Barfuß laufen | Fuchsbandwurm und Zecken | Reise zum Mars - Gut zu wissen
. Untertitelung: BR 2018 Heute geht es um die Reise zum Mars.
Um lästige oder nützliche kleine Biester.
Und die Frage: Barfuß oder mit Schuhen?
Was ist besser?
Willkommen bei GUT ZU WISSEN und zu einem kleinen Striptease.
Ah, dieses herrliche Gefühl kennen wir alle,
wenn wir nach einem langen Tag in Schuhen
unsere Füße an die frische Luft lassen.
Barfuß, das fühlt sich nicht nur freier an,
es ist auch viel gesünder, barfuß herumzulaufen.
Das wusste schon der alte Kneipp.
Forscher haben jetzt herausgefunden, dass Kinder, die viel barfuß laufen,
sogar viele Vorteile in ihrer Entwicklung haben.
Es ist das Natürlichste der Welt, barfuß zu laufen.
Unser Fuß ist dazu gut ausgerüstet:
Mit Rezeptoren und Muskeln, um den Untergrund zu erkennen
und sich daran anzupassen.
Und mit Hornhaut an der Sohle, die vor Kälte und Verletzungen schützt.
Doch hierzulande
werden auch Kinderfüße mit dem ersten Schritt in Schuhe gesteckt.
Was das für Auswirkungen auf die Fußentwicklung hat,
untersuchen Sportwissenschaftlerin Astrid Zech und ihre Kollegen
an der Uni Jena.
Schädlich ist Schuhe tragen zwar nicht, aber:
Es ist natürlich schöner für die Entwicklung der Füße,
wenn sie barfüßig regelmäßig aufwachsen dürfen.
Es gibt Nachweise, dass die Füße breiter sind,
dass die Zehenstellung anders ist,
und dass das Fußgewölbe sich anders entwickelt.
Speziell Kindern kann Barfußlaufen also viel Gutes tun.
Anderswo, v.a. in heißen Regionen, wie z.B. in Afrika
ist Barfußlaufen normal, wenn auch oft aus der Not heraus.
Rund um die südafrikanische Stadt Stellenbosch,
die liegt in der Nähe von Kapstadt,
ist Barfußgehen unabhängig vom sozialen Status
bei Kindern und Jugendlichen voll angesagt.
Selbst Studenten spazieren barfuß zur Uni.
Wissenschaftler haben nun untersucht,
ob und wie sich barfuß laufende afrikanische Kinder
und schuhtragende Kinder in Deutschland unterscheiden.
Das Ergebnis: Die Barfußgänger hatten messbare Vorteile:
Die Schüler konnten aus dem Stand 3 cm weiter springen
und machten beim Balancieren auf einem dünnen Balken
weniger Fehler als die deutschen Kinder.
Die Messung des Fußgewölbes ergab außerdem,
dass Schuh-Kinder eher zu Plattfüßen neigen.
Meine Empfehlung wäre, so viel wie möglich barfuß zu laufen,
gerade auch im Freizeitbereich.
Die Kinder dazu zu motivieren,
auch mal im Sandkasten die Schuhe auszuziehen,
barfuß aufs Klettergerüst,
im Sand zu spielen. Das wäre das Ideale.
Barfußgehen ist gesund. Es fördert die Durchblutung.
Außerdem sorgt es für eine korrekte Fußstellung.
Weil Probieren über Studieren geht,
wandere ich jetzt auf einem noch verborgenen Barfuß-Parcours.
Damit ich mich mehr aufs Spüren konzentriere,
habe ich diese Augenbinde an
und bin gespannt, welche Gemeinheiten
mir meine Kollegen auf den Weg gelegt haben.
Das ist aber angenehm.
Fühlt sich an wie beim Strandspaziergang.
Das müsste Sand sein.
Was ist das? Playmobil-Figuren?
Was kann das denn sein?
Das erkenne ich nicht.
Das knirscht schön unter den Fußsohlen.
Das massiert mich.
Das ist Split.
Uh, was ist das?
Waschlappen?
Was kann das denn sein?
Es ist jedenfalls sehr angenehm.
Au! Was ist das!
Kieselsteine, oder so?
Aber wenn ich über die Ballen gehe, tut es nicht mehr so weh.
Wenn wir barfuß gehen,
wechseln wir manchmal in den sogenannten Ballengang,
setzen also den Fußballen zuerst auf.
Er ist viel elastischer als die Ferse und kann Stöße besser abfedern.
Dadurch muss aber die Wadenmuskulatur vermehrt arbeiten.
Es ist anstrengender.
Wir tendieren dazu, wenn wir barfuß laufen,
mit dem Vorfuß aufzusetzen.
Das wird zusammengebracht
mit einer geringeren Verletzungsinzidenz.
und mit dem natürlichen Laufstil,
mit dem anthropologisch gesehen besseren Laufstil
von unserer Entwicklungsgeschichte her.
Die Forscher haben aber auch beobachtet:
Die barfuß aufgewachsenen Kinder aus Südafrika
benutzen auch den Fersengang beim Barfußlaufen
oder Rennen auf glattem Untergrund.
Auch der ist also nicht unnatürlich.
Barfuß gehen oder sogar barfuß joggen
ist für Ungeübte erst mal relativ ungemütlich.
Aber man kann es im wörtlichen Sinne Schritt für Schritt lernen.
Ob barfuß oder beschuht:
Viele von uns werden in den warmen Monaten
über die Felder und Wälder spazieren.
Dazu habe ich eine gute und eine schlechte Nachricht.
Die gute: Die Tollwut gibt's nicht mehr.
Sie ist bereits seit 2006 ausgerottet.
Deswegen gibt es immer mehr Füchse.
Die schlechte Nachricht: Weil es so viele Füchse gibt,
verbreitet sich der Fuchsbandwurm.
Damit wächst auch das Risiko für uns Menschen,
von diesen fiesen Parasiten befallen zu werden.
Sebastian Frisch und sein Border Collie Jacky
haben das gleiche Schicksal.
Beide haben den Fuchsbandwurm.
Das Tier wird sterben, die Krankheit ist schon sehr weit fortgeschritten.
Auch für Sebastian Frisch wäre der Fuchsbandwurm
ohne medizinische Behandlung ein Todesurteil.
Es wird einem so bewusst, was man eh weiß:
Das Leben ist endlich, irgendwann ist es vorbei.
Aber durch so ein Wissen wird es einem klarer.
In einem Alter, in dem man das noch nicht auf dem Schirm hat.
Also ich hatte es noch nicht auf dem Schirm, dass das Leben endlich ist.
Und mir geht auch durch den Kopf:
Geht die Behandlung schneller
oder schafft es dieses Tier in mir schneller.
Um sich anzustecken, muss man Fuchsbandwurm-Eier
im Kot infizierter Tiere aufnehmen.
Das kann über das eigene Haustier passieren oder in der freien Natur.
Bis die Krankheit dann ausbricht, vergehen bis zu 15 Jahre.
Es gibt hier Füchse, und der Fuchs macht irgendwo hin.
Und man langt in das Gras, 2 Wochen, 3 Monate später.
Da ist da schon gar keine Fuchsscheiße mehr,
dann würde man sich die Hände waschen.
Aber man hat natürlich nicht immer ein Handwaschbecken dabei.
Danach fährt man sich mal über die Nase oder übers Gesicht,
und schwups ist es passiert.
Statistisch gesehen ist das Risiko,
am Fuchsbandwurm zu erkranken, gering.
Nur rund 50 Menschen im Jahr infizieren sich.
Die meisten in Süddeutschland.
Und so sieht er aus, der Fuchsbandwurm.
Ein besonders kleiner Bandwurm, selten länger als vier Millimeter.
Unbehandelt wuchern seine Larven in der menschlichen Leber,
bis es zum Organversagen kommt.
Die Uni-Klinik Ulm ist Deutschlands führendes Behandlungszentrum.
Nur bei jedem dritten Patienten
können die Ärzte das befallene Leber-Gewebe entfernen.
Was ich jetzt einstelle, ist die Hohlvene,
beziehungsweise die Vorderader.
Schauen Sie, die machen wir jetzt farbig.
Dieses Gefäß bringt quasi das nährstoffreiche Blut in die Leber.
Und ganz in der Nähe sitzt die Raumforderung.
Man sieht es bei Ihnen relativ unscharf.
Diese zu erkennen, ist selbst für jemanden, der oft Ultraschall macht,
manchmal schwierig, weil es eine sehr seltene Erkrankung ist.
D.h., viele Patienten werden unter der Vorstellung eines unklaren
oder bösartigen Tumors in die Behandlungsspirale gegeben.
Sebastian Frischs Diagnose ging schnell.
Obwohl er noch keine Symptome hatte,
ließ er sich nach der Erkrankung seines Hundes testen.
Trotzdem hat er Pech: Das befallene Leber-Gewebe
liegt gefährlich nah an einer der wichtigsten Venen.
Wir haben eingeschätzt, dass der Befund nicht operabel ist.
Weil er ungünstig liegt.
Insofern erwartet den Herrn Frisch jetzt
eine medikamentöse Behandlung mit Albendazol.
Und zwar viele Jahre. Eventuell auch lebenslang.
In Würzburg, dem Ort, an dem die Fuchsbandwurm-Erkrankung
beim Menschen 1855 entdeckt wurde,
suchen Forscher heute nach neuen Medikamenten.
Das ist nicht leicht,
der Fuchsbandwurm ist ein schwieriger Gegner.
Zunächst einmal ist er,
wie viele Bandwürmer, unsterblich.
D.h. das Gewebe, das bei uns in der Leber wächst,
ist ein unsterbliches Gewebe.
Er ist auch sehr regenerationsfähig.
Man kann das Material schneiden, durch ein Sieb drücken,
es regeneriert sich immer wieder.
Zweitens verhält er sich wie ein perfekt transplantiertes Organ.
Der Fuchsbandwurm transplantiert uns sozusagen
seine Larve in die Leber.
Die wächst fünf, zehn Jahre und wir merken noch nicht mal,
dass wir infiziert sind.
Weil das Fuchsbandwurm-Gewebe ähnlich wächst wie ein Tumor,
erforschen Brehm und seine Kollegen,
wie man Krebs-Medikamente dagegen einsetzen kann.
Um sich zu schützen, gehören Verzicht auf ungewaschene Waldbeeren
und gründliches Händewaschen nach dem Waldbesuch
zwar zum Pflichtprogramm ...
Die wahrscheinlichste Gefahr
liegt aber in Haushunden, die Mäuse fressen.
Der Hund muss, um Endwirt zu werden, Mäuse fressen.
Aber wenn er das bei uns macht
und dann in engem Kontakt mit dem Hausherren lebt
hat man natürlich dieselbe Situation,
wie wenn man mit einem Fuchs kuscheln würde.
Das ist sicherlich
eine der gefährlichsten Ansteckungsquellen, die wir haben.
Außer natürlich dem Kontakt mit Füchsen, auch das gibt es noch.
Jäger, die mit Füchsen umgehen. Auch das ist eine Ansteckungsquelle.
Die Beeren sind es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht.
Oder nur sehr nachrangig.
Sebastian Frisch wird sehr wahrscheinlich
nicht am Fuchsbandwurm sterben.
Auch wenn es sein kann, dass er nie geheilt wird.
Nichtsdestotrotz führt die Krankheit dazu,
dass ich Dinge aktiver und bewusster tue.
Mir mehr Lebensqualität rausziehe aus der Nummer.
Dank moderner Medizin muss heute
fast niemand mehr am Fuchsbandwurm sterben.
Was bleibt ist der Schrecken,
dass in der eigenen Leber ein Parasit gewachsen ist.
Gut zu wissen für alle Hundehalter:
Hunde, die viel im Wald unterwegs sind,
sollten mindestens zweimal, besser viermal im Jahr
entwurmt werden.
Ja, im Wald, da lauert so manche Gefahr.
Zecken zum Beispiel. Ein äußerst unangenehmes Thema.
Vor allem auch, weil so ein Zeckenbiss,
eigentlich ist es ein Stich,
gefährliche Folgen haben kann.
Gerhard Dobler ist so etwas wie der bayerische Zeckenpapst.
Der Mikrobiologe der Bundeswehr macht sich auf den Weg zum Zecken-Sammeln.
In ein Hoch-Risiko-Gebiet.
Man sollte lange Kleidung tragen. Helle Kleidung.
Um Zecken, die auf der Kleidung krabbeln, zu sehen.
Und versuchen, dass die Hosenbeine nicht offen sind.
Dann ist das ein ganz ordentlicher Schutz.
Zecken lassen sich nicht von Bäumen fallen.
Auf Gräsern wartend,
erkunden sie mit einer Art Nase an den Vorderbeinen ihre Umwelt.
Bis ein Wirtstier, z.B. ein Mensch, vorbeikommt.
Wir simulieren das jetzt,
indem wir ein Tuch nehmen und damit die Zecken abstreifen.
Das Tuch ist deswegen weiß, damit man die Zecken sehen kann.
Zecken sind farbenblind, sehen eigentlich überhaupt nichts.
Gemessenen Schrittes geht man da, also nicht zu schnell.
Damit die Zecken auch Zeit haben sich am Tuch festzuhalten.
Wenn eine Zecke Blut gesaugt hat, ist sie 200-mal schwerer als zuvor.
Das reicht eine Weile.
Zecken stechen nur drei Mal in ihrem Leben.
Manche warten mehrere Jahre.
Die meisten Zecken finden wir
auf der Übergangszone zwischen Wiesen und Wäldern.
Beziehungsweise zwischen Waldweg und Wald.
Es muss eine bedeckende Bodenvegetation da sein,
damit die Luftfeuchtigkeit über 85% liegt.
Darunter würden die Zecken relativ schnell austrocknen.
D.h., im Sommer findet man keine Zecken auf Wiesen
oder auf sonnenbeschienenen Orten.
In Europa verbreiten Zecken besonders zwei Krankheiten:
FSME und Borreliose.
Die Lyme-Borreliose,
die am häufigsten durch Zecken übertragene Krankheit hier,
wird durch Bakterien, die sog. Borrelien, übertragen.
Gegen sie gibt es keine Impfung.
Mit Antibiotika ist die Borreliose aber sehr gut behandelbar.
Wenn man sie rechtzeitig erkennt,
etwa an der charakteristischen Wanderröte.
Im Gegensatz dazu die Viruserkrankung FSME.
Sie kommt seltener vor,
hat aber viel häufiger einen schweren,
in Einzelfällen sogar tödlichen Verlauf.
Heute infizieren sich immer mehr Menschen mit dem FSME-Virus.
Ganz Süddeutschland gilt mittlerweile als Risikogebiet.
Von Osteuropa kommend, breitet sich das Virus
über infizierte Tiere immer weiter aus.
Was hilft, ist die FSME-Impfung.
Die empfiehlt Dobler allen, die in Süddeutschland leben.
Wir haben keine Medikamente dagegen.
Wenn die Erkrankung ausbricht,
nimmt sie einen schicksalshaften Lauf.
Wir können medikamentös nicht beeinflussen, ob der Patient stirbt,
Lähmungen hat oder wieder ganz gesund wird.
Nach einem Aufenthalt im Zecken-Gebiet
ist es wichtig, sich gut abzusuchen.
Denn bevor eine Zecke beißt,
ist sie erst einmal viele Stunden auf der Haut unterwegs.
Sticht die Zecke aber,
überträgt sie das FSME-Virus mit ihrem Speichel an den Menschen.
Er enthält auch ein Betäubungsmittel,
sodass man den Stich oft erst spät bemerkt.
Wer eine Zecke schnell entfernt,
kann sich zwar vor einer Infektion mit Borreliose schützen.
Nicht aber vor FSME.
Das FSME-Virus breitet sich in der ganzen Zecke aus
und findet sich v.a. in den Speicheldrüsen.
D.h., wenn die Zecke Blut saugt,
wird das Virus mit dem ersten Speichel abgegeben.
Es gibt auch Hinweise, die zeigen:
Je mehr die Zecke Blut saugt, desto mehr entwickeln sich
Zellen in den Speicheldrüsen, die ihn sekretieren.
Und desto mehr Virus wird produziert.
Im Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr
analysiert Gerhard Dobler
Zecken, die er in ganz Deutschland gesammelt hat.
Das Hochsicherheitslabor ist von der Außenwelt abgeschlossen.
Das FSME-Virus ist so gefährlich,
dass es sogar als Biowaffe eingesetzt werden könnte.
Und sollte es mutieren, könnte es noch ansteckender werden.
Wir sehen momentan,
dass sich das FSME-Virus in westlicher Richtung ausbreitet.
In den nächsten 50 bis 100 Jahren wird es bis zum Atlantik vorstoßen.
Dort trifft es auf andere Zeckenarten.
Und das Potenzial besteht,
dass es sich auch in eine gefährlichere Form entwickeln kann.
Doblers Angst: Eingewanderte Zeckenarten könnten in Deutschland
weitere Krankheiten wie das Fleckfieber verbreiten.
Besser, man erwischt sie, bevor sie stechen.
Bei ihren Wirten sind Zecken nicht wählerisch.
Sie heften sich an Vögel, Katzen, Mäuse, Hunde.
Und eben auch an uns Menschen.
Nur ein Säugetier mögen sie überhaupt nicht:
Die Giraffe.
Denn deren Geruch können sie nicht ausstehen.
Da wäre doch eine Art Giraffen-Deo als Zeckenschutz eine prima Idee?
Hier riecht's nicht giraffig,
hier riecht es nach den Kleiderschränken meiner Oma.
Das ist Lavendel.
Sehr angenehm und soll helfen gegen Tineola bisselliella.
Die Kleidermotte.
Wer die zu Hause hat, beziehungsweise im Kleiderschrank,
dem drohen Löcher in den Klamotten.
Dabei kann die Kleidermotte wirklich Faszinierendes:
Sie kann Wolle und andere tierische Haare zu Energie wandeln.
So wie die Kleidermotte
haben auch andere Insekten fantastische Fähigkeiten.
In der Medizinforschung
werden sie daher ganz genau unter die Lupe genommen.
Sie sind der Schrecken jeder Speisekammer.
Rotbraune Reismehlkäfer befallen nahezu alle Getreidearten.
Sie vertilgen auch Rosinen, Kakao oder Nüsse.
In der Küche sind die Käfer und ihre Larven eine echte Plage.
Im Labor dagegen ist der Reismehlkäfer
ein wichtiges Versuchstier.
Am Fraunhofer-Institut in Gießen hilft der Käfer
im Kampf gegen Parkinson.
Füttert man ihn mit dem Pflanzenschutzmittel Paraquat,
bekommt er Nervenentzündungen und verhält sich auffällig.
Ich kann eine bestimmte Chemikalie verfüttern
und so Symptome bei ihm auslösen, die ähnlich sind wie Parkinson.
Dann kann man z.B. Pflanzenextrakte ins Futter mischen und sehen,
ob etwas darin ist, das diese Symptome kuriert.
So kann ich identifizieren, in welchem Extrakt ist eine Substanz.
Dann kann ich das Extrakt weiter auflösen.
In der Hoffnung, dass wir eine neue neuroaktive Substanz finden,
die zu einem Medikament entwickelt werden kann.
Für diese Suche nutzen die Forscher Teststreifen,
an denen die Insekten hochkrabbeln sollen.
Das tun Reismehlkäfer in der Natur auch,
weil sie so ihr Umfeld erkunden.
Doch die Parkinson-Symptome verlangsamen ihre Bewegungen
und machen sie unsicher.
Welche Käfergruppe klettert innerhalb von einer Minute am höchsten?
Die erfolgreichsten Kletterer hatten die Substanz im Futter,
die sie am besten gegen Parkinson-Symptome schützt.
So die Theorie.
In der Tat zeigen sich deutliche Unterschiede:
Manche Käfer sind kaum zu stoppen.
Andere schaffen nur wenige Zentimeter.
Den deutlichsten Effekt
hat ein bereits zugelassenes Parkinson-Medikament.
Aber auch Vitamin C und ein chinesischer Tee-Extrakt
zeigen gute Wirkungen.
Das ist also ein insektenbasiertes Suchsystem für neue Wirkstoffe.
Während einige Insekten
als Versuchstier für neue Substanzen dienen,
verfügen andere selbst über interessante Wirkstoffe.
Beispiel Marienkäfer.
Sie vertilgen Tausende von Blattläusen.
Ihre länglich geformten Larven sind besonders gefräßig.
Sie machen auch vor der eigenen Familie nicht halt.
Hier frisst die Larve eines europäischen Marienkäfers
die jüngere Larve eines asiatischen Verwandten.
Mit gravierenden Folgen.
Die größten Feinde der Marienkäfer sind die Marienkäfer selbst.
Wann immer Marienkäfer- Larven die Eier
oder kleinere Larven finden, fressen sie diese.
Und man hat beobachtet, wenn einheimische Marienkäfer
an Eiern oder Larven vom asiatischen Marienkäfer fressen,
dass sie daran sterben.
Umgedreht aber passiert nichts.
Aber woran sterben die Fressfeinde des asiatischen Marienkäfers?
Die Gießener Forscher untersuchen dessen Blut,
die sog. Hämolymphe und machen eine erstaunliche Entdeckung:
Es ist voll mit tödlichen Parasiten.
Eine Biowaffe, die dem asiatischen Marienkäfer
selbst nichts anhaben kann.
Ich war so überrascht.
Ich arbeite seit 20 Jahren im Immunsystem der Insekten.
Ich hab so was noch nie gesehen. So ein Bild war für mich neu.
Das kennt man höchstens von todkranken Insekten.
Dass ein totes Tier voll ist mit Krankheitserregern.
Aber von fitten Tieren, die fliegen, sich fortpflanzen, fressen.
Das habe ich noch nie gesehen.
Der asiatische Marienkäfer muss extrem starke Abwehrstoffe haben,
um die Parasiten in Schach zu halten.
Diese Stoffe gilt es nun zu finden, um neue Medikamente zu entwickeln.
Vielleicht werden im Käfer entdeckte Wirkstoffe
dann später an diesen Insekten getestet:
Wachsmotten leben normalerweise in Bienenstöcken.
Sie haben sich auf die dortige Temperatur
von 37 Grad eingestellt.
Das entspricht der Körpertemperatur von Säugetieren
und macht die Wachsmotte zum wertvollen Versuchstier.
Im Screeningsystem entdeckt man neue Substanzen.
Man stellt fest, die wirken gegen menschliche Krankheitserreger.
Dann ist die erste Frage:
Wirkt das auch am lebenden Tier?
Das kann man an Mäusen machen.
Aber das ist aufwendig und ethisch sehr bedenklich.
Das kostet viel, und die Mäuse sterben,
wenn sie mit Erregern infiziert werden,
einen nicht gerade einfachen Tod.
So ist unser Interesse,
solche Versuche an Insekten durchzuführen.
Um z.B. nach neuen Wirkstoffen zu suchen,
die gegen humane Krankheitserreger wirksam sind.
Die Zucht der Wachsmotten ist einfach und billig.
Sie werden in Kästen aufgezogen
und mit Weizenmehl, Honig und Grieß gefüttert.
Wenn die Raupen groß genug sind,
spritzen ihnen Wissenschaftler Krankheitserreger.
Später werden sie dann
mit unterschiedlichen Wirkstoff-Kandidaten behandelt.
So lässt sich in kurzer Zeit testen,
welche Substanzen vielversprechend sind.
Bis zum fertigen Medikament ist es allerdings ein langer Weg.
Egal welches Insekt Ausgangspunkt der Forschung ist.
Die Entwicklung von Medikamenten dauert heute bis zu 15 Jahren.
Sie müssen viele Schritte
in der präklinischen Forschung überspringen.
Es ist teuer und langwierig.
Deswegen ist es so eine Herausforderung.
Für neue Substanzen brauchen wir geeignete Organismen.
Die Insekten sind da eine riesige Fundgrube.
Das Potenzial der Insekten in der medizinischen Forschung
ist jedenfalls gigantisch.
Und nun zu den unendlichen Weiten des Weltalls.
Seit Kurzem ist eine Sonde unterwegs zum Mars.
Die Insight.
Zu Deutsch: Einsicht.
An Bord der Sonde ist ein Bohrer,
mit dem der Rote Planet angebohrt werden soll,
um uns neue Einsichten zu geben.
Aber überhaupt der Weg bis zum Mars
ist ja schon eine Herausforderung.
Philip probiert's heute trotzdem.
(Kommentator) "Go for main engine start."
"One, zero, and: liftoff of the Atlas 5 rocket"
Das wär eigentlich das Experiment für heute gewesen,
hat aber aus Termingründen nicht geklappt.
Deshalb heute die Theorie dazu,
was nötig wäre, um auf den Mars zu fliegen.
Klar braucht man dazu ein Gefährt, eine Rakete beispielsweise.
Diese Rakete braucht eine gewisse Geschwindigkeit,
um dem Gravitationsfeld der Erde entfliehen zu können.
Das ist die sog. zweite kosmische Geschwindigkeit.
Das ist sehr, sehr schnell.
11,2 km pro Sekunde. Über 40.000 km/h.
Wahnsinnig schnell.
Ich sag mal so, ein 08/15-Triebwerk
kriegt diese Geschwindigkeit gar nicht zustande.
Das Gefährt würde
im Gravitationsfeld der Erde hängen bleiben.
Also Punkt 1: Geschwindigkeit.
2.Punkt: Timing.
Der Mars dreht sich um die Sonne.
Auch die Erde dreht sich um die Sonne, das wär jetzt ich.
Ich muss Gas geben, die Erde ist schneller als der Mars.
Außerdem sind Mars und Erde
auf unterschiedlichen Abständen von der Sonne unterwegs.
Deshalb gibt es einen Moment, in dem es viel Sinn macht,
eine Rakete auf den Mars abzuschießen.
Genau dann, wenn sich Mars und Erde am nächsten sind.
Das kommt ca. alle zwei Jahre vor.
Aber selbst dann beträgt der Abstand zwischen Mars und Erde
noch rund 500 Mio. Kilometer.
Angenommen wir hätten eine Rakete, die schnell genug ist.
Und den perfekten Zeitpunkt ausgerechnet.
Dann stellt sich noch die dritte Frage: Wohin zielen wir eigentlich?
Klingt vielleicht blöd, aber: Wenn ich als Erde mich nicht bewegen
und genau auf den Mars zielen würde ...
... schieß ich natürlich vorbei.
Denn in der Zeit bis die Rakete da ist,
hat sich der Mars schon längst weiter gedreht.
Ich muss also ein bisschen vor den Mars zielen.
In der Realität ist das Ganze noch schwieriger,
denn die Erde bewegt sich ja auch noch.
Alles in allem also eine echt knifflige Angelegenheit.
Wenn man alles richtig macht, dauert es auch "nur" 8 Monate
bis man auf dem Mars angekommen ist.
Selbst dann kann noch vieles schiefgehen.
Denn die Landung auf dem Mars ist eine eigene Wissenschaft.
Übrigens:
Bei einer Landung auf dem Mars reißt der Kontakt
von der Sonde zum Kontrollzentrum auf der Erde vorübergehend ab.
Diese Kommunikationslücke bezeichnen NASA-Ingenieure als
"7 minutes of terror", die sieben Schreckensminuten.
Untertitelung: BR 2018
Die 30 "GUT ZU WISSEN"-Minuten sind damit zu Ende.
Schönen Abend noch.
Vielen Dank und bis zum nächsten Mal.