Funkkreis #55 | Corona-Impfstoffe | Entwicklung und Zeitplan| Bundeswehr
A: Der Corona-Impfstoff ist derzeit das vorherrschende Thema und in aller
Munde. Doch wie funktioniert er und mit welchen Nebenwirkungen ist zu rechnen?
Darüber spreche ich heute mit der Referentin für Infektionsschutz, Oberfeldarzt Dr. Svenja Liebler.
Mein Name ist Amina Fieth aus der Redaktion der Bundeswehr. Im Funkkreis heiße ich willkommen,
Dr. Svenja Liebler. Hallo B: Hallo, Frau Fieth.
A: Frau Dr. Liebler, es gibt jetzt schon viel Spekulation,
wie das laufen soll mit den Impfungen gegen Corona, wann die Soldaten dran sind, wann wer
überhaupt dran ist, wann es und wann es überhaupt einen Impfstoff gibt, den wir auch spritzen
können. Was für Fragen erreichen Sie denn so? B: Naja, eine der ersten Fragen ist natürlich,
ob der Impfstoff auch sicher ist, da er enorm schnell entwickelt wurde.
A: Was antworten Sie dann darauf? B: Diese schnelle Entwicklung des
Impfstoffs oder auch die schnelle Zulassung liegt ja an verschiedenen Dingen, sodass man keine
Sorge haben muss, dass dabei Sicherheitsstandards vernachlässigt wurden. Das liegt zum einen daran,
dass die Firmen natürlich von verschiedenen Staaten, unter anderem auch Deutschland,
viel Geld für die Forschung und Entwicklung zur Verfügung gestellt bekommen haben, sodass sie
natürlich kein wirtschaftliches Risiko tragen. Zum anderen liegt es auch daran, dass ein sogenannter
Rolling-Review Verfahren zugelassen wurde. Das heißt, die forschenden Pharmaunternehmen
können eben die Daten aus den einzelnen Phasen der Entwicklung den Zulassungsbehörden fortlaufend zur
Verfügung stellen. Normalerweise wäre das so, dass erst nach Abschluss aller Phasen das komplette
Datenpaket zur Verfügung gestellt wird und so kann natürlich schon im laufenden Prüfverfahren auch
durch die Zulassungsbehörden geschaut werden, was die Daten hergeben. Und was dann weiterhin
dazukommt, ist, dass dann in der Phase 3 der Impfstoffüberprüfung auch geschaut werden muss,
wirkt der Impfstoff auch tatsächlich gegen die Infektion und ja, so schlimm wie es ist,
funktioniert das natürlich nur, wenn es wirklich viele Infektionen gibt. Insofern wird der
Impfstoff eben in verschiedenen Ländern getestet, wo tatsächlich hohe Infektionsraten auftreten. Zum
Beispiel in Brasilien, aber auch in Indien oder in Großbritannien, aber auch in Deutschland.
A: Das übliche Verfahren für die Zulassung eines Impfstoffs dauert ja sonst so zehn bis
zwanzig Jahre. Wie läuft das jetzt ab, dass das so schnell ging? Sie sagten ja schon,
dass dort viel Geld investiert wurde und dass da jetzt auch, wie ich gehört habe, mit Hochdruck
daran gearbeitet wird. Aber können Sie uns einmal kurz aufzeigen, wie diese Phasen ablaufen?
B: Also es gliedert sich in der Regel in drei Phasen, die auch nicht verkürzt werden können,
die sogenannten wissenschaftlichen Standards, die da auch eingehalten werden müssen. In der Phase 1
werden nur wenige gesunde Studienteilnehmer geimpft. Beginnend tatsächlich mit einer
einzelnen Person, wo man dann einige Tage schaut, inwiefern sie reagiert oder ob sie überhaupt
reagiert und erst dann kommen eben die nächsten zwei Personen dazu und so weiter. In der Phase
1 geht es also primär um die Verträglichkeit und Sicherheit des Impfstoffes. Man schaut,
ob schwere Nebenwirkungen auftreten oder ob die Person mit irgendwelchen ungewöhnlichen
Reaktionen im Nachgang zu kämpfen hat. Und dazu muss man sagen, schwere Nebenwirkungen würden
tatsächlich relativ früh erwartet werden, das heißt, dass jemand erst Jahre nach einer Impfung
plötzlich eine schwere Erkrankung entwickelt, die im Zusammenhang mit dieser Impfung steht,
ist mehr als unwahrscheinlich. A: Können Sie kurz erläutern,
was eine schwere Nebenwirkung ist? B: Was man in dem Zusammenhang befürchtet
sind z.B. neurologische Nebenwirkungen. Zum Beispiel ein sogenanntes Guillain-Barré-Syndrom,
das heißt, dass dann der Mensch Probleme hat, die Arme oder die Beine zu bewegen
und das ist bei der Impfung definitiv nicht aufgetreten. Das wäre auch eine Nebenwirkung,
die sehr früh auftreten würde, wenn sie denn im Zusammenhang mit diesem Impfstoff auftreten würde.
A: Das ist ja schon mal beruhigend. Wie geht es dann weiter?
B: Ja, nach der Phase 1 an der wie gesagt nur sehr wenig Probanden teilgenommen haben,
also insgesamt vielleicht 100 Personen kommt die Phase 2. Hier nimmt schon eine größere Anzahl an
Freiwilligen teil und diese Phase, die dient dazu, die erforderliche Dosis zu finden, damit
das Immunsystem des Probanden tatsächlich auf die Impfung reagiert und ob er Antistoffe bildet. Auch
das eigentliche Impfschema wird in dieser Phase ermittelt und der Wirksamkeitsnachweis erfolgt in
dieser Phase. Dadurch, dass inzwischen auch bis zu einigen 1000 Probanden teilgenommen haben, würden
in dieser Phase auch Nebenwirkungen erkannt werden, die etwas seltener auftreten und damit
in der ersten Phase vielleicht nicht aufgefallen wären. Danach schließt sich die Phase 3 an, in
der mehrere 10.000 Probanden teilnehmen und in der man versucht die konkrete Wirksamkeit zu erkennen.
Dazu ist eben zu sagen, dass tatsächliche Infektionen im Umfeld auftreten müssen. Nur
wenn ein Infektionsdruck vorhanden ist, dann sieht man ja auch, ob er eine Infektion verhindern kann.
Mit statistischen Methoden wird errechnet, wie groß die Teilnehmerzahl sein muss und auch wie
viele Infektionen auftreten müssen in der Gruppe die geimpft wurde und die, die nur ein Placebo
bekommt, um mit statistischer Sicherheit sagen zu können, ob der Impfstoff wirkt. Auch in der
Phase würde man wiederrum Nebenwirkungen erkennen. Der große Vorteil, auch wenn das jetzt sehr böse
klingt in der momentanen Situation ist, dass in vielen Ländern ein hoher Infektionsdruck herrscht,
sodass man natürlich sehr schnell feststellen konnte, ob der Impfstoff vor einer Infektion
schützt, sodass man sehr schnell die vorher statistisch ermittelten Infektionszahlen unter
den Geimpften mit dem Placebo erkennen konnte. A: Das heißt, der Impfstoff ist durch die
selben Prüfungen in demselben Verfahren gegangen, wie jeder andere Impfstoff auch,
nur in einem höchstbeschleunigten Vorgang? B: Ja, beschleunigt dadurch, dass der
Infektionsdruck hoch ist und die Firmen kein wirtschaftliches Risiko durch diese großen
Studien eingehen, die natürlich Geld kosten. Die Probanden bekommen eine Aufwandsentschädigung,
die Untersuchungen die durchgeführt werden kosten Geld, das Personal,
welches beschäftigt wird, kostet Geld und dieses Risiko müssen die Firmen eben im
Moment nicht tragen und die Infektionszahlen, die man wie gesagt vorher statistisch ermittelt hat,
die werden eben auch schneller erreicht. A: Jetzt haben wir ja schon gesehen in
Großbritannien, das waren ja die ersten, die mit den Impfungen angefangen haben,
dass es da zu einigen Nebenwirkungen kommt. Das ist ja auch derselbe Impfstoff, der wohl auch
in Deutschland eingesetzt werden soll, wenn das durch die Prüfung durch ist. Wie kann man
damit umgehen? Also wird da noch nachgearbeitet? Oder inwiefern beruhigen sie die Menschen dann?
B: Nebenwirkungen, die bisher bekannt sind, sind übliche Nebenwirkungen von Impfungen, die einfach
darauf beruhen, dass das Immunsystem reagiert. Das soll ja auch reagieren um eben Antikörper
oder auch andere Stoffe zu bilden, damit die Infektion abgewehrt werden kann. Das heißt,
so etwas wie Rötungen oder Schwellungen an der Einstichstelle oder auch Fieber oder Kopfschmerzen
oder Schwäche und Abgeschlagenheit einige wenige Tage ist vollkommen normal und hat nichts mit
einer ungewöhnlichen oder nicht erwarteten Reaktion auf den Impfstoff zu tun. Was man
in Großbritannien gesehen hat, sind allergische Reaktionen, davon waren aber Menschen betroffen,
die zuvor schon mit massiven allergischen Reaktionen zum Beispiel auf Medikamente oder
Imfpfstoffgaben reagiert haben und die insofern auch schon teilweise Notfallset mit sich geführt
haben um sich eben selbst behandeln zu können. Das heißt, das sind jetzt eben keine üblichen
allergischen Reaktionen, die vielleicht schon der ein oder andere Mal gehabt hat,
die auf eine leichte Rötung, Schwellung oder Heuschnupfen reagieren, sondern das sind
wirklich ganz massive Erkrankungsbilder, die eben zu dieser Versorgung mit den Notfallsets führen.
A: Gehört da auch dazu sowas wie eine Nussallergie oder wenn ich auf irgendein Lebensmittel stark
reagiere, da muss ich immer einen sogenannten Epipen dabei haben oder über was für Allergiker
sprechen wir jetzt hier genau? B: In dem Fall sind es keine
Lebensmittelallergien, sondern eher Medikamentenallergien, aber das sind halt
tatsächlich Menschen, die einen Epipen dabeihaben und das sind ja tatsächlich nicht so viele
Menschen, die so schwer allergisch reagieren. A: Also sollten die, bevor es zum Impfen geht,
sich nochmal rückversichern beim Hausarzt ob es jetzt eine gute Idee ist oder nicht.
B: Ganz genau. Aber die Abfrage auf Allergien ist ja auch Standard bei jeder Impfung. Zum Beispiel
bei der Influenzaimpfung die Abfrage ob eine Hühnereiweißallergie besteht, das ist ein Standard
der auch allgemein bekannt ist und die durch die Ärzte immer abgefragt wird bei jeder Impfung.
A: Eine häufige Frage ist ja auch, wie funktioniert dieser Impfstoff jetzt eigentlich.
Es soll ja auch zwei Impfungen geben, je innerhalb von wenigen Tagen abstand. Also zwei Spritzen,
um diesen Impfschutz zu erhalten. Können Sie uns einmal kurz erklären wie der Impfstoff aufgebaut
ist? Wie dieser Wirkstoff aufgebaut ist? B: In der Zulassung sind im Moment zwei
verschiedene Impfstofftypen. Das sind zum einen RNA Stoffe, mRNA Stoffe, steht für messenger RNA
oder auf Deutsch: Boten-Ribonukleinsäure. Das heißt, es ist ein Teil des genetischen
Erbmaterials des Virus und der wird eingeschlossen in winzig kleine Fetttröpfchen verabreicht und
über die Fetttröpfchen dringt das dann in einige wenige Körperzellen des Menschen ein. In der
Zelle des Menschen wird dann dieser Bauplan, in dem Fall das Oberflächenprotein des Virus
abgelesen und dieses Bei-Protein, was viele auch von den Abbildungen kennen nachgebaut
und auf- oder gegen dieses Bei-Protein richtet sich dann die Reaktion des Immunsystems. Das
andere Verfahren oder der andere Impfstofftyp ist ein sogenannter Vektorimpfstoff. Auch der enthält
Erbmaterial des Virus, die Einschleusung erfolgt hier aber über abgeschwächte andere Viren, also
zum Beispiel das bekannte Masern-Virus, das kann dafür verwendet werden oder gegen andere Viren,
also übliche Schnupfenviren. Die sorgen dann auch dafür, dass das Virus in die menschliche
Zelle eingeschleust wird und eben dieser Bestandteil des SARS-Cov 2 Virus nachgebaut
werden kann auf den das Immunsystem reagiert. A: Das ist jetzt also nicht so, dass man mit
der Impfung mit dem Corona-Virus infiziert wird? B: Nein. Es wird nicht der komplette Bauplan des
Virus verabreicht, sondern eben nur ein bestimmter kleiner Anteil. Wie gesagt,
in der Regel das Protein, diese Stacheln, die das Virus hat und die mRNA wird auch relativ
schnell wieder abgebaut. Die verbleibt also nicht dauerhaft in der menschlichen Zelle.
A: Jetzt warten natürlich alle schon darauf, oder zumindest ein Großteil, dass endlich ein
Impfstoff zugelassen wird. Wie ist das Prozedere? Also wer entscheidet letztlich darüber, ab wann
geimpft werden darf und was geimpft werden darf? B: Im Moment ist es so, dass die europäische
Arzneimittelagentur die Zulassung für Europa prüft. Wenn diese Zulassung erfolgt ist,
wird auch die Zulassung für Deutschland über das Paul-Ehrlich-Institut erfolgen. Das heißt, diese
Behörden bekommen sehr umfangreiche Datenpakete von den Herstellern geliefert. Wobei die
Datenpakete, die jetzt unsere Zulassungsbehörde fordern noch umfangreicher sind als diejenigen,
die von den USA oder Großbritannien von den Zulassungsbehörden abgefragt wurden
und erst wenn dort eben tatsächlich überprüft wurde, dass die Sicherheit gegeben ist und das
natürlich auch die Sicherheit größer ist als das potentielle Risiko, dann kann eine
Zulassung hier für Deutschland erfolgen. A: Sind Sie da vielleicht besser im Bilde
wann da jetzt der Zeitpunkt sein könnte? Es wird ja die Zulassung, wie es jetzt an andern
Orten schon passiert ist, wurde jetzt auch schon gesagt, dass diese jetzt nicht mehr
schneller sein würde als die reguläre Prüfung. B: Also nach meiner Kenntnis ist die Zulassung
für den 29.12.2020 anvisiert. Man muss aber auch fairerweise sagen, dass da im Moment sehr viel in
Bewegung ist und natürlich auch von verschiedenen Seiten der Politik ein enormer Druck aufgebaut
wird um eine schnellere Zulassung zu erreichen. Es wird vermutlich eine bedingte Zulassung sein,
das heißt, die Hersteller werden noch weitere Datenpakete nachreichen und es werden natürlich
auch noch weitere Studien ablaufen, sodass auch da mit weiteren Daten zu rechnen ist.
A: Also kann man auch zusammenfassend sagen, da ist einfach viel im Fluss, sehr dynamisch. Und
an dieser Stelle muss man auch mal kurz anmerken, dass wir am Dienstag den 15. Dezember aufnehmen.
Es kann also sein, dass sich bis Donnerstag, wo dieser Podcast dann gesendet wird schon
einiges getan hat. B: Genau.
A: Die STIKO, also die ständige Impfkommission hat ja jetzt schon Pläne entworfen, wer zuerst
geimpft werden soll. Sind die Pläne verbindlich? B: Bisher gibt es noch kein, von allen Seiten
die in der politischen Verantwortung stehen mitgetragen oder mitgezeichnetes Papier. Es
ist ein erster Entwurf, der noch in der Mitprüfung durch die Fachgesellschaften und durch die Politik
ist. Auch da gibt es durchaus noch Bewegung. Was sich aber abzeichnet ist, dass die STIKO
empfiehlt die Risiko-Gruppen für schwere Verläufe zuerst zu impfen. In anderen Ländern ist es ja zum
Teil auch so, dass medizinisches Personal, zum Teil mit hoher Priorität, zuerst geimpft wird.
Von Seiten der STIKO ist aber wie gesagt das Ziel, die schweren Verläufe und die schweren
Erkrankungen zu verhindern, so dass mit höchster Priorität die sehr alten Menschen und Bewohner
von Pflegeheimen geimpft werden und nur sehr spezielle Gruppen von medizinischem Personal
mit hoher Priorität geimpft werden sollen. A: Jetzt ist es ja so, dass in dem Plan
Prioritäten, wie Sie schon sagten, festgelegt sind und alle Menschen unter 60 Jahren mit keinen
Vorerkrankungen, die ausschlaggebend für eine Corona Erkrankung oder für einen schweren Verlauf
einer Corona Infektion ausschlaggebend sind, dass die erst im Herbst 2021 geimpft werden sollen.
B: Ja, also so von den Zeitlinien her kann man das eigentlich noch gar nicht so richtig sagen.
Es hängt natürlich sehr stark davon ab, wann wir den tatsächlichen Impfstoff in Deutschland
bekommen werden und welche Mengen an Impfstoff denn auch geliefert werden können. Natürlich ist
das Ziel so schnell wie möglich so viele Menschen wie möglich zu impfen. Da das aber nicht ad hoc
geht, auch wenn ein Impfstoff zur Verfügung steht und das Ganze mit einem enormen zeitlichen Aufwand
verbunden ist, muss man natürlich priorisieren. Das heißt, die sehr Alten, die Menschen mit
Vorerkrankungen, dann aber eben auch die, die aufgrund ihrer beruflichen Exposition meinem
hohen Risiko versehen sind, also zum Beispiel auch helfende Hände in den Altenheimen oder auch
medizinisches Personal was jetzt außerhalb von Notaufnahmen oder Intensivstationen tätig ist.
A: Und genau da ist ja auch die Bundeswehr tätig. Die Bundeswehr leistet Amtshilfe,
die ist in den Testzentren dabei und testet selber Corona-Patienten und so weiter. Wo steht
da die Bundeswehr in der Prioritätenliste? B: Die Bundeswehr an sich, als Bundeswehr,
steht relativ weit hinten an. Also auf einer Stufe mit Polizei und Feuerwehr. Aber wie
Sie ja auch ganz richtig sagen, hat die Bundeswehr ja auch medizinisches Personal. Die Bundeswehr ist
im Rahmen der Amtshilfe tätig und natürlich fallen dann diese Personen, die dort konkret eingesetzt
sind, in höher zu priorisierende Gruppen. Und das sind genau die, die auf den Intensivstationen
arbeiten, die in den Notaufnahmen arbeiten, die helfenden Hände in den Altersheimen, die werden
sicherlich frühzeitiger geimpft als jemand, der vielleicht auch bei der Bundeswehr tätig ist aber
eben nur einen Job im Büro hat. A: Wie ist es denn mit den
Einsatzsoldatinnen und Soldaten? B: Auch Einsatzsoldatinnen und Soldaten haben
natürlich eine hohe Priorität. Da hängt es aber im Moment noch daran, ob der Bundeswehr tatsächlich
ein eigenes Impfkontingent zugestanden wird und wir eben intern noch mal selbst priorisieren
können oder ob wir uns tatsächlich auf einer Stufe mit Polizei und Feuerwehr wiederfinden
werden. Aber, sobald wir eben Impfstoff verfügbar haben werden natürlich Einsatzkräfte mit hoher
Priorität geimpft werden, auch Spezialkräfte oder ähnliche stehen da relativ weit vorne.
A: Das heißt, auch für die Spezialkräfte gibt es jetzt noch keine höhere Priorisierung,
weil die können ja nicht immer unbedingt 14-Tage Quarantäne vor einem Einsatz,
wenn sie zum Beispiel eine Evakuierung irgendwo durchführen müssen, einhalten.
B: Da die Bundeswehr im Moment noch kein eigenes Impfstoffkontingent hat, müssen wir uns strickt
daran halten, was die STIKO vorgibt und dann stehen wir eben relativ weit hinten an.
A: Wenn der Impfstoff dann da ist für die Truppe, ist da schon eine genaue Planung ausgearbeitet,
wie die Impfung ablaufen soll? Wird es Impfzentren geben, also in Truppenzentren?
Soll beim Truppenarzt geimpft werden? B: Zum einen wird es ja so sein,
dass die Bundeswehr in Impfzentren unterstützen wird und die Impfteams unterstützen wird, so dass
es durchaus sein kann, dass eben Soldaten, die in diesen Impfzentren unterstützen dort vorgestellt
werden oder auch in den Kasernen oder Krankenhäusern von den mobilen Teams
geimpft werden. Wenn ein eigenes Kontingent zur Verfügung steht oder stehen wird,
wird es natürlich auch durch die Truppenärzte verimpft. Insofern kann diese Frage im Moment
noch nicht abschließend beantwortet werden. A: Wenn ich dann geimpft werde und ich habe
mein Impfbuch nicht dabei als Soldat oder Soldatin, kann ich dann nicht zur Impfung
gehen? Oder wenn ich es zum Beispiel verloren oder verlegt habe oder nicht am Dienstsitz oder
wird das nachgetragen, wie läuft das dann? B: Dann kann das auf jeden Fall nachgetragen
werden oder Sie bekommen dann eben zu dem Zeitpunkt ein neues Impfbuch. Es
wird aber im jedem Fall eine elektronische Fassung der Impfung erfolgen. Dafür ist ein
spezielles Verfahren vorgegeben und auch ein Impfquotenmonitoring durchführen zu können.
Bei der Impfung ist es natürlich wichtig zu wissen welche Anteile der Bevölkerung
schon geimpft sind und welche noch nicht. A: Wie soll dann die zuerst geimpft werden
ist es dann auch eher wahrscheinlich, dass dann die eher die dann in den Einsatz gehen
wenn die anderen noch nicht soweit sind? B: Das hängt denk ich mal eher an der
Funktion des Soldaten als an der Impfung. A: Was ist mit dem weiterem Personal der
Bundeswehr, die Zivilen zum Beispiel gibt es da auch schon Pläne zur Impfung?
B: Das Ziel ist natürlich möglichst schnell möglichst viele Menschen zu impfen, oder möglichst
viele Mitarbeiter der Bundeswehr zu impfen, um möglichst schnell zu dieser sogenannten
Herdenimmunität zu kommen. Das heißt sobald ausreichend Impfstoff verfügbar
ist wird man sicherlich versuchen die Impfung möglichst niederschwellig
auf den zivilen Mitarbeiter, der zivilen Mitarbeiterin anbieten zu können genauso wie
das ja auch bei der Grippeimpfung gemacht wird. A: Wie groß muss der Teil der Bevölkerung sein,
damit man von einer Herdenimmunität sprechen kann? B: Da geht man davon aus das bis zu 70 Prozent der
Bevölkerung und mehr geimpft sein müssen um eine Herdenimmunität zu erreichen.
A: Welcher Zeitraum würde das dann ungefähr sein, weil wir bisher sind ja glaube ich,
meiner Kenntnis nach 11 Millionen Impfdosen für Deutschland versprochen, korrigieren Sie mich
wenn ich das falsch in Erinnerung habe und das ist ja bei weitem natürlich nicht ausreichend,
gibt es da schon Prognosen wieviel Impfstoff in der weiteren Zeit hergestellt werden kann
oder wann Deutschland da auf einen Stand kommt wo es in Ordnung ist und man sagen
kann wir können wieder zum Alltag zurückkehren? B: Konkrete Zahlen kann ich Ihnen leider im Moment
gar nicht nennen, wie viele Impfdosen in welcher Zeitspanne für Deutschland vorgesehen sind,
wenn man aber allein über die Impfungen geht wird es sicherlich noch weit mehr als 1 Jahr
dauern bis man allein aufgrund der Impfung wieder zur Normalität zurückkehren könnte. Man muss aber
auch sagen, wenn man schwere Infektionen, die schweren Verläufe in einer Vielzahl der Fälle
verhindern kann, ist natürlich auch die Belastung für das Gesundheitssystem bei weitem nicht mehr
so hoch wie sie im Moment ist. Und diese Belastung des Gesundheitssystems besonders
der Intensivstationen ist ja einer der Gründe warum im Moment der Lockdown erforderlich ist.
Wenn man das also vermeiden kann wären wir schon einen guten Schritt weiter in Richtung Normalität.
A: Könnte man auch zum Frühjahr so wie jetzt auch in diesem Jahr eine Entspannung erwarten,
weil man sich wieder mehr draußen aufhält, weil weniger drinnen, das ganze Familiengeschehen
auch usw. stattfindet, weil über den Sommer hatte sich das ganze ja schon etwas entspannt.
B: Das denk ich schon. Man hat in diesem Jahr gesehen, dass der Virus deutlich
temperaturabhängig ist. Genau in dem Sinne wie Sie gerade gesagt haben es verlagert sich
viel nach draußen. Draußen treten Infektionen mit geringer Wahrscheinlichkeit auf, sodass man schon
davon ausgehen kann, dass sich zum Frühjahr, Sommer die Situation wieder entspannen wird.
A: Und dann wird ja geh ich mal von aus auf jeden Fall schon ein Teil der Bevölkerung
geimpft sein. Vor allem die Risikogruppen und dann könnte man vielleicht eh schon
ein bisschen freier sich bewegen sag ich jetzt mal ganz vorsichtig optimistisch.
B: Ja, darauf hoffen wir natürlich alle, wobei man mit aller Vorsicht auch erstmal sagen muss,
wenn jemand geimpft ist, dann ist derjenige nach dem momentanen Datenstand vor einem
schweren Verlauf geschützt. Das heißt noch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit,
dass derjenige dann auch nicht mehr die Infektion an andere weitergeben kann. Anders gesagt,
auch wenn ich geimpft bin muss ich erstmal weiter eine Maske tragen und muss auch
weiter den Abstand einhalten bis wir eben auch dazu weitere Daten vorliegen haben.
A: Ah okay das heißt, ich kann also immer noch Virusüberträger sein. Aber
es ist eher unwahrscheinlich, dass ich eine schwere Erkrankung erleide?
B: Genauso ist es. Nach momentanem Stand geht man davon aus, dass man zumindest kürzere Zeit
ansteckend ist und wahrscheinlich auch geringere Mengen an Virus ausscheidet aber es ist eben noch
nicht sicher, dass eine sogenannte sterile Immunität erreicht ist. Dazu werden wir aber
wahrscheinlich auch bald Näheres wissen. A: Wird denn dann in der Richtung noch
weitergeforscht werden, dass dann irgendwann ein Impfstoff entsteht der, wie ich komplett,
also komplett immun macht, sag ich jetzt mal oder komplett vor einer
Ansteckung schützt oder einer Weitergabe des Virus oder ist das gar nicht möglich?
B: Doch daran wird geforscht und wir wissen ja, dass es bei einer Vielzahl von Impfstoffen
tatsächlich funktioniert. Zum Beispiel bei der Impfung gegen das Masernvirus und natürlich wird
auch weiterhin daran geforscht, Medikamente zu entwickeln, die dann die Erkrankung besser
und gezielter behandeln können, sodass von verschiedenen Seiten geforscht wird,
damit wir möglichst schnell wieder zu einer Normalität zurückkehren können. Und auch aus
den vorliegenden Daten wird natürlich immer mehr zu entnehmen sein inwieweit der Impfstoff schützt.
A: Gut, dann bleibt uns jetzt nicht mehr als zu hoffen, dass möglichst schnell
eine Zulassung da sein wird, dass möglichst schnell mit der Impfung begonnen werden kann,
dass wir möglichst bald größere Dosen davon bekommen und dass sich bis
dahin alle an die Regeln halten, damit wir möglichst schnell aus
dem Lockdown wieder rauskommen. B: Und dass sich natürlich auch möglichst viele
impfen lassen und dass uns diese Sorge um die Sicherheit des Impfstoffes genommen werden kann.
A: Das haben sie uns ja jetzt gut erläutert, dass man sich da ja keine Gedanken machen muss,
weil die Prüfung genauso ist wie bei allen anderen Impfstoffen auch und da dann jetzt
nichts unter den Tisch gefallen ist, nur weil es schnell gehen musste.
B: Genau und vielleicht ist es auch ganz gut in dem Zusammenhang nochmal zu betonen,
dass gerade die Zulassung bei uns länger dauert, weil eben auch mehr Daten angefordert werden,
mehr Daten begutachtet werden als zum Beispiel in den USA oder Großbritannien.
A: Also kann man, wie ich, von einer gewissenhaften Prüfung in Deutschland
ausgehen und gerade deswegen sollte man auch so viel Vertrauen darin haben, dass man sich diese
Impfung auch spritzen lässt. B: Genau.
A: Frau Doktor Liebler, ich bedanke mich recht herzlich, dass Sie uns aufgeklärt und uns dieses
Vorgehen und auch die ganzen Bausteine erklärt haben und wünsche Ihnen natürlich, dass Sie auch
weiterhin gesund bleiben und schöne Feiertage. A: Ja danke, gleichfalls.
B: Und euch wünschen wir natürlich auch schöne Feiertage. Bleibt gesund. Den nächsten Podcast
gibt es dann im neunen Jahr. Mein Name ist Amina Fieth. Ich melde mich ab aus dem Funkkreis.