×

Używamy ciasteczek, aby ulepszyć LingQ. Odwiedzając stronę wyrażasz zgodę na nasze polityka Cookie.


image

Die schwarze Spinne - Jeremias Gotthelf, Die schwarze Spinne - 23

Die schwarze Spinne - 23

So wurden, nachdem viele Geschlechter dahingegangen, Hochmut und Hoffart heimisch im Tale, fremde Weiber brachten und mehrten beides. Die Kleider wurden hoffärtiger, Kleinode sah man glänzen, ja, selbst an die heiligen Zeichen wagte die Hoffart sich, und statt daß ihre Herzen während dem Beten inbrünstig bei Gott gewesen wären, hingen ihre Augen hoffärtig an den goldenen Kugeln ihres Rosenkranzes. So ward ihr Gottesdienst Pracht und Hoffart, ihre Herzen aber hart gegen Gott und Menschen. Um Gottes Gebote bekümmerte man sich nicht, seines Dienstes, seiner Diener spottete man; denn, wo viel Hoffart ist oder viel Geld, da kömmt gerne der Wahn, daß man seine Gelüsten für Weisheit hält und diese Weisheit höher als Gottes Weisheit. Wie sie früher von den Rittern geplagt worden waren, so wurden sie jetzt hart gegen das Gesinde und plagten dieses, und je weniger sie selbst arbeiteten, um so mehr muteten sie diesen zu, und je mehr sie Arbeit von Knechten und Mägden forderten, um so mehr behandelten sie dieselben wie unvernünftiges Vieh, und daß diese auch Seelen hätten, die zu wahren seien, dachten sie nicht. Wo viel Geld oder viel Hoffart ist, da fängt das Bauen an, einer schöner als der andere, und wie früher die Ritter bauten, so bauten jetzt sie, und wie früher die Ritter sie plagten, so schonten sie jetzt weder Gesinde noch Vieh, wenn der Bauteufel über sie kam. Dieser Wandel war auch über dieses Haus gekommen, während der alte Reichtum geblieben war.

Fast zweihundert Jahre waren verflossen, seit die Spinne im Loche gefangensaß, da war ein schlau und kräftig Weib hier Meister, sie war keine Lindauerin, aber doch glich sie Christine in vielen Stücken. Sie war auch aus der Fremde, der Hoffart, dem Hochmute ergeben, und hatte einen einzigen Sohn; der Mann war unter ihrer Meisterschaft gestorben. Dieser Sohn war ein schöner Bube, hatte ein gutes Gemüt und war freundlich mit Mensch und Vieh; sie hatte ihn auch gar lieb, aber sie ließ es ihn nicht merken. Sie meisterte ihn jeden Schritt und Tritt, und keiner war ihr recht, den sie ihm nicht erlaubt, und längst war er erwachsen und durfte nicht zur Kameradschaft und an keine Kilbi ohne der Mutter Begleit. Als sie ihn endlich alt genug glaubte, gab sie ihm ein Weib aus ihrer Verwandtschaft, eins nach ihrem Sinn. Jetzt hatte er zwei Meister statt nur einen, und beide waren gleich hoffärtig und hochmütig, und weil sie es waren, so sollte auch Christen es sein, und wenn er freundlich war und demütig, wie es ihm so wohl anstund, so erfuhr er, wer Meister war.

Schon lange war das alte Haus ihnen ein Dorn im Auge, und sie schämten sich seiner, da die Nachbaren neue Häuser hatten und doch kaum so reich als sie waren. Die Sage von der Spinne und was die Großmutter gesagt, war damals noch in jedermanns Gedächtnis, sonst wäre das alte Haus längst schon eingerissen worden, aber alle wehrten es ihnen. Sie nahmen aber dieses Wehren immer mehr für Neid, der ihnen kein neues Haus gönne. Zudem ward es ihnen immer unheimeliger im alten Hause. Wenn sie hier am Tische saßen, so war es ihnen, entweder als schnurre hinter ihnen behaglich die Katze, oder als ginge leise das Loch auf, und die Spinne ziele nach ihrem Nacken. Ihnen fehlte der Sinn, der das Loch vermachte, darum fürchteten sie sich immer mehr, das Loch möchte sich öffnen. Darum fanden sie einen guten Grund, ein neues Haus zu bauen, in dem sie die Spinne nicht zu fürchten hätten, wie sie meinten. Das alte wollten sie dem Gesinde überlassen, das ihrer Hoffart oft im Wege war, so wurden sie rätig.

Christen tat es sehr ungerne, er wußte, was die alte Großmutter gesagt, und glaubte, daß der Familiensegen an das Familienhaus geknüpfet sei, und vor der Spinne fürchtete er sich nicht, und wenn er hier oben am Tische saß, so schien es ihm, er könne am andächtigsten beten. Er sagte, wie er es meinte, aber seine Weiber hießen ihn schweigen, und weil er ihr Knecht war, so schwieg er auch, weinte aber oft bitterlich, wenn sie es nicht sahen.

Dort, oberhalb des Baumes, unter welchem wir gesessen, sollte ein Haus gebaut werden, wie keiner eins hätte in der ganzen Gegend.

In hoffärtiger Ungeduld, weil sie keinen Verstand vom Bauen hatten und nicht warten mochten, bis sie mit dem neuen Hause hochmütig tun konnten, plagten sie beim Bauen Gesinde und Vieh übel, schonten selbst die heiligen Feiertage nicht und gönnten ihnen auch des Nachts nicht Ruhe, und kein Nachbar war, der ihnen helfen konnte, daß sie zufrieden waren, dem sie nicht Böses nachgewünscht, wenn er nach unentgeltlicher Hülfe, wie man sie schon damals einander leistete, wieder heimging, um auch zu seiner Sache zu sehen.

Als man aufrichtete und den ersten Zapfen in die Schwelle schlug, so rauchte es aus dem Loche herauf wie nasses Stroh, wenn man es anbrennen will; da schüttelten die Werkleute bedenklich die Köpfe und sagten es heimlich und laut, daß der neue Bau nicht alt werden werde, aber die Weiber lachten darüber und achteten des Zeichens sich nicht. Als endlich das Haus erbauet war, zogen sie hinüber, richteten sich ein mit unerhörter Pracht und gaben als sogenannte Hausräuki eine Kilbi, die drei Tage lang dauerte und Kind und Kindeskinder noch davon erzählten im ganzen Emmental.

Aber während allen dreien Tagen soll man im ganzen Hause ein seltsam Surren gehört haben wie das einer Katze, welcher es behaglich wird, weil man ihr den Balg streicht. Doch die Katze, von welcher es kam, konnte man trotz alles Suchens nicht finden; da ward manchem unheimlich, und trotz aller Herrlichkeit lief er mitten aus dem Feste. Nur die Weiber hörten nichts oder achteten sich dessen nicht, mit dem neuen Hause meinten sie alles gewonnen.

Ja, wer blind ist, sieht auch die Sonne nicht, und wer taub ist, hört auch den Donner nicht. Darum freuten die Weiber des neuen Hauses sich, wurden alle Tage hoffärtiger, dachten an die Spinne nicht, sondern führten im neuen Hause ein üppiges, arbeitsloses Leben mit Putzen und Essen, kein Mensch konnte es ihnen treffen, und an Gott dachten sie nicht.

Im alten Hause blieb das Gesinde alleine, lebte, wie es wollte, und wenn Christen dasselbe auch unter seiner Aufsicht haben wollte, so duldeten die Weiber es nicht und schalten ihn, die Mutter aus Hochmut hauptsächlich, das Weib aus Eifersucht zumeist. Daher war drunten keine Ordnung und bald auch keine Gottesfurcht, und wo kein Meister ist, geht es so durchweg. Wenn kein Meister oben am Tische sitzt, kein Meister im Hause die Ohren spitzt, kein Meister draußen und drinnen die Zügel hält, so meint sich bald der der Größte, welcher am wüstesten tut, und der der Beste, welcher die ruchlosesten Reden führt.

So ging es zu im Hause drunten, und das sämtliche Gesinde glich bald einer Rudel Katzen, wenn sie am wüstesten tun. Von Beten wußte man nichts mehr, hatte darum weder vor Gottes Willen noch vor seinen Gaben Respekt. Wie die Hoffart der Meisterweiber keine Grenzen mehr kannte, so hatte der tierische Übermut des Gesindes keine Schranken mehr. Man schändete ungescheut das Brot, trieb das Habermus über den Tisch weg mit den Löffeln sich an die Köpfe, ja, verunreinigte viehisch die Speise, um boshaft den andern die Lust am Essen zu vertreiben. Sie neckten die Nachbaren, quälten das Vieh, höhnten jeden Gottesdienst, leugneten alle höhere Gewalt und plagten auf alle Weise den Priester, der strafend zu ihnen geredet hatte; kurz, sie hatten keine Furcht mehr vor Gott und Menschen und taten alle Tage wüster. Das wüsteste Leben führten Knechte und Mägde, und doch plagten sie einander wie nur möglich, und als die Knechte nicht mehr wußten, wie sie auf neue Art die Mägde quälen konnten, da fiel es einem ein, mit der Spinne im Loche die Mägde zu schrecken oder zahm zu machen. Er schmiß Löffel voll Habermus oder Milch an den Zapfen und schrie, die drinnen werde wohl hungrig sein, weil sie so viel hundert Jahre nichts gehabt. Da schrien die Mägde gräßlich auf und versprachen alles, was sie konnten, und selbst den andern Knechten graute es.

Da das Spiel sich ungestraft wiederholte, so wirkte es nicht mehr, die Mägde schrien nicht mehr, versprachen nichts mehr, und die andern Knechte begannen es auch zu treiben. Nun fing der an, mit dem Messer gegen das Loch zu fahren, mit den gräßlichsten Flüchen sich zu vermessen, er mache den Zapfen los und wolle sehen, was drinnen sei, und sie müßten einmal auch was Neues sehn. Das weckte neues Entsetzen, und der Bursche, der das tat, ward allen Meister und konnte zwingen, was er wollte, besonders bei den Mägden.

Die schwarze Spinne - 23 The black spider - 23 A aranha negra - 23

So wurden, nachdem viele Geschlechter dahingegangen, Hochmut und Hoffart heimisch im Tale, fremde Weiber brachten und mehrten beides. ||||||pride||arrogance||||||||multiplied| Thus after many generations had passed, pride and arrogance made their home in the valley, brought there and increased by women from other parts. Die Kleider wurden hoffärtiger, Kleinode sah man glänzen, ja, selbst an die heiligen Zeichen wagte die Hoffart sich, und statt daß ihre Herzen während dem Beten inbrünstig bei Gott gewesen wären, hingen ihre Augen hoffärtig an den goldenen Kugeln ihres Rosenkranzes. |||proud|jewels||||||||||||pride||||||||||fervently||||||||haughtily||||||rosary Clothes became more pretentious, jewels could be seen gleaming on them, and indeed pride dared to display itself even on the holy implements themselves, and instead of peo­ple’s hearts being directed in prayer fervently to God, their eyes lingered arrogantly on the golden beads of their rosaries. So ward ihr Gottesdienst Pracht und Hoffart, ihre Herzen aber hart gegen Gott und Menschen. Thus their public worship became pomp and pride, though their hearts be­ came hardened towards God and man. Um Gottes Gebote bekümmerte man sich nicht, seines Dienstes, seiner Diener spottete man; denn, wo viel Hoffart ist oder viel Geld, da kömmt gerne der Wahn, daß man seine Gelüsten für Weisheit hält und diese Weisheit höher als Gottes Weisheit. |||was concerned||||||||||||||||||||||||||desires|||||||||| There was little concern for God’s commandments, and His service and His servants were scorned; for where there is much arrogance or much money the delusion willingly enters which thinks selfish desires to be wisdom and values this worldly wisdom higher than God’s wisdom. Wie sie früher von den Rittern geplagt worden waren, so wurden sie jetzt hart gegen das Gesinde und plagten dieses, und je weniger sie selbst arbeiteten, um so mehr muteten sie diesen zu, und je mehr sie Arbeit von Knechten und Mägden forderten, um so mehr behandelten sie dieselben wie unvernünftiges Vieh, und daß diese auch Seelen hätten, die zu wahren seien, dachten sie nicht. |||||||||||||||||||||||||||||demanded||||||||||||maids|||||||||unreasonable|||||||||||||| Just as the peasants had in earlier days been ill-treated by the knights, now they in their turn became hard towards their servants and ill-treated them, and the less they themselves worked, the more they expected from their servants, and the more work they demanded from farm-hands and maids, the more they treated them like senseless cattle, not thinking that their servants too had souls to be taken care of. Wo viel Geld oder viel Hoffart ist, da fängt das Bauen an, einer schöner als der andere, und wie früher die Ritter bauten, so bauten jetzt sie, und wie früher die Ritter sie plagten, so schonten sie jetzt weder Gesinde noch Vieh, wenn der Bauteufel über sie kam. |||||pride||||||||||||||||||||||||||||||spared||||servants|||||building devil||| Where there is much money and pride, people start building, one farmer vying with another, and just as the knights had used to build earlier, the peasant farmers were now building, and just as the knights had ill-used them in earlier times, now they were merciless to their servants and their cattle, once the craze for building came over them. Dieser Wandel war auch über dieses Haus gekommen, während der alte Reichtum geblieben war. This change of outlook had also come over this house, although the old wealth had remained.

Fast zweihundert Jahre waren verflossen, seit die Spinne im Loche gefangensaß, da war ein schlau und kräftig Weib hier Meister, sie war keine Lindauerin, aber doch glich sie Christine in vielen Stücken. ||||||||||was imprisoned||||||||||||||||||||| Almost two hundred years had passed since the spider had been made prisoner in the hole. At that time a cunning and overbearing woman was mistress here; she did not come from Lindau, but all the same resembled Christine in many respects. Sie war auch aus der Fremde, der Hoffart, dem Hochmute ergeben, und hatte einen einzigen Sohn; der Mann war unter ihrer Meisterschaft gestorben. |||||||||pride||||||||||||| She too came from a distant part and was addicted to vanity and pride, and she had an only son; her husband had died through her domineering spirit. Dieser Sohn war ein schöner Bube, hatte ein gutes Gemüt und war freundlich mit Mensch und Vieh; sie hatte ihn auch gar lieb, aber sie ließ es ihn nicht merken. This son was a handsome fellow, good-natured and friendly to man and beast; she in her turn was very fond of him, but she did not let him notice it. Sie meisterte ihn jeden Schritt und Tritt, und keiner war ihr recht, den sie ihm nicht erlaubt, und längst war er erwachsen und durfte nicht zur Kameradschaft und an keine Kilbi ohne der Mutter Begleit. |mastered|||||||||||||||||||||||||camaraderie||||fair|||| She domineered over him at every step he took, and none of his friends would be tolerated by her unless she had first given her approval, and he had long been grown up, but still was not allowed to go with the village youth or to go to a local fair without his mother’s company. Als sie ihn endlich alt genug glaubte, gab sie ihm ein Weib aus ihrer Verwandtschaft, eins nach ihrem Sinn. When at last she thought he was old enough, she gave him as a wife one of her relations, a woman after her own heart. Jetzt hatte er zwei Meister statt nur einen, und beide waren gleich hoffärtig und hochmütig, und weil sie es waren, so sollte auch Christen es sein, und wenn er freundlich war und demütig, wie es ihm so wohl anstund, so erfuhr er, wer Meister war. ||||||||||||||||||||||||||||||||humble||||||befitted|||||| Now he had two masters instead of only one, and both were equally proud and arrogant, and because they were like this, they wanted Christen to be like this too, and whenever he was friendly and humble, as suited him so well, he soon learnt who was master.

Schon lange war das alte Haus ihnen ein Dorn im Auge, und sie schämten sich seiner, da die Nachbaren neue Häuser hatten und doch kaum so reich als sie waren. For a long time the old house had been a thorn in their eyes and they were ashamed of it, since the neighbors had new houses although they were scarcely as rich as they were. Die Sage von der Spinne und was die Großmutter gesagt, war damals noch in jedermanns Gedächtnis, sonst wäre das alte Haus längst schon eingerissen worden, aber alle wehrten es ihnen. The legend of the spider and what the grandmother had said was at that time still in everyone’s memory, otherwise the old house would have been torn down long ago, but everybody resisted the two women in this. Sie nahmen aber dieses Wehren immer mehr für Neid, der ihnen kein neues Haus gönne. The latter, however, came more and more to interpret this resistance as envy which begrudged them a new house. Zudem ward es ihnen immer unheimeliger im alten Hause. |||||more unsettling||| In addition, they came to feel more and more uneasy in the old house. Wenn sie hier am Tische saßen, so war es ihnen, entweder als schnurre hinter ihnen behaglich die Katze, oder als ginge leise das Loch auf, und die Spinne ziele nach ihrem Nacken. Whenever they sat at the table here, they felt either as if the cat were purring complacently behind them or else as if the hole were gradually opening and the spider taking aim at their necks. Ihnen fehlte der Sinn, der das Loch vermachte, darum fürchteten sie sich immer mehr, das Loch möchte sich öffnen. |||||||made||||||||||| They lacked the faithful spirit which had closed up the hole, and therefore they were more and more afraid that the hole might open. Darum fanden sie einen guten Grund, ein neues Haus zu bauen, in dem sie die Spinne nicht zu fürchten hätten, wie sie meinten. Consequently they thought they had found a good reason for building a new house, since in the new house they would not have to be afraid of the spider. Das alte wollten sie dem Gesinde überlassen, das ihrer Hoffart oft im Wege war, so wurden sie rätig. |||||servants|||||||||||| They wanted to hand over the old house to the servants, who often were an obstacle to their vanity; and in this way they came to their decision.

Christen tat es sehr ungerne, er wußte, was die alte Großmutter gesagt, und glaubte, daß der Familiensegen an das Familienhaus geknüpfet sei, und vor der Spinne fürchtete er sich nicht, und wenn er hier oben am Tische saß, so schien es ihm, er könne am andächtigsten beten. ||||||||||||||||family blessing||||knotted|||||||||||||||||||||||||most devout| Christen was very unwilling to do this; he knew what the old grandmother had said and believed that the family blessing was linked to the family house, and he was not afraid of the spider, and when he sat up here at the table, it seemed to him as if he could pray most reverently. Er sagte, wie er es meinte, aber seine Weiber hießen ihn schweigen, und weil er ihr Knecht war, so schwieg er auch, weinte aber oft bitterlich, wenn sie es nicht sahen. He said how he felt, but his womenfolk told him to be quiet, and because he was their servant, he did keep quiet, but he often wept bitterly when they were not there to see him.

Dort, oberhalb des Baumes, unter welchem wir gesessen, sollte ein Haus gebaut werden, wie keiner eins hätte in der ganzen Gegend. Up there, beyond the tree under which we were sitting, a house was to be built, a house the like of which nobody else in the district possessed.

In hoffärtiger Ungeduld, weil sie keinen Verstand vom Bauen hatten und nicht warten mochten, bis sie mit dem neuen Hause hochmütig tun konnten, plagten sie beim Bauen Gesinde und Vieh übel, schonten selbst die heiligen Feiertage nicht und gönnten ihnen auch des Nachts nicht Ruhe, und kein Nachbar war, der ihnen helfen konnte, daß sie zufrieden waren, dem sie nicht Böses nachgewünscht, wenn er nach unentgeltlicher Hülfe, wie man sie schon damals einander leistete, wieder heimging, um auch zu seiner Sache zu sehen. |haughty|||||||||||||||||||proud|||||||servants||||||||||||||||||||||||||||||||||wished after||||unpaid||||||||||||||||| In presumptuous impatience, because they knew nothing about building and could not wait to show off with their new house, they maltreated workmen and animals during the building process and did not even rest on holy feast-days and begrudged the workers their rest even at night; there was no neighbor with whom they were satisfied, however much help he might give them, no neighbor whom they did not wish ill when he went home to look after his own affairs after he had given them free assistance, as was the custom even at that time.

Als man aufrichtete und den ersten Zapfen in die Schwelle schlug, so rauchte es aus dem Loche herauf wie nasses Stroh, wenn man es anbrennen will; da schüttelten die Werkleute bedenklich die Köpfe und sagten es heimlich und laut, daß der neue Bau nicht alt werden werde, aber die Weiber lachten darüber und achteten des Zeichens sich nicht. ||||||||||||||||||||||||burn|||||||||||||||||||||||||||||||signs|| When they started building and drove the first peg into the threshold, smoke rose from the hole like damp straw when it is set alight; at that the workpeople shook their heads with misgiving and said, both secretly and aloud, that the new building would not become old; but the women laughed at this and took no notice of the sign that had been given. Als endlich das Haus erbauet war, zogen sie hinüber, richteten sich ein mit unerhörter Pracht und gaben als sogenannte Hausräuki eine Kilbi, die drei Tage lang dauerte und Kind und Kindeskinder noch davon erzählten im ganzen Emmental. ||||built|||||||||||||||housewarming||fair|||||||||||||||Emmental When finally the house had been built, they moved in and furnished the house with unheard-of luxury, and for a housewarming gave a party that lasted three days, so that children and grandchildren still talked about it throughout the whole Emmental.

Aber während allen dreien Tagen soll man im ganzen Hause ein seltsam Surren gehört haben wie das einer Katze, welcher es behaglich wird, weil man ihr den Balg streicht. |||three|||||||||humming|||||||||||||||fur| But it is said that all the three days long a strange humming could be heard in the whole house like the purring of a cat that is contented to have its fur stroked. Doch die Katze, von welcher es kam, konnte man trotz alles Suchens nicht finden; da ward manchem unheimlich, und trotz aller Herrlichkeit lief er mitten aus dem Feste. But they could not find the cat from which the purring came, for all they searched everywhere; then many a one felt ill at ease, and in spite of all the munificence he would slip off in the midst of the celebrations. Nur die Weiber hörten nichts oder achteten sich dessen nicht, mit dem neuen Hause meinten sie alles gewonnen. It was only the two women who heard nothing or else took notice of nothing; they thought that now the new house was there they had nothing to lose.

Ja, wer blind ist, sieht auch die Sonne nicht, und wer taub ist, hört auch den Donner nicht. Yes, a blind man does not even see the sun, nor does a deaf man hear thunder. Darum freuten die Weiber des neuen Hauses sich, wurden alle Tage hoffärtiger, dachten an die Spinne nicht, sondern führten im neuen Hause ein üppiges, arbeitsloses Leben mit Putzen und Essen, kein Mensch konnte es ihnen treffen, und an Gott dachten sie nicht. |||||||||||||||||||||||luxurious|unemployed||||||||||||||||| Consequently the women of the house were delighted, grew more presumptuous every day, did not think of the spider, but lived in the new house a luxurious, indolent life, dolling themselves up and overeating; there was nobody like them, they thought, and they did not think of God.

Im alten Hause blieb das Gesinde alleine, lebte, wie es wollte, und wenn Christen dasselbe auch unter seiner Aufsicht haben wollte, so duldeten die Weiber es nicht und schalten ihn, die Mutter aus Hochmut hauptsächlich, das Weib aus Eifersucht zumeist. ||||||||||||||||||||||tolerated|||||||||||pride|||||| The servants stayed on by themselves in the old house, living as they liked, and when Christen wanted to keep the old house under his surveillance, the women would not tolerate this and railed at him, the mother chiefly out of vanity, the wife mainly out of jealousy. Daher war drunten keine Ordnung und bald auch keine Gottesfurcht, und wo kein Meister ist, geht es so durchweg. |||||||||fear of God|||||||||throughout Consequently there was no order down there in the old house and soon no fear of God either, and where there is no master in control, that is what usually happens. Wenn kein Meister oben am Tische sitzt, kein Meister im Hause die Ohren spitzt, kein Meister draußen und drinnen die Zügel hält, so meint sich bald der der Größte, welcher am wüstesten tut, und der der Beste, welcher die ruchlosesten Reden führt. |||||||||||||pricks||||||||||||||||||most wild||||||||most wicked|| If there is no master sitting at the head of the table, no master listening alertly in the house, no master holding the reins both within and outside, then the fellow who behaves most wildly thinks he is the greatest and the man who talks most recklessly thinks he is the best.

So ging es zu im Hause drunten, und das sämtliche Gesinde glich bald einer Rudel Katzen, wenn sie am wüstesten tun. ||||||||||staff|||||||||most wild| That is how things went in the house down below, and all the servants soon resembled a pack of cats when they are at their wildest. Von Beten wußte man nichts mehr, hatte darum weder vor Gottes Willen noch vor seinen Gaben Respekt. Nobody knew anything more about praying, and therefore there was respect neither for God’s will nor God’s gifts. Wie die Hoffart der Meisterweiber keine Grenzen mehr kannte, so hatte der tierische Übermut des Gesindes keine Schranken mehr. ||vanity||master women|||||||||exuberance||servants||| Just as the arrogance of the two mistresses no longer knew any bounds, so the animal insolence of the servants knew no limits. Man schändete ungescheut das Brot, trieb das Habermus über den Tisch weg mit den Löffeln sich an die Köpfe, ja, verunreinigte viehisch die Speise, um boshaft den andern die Lust am Essen zu vertreiben. |dishonored|without restraint|||||oatmeal|||||||spoons|||||||||||maliciously|||||||| They audaciously spoiled the bread, they threw porridge over the table with spoons at each other’s heads and they even defiled the food in bestial manner in order maliciously to take away the others’ enjoyment of their food. Sie neckten die Nachbaren, quälten das Vieh, höhnten jeden Gottesdienst, leugneten alle höhere Gewalt und plagten auf alle Weise den Priester, der strafend zu ihnen geredet hatte; kurz, sie hatten keine Furcht mehr vor Gott und Menschen und taten alle Tage wüster. |teased|||||||||||||||||||||reproving||||||||||||||||||| They provoked the neighbors, tormented the cattle, jeered at all divine worship, denied all higher authority and abused in all manner of ways the priest who had spoken to them admonishingly; in short, they no longer had any fear of God or man and behaved more wildly every day. Das wüsteste Leben führten Knechte und Mägde, und doch plagten sie einander wie nur möglich, und als die Knechte nicht mehr wußten, wie sie auf neue Art die Mägde quälen konnten, da fiel es einem ein, mit der Spinne im Loche die Mägde zu schrecken oder zahm zu machen. |most tumultuous||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||| The farm-hands and the maids lived most dissolutely, and yet they tormented one another wherever possible, and when the farm-hands could not think of any new way of tormenting the maids, one of them had the idea of terrifying or taming the maids with the threat of the spider in the bole. Er schmiß Löffel voll Habermus oder Milch an den Zapfen und schrie, die drinnen werde wohl hungrig sein, weil sie so viel hundert Jahre nichts gehabt. ||||porridge||||||||||||||||||||| He slung spoonfuls of porridge or milk up against the peg and shouted out that the spider inside must be hungry as it had had nothing to eat for so many centuries. Da schrien die Mägde gräßlich auf und versprachen alles, was sie konnten, und selbst den andern Knechten graute es. At that the maids shrieked aloud and promised everything that they could, and even the other farm-hands felt a shudder of horror.

Da das Spiel sich ungestraft wiederholte, so wirkte es nicht mehr, die Mägde schrien nicht mehr, versprachen nichts mehr, und die andern Knechte begannen es auch zu treiben. As the game was repeated without any punishment ensuing, it lost its effect; the maids no longer cried out or made any promises, and the other farm-hands also began the same game. Nun fing der an, mit dem Messer gegen das Loch zu fahren, mit den gräßlichsten Flüchen sich zu vermessen, er mache den Zapfen los und wolle sehen, was drinnen sei, und sie müßten einmal auch was Neues sehn. ||||||||||||||||||measure||||||||||||||||||| Now this particular fellow began to go at the hole with his knife, swearing the most horrible oaths that he would loosen the peg and see what was inside, for it was time they had something new to see. Das weckte neues Entsetzen, und der Bursche, der das tat, ward allen Meister und konnte zwingen, was er wollte, besonders bei den Mägden. This aroused new horror, and the fellow who did this was master of them all and could compel them, especially the maids, to do whatever he wanted.