Aus ihrem Klickverhalten im Netz
wissen die großen Plattformen dies über sie.
Was passieren kann, ist:
Diese Informationen werden an den Meistbietenden verkauft.
Stellen Sie sich z.B. ein Unternehmen vor,
das sich auf Fruchtbarkeits- behandlungen spezialisiert hat
und die Menschen dazu ermutigt, reisen zu gehen,
um das Kinderkriegen zu verzögern.
Sie könnten ihnen mehr Urlaubsvideos oder Werbung für Reisen anzeigen.
Oder sogar mehr Videos von Freunden, die verreisen,
anstatt Babyvideos.
Diese Menschen kommen vielleicht 5 Jahre später,
nachdem sie viel gereist sind, in die Situation,
in der sie künstliche Befruchtung benötigen.
Genau darauf sind diese Unternehmen möglicherweise aus,
sich künftige Kunden zu schaffen.
Daten, die auf Dauer gesammelt und zentral gespeichert werden.
Sie sind der Rohstoff,
der die großen Plattformen immer weiterwachsen lässt.
Bei Zalando arbeitet das Team von Lisa Miczaika
an der Frühjahrskampagne.
Man will noch mehr Kunden noch direkter ansprechen.
Setzt euch hin, wo ihr wollt.
Wir denken über eine Aktion mit Influencern nach,
um emotionale Bindung herzustellen.
Das soll zeigen, dass Zalando eine Plattform ist,
weil man so einfacher zusammenarbeiten kann.
Habt ihr über Gesichter gesprochen oder ist das noch zu früh?
Also mit wem wir arbeiten wollen?
Das ist zu früh, wir sind noch am Briefing für die Kampagne.
Eines unserer Key-Mottos ist: high challenge, high support.
Dass ich als Führungskraft immer wieder regelmäßige Checkpoints hab
mit meinen Mitarbeitern, um sicherzustellen:
Sind die noch on track?
Das ist sehr, sehr wichtig, und das leben wir halt auch aktiv.
Bei der Mitarbeiterführung verlässt sich Lisa Miczaika
nicht nur auf ihren persönlichen Eindruck.
Denn Zalando sammelt nicht nur die Daten der Kunden,
sondern auch die der Mitarbeiter.
Die Firma nennt das Prinzip: "360°-Feedback".
Es geht darum, dass ein möglichst umfassendes Bild von der Person
erstellt werden kann.
Wir gehen gemeinsam die Kollegen durch, mit denen der Mitarbeiter
viel in den letzten 6 Monaten oder 12 Monaten gearbeitet hat.
Zonar heißt das zugehörige Computerprogramm.
Und so funktioniert es:
Mitarbeiter bewerten sich gegenseitig.
Benoten in einem digitalen Tool die Stärken und Schwächen der Kollegen.
Philipp Staab ist Professor für die Zukunft der Arbeit.
Er hat in einer Studie untersucht,
wofür Firmen wie Zalando diese Daten nutzen.
Diese Bewertungen werden gesammelt und aggregiert zu dem,
was man üblicherweise einen Score nennt.
Was diese Unternehmen in aller Regel machen, ist,
aus irgendeinem Grund hat sich da eine Dreiteilung etabliert.
Da gibt es dann sozusagen Schlecht-, Mittel- und Gutleister,
High, Low und Mid Performer.
Das ist die Macht der Zahlen.
Im Prinzip ist das nicht mehr der Arbeitgeber,
der einem das sagt, sondern es ist das Urteil der Kollegen.
Sie werden feststellen, dass die meisten großen Technologiefirmen
von Mitarbeiterfeedback besessen sind.
Sie zu überwachen, herauszufinden, was sie tun,
oder ihre Produktivität zu steigern.
Sie nennen das, sie glücklicher zu machen.
Was da passiert, dass verschiedene Kontexte gemischt werden.
Sollte ich meiner besten Freundin nicht eine gute Bewertung geben,
unabhängig davon, wie ich fand, dass sie die Arbeit erledigt hat?
In welche Gewissenskonflikte man hineinkommt, wenn man gezwungen ist,
eine solche Software zu verwenden.
Tatsächlich hätte ich nicht gedacht,
dass das in Deutschland Verwendung finden würde.
Rubin Ritter ist Vorstand von Zalando.
Er gibt selten Fernsehinterviews.
Will aber klarstellen:
Digitale Feedbacksysteme seien im Neuland längst üblich.
Wir sind definitiv nicht die einzige Firma,
die 360°-Feedback nutzt.
Und ich glaube, das ist in Summe ne Weiterentwicklung
in der Bewertungskultur und Feedbackskultur,
dass auf mehr Daten geschaut wird.
Es geht dadrum, wie können wir viele Datenpunkte sammeln,
um eine objektive Einschätzung zu schaffen?
Um zu wissen,
wo wurde Tolles geleistet und wo müssen wir daran arbeiten.
Insofern ist es die Grundlage von diesem Versprechen an Mitarbeitern.
Wir haben früher gesagt: Zalando is a place to learn and grow.
Und für mich sagt das eigentlich den Kern aus,
warum Mitarbeiter gerne hier arbeiten.
Momentan prüft die Berliner Datenschutzbehörde das Tool.
Das Programm werde ständig überarbeitet, sagt Zalando.
Die Digitalisierung verändert vieles grundlegend:
Wie wir arbeiten.
Aber auch, wie wir zusammenleben.
Wer hat welches Wissen über uns? Und wie wird es genutzt?
In China wacht der Staat über den digitalen Fortschritt.
Entschlossen jagt das Land in Richtung Zukunft.
Und sie wollen dabei sein, eine Gruppe deutscher Unternehmer.
Früher führten solche Neuland-Touren ins Silicon Valley.
Inzwischen, hier organisiert von der Unternehmensberatung Accenture,
nach Shanghai.
China ist beim digitalen Wandel ganz vorn dabei.
Viele Leute haben davon gehört.
Sie alle glauben an China, Sie haben Interesse an China,
das ist heute das Besondere.
Geleitet wird die Reise von Dr. Mei Wang.
Sie ist in Peking geboren und arbeitet für Accenture in Hamburg.
1. Lektion für die deutschen Besucher: Gesichtserkennung.
Was passiert, wenn man hier bei Rot über die Ampel geht?
Wenn Sie über Rot gehen, wird Ihr Gesicht erfasst
und dort auf dem Bildschirm angezeigt.
Dann wissen alle Leute, dass Sie einen Fehler gemacht haben.
Dass Sie bei Rot über die Straße gegangen sind.
Schauen Sie, diese Leute haben das Gesetz gebrochen.
Die Technik hilft, damit die Leute das Gesetz einhalten?
Ich würde sagen, ja.
Es stellt die Leute bloß. Und das funktioniert.
Die gehen jetzt vorsichtiger über die Straße,
wenn sie eine Kamera sehen.
Insgesamt 600 Mio. intelligente Kameras überwachen das Land.
Sie erkennen, wen genau sie gerade filmen.
Die Regierung gibt den Projekten Namen,
wie "Adleraugen" oder "Himmelsnetz".
Was hat der Staat vor?
Guten Morgen, ich bin Chen.
Ich will euch etwas zeigen, das man nur in China machen kann.
Wofür die gesammelten Daten verwendet werden können,
erklärt das chinesische Staatsfernsehen.
Schon jetzt gibt es freiwillige Punktesysteme,
die den Kunden belohnen,
etwa wenn er beim Shoppen seine Daten an die Plattformen gibt.
Shopping-Gewohnheiten, Überweisungen,
ob ihr eure Rechnungen pünktlich bezahlt,
das wirkt sich alles auf euren Sesame Credit aus.
Meiner liegt bei 745, deshalb kann ich ein Fahrrad ohne Kaution leihen.
In diesem Jahr will China ein staatliches,
für alle verpflichtendes "Social Credit System" einführen.
Jeder Mensch soll dann vom Staat einen Punktestand bekommen.
Das Social Credit System, oder das Scoring, baut darauf auf,
dass man Informationen sammelt über die Bevölkerung, die Menschen.
Gehen die bei Rot über die Ampel?
Haben die mal falsch geparkt?
Haben die vielleicht ein Verbrechen begangen?
Das wird gesammelt, und dann gibt es Punkte dafür.
Damit soll auch der Wert dieser Person gemessen werden.
Und insbesondere im Social Scoring geht es dabei oft um die Frage,
wie stark jemand zur Gemeinschaft beiträgt.
Und wenn die Regierungen gut sind,
könnten sie diese Informationen für Gutes nutzen:
Dienstleistungen verbessern, die Gesundheitsversorgung usw.
Bei schlechten Regierungen wird es problematisch:
Da kann es zu Ausbeutung und Tyrannei aller Art führen.
Der chinesische Staat plant bereits Sanktionen für Menschen,
deren staatlicher Score unter einen Mindestwert fällt.
Sie können nicht mit dem Flugzeug reisen,
nicht mit Hochgeschwindigkeitszügen,
nicht in Luxusrestaurants gehen und auf keinen Golfplatz.
Sie bekommen keine Versicherung
und können nicht mal ein Haus mieten.
Wenn einmal das Vertrauen verletzt wird,
wird es überall Einschränkungen geben.
Was in China passiert, ist eine gesellschaftliche Revolution.
In atemberaubendem Tempo baut die Regierung das Land um.
Udo Klein-Bölting leitet in Deutschland
eine Vermögensverwaltung.
Man muss nicht mögen, was man sieht,
um von Chinas Entschlossenheit beeindruckt zu sein.
Das ist der Riesenvorteil eines Einparteien-Systems,
wenn da die Losung kommt: Wir werden das ändern.
Dann wird das geändert.
Es werden Internet-Start-ups gegründet,
der Staat gibt jede Menge Geld dazu.
Da würde ich sagen, ist 1:0 China.
Gut 2 h von Shanghai entfernt, in Hangzhou,
liegt das Headquarter der Megaplattform Alibaba.
Sie investiert in die Firma,
die die Gesichtserkennungs-Software der Regierung entwickelt.
Unterstützt das Social Scoring System.
Kameras von Fernsehteams aber
lässt Alibaba eigentlich nicht auf das Gelände.
Wir begleiten die Reisegruppe bis zum Foyer.
Dann heißt es: ab hier, Kameras aus.
Innen sind nur Fotos erlaubt.
Die Reisegruppe erfährt,
Alibaba baut gerade ein weltumspannendes Logistiknetz auf.
In 72 h will man jeden Punkt der Erde
mit seinen Produkten erreichen können.
Am Abend in Hanghzou.
Zeit für die deutschen Unternehmer, das Erlebte zu ordnen.
Es gibt eine unfassbare, unfassbare Technologiefreundlichkeit.
Technologie wird uns eine rosige Zukunft bereiten.
Und auch, das hört man hier überall, ein Stück Weltherrschaft.
Das ist der digitale Totalitarismus.
Und der scheint das erfolgreichste Modell zu sein.
Hier haben die Leute den Eindruck, der Staat funktioniert.
Während wir in Deutschland den Eindruck haben,
der Staat funktioniert nicht.
Und das wirkt sich eben aus.
Dadurch nehmen die alles andere in Kauf,
was für uns extrem schwer wiegt an Nachteilen, ne?
Überwachung und Scoring usw.
Und du denkst, irgendwann muss mal einer sagen:
Keine Ahnung, da ist George Orwell im Raum.
Aber das hört man nicht, und da ist man überrascht.
Und das bringt die eigene Position ins Wanken, denke ich.
China setzt uns unter Zugzwang.
Was ist zu tun, damit unser Neuland
kein autoritärer Überwachungsstaat wird?
Aber auch nicht mit der alten Welt untergeht?
Wie gelingt der demokratische Weg hin zum digitalen Staat?
Dorothee Bär spricht an diesem Abend in Lissabon vor deutschen Start-ups.
Ja, jeder findet, dass das großartig ist, was in China passiert.
Trotzdem möchte niemand in Deutschland
chinesische Anwendungen so haben,
die auf Kosten von Freiheit und Menschenrechten gehen.
Keiner will bei uns die Demokratie aufgeben.
Trotzdem glaube ich, dass wir es,
auch ohne unsere demokratischen Grundwerte aufzugeben,
es trotzdem schaffen, schneller werden zu können.
Wie? - Haben wir jetzt in dieser Legislaturperiode gemacht.
Alleine dadurch, dass wir agiler in der eigenen Verwaltung sind,
das geht immer nur mit den eigenen Mitarbeitern.
Dass wir es da auch schaffen, schneller Entscheidungen zu treffen.
Der digitale Staat:
Dorothee Bär verspricht den Start-up-Unternehmerinnen,
dass er rasch Wirklichkeit wird.
Als ein Beweis,
dass auch eine Demokratie ins Neuland geführt werden kann.
Aber hier ist man skeptisch.
Digitale Verwaltung geht, seit 1999 oder früher in Estland,
wo es keine 10 min dauert, ein Unternehmen zu gründen.
Was wir alles tun mussten, um eine Firma zu gründen,
das möchte kein normaler Mensch machen.
Da kann ich verstehen, warum Menschen keine Firma gründen.
Ich find, wir machen viel mehr, als man nach außen sieht.
Wir haben eingeführt, dass bis zum Jahr 2022
alle Verwaltungsdienstleistungen digitalisiert sein müssen.
Und haben angefangen mit Elterngeld, mit Kindergeld, mit Wohngeld.
Dass wir mit bestimmten Leistungen,
die ausschließlich in Zukunft digital machen.
Das passiert alles parallel.
Parallel vielleicht, aber auch schnell genug?
Vergleicht man den Stand der Digitalisierung der Verwaltung,
gehört Deutschland zu den langsamsten Staaten Europas.
Ob digitale Steuererklärung
oder die Online-Terminvereinbarung fürs Bürgeramt.
Schaut man sich an, wie viel Prozent der Bürger in Europa
digitale Regierungsangebote nutzen, liegt Deutschland weit hinten.
In Deutschland nehmen nur 42,6% der Internetnutzer
digitale Verwaltungsangebote in Anspruch.
Im europäischen Durchschnitt sind es 64,3%.
In Schweden sind es 93,1%.
Hinter Deutschland liegen nur noch Italien und Griechenland.
Das liegt auch daran, dass man die meisten Dinge
flächendeckend gar nicht online erledigen kann.
Kindergeld beantragen? Eine Baugenehmigung bekommen?
Einen Reisepass verlängern?
Alles nicht möglich.
Dabei verpflichtet das "Onlinezugangsgesetz"
Bund, Länder und Kommunen,
dass bis 2022 fast alle Leistungen im Internet erledigt werden können.
575, von A wie Abfallentsorgung bis Z wie Zweitwohnungssteuer.
Auf dem internen Informationsportal
lässt sich der bundesweite Stand der Umsetzung finden.
Aktuell gibt es zu 140 dieser Leistungen keine Informationen.
Zu 405 Leistungen finden sich online
lediglich Hinweise zum Ausfüllen auf Papier.
17 kann man online ausfüllen und ausdrucken.
Für 3 Leistungen kann man online Anträge abschicken.
Und bislang gar keine vollständig online nutzen.
Bislang scheint die Verwaltung in Deutschland,
an Neuland Level 1 zu scheitern.
Staatsministerin Dorothee Bär ist in ihrem Wahlkreis.
Und will Senioren für Konsolenspiele begeistern.
Hopp.
Nein.
(Videospiel-Stimme) Das war der richtige Briefkasten.
Vielen Dank allen Beteiligten, dass es möglich ist,
dass wir hier in Mellrichstadt digitaler sind
als in allen Millionen- Einwohner-Städten in Deutschland.
Aber auch hier in Mellrichstadt ist die Verwaltung
weiterhin genauso analog wie anderswo.
Das Onlinezugangsgesetz, OZG, längst noch nicht umgesetzt.
Was sind da konkrete Maßnahmen, die Sie vorantreiben,
um das OZG schneller voranzubringen?
Mit den Ländern reden, reden, reden.
Und gegenseitig so Begeisterung und Leidenschaft aufbauen.
Wir hatten in der letzten Woche mit allen 16 Ländervertretern
im Kanzleramt ein Treffen, und das war auch das erste,
wo man das Gefühl hat, dass sich da sehr viel bewegt hat.
Auch mental viel bewegt hat.