JokaH Tululu über Idole, subtilen Rassismus und Verantwortung von Influencern
Du brauchst ein Idol,
der die vorgibt, wie das Ergebnis aussehen kann.
Ich hatte das letztendlich erst, als Will Smith gekommen ist.
Weil er so gesprochen hat wie ich, so aussah wie ich.
Jetzt hast du Uncle D, Frankie, Bodyformus.
Du hast eine Masse an Leuten, die dich motivieren können.
* Titelmelodie *
Mein Name ist Jokah Tululu, ich bin 29 Jahre alt,
bin in Hamburg geboren und aufgewachsen,
komme ursprünglich aus Ghana und bin beruflich Entertainer.
Das erste Mal, dass ich gemerkt habe, dass ich Entertainer sein möchte,
waren die ersten Schulauftritte.
Mein großer Held ist Michael Jackson.
Ich habe damals seine Auftritte angeguckt und alles nachgemacht.
Ich kann mich noch ganz gut erinnern, wir waren immer in Teenie-Discos,
wo man ab 15/16 rein konnte.
Dann war man schon um 21 Uhr fertig.
Wenn mein Kollege Thomas und ich gesagt haben, wir gehen feiern,
was ganz klar: Wir gehen hin, geben unsere Jacken ab,
und direkt auf die Tanzfläche.
Meistens war es so,
dass die Tanzfläche am Anfang komplett leer ist.
Keiner traut sich zu tanzen, die Leute sind an der Seite und warten.
Da sieht man nur, wie wir beide reingehen, Musik geht los, bumm!
Wir fangen an. Richtig schön synchron.
Ab und zu sind wir auch zum DJ gegangen und haben gemeint,
kannst du mal diesen Song spielen, da haben wir voll die geile Idee zu.
Dann spielt er den Song, wir machen weiter.
Es füllt sich und füllt sich.
Tanz ist einfach so krass. Es ist eine universelle Sprache.
Wenn du eine bestimmte Tanzart hast, kannst du überall hingehen.
Wenn du irgendjemanden findest, der dieselbe Tanzart hast -
er versteht dich sofort.
Es war dann irgendwann so, dass man selber gedacht hat,
okay, ich will selber Tanzlehrer werden.
Ich habe dann New Style, also Hip Hop unterrichtet.
Mit Rassismus hatte ich relativ wenig zu tun.
Wenn, dann war es wirklich subtiler.
Dass man Sachen gehört hat wie
"du bist schwarz, du kannst doch nicht tanzen,
du bist schwarz, du kannst doch bestimmt Basketball spielen."
Als Tanzlehrer habe ich wirklich gemerkt,
dass die Hautfarben-Geschichte keine große Rolle spielt.
Ich habe Leute unterrichtet, schwarz, weiß, jegliche Farbe.
Es gibt Talent und es gibt Fleiß.
Pigmente sagen nichts über ein gewisses Talent aus.
Trotzdem musst du dich hinstellen und deine Sachen durchziehen.
Du bist das, was du täglich tust.
Du kannst täglich entscheiden, wer du sein möchtest.
Ich habe mich nicht fremd gefühlt,
aber klar wusste ich, meine Kultur ist eine andere.
Und dann guckst du fern und du siehst keine Leute, die so aussehen wie du.
V.a. keine Leute, die so aussehen wie du, und Deutsch sprechen.
Man kann nicht wirklich nachvollziehen,
was es mit einem Kind anstellt, wenn du denkst,
okay, ich habe keine Rolle in dieser Gesellschaft.
Dann kommt diese Sendung, "Prinz von Bel-Air",
wo es quasi nur so ne Leute gibt,
die so sind wie du, so denken wie du und so sprechen wie du.
Und die sind alle beliebt. Die sind alle cool drauf.
Und Leute wollen so sein wie sie, ziehen sich an wie sie.
Das war so für mich das erste Mal, dass ich wirklich gefühlt habe,
dass ich irgendwie auf eine Art und Weise repräsentiert werde.
* Musik *
Der "Prinz von Bel-Air" ist das, was mich am meisten gelehrt hat.
Für mich war Onkel Phil in der Sendung sowas wie ein Vater für mich.
Also das, was er Will Smith beigebracht hat,
war quasi eine Lehre für mich automatisch.
Mein ganzes Leben durchweg war es eigentlich immer so,
dass ich irgendein Ziel gehabt habe, und es irgendwann abgehakt habe.
Das mit dem Tanzen, Tanzen unterrichten, mit Tanzen auftreten.
Irgendwann haben wir gesagt,
lasst uns doch einfach einen YouTube-Kanal erstellen.
Ich bin im Christentum aufgewachsen,
von klein auf wurde direkt Anzug angezogen und ab in die Kirche.
Das war jeden Sonntag so.
Und ich verstehe meine Reichweite als Geschenk Gottes.
Ich habe das Privileg, dass ich Gesundheit habe
und eine Stimme. Eine Stimme, die relativ groß ist.
Jeder Mensch ist letztendlich ein Influencer.
Ich habe das Privileg,
dass ich quasi 600.000 Möglichkeiten haben, an Menschen,
die ich so beeinflussen kann.
Deswegen finde ich das auch wirklich so wichtig,
Positivität auszustrahlen.
Weil wenn ich die 600.000 Leute so beeinflusse und sage:
Ey, Rassismus ist schon ziemlich geil,
Schwarze sind viel besser als Weiße.
Und Drogen - ey, wenn du cool sein willst, nimm Drogen.
Das ist doch voll geil.
Das ist aber nicht das, was ich weitergeben möchte.
Ich mag es einfach,
Leuten mehr Energie zu geben anstatt Energie wegzunehmen.
* Titelmelodie *
Untertitel: ARD Text im Auftrag von Funk (2019)
Das war die Folge "Germania" mit Jokah Tululu
a.k.a. The Fresh Prince of YouTube.
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