heute journal vom 14.11.2021 - Shutdown für Ungeimpfte - Österreich macht ernst; Sanktionen für Belarus - Unruhen an Pol
Diese Untertitel sind live produziert.
Und jetzt das "heute journal" mit Christian Sievers
Und jetzt das "heute journal" mit Christian Sievers
und Kay-Sölve Richter.
Guten Abend Ihnen allen, es wird ernst:
Bei unseren Nachbarn in Österreich gilt ab heute Nacht der Lockdown
für Ungeimpfte.
Alle über 12 ohne Impfung, dürfen ihr Zuhause dann nur noch
aus dringenden Gründen verlassen.
Das wirkt wie "Impfpflicht durch die Hintertür",
manche sehen es als "Impfpflicht durch die Vordertür".
Es ist auf jeden Fall eine dringende Mahnung der Regierung
und gleichzeitig eine Sofortmaßnahme:
Weil die Infektionen rasant zunehmen.
Deutschland hat Österreich wieder zum Hochrisikogebiet erklärt,
aber auch bei uns greift das Virus um sich.
Auch bei uns heute: eine neue Rekord-Inzidenz.
Und gleichzeitig tobt der Streit darüber, was denn jetzt zu tun ist,
zwischen Teilen der Noch-Regierung und der möglichen Neuen.
Deutschland nimmt sich viel Zeit für die Diskussion, Zeit,
die dieses Land kaum noch hat.
Nicole Diekmann berichtet aus Berlin - aber vorher noch die Situation
in Österreich, von ZDF Wien Korrespondentin Britta Hilpert.
Die Schneedecke der Tiroler Berge ist zurzeit in etwa so dünn
wie das Nervenkostüm der Hoteliers.
Unten im Tal im Sporthotel "Igls" läuft die Wintersaison an,
da treffen gleich zwei schlechte Nachrichten ein.
Für Deutsche gilt Österreich als Hochrisikogebiet,
und ab Montag gibt es einen Lockdown für Ungeimpfte.
Schlecht für das Geschäft, die Rekord Inzidenzen von über 800.
Grundsätzlich sind diese Zahlen, die wir in Österreich haben,
alles andere wie erfreulich.
Wir wissen auch, dass die Inzidenz unter den nicht geimpften
sehr hoch ist, d.h. wir müssen alles bewegen, damit die Gäste,
aber auch natürlich unsere Einheimischen die Impfung bekommen.
Kostenlos und ohne Termin.
So leicht man es Einheimischen auch macht -
- nur 65 Prozent kamen zur Impfung.
Und das, obwohl die Regierung vielfach auf die Spritze drängt.
Nur Genesene oder Geimpfte dürfen in Österreich z.B. Haare schneiden,
Schnitzel essen gehen und Nachtclubs besuchen.
Trotzdem seien die Intensivstation bald am Limit, heißt es,
v.a. wegen Ungeimpfter.
Deshalb gilt ab Montag der selektive Lockdown.
Ungeimpfte dürfen dann nur noch raus mit guten Gründen.
Wir setzen diesen Schritt nicht leichten Herzens,
aber leider ist er notwendig.
Klar ist aber auch, das ist die Unterkante der Maßnahmen.
Denn es kann sein, dass das nicht reicht.
In Salzburg und Oberösterreich
verbieten sie auch Ausschank auf Weihnachtsmärkten,
die Nachtgastronomie wird geschlossen,
Veranstaltungen abgesagt, Maßnahmen, die auch Geimpfte treffen.
Denn hier herrscht eine Inzidenz von über 1000, und Experten meinen,
ein Lockdown für Ungeimpfte greife zu kurz.
Der Zusatznutzen, den Mann erzielt,
wird wahrscheinlich nicht ausreichen, um in Oberösterreich
oder Salzburg die Zahlen so drastisch nach unten zu bringen,
wie es eigentlich notwendig wäre.
Die einen protestieren gegen den Lockdown,
die anderen stehen an am Impfzentrum - meist für ihren dritten Stich.
Und viele in dieser Schlange fragen sich,
ob es bei dem Lockdown nur für Ungeimpfte bleiben kann.
In Deutschland, wie hier im nordreinwestfälischen Ibbenbueren,
weiten sie Testzentren aus zu Impfzentren.
Die Zahlen explodieren weiter –
der 7. Tag in Folge mit der höchsten je gemessenen Inzidenz.
Mancherorts bringt das die Leute dazu,
sich nun doch impfen zu lassen.
Das allein aber ist keine effektive Waffe im Kampf gegen die 4. Welle,
weiß auch die Ampel.
Die schärft ihre Pläne nun nach.
Der Bundesarbeitsminister legt einen Gesetzentwurf vor.
Dazu gehört, dass wir konsequent 3G in den Betrieben durchsetzen,
das heißt, dass der Zutritt zu Unternehmen
nur für Geimpfte, Genesene und Getestete gilt,
und da gehört auch dazu, dass wir Home Office dort in Kraft setzen,
wo immer es möglich ist.
Der Alarm der Fachleute wird immer dringlicher
denn die Lage auf den Intensiv- stationen spitzt sich weiter zu.
Die Ampelparteien nähern sich weiter an:
3G in Zügen, die Pläne von Hubertus Heil – darauf kann man sich einigen.
Womöglich auch, deutet die FDP heute an,
auf eine der Kernforderungen der Grünen.
Das bedeutet, dass man für bestimmte Berufsgruppen prüfen muss,
gerade im Gesundheitsbereich, Pflegebereich,
auch über verpflichtende Impfungen nachzudenken.
Markus Söder aber geht all das nicht weit genug.
2G und Maskenpflicht in der Gastronomie und bei Veranstaltungen,
2G plus in Clubs.
Bayern verschärft ab Dienstag die Regeln und nennt die
von der Ampel geplanten wörtlich: in jeder Hinsicht unzureichend.
Wir stolpern mit kurzen Hosen und Sommerreifen
in einen eiskalten Winter, das wird nicht funktionieren.
In elf Tagen, am 25.,
läuft die epidemische Lage von nationaler Tragweite aus.
Erst am Donnerstag aber treffen sich Bund und Länder
zur Ministerpräsidenten-Konferenz.
Das kleinste Bundesland ist unangefochten Impfmeister
in Deutschland.
Der Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte ist bei uns.
In großer Not darf man Ratschläge geben.
Was hat die Bremerinnen und Bremer mehr überzeugt vom Impfen
als die Menschen sonst?
Die Bremerinnen und Bremer sind insgesamt sehr aufgeschlossen
für das Impfen.
Man steht den neuen Dingen und anderen Dingen
grundsätzlich offen gegenüber.
Wir haben eine sehr ordentliche zentrale Kampagne organisiert,
das hat die Leute überzeugt.
Wir haben eins gemacht, wir sind in die Quartiere gegangen,
auch mit hohen Inzidenzen und direkt an die Leute ran gegangen,
das hat uns viel Zuspruch gebracht.
Aber: Pandemie ist nicht vorbei, auch in Bremen nicht.
Dabei hatten sie gesagt bei 80% Geimpften können wir
in den Normalzustand zurück.
Geirrt?
Das ist so, ich habe gesagt, wenn wir 80 % voll Geimpfte erreichen,
dann müssen wir darüber nachdenken,
ob wir in den Normalzustand zurückkehren werden.
Das kann dann der Fall sein, wenn die Infektionslage zu schlecht ist.
Ich habe es gerade nicht so erwartet,
aber auch die Zahl steigt, der Infizierten.
Viele Forscher sagen, sie haben es erwartet, Politiker eher nicht,
was soll denn jetzt passieren.
Am nächsten Donnerstag ist eine neue Minister Präsidentenkonferenz.
Haben wir noch so viel Zeit?
Wir brauchen zwei Dinge, ganz klare Bundeseinheitliche Maßnahmen.
Proteste zwischen den Betrieben, Home-Office Pflicht,
Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen, uneinheitliche 2G.
Die geltende Rechtslage gibt das alles her,
und wir müssen sicherstellen, dass dies künftig möglich bleibt.
Damit an dem Bedarf besonders betroffener Gebiete
diese Maßnahmen getroffen werden können.
Man kann ein Landkreis mit einer Hunderter Inzidenz
nicht mit der Tausender-Inzidenz vergleichen.
Wird das jetzt alles kommen am Donnerstag?
Was hören Sie denn von den Kolleginnen und Kollegen?
Ich gehe davon aus, dass der zunächst vorgelegte Gesetzentwurf
deutlich nach geschärft wird.
Insbesondere gibt es auch eine Länder-Öffnungsklausel,
damit die Länder, die hohe Inzidenzen haben, dann
tatsächlich auch die notwendigen Maßnahmen ergreifen können.
Es gibt das Problem der niedrigen Quoten,
selbst diese Länder sind besonders betroffen.
Sie müssen auch in der Lage sein, Strafmaßnahmen durchsetzen.
D. h., die Grundidee, die die Ampel hatte,
zu der auch Ihre Partei gehören soll, die SPD,
die halten auch Sie für verfehlt? Für katastrophales Timing?
Das ist kein katastrophales Timing, wir haben bis zum 25. November
die jetzige Rechtslage, diese erlaubt auch solche Maßnahmen.
Aber danach wollte die Ampel ja eine andere Rechtslage einführen,
die weniger Möglichkeiten gibt.
Die jetzige Rechtslage hat ermöglicht,
alle Maßnahmen zu ergreifen.
Dass das nicht passiert ist, hat nichts mit der kommenden Ampel zutun
sondern, dass die Koalition sich in Bayern darauf verständigen konnte.
Was wir nach dem 24. haben, eine neue Rechtslage,
diese sieht eine bundeseinheitliche Regelung vor.
Auch eine Klausel, für besonders betroffene Gebiete.
Mit der neuen Rechtslage, so wie sie auf dem Papier steht,
sagte Bayerns Ministerpräsident,
am Ende steht unser Land wehrlos da gegen Corona.
Wehrlos stehen vor allem diese Region da,
die eine niedrige Impfquote haben.
Wir müssen uns deutlich machen, ich wundere mich,
dass es erst später geben wird,
das könnte man schon vor zwei Wochen machen.
Das wird uns nicht weiter mit den Fingern aufwärts zeigen,
Bund und Länder müssen jetzt zusammen halten
und diese Herausforderung bewältigen.
Dafür brauchen wir bundeseinheitliche Regelungen
und eine Hotspot Strategie.
Können Sie, wir haben das im Film gesehen, heute in Österreich,
einen Lockdown für Ungeimpfte, für Deutschland ausschließen?
Ich habe noch nie was davon gehalten,
von einer Ausgangsbeschränkung als Mittel der Pandemiebekämpfung.
Ich glaube das auch der falsche Weg,
Menschen in der eigenen Wohnung einzusperren und dies auch noch
nur für Ungeimpfte.
Wenn wir sagen wir sind so verzweifelt,
dann müsste man tatsächlich ehrlich machen und sagen,
das man eine allgemeine Impfpflicht einführen möchte.
Aber nicht eine flächendeckende Auslandssperrung
für nicht Geimpfte.
Ich halte dies nicht für einen sinnvollen Ansatzpunkt
Eine Sache noch: Sie haben gesagt, wie wichtig Impfen ist,
die Impfteams in Sachsen sind überlastet,
in Bayern gibt es lange Warteschlangen, wie kann es sein,
dass die Politik zum impfen aufruft, beinah flehentlich appelliert,
und dann geht es nur mit Mühen.
Das muss man sich vor Ort anschauen,
ich kann nichts zur Situation in Bayern und Sachsen sagen.
Wir haben in Bremen gute Erfahrungen gemacht,
eine Parallele Vorgangsweise zu haben.
Das ist der vernünftige Weg, aber ich bin fest davon überzeugt,
dass die Kollegen in Sachsen und Bayern alles machen,
um alle Menschen zu impfen.
Wie viel Leid Fehl- und Falschinformationen
gerade in Sozialen Netzwerken anrichten,
hat mittlerweile wohl selbst Mark Zuckerberg gemerkt.
Das heißt aber nicht, dass sie weniger würden.
Im Gegenteil.
Wer aus dem Nahen Osten ins Flugzeug ausgerechnet nach Minsk in Belarus
steigt, um von dort den lebensgefährlichen Marsch
in ein besseres Leben Richtung EU zu wagen,
ist meist einer ganzen Kombination von Lügen, Geldschinderei
und zynischem Kalkül aufgesessen.
Der belarusssische Diktator scheint aus politischen Gründen alles zu tun,
um diese Route geradezu anzupreisen, Schleppernbanden und Menschenhändler
tun ihr übriges.
Und dazu kommt die Verzweiflung der an der Ost-Grenze Europas
festsitzenden Menschen, die sie alles glauben lässt.
Aktuell das falsche Gerücht, Deutschland würde Busse schicken,
um sie abzuholen.
Anna Feist ist vor Ort.
Es ist Freitagnacht in den polnischen Wäldern
nahe der belarussischen Grenze.
Aktivisten finden eine achtköpfige Familie, die Erleichterung spürbar.
Ich bin bei euch.
Es ist eine Großfamilie, zwei Kleinkinder,
Eltern und Großeltern.
Sie kommen aus dem Nordirak.
Einer der Männer habe dort gegen den IS gekämpft
und fürchten nun um sein Leben.
Mitte Oktober sollen sie ihre Heimat verlassen haben und seien,
so erzählen sie, über die Türkei nach Weißrussland gereist.
Wie oft habt ihr es über die Grenze von Belarus nach Polen probiert?
17 Mal, 17 Mal.
Seit zehn Tagen haben die Kinder keine Milch mehr bekommen
oder ein warmes Getränk.
Die Temperaturen sind am Gefrierpunkt.
Trotzdem wollen sie weiter.
Sie hoffen, dieses Mal nicht von der Polizei abgeschoben
zu werden.
Es wäre das 18. Mal in zwei Wochen.
17.000 Versuche, die Grenze zu überqueren,
wurden allein im Oktober von polnischen Behörden registriert.
Und täglich kommen neue dazu.
Diese Bilder sollen zeigen, wie polnische Grenzer
mit Laserattacken angegriffen werden,
während belarussische Soldaten die Grenzanlage beschädigen.
Unterwegs am Rande der Sperrzone entlang der Grenze.
Seit September herrscht im Grenzgebiet Ausnahmezustand.
Kein Durchkommen für Hilfsorganisationen
und Berichterstatter.
Kamera aus.
Wenige Kilometer südlich wird der Lkw-Stau an dem einzigen
offenen Übergang länger: Wartezeit 50 Stunden.
Schuld seien die Migranten und Deutschland,
findet dieser Weißrusse.
Im Radio hört man, dass Angela Merkel, die eingeladen hat,
Ein Wirrwarr aus falsch und Fehlmeldungen.
In einer Mitteilung des polnischen Innenministeriums heißt es,
unter den Migranten verbreite sich das Gerücht,
dass am Montag Busse aus Deutschland kommen und alle mitnehmen,
eine Lüge.
Die polnische Seite warnt weiter auch ein Ansturm auf die Grenze
könnte bevorstehen und zu gefährlichen Situationen führen.
Bei den Anwohnern wächst die Angst.
Am Tag geht es aber in der Nacht, wenn die Hunde bellen,
das fühlt sich nicht gut an.
Die Grenzzäune kann man leicht einreißen mit einem Spaten.
Es wäre sicherer, wenn sie eine Mauer bauen,
eine hohe Mauer, ganz hoch.
Unangenehm, Sie sehen doch die Hubschrauber.
Am Abend Erhalten wir eine Nachricht von der Familie aus dem Nordirak.
Sie wurden doch erwischt von der Polizei.
Auch ihr 18. Versuch ist gescheitert.
Nun sind sie zurück im weißrussischen Wald, in der Kälte.
Aufgeben wollen sie trotzdem nicht.
und noch ein Thema, das die Welt in Atem hält,
weit über diesen Tag hinaus.
Es geht um die Welt-Klima-Konferenz,
deren Ergebnisse unterschiedliche Reaktionen ausgelöst haben.
So sagte UN-General-Sekretär Guterres, es sei nun Zeit,
in den Notfall-Modus zu gehen.
Und die deutsche Aktivistin Luisa Neubauer
nannte die Abschluss-Erklärung einen "Betrug an allen jungen Menschen".
Die rund 200 Teilnehmerstaaten hatten sich zum 1,5-Grad-Ziel bekannt
und zu einem beschleunigten Kampf gegen die Erderwärmung.
Allerdings schwächten sie in letzter Minute eine Formulierung
zum Kohleausstieg deutlich ab.
Bundes-Umweltministerin Schulze zeigte sich weitgehend zufrieden.
Ich hätte mir eine stärkere Sprache gewünscht.
Ich hätte mir gewünscht,
dass man das noch etwas deutlicher formuliert.
Aber das Historische ist, dass das erste Mal in einem Dokument
einer Weltklimakonferenz so etwas Konkretes verankert ist -
das Ende des fossilen Zeitalters.
Bei der Präsidentschaftswahl in Bulgarien
liegt nach ersten Zahlen Amtsinhaber Radew vorn.
Außerdem stimmten die Wähler über ein neues Parlament ab -
und das zum dritten Mal in diesem Jahr.
Denn die Wahlen im April und Juli
hatten keine mehrheitsfähige Regierung hervorgebracht.
Prognosen sehen ein enges Rennen
zwischen einer neu gegründeten Anti-Korruptionspartei
und der Partei des früheren Ministerpräsidenten Borrisow.
Der gilt nach Korruptionsvorwürfen als politisch isoliert.
Vor den Kanarischen Inseln sind acht Migranten ums Leben gekommen.
Ihr Boot hatte mindestens eine Woche lang mit einem Motorschaden
im Atlantik getrieben.
Insgesamt waren 62 Menschen an Bord, einige in lebensbedrohlichem Zustand.
Im Mittelmeer haben italienische Behörden
mehr als 500 Boots-Migranten gerettet von zwei verschiedenen Booten,
die in Seenot geraten waren.
Im kalabrischen Roccella Ionica wurden sie an Land gebracht.
Heute ist Volkstrauertag.
Das heißt: Deutschland gedenkt der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft.
An der zentralen Gedenkstätte - der Neuen Wache in Berlin -
legte Bundespräsident Steinmeier Kränze nieder,
begleitet von Vertretern aller Verfassungsorgane.
Bei einer Gedenkfeier im Bundestag sagte Steinmeier,
aus dem gemeinsamen Gedächtnis der Deutschen seien viele Opfer
und Orte deutscher Verbrechen verdrängt,
unter anderem in Ost- und Südost-Europa.
Die meisten, die als Korrespondentin, als Reporter, aus Krisen
und Kriegs-Gebieten berichten, stehen irgendwann vor einem
ganz persönlichen Dilemma.
Sie sind sehr nah dran an sehr viel Elend, sie sehen Leid
und erleben Schicksale.
Und können selbst doch direkt kaum helfen.
Und eben "nur" berichten.
Manchmal kann man das "nur" weglassen.
Wir wissen, wie unfassbar groß die Hilfsbereitschaft
der Menschen in Deutschland ist, die Hilfsbereitschaft
unserer Zuschauerinnen und Zuschauer.
Von Ihnen.
Und wir sind doch immer wieder neu überrascht,
erfreut und ja berührt.
Diesen Beitrag unserer Afghanistan-Korrespondentin haben wir
ihnen vor zwei Monaten gezeigt.
Katrin Eigendorf berichtet darin über ein Krankenhaus in Not.
Es sind vor allem die Mütter, die an den Betten bangen.
Bahar ist mit ihren beiden Kindern hier, Sohn und Tochter leiden
an den Folgen schwerer Unterernährung.
Ich bin so müde von dieser Situation.
Wir besitzen nichts.
Meine Kinder, ich und mein Mann, uns allen geht es sehr schlecht.
Was danach passierte, konnte die Reporterin nicht ahnen.
Wir zeigen es ihnen jetzt.
Diese Fracht wird Leben retten.
2,5 Tonnen medizinische Hilfsgüter: Schmerzmittel, Antibiotika
und jede Menge hochkalorische Babynahrung.
Matthias Röbbelen und Cordula Hölting
von der Hilfsorganisation "Archemed" war klar:
Sie müssen in Afghanistan helfen.
Das schlimmste, was einem Kinderarzt eigentlich passieren kann,
ist zu wissen, wie er helfen könnte, es aber nicht zu können,
weil Medikamente fehlen oder Geräte nicht mehr funktionieren.
Und das heißt, der Beitrag hat mich persönlich betroffen gemacht,
ich wollte nicht in deren Situation sein.
Erfahrungen haben sie bei "Archemed" vor allem in Afrika.
Es ist die erste Hilfslieferung,
die der Verein auf den Weg nach Afghanistan bringt.
Die Fracht hat einen Wert von rund 25.000 Euro.
Was mit auf den Weg geht, ist die Ungewissheit,
ob die Hilfe dort ankommt, wo sie hin soll.
Es bleibt ein Restrisiko und das wird sich erst auflösen,
wenn die Sachen in Kabul bei dem Doktor Gul ankommen.
Das ist so, aber irgendwo muss man dann den Schritt machen
und mutig sein und dann ist das so.
Das "Indira Ghandi Kinderkrankenhaus" in Kabul.
Die Fracht ist angekommen und sie wird dringend gebraucht.
Wie dringend, zeigt uns Dr. Haji Gul.
Die kleine Rossar ist zwei Monate alt.
Sie hat eine Infektion, eigentlich nichts Schlimmes.
Wenn wir die richtigen Medikamente hätten, würde sie überleben,
man kann sie behandeln.
Aber ohne und ohne die richtigen Geräte,
wird sie sterben.
Es fehlt an allem: Auf der Neugeborenen-Intensivstation
sollte eine Lampe den Säuglingen Wärme spenden. Sie ist kaputt.
It's not working.
Und die Mütter: Viele haben kein Geld für Medikamente,
sie haben nicht einmal Geld für Essen.
Und so wächst von Tag zu Tag ein Problem im Land.
Mina ist drei Jahre alt und wiegt 5,2 Kilogramm -
- nach der Behandlung mit Spezialnahrung.
Doch davon ist einfach zu wenig da.
Doktor Haji Gul muss entscheiden,
welches Kind er ernährt und welches nicht.
Er entscheidet über Leben und Tod.
Ich denke, mittlerweile sind mehr als fünf Millionen Kinder
in Afghanistan von Unterernährung betroffen.
Ein Gehalt hat Dr. Haji Gul schon lange nicht mehr bekommen,
auch seiner Familie droht der Absturz in die Armut.
Doch gerade jetzt wird er gebraucht,
denn es wird ein harter Winter in Afghanistan.
Unterstützt wird er aus Deutschland, auch in Zukunft:
Weitere Hilfs-Lieferungen der Organisation "Achemed"
sind schon in Vorbereitung.
Beitrag von Katrin Eigendorf, Torge Bode und Jörg Christ.
Jetzt nochmal mit sportlichem.
Zum Beispiel musste die Fußball- National-Mannschaft ran,
bei der WM-Qualifikation.
Um die es ja gar nicht mehr ging, Deutschland ist ja längst
qualifiziert, Spannend war eher die Frage,
wie Bundes-Trainer Flick in Armenien seinen ausgedünnten Kader einsetzt.
Und sie gewinnen immer weiter.
Vier zu eins in Armenien, der siebte Sieg im siebten Spiel
unter Hansi Flick.
Und das, obwohl neben den, wegen Quarantäne fehlenden fünf,
auch Goretzka, Neuer und Reus nicht dabei sind.
Havertz gegen Liechtenstein, nur Zuschauer,
veredelt die feine Vorarbeit von Hofmann und Müller
zum 1:0.
Unmittelbar vor der Pause Foul an Neuhaus, Elfmeter.
Gündogan verwandelt ebenso sicher wie schon gegen Liechtenstein,
Ilkay Gündogan auch der Schütze zum drei zu null,
wobei Armeniens Torhüter allzu hilfreich assistiert.
Neuhaus Foul gibt Armenien die Chance zum 1:3.
Mkhitaryan, der einstige Dortmunder nutzt sie.
Eventuelle Zweifel beseitigt Jonas Hofmann ebenso umgehend
wie überlegt, 4:1 für die deutsche Mannschaft,
die im März da weitermachen will, wo sie für dieses Jahr
aufgehört hat.
In der Formel1 ging es heute um den Großen Preis von Brasilien.
Und gewonnen hat ihn Weltmeister Lewis Hamilton
nach einer spektakulären Aufholjagd.
Denn gestartet war der Weltmeister von Platz 10.
Red-Bull-Pilot Max Verstappen kam nach einem Kopf-an-Kopf
Rennen als Zweiter ins Ziel,
Dritter wurde Valtteri Bottas im Mercedes.
In der WM-Wertung liegt Hamilton
jetzt nur noch 14 Punkte hinter Verstappen.
Mainz singt und lacht in diesen Tagen.
Natürlich hat auch die gemütliche Stadt am Rhein
große Corona-Sorgen, und das drückt die Fastnachtsstimmung,
aber der OB sagt, selbst der Haushalt habe ihm
noch nie so viel Spaß gemacht wie jetzt.
Das liegt daran, dass die hoch verschuldete Stadt
jetzt in Geld schwimmt.
Der Grund: Corona.
Beziehungsweise die Rettung vor Corona.
Der Impfstoff-Hersteller Biontech sitzt in Mainz
und zahlt viel mehr Gewerbesteuer als alle anderen
Mainzer Unternehmen zusammen.
Mainz nimmt deshalb mehr als fünfmal so viel wie bisher.
Jetzt könnte man auf Gedanken kommen wie weiland Sindelfingen,
das sich vom Daimler-Geld Zebrastreifen
aus Marmor gegönnt hatte.
Aber Mainz hat andere Ideen, zeigt Susanne Gelhard.
Sie nennen es "das Wunder von Mainz"
Statt 36 Millionen Euro Schulden
in diesem Jahr ein Haushaltsüberschuss
von über einer Milliarde Euro.
Die Gewerbesteuer und BioNTech machen es möglich.
Die Stadt hat jetzt große Pläne.
Sie will ein globaler Standort für Biotechnologie werden.
Zum Glück gibt es einen großen Leuchtturm,
das ist die bekannte Firma BioNTech.
Aber wir haben schon alleine an rund einem Dutzend Firmen,
die im Umfeld von Biotechnologie am Standort unterwegs sind.
Die Landeshauptstadt Mainz
hat eine der größten Universitäten der Republik.
Sie hat eine Universitätsmedizin.
Das ist eine gute Basis, wie BioNTech bewiesen hat.
Gleich neben dem Hauptsitz wird mehr Raum für BioNTech
und für mehr Wohnungen geschaffen.
Auf insgesamt 30 Hektar sollen sich in den nächsten zehn Jahren
neue Biotechnologieunternehmen mit 5000 Arbeitsplätzen ansiedeln.
Zusätzlicher Anreiz: Eine Senkung der Gewerbesteuer um 30 Prozent.
Die Stadt Mainz geht jetzt den richtigen Weg
mit einer Senkung an der Gewerbesteuer und kommt dort
damit natürlich auch ein Stück dem Unternehmen entgegen.
Und ich glaube, das hat auch eine Wirkung nach draußen
und macht Mainz damit natürlich ein Stück lukrativer für andere Firmen,
für andere Ausgründungen.
Das BioNTech-Gründerpaar, Ugur Sahin und Özlem Türeci,
ist Mainz eng verbunden.
Seit über 20 Jahren forschen und lehren sie
an der Universitätsmedizin.
Mit finanzieller und personeller Förderung.
2008 entstand BioNTech als Ausgründung,
in 2021 stiegen die Nettogewinne
rasant auf bisher über sieben Milliarden Euro.
2022 könnte sich der Absatz des Corona-Impfstoffs verdoppeln.
Ich bin sicher, dass BioNTech für viele ein mutmachendes Beispiel ist.
Nicht nur für Studierende,
die sich vielleicht selbstständig machen wollen.
Sondern vielleicht auch, so hoffen wir jedenfalls,
für Risikokapitalgeber, die sehen, es lohnt sich wirklich,
in so etwas zu investieren.
Die Studierenden der Johannes-Gutenberg-Universität
erwarten sich viel vom geplanten Biotechnologie-Standort.
Man hört immer wieder, dass es keine Start-up-Kultur gibt und so weiter.
Von daher ist, glaube ich, an den Unis anzusetzen,
eigentlich eine gute Methode und die eben zu fördern.
Eigentlich müsste man auch international komplett bekannt sein,
weil der Buchdruck hier erfunden wurde.
Und wenn eine weitere Pionier- leistung über 500 Jahre später
mit dem Impfstoff aus Mainz kommt, ist grandios.
Damals schrieb der Buchdrucker Johannes Gutenberg Geschichte,
jetzt verändert BioNTech die Welt - eine Chance auch für Mainz.
Es bröckelt noch in Mainz, an vielen Stellen.
Es bröckelt noch in Mainz, an vielen Stellen.
Aber die Chance jetzt ist historisch.
Genauso wie die Gefahr sie zu versemmeln.
Wir werden vom Lerchenberg aus weiter genau hingucken.
Jetzt gucken wir in die Woche, die vor uns liegt.
Der "heute-journal"-Ausblick von Jörg Bill.
Die dramatische Lage an der polnisch-belarussischen Grenze
wird morgen auch Thema in Brüssel sein.
Dann werden die EU-Außenminister über eine weitere Verschärfung
der Sanktionen gegen Belarus beraten.
Im Fokus: Fluggesellschaften,
die bei der Schleusung von Flüchtlingen helfen.
Was hat die Arbeitswelt durch Corona gelernt – oder auch nicht?
Welche politischen Schwerpunkte müssen künftig gesetzt werden?
Fragen, denen sich Unionsspitzen und Ampelkoalitionäre
am Dienstag stellen werden,
beim Deutschen Arbeitgebertag in Berlin.
Am Donnerstag will der Bundestag
das neue Infektionsschutzgesetz beschließen.
SPD, Grüne und FDP hatten die Änderungen vorgeschlagen.
In Kürze läuft die epidemische Lage aus
und damit die Rechtsgrundlage vieler Corona-Maßnahmen.
Das Erzbistum Köln wird am Donnerstag einen Bußgottesdienst
für die Opfer sexuellen Missbrauchs
durch die katholische Kirche abhalten.
Man wolle um Vergebung für die Fehler des Erzbistums bitten.
Und die Schuld gegenüber den Betroffene bekennen.
Und noch ein Ausblick: Den aufs Wetter:
Für die meisten wird der Wochenstart trübe aber trocken.
Sonnig wird es nur in Ostbayern, an den Nordwest-Rändern einiger
Mittelgebirge und auf vielen Bergen.
6 bis 13 Grad.
Auch in den folgenden Tagen ist die Sonne nur selten zu sehen.
Ab Mittwoch regnet es im Norden, und der Wind wird dort stärker.
Das Ganze bei 4 bis maximal 12 Grad.
Damit sagen wir danke für Ihr Interesse an diesem Sonntag.
Morgen freuen sich Gundula Gause und Claus Kleber auf Sie.
Von uns zwei einen angenehmen Abend.