Podcast #15 | Strategie der Reserve (3)
Ich weiß also gar nicht, was da momentan für Vorgaben sind.
Gibt es da eine Form von Entschädigung für den Arbeitgeber, wenn man irgendwo fest angestellt
ist und man sagt, ich würd gern mal vier Wochen mal wieder in meinen Truppenteil?
(B) Bis vor Kurzem, muss man eigentlich sagen, gab es
dazu eigentlich nichts.
Wir haben jetzt mit der letzten gesetzlichen Änderung erstmalig im Arbeitsplatzschutzgesetz
meine ich, bin jetzt nicht ganz sicher wo es drin ist, haben wir die Möglichkeit geschaffen,
dass unter bestimmten Voraussetzungen und ab einer bestimmten Zeit ein Arbeitgeber sozusagen
eine finanzielle Entschädigung durch die Bundeswehr bekommen kann.
Entschädigung finde ich keinen schönen Begriff in diesem Zusammenhang.
Wie das angenommen werden wird, da sind wir alle mal sehr gespannt.
Damit betreten wir komplett Neuland.
Bisher haben wir uns auf den Reservisten konzentriert.
Der hat Unterhaltssicherung bekommen, insbesondere, wenn er abhängig beschäftigt gewesen ist
und sein Gehalt nicht weiter fortgezahlt worden ist, hat man ihm eben die Unterhaltssicherung
gewährt.
Aber konkret auf die Arbeitgeber ist das jetzt der erste Schritt, den wir da mal ausprobieren
wollen.
(A) Wir hatten vorhin ja schon mal das Thema.
Sie sind schon ziemlich rumgekommen.
Wie lang sind Sie jetzt bei der Bundeswehr Herr Oberst?
(B) Seit Anfang 1982, wenn ich das richtig rechne das 38te
Dienstjahr oder sowas.
(A) Okay.Ich bin 1980 geboren.
Also schon eine ganze Zeit im Dienst.
Was ist denn Ihre Erfahrung zum Thema Reservisten?
Sie haben bestimmt auch einige als Untergebene gehabt.
(B) Tatsächlich ambivalent, wenn ich ehrlich bin.
Ich habe tolle Leute in der Reserve erlebt.
Also mir fallen jetzt so spontan zwei ein.
Das ist ein hochengagierter Stabsfeldwebel der Reserve, den ich aus meiner Battalionskommandeur-Zeit
kenne und dort kennengelernt habe, der für die Reserve die Ausbildung organisiert hat.
Den ich ziemlich früh in meiner Kommandeur-Zeit das erste Mal bei mir im Büro hatte und er
sprühte vor Unternehmungslust und vor Ideen und erzählte mir dies würde er gerne machen
und jedes müssten wir mal tun.
Und da sag ich: Doller Mensch und er hat auch den Versuch zu unterstützen.
Der kam regelmäßig, war bei jeder Veranstaltung mit dabei und hat sich wirklich maßlos engagiert.
Fand ich ganz toll.
Und das andere war der so genannte O3.
Ich bin nach der Generalstabsausbildung nach Ellwangen gekommen und war dort Abteilungsleiter
für Logistik.
Und der Brigadekommandeur war damals ein Oberst und sein Stellvertreter war ein Oberst und
der eine hieß O1 und der andere hieß O2 und dann sagte der Brigadekommandeur irgendwann
mal: „Morgen kommt auch der O3.“
Und der O3 war tatsächlich ein Oberst der Reserve, der dort eingesetzt war und immer
wieder übte und eben auch unterstützte und wo man völlig selbstverständlich, ich sag
mal, in der Führungscrew zwei Aktive und einen Reservisten dabeihatte.
Und da ist mir das erste Mal so richtig deutlich geworden, dass auch in solchen Führungsverwendungen
die Reservisten, ich sag mal, ihren Mann stehen - salopp gesagt, ja - und wie selbstverständlich
mit dazu gehören.
Ohne den O3 fand keine Besprechung statt, ohne den O3 fanden keine Entscheidungen statt.
Das heißt, der wurde immer gefragt, einbezogen und konnte seine Meinung dazu äußern.
Fand ich toll.
(A) Wahnsinn.
Schön.
Bestes Beispiel.
(B) Genau, bestes Beispiel.
„Ambivalent“ sagt aber leider auch, wie bei den Aktiven auch, es gibt auch Negativbeispiele.
Aber die sind zum Glück deutlich in der Minderzahl.
(A) Herr Oberst, vielen Dank, dass Sie heute bei mir waren,
dass Sie sich die Zeit genommen haben für das nette Gespräch.
Mein Gast heute war Oberst Peter Haupt.
Er ist für die Reservisten innerhalb der Bundeswehr zuständig und zuständig für
die neue Strategie der Reserve für die Bundeswehr.
Wir melden uns jetzt ab von dem Funkkreis.
Wir sagen auf Wiedersehen, auf Wiederhören, und freuen uns auf das nächste Mal, wenn
Sie einschalten hier bei uns in Berlin.