Der Gehirnchirurg - Operieren im Rollstuhl | SWR Doku
Thomas Kapapa wird gleich einen jungen Mann am Gehirn operieren.
Ein Blutschwamm bedroht dessen Leben. Eine komplizierte OP.
Thomas Kapapa will diese tickende Zeitbombe im Kopf entfernen.
Im Sitzen.
Operieren im Rollstuhl - wie geht das?
(Treibende Musik, leises Gespräch)
Prof. Dr. Thomas Kapapa operiert Patienten an Gehirn und Rückenmark.
Er selbst ist nicht komplett gelähmt.
Der Oberarzt am Universitätsklinikum Ulm
besitzt Gefühl in den Beinen.
Auch Kraft. Doch zum Laufen fehlt die Ausdauer.
Deshalb der Rollstuhl.
Die Einschränkung zu laufen habe ich seit meiner Kindheit.
Was der tatsächliche Auslöser ist, weiß man bis heute nicht.
Es gab Zeiten, wo ich versucht hab - ich bin in Afrika geboren -
die Akten rauszufinden, aber das ist nicht möglich.
Am Ende hab ich gesagt, es ist nicht wichtig.
Es ist eine Bedingung, die mein Leben hat,
mit der ich klargekommen bin und klarkomme,
daher ist die Ursache unklar, aber für mich auch nicht weiter wichtig.
Morgen. - Morgen.
Thomas Kapapa wurde als Kind viele Male operiert.
Danach will er die andere Seite der Nadel kennenlernen
und wird Arzt wie schon sein Vater.
Seine Mutter: eine Krankenschwester.
Guten Morgen, guten Morgen.
Aufgewachsen in Ostfriesland mit vier Geschwistern.
Der Job bringt ihn nach Ulm.
0-41. Da rüber.
Im Kopf von Konstantin Kirchmeier
sitzt ein lebensbedrohlicher Blutschwamm.
Eine Gefäßmissbildung, die schon zweimal geblutet hat. Die Folge:
Sehausfälle, Erbrechen, rasende Kopfschmerzen.
Thomas Kapapa will den Blutschwamm entfernen, bevor er wieder blutet
und Konstantin erblindet oder sogar stirbt.
Am anderen Ende plop-plop. Dann ist da keiner mehr und dann ...
Auf dem Weg zu den letzten Untersuchungen.
Der Chirurg versucht, seinen Patienten zu entspannen.
(Surren)
20 Minuten in der Röhre.
Qual für einen Patienten mit Platzangst.
Zu knapp. Mhm, ja genau.
So, geschafft.
Nur noch wenige Stunden bis zum schweren Eingriff.
(Er stöhnt.)
Konstantin will die OP.
Denn der 34-Jährige wird Vater.
Freundin Natalie ist schwanger.
Kannst du das ins Bad tun, bitte?
Dass ihn ein Chirurg im Rollstuhl operiert -
für Konstantin kein Problem.
Hab noch nie drüber nachgedacht, dass er im Rollstuhl sitzt,
oder ob ihn das in irgendeiner Art und Weise ...
beeinträchtigt. War für mich nie ein Thema. Nie. Weil ...
er kam vor vier Jahren ins Zimmer reingerollt,
hat mir die Hand geschüttelt, wir haben geredet,
und es war sofort supersympathisch, total vertraut.
Und seitdem ist mir das egal, ob er im Rollstuhl sitzt.
Ja. Für mich ist es einfach ein toller Arzt,
der mir bei der Behandlung ein gutes Gefühl gibt.
Hallihallo.
Hallo, grüß Sie. Herr Kirchmeier, ich wollte Sie kurz abholen,
um noch mal die Bilder zu besprechen in bekannter Umgebung.
Um halt die Sehstrahlung zu schonen ...
Vier Stunden OP.
Die Herausforderung: das sogenannte Kavernom, der Blutschwamm,
sitzt nah an der Stelle im Gehirn, die fürs Sehen zuständig ist.
Konstantin soll nicht erblinden.
Thomas Kapapa wählt einen längeren, aber weniger riskanten Weg
zum himbeergroßen Kavernom.
Wenn die Haut so aufklappt ...
Ich gehe davon aus, dass das Sehen erst mal eingeschränkt sein wird.
Einseitig? - Ja, genau. Erst mal einseitig schon so ein ...
Gesichtsfelddefekt da ist, der sollte aber, wenn,
vorübergehend sein.
Alles in allem muss man sagen, dass die Risiko-Konstellation
wegen der Operation geringer ist,
als die Risiko-Konstellation, nichts zu machen
und eine erneute Blutung zu kriegen.
Insgesamt ist das Risiko der Operation gering. - Ja.
Danach werden Sie noch wertvoller als zuvor,
weil das Ganze mit Titanplatten besetzt wird.
Und dann gibt es so eine kleine Drainage am Knochen,
da wird die Haut wieder vernäht.
Wir werden zusehen, dass wir das schön in der Haut vernähen,
damit die Narbe möglichst nicht sichtbar wird.
Das ist der Plan, und so setzen wir ihn um.
Machen wir, ja. Dann spätestens bis morgen. - Ja.
Spätestens bis morgen. Alles Gute. - Danke.
Universitätsklinikum Ulm am frühen Morgen.
Wenige Minuten vor dem Eingriff.
(Reporterin:) Guten Morgen. Wie war die Nacht? - Morgen.
Ähm, eigentlich ganz okay. Nach der Tablette gut geschlafen.
Ja, ich fühl mich ganz okay.
Fahrzeugwechsel.
Damit Thomas Kapapa operieren kann,
braucht der Neurochirurg seinen batteriebetriebenen
und hydraulisch gesteuerten Spezialrollstuhl.
Der Rollstuhl gibt mir Mobilität und Freiheit.
Dahingehend, dass er mich aufrichten kann zum Stehen
und ich mich dann auch bewegen kann, wenn ich stehe.
Mich vom Operationstisch an die Bilder
im Operationssaal bewegen kann.
Das ist wie als normaler Fußgänger-Operateur dann auch.
Diese Freiheit ist das Besondere an ihm.
Das ist so wie das Zünden des Motors.
So ein ähnlicher Moment ist es tatsächlich,
weil in dem Moment ist es der OP-Rollstuhl,
und da beginnt für mich auch die Vorbereitung für die OP.
Eins, zwei, drei. - Ja.
Okay. Jetzt auf diese Seite.
Fest.
Fest, gut. Okay.
Dann ...
Lebenswichtig bei einer Gehirn-OP: die perfekte Lagerung des Patienten.
Richard, haben wir noch was für die Schulter?
Der Schädel darf keinen Millimeter verrutschen.
Verletzungen des Gehirns können schwerwiegende Folgen haben.
So ein bisschen das scharfe Fixieren des Kopfes.
Aber ohne das können wir schlecht ... ruhig operieren.
Der Weg zum Blutschwamm:
Thomas Kapapa legt die schonendste Route fest.
Die sieht er während des Eingriffs im Mikroskop.
Die Navigation im OP funktioniert im Prinzip wie ein Navi im Auto.
Auch der Rollstuhl muss steril sein.
Das Team hat sich eingestellt
auf den etwas anderen Ablauf mit dem sitzenden Kollegen.
(Spannungsvolle Musik) Gut. Schnitt.
Wir haben jetzt die Haut eröffnet und gucken jetzt auf den Schädel.
(Leise Anweisungen, spannungsvolle Musik)
Millimeter für Millimeter geht es voran zum Blutschwamm.
Doch plötzlich: technische Schwierigkeiten.
Die berechnete Route ist nicht mehr eingeblendet im Mikroskop.
(Spannungsvolle Musik)
Irgendwas wackelt am Mikroskop. Heute macht ihr's mir schwer.
Trotz aller Widrigkeiten: Thomas Kapapa schafft es
mit seiner ganzen Erfahrung.
Der Blutschwamm: draußen.
(lachend:) Brüllen und Schreien bringt dann nix.
Das bringt einfach nichts.
Und je hitziger das Gefecht, desto ruhiger muss man sein.
Das ist so mein Motto.
Wir können ja die anderen fragen, ob ich später brülle oder schreie.
(lachend:) Das passiert, glaub ich, nicht.
Es sitzt. Das haben wir gesehen.
Es passiert nicht. Kein Brüllen, kein Schreien.
Stattdessen: beruhigende Worte für Konstantins angespannte Familie.
Für die Freundin und die Mutter.
(Stimmengewirr)
Hallo.
Können Sie mal die Arme hochnehmen?
Ja. Und mal eine Faust machen.
Sehr gut.
Dann die Arme wieder runter.
Und mit den Füßen wackeln geht auch?
Sehr gut. Wunderbar.
Wunderbar. Sehr gut.
Wie ist es mit dem Sehen?
Ich seh Sie nicht. - Sie sehen mich nicht, ne?
Und ... - Mir reicht Ihre Stimme.
Okay. Ich komm mal rüber.
OP ging gut, das Ding ist raus, ja?
Sie können alles gut bewegen.
Alles Gute erst mal. - Danke.
Bitte, bitte.
Wird Konstantin wieder ganz normal sehen können?
Das ist erst in ein paar Wochen klar.
(Sanfte Musik)
(Aufzugstimme:) "Türe schließt." - So.
(Aufzugstimme:) "Aufwärts. Hubschrauberlandeplatz. Türe öffnet."
"Rettungseinsatz. Bitte Aufzug verlassen."
Nach einer anstrengenden Gehirn-OP den Kopf freikriegen.
Das geht für den Arzt auf dem Dach der Chirurgie.
Man schwebt etwas über den Dingen und hat einen weiten Blick.
Einen weiten Blick, in dem man seine Visionen zusammenfassen kann,
in dem man überlegen kann und Ruhe hat
und in dem man auch über den Problemen steht,
die da unten sich zahllos ereignen.
Wenn man etwas Distanz zu Problemen hat, finde ich,
kann man besser drüber nachdenken und auch einfacher Lösungen finden.
(Ruhige Musik)
Auch das lässt ihn schweben: Thomas Kapapa hat sich verliebt.
In einen Jaguar XJS Cabrio.
Damit er das Auto fahren kann, wird es umgebaut
in einer Spezialwerkstatt.
Für Thomas Kapapa und seine Frau Melanie erfüllt sich ein Traum.
Haben Sie den auch gewaschen? (Sie lachen.)
Der glänzt so vom ersten Tag an. - Ja, Wahnsinn, Wahnsinn.
Wunderbar.
Und alles eingebaut. - Jawohl.
Ich setz mich mal rein. - Jawohl.
(Er stöhnt.)
Selten, dass ich mich ins Auto nach unten setze. - Ja.
(Er lacht.)
Den Hebel drehen zum Gasgeben.
Nach vorne drücken, um zu bremsen.
Auf den Knopf und das Handteil nach vorne drücken,
zur Feststellung der Bremse. Noch mal Gegendrücken ist,
dass es sich löst. Genau. - Lässt es wieder los.
Wunderbar. Sehr gut. Ist auch noch genug Platz hier zum Schalten.
Genau, genau. Alles klar. - Sehr gut.
Vielen Dank. - Und jetzt: Probefahrt.
(lachend:) Probefahrt. Okay.
(Ruhige Musik)
Das Gefühl ist irgendwie ganz locker, ganz leicht.
Ähm, beschwingt.
Es ist toll. Toll. Einfach toll.
(Ruhige Musik)
Mein Vater ist relativ früh nach Renteneintritt verstorben
und konnte nie einen Jaguar fahren.
Aber ich bin immer mit diesem Wunsch des Vaters groß geworden.
Und dann dachte ich mir, ich kann ihm seinen Wunsch nicht erfüllen,
aber vielleicht kann ich im Übertragenen seinen Wunsch erfüllen,
wenn ich mal so einen Oldtimer kaufe.
Also auch ein Auto aus seiner Zeit. Wo er sich das so gewünscht hat.
Und daher dieser Wunsch, das Auto mal zu kaufen und zu fahren.
(Beschwingte Musik)
Die erste Fahrt geht zu den Schwiegereltern nahe Hannover.
Dort hat sich das Paar kennengelernt. Beim Medizinstudium.
Die beiden Ärzte teilen die Leidenschaft für Autos
und für die Medizin.
Melanie Kapapa ist Kinderchirurgin am Universitätsklinikum Ulm.
Die beiden kennen sich seit mehr als 20 Jahren.
Sind ein eingespieltes Team.
Hast du? - Ja.
Na, wie war's. - Sehr gut.
Ja? - Er ist wieder gerast.
Hallo. - Bist du auch gefahren?
Nee, noch nicht. - Hallo.
Hallo.
Na, wie war's erste Mal? - Wunderbar.
Ich wollte Weiß haben, er Grün, jetzt ist es ein weißes geworden.
Ist ganz gut. - Der ist super.
Die Kapapas genießen die gemeinsame Zeit.
Und ahnen noch nicht, welcher Albtraum auf sie wartet.
Der Arzt plötzlich selbst ein schwer verletzter Patient.
Von einer Sekunde auf die andere ist Thomas Kapapa ein Pflegefall.
Er hat sich die Schulter gebrochen, wichtige Sehnen sind gerissen.
Beim Gärtnern auf seiner Dachterrasse ist er aus dem Rollstuhl gestürzt.
Damit muss ich erst physisch und psychisch mal klarkommen.
Dass nichts mehr geht und ich komplett abhängig bin von anderen.
Zum Glück hab ich eine Frau, die mir da geholfen hat.
Das ist ... stark mitnehmend. Ja, das ist schon belastend.
(Angespannte Musik)
Ein halbes Jahr Zwangspause für den Chirurgen,
unsicher, wie es weitergeht.
Dreimal die Woche bringt Melanie Kapapa ihren Mann zur Physiotherapie.
Thomas Kapapa fühlt sich wie ein 70 Kilo schwerer Säugling, sagt er.
Schwer zu ertragen für einen, der sonst alles selbst schafft.
Die Verspannungen sind in letzter Zeit wieder besser geworden.
Physiotherapeutin Tanja Hermann macht die operierte Schulter beweglich.
Das tut gut. - (lachend:) Ja.
(Sprecherin:) Sind Ärzte anstrengende Patienten?
Meistens ist es so. Mit ihm muss ich jetzt ...
sagen, hab ich die Erfahrung nicht gemacht. Er ist sehr angenehm.
Vielleicht auch, weil das nicht sein Spezialgebiet ist.
Wenn wir neurologisch behandeln würden, hätte ich verloren.
(Lachen) Weil der Arm - nicht schmerzhaft ...
Nach einer solch schweren Verletzung -
kann der Gehirnchirurg wieder operieren?
Oder ist seine Arztkarriere vorbei?
Intensive Wochen für die Kapapas.
Wir waren fast zwei Monate
nonstop, 24 Stunden am Tag, zusammen,
weil er ja eben nichts alleine machen konnte.
Eigentlich haben wir gar nicht gestritten. Bis auf einmal.
Da war ich grad raus, und prompt fiel ihm ein, dass er was braucht,
wo ich den ganzen Tag rum bin, da hab ich gesagt:
"Du musst zwei Minuten warten, ich hab auch was zu tun."
Aber das war das einzige Mal.
Oberarm bitte dran lassen.
Schulter bleibt unten. - Ich bin dankbarer geworden.
Ob geduldiger, weiß ich nicht.
Das wird sich in der Zukunft zeigen.
Aber ich bin empfindsamer und vorsichtiger mit mir geworden.
Thomas Kapapa will unbedingt zurück in den OP.
Als Chirurg. Nicht als Patient.
Einen konkreten Plan B hab ich nicht, nein.
Ich bin positiv eingestellt und denke, dass das wieder wird.
(Lebendige Musik)
Flughafen München, zwei Monate später.
Thomas Kapapas Schulter geht es etwas besser.
Deshalb wagt das Ehepaar eine lang geplante Reise nach Malawi.
Und dokumentiert sie mit der Kamera.
Nur zwei Neurochirurgen gibt es in ganz Malawi.
Einer praktiziert hier.
Im Queen Elizabeth Hospital in Blantyre.
Kleinkinder mit Wasserkopf.
Solche Patienten brauchen dringend fachliche Hilfe.
Deshalb will Thomas Kapapa die Ausbildung in Malawi verbessern.
Die Bundesregierung unterstützt sein Projekt.
Bald werden malawische Ärzte und Pfleger zum Training nach Ulm kommen.
That's beautiful.
(Lachen) Thanks a lot.
Eines der Kinder mit Wasserkopf wird operiert.
Thomas Kapapa kann nur zusehen, noch ist die Schulter nicht ausgeheilt.
(Stimmengewirr, Kindergeschrei)
Malawi.
Die Heimat seiner Eltern.
Bis in die 1990er-Jahre eine Diktatur.
Sein Vater sollte als erster Psychiater des Landes
politische Regimegegner für verrückt erklären.
Doch er weigert sich.
Und flüchtet mit seinen Kindern nach Deutschland, erhält politisches Asyl.
Die Mutter lebt heute in Malawi.
Thomas Kapapa und seine Geschwister besuchen sie oft.
(Abenteuerliche Musik)
Safari am Malawisee.
Hier kann Thomas Kapapa seine Verletzung auskurieren.
Entschleunigen.
Sein großes Ziel:
in ein paar Wochen endlich wieder operieren.
Ob seine schwer verletzte Schulter das durchhält?
Dem Neurochirurgen bleibt nur die Hoffnung.
(Ruhige Musik, Tiergeräusche)
(Leises Gespräch)
Zurück in Ulm.
Hussein Mehanovic hat seit Monaten unerträgliche Schmerzen im Bein
und doch mit der Operation gewartet.
Gewartet auf Thomas Kapapas Rückkehr.
Mir gefällt Herr Dr. Kapapa auch von menschlicher Seite.
Richtiger Händedruck und Gespräche.
Danke. Ja. - Ja. Bitte, bitte.
Heute wird der Neurochirurg zum ersten Mal wieder operieren.
Nach einem halben Jahr Zwangspause.
Hussein Mehanovic hat einen Bandscheibenvorfall.
Daher die heftigen Schmerzen,
die ihm Thomas Kapapa durch die Operation nehmen will.
(Beide lachen.)
Alles ist vertraut. Auch nach sechs Monaten.
Aber noch ist ungewiss, ob die schwer verletzte Schulter
die Anstrengung einer Operation durchhält.
Lange Zeit nicht gesehen. - Danke dir, danke dir.
Freut mich, dass du wieder da bist.
Bist du's wirklich? - Ja.
Alles gut? - Ja.
Und selbst?
Hab dich etwas vermisst. - War ja nur kurze Zeit.
Wie lange warst du weg? - Sechs Monate.
Ich freu mich schon. Ich freu mich jetzt wieder,
selber operieren zu können, selber aktiv zu sein,
das ist ein schönes Gefühl.
(Spannungsvolle Musik) Okay.
(Sauggeräusche) Muss ich mich erst dran gewöhnen.
(Sauggeräusche, Vitalgeräusche, ruhige Musik)
Messer. Nee, Vipo, hast schon recht.
(Ruhige Musik, leise Stimmen)
(Stimmengewirr, Lachen)
Sehr gut.
Nee, das lassen wir. - Mein Mikroskop rein.
(Vitalgeräusche, Stimmengewirr)
(Sauggeräusche)
Der Gedanke, wie verhält sich so der Arm im Verlauf der OP,
das ist etwas, was ich heute zum ersten Mal nicht einschätzen konnte.
Aber ich bin positiv überrascht und erleichtert.
(Sprecherin:) Wieder hier zu sein - ein Gefühl, als käme man heim?
(lachend:) Ja, das ist wie heimkommen, das stimmt.
Zu Hause ist kein Ort, zu Hause ist ein Gefühl.
Als wäre er gar nicht weg gewesen. (Lachen)
Wir sind sehr froh, dass er wieder da ist.
(Sprecherin:) Haben sie ihn vermisst?
Mal etwas mehr. - (Reporterin:) Warum?
Er ist sehr teamfähig, sehr umgäng- lich, es macht einfach Superspaß.
Fertig. Das war's.
(Alle lachen.)
Ich bin allen wirklich dankbar, dass sie das so bei mir gemacht haben.
Vom Operateur bis zum Physiotherapeuten,
bis zu meiner Frau, die mich da wieder kuriert hat.
Und dass ich an dem Punkt wieder anknüpfen kann,
wo ich war. Das ist ... schon ein tolles Gefühl.
Alles gut gegangen?
Ja.
Können Sie mal mit den Füßen wackeln?
Ja, sehr gut. Und mal den großen Zeh zur Nase ziehen.
Wunderbar. Bitte, bitte. Hab ich gern gemacht.
Bis dann.
Hallo. Wie ging die OP?
Hat gut geklappt.
Auch sein Chef, Prof. Dr. Rainer Wirtz, ist froh,
dass der Oberarzt endlich zurück ist.
Anfangs konnte er kaum glauben, dass das geht:
ein Chirurg im Rollstuhl.
OPs sind körperlich anstrengend.
Die sind so, dass ich teilweise eine Stufe brauche,
um entsprechend zu operieren.
Dass ich entsprechend hoch sein muss.
Ich konnte mir nicht vorstellen, wie das geht mit dem Rollstuhl.
Das hab ich dann gesehen, wie es geht,
dass er sich anschnallen und der Rollstuhl hochgefahren werden kann.
Dann hab ich mal weitergeguckt, wie es funktioniert.
Er hat sich da sehr gut entwickelt, muss man sagen.
Er operiert ja mit den Händen und nicht mit den Füßen.
Und die Hände sind geschickt. Das hat mich dann überzeugt.
In Ulm will Thomas Kapapa heute hoch hinaus.
Trotz Höhenangst hinauf aufs Ulmer Münster.
Ich fühle mich nicht unbedingt sehr wohl in großen Höhen,
daher ist das schon eine Herausforderung.
Einen wunderschönen guten Tag. (Sie begrüßen sich.)
Andreas Böhm, der Hüttenmeister,
nimmt die Kapapas mit hoch zur Baustelle am Hauptturm.
Auf 70 Meter Höhe.
Hereinspaziert.
Die eigene Angst überwinden.
Das Angebot der Münsterbauhütte - für den Arzt eine wertvolle Erfahrung.
Vom höchsten Kirchturm der Welt hinunterblicken.
Noch ist gut. Es ist von Vorteil, dass der Aufzug geschlossen ist.
Und ich hab keinen großen, weiten Blick, das ist alles ganz gut.
(Der Aufzug surrt.)
(Bezaubernde Musik)
Sie haben einen guten Arbeitsplatz. - Gell? Mit Weitblick.
74 Meter.
Ja. Fast der höchste Punkt jetzt für die aktuelle Baustelle.
Wir können auch gerne noch mal außen rum.
Das Wetter, der Blick, die Luft - das ist grad ...
ja, was ganz Besonderes irgendwie.
Ist ja wie losgelöst von ...
von allem, was irdisch hält. (Er lacht.)
Nach jeder Herausforderung ist man ein Stück schlauer und größer.
Und, ähm ...
Ich finde, daran gewinnt man im Leben.
Daher finde ich Herausforderungen im Leben wichtig, und sie gehören dazu.
Manchmal suche ich sie.
(Lebendige Musik)
Jeder neue Patient, jede neue Operation - eine Herausforderung.
Thomas Kapapa kann Menschen mit seiner Kunst schnell helfen.
Das liebt er an der Neurochirurgie.
Doch manchmal kann auch er es nicht.
(Treibende Musik)
Der Tod gehört zum Leben dazu. Und manchmal ist er nicht aufzuhalten.
Dann hat man das auch als Arzt zu ertragen.
Und Konstantin Kirchmeier?
Ist er ganz gesund?
Abschlussuntersuchung nach der Blutschwamm-OP.
Psychisch war es halt schwer.
Ich kann es nicht beschreiben, ich weiß nicht, wie man das ...
Es war irgendwie komisch, zu wissen, dass man so was hat.
Dass man dann so eine OP hat.
Ähm ...
Aber ja, man musste das irgendwie mit sich selbst erst mal ausmachen.
Und es hat gut eineinhalb Wochen gedauert, zu Hause dann.
Aber dann ging es eigentlich rapide bergauf.
Guten Tag, Herr Kirchmeier. Wie geht's? - Tag. Gut.
Wie geht's Ihnen? - Auch gut, danke.
(lachend:) Ich such mal eine Kabine, ja.
Und einmal die Narbe sehen.
Die ist ganz gut verheilt.
Ich klopf mal auf den Kopf. Tut da was weh? - Nee.
Fühlt sich auf beiden Seiten gleich an? - Ja.
Hier auch? - Mhm.
Da auch? - Ja.
Hören Sie das? - Logisch.
Genauso hier? - Ja.
Augenbrauen mal hochziehen.
Augen feste zukneifen. Mal die Zähne zeigen.
Wunderbar. Mit geschlossenen Augen mit dem Zeigefinger auf die Nase.
Gut. Andere Seite.
Sehr gut. Welche Hand bewege ich?
Beide. - Sehr gut. Und hier?
Beide. - Da.
Ja, beide. - Gesichtsfeld ist komplett da. Sehr schön.
Wie geht es Ihrer Frau?
Wunderbar. - Wie geht's dem Kind?
Wann ist der Termin?
Eigentlich in drei Wochen, aber da scheint sich langsam was zu tun.
(lachend:) Das ist doch eine gute Nachricht, oder?
Alles wunderbar.
Das ist doch schön. Schöne Grüße. Schauen wir uns die Bilder an.
Ja. - Alles gut.
So, wie wir es haben wollen. Ähm ...
Wenn man das so sagen kann, sind Sie eine große Sorge im Leben los.
Klaro.
Konstantin Kirchmeier ist gesund.
Und wenig später Vater eines Sohnes.
(Ruhige Musik)
Und Thomas Kapapa?
Er wird am nächsten Tag wieder operieren.
Hallo. - Hallo.
Im Sitzen.
(Lebendige Musik)
SWR 2019