Ich glaube, die freuen sich, wenn ich da bin. So, ey, auch ein Bonner!
450 Gegendemonstranten werden es heute werden. Sie wollen die AfD aus dem Stadtrat kicken.
Wer zur Kundgebung will, kommt heute ungehindert durch. Das ist nicht immer so.
Cassel ist ziemlich konservativ. Nachher wollen sie auf dem dem Marktplatz vor 300 Menschen singen.
Es ist die Abschlussveranstaltung im Kommunalwahlkampf in NRW.
Cassel ist seit 2 Jahren in der AFD. Auch ihn frage ich, ob er die Motivation der Demonstranten
oder Gewalttäter irgendwie verstehen kann?
Verstehen selber nicht. Ich meine, sonst stände ich nicht auf der Seite, sondern auf der anderen.
Aber dass für die Leute heutzutage das gesellschaft-liche Klima immer zwiespältiger wird, das kann ich
schon nachvollziehen. Wenn man sich eben anschaut, was für eine Rhetorik gegen uns angewandt wird.
Am Anfang waren wir die- -Das ist ja die gleiche Rhetorik, die die AfD
auch anwendet – also anders, aber die AfD setzt ja schon sehr auf Populismus.
Populismus ist ja einfach für das Volk verständlicher. Heutzutage ist viel sehr unverständlich geworden.
Da ist das gar nicht mal so schlecht, wenn man mal prägnant Sachen anspricht.
Wenn wir natürlich am Anfang die rechtskonservative Partei waren und jetzt sind wir die extrem
Rechten, oder die super Rechten, was kommt denn dann als nächstes? Also ich warte schon,
was da die nächste Steigerung ist. Ist das jetzt superextem außenrechts oder so.
Was sind Sie denn? Wie würden Sie sich denn beschreiben?
Ich würde schon sagen, dass ich konservativ rechts bin. Ich finde auch, viele haben heutzutage
auch Angst zu sagen, dass sie rechtes Gedankengut haben – was nie heißt, nationalistisch
und ausländerfeindlich. Das ist ja nicht rechts, das ist verboten.
Sind Sie rechtsradikal?Nein. Gute Frage, aber radikal heißt ja immer, dass man im Zweifel
dazu bereit ist, seine Ansichten und Überzeugungen mit Gewalt gegen andere durchzusetzen.
Dass er im Zweifel Gewalt anwendet, dazu später mehr.
Auf dem Marktplatz beginnt die Veranstaltung. Statt 300 sind laut Polizei 130 AfDler da.
Auch der Bundessprecher Jörg Meuthen. Mein Ziel: Ihn konfrontieren. Die AFD hetzt seit Jahren.
Welche Mitschuld hat die Partei an der Gewaltspirale?
Der erste Redner steht auf der Bühne. Was gefordert wird, das klemme ich mir. Mein Thema ist Gewalt.
Die Positionen der Partei, die kann jeder nachlesen. Cassel fasziniert mich.
Mit 21 hat sich der Mann entschieden rechte Positionen zu vertreten. 2018 war schon jedem klar,
wer sich alles in dieser Partei tummelt.
Jetzt ist er Teil davon und inszeniert sich als patriotischer Newcomer.
Wie war es denn jetzt?Ja, war doch gut. Ist ja grundsätzlich auch unser Ziel so Traditionen
und so schöne Volkslieder auch wiederzubringen. Weil sie ja auch den Kampf, den man damals
hatte für Freiheit, auch ganz gut verkörpern. Wir stehen wieder an so einem Punkt, wo wir die Freiheit
verteidigen müssen. Es muss immer um die Freiheit gerungen werden, deswegen ist das immer ganz nett.
Ich hoffe, das hat gut geklungen, ich weiß es ja nicht.
Welche Freiheit er in Gefahr sieht? Ich erfahre es nicht.
Ich möchte thematisch weiterkommen. Gerade erzählt mir eine AfD-Sprecherin erzählt mir, dass sie aufgrund
ihrer AfD-Tätigkeit ihren Job verloren hätte. Daraufhin wurde ich eingestellt beim Haus der Geschichte,
die mir dann erklärt haben, es liege nichts gegen mich vor,
ich hätte mir nie irgendwas zu Schulden kommen lassen - (Knall)
Was war denn das?
Das frage ich mich auch. Irgendein Vogel hat einen Böller geschmissen.
Jetzt redet Jörg Meuthen. Seine Ideologie gilt als Bürgerlich-Konservativ.
Parteikollegen von ihm, wie Björn Höcke, dürfen gerichtsfest als Faschisten bezeichnet werden.
"Wir wollen uns damit nicht abfinden. Wir geben unsere Städte nicht auf. Wir werden nicht
tatenlos zuschauen, wie unser Land noch weiter vor die Hunde geht. Nicht mit uns!"
Ich konfrontiere ihn. Bei der AfD wird oft sprachlich gehetzt: Messermänner oder
„wir werden sie jagen“. Führt die Sprache der AfD zu einer Gewaltspirale?
Es gibt in allen Parteien überall immer wieder Einzeläußerungen, die vielleicht eher Öl ins Feuer gießen.
Ich bin kein großer Freund davon, finden Sie in meinen Reden auch nicht.
Man muss als Opposition auch aggressiveres Vokabular an den Tag legen. Aber es gibt auch Äußerungen,
wo ich auch sage, kommt jetzt hier nicht gut.
Zum Beispiel?
Sie werden jetzt mir nicht irgendwelche Begriffe entlocken, die andere Parteikollegen gesagt haben.
Das wäre für Sie schön, aber das werde ich nicht machen.
Ach, jetzt unterstellen Sie mir aber was. Ich frage hier offen nach.
Eine allerletzte Frage noch: Stephan E., der den Mord an Herrn Lübcke vor Gericht gestanden hat,
ein Mann voller Hass, war AfD-Wahlkampfhelfer. Machen Sie sich Gedanken darüber,
ob sich Menschen aus Ihrem radikalisieren Umfeld? In unserem Umfeld radikalisiert sich niemand.
Das ist so, wenn Sie Wahlkampf betreiben, sind sie froh über jeden, den sie kriegen,
den können sie nicht völlig durchleuchten. Dass das ein völlig fanatisierter, wirklich
brandgefährlicher Extremist war, ist völlig unstrittig. Also ist eigentlich eine Schande,
das so jemand für uns Plakate geklebt hat. Aber das können wir nicht kontrollieren.
Können ja nicht wissen, was der Mann tut, Retrospektive, was der Mann getan hat, kannten
dessen Geschichte nicht und wenn man freundlich kommt und sagt, och komm, ich helfe mit Plakate fahren
dann nimmt man den mit und dann wird das gemacht. Wenn Sie die alle einzeln durchleuchten wollen,
dann können wir nichts mehr machen. Aber es ist schlimm.
Sie müssen los. Vielen Dank für Ihre Zeit. Gerne.
Doch bevor Meuthen geht, wird die Nationalhymne gesungen.
Wie radikal, extrem und gewaltaffin ein Teil der AfD-An-hänger ist, sieht man in den Kommentarspalten im Netz.
Und auf Worte folgen Taten. Wissenschaftlich belegt:
Wo AfD gewählt wird, gibt es mehr Gewalttaten gegen Flüchtlinge.
Für Cassel und seine Parteifreunde geht es nach der Nationalhymne ab in die Kneipe.
Aber nicht auf direktem Wege – sie wollen einen Umweg nehmen.
Also da lässt uns die Polizei auch nicht mehr durch.
Sie sind ja jetzt etwas aufgestachelt von dem Vortrag und so,
können die ja nicht leisten mit diesen 10 Mann da 3 Leute zu beschützen.
Dankeschön. Wiedersehen.
Das ist Quatsch. Die Rede haben die gar nicht gehört – viel zu leise.
Und 10 Polizisten sind das auch nicht gewesen, schätzungsweise 100, würde ich sagen.
Jeder hat seine Meinung! Ich auch!
Sind sie schon mal gewalttäig geworden?
Gewalttätig geworden nicht. Das liegt mir fremd. Also zu sagen nur weil man eine andere Meinung nicht teilt
dann Gewalt anzuwenden, da sind Worte und Argumente da das bessere.
Ich habe auch Freunde, mit denen verstehe ich mich politisch gar nicht, aber wir zollen uns Respekt und dann
können wir auch mal ein Bier zusammen trinken, das ist deutlich netter,
als sich dann mit Fäusten auseinanderzusetzen.
Wenn ich richtig informiert bin, dann werden sie auf auch beschuldigt nach einem AfD Bürgerdialog
am 07. April 2019 in Köln-Kalk mit dem Auto in eine Gruppe Gegedemonstranten gefahren zu sein.
Ist das keine Gewalt?
Naja, dann ist ja immer die Frage:Ist das nicht gerechtfertigt durch Notwehr? Gegenfrage:
Wenn sie von 7-8 Leuten umzingelt werden und es wird an die Scheiben geschlagen und an den Türen gezogen,
und sie wollen aus dieser Situation einfach nur raus, versuchen schon auszuweichen, drumherum zu fahren
und dann werden sie wieder eingekesselt, sind in einer Sackgasse, kommen nicht anders raus.
dann langsam nach vorne zu fahren: Ist das Gewalt?
Also wenn jemand verletzt wird, dann würde ich sagen, ist das Gewalt. - Wird er nicht!
Wurde da nicht verletzt? Ne.
Also ist es keine Gewalt?
Ja, sowas nennt man dann Notwehr.
Ok.
Aber das wird ja jetzt wahrscheinlich ein Gericht entscheiden, ob das Gewalt war, Notwehr war - genau.
Ich habe mir nichts zu Schuld kommen lassen, nach meinem Gewissen
und den Rest muss der Richter entscheiden.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das sagt er. Doch es passt nicht zur Anklage. Die lautet: "Cassel ist in eine Menschenmenge gefahren,
hat zurückgesetzt und beim 2. Mal einen Menschen 10 Meter auf seiner Motorhaube mitgeschleift."
Sein Opfer wurde dabei an beiden Knien verletzt. Bedroht wurde er nicht.
Habe ich der AfD mit dem Thema eine Bühne geboten? Ja, habe ich.
Aber ich habe lange drüber nachgedacht, wie diese Bühne aussieht und ich kann's einfach nicht ertragen,
dass über dieses Thema nicht berichtet wird, oder nur sehr wenig darüber berichtet wird,
und deswegen haben wir das auch gemacht.
Ich möchte da einfach den rechten Meinungsmedien da nicht den Platz überlassen.
Und für mich steht fest: In der politischen Auseinandersetzung,
da muss Gewalt ausnahmslos geächtet werden. Und Demokratie, das heißt
Meinungsverschiedenheiten austragen. Jeder soll seine Meinung haben und lasst uns darüber streiten,
aber die Antwort, die darf niemals Gewalt heißen.
Wenn ihr wissen möchtet, wie die Antifa Gewalt gegen rechte Politiker und die AfD legitimiert,
dann empfehle ich euch dieses Video hier von Reporter