Frugalismus: Extrem sparen & investieren und mit 35 in die Rente? || PULS Report
Rente mit 35!
Wäre schon super!
Ist übrigens auch der Traum und das Ziel von vielen Frugalisten.
Hat 3.- Euro gekostet.
Wahrscheinlich so 5 Cent?
2.- Euro!
Wie so ein Alltag von so einem Extremsparer aussieht,
schaue ich mir heute an. Heute treffe ich Alexander.
Wie? Du wäscht mit der Hand? - Ja, klar.
Alles? - Alles, ja!
Der gibt, abgezogen von seiner Miete, am Tag freiwillig
nicht mehr als 7,16 Euro aus.
Alexander, Grenze überschritten gerade!
Mal zum Vergleich: Mein Frühstück kostete 5,75 Euro.
Wenn ich Frugalist wäre, könnte ich mich jetzt fast
schon wieder ins Bett legen!
Und auch sonst gebe ich eher gerne Geld aus!
Bin mal sehr gespannt, wie gut wir zusammen passen!
Ich will heute rausfinden: Wieviel und wofür gibt ein
Frugalist wie Alex sein Geld aus und wo spart er?
Hallo! Ich mach mal so.
Ui! Boden gibt's nicht.
So ein schicker Estrich, why not? Okay!
Drei Wochen vor unserem Dreh ist Alexander
in diese Genossenschaftswohnung gezogen.
Bei der Einrichtung setzt er eher auf Paletten, wie ich sehe.
Mein großes Vorbild ist ja Tine Wittler.
Wieviel hat das gekostet und woher kommt es?
Die Paletten kommen, wie die anderen Paletten in der Küche auch,
vom Sperrmüll und eBay Kleinanzeigen. - Ah, ja!
Das Ding hier 25 Euro, 15 Euro, 15 Euro.
Woher ist der Teppich? - Sperrmüll.
Dieser formschöne Stuhl ohne Lehne, auch Hocker?
Sperrmüll. - Auch Sperrmüll? - Ja.
Kühlschrank: 15.- Euro
und eBay Kleinanzeigen: Topf und Pfanne kostenlos.
Frugalismus bedeutet wörtlich Bescheidenheit.
Alexander versucht mindestens 700 Euro im Monat zu sparen.
Deshalb hat er sich keinen Wasserhahn für die Küche gekauft
und muss Wasser immer im Bad holen.
Das werde ich heute Abend noch schamlos ausnutzen!
Wieviel Geld hast du heute schon ausgegeben?
Außer den laufenden Kosten, ich würde sagen: Nichts.
Ich trinke den Kaffee, wahrscheinlich so 5 Cent oder so?
Okay, wir sind bei 5 Cent gegen 5,75 Euro.
Alexander spart nicht nur bei den Lebensmitteln,
sondern auch bei der Nahrungsaufnahme.
Er macht Intervallfasten und isst nur ein bis zwei Mal am Tag.
Würdest du dir jemals ein Kaffee und ein Baguette
vom Bäcker gegenüber holen? - Wenn es kein super spezieller
Bäcker ist, dann nicht wirklich.
Frugalismus ist jetzt nicht nur sparen, sondern hauptsächlich
einfach eine andere Sicht auf das Geld.
Man sagt: Primär ist Geld erst mal Lebenszeit für mich.
Und dann gleiche ich halt immer ab: Hey, ist das und das
mir so und so viel Lebenszeit wert? - Ah, okay!
Die meisten Sachen sind mir dann halt nicht so viel Lebenszeit wert!
So, also, es ist immer noch morgens!
Bis jetzt hast du nichts mehr gemacht als aufstehen?
Aufstehen, ich habe ein Buch ein bisschen gelesen
und eine Serie geguckt. Ja, das war's.
Wie eine Serie geguckt? - Über Netflix. - Über Netflix? Kostet?
Kostet mich nichts, weil mich Freunde dazu eingeladen haben.
Also, was machen wir jetzt dann?
Jetzt trainiere ich! - Ah, ja. Hier in der Wohnung? - Ja.
Alex hat sich ein paar Sportgeräte gekauft, weil das auf Dauer
billiger ist, als eine Mitgliedschaft im Fitness-Studio.
Nach einem Jahr hat er die 180 Euro dafür wieder drin.
Und Sport kostet dann nix mehr.
Urlaub und Frugalismus schließen sich übrigens nicht aus.
Ich bin für 6.000 Euro ein Jahr durch Asien gereist.
Ja, okay. 6.000 Euro im Jahr, das ist sparsam.
Günstiger als hier! - Ja, das stimmt.
Achtest Du auch auf Nachhaltigkeit?
In gewissem Sinne schon. Flüge finde ich durchaus
vertretbar in dem Rahmen, in dem ich das mache.
Blinden Konsum finde ich halt an sich eklig,
Das lehne ich nicht deshalb ab, weil ich sage:
Oh, das war böse und gemein!
Sondern, weil es mit einfach nicht entspricht!
Mal schauen, ob man das auch am Kleiderschrank,
übrigens meiner persönlichen Konsum-Schwachstelle, merkt!
Woher sind die Klamotten?
Das Ding ist von einem Secondhand-Store, hat drei Euro gekostet.
Das ist vom Kleiderkreisel, das hier zwei Euro.
Das habe ich auch und kostenlos bekommen,
weil man das wegwerfen wollte.
Also, du gehst nicht in normaler Läden und kauft so?
also "Normale Läden"
Wenn es im Sale ist, dann gehe ich auch zu H&M oder New Yorker. Die haben manchmal schöne Sachen so.
Aber sonst eher nicht.
Für so Basics, das hier zum Beispiel, das fand ich schön,
da kann ich auch mal fünf Euro dafür ausgeben.
Ich habe was gefunden! Passt auf!
Eins, zwei, drei Sockenpaare!
Na klar hast du total wenig Kohle ausgegeben für drei Sockenpaare!
Wie machst du das? - Der Rest ist in einer Wäsche hauptsächlich.
Wir können ja auch gleich waschen!
Das mache ich nämlich auch ohne Maschine.
Wie, Du wäscht mit der Hand? - Ja, klar. - Alles? - Alles, ja!
Also, da wird hier Wasser auf 42 Grad und dann?
Handtücher, Unterhosen, Socken und dieser Scheiß drin...
Alexander, lass Dir das von einer Hausfrau gesagt sein,
das ist doch alles Kochwäsche!
Ich weiß nicht, was Kochwäsche ist!
Kochwäsche ist die, die man kochen muss!
Maximal 90, minimal 60 Grad.
Ja, 60 Grad kriegen wir hin!
Na, da möchte ich jetzt mal seine Hände sehen!
Ich packe da nicht mehr rein!
Jetzt kommen wir noch einmal zu dem Nachhaltigkeitsaspekt:
Du benutzt ja viel mehr Waschmittel!
Schrecklich! - Ja, ja! Das ist nicht gut für die Umwelt!
Mein Lebenssinn ist es ja nicht, alles zu machen,
was gut für die Umwelt wäre. Die meisten würden sagen:
Hey, ich bin moralisch, möchte gut sein!
Das sage ich nicht. - Ah, ja!
Mir ist das wirklich nicht so wichtig!
Für andere Frugalisten ist genau das aber der Grund
für ihren Lebensstil.
Das gesparte Geld investiert Alex zum Beispiel
in börsengehandelte Fonds von Schwellenländern,
in Kryptowährungen und Edelmetalle.
Ich setzte noch auf einzelne Aktien, die relativ breit gestreut sind.
Er hofft so auf eine Langzeit-Rendite von 10 Prozent.
Aber niemand kann voraussagen, wie sich die
Finanzmärkte wirklich entwickeln werden.
Und was ist dann das Ziel?
Mit 35 tatsächlich in Rente gehen zu können, wenn man das wollte?
Oder vielleicht sogar reich zu werden?
Beides.
Das wichtigste ist erst einmal, bevor ich irgendwelche großen
Pläne mir vorstelle, bevor ich mich da ran wage,
muss ich erst einmal in der Lage sein zu sagen:
Hey, ich kann mit meiner Zeit machen, was ich möchte.
Ich habe mir mein eigenes Leben freigekauft.
Ich bin nie wieder darauf angewiesen, dass ich jetzt 8 Stunden
am Tag einen Job mache, den ich gar nicht machen möchte oder so.
Das haben alle Frugalisten gemeinsam:
Sie wollen eine finanzielle Unabhängigkeit erreichen.
Wieviel sie sparen, woran und vor allem warum,
ist aber bei jedem Frugalisten anders.
Einige wollen so umweltfreundlich wie möglich leben,
andere haben ein Auto.
Frugalisten achten darauf, keine unnötige Dinge zu kaufen,
machen lieber mal was selber oder reparieren.
Und konsumieren einfach bewusster.
Frugalismus heißt in jedem Fall,
nicht nur zu sparen sondern auch zu investieren!
Du studierst an der Fern-Uni Psychologie, bist Autor.
Ja. Von Monat zu Monat schwankt das natürlich,
jetzt bin ich mit Büchern ungefähr bei um die Tausend,
würde ich sagen, im Monat.
Alexander guckt, welche Themen gerade gefragt sind und
und schreibt darüber massentaugliche Bücher,
meist unter Pseudonym.
Weiteres Geld verdient er mit Online-Artikeln
und dem Vertonen von Hörbüchern.
Insgesamt kommt er so monatlich auf Netto-Einnahmen
von etwa 1450 Euro.
Davon gibt er knapp 700 Euro aus.
Das meiste für Wohnung, Essen und Studium.
Bereits mit 6 Jahren fing er an zu sparen.
Das ist eine alte Kiste. Da habe ich früher immer Geld drin gespart.
Ich habe von Kind auf immer, wenn ich Taschengeld hatte, alles gespart.
Irgendwann war die voll. - Aha, da hat sich das schon gezeigt!
Ich hatte kaum irgendwie Geld und eine Mutter auch nicht.
Da habe ich jetzt halt meine Kunstsachen drin.
Die haben auch, glaube ich, nichts gekostet.
Alexander hat günstige Hobbys wie Malen und Lesen.
Doch wie verträgt sich Frugalismus mit dem Sozialleben?
Gleich kommen seine Freunde zu Besuch
und deshalb gehen wir jetzt einkaufen!
Ich hab ein bisschen Hunger. Das geht sich nicht gut aus,
wenn man dann einkaufen geht, weil dann die Tüten so voll werden!
Davon lässt sich Alex nicht beeinflussen. Er will trotzdem
nicht mehr als 25.- Euro für seinen Wocheneinkauf ausgeben.
Guckt mal, was ich gefunden habe: Süßes!
Jetzt gehen wir aber vorbei am Süßen, oder wie?
Oh, ja! - Das macht mir jetzt schon keine Spaß!
Wieviel hat es gekostet? - 20.- Euro.
Da fehlt mir der Genuss, Alexander! Das muss ich ehrlich sagen.
Mir fehlt da der Genuss!
Ja, tut mir leid! - Ja, mir auch!
Na gut, aber Nüsse hätte ich gar nicht gedacht.
Warum nicht? - Weil Nüsse so teuer sind.
Ich bin immer noch auf dem Trichter, das Du permanent
und überall nur preiswert kaufst. Aber so ist es gar nicht!
Das muss man halt in Relation setzen:
Die Nüsse kann ich halt gut in meinem Müsli unterbringen,
Von dem gesundheitlichen Effekt her spart man sich das
Geld halt dann anderswo später.
Alex denkt immer an das große Ganze.
Aber manchmal wird auch er schwach!
Manchmal dieser 2.- Euro "Ben & Jerrys" Abklatsch. Den kaufst Du Dir? - Den kauf ich mir manchmal,
wenn ich, wie gesagt, voll Bock drauf habe,
vielleicht 1 - 2 mal im Monat so.
Ich sehe das meist halt langfristig.
Was macht das in der Zukunft mit mir?
Es wäre für mein Selbstbewusstsein richtig lächerlich,
wenn ich es nicht mal schaffen würde, so was zu widerstehen.
Da wäre ich mit mir selber nicht zufrieden, echt nicht.
Alexander, Grenze überschritten gerade! - Verdammt!
Ich spreche jetzt nur von mir!
Lächerlich? - Nicht, wenn Du das machst!
Doch! Wir gehen hier mal kurz, die Kamera bleibt kurz mal hier!
Wir gehen jetzt mal kurz reden!
Was halten Deine Freunde von Frugalismus?
Das betrifft die eigentlich die meiste Zeit nicht.
Deswegen ist denen das egal, relativ! - Na, gut! Wir werden sehen.
Alexander teilt sich nicht nur Geld bewusst ein,
sondern auch Zeit. Viel davon nimmt er sich für seine Freunde.
Aber was denken die wirklich über Frugalismus?
Und dann rächt sich der fehlende Wasserhahn in der Küche!
Ich quetsche seine Freunde aus!
Jetzt mal unter uns mit dem Frugalismus.
Wie ist denn das so im Alltag mit einem Freund, der kaum Geld ausgibt?
Er sagt immer wieder, dass man darauf achten sollte,
wenn ich ihn irgendwo hin einlade, auf eine Party oder so,
dass es halt auch günstig genug ist.
Alex hat keinen Backofen. Das ist das erste, was ich von seiner
neuen Wohnungen erfahren habe. - Oh, okay!
Das ist ein bisschen traurig! - Ich war hier noch nie.
Und kein Waschbecken! - Ja, eine Fugalisten-Wohnung halt.
Es gibt ja auch keinen Boden. - Ja.
Man steht aber trotzdem sehr gut.
Ich finde das tatsächlich eigentlich sogar ziemlich entspannt.
Weil, wenn man mit Alex was macht, dann weiß man,
dass es nie etwas ist, wo man jetzt unglaublich viel Geld ausgeben muss.
Ich glaube, dass man selbst ein bisschen darauf kommt oder
in die Richtung vielleicht selbst geht, wenn man zum Beispiel
zum ersten Mal selbständig lebt. Das ist jetzt bei mir zum Beispiel der Fall.
Und da ist es mir jetzt auch nicht mehr scheißegal, wieviel jetzt dieses
oder jenes Lebensmittel im Supermarkt kostet,
sondern da muss ich auch ein bisschen drauf achten.
Das ist das Wasser für? - Dinkel oder Reis. Was wollt ihr?
Dinkel. - Dinkel! - Dinkel ist gut!
Kochst du oft für deine Freunde?
Nein, weil die meisten nicht so viel Lust auf Dinkel mit Brokkoli
oder Reis mit Brokkoli haben. Das ist halt nicht so das netteste
Essen zum nebenbei wegknabbern so! - Okay!
Ich achte da prinzipiell darauf, dass ich gut was gegessen habe!
Kochen ist ein bissen umständlich bei Alex.
Aber Essen gehen wäre für ihn auch keine Alternative.
Man trifft sich ja auch mal gern auf ein Bier am Abend.
Machst du das auch?
Wenn ich in Bars gehe oder sowas, dann bestelle ich einfach nichts,
brauche ich ja nicht. - Ach! - Ja.
Ja, tatsächlich. Ich hatte mich auch letztens mit Alex getroffen.
Und dann kam Alex mit der überraschenden Aussage:
Nee, ich möchte eigentlich gar kein Bier trinken!
Aber es war dann halt auch nicht zu problematisch.
Dann habe ich halt für mich zwei Bierchen bestellt
und wir haben uns trotzdem nett unterhalten in der Bar.
Das ist auch gut!
Hast du da kein schlechtes Gewissen, dass die Leute,
die versuchen, etwas anzubieten, zum Beispiel einen Raum,
wo man zusammenkommen kann, nicht an ihre Kohle kommen?
Nein, habe ich nicht. - Warum nicht?
Da sitze ich nun in einer Bar. Daniel würde also keine zwei Bier kaufen,
wenn ich nicht mit ihm da reingehen würde beispielsweise.
Ja, gut! Das ist ein Argument.
Aber jetzt kommt der Geschmackstest!
Jetzt wollen wir mal schauen!
Hmh... Hmh, hmh, hmh! - Hmh!
Kann ich das Salz mal haben kurz?
Aber sonst wirklich sehr gut!
Da fehlt noch eine Soße! - Das stimmt.
Tabasco! - Oder eine Senfsauce, also mild!
So, was macht ihr jetzt noch?
Malen! - Malen? Ah, ja!
Sehr gut, mit Musik!
Okay, finde ich gut.
Ich gehe jetzt ins Hotel.
Frugalismus einen Tag.
Ich muss ja sagen, für mich wäre das gar nichts!
Ich bin ja so ein krasser Genussmensch.
Ich hätte das Gefühl, ich müsste mich die ganze Zeit geißeln.
Aber für so einen Typ wie Alexander, glaube ich,
genau das Richtige. Ich meine, der ist auch super strukturiert.
Und was ich richtig gut finde, er überlegt sich halt ganz genau:
Was will ich kaufen? Warum will ich das kaufen?
Gibt es vielleicht Alternativen? Brauche ich das überhaupt?
Super! Auf der anderen Seite mit den Nachhaltigkeit ist es
natürlich nicht so weit her! Eher billig Sachen,
die ganzen Plastikverpackungen von den Lebensmitteln!
Habt ihr mal überlegt, worauf ihr so verzichten könntet
und richtig Kohle damit sparen könntet?
Das könnt ihr mal hier unten in Kommentare schreiben.
Mein Kollege Sebastian hat mal versucht, sehr minimalistisch
zu leben, nur mit hundert Dingen auszukommen!
Das könnt ihr mal hier gucken!
Und worauf man nie verzichten sollte,
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