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2020-2 Video lessons from YouTube, Ein Fall für Albert: Wert und Preis

Ein Fall für Albert: Wert und Preis

Das ist Albert. Albert genießt die Lektüre der Tageszeitung. Im Wirtschaftsteil findet er einen Artikel über die Spekulatius AG. An dieser hält er Aktien. Im Artikel heißt es: „Der Wert der Spekulatius-Aktie hat sich innerhalb der letzten drei Wochen halbiert.“

Geschockt greift Albert zum Telefon und ruft seinen ehemaligen Kommilitonen Johannes B. Wärter an. Der sollte es doch wissen, denn der beschäftigt sich beruflich mit Aktien. Johannes beruhigt Albert: „Die Redakteure unterliegen einem weit verbreiteten Irrtum: Sie unterscheiden nicht zwischen Wert und Preis!“

Johannes konkretisiert: „Angenommen im Hinblick auf eine Aktie stehen sich Käufer und Verkäufer gegenüber. Der Börsenkurs ist dann der Preis, auf den sie sich einigen. Dieser Preis gilt für Käufer und Verkäufer und ist nach außen sichtbar. Demgegenüber sind Werte einer Aktie nicht sichtbar. Werte ergeben sich aus dem zukünftigen Nutzen, den die Aktie dem Käufer sowie dem Verkäufer in der Zukunft stiftet.

Werte sind somit subjektiv. Und wichtig ist auch: Es kommt nur dann zu einem Geschäft, wenn sich hierdurch keiner schlechter stellt. Ein Preis liegt dann gewöhnlich zwischen den Werten, die Verkäufer einerseits und Käufer andererseits dem Gegenstand zubilligen.“

Albert ist verwundert: „Aber das bedeutet ja, dass Verkäufer und Käufer der Meinung sind, dass ihnen dieselben Aktien in der Zukunft einen unterschiedlichen Nutzen stiftet. Wie kann das denn sein?“ Johannes erklärt: Erstens ist die Zukunft unsicher, und unterschiedliche Personen haben unterschiedliche Erwartungen an das, was in der Zukunft geschieht. So können die Subjekte beispielsweise unterschiedlich hohe Dividenden erwarten. Zweitens sind die Ziele von Personen unterschiedlich. So kann der eine etwa an einem zeitnahen Konsum interessiert sein und der andere an einer langfristigen Geldanlage. Drittens spielen auch Handlungsalternativen und Restriktionen eine Rolle. Also, was habe ich bereits im Depot und welche finanziellen Mittel habe ich noch. Dieser Aktionsraum wird Entscheidungsfeld genannt.

Albert hat heute viel gelernt und weiß nun, dass Wert und Preis nicht gleichgesetzt werden dürfen. Werte sind subjektiv und abhängig von den zukünftigen Erwartungen sowie vom Zielsystem und vom Entscheidungsfeld eines Subjekts. Der Preis ergibt sich hingegen aus der Verhandlung zwischen Käufer und Verkäufer. Ein Preis gibt keine unmittelbare Information über den Wert eines Gutes – erst recht nicht über den Wert, den Dritte einem Gut zusprechen würden.

Am Abend erklärt Johannes Albert in der Kneipe aus Sicht des Käufers auch noch, wie situationsabhängig ein Wert ist: „Wir haben nur einen Anreiz, das Bier zu bestellen, wenn unser individueller Nutzen, den wir uns hieraus versprechen, den Bierpreis übersteigt. Am Anfang wird es so sein. Im Laufe des Abends wird der Nutzen jedoch geringer und so auch der individuelle Wert des Bieres. Aber der Preis des Bieres bleibt gleich. Irgendwann fragst Du beim Kellner nicht mehr nach, weil das Weitertrinken für Dich – nicht nur ökonomisch – unvorteilhaft wird.“ Albert trinkt noch einen Schluck und erinnert sich, dass er dies schon einmal in den VWL-Vorlesungen gehört hat.


Ein Fall für Albert: Wert und Preis

Das ist Albert. Albert genießt die Lektüre der Tageszeitung. Im Wirtschaftsteil findet er einen Artikel über die Spekulatius AG. An dieser hält er Aktien. Im Artikel heißt es: „Der Wert der Spekulatius-Aktie hat sich innerhalb der letzten drei Wochen halbiert.“

Geschockt greift Albert zum Telefon und ruft seinen ehemaligen Kommilitonen Johannes B. Wärter an. Der sollte es doch wissen, denn der beschäftigt sich beruflich mit Aktien. Johannes beruhigt Albert: „Die Redakteure unterliegen einem weit verbreiteten Irrtum: Sie unterscheiden nicht zwischen Wert und Preis!“ Shocked, Albert picks up the phone and calls his former fellow student Johannes B. Wärter. He should know, because he deals with stocks professionally. Johannes reassures Albert: "The editors are subject to a widespread mistake: They do not differentiate between value and price!"

Johannes konkretisiert: „Angenommen im Hinblick auf eine Aktie stehen sich Käufer und Verkäufer gegenüber. Der Börsenkurs ist dann der Preis, auf den sie sich einigen. Dieser Preis gilt für Käufer und Verkäufer und ist nach außen sichtbar. Demgegenüber sind Werte einer Aktie nicht sichtbar. Werte ergeben sich aus dem zukünftigen Nutzen, den die Aktie dem Käufer sowie dem Verkäufer in der Zukunft stiftet.

Werte sind somit subjektiv. Und wichtig ist auch: Es kommt nur dann zu einem Geschäft, wenn sich hierdurch keiner schlechter stellt. Ein Preis liegt dann gewöhnlich zwischen den Werten, die Verkäufer einerseits und Käufer andererseits dem Gegenstand zubilligen.“

Albert ist verwundert: „Aber das bedeutet ja, dass Verkäufer und Käufer der Meinung sind, dass ihnen dieselben Aktien in der Zukunft einen unterschiedlichen Nutzen stiftet. Wie kann das denn sein?“ Johannes erklärt: Erstens ist die Zukunft unsicher, und unterschiedliche Personen haben unterschiedliche Erwartungen an das, was in der Zukunft geschieht. So können die Subjekte beispielsweise unterschiedlich hohe Dividenden erwarten. Zweitens sind die Ziele von Personen unterschiedlich. So kann der eine etwa an einem zeitnahen Konsum interessiert sein und der andere an einer langfristigen Geldanlage. Drittens spielen auch Handlungsalternativen und Restriktionen eine Rolle. Also, was habe ich bereits im Depot und welche finanziellen Mittel habe ich noch. Dieser Aktionsraum wird Entscheidungsfeld genannt.

Albert hat heute viel gelernt und weiß nun, dass Wert und Preis nicht gleichgesetzt werden dürfen. Werte sind subjektiv und abhängig von den zukünftigen Erwartungen sowie vom Zielsystem und vom Entscheidungsfeld eines Subjekts. Der Preis ergibt sich hingegen aus der Verhandlung zwischen Käufer und Verkäufer. Ein Preis gibt keine unmittelbare Information über den Wert eines Gutes – erst recht nicht über den Wert, den Dritte einem Gut zusprechen würden.

Am Abend erklärt Johannes Albert in der Kneipe aus Sicht des Käufers auch noch, wie situationsabhängig ein Wert ist: „Wir haben nur einen Anreiz, das Bier zu bestellen, wenn unser individueller Nutzen, den wir uns hieraus versprechen, den Bierpreis übersteigt. Am Anfang wird es so sein. Im Laufe des Abends wird der Nutzen jedoch geringer und so auch der individuelle Wert des Bieres. Aber der Preis des Bieres bleibt gleich. Irgendwann fragst Du beim Kellner nicht mehr nach, weil das Weitertrinken für Dich – nicht nur ökonomisch – unvorteilhaft wird.“ Albert trinkt noch einen Schluck und erinnert sich, dass er dies schon einmal in den VWL-Vorlesungen gehört hat.