Mit Rahel unterwegs in Köln: Vom Reparieren und Retten
... und Action! Oder wie wolltet ihr das haben?
Ich finde es immer schade, wenn Dinge
weggeworfen werden, die noch
funktionieren. – Leute, die aus
überzeugung kommen und sagen:
„Ich möchte das nicht einfach wegwerfen.“
In Köln passiert ganz viel, was das angeht.
Hallo bei „Mit Rahel unterwegs“!
Rahel, das bin ich, und unterwegs
bin ich heute in Köln!
Hier werde ich mir anschauen, wie sich
Menschen dafür einsetzen, ihre Stadt
lebenswerter zu machen.
Deshalb bin ich heute zu einem Picknick
verabredet, und zwar mit Lebensmitteln,
die sonst im Müll gelandet wären.
Und ich werde mein Fahrrad fit für den
Frühling machen – nicht in einer teuren
Fahrradwerkstatt, sondern in einem Repair-Café!
Los geht's!
Meine erste Station führt mich in den Kölner
Stadtteil Ehrenfeld. Dieses „Veedel“,
wie die Kölner ihre Stadtviertel nennen,
ist ziemlich angesagt und multikulturell.
In Köln leben Menschen aus
180 verschiedenen Nationen.
Ich bin jetzt im Bürgerzentrum in
Ehrenfeld angekommen. Hier lautet heute
das Motto: „Reparieren statt Wegwerfen“.
Im Bürgerzentrum findet regelmäßig ein
Repair-Café statt, und das
schauen wir uns jetzt mal an!
Hallo!
Ich würde gern mein Fahrrad reparieren.
– Was ist denn kaputt? – Die Gangschaltung
funktioniert nicht richtig, es funktioniert nur noch
ein Gang von vielen …
Im Repair-Café kann jeder mit seinen
defekten Geräten und Dingen vorbeikommen,
und sie selber reparieren. Alles, was man
dafür braucht, findet man hier –
und auch Hilfe, wenn man mal nicht weiterkommt,
etwa bei einem Akkuschrauber oder
kaputten Klamotten. Ehrenamtliche helfen
immer gerne weiter.
[Musik]
Martin hilft mir beim Reparieren meiner
Gangschaltung, und zeigt mir ein paar
Tricks. – Die Schaltung funktioniert wieder!
Martin bastelt leidenschaftlich
gerne an Fahrrädern. – Warum machst Du
beim Repair-Café mit? – Ich finde es schade,
wenn Dinge weggeworfen werden, die noch
funktionieren. Was ich dagegen tun kann, ist,
sie selbst zu reparieren.
– Was reparierst du am liebsten?
– Ich mag neue Dinge, also Sachen, die ich
vorher noch nicht repariert habe, das ist
spannend. Was ich überhaupt nicht mag,
sind Kaffeemaschinen.
– Warum? – Meistens sind die nur verkalkt, und
die Leuten müssten sie einfach mal entkalken.
Und es ist auch super frickelig,
da ist nichts spannendes Elektronisches drin.
Ich bin eben Ingenieur, da möchte man sich
ein bisschen reindenken und sucht
die Herausforderung. – Was würdest du dir
wünschen, damit Köln fahrradfreundlicher wird?
Mehr Fahrradwege, weniger Parkplätze,
ich weiß nicht, welche Möglichkeiten es noch gibt –
ich denke, „Tempo 30“ für Autos wäre
klug, um die Autos aus der Stadt
rauszukriegen. Einfach weniger
Autos in die Stadt reinlassen. Die Autos sind
die größte Gefahr für Fahrradfahrer in der Stadt.
Im Repair-Café ist richtig viel los.
Einmal im Monat wird es von
Ehrenamtlichen veranstaltet. Eine davon
ist Dunja. – Dunja, was würdest
du sagen, ist das Ziel
eures Repair-Cafés?
In erster Linie geht es darum,
die Leute zu sensibilisieren –
darum, einen Ort
einfach anzubieten.
Und ich glaube, diese Atmosphäre führt dazu,
dass man sich gegenseitig unterstützt
und merkt: „Das geht ja doch“.
Wir hatten schon schon einige Gäste,
die öfter gekommen sind, weil sie
gesehen haben, dass es funktioniert.
– Man lernt auch Leute kennen und
seine Nachbarschaft, oder? – Absolut!
Wir wollten im Vorfeld von euch wissen,
ob ihr Fragen habt zum Repair-Café:
Ihr konntet uns auf Facebook, Instagram
und auf goethe.de Fragen stellen –
und diese Fragen stelle ich jetzt Dunja!
Dunja, auf goethe.de hat jemand gefragt,
was hier hauptsächlich repariert wird?
Das sind tatsächlich vor allem Haushaltsgeräte,
etwa ein DVD-Player oder eine HiFi-Anlage,
ein Toaster – das ist so der
Standard.
– Wer kommt zu euch
ins Repair-Café, sind das Leute, die
sich nichts Neues leisten können,
oder Leute, die einfach nichts wegwerfen möchten?
– Das ist, denke ich, ganz unterschiedlich,
von jedem ein bisschen: Da hast du Recht.
Es kommen sicherlich Leute,
gerade hier im Bürgerzentrum,
die sich eine Reparatur nicht leisten könnten.
Es gibt aber auch Leute, die einfach aus
Überzeugung kommen, die sagen: „Ich will
das jetzt nicht einfach wegschmeißen, ich
könnte mir das leisten, aber es wäre doch ein
Wahnsinn, es wegzuwerfen.“
Und das ist eine schöne Mischung!
Und da sieht man einfach …
… zum Beispiel einen alten Wecker,
der nun wieder funktioniert! Voll toll!
Mein Besuch im Repair-Café hat sich gelohnt:
Meine Gangschaltung funktioniert wieder!
Was ich aber besonders schön fand:
dass es nicht nur ums Reparieren geht,
sondern auch darum, sich auszutauschen,
seine Nachbarschaft besser kennenzulernen,
und gemeinsam an etwas
zu arbeiten.
Nicht nur ich, auch die Menschen in Köln
lieben es, Fahrrad zu fahren.
Es gibt hier schätzungsweise eine Million
Fahrräder – im Vergleich zu rund 488.000
zugelassenen Autos. Nicht schlecht, oder?
[Musik]
Köln hat übrigens gut eine Million Einwohner,
und ist damit die größte Stadt
des Bundeslands Nordrhein-Westfalen.
Der Kölner Dom ist nicht nur DIE
Sehenswürdigkeit der Stadt, sondern löst
bei vielen Kölnern auch
Heimatgefühle aus.
Meine nächste Verabredung ist im
Belgischen viertel, das ist eine der
beliebtesten Wohngegenden in Köln.
Hier sieht's auch echt schön aus!
Es gibt Blümchen und coole Cafés neben
traditionellen Brauhäusern.
Ich treffe Tine, die sich bei
„Foodsharing.de“ engagiert. – Tine, ihr rettet
bei „Foodsharing“ Lebensmittel, wie genau
funktioniert das? – Eine gute Frage, die gar
nicht so einfach zu beantworten ist.
„Foodsharing“ bedeutet immer,
Lebensmittel zu retten,
aber eben auf unterschiedlichen Ebenen.
Wir haben zum einen die Produzenten-Ebene:
Längst nich alles, was der Bauer verkauft,
kommt auch in den Markt.
Dann gibt es die Betriebe, die leider auch
immer aussortieren müssen. Und schließlich
gibt es Menschen wie dich und mich,
die zu Hause Lebensmittel übrig haben.
Was mit den geretteten
Lebensmitteln passiert, kann ich
dir direkt nebenan zeigen!
Ganz in der Nähe soll eine sein:
eine der vielen „Fairteiler“-Boxen in Köln.
Dort kann man gerettete Lebensmittel mitnehmen.
– Tine, wie kommen die Lebensmittel
in diesen „Fairteiler“?
– Diese „Fairteiler“ werden von
Privathaushalten genutzt, das heißt:
Jeder kann dort hingehen und Lebensmittel
abgeben und Lebensmittel mitnehmen.
Hier landen dann etwa solche Bananen,
die ein bisschen braun geworden sind –
jemand mag sie nicht mehr essen, aber jemand anderes
vielleicht schon. – Wir wollten auch von euch
wieder wissen, welche Fragen ihr zum Thema
„Foodsharing“ habt – da kam unter anderem
die Frage, woher man denn
weiß, wo so ein „Fairteiler“ ist?
- „Fairteiler“ findest du auf unserer Website:
„foodsharing.de“. Da gibt es eine Karte,
auf der kann man von jedem Standpunkt aus sehen,
wo in der Nachbarschaft ein „Fairteiler“ steht.
- Tine, was würdest du sagen:
Wie groß ist das Problem der Lebensmittelverschwendung?
Es ist ein Riesenproblem –
es ist vor allem ein Umweltproblem,
weil es natürlich eine irre
Ressourcenverschwendung ist.
Wir werfen jedes Jahr 18 Millionen Tonnen
Lebensmittel weg,
allein in Deutschland.
– Wie werden die „Fairteiler“ denn angenommen?
– Die werden sehr, sehr sehr gut angenommen!
Das kann man auf jeden Fall sagen.
Wenn wir etwa diesen „Fairteiler“
mit unserem Hab und Gut befüllen
und in zwei Stunden wiederkommen würden,
wäre er wahrscheinlich leer.
Das funktioniert wirklich hervorragend!
Immer wieder erstaunlich,
wirklich ein kleines Verschwindekabinett.
Tine und ich nehmen uns ein paar
Leckereien aus dem „Fairteiler“ mit und
holen uns etwas zu trinken: an einem der
vielen Kioske in Köln.
Wir machen ein kleines Picknick am
Brüsseler Platz, ein beliebter
Treffpunkt vor allem an warmen
Sommerabenden. – Tine, legen die
Kölnerinnen und Kölner denn großen Wert
auf Nachhaltigkeit? – Ich würde sagen: ja!
Köln ist eine sehr
bodenständige Stadt,
eine ehrliche Stadt,
das merkt man sofort.
Es gibt in Köln viele kleine „Veedel“ (Stadtviertel),
und jedes Viertel fühlt sich an
wie ein kleines Dorf, viele Leute kennen
sich hier, man grüßt sich.
Deswegen engagiert sich auch jeder sehr
bodenständig: Keiner ist sich für irgendwas
zu schade, Kölner sind sehr direkte Menschen.
– Tine, auf goethe.de hat
eine Leserin gefragt, wie groß die
„Foodsharing“-Community in Köln ist?
Es gibt insgesamt etwa 42.000 „Foodsharer“,
die online, auf „foodsharing.de“
registriert sind, im gesamten
deutschsprachigen Raum.
Und Köln ist eine der größten
„Foodsharing“-Städte: Hier passiert
ganz viel, was das angeht.
Also, ich finde „Foodsharing“ ist eine tolle Sache,
und ich hätte vor allem nicht gedacht,
dass man in so einem „Fairteiler“ noch so
leckere Sachen findet!
Online könnt ihr nachgucken,
ob es „Foodsharing“ auch in eurer Stadt gibt!
Der Tag heute in Köln war echt spannend,
und ich habe viele schöne Ecken
der Stadt gesehen.
Ich finde es bewundernswert, wie sich
Dunja, Martin und Tine dafür einsetzen,
dass das Leben in Köln nachhaltiger,
schöner und leckerer wird.
Nächstes Mal bin ich in Berlin unterwegs,
und schaue mir dort an, wie sich die
Berlinerinnen und Berliner dafür einsetzen,
die Stadt noch schöner,
lebenswerter und gerechter zu machen.
Ich freue mich schon!
Bis zum nächsten Mal!
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