Warum Atomkraft Leben rettet!
Atomenergie macht vielen Menschen Angst: uralte, mächtige Elemente, die hoch konzentriert
vermeintlich übernatürliche Energie freisetzen und dabei hochgefährliche Strahlung abgeben
die Menschen grauenvoll töten.
Aber wieviele Menschen sind wirklich wegen Atomkraft gestorben?
Atomenergie nutzen wir seit 1951.
Seither hat es weltweit etwa 30 gemeldete Unfälle gegeben.
Die meisten davon waren eher unerheblich im Vergleich zu den zwei grossen, weltbekannten
Katastrophen: Fukushima und Tschernobyl.
Tschernobyl ist zweifellos der schlimmste Atomunfall der Geschichte, aus mehreren Gründen:
Die Reaktortechnologie war veraltet und schlecht für Notfälle gerüstet, und die sowjetische
Regierung hat sehr langsam reagiert und sich mehr um Image- als um Reaktorschäden gesorgt.
Trotzdem forderte der eigentliche Unfall nur 31 Menschenleben.
Das Schlimmste an Atomunfällen sind aber nicht explodierende Reaktoren, sondern die
Strahlung, die dabei freigesetzt wird.
Die wichtige Frage ist also: Wieviele Leute sind durch die Katastrophe von Tschernobyl
an Krebs oder anderen Krankheiten gestorben?
Das ist schwierig ganz exakt zu beantworten, allein verschiedene Schätzungen im Detail
zu diskutieren und wie diese zustande gekommen sind würde ein weiteres ganzes Video füllen.
Die pessimistischste Schätzung stammt von einer Studie im Auftrag der Europäischen
Grünen Partei, von bis zu 60.000 vorzeitigen Todesfällen bis 2065
ausgeht.
Im Gegensatz dazu kommt die WHO bei der Schätzung der Langzeitfolgen auf 4000 Todesfälle.
Wobei der Wissenschaftliche Ausschuss über die Wirkung von atomarer Strahlung vermutet,
dass selbst diese Zahl noch zu hoch sein könnte.
Genaueres dazu findest du in unseren Quellen.
Der zweite grosse Atomunfall war Fukushima Daiichi im Jahr 2011.
Fukushima hatte nicht nur viel bessere und von vornherein weniger gefährliche Technologie,
sondern auch bessere Sicherheitsprotokolle, und die Reaktion von offizieller Seite kam
schnell und entschieden.
Aktuell beträgt die Zahl der unmittelbaren Tode aufgrund des Vorfalls deshalb nur 573.
Der grosse Unterschied ist dass nicht die Strahlung diese Opfer forderte sondern es
sich um indirekte Tode handelte die der Stress der Evakuierungen rund um die Reaktoren verursachte,
vor allem für ältere Menschen.
Zu möglichen langfristigen Todesfällen durch Strahlung gehen auch hier die Schätzungen
weit auseinander, von gar keinen bis zu etwa 1000 Toten.
Außerdem konnte ein Anstieg von Schilddrüsenkrebs bei Kindern festgestellt werden, was laut
der WHO aber mit den gesteigerten Screeningraten zusammenhängt.
Bestätigt ist bis 2018 nur der Fall eines einzigen Arbeiters der an durch Strahlung
verursachten Lungenkrebs verstorben war.
Vergleichen wir das mit erneuerbaren Energien.
Bei Solar-, Wind- und geothermaler Energie gibt es eigentlich nur Tote durch Unfälle
beim Bau oder der Instandhaltung.
Leider spielen diese Energiequellen bei der weltweiten Energieversorgung im Moment aber
noch kaum eine Rolle.
Die wichtigste erneuerbare Energiequelle ist Wasserkraft - das bedeutet hauptsächlich,
Staudämme zu bauen und Wasser von oben nach unten durch Turbinen laufen zu lassen.
Insgesamt fordern Wasserkraftwerke die meisten Menschenleben durch tödliche Unfälle.
Hunderttausende in den vergangenen fünfzig Jahren.
Ein Unfall sticht dabei klar heraus: das Banqiao Damm Unglück in China 1975.
Es hat auffällige Ähnlichkeiten mit Tschernobyl: Veraltete Technologie, schlechte Konstruktion
und eine unzulängliche Reaktion der autoritären Regierung, die sich keine Blöße geben wollte.
Kurzgesagt löste ein schwerer Taifun eine massive Flut aus, die zuerst den Banqiao Damm
zerstörte und dann in einer Kettenreaktion viele folgende, kleinere Dämme.
Das verursachte eine Flut von über 15 Milliarden Kubikmetern Wasser.
Kilometerlange, haushohe Wellen zerstörten tausende Quadratkilometer Land und zahllose
Gemeinden.
Alles in allem wird die Opferzahl allein dieses Unfalls und seiner direkten Konsequenzen auf
zwischen 85.000 und 240.000 geschätzt.
Aber all diese Tode durch Atom- und erneuerbare Energie sind quasi vernachlässigbar verglichen
mit dem wahren Killer: Fossile Energieträger, die am weitesten verbreite Energie- und Stromquelle.
Verbrennen wir fossile Brennstoffe, um Wasser zu erhitzen, Turbinen anzutreiben oder Mini-Explosionen
in den Verbrennungsmotoren unserer Autos zu zünden, entweichen Gase wie Kohlenmonoxide
und Stickstoffoxidein die Atmosphäre.
Atmen wir diese Gase ein, stört das die Lungenfunktion, was chronische Krankheiten wie Asthma oder
Bronchitis verschlimmern und verschiedenste Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
auslösen kann.
Aber noch gefährlicher ist der Feinstaub, den das Verbrennen von fossilen Brennstoffen
erzeugt - eine Mischung aus festen und flüssigen Tröpfchen schädlicher Substanzen, im Durchmesser
zwischen 0,1 und 10 Mikrometer klein.
Die gelangen ganz leicht in die Lungen und erhöhen das Risiko für tödliche Krankheiten
wie Lungenkrebs, Schlaganfälle oder Herzinfarkte.
Luftverschmutzung durch fossile Brennstoffe ist weltweit die häufigste Ursache für Tode
die durch Umweltbedingungen verursacht wurden.
Laut WHO verursacht sie 29 % aller Lungenkrebsfälle, 17 % der Todesfälle durch Infektionen der
unteren Atemwege, 24 % derer durch Schlaganfälle, 25 % durch koronare Herzerkrankungen und 43
% durch chronische obstruktive Lungenerkrankungen.
Alles in allem tötet Luftverschmutzung laut WHO bis zu 4 Millionen Menschen.
Pro Jahr.
Problematisch und ziemlich unheimlich ist die Luftverschmutzung auch, weil sie diese
Schäden ganz allmählich verursacht.
Unsere Gehirne, evolutionär nicht für schleichende Gefahren gerüstet, können deshalb das ganze
Ausmaß kaum begreifen.
Vermutet wird, dass die Luftverschmutzung durch fossile Brennstoffe etwa 100 Millionen
Menschenleben in den vergangenen 50 Jahren gefordert hat.
Aber halt - ist das ein fairer Vergleich?
Mehr als 80 % der weltweiten Energie stammen aus fossilen Brennstoffen.
Klar, dass sie auch die meisten Opfer fordern.
Vergleichen wir also Tode pro Energieeinheit.
##Tode pro produzierter Energie-Einheit
Einige Studien vergleichen die Todesraten verschiedener Energiequellen pro einer Terawattstunde.
Das entspricht ungefähr dem jährlichen Energieverbrauch von 27.000 EU-Bürgern - oder 12.600 US-Bürgern.
Wenn man also den jährlichen Verbrauch für diese 27000 EU Bürger aus nur einer Quelle
decken will, dann verursacht Kohle 25 Tode pro Jahr, Erdöl 18 und Erdgas 3. Erneuerbare
Energien nur einen Tod alle paar Jahrzehnte.
Und Atomenergie?
Geht man von der höchsten Opferzahl aus die für Atomkraft errechnet wurde dann würde
das ein Opfer alle 14 Jahre bedeuten.
Eine Studie kam sogar zum Schluss, dass Atomenergie zwischen 1971 und 2009 2 Millionen Leben rettete,
indem sie fossile Energieträger im globalen Energiemix teilweise ersetzte.
Die Zahlen sind eindeutig.
Selbst mit den pessimistischsten Annahmen ist Atomenergie immer noch eine der sichersten
Arten der Energieproduktion und in Zeiten wo wir mit dem Klimawandel ringen eine nützliche
Option mit wenig CO2-Ausstoß.
Diese Fakten lassen aber immer noch ein wichtiges Argument offen das gegen Atomkraft angebracht
wird.
Gegner führen an dass Atommüll und der Mangel an langfristigen Lagerungsmöglichkeiten ein
unzumutbares Problem und Risiko darstellen.
Befürworter von Atomkraft argumentieren dagegen dass es sicherer ist Atommüll vorläufig
einzulagern als andauernd giftige Gase einzuatmen und den rapiden Klimawandel voranzutreiben,
zumindest bis die erneuerbaren Energien in der Lage sind den kompletten Energiebedarf
der Menschheit zu decken.
Aber mit einer ausführlichen Diskussion um Atommüll würden wir hier ein zu großes
Fass aufmachen – mehr dazu in unseren Quellen.
Es gibt auch ein eigenes Video dazu.
Wenn man sich also die Zahlen der Todesfälle ansieht dann ist es besorgniserregend dass
einige Länder bestehende Kernkraftwerke abgebaut und zumindest vorübergehend durch fossile
Brennstoffe ersetzt haben.
2019 kam eine Analyse zum Schluss, dass die Folgen des deutschen Atomausstiegs pro Jahr
1100 vermeidbare Opfer gefordert haben, durch die erhöhte Luftverschmutzung nach 2010.
Auf Basis der Zahlen kommen wir zu folgendem Schluss: Atomkraft ist weit weniger gefährlich
ist als es zunächst den Anschein hat.
Wie man es auch dreht und wendet, was wir als erstes so schnell wie möglich loswerden
sollten sind fossile Energieträger, um die Todesfälle zu verhindern die sie jedes Jahr
verursachen und um
den Klimawandel zu verlangsamen.