tagesthemen 13.08.2021, 21:45 Uhr - Deutschland holt Botschaftspersonal aus Afghanistan zurück wegen Vormarsch der Talib
Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.
Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (13.08.2021)
Heute im Studio: Caren Miosga
Guten Abend.
Es ist fast unheimlich, wie schnell die Taliban Afghanistan überrennen
und damit alles zunichte machen, was in 20 Jahren gewachsen ist.
Mehr Vielfalt, mehr öffentliches Leben,
mehr Freiheiten für Frauen, Schulen für Mädchen.
Stadt um Stadt nehmen sie ein, zuletzt Kandahar,
die zweitgrößte Stadt des Landes.
Es scheint, als seien auch die westlichen Regierungen überrascht
über Tempo und Wucht der Islamisten.
Denn nach den Amerikanern hat auch Deutschland angekündigt,
ihre Mitarbeiter schnellstmöglich aus dem Land zu holen.
Oliver Mayer über einen Krieg, der längst entschieden scheint,
einen Krieg der Waffen und der Bilder.
Immer wieder sind in den sozialen Netzwerken
Bilder wie diese zu sehen:
Taliban, die sich selbst feiern.
Sie bringen fast stündlich neue Städte unter ihre Kontrolle.
Über die Hälfte der 34 Provinzhauptstädte
sind es mittlerweile.
Die lokalen Regierungen sind oftmals wehrlos.
Unsere Sicherheitskräfte haben versucht, dagegen anzukämpfen.
Die meisten Teile unserer Provinz liegen nun bei unseren Feinden,
den Taliban.
Die Sicherheitslage in Afghanistan wird täglich schlechter.
Deshalb handeln unter anderem Großbritannien, Kanada und die USA.
Sie wollen viele ihrer Landsleute
als auch ehemalige Helfer der Truppen ausfliegen.
Deutschland will das Botschaftspersonal reduzieren
und schickt ein Krisenteam nach Kabul.
Wir haben beschlossen,
die ohnehin vorgesehenen Charterflüge vorzuziehen.
Mit diesen Charterflügen
werden wir die Mitarbeiter der deutschen Botschaft ausfliegen.
Auch der Ortskräfte.
Die meisten Afghanen können das Land nicht verlassen.
Viele Außengrenzen werden kontrolliert,
wie die in den Iran oder nach Usbekistan.
Den Menschen bleibt nur die Flucht nach Kabul,
wo sie in provisorischen Flüchtlingscamps untergebracht sind.
Uns Flüchtlingen geht es schlecht.
Die Situation ist frustrierend.
Wir fühlen uns im Stich gelassen.
Es gibt so viele Sachen,
die wir hier gebrauchen könnten aber niemand hilft uns.
Auch in den Straßen Kabuls macht sich Angst breit.
Viele fühlen sich an vergangene Zeiten erinnert,
die sie für überwunden glaubten.
Die Taliban waren hier schon einmal an der Macht.
Sie haben sie missbraucht.
Wir fürchten, dass das Gleiche wieder passieren wird.
Das Ganze zu verstehen hilft uns der Afghanistan-Experte Thomas Ruttig
von der Forschungsgruppe Afghanistan Analysts Network.
Wie ist es möglich, dass die Taliban
so schnell eine Provinz nach der nächsten erobern?
Die NATO-Truppen haben dort Soldaten und Polizisten ausgebildet.
Warum gibt es jetzt so wenig Widerstand?
Die Ausbildung ist fehlgeschlagen.
Das war sicher nicht der einzige Faktor.
Die Moral spielt eine Rolle.
Der Abzug der westlichen Truppen über Nacht
hat den afghanischen Streitkräften einen Schlag versetzt.
Der Taliban konnte sich gut vorbereiten.
Die Taliban-Propaganda lautet:
Seht ihr, das liegt daran, dass wir so beliebt sind.
Wie viel Rückhalt haben die radikalen Islamisten
in der Bevölkerung?
Das kann man nicht sagen.
Man kann sagen, dass das übertrieben ist.
Wenn es freie Wahlen gäbe, würden die Taliban nicht gewinnen.
Wir sehen, dass in vielen Gebieten,
die die Taliban schon lange kontrollieren,
dass die Menschen sich dort einrichten.
Es gibt dort keine Alternative.
Ist dieses Desaster das Verschulden des Westens?
Nein, aber der Westen hat einen großen Anteil.
Er hat auf eine Konfliktlösung durch das Militär gesetzt.
Die ökonomische Lage hätte sich verbessern müssen.
Jetzt leben mehr Menschen unter der Armutsgrenze als vorher.
Die Eliten, die Regierung, die intern zerstritten war,
kann man dennoch nicht freisprechen.
Jetzt holen die Amerikaner, aber auch die Deutschen
so schnell wie möglich ihre Leute raus.
Bleibt dem Westen nur noch,
zuzuschauen, wie die Taliban das Lan mit Gewalt und Krieg überziehen?
Hoffen wir, dass die Leute noch rausgeholt werden können.
Die Rettung kommt jetzt zu spät.
Es ist wichtig,
jetzt eine diplomatische Initiative zu versuchen.
Man müsste ihren Unterstützern sagen, es ist genug.
Es müsste eine Regelung für die Zukunft geben.
Der Außenminister hat heute die Ortskräfte angesprochen,
die für die Bundeswehr gearbeitet haben.
Das war bisher schwierig, sie herauszuholen.
Dürfen die jetzt hoffen?
Da bin ich mir nicht sicher.
Bis jetzt hat die Bundesregierung auf die Bremse getreten.
Sie hat sich geweigert, Ortskräfte,
die vor zwei Jahren für sie gearbeitet haben,
mit raus zu holen.
Wir hoffen, dass das jetzt nicht zu spät ist.
Vor 60 Jahren wurde über Nacht ein Land zugesperrt
und mitten durch Berlin eine Grenze zu einem Bollwerk.
Am 13. August 1961 riegelte sich die DDR ab.
Offiziell hieß die Mauer im Osten Antifaschistischer Schutzwall.
Der sollte Schutz bieten
vor den Revanchisten aus dem feindlichen Westen.
In Wahrheit begann die DDR, ihre Bürger einzumauern.
Nur wenige schafften es,
diese Mauer zu überwinden und zu fliehen.
Bevor wir auf zwei Geschichten von Geflüchteten schauen,
umreißt Anke Hahn die Geschichte der Berliner Mauer.
Es ist eine Abstimmung mit den Füßen.
Täglich 2000 Menschen
verlassen im Sommer 1961 die DDR Richtung Westberlin.
Dieser Aderlass zwingt die Machthaber in Ostberlin zum Handeln.
Seit 1952 ist die innerdeutsche Grenze geschlossen.
Viele ahnen, dass die Übergänge in Berlin nicht lange offen bleiben.
Aber Staatschef Ulbricht beruhigt zwei Monate vorher:
Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.
Am 13. August wird eine Mauer errichtet.
Erst Stacheldraht, dann Beton.
Anfangs gelingen noch Fluchten.
Um die Welt gingen Bilder des Volkspolizisten,
der an der Bernauer Straße in den Westen läuft.
Ganze Familien springen in die Sprungtücher der Feuerwehr.
Fünf Menschen verfehlen das Sprungtuch -
die ersten Maueropfer.
Westberlins Regierender Bürgermeister Willy Brandt
hofft auf Hilfe der Alliierten.
Der Senat von Berlin erhebt vor aller Welt Anklage
gegen die widerrechtlichen und unmenschlichen Maßnahmen
der Spalter Deutschlands, der Bedrücker Ostberlins
und der Bedroher Westberlins.
Niemand schreitet ein: Die Berliner Mauer steht 28 Jahre.
140 Menschen verlieren hier ihr Leben.
140 allein in Berlin, insgesamt waren es über 300.
Wer sein Leben riskierte, hatte für den riskanten Weg
die unterschiedlichsten Motive.
Ihr Urteil über ihr Land allerdings einte sie.
Bevor ich gleich mit einem Mann spreche,
der über das ehemalige Jugoslawien floh:
Andreas König und Thomas Bittner über die Geschichte einer Flucht.
Vor 40 Jahren war hier der Todesstreifen.
Ein Zaun zwei Mauern, dazwischen Sand und Stolperdraht.
Falko Vogt ist zurückgekehrt an den Ort in Hohen Neuendorf.
Hier versuchte der damals 18-Jährige in einer Novembernacht 1980,
in den Westen zu gelangen.
Zusammen mit seinem Freund Peter und dessen Freundin Marienetta.
Marienetta hatten wir in der Mitte,
sie hat irgendwie den Alarm ausgelöst.
Dann war auf einmal Kriegszustand.
Der Turm war nicht weit weg.
Dann kamen auch schon die ersten Schusssalven.
Marienetta Jirkowsky stirbt am nächsten Morgen
an ihren Schussverletzungen.
Die beiden jungen Männer schaffen es in den Westen.
Marienetta - "Micky" - wuchs in Spreenhagen
südöstlich von Berlin auf.
Micky wollte aus diesem Land weg.
Sie sah keine andere Möglichkeit, mit ihrem Peter zusammenzuleben.
Da gab es nur den Westen.
Micky ist wirklich aus Liebe gestorben.
140 Stühle stehen am ehemaligen Todesstreifen in Hohen Neuendorf:
Einer für jedes Opfer an der Berliner Mauer.
Einer erinnert auch an das Schicksal von Marienetta Jirkowsky.
Marienetta Jirkowsky kennt an sich keiner.
Sie hatte nicht die Gelegenheit, viele Menschen kennenzulernen,
da sie nur 18 Jahre alt wurde.
Es ist bewegend, dass an sie heute nach 41 Jahren gedacht wird.
Ich fühle mich, auch in ihrem Namen, geehrt.
Falko Vogt hatte in der DDR eine schwierige Kindheit.
Er landete als Kind und Jugendlicher
immer wieder im Heim und in Erziehungsanstalten.
Ich fühlte mich alleine, im Stich gelassen.
Von der Gesellschaft nicht aufgenommen.
In Westberlin begann Falko Vogt ein neues Leben.
Er engagierte sich auch in einer Menschrechtsorganisation
gegen DDR-Unrecht.
Nach dem Mauerfall kehrte er zurück, lebte in Fürstenwalde und in Spanien.
Ich blieb eigentlich immer ein Flüchtling,
habe nie meinen Platz gefunden.
Im sozialen und im familiären Bereich.
Ich war immer auf der Suche nach etwas,
was es wahrscheinlich nicht gibt.
In einem Mauerschützenprozess in den 1990er Jahren
sollte Marienettas Tod aufgearbeitet werden.
Auch das brachte ihm keine Genugtuung.
Ich war als Zeuge geladen - nicht als Nebenkläger.
Dann kam ich da rein
und die Richterin schaute mich nicht mal an.
Ich wurde bei dem Mauerschützenprozess behandelt,
als ob ich der Schuldige bin.
Das hat mir wehgetan, belastet mich heute noch.
Seine Flucht aus der DDR - ein Fehler?
Nein, sagt Falko Vogt, er würde es wieder tun.
Man könne Menschen nicht glücklich machen, indem man sie einsperrt.
Einer, der sich eingesperrt fühlte und dem die Flucht gelang,
ist Gerald Hüther.
Der Hirnforscher und Neurobiologe war 27 Jahre alt,
als er mit einem gefälschten Stempel im Pass nach Westdeutschland kam.
Seine Frau und seinen Sohn konnte er drei Jahre später nachholen.
Mit ihm habe ich heute gesprochen.
Guten Abend, Herr Hüther.
Guten Abend.
Sie waren zehn Jahre alt, als die Mauer gebaut wurde.
Wie erinnern Sie sich daran?
Kinder verstehen diese Zusammenhänge noch nicht.
Aber ich hab gespürt, wie die Erwachsenen reagiert haben.
Ratlos, hilflos, ohnmächtig.
Kein gutes Gefühl für Kinder.
Kinder brauchen Erwachsene, die einigermaßen wirken,
als wüssten sie, was man tut, wenn Probleme auftauchen.
Die Verunsicherung überträgt sich auf die Kinder.
Dann lebten Sie 17 Jahre in der DDR.
Was gab den Ausschlag, zu sagen: Jetzt will ich hier raus?
Wenn ich ehrlich bin: Es war eine glückliche Kindheit.
Ich wurde groß in einem Dorf, ähnlich wie Bullerbü.
Wir haben den Ranzen in die Ecke geworfen
und waren den ganzen Tag draußen in altersgemischten Gruppen.
Das gab mir ein Gefühl,
als ginge es, dass man Gestalter seines Lebens sein darf.
Aber das war in der DDR völlig unmöglich.
Ich musste mich ins System einfügen.
Ich musste erleben,
wie ich zu tun hatte, was mir von den Behörden vorgegeben wurde.
Und das habe ich nicht ausgehalten.
Andere vielleicht schon, bei mir ging das nicht.
Das war ein lebensgefährlicher Schritt.
Sie wussten, dass Sie sterben oder in Haft landen könnten.
Können Sie beschreiben, wie groß Ihre Not war,
dass Sie das gewagt haben?
Die war so groß, dass ich Jahre brauchte, bis ich's umsetzen konnte.
Dazu gehört die Not, unter den Bedingungen leben zu müssen.
Und das Wissen, wie gefährlich es ist, wenn ich es mache.
Ich habe es so gemacht, dass ich nicht den Waffen ausgesetzt war.
Ich wäre nicht erschossen worden, aber sie hätten mich verhaftet.
Das haben sie ja auch gemacht:
Drei Jahre in Abwesenheit zum Zuchthaus verurteilt.
Dazu kommt, ich hatte Frau und Kind, da geht man nicht ohne Weiteres.
Das muss man sehr mit sich selbst abmachen.
Man geht erst, wenn es nicht mehr anders geht.
Bis die beiden nachkommen konnten, vergingen drei Jahre,
in denen Kontakt kaum möglich war.
Wie sind Sie damit umgegangen?
Wir konnten telefonieren und uns schreiben.
Aber wir wussten, dass das überwacht wird.
Deshalb kann man nicht von offenem Kontakt sprechen.
Es war eine Unterbrechung der Beziehung,
die sich fatal ausgewirkt hat.
Wir haben es über eine Familienzusammenführung geschafft,
dass meine Frau mit dem Kind ausreisen konnte.
Dann stellte sich raus, dass es sehr schwierig geworden war.
Wir hatten in den drei Jahren ganz andere Erfahrungen gemacht.
Es hatte sich in uns selbst etwas ereignet, das dazu führte,
dass wir die Beziehung nicht wieder intakt gekriegt haben.
Die Beziehung zerbrach an der Flucht.
Von Falko Vogt im Film haben wir erfahren,
dass er nie wirklich angekommen ist im neuen Leben. Sind Sie es?
Das ist interessant.
Ich weiß noch, dass es länger gedauert hat,
als ich das für möglich gehalten habe.
Es ist dieselbe Sprache, dieselbe Kultur.
Ich dachte, das geht ganz schnell.
Aber es hat ungefähr fünf Jahre gedauert,
bis ich sagen konnte: Jetzt bin ich hier zu Hause.
Was ist da passiert?
Da war ich hier angekommen.
Ich hab bis heute ein Gefühl dafür, wie schwer das ist für Menschen,
die aus anderen Ländern zu uns kommen.
Ich weiß, wie lange das dauert,
bis man sich neu beheimaten kann, sich im neuen Land zu Hause fühlt.
Das hab ich am eigenen Leibe gespürt.
Ich hätte es nicht für möglich gehalten.
Aber es war anders.
Es waren die Lebensauffassungen, die Weltanschauung.
Die Filme, die ich kannte, die Bücher, die ich kannte.
Nichts davon passte zu dem, was meine Kollegen erlebt hatten.
Die Mauer ist jetzt länger weg als sie stand.
Ist sie für Sie noch spürbar?
Für mich nicht mehr.
Ich nehme wahr, wie tief sie in den Köpfen der Menschen verankert ist.
Das ist auch kein Wunder.
Wenn Sie in Leipzig bleiben, das wird dann Teil der Bundesrepublik,
dann sind Sie noch in Ihren alten Verhältnissen.
Wenn es bei mir schon fünf Jahre gedauert hat,
dann muss das viel länger dauern.
Die große Hoffnung bestätigt sich, weil ich auch nach Leipzig fahre
und mich freue, über das, was da passiert.
Da wächst eine Generation heran,
für die ist das nicht mehr so ein Problem.
Die gehen ihre eigenen Wege, verwirklichen ihr Leben.
Und das nicht als Bundesbürger, sondern als Europäer.
Danke, dass Sie uns Ihre Geschichte erzählt haben.
Sehr gerne.
Das Gespräch haben wir aufgezeichnet.
Die Bundesregierung stuft weitere Länder als Hochrisikogebiete ein -
auch die Türkei.
Die Nachrichten mit Judith Rakers.
Wer ab Dienstag aus der Türkei einreist, und nicht geimpft
oder genesen ist, muss in Quarantäne für mindestens fünf Tage.
Ab Sonntag an gilt das auch für Einreisende aus weiteren Ländern -
unter anderem aus den USA und Israel.
Als Hochrisikogebiete gelten Regionen mit besonders hoher Ansteckungsgefahr
wie derzeit Spanien und Südfrankreich.
Nach dem Ende des rund zweitägigen Streiks bei der Deutschen Bahn
droht die Gewerkschaft der Lokführer damit, den Arbeitskampf fortzusetzen.
GDL-Chef Weselsky nannte dafür keinen Termin,
kündigte aber eine Protestaktion am Dienstag in Berlin an.
Die Bahn bot der GDL an, an den Verhandlungstisch zurückzukehren,
legte aber kein neues Angebot vor.
Das mit den Stimmen von Union und SPD beschlossene neue Wahlrecht
gilt für die Bundestagswahl.
Das hat das Bundesverfassungsgericht entschieden.
Es lehnte einen Eilantrag
mehrerer Oppositionsparteien gegen die Reform ab.
Ob sie verfassungswidrig ist,
wollen die Richter nach der Wahl entscheiden.
Die Regelung sieht vor, dass bis zu drei Überhangmandate
einer Partei nicht mehr ausgeglichen werden.
Ziel ist es, den Bundestag zu verkleinern.
In der Türkei stieg
nach den Überschwemmungen die Zahl der Toten auf mindestens 31.
Heftiger Regen hatte im Norden zahlreiche Orte unter Wasser gesetzt.
Die Fluten zerstörten Häuser, Straßen und Brücken.
Mehr als 100 Menschen werden noch vermisst.
Etwa 5000 Einsatzkräfte beteiligen sich an der Suche nach ihnen.
Sachsens früherer Ministerpräsident, Kurt Biedenkopf, ist tot.
Der CDU-Politiker starb mit 91 Jahren.
Kanzlerin Merkel würdigte ihn
als herausragenden politischen Kopf und Macher.
Viele Sachen verehrten ihren "König Kurt".
Seine Karriere begann in den 70ern im Westen.
Er war CDU-Generalsekretär
und Vertrauter des Vorsitzenden Helmut Kohl.
Später kommt es zum Zerwürfnis.
Biedenkopf zieht sich aus der Tagespolitik zurück.
Der Mauerfall bringt ihm das Comeback:
1990 wird er Ministerpräsident von Sachsen.
Er führt den maroden Freistaat an die Spitze der neuen Bundesländer,
holt Großkonzerne nach Sachsen.
Nach der Jahrtausendwende trübt sich das Bild.
Er soll Dienstliches und Privates vermischt haben.
2002 tritt er als Ministerpräsident zurück.
Sein Rat ist weiter gefragt.
Im April 2021 bekommt er mit 91 Jahren
die Ehrendoktorwürde der Uni Leipzig.
Für Jean-Paul Sartre war Fußball ein Spiel,
bei dem sich durch die gegnerische Mannschaft alles kompliziere.
Heute beginnt die neue Bundesligasaison.
Die Aufmerksamkeit gilt den 22 Menschen auf dem Rasen,
aber fast ebenso den Regeln auf den Rängen.
Nach der Geistersaison dürfen wieder Fans in die Arenen -
wie heute in Mönchengladbach.
Aber nicht überall werden alle Plätze besetzt.
Wer darf rein und wer muss draußen bleiben?
Das haben die Vereine unterschiedlich geklärt.
Sebastian Deliga.
Toni Schumacher, Torwartlegende des 1. FC Köln,
hat ein Herz für Fans.
Selbst im Schwimmbad denkt er an sie und ans Impfen.
Sein Ziel:
Bald nur Geimpfte und Genesene ins Stadion.
Tests allein reichen nicht.
So soll wieder Leben in die Bude kommen.
Da kann man schimpfen, sich freuen, traurig sein ...
Solange keine Gewalt angewendet wird, ist alles gut.
Ich appelliere an die Fans: Lasst euch impfen.
Jetzt gibt es ja sogar Geschenke dafür.
Ich hab nichts bekommen.
Beim SC Freiburg ist das anders:
Der Verein verschenkt 1100 Tickets.
Wer sich piksen lässt, bekommt eine Karte für ein Spiel.
Das lockte auch Angelika Müller zur Erstimpfung.
Ich guckte gestern ins Internet, wollte mich mal drum kümmern.
Dann sah ich, dass es SC-Karten gibt.
Ich dachte, das mach ich.
Tickets fürs Impfen kommen an.
Der Regelwirrwarr nicht.
Wie viele dürfen ins Stadion? Das ist unterschiedlich.
Bei niedrigen Inzidenzen gilt: maximal 25.000 Zuschauer.
Manch ein Bundesland weicht davon ab, wie auch mancher Verein.
Wie der 1. FC Köln mit seiner 2G-Regelung.
Wir wollen es mit 2G hinbekommen, dass wir wieder über ein volles Haus
mit 50.000 Zuschauern sprechen.
Es drohen finanzielle Nöte.
Volle Stadien haben Risiken.
Risiken sind in Innenräumen.
Speziell in den Toiletten.
Was ist erlaubt, was ist verboten?
Nicht nur Erika Müller findet das verwirrend.
Man muss sich permanent informieren.
Es wäre gut, wenn man eine Stelle hätte,
die einem das erklären würde.
Beim Saisonauftakt Gladbach gegen Bayern
sind die Fans beglückt, dass es losgeht.
Es ist Wahnsinn, schöner als Sex.
Seit anderthalb Jahren kein Stadion.
So ganz in Ordnung ist die Fußballwelt erst,
wenn die Schlangen vor dem Stadion länger werden.
Die Fußballklubs haben eine Verantwortung beim Impfen,
meint Joscha Bartlitz vom HR.
Endlich wieder ins Stadion!
Den Fußball riechen, die Atmosphäre spüren,
nicht nur stimmungslos vor dem Fernseher abhängen.
Wieder bis zu 25.000 Fans vor Ort -
dass sich viele danach sehnten, kann ich verstehen.
Mir geht's genauso.
Doch wie die Rückkehr ins Stadion abläuft,
ist chaotisch und wie ich finde, auch verantwortungslos.
3G, 2G oder vielleicht nur 'ne Handvoll Getestete reinlassen?
Jeder Verein darf Hobby-Virologe spielen und willkürlich entscheiden,
wer rein darf, und wer nicht.
Was für ein Kuddelmuddel!
Beim Auftakt in Gladbach gilt wie bei vielen Klubs 3G:
Gleiches Recht für Geimpfte, Genesene und Getestete.
Aber es geht auch anders:
Der 1. FC Köln setzt ab Ende August auf 2G:
Nur wer geimpft oder genesen ist, darf rein.
Klar, es gibt Ausnahmen.
Aber generell erfordert das Mut und Rückgrat
und es eckt bei manchem an.
Sendet aber auch eine Botschaft:
Lasst euch endlich impfen oder ihr könnt nicht
gemeinsam mit 25.000 anderen Menschen den Fußballduft einatmen.
Auch auf dem Rasen infizieren sich
noch immer zahlreiche Profis mit Corona oder müssen in Quarantäne.
Sich impfen lassen könnte helfen!
Spieler und Klubs sollten ihrer Vorbildfunktion gerecht werden.
Sie sollten ihre Chance nutzen:
Durch konsequentes Handeln die Impfquote erhöhen
und so den Sehnsuchtsort Stadion so vielen wie möglich zurückgeben.
Die Meinung von Joscha Bartlitz.
Und damit zum Wetter.
Kurze-Hosen-Wetter zum Wochenende, Karsten?
Eine subjektive Frage!
Ich würde sie so beantworten:
Am Wochenende könnte man sicher welche tragen.
Schauen wir uns den Trend von Köln an:
zu Wochenbeginn wird es deutlich kälter.
Bevor ich über unser Wetter weiter rede,
ein Blick in Richtung Südeuropa.
Es gibt eine Hitzewelle in Spanien.
In Portugal gibt es fast 46 Grad.
Das ist erst der Anfang.
Morgen wird es noch heißer werden.
Schauen wir den Wetterfilm an.
Dunkelrot heißt, dass es bis zu 48 Grad werden könnten.
Das ist am Limit von neuen Rekorden für Spanien.
Ansonsten gibt es im Norden kühleres Wetter.
Was sich hier auf den Weg macht, kommt am Montag bei uns an.
Damit wird es bei uns kühler.
Das Wetter der nächsten 24 Stunden:
Heute Nacht einzelne Gewitter oder Schauer.
Morgen bleibt es trocken.
Im Norden gibt es einzelne Wolkenfelder.
Am Nachmittag kann es regnen.
Ansonsten gibt es für die meisten morgen viel Sonne.
Ähnliche Temperaturen und ähnliches Wetter am Sonntag.
Da gibt es einen sommerlichen Tag.
Der gibt es viel Sonne in der Mitte.
Von der Nordsee kommt dann aber neuer Regen.
Die kühlere Luft kommt am Dienstag auch im Süden an.
Die Berliner Kommissare Ritter und Stark
ermitteln gleich in einem Tatort.
Wir sind morgen wieder für Sie da
und wünschen einen schönen Start ins Wochenende.
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