KI - Die letzte Erfindung der Menschheit (2019)
Ist eine künstliche Intelligenz, schlauer und schneller als der Mensch, vielleicht gar eine,
die sich ihrer selbst bewusst ist – Science Fiction oder nicht?
Experten sagen nein, sie wird schon bald Realität sein – und unsere Gesellschaft in einer
Weise verändern, dass niemand mit Sicherheit sagen kann, was passieren wird.
Sie ist die technologische Singularität.
Und sie gefährdet die Menschheit bereits vor ihrer Ankunft.
Ich bin Ronny, willkommen bei Raumzeit!
Üblicherweise beginnen Videos zu künstlicher Intelligenz mit dem Brettspiel Go.
3000 Jahre menschlicher Spielpraxis, Meisterschaft und Intuition wurden von der KI AlphaGo Zero
binnen kürzester Zeit weggewischt.
Diese KI wurde zum Großmeister des Go-Universums obwohl keiner ihrer Programmierer ein auch
nur guter Go-Spieler war.
Das ist beeindruckend aber nicht unser Thema – wir betrachten heute die Allgemeine KI,
eine KI welche die Denkfähigkeiten von Menschen hat und in der Steigerung die Starke KI, eine
KI, die sich zusätzlich ihrer selbst bewusst ist.
Unser Problem als Menschen ist es, dass wir nicht in der Lage sind, eine derartige KI
intuitiv einzuordnen.
Wir wissen nicht, wie intelligent sie denn nun sein soll oder sein wird.
Wir haben keine Ahnung, ob sie bösartig ist oder die Menschheit in eine bessere Zukunft
führt.
Wir wissen lediglich eines – sie wird existieren und sehr wahrscheinlich noch in unserer Lebenszeit.
Ein Problem unserer emotionalen Haltung gegenüber KIs ist es, dass wir über lange Jahre durch
die Medien in eine bestimmte Richtung konditioniert wurden.
KIs sind in der Regel bösartig – und gleichzeitig irgendwie cool.
Klimawandel, Flüchtlingskrisen, Nuklearer Krieg – das sind existenzielle Bedrohungen,
die visualisierbar sind.
Sie sind greifbar unangenehm und wir haben in der Regel eine klar negative Haltung ihnen
gegenüber.
Anders bei KIs.
Wir wissen nicht genau, was es ist, wie es handelt, aber wenn wir an 2001 denken, die
Matrix oder Terminator, dann tritt uns das emotionslos Böse stets in futuristischem
Hochglanz gegenüber und wir sagen wider besseres Wissen, dass so ein Ende der Menschheit schon
ein bisschen sexy ist.
Sich darüber Gedanken zu machen, argumentieren einige, sei in etwa so sinnvoll wie an Überbevölkerung
in der Antarktis zu denken.
Sinnlos.
Schließlich reden wir hier bestenfalls über futuristische Ideen, wahrscheinlich aber über
Science Fiction.
Ist denn eine allgemeine KI überhaupt realistisch?
Wir müssen das bejahen, wenn wir bereit sind, drei Annahmen zu akzeptieren:
Erstens – eine technische Weiterentwicklung wird irgendwann in KI resultieren.
Warum?
Unser Gehirn ist nichts anderes als eine hochkomplexe Hard- und Software.
Es besteht aus Molekülen, die Signale sind bioelektrisch.
Solange wir nicht an eine Prometheusgestalt oder gar eine Gottheit glauben, die uns einst
den Verstand schenkte, müssen wir akzeptieren, dass ein Nachbau und eine Weiterentwicklung
möglich sind.
Es ist auch irrelevant, mit welcher Geschwindigkeit wir uns weiterentwickeln – solange wir Fortschritte
machen, entwickeln wir eine KI.
Zweitens – wir wollen uns weiterentwickeln.
Das steht außer Frage – allein aktuell arbeiten global dutzende Firmen mit Hochdruck
an der Entwicklung von KIs.
Regierungen – auch unsere – schalten sich ein.
Menschen betreiben Wissenschaft ohne Pause.
Solange wir nicht Opfer einer globalen Katastrophe werden, beenden wir auch nicht unseren Fortschritt.
Drittens – Intelligenz hat viel Potenzial nach oben.
Das liegt schon auf der Hand, wenn wir uns nur umsehen.
Unser Hirn ist nicht wesentlich größer als das des Schimpansen und doch ist unser Verstand
exponentiell weiterentwickelt.
Auch innerhalb unserer Spezies erleben wir stets große Divergenzen – auch nach oben.
Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass wir auch nur im Ansatz eine Grenze von Intelligenz
erfahren hätten.
Und wenn wir diese drei Annahmen hinnehmen, dann wissen wir, dass die Entwicklung einer
KI unvermeidlich ist.
Diese KI könnte dann – sagen wir – auf den Verstand eines intelligenten Menschen
zurückgreifen, aber sich an alles perfekt erinnern, sich Terabyte an Wissen in Sekunden
aneignen, und alle Denkprozesse millionenfach schneller ablaufen lassen als ein Mensch.
Sie würde beginnen, sich selbst zu verbessern, neu zu erfinden und zu optimieren.
Der Mathematiker I.J.
Good sprach in diesem Zusammenhang von einer Explosion der Intelligenz.
Diese KI wäre uns binnen Stunden weit überlegen und wir hätten vermutlich keine Chance mehr,
ihre Denkprozesse nachvollziehen zu können.
Wir würden – aus unserer Perspektive freilich – eine Gottheit erschaffen den ersten, echten
Deus ex Machina.
Und sie ist keineswegs soweit entfernt, wie wir vielleicht annehmen.
Erst kürzlich fragte man auf einer Konferenz zur KI-Forschung die anwesenden Wissenschaftler,
wann denn die erste allgemeine KI zu erwarten sei.
Die Antworten fielen unterschiedlich aus – im Schnitt jedoch wurden 40 Jahre genannt.
Und es soll nicht bei diesen 40 Jahren bleiben.
Google kauft systematisch und global Firmen auf, die an KI arbeiten – seit 2012 etwa
15, unter anderem Deepmind, Halli Labs und AI-Matter.
Auch Facebook, Amazon, Microsoft, Apple und weitere Silcon Valley Größen akquirieren
im großen Stil, regelmäßig und global KI Startups.
Hier fließen Milliarden von Dollar im Wochentakt.
Die aggressive Vorgehensweise der FAMGA Firmen zeigt deutlich, welche Bedeutung sie der konsequenten
und schnellen Entwicklung von Künstlicher Intelligenz beimessen.
Gleichzeitig geht es natürlich um Austrocknung der Konkurrenz – jede Fusion senkt das Tempo
der anderen, verschafft vielleicht den entscheidenden Vorsprung von einigen Tagen.
In diesem Kontext wirkt dann auch der jüngste Vorstoß der Bundesregierung etwas amüsant,
bis zum Jahr 2025 insgesamt 3 Milliarden Euro in die Entwicklung Künstlicher Intelligenz
zu investieren.
Die Zeichen der Zeit wurden offensichtlich erkannt, die finanzielle Konsequenz aber ist
nicht mehr als eine Fußnote im Reich der KI-Marktführer.
Denken wir das mal weiter – die digitale Dominanz des Silicon Valley ist gleichzeitig
auch eine Dominanz der USA.
Was aber, wenn es sich andeutet, dass Google oder Microsoft tatsächlich kurz vor der Entwicklung
einer allgemeinen KI stehen?
Eine kontrollierte KI, welche auch nur einen Monat aktiv ist, kann potenziell die Ergebnisse
von 100.000 Jahren Forschungsarbeit leisten.
Sie wäre in der Lage, wirtschaftlich und militärisch mit ungeahnter Präzision und
Planung vorzugehen – sie würde die Welt dominieren.
Wie also würden andere reagieren?
Wenn es – auch nur gerüchteweise – aufkäme dass in den USA eine allgemeine KI kurz vor
ihrer Fertigstellung steht, was würden Mächte wie Russland oder China unternehmen?
Könnte es mithin passieren, dass die Welt ins Chaos gestürzt wird, nicht etwa durch
die KI selbst sondern durch Angst vor der Macht der KI?
Es wäre vermutlich der jetzt richtige Weg, global Ressourcen zu bündeln und international
und gemeinsam am Projekt KI zu arbeiten.
Dem entgegen steht natürlich unsere momentane gesellschaftliche Struktur, welche von trennenden
Elementen wie Kapitalismus, Religion und Nationalismus geprägt ist – es ist so ein Rennen globaler
Konzerne gegeneinander und wir können mit einer gewissen Angst auf den Sieger warten.
Und den wird es geben – im nächsten Jahrzehnt, in 30, vielleicht in 50 Jahren.
Wir hoffen, wir konnten euch ein Bild von der aktuellen Situation zeichnen, welche brisanter
ist, als die meisten wissen.
In der nächsten Folge zu diesem Thema versuchen wir, gemeinsam herauszufinden, wie eine KI
unsere Welt verändern würde.
Um keine Zeit zu verlieren, empfehlen wir schon jetzt, euch in unserer Kommentarsektion
der KI vorzustellen – immerhin wird das das erste sein, was sie von euch sieht.
Ihr seid bestimmt sehr kreativ.
Wenn euch das Video gefallen hat, dann freuen wir uns über euer Abo und ein Like.
Die Idee zu dieser Episode stammt übrigens von Melina, die zu unseren Unterstützern
auf Patreon zählt.
Vielen Dank Melina!
Ebenso grüßen wir unseren Galaktischen Overlord Rico Wittke.
Wie immer sagen wir danke fürs Zuschauen und – in diesem Sinne – 42!