Bevor Jürgen Klopp berühmt wurde... | KURZBIOGRAPHIE
Es ist völlig egal, welche Vereine dieser Mann trainiert,
er gewinnt nicht nur Aufstiege und Meisterschaften,
sondern auch Herzen. (Dynamische Musik)
Denn Kloppo wird von Spielern wie Fans
gleichermaßen geschätzt, gefeiert und verehrt.
Wie schafft er das nur?
"Der Biograph" begibt sich auf Spurensuche,
in seiner Vergangenheit.
(Ploppgeräusche)
(Stiftekritzeln)
Ganz unbeschwert war Jürgens Kindheit nicht.
Denn Papa Norbert warf ihn fast jedes Wochenende früh aus dem Bett.
Gewinnen lassen? Auf keinen Fall.
Egal in welcher Sportart, Norbert triezte seinen Sohn
und verschenkte keinen Sieg.
So ist es eben,
wenn man einen überambitionierten Vater hat,
der als Tennistrainer und Skilehrer im Sportverein aktiv war.
Aufmunternde Worte gab es nie.
Dafür regelmäßig Krach. (Dynamische Musik)
"Es war halt seine Art, ich fühlte mich schon geliebt",
sagte Klopp einmal über seinen Vater.
Und irgendwie stichelte ihn Papas Ehrgeiz auch an.
(Treibende Musik) Sport als als solches
macht er ja auch ganz gern,
aber eben lieber mit seinen Kumpels.
Zum Glück war Mama Elisabeth etwas lockerer drauf
und Papa unter der Woche als Vertreter viel unterwegs.
(Schulglocke)
Obwohl zu Hause ein strenger Wind wehte,
hatte Jürgen einen gesunden Humor.
(Stimmen im Hintergrund)
Jürgen war ein begnadeter Witzeerzähler,
er brachte alle Mitschüler zum Lachen, er war sehr beliebt.
"Das Herz und die Seele der Klasse",
erzählte ein Schulfreund.
Später wurde er sogar zum Schulsprecher gewählt
und war lange Kapitän seines Fußballvereins.
Er war also schon immer ein kameradschaftlicher Kerl,
der für seine Leute einsteht.
Früher für Mitschüler und Mannschaftskollegen,
heute für sein Team.
(Lockere Musik) Mit seinen Kumpels
lebte er das Dorf-Life at its best,
wie man heute sagen würde.
Natürlich inklusive Vereinsmitgliedschaft.
Doch nicht immer stand die sportliche Leistung an erster Stelle.
Ist doch schön zu hören, dass so ein Weltklassetrainer
sich und den Fußball nicht immer so ernst genommen hat.
(Treibende Musik) Eigentlich sei er aber
ein versierter Spieler gewesen.
Sein Trainer erinnert sich an
"den Langen", wie er damals genannt wurde.
(Stimmen, Lachen) Der haute sich in jeden Ball rein,
auch wenn da manchmal aus Verzweiflung
einer weit über die Kiste flog.
Dieses Herzblut kommt uns doch auch heute noch bekannt vor.
Hitzig ging es oft auch zu Hause zu.
Norbert war ziemlich konservativ eingestellt
und hatte so eine Prinzipien.
Und Jürgen, der lotete, typisch Teenager,
eben seine Grenzen aus.
Übermut legt er auch auf dem Fußballfeld an den Tag.
Nach dem Wechsel zu einem größeren Verein,
überzeugte er nicht unbedingt spielerisch,
dafür aber mit seiner unglaublichen Ambition.
Nach Niederlagen krempelte er die Ärmel hoch,
das hatte er bei Norbert ja schließlich jahrelang gelernt.
Trotzdem war Fußball nicht alles in Klopps Jugend.
Nach dem Abi stand erst mal Feiern auf dem Programm.
Es ging nach Griechenland.
(Lockere Musik)
Nach einem Anruf bei Mami
musste er aber spontan zurückreisen.
Wenn auch schweren Herzens,
wollt er sich diese Chance nicht nehmen lassen.
(Treibende Musik)
Im Probetraining zeigte Kloppo, was er draufhatte.
"Doch war das nicht das Einzige, was auffällig war",
erinnert sich einer der Spieler.
(Lachen) "Jürgen erzählte mir,
dass er im Urlaub war."
Und habe dann im breitesten Schwäbisch gesagt:
Irgendwie sei Kloppo 'ne Type gewesen,
"The Normal One", sagt man noch heute.
So wunderbar normal.
Und tatsächlich reichte es für die Amateurmannschaft.
Doch nur selten kam er als Einwechselspieler zum Einsatz.
Kloppo war frustriert. (Treibende Musik)
Vielleicht kam's auch deshalb zu Zwischenfällen wie diesem.
Kur vor Schluss:
ein vielversprechender Freistoß für die Eintracht.
(Pfiff) Zu früh gefreut.
Die Mannschaft war stocksauer.
Tja, um seine Gefühlsausbrüche in den Griff zu kriegen,
musste Kloppo eben noch einige Jahre an sich arbeiten.
Abreagieren konnte er sich in Frankfurt allerdings bestens.
Skyline statt Schwarzwald.
(Dynamische Musik) Da ging plötzlich was.
"Wir waren schon des Öfteren dort, wo die bunten Lichter gekreist sind",
erinnert sich Teamkollege Müller.
Er ist sich sicher,
dank Erfahrungen wie diesen, weiß Klopp, wie junge Männer ticken.
Und kann als Trainer nachempfinden,
welche Bedürfnisse sie auch abseits vom Trainingsgelände haben.
Relativ bald aber musste Kloppo erwachsen werden.
Nicht nur, weil er parallel Sportwissenschaften studierte,
Papa Norbert habe auf ein Studium bestanden,
sondern weil eine Überraschung seine Welt auf den Kopf stellte.
Es folgten harte Zeiten für den jungen Papa.
Zwischen Windeln wechseln, Vorlesung besuchen und Training,
musste er auch noch das nötige Geld reinholen.
(Entspannte Musik) Vorbei die wilde Zeit,
mit grade mal 21 Jahren.
Von nun an hieß es:
anpacken, durchziehen, funktionieren.
Eigenschaften, die er als Trainer noch gut gebrauchen konnte.
Und die er erstmalig unter Beweis stellte,
als er einige Jahre später für den FSV Mainz 05
an der Seitenlinie steht.
Wenn auch nur als Interimslösung. (Fröhliche Musik)
Klopps Erfahrung in der Jugendarbeit bei Frankfurt
musste genügen.
Konnte ja keiner ahnen,
dass er sich da noch zum Cheftrainer entwickeln sollte.
Rückblickend das Beste, was hätte passieren können.
In einem Interview sagte er zuletzt auf die Frage,
was der Trainer Klopp dem Spieler Klopp wohl geraten hätte:
Dass ihm das doch noch gelungen ist,
nur eben an anderer Position,
sei für ihn immer noch ein großes Geschenk.
Und gewiss nicht nur für ihn.
Doch leider war es genau sein Papa,
der Kloppos Erfolg nicht mehr miterleben durfte.
(Traurige Musik) Er war einige Monate
vor Jürgens Einsatz als Trainer
an Krebs verstorben.
Gerade in seinen großen Momente
schmerzt Klopp der Verlust sehr.
Immerhin war es sein Vater, der ihm zeigte,
was wahre Ambition bedeutet.
Diese Fähigkeit,
gepaart mit seinem Einfühlungsvermögen,
macht Kloppo als Trainer heute unvergleichlich erfolgreich.
Und dank seiner liebevollen Durchschnittlichkeit,
fliegen ihm schließlich alle Herzen zu.
(Berührende Musik)
Einer, der Klopps seit der gemeinsamen Zeit beim BVB abfeiert,
ist Robert Lewandowski.
Und wie es ist, Jürgen Klopp zu sein,
hat Leeroy beim Meister persönlich nachgefragt.
Bis zur nächsten Inspiration,
"Der Biograph".