tagesschau 12.08.2021, 16:00 Uhr - Massive Zugausfälle auch am zweiten Streiktag der Lokführergewerkschaft GDL
Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der tagesschau.
Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (12.08.2021)
Heute im Studio: Susanne Stichler
Guten Tag, willkommen zur tagesschau.
Gestrandet auf dem Bahnhof:
Schicksal vieler Reisender
auch heute am zweiten Streiktag der Lokführer-Gewerkschaft GDL.
Bis heute Nacht um zwei soll der Ausstand dauern - vorerst.
Ein Ende im Tarifkonflikt mit der Bahn ist nicht abzusehen.
Kritiker werfen der GDL vor, ihr gehe es nicht nur um mehr Lohn.
Sie wolle sich auch
gegenüber der größeren Bahngewerkschaft EVG profilieren.
Zugausfälle und am Gleis campierende Fahrgäste.
Die Reisenden spüren auch heute
den Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer.
Überfüllte Züge, wie hier in Leipzig, gerade in der Corona-Zeit,
sind eine Belastung für die Fahrgäste.
Es war schon sehr voll, aber der Zug ist immer voll.
Von daher weiß ich nicht, ob es schlimmer war als sonst.
Ja, war sehr voll, muss in Corona-Zeiten nicht unbedingt sein.
Es soll sich bei dem Streik diesmal auch um einen Machtkampf
zwischen den Bahn-Gewerkschaften GDL und EVG handeln.
Der Gesetzgeber rief ein Tarifeinheitsgesetz in die Welt.
Das bedeutet, dass in einem Betrieb wohl nur die größte Gewerkschaft
einen Tarifvertrag vertreten kann.
Wenn wir bei der Bahn zwei Gewerkschaften haben,
wollen beide ihre Tarifverträge zum Tragen bringen.
Dann werden wir dafür sorgen,
dass wir in den Betrieben die Mehrheiten darstellen.
Die EVG sieht den Streik der GDL als Vorwand,
die Position der EVG zu schwächen.
Der Arbeitskampf der GDL ist kein normaler Arbeitskampf.
Es ist politischer Arbeitskampf, hier geht es nicht um Lohn,
nicht um Arbeitszeit, hier geht es um Macht.
Die GDL versucht,
ihre Situation bei der Bahn für die Zukunft zu verbessern.
Sie kämpft um ihre Existenz.
Laut Bahn wird der Streik auf dem Rücken der Fahrgäste ausgetragen.
Sie fordert die GDL dazu auf,
wieder zurück an den Verhandlungstisch zu kommen.
Die GDL will noch bis in die Nacht zum Freitag streiken.
In Deutschland sind laut RKI
möglicherweise mehr Menschen einmal geimpft als gedacht.
Es gebe Unterschiede zwischen offiziellen Meldezahlen
und einer Befragung.
Nun sollen Umfragen für mehr Klarheit über die Impfquote sorgen,
teilte das Institut mit.
Zuvor hatten Intensivmediziner Nachbefragungen gefordert.
Falls die Impfquote höher liege,
könne man dem Herbst entspannter entgegenblicken.
Das sagte der Präsident
der Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, Marx.
Jahrelang dauerte der Rechtsstreit
zwischen dem Shell-Konzern und Bauern aus Nigeria.
Es ging um Umweltverschmutzungen durch lecke Ölanlagen
in den 1970er-Jahren im Süden des westafrikanischen Landes.
Jetzt lenkte der britisch- niederländische Konzern ein
und stimmte einem Vergleich zu.
Seine nigerianische Tochter wird den betroffenen Gemeinden im Nigerdelta
umgerechnet knapp 95 Millionen Euro zahlen.
Shell wurde bereits vor elf Jahren verurteilt,
hatte aber wiederholt Einspruch eingelegt.
Polens rechtskonservative Regierungspartei PiS
hat sich nicht abbringen lassen.
Im Parlament ließ sie über das neue Mediengesetz abstimmen.
Künftig werden TV-Lizenzen nur an ausländische Firmen vergeben,
die Zentrale oder Wohnsitz im europäischen Wirtschaftsraum haben.
Im Streit um das Gesetz verlor die PiS einen Koalitionspartner
und damit ihre absolute Mehrheit.
Sie verärgerte auch ihre Partner in der EU und den USA.
"Skandal im polnischen Parlament", so der Zeitungstitel.
Regierungskritische Journalisten sind entsetzt:
Mit dem Mediengesetz solle die Presse auf Regierungslinie gebracht werden,
fürchten sie.
Tausend polnische Journalisten haben bereits eine Petition
für die Unabhängigkeit der Presse unterschrieben.
Das ist einmalig in der polnischen Geschichte.
So einen Angriff auf freie Medien gab es noch nie.
Stundenlange Parlamentsdiskussionen Unterbrechungen, Verfahrenstricks.
Am Ende gewinnt die nationalkonservative PiS-Partei
knapp die Abstimmung zum umstrittenen Mediengesetz.
Es verbietet ausländischen Konzernen,
sich an polnischen Medien zu beteiligen.
Der Regierungschef versucht heute die Wogen zu glätten.
Wir haben keine Pläne,
das Gesetz gegen einen bestimmten TV-Sender anzuwenden.
Wir wollen nur nicht, dass sich Firmen außerhalb der EU
beliebig in Polen Medien kaufen können.
Doch Kritiker sagen, das umstrittene Gesetz richte sich gezielt
gegen den unabhängigen Nachrichtensender TVN.
Der gehört zur US-Discovery-Gruppe.
Das neue Gesetz könnte diese zwingen,
seine Anteile zu verkaufen an polnische Investoren.
Kritiker fürchten, dass das Schule machen könnte.
Es betrifft nicht nur einen bestimmten Fernsehsender,
sondern die ganze polnische Wirtschaft.
Kein internationaler Konzern wird in einem Land investieren,
in dem die Regierung an einem Abend die Investition verbieten kann.
Der Streit um das Mediengesetz ist noch nicht vorbei.
Der polnische Senat muss noch zustimmen.
Vor dem EU-Mitglied Polen liegen unruhige politische Zeiten.
In Lübeck wurde heute nach sechsjähriger Sanierung
die Carlebach-Synagoge feierlich eingeweiht.
Damit können die 600 Gemeindemitglieder
den restaurierten Gebetssaal wieder nutzen.
Nach dem Vorbild der Berliner Neuen Synagoge
wurde das jüdische Gotteshaus 1878 erbaut.
Es ist eines der wenigen in Deutschland,
das in der Reichspogromnacht 1938 nicht zerstört wurde.
Jedoch schändeten Nazis das Gebäude.
In den 90er-Jahren gab es zwei Brandanschläge,
die ersten auf eine Synagoge seit 1945.
Hitze, Trockenheit und starke Winde
halten die Feuerwehr auf Sizilien weiter in Atem.
Die Lage sei zwar unter Kontrolle, aber die Waldbrandgefahr weiter hoch.
Gestern wurden nahe des Orts Syrakus 48,8 Grad Celsius gemessen.
Sollte der Wert von der Weltorganisation für Meteorologie
offiziell bestätigt werden, wäre dies ein neuer europäischer Hitzerekord.
In der Region Kalabrien bleibt die Lage kritisch.
Im Süden Italiens wüten seit über einer Woche Brände.
Mehrere Menschen kamen dabei ums Leben.
Das war's für den Augenblick.
Wir melden uns wieder um 17 Uhr.
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Bis später.
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