Zeitbegriffe im Deutschen: über die Zukunft sprechen (umgehend, zeitnah, kurzfristig, demnächst...)
Hallo zusammen und willkommen zu einem neuen Video. Ich möchte mit euch heute über verschiedene
Zeitbegriffe im Deutschen sprechen, mit denen wir sagen können, wann jemand etwas tun soll
oder machen wird. "jetzt", "nachher" und "bald" kennt ihr, aber was bedeutet es, wenn jemand zu
euch sagt, "Bitte erledigen Sie diese Aufgabe zeitnah" oder "Bitte kommen Sie unverzüglich in
mein Büro"? Und gibt es einen Unterschied zwischen "in absehbarer Zeit" und "so bald wie möglich"?
Das schauen wir uns jetzt mal gemeinsam an. Um das Video ein bisschen übersichtlicher zu gestalten, werde ich alle Wörter, über die ich gleich spreche, in dieser Grafik eintragen.
Dann könnt ihr sehen, ob man den Begriff im Alltag immer benutzen kann oder ob es ein sehr formeller
Ausdruck ist. Außerdem könnt ihr hier ablesen, auf welchen Zeitpunkt in der Zukunft sich der
Ausdruck bezieht. Diese Grafik ist natürlich nicht 100%ig genau. Das kann sie nicht sein, weil es bei
diesen Zeitbegriffen immer sehr auf die Situation ankommt, in der man sie benutzt. Dieses Video ist also einfach ein grober Überblick für euch. Fangen wir mal ganz links in der Grafik
an. Da haben wir die Wörter "jetzt" und "sofort". Etwas formellere Alternativen
dafür sind "augenblicklich" und "auf der Stelle". Man kann zum Beispiel sagen:
- "Verlassen Sie augenblicklich mein Büro!". Das heißt: Gehen
Sie jetzt sofort raus aus meinem Büro. - Oder "Informieren Sie augenblicklich
die Polizei." Das heißt: Rufen Sie jetzt sofort die Polizei an.
Der Ausdruck "auf der Stelle" bedeutet auch "sofort". Hier sind drei Beispielsätze:
- "Wenn Sie noch einmal so einen Fehler machen, werden Sie auf der Stelle entlassen!" Also:
Wenn Sie noch einmal so einen Fehler machen, verlieren Sie sofort Ihren Job!
- Oder: "Die Abrechnung für diesen Monat ist ja immer noch nicht fertig.
Bitte erledigen Sie das auf der Stelle!" - Oder: "Der Vertrag muss heute noch verschickt
werden. Können Sie sich darum kümmern?" — "Ja, natürlich. Ich erledige das auf der Stelle."
In formellen Situationen oder auch in offiziellen Briefen oder E-Mails sehen und hören und lesen wir manchmal
die Ausdrücke "unverzüglich" und "umgehend". Die drücken auch aus, dass etwas sehr dringend ist;
dass man etwas jetzt macht oder machen soll. Ein paar Beispielsätze sind hier:
- "Ich erwarte unverzüglich eine Antwort." Das bedeutet also: Ich will sofort eine Antwort haben!
- Oder "Melden Sie sich umgehend bei Ihrem Abteilungsleiter." Wenn das jemand zu mir
sagen würde, würde ich sofort hingehen, weil das sehr dringend und wichtig klingt.
- Oder: "Korrigieren Sie diese Rechnung unverzüglich."
Besonders in solchen Aufforderungssätzen können all diese Ausdrücke sehr streng
und auch unfreundlich klingen. Das hängt aber auch immer von der Betonung und von der Situation ab.
Wenn wir in unserer Grafik weiter nach rechts gehen,
kommen wir zu "gleich" und "nachher". Wie ihr bestimmt wisst, ist "gleich" ein Ausdruck,
der sich auf die ganz nahe Zukunft bezieht. Wenn ich sage, "Ich gehe gleich einkaufen",
bedeutet das, dass ich so circa innerhalb der nächsten Stunde einkaufen gehe.
"nachher" ist dann etwas später als "gleich", aber auch noch am selben Tag.
- "Ich gehe nachher einkaufen." bedeutet meistens, dass ich in ein paar Stunden einkaufen gehe.
Noch weiter in der Zukunft liegt "bald". "Bald" ist ein sehr
ungenauer Begriff. Ich kann sagen, "Ich gehe bald einkaufen" – und damit meine ich dann:
Ich gehe in einer Stunde einkaufen, zum Beispiel. Aber ich kann auch sagen: "Wir fahren bald in
den Urlaub" – und das könnte auch bedeuten: Wir fahren in zwei oder drei Wochen in den
Urlaub. Bei "bald" hängt die genaue Bedeutung also ganz besonders von der Situation ab.
Etwas dringender als "bald" ist "so bald wie möglich". Außerdem gibt
es hier noch die Ausdrücke "zeitnah" und "kurzfristig". Die sind beide etwas formeller.
- Wenn mein Chef zu mir sagen würde "Bitte kommen Sie so bald wie möglich in mein Büro",
dann würde ich alle sehr dringenden Aufgaben,
an denen ich gerade arbeite, beenden und dann sofort ins Büro meines Chefs gehen.
"zeitnah" und "kurzfristig" hört und liest man vor allem im beruflichen Alltag,
in E-Mails oder auch wenn man zum Beispiel mit Behörden oder Ämtern kommuniziert. Wenn
man mit Freunden spricht, benutzt man diese Ausdrücke nicht so oft. Man kann
zum Beispiel in einem geschäftlichen Brief oder einer E-Mail schreiben:
- "Wir bitten um eine zeitnahe Antwort." Das bedeutet: Bitte antworten Sie so bald wie möglich.
- Oder: "Bitte teilen Sie uns kurzfristig mit, ob Sie an der Konferenz teilnehmen möchten."
- Oder: "Schreiben Sie bitte zeitnah eine E-Mail an unsere Kollegen in den USA."
Es kommt natürlich immer auf die Situation an (ich weiß, ich wiederhole mich), aber generell klingen diese Wörter für
mich schon recht dringend, so ähnlich wie "so bald wie möglich". Man muss es
nicht jetzt sofort erledigen, aber man sollte auch nicht lange warten.
Wenn man ganz besonders freundlich sein will, könnte man hier auch sagen:
"sobald Sie es einrichten können" oder – weniger formell – "sobald du es einrichten
kannst." Wörtlich bedeutet das: Sobald du die Gelegenheit oder die Möglichkeit dazu hast.
- Also: "Bitte rufen Sie den Kunden an, sobald Sie es einrichten können." oder "Bitte kommen Sie in
mein Büro, sobald Sie es einrichten können." Das klingt viel netter, freundlicher als "Kommen Sie bitte zeitnah
in mein Büro." Aber es klingt auch nicht ganz so dringend. Der Satz mit "zeitnah" kann schon wie
ein kleiner Befehl klingen. Aber auch hier kommt es auf die genaue Situation und die Betonung an.
Dann schauen wir mal weiter auf unserer Grafik. Der nächste Begriff ist "demnächst". Der
beschreibt etwas, das noch weiter in der Zukunft liegt als "bald". Ähnliche
Begriffe sind "in nächster Zeit", "in den nächsten Tagen oder Wochen",
"in naher Zukunft" oder auch "in absehbarer Zeit".
Ein Beispielsatz mit "demnächst" ist:
- "Ich werde demnächst nach Berlin fahren". Wenn das jemand ohne weitere Information zu mir sagt,
verstehe ich das so, dass die Person in den nächsten Wochen oder in den nächsten zwei
Monaten (circa) nach Berlin fahren wird. "demnächst" ist also auch sehr ungenau,
wenn man keine weiteren Informationen hat.
"in nächster Zeit" ist auch sehr ungenau und
klingt ein kleines bisschen formeller als "demnächst".
- "Haben Sie in nächster Zeit einen Termin für mich frei?" zum Beispiel.
- Oder: "Ich würde gerne in nächster Zeit einen Termin vereinbaren."
Wenn man sich hier genauer ausdrücken will,
kann man sagen, "in den nächsten Tagen" oder "in den nächsten Wochen".
- Wenn heute Montag ist und jemand zu mir sagt, "Geh bitte in den nächsten
Tagen zum Arzt", dann sollte ich spätestens am Donnerstag oder Freitag zum Arzt gehen.
- Oder wenn jemand sagt, "Bitte lassen Sie sich in den nächsten Wochen impfen",
dann heißt das: Lassen Sie sich innerhalb der nächsten... ungefähr vier Wochen impfen.
Der Ausdruck "in naher Zukunft" ist auch wieder recht ungenau.
- Ein Beispielsatz ist: "Das Gebäude soll in naher Zukunft abgerissen werden." Das
würde ich so verstehen, dass das Gebäude spätestens... in zwei Monaten abgerissen wird.
"in absehbarer Zeit" ist tendenziell etwas formeller und auch recht ungenau:
- "Können Sie bitte in absehbarer Zeit ein Meeting mit dem Projektteam einplanen?"
Damit drücke ich aus: Bitte planen Sie das Meeting bald. Es ist nicht sehr dringend,
aber warten Sie nicht so lange damit. - Oder: "Meinst du, Klaus kann in absehbarer
Zeit wieder arbeiten? Er ist ja schon seit fünf Monaten krankgeschrieben." In dieser Situation
würde ich den Satz so interpretieren: "Meinst du, Klaus kann in circa zwei Monaten wieder arbeiten?"
Ihr habt bestimmt schon gehört, dass wir diese Zeitausdrücke in der
Umgangssprache sehr gerne mit dem kleinen Wort "mal" verbinden. Also zum Beispiel:
- "Ruf mich in den nächsten Tagen mal an!"
Dieses "mal" macht die Aufforderung ein bisschen weicher. Wenn jemand zu mir sagt, "Ruf
mich in den nächsten Tagen an!" dann klingt das fast wie ein Befehl. Aber wenn die Person sagt,
"Ruf mich in den nächsten Tagen mal an!", dann klingt das mehr wie ein Vorschlag.
Der Satz ist dann nicht so streng und hört sich auch viel freundlicher an.
"Mal" benutzt man aber nicht nur in solchen
Aufforderungen. Schaut euch zum Vergleich diese zwei Sätze an:
- "Ich werde demnächst nach Hamburg fahren" und "Ich werde demnächst mal nach Hamburg fahren."
Das ist nur ein kleiner Unterschied, aber in dem zweiten Satz macht das "mal" die
Aussage etwas... unsicherer. In dem ersten Satz ohne "mal" hat man schon recht fest geplant,
demnächst nach Hamburg zu fahren – bei dem zweiten Satz mit "mal" ist
es noch nicht so fest geplant. Außerdem klingt der Satz so ein bisschen zufällig,
so als würde man sagen, "Ich werde übrigens demnächst nach Hamburg fahren".
Wenn euch das mit dem "mal" zu kompliziert ist, macht euch nicht verrückt. Ihr müsst das nicht
selbst benutzen; diese Sätze funktionieren auch ohne "mal". Ich finde es aber wichtig,
dass man weiß, wie diese kleinen Wörter wie "mal" die Bedeutung eines Satzes verändern können. Das kann im Alltag auch
interessant sein. Wenn jemand zu euch sagt, "Lass uns bald mal nen Kaffee trinken gehen",
kann das viel unverbindlicher gemeint sein als "Lass uns bald
einen Kaffee trinken gehen". Ohne "mal" ist der Satz ernsthafter,
mit "mal" kann er auch einfach nur höflich sein und nicht ganz ernst gemeint.
Hier seht ihr die Grafik noch einmal komplett. Wenn ihr Mitglied bei Deutsch mit Rieke seid,
könnt ihr sie euch auf meiner Website als PDF herunterladen. Und ihr bekommt dann
auch das Skript zu diesem Video, also den Text zum Mitlesen und die Audiodatei zum
Anhören. Informationen dazu findet ihr unten in der Videobeschreibung.
Ich konnte in diesem Video natürlich nur über ein paar Zeitbegriffe sprechen. Ich hoffe,
meine Auswahl war interessant für euch. Wenn euch auch Begriffe für die Vergangenheit
interessieren – zum Beispiel "kürzlich", "neulich" oder "unlängst" – schreibt mir das gerne in
die Kommentare. Dann kann ich dazu auch mal ein Video drehen. Danke fürs Zuschauen und bis bald!