Die Geschichte des Hundes
Ob gelassen oder lebhaft, klein oder groß – kein anderes Tier ist dem Menschen so treu ergeben wie der Hund.
Der Hund ist das erste Haustier des Menschen. Er wird zu seinem ständigen Begleiter, zum besten Freund und Partner.
Die Erfolgsgeschichte der Beziehung beginnt vor etwa 45.000 Jahren. Sie führt durch alle Zeiten, Kontinente und Kulturen.
Der Europäische Grauwolf ist der Stammvater des Hundes. Ein gefürchtetes und überaus erfolgreiches Raubtier – stark, robust und schlau.
In Zeiten der Not sind es die weniger scheuen Tiere, die sich bis zu den Lagerplätzen der Menschen vorwagen.
In ihren Abfallhalden wühlen sie nach Essensresten.
Die Eiszeitjäger lassen sie gewähren – Mensch und Wolf gewöhnen sich aneinander. Und sie gehen eine Zweckbeziehung ein.
Die Familien dulden die Wölfe in ihrer Nähe und nutzen sie im Gegenzug als Frühwarnsystem vor wilden Tieren und zum Aufspüren von Beute.
Die Zusammenarbeit beschleunigt die Entwicklung. Der Lagerwolf entsteht – nicht völlig gezähmt, aber im Umgang mit dem Menschen bereits erfahren.
Der Wolf hat den Hunden nicht nur das Sozialverhalten weitergegeben, sondern ihnen auch körperliche Eigenschaften vererbt.
Sein Panoramablick erfasst ein Gesichtsfeld von über 250 Grad.
Im Dunkeln sieht er ausgezeichnet, selbst winzige Insekten erkennt er noch aus drei Meter Entfernung.
Hervorragend ist das Gehör des Wolfes. Er kann seine Beute auch dann lokalisieren, wenn sie weit entfernt oder verborgen ist.
Zudem hört er Laute im Ultraschallbereich – eine Welt, die dem menschlichen Gehör unzugänglich bleibt.
Der Geruchssinn ist für den Superjäger am wichtigsten. Er spürt selbst drei Tage alte Witterung auf.
Möglich macht das eine große Riechschleimhaut in der oberen Nasenhöhle. Der Wolf hat eben eine feine Nase.
Aus der Chauvet-Höhle in Frankreich stammt die Entdeckung uralter Fußspuren von einem etwa acht Jahre alten Kind.
Forscher glauben, das Kind war nicht allein in der Höhle.
Abdrücke haben ergeben, dass sich dort im selben Zeithorizont auch ein Wolf oder Hund aufgehalten haben muss.
Niemand kann sagen, ob sich die beiden in der Höhle tatsächlich begegnet sind.
Sicher ist nur, dass beide die Chauvet-Höhle genutzt haben – und zwar vor rund 26.000 Jahren.
Fest steht auch: Am Ende der letzten Großen Eiszeit erfährt das Verhältnis zwischen Mensch und Tier einen Entwicklungsschub.
Mit dem Aussterben des Mammuts und anderer Großwildtiere muss sich der Mensch andere Beutetiere suchen – sie sind kleiner und vor allem viel schneller.
Der Mensch braucht den Hund mehr denn je und setzt ihn für eine völlig neue Aufgabe ein.
Er wird zum idealen und verlässlichen Jagdgefährten des Menschen. Der Hund spürt die Tiere auf und treibt sie vor den Speer der Jäger.
Als in der Jungsteinzeit aus Jägern und Sammlern sesshafte Bauern und Viehzüchter werden, ist der Hund so weit angepasst, dass er sich von den Siedlern sogar füttern lässt.
Und er wird zum Beschützer der Ziegen und Schafe.
Im Reich der Pharaonen verhelfen die Ägypter dem Hund zu Kultstatus. Der Vorstellung nach gehört der treue Gefährte zum Kreis der mächtigsten Götter.
Als Anubis wacht er über die Verstorbenen auf ihrer gefährlichen Reise ins Jenseits.
Der Anubis-Kult ist im Glauben der Ägypter so tief verwurzelt, dass sie sich sogar eine Glatze scheren, wenn ihr geliebtes Tier stirbt.
Das Ritual ist Ausdruck ihrer tief empfundenen Trauer.
Im 4. Jahrhundert vor Christus setzt sich der griechische Feldherr Xenophon zum ersten Mal wissenschaftlich mit dem Hund auseinander.
Er schreibt einen Ratgeber.
„Hippocentaurus? Hippocentaurus? Hierher!“
Die Befehle müssen knapp und eindeutig sein, notiert er. Und der Hundename müsse kurz sein.
Der Name seines eigenen Hundes ist allerdings alles andere als kurz.
Es heißt, selbst der kluge Xenophon soll immer wieder an seinen eigenen Ansprüchen gescheitert sein.
„Aber das bleibt unter uns – versprochen!?“ Im Mittelalter ist es Hildegard von Bingen, die schreibt: „Gib dem Menschen einen Hund, und er wird gesund." Die berühmte Nonne war davon überzeugt, dass der Hund Wunden heile, wenn er mit seiner Zunge darüber lecke.
Im Bürgertum stehen Hunde für Treue in der Ehe und für Fruchtbarkeit. Damals sind sie auf vielen Gemälden zu sehen.
Auch die Mitglieder der europäischen Königshöfe lassen sich gern mit ihren Lieblingen darstellen – Hunde sind Statussymbol und Sinnbild für die Treue der Herrscher zu ihrem Volk.
Preußenkönig Friedrich II. soll in seine Windhunde ganz vernarrt gewesen sein.
Der „Alte Fritz“ habe einmal verbittert festgestellt, dass Hunde in jedem Fall die besseren Menschen seien.
Der Mensch kann nicht ohne seinen Hund. Doch wer passt zu wem? Dackel oder Dobermann, Spitz oder Schäferhund?
Manchmal sehen Mensch und Tier einander ähnlich, manchmal spiegeln die Hunde den Charakter ihres Besitzers wider.
Alexander der Große bringt mächtige Molosser aus Persien mit nach Hause. Konrad Adenauer hat Rottweiler geliebt.
Frank Sinatra und Ronald Reagen verbindet nur ihre Leidenschaft für King Charles. Des Pudels Kern auf der Spur war Arthur Schopenhauer.
Und Dackel „Lump“ soll Picassos längste und glücklichste Beziehung gewesen sein.
Und SIE ist ohne SIE nicht komplett. Die Corgies der Queen dürfen im Buckingham Palace frei herumlaufen.
Und die Weihnachtsgeschenke sucht die Königin von England höchstpersönlich für ihre Lieblinge aus.
Seit Jahrtausenden sind die Vierbeiner die ständigen Begleiter des Menschen. Sie sind wie wir soziale Wesen – ein Geschenk der Evolution.
Der Hund ist das älteste Haustier in der Geschichte des Menschen – und beide sind heute ziemlich beste Freunde.