine Menge Fleisch und Klamotten, die er anhatte. |||zurückfuhr|||||||bespritzt|||||lag||||||Kleidung|||trug er |||back||||tank|full||splattered||||earth|lay||||||clothes|||had |||återvände|||||||besprutad||||marken||||||||||hade på sig "När han körde tillbaka var hans rustning nedstänkt av blod och det låg - ja - en hel del kött och kläder på marken.

Und da war es dann sehr, sehr unruhig, da flogen dann die ersten Steine und von diesem Brückengeländer, |||||||aufgeregt||flogen||||||||Brückengeländer |||||||restless||flew||||stones||||bridge railing |||||||orolig||flög||||||||brottgeländer Och sedan blev det väldigt, väldigt turbulent, med de första stenarna som flög från broräcket,

von der Schlossbrücke über die Spree, wurden dann die Traillen herausgerissen, die Stäbe herausgerissen und dann schlugen sie auf die Panzer ein. ||Schlossbrücke|||Spree Fluss||||Schwellen|herausgerissen||Stäbe||||schlugen sie|||Panzer|| ||castle bridge|||Spree||||rails|torn out||rods||||struck||||| ||Slottbron|||Spreefloden||||stängerna|||stänger|utdragna|||||||| Från slottsbron över Spree revs sedan spåren ut, stängerna revs ut och sedan slog de till mot stridsvagnarna.

Ich war hilflos, ich habe gedacht, was machst du denn jetzt?“ ||helpless|||||||| ||helpless|||thought|||||

Der Volksaufstand scheitert letztlich an sowjetischer Militärmacht. Insgesamt sterben 34 Demonstranten. |Volksaufstand|scheitert|||sowjetischer Militärmacht|Militärmacht||| ||fails|ultimately|||military power|Overall||

Der Westen schaut tatenlos nach Osten – zu groß ist die Angst vor einem Konflikt. ||schaut|ohne zu handeln|||||||||| |||inactive|||||||||| |||utan att agera||||||||||

Das Regime rächt sich am aufständischen Volk, nach dem 17. Juni 1953 füllen sich die DDR-Gefängnisse. ||rächt|||rebellious|||||||||der DDR ||takes revenge|||rebellious|||||fill||||prisons ||hämnas|||upproriska||||||||| Regimen hämnas på det upproriska folket och efter den 17 juni 1953 fylls DDR:s fängelser.

Bis Anfang Juli werden 10.000 Menschen verhaftet, verhört - und für mehrere Monate bis Jahre weggesperrt. |||||verhaftet werden|und verhört|||||||eingesperrt |||||arrested|interrogated|||||||locked away ||||||förhörda|||||||inlåsta

„Sieben Menschen werden zum Tod verurteilt, zur Abschreckung. |||zum||verurteilt||zur Abschreckung |||||condemned||deterrence |||||döms||avskräckning

Sie sollen einen ‚faschistischen Putsch‘ angezettelt haben, Handlanger des Westens sein und zum Sturz der Regierung aufgerufen haben, dem ‚Tag X‘. |||||angezettelt haben||Vasallen||||||Sturz der Regierung||||||| |||fascist|coup|orchestrated||henchman||West||||fall|||||||day X ||||kupp|haffat||medhjälpare|||||||||uppmanat|||| De sägs ha anstiftat en "fascistisk kupp", vara västvärldens hantlangare och ha uppmanat till att störta regeringen, den "X:e dagen".

Eine typische Propagandastrategie, um von eigenen Fehlern abzulenken. Bis zum Ende der DDR wird das die offizielle Version bleiben.“ ||Propagandastrategie||||Fehlern|ablenken||||||||||| |typical|propaganda strategy||||errors|distract||||||||||version| |||||egna|fel|avleda uppmärksamheten||||||||||version|

Der Traum von Freiheit und Einheit bleibt lebendig. |||||||lebendig |||||||alive |||||||levande

Mit dem Fall der Berliner Mauer und der Wiedervereinigung wird er 1990 Wirklichkeit – in ganz Deutschland. Vorher sind viele deutsche Freiheitskämpfer gescheitert. |||||||||||Realität||||||||Freiheitskämpfer|gescheitert gescheitert |||||wall|||reunification|||reality|||||||||failed |||||||||||||||||||frihetskämpar|

Damals beweisen die Menschen in Deutschland ein weiteres Mal, dass sie Revolution können. Diesmal erfolgreich: für Demokratie und Freiheit! damals|beweisen||||||||||||||||| |prove||||||another||||||This time|successfully||||

„Seine Meinung frei äußern zu können, die Möglichkeit zu wählen und gewählt zu werden - für diese und andere Rechte, |||äußern||||||||gewählt zu werden||||||| |opinion||express||||possibility|||||||||||rights |||uttrycka|||||||||||||||

die uns heute selbstverständlich erscheinen, haben Menschen in Deutschland ihr Leben aufs Spiel gesetzt. |||natürlich|erscheinen||Menschen in Deutschland|||||aufs|Spiel|gesetzt |||of course|appear|||||||on||set |||självklart|verkar|||||||||

Unsere Geschichte hat nicht nur gezeigt, wie schwer Freiheit zu erreichen ist, sondern auch, wie schnell man sie wieder verlieren kann. |||||shown|||||achieve|||||quickly||||lose| ||||||||||nå fram till||||||||||

Würdet ihr für unsere Demokratie auf die Barrikaden gehen? Und wärt Ihr bereit, dafür Eure Freiheit oder sogar Euer Leben zu riskieren? Diskutiert mit! ||||||||||wären||||||||euer||||| Would||||||||||would||ready|||||even|||||discuss| skulle|||||||||||||||||||||||

Und wenn Ihr mehr wissen wollt über Deutschlands Revolutionen und ‚Anläufe zur Demokratie‘, dann schaut in unsere Doku rein ‚Kampf um die Freiheit‘, hier, da kommt Ihr dann in die ZDF-Mediathek.“ ||||know|||||||||||||doc|into||||||||||||ZDF|media library ||||||||||försök|||||||||||||||||||||