tagesschau Sendung vom 12.02.2021, 17:00 Uhr - Anzeichen für eine Verbesserung der Infektionslage
Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen
mit der tagesschau.
Guten Tag, willkommen zur tagesschau.
Es ist zwiespältig.
Das Bild von der Corona-Lage,
das Gesundheitsminister Spahn
und der RKI-Chef Wieler
heute gezeichnet haben.
Denn die positive Entwicklung
wird überschattet von der Sorge,
dass sich die Virus-Mutanten
weiter ausbreiten könnten.
9860 neue Corona-Fälle
haben die Gesundheitsämter
dem RKI binnen 24 Stunden gemeldet.
Rund 3000 weniger
als vergangenen Freitag.
Dementsprechend ist auch
die Inzidenz rückläufig - auf 62.
Ab einem stabilen Inzidenzwert von 35
sollen nach dem Willen von Bund
und Ländern Lockerungen
in größerem Stil möglich sein.
Aktuell wird diese Marke
in mehr als 50 Stadt- und Landkreisen
erreicht oder unterschritten.
Die meisten aber
liegen deutlich darüber.
Einkaufen - nur noch einzeln,
ausgeweitete Maskenpflicht.
Flensburg verschärft
die Corona-Regeln.
Denn hier wird
jede dritte Neuinfektion
von der britischen Mutante B 1.1.7
verursacht.
Auch in einer Berliner Klinik
wurden 55 Fälle entdeckt.
Die Verbreitung der Mutationen:
unberechenbar.
Deswegen warnt
der Gesundheitsminister
vor zu schnellen Lockerungen:
Wenn wir jetzt öffnen,
verspielen wir den bisherigen Erfolg
dieser sehr schwierigen Maßnahmen.
Den Erfolg, den wir uns durch
Verzicht und Einschränkungen
erarbeitet haben.
Besser noch eine Weile durchhalten,
als einen Rückschlag zu riskieren.
Auch die 35er-Inzidenz,
bei der die Bundesregierung
weitere Lockerungen plant,
sei noch keine entspannte Situation.
Kontrollierbar wäre die Lage
für das Robert Koch-Institut
erst bei einer Inzidenz von zehn:
Das wäre eine coole Zahl.
Wenn wir davon ausgehen,
dass wir zehn haben,
dann haben wir 830 Fälle pro Tag.
Diese Zahl können wir gut regulieren
und das Geschehen kontrollieren.
Zu den Bausteinen
der Pandemiebekämpfung
sollen bald auch Selbsttests
für zu Hause gehören.
Noch sind die nicht zugelassen:
Natürlich muss man die Menschen
sehr gut aufklären,
dass ein Antigen-Schnelltest keine
adäquate medizinische Diagnose ist.
Es gilt dafür,
dass man Menschen identifiziert,
die ansteckend sind.
Und die Infektionsketten
oder Superspreader-Events
auslösen können.
Die Tests -
also ein bisschen mehr Sicherheit -
trotz Unsicherheit durch Mutationen.
An den Grenzen
von Deutschland zu Tschechien
und zum österreichischen Tirol
wird von Sonntag an kontrolliert.
Eine Einreise ist dann nur noch
mit negativem Corona-Test möglich.
Mit Blick auf Berufspendler kündigte
Bayerns Ministerpräsident Söder
praxisnahe Lösungen an.
Tschechien und Tirol
gelten als Gebiete
mit besonders gefährlichen
Corona-Mutationen.
Das gilt seit heute
auch für die Slowakei.
Noch können sie aus Tschechien
über die Grenze fahren.
Keine Kontrollen bisher
im sächsischen Breitenau.
Doch das soll sich
in der Nacht auf Sonntag ändern.
Die Infektionszahlen
in den tschechischen Nachbargebieten,
wie auch in Tirol, so hoch,
dass die Bundesregierung
die Grenze dicht machen will.
Einmal Ischgl reicht.
Lieber auf Nummer sicher gehen.
Es soll Ausnahmen
für Pendler geben
oder für den Lieferverkehr.
Vorausgesetzt:
Die Fahrer können einen negativen
Corona-Test vorzeigen – täglich neu.
Es muss darum gehen,
das vernünftig zu organisieren.
Wir wollen keine kilometerlangen
Staus von Lkws.
Wir brauchen Testzentren
an der Grenze,
in denen sich die Fahrer
schnelltesten lassen können.
Wenn sie gesund sind,
können sie weiterfahren,
ansonsten nicht.
Schon im vergangenen Frühjahr:
Reisebeschränkungen auch
zu den Nachbarländern im Westen.
Mit Folgen für die,
die in den Grenzregionen leben.
So sind viele Ministerpräsidenten
gegen Grenzschließungen,
vor allem die ohne hohe Corona-Zahlen
im Land nebenan.
Für mich sind Grenzschließungen
immer ein Akt der Hilflosigkeit.
Unser bestes Mittel in der
Bekämpfung der Pandemie ist,
dass man grenzüberschreitend
sich abstimmt.
Das haben wir gelernt
aus dem ersten Lockdown,
dass wir so was nicht mehr wollen
für uns in Rheinland-Pfalz.
Deswegen sind wir eng
mit unseren Partnern im Gespräch.
Für mich in NRW ist klar,
wir wollen die Grenze
zu den Niederlanden
und Belgien offen halten.
Verärgert zeigen sich
vor allem die Spediteure.
Sie warnen vor leeren Regalen
in den Supermärkten.
Die Maßnahmen seien
zu kurzfristig ankündigt.
In Tirol gab es
solchen Ärger heute nicht.
Dort muss jeder, der raus will,
einen negativen Corona-Test vorlegen,
der nicht älter als 48 Stunden
sein darf.
Die österreichische Regierung hofft,
so die Ausbreitung der in Tirol
grassierenden südafrikanischen
Corona-Variante einzudämmen.
An den Tiroler Grenzen zu Deutschland
sind auch Soldaten im Einsatz.
Seit Mitternacht
wird an den Grenzen zwischen Tirol
und den anderen
Bundesländern kontrolliert.
Das Verkehrsaufkommen ist normal.
Die meisten haben von der in Tirol
grassierenden Mutation gehört.
Die Stimmung gelassen.
Ja, wir haben damit gerechnet
und nehmen das in Kauf.
Gehört gemacht und ist in Ordnung.
Die meisten haben
ihr Testergebnis dabei.
An Grenzübergängen stehen
mobile Labors für Schnelltests.
So wie hier an der Straße
von Waidring in Tirol
nach Lofer im Salzburger Land.
An 44 Stellen wird die Ausreise
aus dem Bundesland kontrolliert.
1200 Polizisten und Soldaten
sind im Einsatz.
Über die Maßnahmen
wird politisch gestritten.
Experten hatten sie wegen
der Mutation dringend empfohlen.
Wenn sich diese Variante durchsetzt,
ist das ein Horrorszenario
für die Gesundheit der Bevölkerung,
weil der Impfstoff schlechter wirkt.
Aber auch für
den Wirtschaftsstandort.
Effektiver wäre es gewesen,
spezifisch, gezielt, regional,
rasch Maßnahmen zu setzen.
Die Hoffnung ist, die Isolation
Tirols nach zehn Tagen zu beenden.
Die globalisierte Wirtschaft
bringt uns Waren,
die zu diesem Preis nicht
in Europa hergestellt werden könnten.
Die Billigproduktion
hat ihre Schattenseiten:
Unmenschliche Arbeitsbedingungen,
Kinderarbeit
und andere Menschenrechtsverstöße.
Nach langem Ringen
hat sich die Koalition nun
auf den Entwurf
eines Lieferkettengesetzes geeinigt:
Es soll deutsche Firmen
auch für ihre Zulieferer
in die Verantwortung nehmen.
Kinderarbeit, unzumutbare
Arbeitsbedingungen,
geringe Löhne für Erwachsene.
Und keine Möglichkeit sich zu wehren:
Das ist in vielen Ländern so.
Auch bei Zulieferern
für deutsche Unternehmen.
Bald sollen Firmen,
die elementare Rechte missachten,
keinen Wettbewerbsvorteil mehr haben.
Nach langen Verhandlungen
kommt das Lieferkettengesetz.
Es geht darum,
welche Verantwortung Unternehmen
für Bedingungen
bei ihren Zulieferern tragen.
Es geht um Menschenrechte
in globalen Lieferketten.
Um menschenwürdige Arbeit.
Unternehmen müssen künftig
darauf achten,
dass ihre Zulieferer Menschenrechte
und Umweltstandards garantieren.
Nichtregierungsorganisationen
und Gewerkschaften
bekommen ein Klagerecht
vor deutschen Gerichten.
Bei Verstößen drohen hohe Bußgelder.
Dem Wirtschaftsminister war wichtig,
dass der Aufwand gering bleibt:
Durch Bürokratieaufbau ändert sich
am Schutz der Menschenrechte nichts.
Ich wollte vermeiden,
dass deutsche Unternehmen sich aus
Entwicklungsländern zurückziehen.
Beim Teeanbau in Indien
sollten den Arbeiterinnen
bessere Löhne gezahlt werden,
findet Entwicklungsminister Müller.
Das neue Gesetz
für ihn ein wichtiges Signal.
Es stößt eine Debatte an
über die Zukunft der Globalisierung.
Über eine gerechte Globalisierung,
Deutschland setzt hier ein Zeichen.
Wenn der Bundestag zustimmt,
soll das Gesetz ab 2023 gelten –
für Betriebe
mit über 3000 Beschäftigten.
Zur Börse zu Bettina Seidl
in Frankfurt.
Dort steht heute
der Tübinger-Impfstoff-
Hersteller CureVac im Blickpunkt.
Die Europäische Arzneimittelagentur
hat ein beschleunigtes Prüfverfahren
für das Vakzin gestartet.
Wie wird das aufgenommen?
Ein schnelles Prüfverfahren ist nur
möglich,
wenn die vorläufigen Tests positiv
ausgefallen sind.
Die Nachricht wird positiv
aufgenommen.
Das Prüfverfahren läuft nur deshalb
schneller,
weil die Behörden schon Daten
prüfen.
Wie lang es zur Zulassung dauert,
ist unklar.
Die Börsenwoche begann aufregend,
mit einem Rekord.
Sie geht wenig aufregend zu Ende.
Ein weiterer Impfstoff ist aus
Börsensicht förderlich.
Die Olympischen Spiele in Tokio
wurden wegen Corona
um ein Jahr verschoben.
Fünf Monate vor ihrer Eröffnung
sind sie ohne Chef-Organisator.
Von diesem Posten trat
Ex-Regierungschef Mori heute zurück.
Auslöser war eine frauenfeindliche
Äußerung vor einer Woche.
Mori hatte gesagt,
Konferenzen mit Frauen
würden länger dauern als nötig,
weil diese zu viel redeten.
Das stieß auch bei Sponsoren
auf Empörung.
Olympia ganz absagen,
das forderten heute Demonstranten.
Ein prominenter Name
wird nun tatsächlich gestrichen.
Nach Diskussionen
um seine frauenfeindlichen Aussagen
legt OK-Chef Yoshiro Mori
sein Amt nieder.
Meine Person darf kein Hindernis
für die Spiele sein.
Das ist das Wichtigste:
Dass die Spiele im Juli
ordnungsgemäß abgehalten werden.
Er wollte den Spielen eine Zukunft,
japanisch "Mirai" geben.
Den Frauenanteil im Komitee erhöhen
wollte er dagegen nicht.
Konferenzen mit Frauen
dauerten zu lange, so Mori.
Die Frauen redeten zu viel -
das brachte ihm weltweit Kritik ein.
Laut Umfragen sehen 80 % der Japaner
die Spiele in Corona-Zeiten
skeptisch.
Mori ging erst, als der Rückhalt
bei Sponsoren schwand.
Richtig, dass er geht,
das war peinlich für Japan.
Schade, so kurz vor dem Start -
er hätte das nicht sagen dürfen.
Nun wird eine Frau
als Nachfolgerin gehandelt:
Die für Olympia zuständige Ministerin
Seiko Hashimoto.
Fünf Monate vor dem Start
soll eine Arbeitsgruppe
die Führungsfrage klären.
Über fünf Jahrzehnte
hat er Jazz-Geschichte geschrieben -
der Pianist und Komponist
Chick Corea.
Kaum eine Größe des Jazz,
mit der der Musiker
nicht auf der Bühne gestanden hätte.
Aber auch mit seinen Solo-Konzerten
machte er Furore.
Chick Corea wirkte stilbildend.
So gilt er als Wegbereiter
des Jazz-Rock mit seiner legendären
Formation "Return to Forever".
Am Dienstag ist Corea
in Florida gestorben.
Er wurde 79 Jahre alt.
Chick Corea.
Ein Pianist mit einer großen Liebe
fürs Improvisieren.
Hier mit Sänger Bobby McFerrin.
Ein Grenzgänger.
Er hat alle Stile ausprobiert.
Von Rock über Flamenco
und lateinamerikanische Rhythmen,
von der Klassik
immer wieder zurück zum Jazz.
Der größte Unterschied zwischen
der Jazz- und der Klassikwelt
liegt in der Orientierung
der Musiker selbst.
Es ist eine andere Kultur,
ein anderes Gefühl.
Die musikalische Sprache
unterscheidet sich leicht.
Und Corea beherrschte
jede dieser Sprachen virtuos.
♪ Klaviermusik ♪
Er hat mehr als 100 Alben aufgenommen
und 23 Grammys gewonnen.
Mehr als jeder andere Jazzmusiker.
Schon mit vier Jahren
saß Corea am Klavier.
Seine musikalische Leistung
war nie umstritten.
Kritisiert wurde
seine Mitgliedschaft bei Scientology.
Seit Beginn der Pandemie gab er
Konzerte über seine Facebook-Seite.
Dort schrieb er zuletzt,
die Welt brauche mehr Musiker.
Ein Blick
auf das Wetter am Wochenende.
Viel Sonne erwartet uns,
hier unsere Vorhersage:
Im Erzgebirge und im bayrischen Wald
gibt's heute Nacht
noch einzelne Schneeschauer.
Sonst ist es oft sternenklar.
In der Osthälfte
bildet sich stellenweise Nebel.
Morgen verbreitet sonnig.
In Brandenburg und Sachsen
halten sich noch Wolken.
Im Erzgebirge
ist auch Schnee möglich.
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