nachtmagazin 10.08.2021, 00:00 Uhr - Weltklimarat IPCC warnt im neuen Bericht vor schnellerer Erderwärmung
Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit dem nachtmagazin.
Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (10.08.2021)
Guten Abend. Ich begrüße Sie zum nachtmagazin.
Die Flut in Deutschland vor wenigen Wochen.
Die Hitzewelle in Griechenland in diesen Tagen.
Wetterextreme könnten künftig immer häufiger auftreten.
Sie sind Folge des Klimawandels.
Davor warnt der Weltklimarat IPCC.
Er hat seinen Bericht zum Klimawandel präsentiert.
Nach der Auswertung von Studien kamen die Forscher zu dem Schluss,
dass sich die Erde schneller erwärmt als angenommen.
Die Emissionen von Treibhausgasen müssen reduziert werden.
Wetterextreme wie Waldbrände oder Überschwemmungen werden zunehmen.
Der Weltklimabericht aus Genf ist eindeutig.
Neu sind die exakten Vorhersagen für einzelne Regionen der Erde.
Wie sehen deutlich:
Hitzewellen sind überall wahrscheinlicher und intensiver.
Das ist spürbar.
Für Starkregen-Ereignisse gilt das auch.
Dort sind die Veränderungen kleiner.
In dürreanfälligen Gebieten dieser Erde
haben Dürren bereits deutlich zugenommen.
Die Erderwärmung ist stark angestiegen -
mit dem Beginn des industriellen Zeitalters.
Es ist eindeutig, dass Klimaerwärmung stattfindet.
Sie ist menschlichem Handeln zuzuordnen.
Darauf weist der IPCC seit den Neunzigerjahren hin.
Die Beweislinien dafür sind seitdem immer stärker geworden.
234 Wissenschaftler konnten auf bessere Daten zurückgreifen.
Die Experten kommen aus verschiedenen Bereichen,
etwa aus Klima- und Meeresforschung, Statistik und Gesundheit.
Aus der wissenschaftlichen Fassung entsteht die Fassung für die Politik.
Die Staaten erkennen den Bericht als allgemeingültiges Wissen an.
Nun müssen Politiker den Bericht auch ernstnehmen.
Darin steht:
Die Emissionen müssen gesenkt werden,
sonst können man die Erderwärmung nicht verlangsamen.
Die Forscher warnen in ihrer Studie vor den Folgen des Klimawandels.
Deutschland drohen Starkregen und Überflutungen,
aber gleichzeitig auch Trockenheit und Überschwemmungen an den Küsten.
Das sind beunruhigende Aussichten.
Was wird aber zu tun sein, um die Entwicklung aufzuhalten?
Politiker und Parteien sind sich uneins.
Die Wissenschaft schlägt Alarm: Der Klimawandel ist menschengemacht.
Die Politik muss reagieren.
Allen, die heute noch zögern oder zaudern beim Klimaschutz,
sendet der Bericht ein eindeutiges Signal.
Der Planet schwebt in Lebensgefahr, und mit ihm seine Bewohner.
Zugleich betont die Ministerin, Deutschland sei auf einem guten Weg.
Sie verweist auf verschärfte Klimaschutzziele
und den Kohleausstieg 2038.
Klimaexperten ist das zu spät.
Die Forschungsministerin will nicht am Datum rütteln.
Sie setzt auf Innovation.
Die Zukunft liegt darin,
ein Zentrum für klimafreundliche Technologien zu werden.
Die Linke warnt:
Nur auf marktwirtschaftliche Maßnahmen zu setzen, sei falsch.
Wenn wir so weitermachen, gehen wir in Richtung Katastrophe.
Die AfD bezweifelt den menschengemachten Klimawandel.
Es sind Warnungen vor Extremszenarien.
Und wir wissen: Was geplant wird, wird am Klimawandel nichts ändern.
Es wird Arbeitsplätze und Wohlstand kosten.
Für die Grünen ist der Bericht
willkommenes Thema zum Wahlkampfauftakt.
Und die Möglichkeit, den eigenen Regierungsanspruch zu unterstreichen.
Wir haben die Technologien: Windstrom, Solarkraftwerke.
Jetzt braucht es eine Regierung,
die diesen Technologien den Spielraum gibt,
sich weltweit durchsetzen zu können.
Der Bericht aus Genf macht deutlich:
Das Klima ist ein Thema,
an dem im Wahlkampf keine Partei vorbei kann.
Apokalyptische Bilder erreichen uns aus Griechenland und aus der Türkei,
wo die stärksten Waldbrände seit Jahren wüten.
Mancherorts können die Menschen inzwischen Hoffnung schöpfen.
Im Großraum Athen sind die Feuer zunehmend unter Kontrolle.
Woanders richten die Flammen massive Zerstörungen an -
auch auf Euböa, der zweitgrößten griechischen Insel.
Vergebens kämpfen Einsatzkräfte gegen die Feuer.
Meistens bleibt nur, die Dörfer und Städte zu evakuieren.
Wenigen gelingt es, ihr Zuhause zu retten.
Ein persönlicher Sieg im Kampf gegen die Flammen auf Euböa:
Christos Rogkas und seine Nachbarn konnten ihre Häuser löschen.
Die Aufforderung, sich in Sicherheit zu bringen,
haben sie missachtet und ihr Leben riskiert.
So retteten sie ihr Dorf Pefki im Norden von Euböa weitgehend.
Ich bin glücklich.
Traurig nur, dass ich das Haus meines Nachbarn nicht retten konnte.
Wenige Kilometer weiter hat das Feuer Euböa im Griff.
Von den vielen Bränden am Mittelmeer wüten hier die schlimmsten.
Am siebten Tag in Folge brennen Wälder.
Eine Flammenwand teilt die Insel.
Rettungskräfte und Einwohner werden Richtung Nordküste getrieben.
Dutzende Dörfer wurden geräumt.
Fähren stehen für Evakuierungen bereit.
Tausende mussten die Insel verlassen.
Neben Euböa brennt es in Griechenland noch im Norden von Athen
und auf dem Peloponnes.
In der Türkei kämpft man mit fünf Großfeuern –
das stärkste bei Mugla.
Zahlreiche Brände auch in Italien:
In Kalabrien oder an der Adriaküste in Campomarino.
Hier mussten mehr als 400 Menschen ihre Unterkünfte räumen.
Hotels und Campingplätze wurden evakuiert.
Rüdiger Kronthaler ist auf Euböa.
Welche Entwicklung gibt es dort?
Wir haben gerade Reißaus genommen vor einem Feuer.
Wir wollten das Gespräch auf dem Berg machen.
Aber dort ist eine Feuerwand.
Die hat sich auf uns zu bewegt.
Dort sind nur Anwohner, die löschen wollen.
Die sind an uns vorbeigelaufen.
Und wir sind mitgelaufen.
Man hatte am Vormittag versucht, die Feuer unter Kontrolle zu bringen.
Das ist nicht gelungen.
Welche Auswirkungen hat die Katastrophe?
Das ist eine gute Frage.
Vor drei Jahren gab es ein Feuer in Athen.
Es gab 102 Tote.
Die Regierung von Tsipras wurde daraufhin abgewählt.
Die Leute waren damals unglaublich sauer.
Jetzt gibt es nicht so viele Tote.
Aber die Zerstörung ist unglaublich.
Auf Euböa ist es gespenstisch.
Es ist furchtbar.
Die Natur ist zerstört.
Die Orte sind relativ verschont.
Trotzdem steht Mitsotakis unter Druck.
Er hat sich entschuldigt.
Er hat gesagt, das Ganze aufarbeiten zu wollen.
Er hat für Euböa ein Sofortprogramm angekündigt.
Die Frage ist:
Waren die Behörden auf so eine Trockenheit vorbereitet?
Viele sagen, das hätten sie sein können.
Aber es ist auch eine extreme Situation.
Man darf gespannt sein,
welche politische Auswirkungen die Katastrophe haben wird.
Vielen Dank.
Es war eine ungemütliche Sitzung im Landtag von Nordrhein-Westfalen.
Armin Laschet, der Ministerpräsident,
musste sich scharfe Vorwürfe gefallen lassen.
Er und seine Regierung hätten in der Flutkatastrophe versagt -
vor allem mit Blick auf zu spät erfolgte Warnungen.
Laschet selbst äußerte sich hinsichtlich der Schäden,
die er in NRW auf 13 Milliarden Euro bezifferte.
Der geplante Hilfsfonds von Bund und Ländern
müsse sich deshalb auf 30 Milliarden Euro belaufen.
Schweigeminute für die Opfer.
Durch das Hochwasser starben 47 Menschen in NRW.
Hat die Regierung versagt? Hätten Leben gerettet werden können?
SPD und Grüne rekonstruieren:
Spätestens zwei Tage vorher hätten Unwetterwarnungen vorgelegen.
Warum wurde die Bevölkerung nicht an allen Orten gewarnt?
Wieso hat die Landesregierung nicht selbst gewarnt,
obwohl sie dazu die rechtlichen Möglichkeiten hat?
Warum wurden die Kommunen nicht zum Handeln aufgefordert,
als Bäche in anderen Kommunen zu Sturzfluten angewachsen sind.
Ein Krisenstab hätte rechtzeitig warnen
und auch Rundfunkanstalten informieren können.
Aber der trat nicht zusammen.
Mir fehlt die Fantasie, welche Katastrophe eintreten soll,
damit der Krisenstab endlich einberufen wird.
Ministerpräsident Laschet
verspricht eine Verbesserung des Katstrophenschutzes.
Er lobt den milliardenschweren Wiederaufbaufonds.
Jeder wird beim Wiederaufbau
auf die Solidarität unserer Gemeinschaft zählen können.
Antworten darauf, was falsch gelaufen ist,
blieb Laschet schuldig.
Aber die politische Aufarbeitung hat begonnen.
Morgen ist es wieder so weit:
Ein neuer Corona-Gipfel von Bund und Ländern.
Wie macht man weiter in der Pandemie?
Die Beratungen finden in einer heiklen Situation statt.
Die Inzidenzen steigen schneller als im vergangenen Jahr.
Aber die Stimmung im Land scheint deutlich zu sein:
Kein weiterer Lockdown!
Keine einschneidenden Maßnahmen!
Besonders gespannt werden Gastronomen auf das schauen,
was Bund und Länder beschließen werden.
Sie waren von der Pandemie wirtschaftlich besonders betroffen.
Der Unterschied zwischen geimpft und nicht geimpft
dürfte künftig eine größere Rolle spielen.
Haben Sie sich eingecheckt?
Die Frage geht Nathalie Henrich so geübt über die Lippen
wie die Frage nach Rot- oder Weißwein.
Sie ist glücklich,
in ihrem Restaurant Chez Mamie Gäste bewirten zu dürfen.
Doch bald könnte alles wieder vorbei sein.
Sie sorgt sich vor neuen Regeln und Einschränkungen.
Natürlich habe ich die Nase voll.
Wir haben so viel getan in Corona-Zeiten.
Wir haben Geräte angeschafft, damit die Räume sauber bleiben.
Bei uns im Restaurant holen sich die Gäste das nicht.
Verbindliche Regeln wünscht sie sich, Planungssicherheit.
Deshalb findet Nathalie Henrich den Vorschlag gut:
Bei steigenden Corona-Zahlen sollen nur noch Geimpfte und Genesene
ins Restaurant gehen dürfen.
Sie würde das in ihrem Restaurant streng durchsetzen.
Hauptsache, das Chez Mamie darf offen bleiben.
Ich weiß nicht, warum wir zumachen sollen,
wenn die Anderen sich nicht impfen lassen wollen.
Es geht um die Sicherheit aller, auch um die meines Personals.
Das werde ich kontrollieren.
Bevor wir wieder alle zumachen müssen,
werde ich das kontrollieren.
Bei ihren Gästen stößt sie auf Zustimmung.
Jeder könne sich impfen lassen, so die Meinung hier.
Unverständnis für Impfverweigerer.
Wenn man gesund ist, sollte man sich impfen lassen.
Der Geschäftsführer des hessischen Gastronomieverbandes kommt.
Er erzählt:
Längst nicht alle Restaurantbesitzer
sind so überzeugt von Einschränkungen für Ungeimpfte.
Weil wir Sorge vor einem erneuten Lockdown haben,
ist die Branche zu vielem bereit, um das zu verhindern.
Es gibt da Grenzen,
und die Vielfalt der Meinungen ist breit.
Aber mehrheitlich spüren wir kein Verständnis dafür,
dass man jetzt nur noch die 2Gs in Restaurants lässt.
Nathalie Henrich lässt sich nicht beirren.
Sie ist bereit, Umsatzeinbußen in Kauf zu nehmen.
Sie will vorangehen:
Ihr Personal sei durchgeimpft.
Das ist mir wichtig.
Wird einer krank, kann ich schließen.
Das wäre der Horror für sie.
Um das zu verhindern, würde sie in den sauren Apfel beißen
und nur noch Geimpfte oder Genesene bedienen.
Die deutschen Olympiateilnehmer konnten sich
über einen feierlichen Empfang in Frankfurt freuen.
Im Römer wurden sie begrüßt.
Bejubelt wurden sie Pandemie-bedingt von einer kleinen Zahl von Fans.
Sportlich fiel die Bilanz der Spiele durchwachsen aus:
Platz neun für Deutschland im Medaillen-Ranking.
Das ist das schlechteste Abschneiden seit der Wiedervereinigung.
Aber das war heute nebensächlich.
Stichwort: Olympia.
Gestern wurde die Olympische Fahne an Anne Hidalgo übergeben.
Die Bürgermeisterin von Paris traf heute in Frankreich ein.
Paris wird 2024 die nächsten Sommerspiele austragen.
Was sonst heute wichtig war?
Die DFB-Pokalspiele.
Bundesligist Hoffenheim kämpfte sich in der Verlängerung in Runde zwei:
3:2 bei Viktoria Köln.
Auch Ingolstadt und Karlsruhe kamen weiter.
Im Spätspiel konnte Mönchengladbach in Kaiserslautern mit 1:0 gewinnen.
Das letzte Mal, dass sich die Teams am Betzenberg gegenüber standen,
ist 9,5 Jahre her.
Damals gewann Mönchengladbach 2:1.
Der FCK startet mutig, mit Redondo.
Kein Problem für Gladbachs Torwart Sommer.
Pflichtspiel-Premiere für den Neu-Borussen:
Trainer Adi Hütter.
Dessen Mannschaft macht ernst.
Hermann auf Stindl - der Bundesligist führt 1:0 (11.).
Die kalte Dusche für den Drittligisten aus der Pfalz.
Doch der ist nicht beeindruckt, Zimmer verpasst aber den Ausgleich.
Kurz vor der Pause:
Wieder Herrmann, und diesmal Glück für den FCK.
Vor dem Seitenwechsel bleibt Zeit:
FCK-Trainer Antwerpen mit 'nem Schluck aus der Pulle.
Zweiter Durchgang:
Kaiserslautern bleibt frech und mutig -
aber auch glücklos.
Wunderlich verpasst den Ausgleich.
Gladbach kann alles klarmachen, aber Stindl und Benes verpassen.
Deshalb bleibt es lange spannend.
Stindl kann die Partie mehrfach entscheiden.
Dann ist Schluss.
Ich hätt das Spiel gerne gewonnen, die Jungs auch.
Wir sind zufrieden mit der Leistung.
Enges Spiel am Betzenberg.
Der FCK ist raus.
Gladbach zieht in die nächste Runde ein.
Der Sommer soll doch noch mal Anlauf nehmen.
Im Südwesten ist das morgen schon zu spüren.
Im Norden bleibt es durchwachsen.
Hier die Details:
Dem Norden und der Mitte bringt ein Tief wechselhaftes Wetter.
An den Küsten einzelne Schauer.
Später im Westen und Nordwesten neue Schauer und Gewitter.
Am Tag im Norden und in der Mitte Sonne, Wolken, Schauer und Gewitter.
Südlich ist es trocken und sonnig.
Über den Alpen gibt es Gewitter.
So weit das nachtmagazin.
Hier geht's weiter mit einer Folge des Tatort.
Carl-Georg Salzwedel meldet sich mit der tagesschau gegen 1.50 Uhr.
Kommen Sie gut durch die Nacht.
Copyright Untertitel: NDR 2021