Montessori Pädagogik - introvertierte Kinder | MONTESSORI.AT 💚
Introvertierte Kinder sind in der Montessori-Pädagogik genauso gut aufgehoben wie alle anderen Kinder. Montessori-Pädagogik ist tatsächlich ein Weg für alle Kinder un,d wenn Kinder introvertiert sind, dann sind sie eben introvertiert. Was wir im Rahmen der Montessori-Pädagogik immer machen ist, Kinder gut zu beobachten, aus der Beobachtung zu versuchen, passende Schlüsse auf ihre Befindlichkeit, auf ihre Bedürfnisse zu ziehen und dann adäquat zu agieren und zu reagieren. Durch die freie Wahl, die wir in der Montessori-Einrichtung anbieten, hat das Kind die Möglichkeit, sich zurückzuziehen, wenn es Ruhe braucht, und die Möglichkeit allein zu arbeiten, wenn es überfordert wäre mit jemand anderem. Es hat immer die Möglichkeit sich Materialien zu wählen, die für die Einzelarbeit gut geeignet sind, einen ruhigen Arbeitsplatz zu suchen, sich in eine ruhige Ecke zurückzuziehen. So hat das Kind bereits durch die freie Wahl die Möglichkeit, selbst besonders gut auf seine eigenen Bedürfnisse einzugehen. Je jünger das Kind ist, desto mehr muss man ihm dabei helfen. Wir sagen z. B.: "Du kannst gerne dort drüben arbeiten, da ist es ruhiger." Wenn wir den Eindruck haben, dass das Kind irritiert ist, durch zu viele Stimmen, Geräusche oder durch Bewegung, setzen wir dann das Angebot und das Kind lernt mit der Zeit, dass das ein guter Arbeitsplatz ist und wird sich immer mehr auch selbst mit solchen guten Arbeitsplätzen bedienen und mit guten Materialien und mit passenden Tätigkeiten. Wenn wir an Gruppe denken, ist es aber natürlich notwendig, das Kind auch zu schützen. Wir schützen Kinder ja ohnehin voreinander, also zum Beispiel vor aggressiven Akten. Wir fragen uns: Warum ist dieses Kind introvertiert? Es gibt immer Gründe, warum das Kind sich so zeigt, wie es sich zeigt. Dazu können wir Ideen haben, wissen werden wir es wahrscheinlich nicht so schnell. Aber es ist unsere Aufgabe, ein hochsensibles Kind, das sich vielleicht deshalb besonders introvertiert zeigt, auch vor Kindern zu schützen, die eben oft auf dieses Kind zugehen oder zu nahe kommen oder vielleicht zu körperlich werden. Und immer wieder auch so etwas zu sagen wie: "Du, das mag der XY nicht oder das mag die so und so nicht." - und damit Kinder auch aufmerksam machen, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Bedürfnisse haben. So lernt das Kind auf seine Bedürfnisse zu achten, sie zu erkennen und auch wertzuschätzen, und das andere Kind lernt, dass dieses Kind andere Bedürfnisse hat. Das geht auch vice versa: Eher introvertierte Menschen lernen irgendwann in ihrem Leben, dass andere Menschen kein Problem haben mit Situationen, mit denen sie bereits ein Problem haben. Das ist eigentlich das Wichtigste im sozialen Lernen: Dass wir wissen, dass Menschen unterschiedlich sind und dass jede Art zu sein, dieselbe Berechtigung hat. Es ist ja auch interessant, das Menschen so unterschiedlich sein können. Dabei lernen wir, gut zu beobachten, wahrzunehmen was der anderer Mensch vielleicht braucht, und auf dieses Bedürfnis dann auch einzugehen, ohne meine eigenen Bedürfnisse zu sehr zurücknehmen zu müssen. In diese Balance versuchen wir ja, uns im Zusammenleben ständig zu bringen. Das ist eben die ganz große Chance, wenn Kinder mit unterschiedlichen Bedürfnissen des Zusammenseins oder der Lautstärke oder des Hinausgehens aus sich selbst zusammenleben und dadurch lernen, miteinander zu sein und aufeinander einzugehen.
© Saskia Haspel Montessori Pädagogik - introvertierte Kinder | MONTESSORI.AT