Life Hacks im Test: Funktionieren sie wirklich und warum fahren wir so drauf ab?
Ein Flammenwerfer!
Geil!
Bestimmt soll man das nicht nachmachen!
Ich schätze, ihr alle kennt diese Videos.
Sie werden ja schließlich millionenfach geklickt auf Facebook, YouTube, Instagram, TikTok.
Die Rede ist von "Lifehacks/ 5-Minute Crafts" oder am besten gefällt mir eigentlich das
deutsche Wort: "Lebenskniffe".
Alle diese Videos wollen uns helfen, bei ganz alltäglichen Problemen.
Aber nicht irgendwie, sondern auf besonders kreative Art und Weise.
Oder vielleicht das tun, was man gerade nicht hat durch einen anderen Gegenstand zu ersetzen.
Viral gehen meistens die, die total bekloppt sind!
Die vielleicht nach einem Fake aussehen oder die ziemlich gefährlich wirken.
"Ich trage Kleber auf die Lippen auf!"
Es gibt tatsächlich solche Lifehacks, die tödlich enden.
Ich will heute herausfinden: Warum feiern wir diese Videos eigentlich so krass, wenn
doch manche Lifehacks gar nicht funktionieren oder sogar gefährlich sind?
Und dann interessiert mich: Wer trägt eigentlich die Verantwortung dafür, wenn beim Versuch,
etwas nachzumachen, richtig was schiefgeht?
Ja, aber natürlich möchte ich auch selbst ein paar Lifehacks ausprobieren.
Es müssen ja nicht die ultra gefährlichen sein!
Seht ihr das?
Es leuchtet!
Schön!
Aber erst mal muss ich mir dafür was aussuchen.
Die gute Nachricht ist: Es gibt für jeden Lebensbereich den passenden Lifehack: Beauty-Hacks,
Food-Hacks, Foto-Hacks, Klamotten-Hacks.
"Wenn du Kaugummi im Haar hast, tauche den Kaugummi in eine kleine Schüssel Cola!"
Hey, Leute!
In was für einem Alltag lebt ihr denn?
Hacks, Hacks, Hacks!
Essen muss man immer, quasi jeden Tag.
Deswegen fange ich mal an einem Food-Lifehack und zwar mit dem.
Hacks, Hacks!
Dafür braucht man: Ari, jetzt pass auf!
Gaffa!
Ihr wisst ja, man kann aus Gaffa erstaunliche Dinge machen und tatsächlich auch bei gekochten
Eiern sinnvoll einsetzen, also angeblich!
Während die Eier jetzt kochen, mache ich gleich den nächsten Lifehack, und zwar mit
Bananen.
Hacks, Hacks!
Man braucht überraschenderweise Bananen und Plastik.
Ich nehme hier so einen kleinen Müllbeutel.
Den Plastikbeutel soll man jetzt hier um diesen Strunk wickeln und dann sollen die Bananen
viel frischer bleiben.
Ich bin jetzt hier aber nicht so ein einfacher YouTube Lifehacker.
Ich bin ja quasi Wissenschaftler!
Deshalb mache ich den ultimativen Test.
Ich teile die Bananen in jeweils zwei Bananen.
Und jetzt werde ich diese Bananen so lassen, wie sie sind.
Diese Bananen werde ich mit dem Lifehack Plastikschutz versehen.
Dieser Lifehack war wirklich ganz einfach!
Mal sehen, ob er auch was bringt.
Die Antwort bekomme ich in zwei, drei Tagen und ihr schon in ein paar Minuten!
Da seid ihr im Vorteil.
Die Eier sind gekocht.
Wie kriege ich die richtig gepellt?
Das ist wirklich ein Problem.
Aber dafür gibt es eine Lösung, den perfekten Lifehack mit Gaffa natürlich!
Man nimmt das Ei und rollt es in Gaffa ein.
Und jetzt?
Blinde Zerstörungswut, ganz easy.
Einfach nur das Gaffa abziehen und auf einmal pellt sich das komplette Ei!
Meine Damen und Herren, liebe Menschen, ist das nicht ein genialer Lifehack?
Ich bin jetzt wirklich ein bisschen begeistert.
Es ist kompletter Unsinn.
Natürlich braucht es kein Mensch!
Aber es ist toll, dass es funktioniert.
Schön!
Hmh, finde ich gut!
Ich muss ja schon zugeben, dass ich diese Videos irgendwie faszinierend finde.
Manche sind einfach witzig.
Bei anderen denkst du dir: Wow, das funktioniert echt?
Warum diese Videos aber so erfolgreich sind, das möchte ich jetzt von einem Experten wissen.
Deshalb habe ich mich mit einem Medienpsychologen verabredet, der Social Videos wissenschaftlich
erforscht.
Und wie man das in diesen Zeiten so macht, machen wir das hier selbstverständlich per
Videochat.
Ich grüße Sie, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns nehmen!
Guten Tag, Herr Meinberg!
Sehr gerne.
Es geht ja um diese Lifehack-Videos.
Ich habe mir da jetzt schon einiges angeschaut.
Ich hätte nicht gedacht, dass mir das so viel Spaß macht und dass ich diese Videos so
interessant finde.
Woran liegt denn das, dass uns das irgendwie so triggert?
Auf der einen Seite kommt es ja daher: Wie?
Das ist was ganz Praktisches für den Alltag?
Das heißt, wenn man dann sagt: Da könnte ich was lernen für meinen Alltag!
Dann ist das etwa dieselbe Antwort, die jemand geben würde, wenn man fragt: „Wieso schauen
Sie Pornos?“
Da würde man auch sagen: „Vielleicht interessant, lerne ich was!“
Aber in Wirklichkeit geht es um Spaß, geht es um Auf- oder Anregung.
Und das ist eigentlich hier dasselbe.
Jetzt sind viele Videos auch so verkauft, dass da drübersteht: Diese 30 Lifehacks musst
du kennen, dann wird dein Leben leichter!
Dann schaut man sich das an und denkt: Ja, irgendwie ganz witzig, ganz interessant.
Aber das sind eigentlich Dinge, die im normalen Leben leichter gehen.
Ist das so ein Trick?
Was funktioniert da psychologisch?
Es hat eigentlich etwas Ähnliches wie die Choreografie eines Witzes.
Es geht quasi um eine verblüffende Auflösung.
Man findet etwas lustig, wenn etwas Überraschendes rauskommt.
Etwas, das man gar nicht erwartet hätte.
Das ist so auch das Animierende daran, dass wir quasi das als spannend erleben, wenn wir
uns fragen: Kann das funktionieren?
Gleichzeitig uns auch fragen: Merke ich, wo es fake ist?
Bin ich schlauer als der Produzent, um herauszufinden, wo getrickst wurde?
Glauben Sie, dass die meisten Leute das wirklich nur zur Unterhaltung anschauen?
Oder, dass es tatsächlich so als Tutorial, als Anleitung empfunden wird, dass die Leute
das dann auch wirklich nachmachen?
Ein sehr viel größerer Teil sind einfach die passiven User.
Und die, wenn sie etwas nachzuahmen versuchen, dann hat es den Charakter einer Challenge:
Kann ich das auch?
Schaffe ich das auch?
Bin ich auch so clever wie die Person, die das gemacht hat?
Das ist ein Wettbewerb mit mir selbst, aber auch mit anderen.
Diese Videos haben oft eine vergleichbare Machart.
Sie sind sehr schnell, sehr bunt.
Ist das auch so ein so ein Kriterium, was sie sagen, was den Erfolg ausmacht?
Gerade viele solche Kurzfilm Formate werden ja auch einfach mal so zwischendurch genutzt,
wenn man gerade nichts zu tun hat.
Und grundsätzlich, wenn ich weiß, mit einer kurzen Dramaturgie, die auf einem Höhepunkt
endet kann ich mich da unterhalten, dann erhöht das auch die Attraktivität.
Danke Ihnen ganz herzlich.
Ja, gern geschehen.
Sie kennen das: Mitten im stressigen Alltag.
Sie haben sich gerade ein Glas Linsen eingeschenkt, sind einen Moment unaufmerksam und abertausende
Linsen ergießen sich über ihren Tisch.
Was tun?
Hacks, Hacks!
Man braucht eine Socke, eine leere Flasche und natürlich einen Föhn.
Seid ihr auch so aufgeregt wie ich?
Einfach toll!
Was Anderes könnt ihr jetzt ja gar nicht sagen!
Das ist mega!
Bestellen Sie jetzt in "Meini's Lifehack-Shop".
Ist das toll?
Hacks, Hacks!
Leute, jetzt steige ich zum High-Tech-Produzenten auf.
Ich werde nämlich meine eigene Powerbank basteln.
Dazu brauche ich eigentlich nur so einen USB-Lader für den Zigarettenanzünder, dann ein Kabel.
Das wird hinterher an die Batterie angeschlossen.
Da kommt der Strom her.
Also, klingt einfach.
Mal sehen, ob es das auch ist!
Im Video geht es auf jeden Fall viel schneller als bei mir.
Man muss immer wissen: Was ist Plus und was ist Minus?
Weil, wenn man das falsch anschließt, dann gibt es ein Feuerwerk!
Ein ziemliches Gefriemel.
Ob ich damit am Ende echt mein Handy aufladen kann?
Oh, seht ihr das?
Es leuchtet.
Jetzt ist Hochzeit.
Ha!
Es wird geladen.
Ist das nicht faszinierend?
Ich bin natürlich schon stolz, dass ich so etwas Hochtechnisiertes hier gebaut habe.
Auf der anderen Seite frage ich mich auch, ob das so sicher ist?
Würde der TÜV das abnehmen?
Vermutlich nicht.
Vielleicht kann das irgendwie durchschmoren oder in Flammen aufgehen?
Und dann ist natürlich die Frage: Wer trägt dafür die Verantwortung?
Also, ich habe das eins zu eins so gemacht, wie die mir das Video gezeigt haben.
Das ist ja noch nicht mal das Riskanteste!
Es gibt Videos, da werden Flammenwerfer gebaut und noch ganz andere, sehr gefährliche Dinge.
Die chinesische YouTuberin Ms Yeah baut in einem Livehack-Video eine Popcorn-Maschine aus
einer Getränkedose.
Zum Erhitzen nutzt sie eine selbstgebaute Lampe mit Alkohol.
Beim Versuch, das nachzubauen, ist 2019 ein 14-jähriges Mädchen gestorben.
Ihre 12-jährige Freundin überlebte mit schweren Verbrennungen.
In diesem Fall zahlt die YouTuberin Schadensersatz, zum Beispiel die Krankenhauskosten von den
Familien.
Mich interessiert aber ganz grundsätzlich: Wie gehen die Macher von solchen Videos mit
ihrer Verantwortung um?
Und: Was sagen die Plattformen dazu?
Zuerst recherchiere ich, wer hinter diesen Videos steckt.
Oft sind das große Unternehmen.
Der Channel “5-Minute Crafts” hat allein über 66 Millionen Abonnenten.
Das Unternehmen dahinter produziert jeden Monat tausende Videos.
Dieses und andere Unternehmen, sowie YouTube, Instagram und Facebook frage ich: Ab wann
ist ein Lifehack zu gefährlich?
Und: Sehen die sich in der Verantwortung, wenn Leuten beim Nachmachen was passiert?
Die Mails sind gesendet.
Jetzt gebe ich denen ein paar Tage für die Antwort und mache Feierabend für heute.
Ich finde, ich habe schließlich genug geleistet.
Ihr erinnert euch an das Bananen-Experiment?
Und hier kommt die Auflösung: So sehen die Bananen aus, die nicht in Plastik gehüllt
waren.
Und so sehen die Plastikbananen aus.
Also, mit einigem Wohlwollen kann ich einen Unterschied erkennen und kann sagen: Ja, die
Plastikbananen quasi, die haben etwas weniger braune Punkte bekommen als die anderen.
Aus diesen Versuch würde ich jetzt noch kein wissenschaftliches Endergebnis ableiten.
Es kann sein, dass es was nützt.
Es kann auch sein, dass es nichts bringt.
Ich weiß es nicht.
Aber das Wichtigste ist: Endlich kann ich die Bananen essen!
Ich habe auch schon den nächsten Spitzen Food Lifehack vorbereitet.
Wir grillen jetzt!
Wir grillen.
Und zwar: Solar-Grillen.
Wir grillen mit der Sonne.
Ja, das ist nachhaltig!
Hacks, Hacks!
Das hier wird mein Grill: It's magic!
Schaut mir zu und staunet!
Fertig ist der DIY Solar-Grill.
Diese Konstruktion samt veganer Wurst legt man jetzt in die Sonne.
Und dann brutzelt die da schön 20 Minuten drauf und danach ist die Wurst gegart.
Theoretisch, wenn das Internet Recht hat.
Kommt, probieren wir aus.
Ganz eindeutig ist das hier der sonnigste Fleck auf meinem Balkon.
Also werde ich jetzt hier meinen Grill arretieren.
Das sieht doch wirklich top aus.
Und in nur 20 Minuten ist die Wurst fertig gegrillt.
Ja, und die Zeit, die nutzen wir jetzt, um auf die Rückmeldung zu schauen, die ich auf
meine Anfragen bekommen habe.
Tatsächlich hat mir das Unternehmen hinter “5-Minute Crafts” geantwortet.
Zwei Dinge waren denen besonders wichtig: Sie würden keine Tutorials veröffentlichen
und das, was sie machen, sei reines Entertainment.
Und: Sie würden den Zuschauer*innen nie empfehlen, das nachzumachen, was die Schauspieler*innen
in ihren Videos tun.
Auch ein Sprecher von Facebook hat mir geantwortet: “Wir entfernen Inhalte, die Menschen dazu
animieren, Dinge zu tun, die (lebens-) gefährliche Konsequenzen haben können.
Dazu zählt zum Beispiel die Aufforderung, an einer risikoreichen viralen Challenge teilzunehmen.”
Ich finde, die Unternehmen, die reden sich da etwas raus.
Es kann mir keiner erzählen, dass die das nicht wissen, dass das Leute auch nachmachen.
Also, auch die gefährlichen Sachen.
Weil: Genauso ist es ja gedreht und produziert, dass man eben Schritt für Schritt sehen kann,
wie das funktioniert.
Laut Unternehmen bin ich selbst verantwortlich.
Juristisch gesehen, ist das aber eine Grauzone und es muss im Einzelfall geklärt werden,
bei wem die Schuld liegt.
Auch und gerade im Homeoffice sind geregelte Pausenzeiten ganz wichtig.
Deswegen mache ich jetzt Mittagspause.
Es gibt Wurst!
Vegane Wurst!
Ich kann es nicht beurteilen.
Also, es ist etwas passiert.
Man sieht hier so ein bisschen Schwitzwasser.
Ich glaube, das ist der Fachausdruck.
Aber, ob die Wurst gar ist?
Keine Ahnung!
Das werde ich jetzt persönlich erschmecken.
Ich bin mir nicht sicher.
Die lag jetzt zwar gute 20 Minuten in feinster Mittagssonne.
Aber: Ob das gereicht hat?
Es kommt warme Luft aus meinem Grill.
Ahhh!
Sieht aus wie vorher.
Die Frage ist, ob das ein Fail meiner Sonne ist oder einer Fail dieser Grundkonstruktion?
Um das rauszufinden, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir fliegen jetzt in die Wüste.
Oder: Chris, wir haben doch einige Lampen, ne?
Hast du irgendwas, was so richtig ballert?
So tausend Watt oder so?
Chris aus dem Off: Mindestens!
Filmsonne mit 650 Watt.
Woah!
Krass!
Okay, nachhaltig geht irgendwie anders.
Aber Spaß macht das schon!
Das war jetzt fast eine Viertelstunde.
Ich glaube, das reicht jetzt an Wüstensonne.
Bah, das qualmt richtig!
Ich glaube aber eher: Das ist das Gaffa!
Geil!
Ich meine, das ist jetzt bei so einer veganen Wurst nicht so leicht zu sagen.
Aber ich würde mal behaupten, die sieht schon deutlich dunkler aus!
Heiss!
Funktioniert!
Ist jetzt vielleicht aus ökologischen Gesichtspunkten nicht so empfehlenswert.
Ich meine, so viel Plastik, was man da verbraucht.
Dann weiß ich auch nicht, ob so gesund ist, wenn da irgendwie davon was schmilzt und auf
dein Grillgut tropft?
Ja, immer noch heiß!
Habt ihr eigentlich schon mal irgendwelche Lifehacks aus Videos ausprobiert?
Wenn ja, schreibt das doch mal in die Kommentare!
Vor allen Dingen auch, ob das geklappt hat.
Manches kann ja auch richtig gefährlich sein.
Ich glaube, man sollte da mit gesundem Menschenverstand rangehen und echt aufpassen, was man ausprobiert.
Und auch die Leute, die solche Clips ins Netz stellen, sollten sich das genau überlegen,
was vielleicht auch für User richtig schiefgehen könnte.
Wo überhaupt nichts schiefgehen kann, ist, wenn ihr hier auf den Knopf drückt, dann
habt ihr nämlich ein PULS Reportage Abo.
Außerdem lege ich euch dieses Video ans Herz, das ist Aris Upcycling Reportage.
Und hier gibt es alle unsere Selbstversuche in der Playlist.
Lecker!